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Neu April 2008 - Update Nov. 2023   -  ENGLISH version (NEW)



Mein Tribut für die Besten....

Ruffian

RUFFIAN

RUFFIAN war eine muskulöse, große, nahezu schwarze, hoffnungsvolle Vollblutstute. Sie gewann jedes ihrer 10 Rennen, im Durchschnitt mit 8 1/2 Längen, deklassierte und brach das Herz ihrer Konkurrentinnen, brach oder egalisierte bei jedem Start den Bahnrekord. Sie lag auf jedem Rennen immer vorn und stob der Konkurrenz einfach davon, und es sah auch noch unglaublich leicht aus. Viele die sie rennen sahen, sind auch heute noch überzeugt, dass sie das schnellste Pferd in der Geschichte des Rennsports war. Ganz sicher war sie die Vollblutstute des Jahrhunderts -- Bis zu jenem tragischen, letzten Rennen am 6. Juli 1975, dem Duell gegen den Kentucky Derby Sieger Hengst FOOLISH PLEASURE, betitelt als "Great Match", "Race of the Champions" oder gar "Battle of the Sexes". Noch auf der Gegengeraden, nach nur 600 Metern (3 Furlongs), eine halbe Länge in Führung liegend, brach sie sich das rechte Vorderbein. Sie blieb auf den Beinen und ihr Jockey kämpfte um die Stute zum Stehen zu bringen. Nach stundenlanger Not-OP wurde sie nach dem Aufwachen aus der Narkose panisch und brach den Gips, und das andere, gesunde Vorderbein. Die ganze amerikanische Nation trauerte. RUFFIAN war nur drei Jahre alt. 
Nein, es war nicht Pearl Habour 1941, nicht Dallas der 22. November 1963, auch nicht 9/11, aber viele Amerikaner können sich noch heute erinnern, was sie taten oder wo sie waren, als sie die Nachricht im Radio hörten, dass RUFFIAN eingeschläfert worden war. 
Es war die tiefste, traurigste Stunde des Pferderennsports.

Her story is told in this song and video by Gerry Lukacik :


"...And she showed the whole world that Girls can be ruffians too..!"

more for Ruffian: http://www.spiletta.com/UTHOF/ruffian.html
more videos of all her races: Ruffian videos at YouTube
Ruffian (Film von 2007), sehr schön, aber auch traurig, mit all ihren Rennen in Originalaufnahmen

RUFFIAN vs. SECRETARIAT

Dass sie nicht nur die schnellste aller Stuten war, sondern womöglich schneller gewesen wäre als SECRETARIAT, gab auch dessen Trainer als Möglichkeit zu -- "BIG RED", dem Wunderpferd, dessen Triple-Crown-Sieg im Belmont Stakes 1973 über 1 1/2 Meilen mit 31 Längen Vorsprung auf den Zweiten den noch heute stehenden Rekord von 2:24,0 (das sind 60,3 km/h Durchschnittstempo) einhämmerte..!

Aber es gab einen großen, wichtigen Unterschied zwischen den beiden: SECRETARIAT war ein Steher. Er, der als Fohlen eher tolpatschig und langsam war, musste auf seinen ersten Rennen erstmal lernen, schnell aus der Startbox zu kommen und zu beschleunigen. War er am Laufen, war er dank seiner Athletik und Ausdauer schier unbesiegbar. Auf den Belmont Stakes war das deutlich zu sehen, seine Viertelmeilen-Zwischenzeiten wurden kaum langsamer: 23,6 - 22,6 - 23,6 - 24,4 - 24,8 - 25. Aber selbst die Ausdauer dieser "gewaltigen Maschine" war nicht unermüdlich. Er war schließlich doch ein Pferd von dieser Welt. Andere gewannen noch nach ihm die Triple Crown (wer kennt noch SEATTLE SLEW?). Vermutlich hatte sich sein Rivale SHAM beim Rennen verletzt und war deswegen auf dem letzten Drittel so eingebrochen.
RUFFIAN dagegen, mit 510,3 kg gewichtsmäßig nur wenig leichter als SECRETARIAT (524 kg) und deutlich schwerer als ihr Match-Race-Rivale FOOLISH PLEASURE mit 481,3 kg hatte eine mit Secretariat vergleichbare Figur und war noch ein Inch größer, aber eine Sprinterin. Sie kam schnell aus der Startbox und schüchterte ihre (meist schon körperlich viel schwächeren) Gegnerinnen dadurch ein, dass sie sofort an die Spitze ging und losfegte. Sie lief immer vorn und war gewöhnt, jedes andere Pferd abzuhängen.

Der zweite Unterschied ist, dass sie auf Beinen dünn wie Streichhölzer lief. Mit ihrer, auf kurzen Rennen auf Sprint trainierten Muskulatur war sie gebäudemäßig ein Disaster waiting to happen. Die gesundheitlichen Schwächen ihrer Zuchtrichtung waren bekannt, und ihrem Trainer, Frank Whiteley, sicherlich bewusst. Er setzte sie, wie man anerkennen muss, vorsichtig ein, und nur gegen Stuten. Bis auf HOT N NASTY und vielleicht COPERNICA hatte sie niemals echte Konkurrenz. Deshalb brauchte ihr Jockey Jacinto Vásquez auch nur bei einem Rennen die Gerte. Ihre phänomenale Performance brachte ihn natürlich unter Druck, sie auch gegen Hengste laufen zu lassen, was er, Whiteley, ihr erst mit 4 zumuten wollte.

Von ihren 10 Rennen war sie erst zweimal länger als 1 Meile gelaufen. Ihr einziges Rennen über 1 1/2 Meilen lief sie am 21.06.75, kaum mehr als zwei Wochen vor dem Match Race. Sie gewann in 2:27,8 (und damit die Filly Triple Crown), und blieb damit 3,8 Sekunden langsamer als Secretariat zwei Jahre zuvor in Belmont. Nicht weil sie nicht schneller konnte, sondern weil sie nicht schneller laufen brauchte um zu siegen. Sie war jedenfalls taktisch klug geritten worden, und die Basis, auch längere Distanzen zu laufen, war da.
SECRETARIAT lief zwei Saisons auf der Rennbahn, also nicht wesentlich länger als RUFFIAN, davon aber zwölf Rennen länger als 1 Meile. Danach wurde er in die Zucht verkauft, aber er hätte die gesundheitliche Substanz gehabt, um länger zu laufen. Er hätte es den guten jüngeren Hengsten, die nach ihm kamen, sehr schwer oder fast unmöglich gemacht zu siegen. RUFFIAN dagegen hätte auf Ausdauer trainiert werden müssen, in der vagen Hoffnung, ihr Fundament stärker zu machen. Das Match Race kam demzufolge zu früh für sie, und mit zu geringer Ruhepause zu ihrem letzten, längstem Rennen.

FOOLISH PLEASURE hatte sein letztes Rennen vor dem Match Race, sein sechstes über mehr als eine Meile, einen Monat vorher gelaufen, also mit ausreichender Pause. Es war Belmont Stakes, das er knapp gegen AVATAR in 2:28,2 verlor (und damit die Triple-Crown). D.h. er war langsamer als RUFFIAN gelaufen, obwohl er sicher alles gegeben hatte um zu gewinnen. Während RUFFIAN bis auf das Finish, in ihrem Renen nicht auf Geschwindigkeit geritten worden war, sondern um die Distanz durchzustehen. So durfte FOOLISH's Jockey Baeza wohl annehmen, dass taktisches Reiten im Match Race für ihn nichts bringen würde, zumal die vereinbarte Distanz nur 1 1/4 Meilen war. Es kam also zu einem schrecklichen, entsetzlich langen Sprint, und RUFFIAN lief im fatalen Selbstvertrauen noch nie einen verloren zu haben. 

Die erste Viertelmeile wurde tatsächlch in sehr schnellen 22,2 gelaufen, obwohl sich RUFFIAN in der Startbox hart an der linken Schulter angeschlagen hatte, weshalb Foolish auf den ersten Metern tatsächlich die Nase vorn hatte. Und wahrscheinlich war genau dies der Grund für ihren Fehltritt beim Galoppwechsel. Es waren jedenfalls bestimmt nicht die von der Bahn auffliegenden Tauben gewesen, die hatte sie sicher schon oft gesehen, und sie wirkten nur durch die Perspektive des Teleobjektivs so nah. Bei dem Tempo hätte sie sicher nicht mal vor einem Löwen auf der Bahn gescheut. Nein, sie hetzte sich, angetrieben von Foolish Pleasure, dem ersten wirklichen Konkurrenten, buchstäblich selbst zu Tode, und ihr Jockey konnte nichts dagegen tun als sie laufen zu lassen. Ihr Trainer (oder die Besitzer) hätten etwas tun können. Eine längere Distanz z.B. - wenn sie entsprechend vorher gewusst haben könnten(!), dass RUFFIAN die 1 1/2 Meilen gut schafft, bzw. besser als Foolish. Eine lange Distanz hätte man taktisch, "ruhig" angehen ssen und das Finish dann vielleicht auf den letzten beiden Furlongs herausreiten können. Nur wären dabei Foolish's Aussichten auf Sieg minimal gewesen, deshalb hätten sich seine Besitzer/Trainer kaum darauf eingelassen. Besser noch, das Match-Race ganz abzulehnen, zu verschieben, vielleicht eine Verletzung vorzutäuschen, der Stute einfach mehr Zeit zu lassen und sie auf Ausdauer zu trainieren. Falls dies mit ihren streichholzdünnen Beinchen überhaupt machbar gewesen wäre...

Ruffian Sticker 1975

DAS GESCHÄFT PFERDERENNEN

Es hat nicht sollen sein..! Und wir Menschen sind so beschaffen, dass wir Heldengeschichten und auch vierbeinige Helden lieben, und Rennpferdegeschichten gehören zu den besten. Aber dahinter steckt ein Geschäft, das viele Leute beschäftigt, in dem aber kaum einer reich wird, auch nicht Eigentümer und Trainer, nicht einmal die Tierärzte. Tausende Rennpferde mussten mit Verletzungen Rennen laufen, viele davon mit Medikamenten "normalisiert", was ein unglaublicher, himmelschreiender Skandal ist (und mir persönlich genügt um auf keine Rennbahn zu gehen oder zu wetten). Viele sterben mit Verletzungen, aber die allermeisten im Hintergrund und nur ganz wenige so spektakulär und vor laufenden Cameras wie RUFFIAN - oder EIGHT BELLES (am 3. Mai 2008 im Kentucky Derby 200 Meter nach ihrem Zieleinlauf als Zweitplazierte).

An solch traurigen Tagen wird es für alle deutlich: Pferderennen ist ein Geschäft, mit Pferden und auf deren Kosten. Wäre es ein Sport, wie seine Fans es erklären und gerne hätten, wären wissenschaftliche Trainingsmethoden, wie in menschlichen Athletikdiszpiplinen üblich, erfolgversprechend, lukrativ und würden deshalb angewendet. In welchen athletischen Diszplinen haben Rekorde 50 Jahre Bestand gehabt? Und anders als beim Menschen, kann man die Tiere ja sogar noch auf Leistungsvermögen züchten, genau wie auf schnelles Wachstum, Fettansatz und zusätzliche Rippen für Steaks. Und die meisten Züchter behaupten genau dies im Sinn zu haben. Aber mit welchen Ergebnissen, wo ist der Beweis? Auf der Rennbahn wären sie doch kinderleicht zu messen. Training und Zucht, wo seid Ihr??

Rennen für Zweijährige sind eins der Grundübel. Und zwar hauptsächlich, weil man Babies rennen lässt, sie deshalb kurz sein müssen, und die Pferde hier etwas falsches lernen, nämlich zu sprinten. Geschwindigkeit ist aber das einfachste, was man einem Pferd beibringen kann, und das gefährlichste! Babies lieben Geschwindigkeit! Man kann aber die Sprints nicht beliebig verlängern, obwohl nach dieser Methodik hauptsächlich trainiert wird, was ein weiteres Hauptübel ist. Müde Pferde auf dem letzten Viertel der Distanz sind am gefährdetsten. Wenn die Muskeln ermüden, bleiben allein Sehnen und Bänder um die Stöße bei 60 km/h abzufedern.
Die bestdotierten Rennen sollten für 5-Jährige und ältere Pferde sein!
Ich weiß, es sind nicht alle gleich. Bestimmt haben die allermeisten Trainer auch im Galopprennsport nur das Beste für die ihnen anvertrauten Tiere im Sinn. Auch von Frank Whiteley nehme ich das an. Möge er im Himmel dabei zusehen, wie Secretariat und Ruffian auf der Weide spielerisch erproben, wer von ihnen beiden schneller ist. Mehr als in der Vergangenheit, werden heute viele Rennpferde auch ganz normal im Gelände geritten und dabei fit gemacht.

Wir müssen alle unsere Pferde zu Stehern machen, nicht zu Sprintern, damit sie lange gesund bleiben...

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