taunusreiter TAUNUSREITER
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Ostern 2015

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Der Usatal-Radweg

Radwegeplanung wie man sie nicht machen sollte, oder: Was nichts taugt, ist immer noch als schlechtes Beispiel gut...

Zwischen Usingen und Ober-Mörlen wurde auf Initiative des ADFC auf Steuerzahlerkosten für einen hohen sechsstelligen Betrag im Jahr 2009 ein Radweg "gebaut". In Anführungsstrichen, denn die Wege waren vorher alle schon vorhanden. Nur teilweise nicht besonders gut zum radfahren geeignet, zumindest wenn man auf die Idee gekommen wäre hier mit normalen Tourenbikes zu fahren. *)

Besser sagen wir also, es wurden vorhandene Wege befestigt. Zum Teil mit Asphalt, entsprechend der Politik des ADFC möglichst alle Radwege asphaltieren zu wollen, egal was andere Nutzer dazu sagen. Das klappte hier gleich in mehreren Abschnitten nicht: An der Schlappmühle wegen Wasserschutzgebiet, und bei Langenhain wegen berechtigten Einsprüchen des Waldbesitzers und Bedenken wegen der Holzabfuhr.

Dazu ein Hinweis: Im Taunusgebiet ist es üblich, feste Fahrwege im Wald nicht zu asphaltieren sondern als wassergebundene Decke zu bauen, d.h. mit einer Grobschotterschicht für die Tragfähigkeit (Holztransport LKW bis 40t) und Feinkies und Staub als obere Deckschicht. Diese obere Deckschicht wird gewalzt und vom Regen eingewaschen, und ergibt dann eine dauerhafte Oberfläche auf der sich normalerweise keinerlei Reifenspuren abzeichnen, und die fast so fest wie Beton ist. Auf diesen Fahrwegen kann man sehr gut radfahren, aber auch zu Fuß gehen oder reiten. Lediglich für Rennradfahrer mit sehr schmalen (Renn-) Reifen (20-23mm) sind diese Wege nicht so gut geeignet. Schon mit 25-28mm Reifen ist man hier schneller als mit Mountainbikes. Man fährt allerdings ja meist zur Erholung, also sollte Geschwindigkeit nicht das entscheidende Kriterium sein, sondern eher das Naturerlebnis. Auch bei anhaltender Nässe macht man eher selten Radausflüge. Ein gut gehaltener Feinkiesweg ist bei "normalen" Geschwindigkeiten nicht unbequemer zu fahren als ein Asphaltweg, und bei Glätte oder Laubfall längst nicht so rutschig und gefährlich.

Hiermit kommen wir zum nächsten Punkt: Weil keine neuen Wege gebaut wurden, sondern vorhandene, teils sehr hügelig und steil durchs Gelände und alten Laubwald verlaufend einfach überaspaltiert wurden, ist der Weg insbesondere in den Gefällstrecken an der Hessenmühle teils lebensgefährlich (ein Sturz, und man fällt 40m tief am Hang runter). Weil der Weg zudem ohne Unterbau asphaltiert wurde, können LKW's ihn nicht befahren ohne ihn zu beschädigen, also auch kein Laub kehren. (Dass diese regelmäßige Pflege zur Erhaltung der Sicherheit bei einem Asphaltweg unbedingt erforderlich ist, im Gegensatz zu einem Feinkiesweg, verschweigt der ADFC in seiner gern und ständig wiederholten Argumentation "Pro Asphalt")

Ein anderes (oder: überhaupt ein) Radwegekonzept

Würde der ADFC die Interessen der Radfahrer wirklich konsequent verfolgen wollen, wäre sein Vorschlag ein ganz anderer gewesen:
Statt den Radweg irgendwo im Wald an den Hang zu quetschen: Ein straßenbegleitender Radweg (natürlich asphaltiert) baulich abgesetzt neben der B275. Straßenbegleitende Radwege kann man als Verkehrskonzept großflächig in Holland oder Dänemark realisiert sehen, hierzulande scheint der ADFC die Umsetzung zu verhindern. Dieser wäre hier ohne weiteres zu realisieren, da die Bundesstraße im Usatal unnötig breit ausgebaut und Kfz-Fahrer lediglich zu überhöhtem Tempo reizt, und für den Fernverkehr ("Autobahnmautsparer") noch falsche Anreize setzt. Die zur Straße gehörenden Flurstücke sind aber noch größer. Auch weiter Richtung Merzhausen, Riedelbach und Esch wäre ein straßenbegleitender Radweg die wesentlich bessere Lösung, als der jetzige R6 "Fernradweg" mit seinen viel zu starken Steigungen, unnötigen verlorenen Höhen und falsch gelegenen Paßübergängen, die sich offenkundig jemand auf der Karte ausgedacht hat der dort nie radgefahren ist. Davon abgesehen dass die Wegbefestigungen stellenweise miserabel sind oder teils sogar an Anstiegen fehlen! Ein einziges einsames Stück Radweg mit Anschlüssen nach nirgends, auf den Höhen im Wald bei Bermbach, macht das Ganze nicht brauchbarer. Da braucht man sich nicht zu wundern wenn hier fast niemand Rad fährt --
außer Rennradfahrern mit ausgesprochener Kämpfermentalität gegen die hiesige "Radfahrer weg von unseren Straßen!"-Autofahrer-Haltung.
Vom Aufwand her, ist bei der Planung und Realisierung eines solchen Konzepts natürlich "mehr" erforderlich, wie etwas Asphalt auf vorhandene Waldwege zu gießen und hinterher Jubelartikel für die Lokalpresse zu schreiben... Nämlich unter anderem ein Planungskonzept, aber auch Landerwerb an Engstellen und komplette Neutrassierungen (also wirklicher Wegeneubau), damit nicht, wie hier, alles bei jämmerlichen Stückwerk bleibt, und alle 2-3km wieder eine andere Art Weg befahren werden muss. Das ist dann zwar "abenteuerlich", aber diese Art von Erlebnissen hinterlassen bezüglich der Radwegeplanungen wirklich keinen guten Eindruck. Und letztlich zeigen sie, an welcher Stelle bei uns die Radfahrer kommen: An vorletzter!

Fazit: Auch aus Radfahrersicht kann man die Idee des "Usatal-Radweges" mehr als 5 Jahre nach seiner Umsetzung als komplett gescheitert ansehen. Wegen Ungeeignetheit aufgrund verfehlter Planung sieht man hier auch fast keine Radfahrer fahren (im Unterschied zum Weiltalradweg oder Lahntreidelpfad)

Bild: Der asphaltierte Weg als Fremdkörper im Wald (Von Waldbesitzern und Waldbesuchern auch so wahrgenommen!) und zudem noch Behinderung ordnungsgemäßer Holzwirtschaft. Wenn da ein Fost-LKW drüberfährt ist er sofort kaputt. Links geht es 40m steil hinunter. Die Höhen schwanken ständig

Usatalweg Asphalt
Hier noch neu und deshalb mit wenig Laub. Die gefährliche Glätte der Decke ist aber schon im Foto erkennbar. Halbe Breite hätte ausgereicht für die Asphalt-Fans des ADFC, wenn denn der Steuerzahler soviel Geld für deren privaten Spleen übrig hat. Andere Hälfte wassergebundene Decke wie hier am linken Rand als oberster Belag sichtbar!

So sah der Weg früher aus, da haben die Bergauf/Bergabs nicht gestört. Dies war die einzige nasse Stück, hier wurde unter dem Weg ein Drainagerohr verlegt. Das kann man natürlich auch bei unbefestigten Wegen machen und ist kostengünstiger als gleich den ganzen Weg kilometerlang zu asphaltieren. Es gibt Gebiete, da macht man sich diese Mühe, Hessen gehört leider nicht dazu.
Usatalweg früher

Aus Sicht der Reiter

Kommen wir zum Abschluss zu denen, deren Belange noch hinter den Radfahrern stehen. Der rechtsseitige Usatalweg zwischen Pfaffenwiesbacher Brücke und Ziegenberg war als unbefestigter Forstweg seit alters her wichtiger Mittel- und Fernverbindungsweg für Reiter, auf der Achse zwischen Ober-Mörlen und Neu-Anspach. Diesen Weg benutzten in den 1980'er und 1990'er Jahren mehrfach Distanzritte : Wiesentaldistanz bei Butzbach, Spätlesetrophy Fulda-Schloß Johannisberg (220km) mit Tagesstrecke von Hungen durchs Usatal, über die Wintermühle und zum RFV Heftrich.
Seit der Durchasphaltierung kann hier nur noch Schritt geritten werden, besonders schmerzhaft auf dem 3km langen Stück zwischen Schlappmühle und Herrenmühle. Früher konnte man die Strecke durchtraben oder galoppieren, und nahm lange Anritte für dies traumhaft schöne Wegstück, auf dem ich in 20 Jahren (1988-2008) keinen einzigen Fußgänger oder Radfahrer antraf. Jetzt ist derselbe Weg wegen der Glätte des Asphalts und der ständigen Laubschicht darauf nicht bloß für Radfahrer die ihr Rad fahren anstatt schieben, sondern auch für Reiter selbst im Schrittempo(!) rutschig und gefährlich! Es sei denn man beschlägt mit Stollen oder Stiften, was zur Erhaltung der Wege (und Schonung der Pferdebeine auf besser geeignterem Geläuf) besser unterbliebe. Trotzdem trifft man auf dem "Radweg" mehr Reiter wie Radfahrer an, z.B. vom neuen Reitbetrieb Baudenberghof an der früheren Usinger Abdeckerei. Aufgrund der lokalen Gegebenheiten sind außer der Bundesstraße keine Wege zum Ausweichen vorhanden.
Hätte man das Asphaltband bloss 50cm schmaler gemacht, wäre ein genügender Randstreifen zum reiten verblieben - wir Reiter sind ja anspruchslos - und Radfahrer hätten sich immer noch problemlos begegnen können. Dass dies auch auf nur 1,20-1,50m breiten Asphaltspuren möglich ist, kann man am Lahnradweg zwischen Weilburg und Aumenau (mit wirklich viel Radfahrverkehr) und anderen Stellen sehen. Auch davon hatten die Planer wohl keine Ahnung.
Fazit: Für die Kopfgeburt einiger ADFC-Planer wurden auf Steuerzahlerkosten Hunderttausende Euro ausgegeben. Die selbst denen für die sie bestimmt waren, keinen Nutzen bringen. Und allen anderen den Zugang erschwert, versperrt oder gefährlich macht!

Vom Neubau der "Wernborner Brücke" ist hier ausdrücklich nicht die Rede. Diese ist nützlich, war aber für Reiter (nicht aber für die anderen Nutzer) zur Not verzichtbar. In den letzten Jahren vor 2009 (Baufälligkeit der alten Brücken) hatte man sich eingerichtet die Usa in einer Art Reiterfurt zu überqueren.

Nachsatz: Nein, wir wollen keine neuen Wege, wir Reiter.
Wir wollen dass die alten erhalten bleiben! Für uns braucht kein Steuerzahler auch bloß einen Cent zu bezahlen..!

Anmerkungen:
*) ..was man aber auch heute nicht durchgängig kann (=befahren mit normalen Tourenrädern)



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Anderswo gibt es kein ADFC, da wollen sie auch keinen Asphalt : Radrennen auf Feinkieswegen in Italien



Auswirkungen des Baus der Nordostumgehung Usingen

Für die Reiter

Im übrigen werden durch den Bau der Nordost-Umgehung Usingen (B275/456 neu) demnächst viele schöne bereitbare Wege im Gebiet Röllbachtal/ Frühere Seemühle wegfallen. Es wird bloß eine einzige Überquerungsmöglichkeit geben.

Für alle Naturfreunde

Der Jahrhunderte alte Fahrweg/ Altstraße nach Butzbach über Wernborn (zugleich Wanderweg des Taunusklubs Nr. 79, Bad Homburg-Butzbach, 45km, Markierung "Schwarzer Balken") wird ebenfalls dichtgemacht. Und wer in den östlichen und nördlichen Usinger Wohngebieten gewohnheitsmäßig mit dem Hund aufs Feld Gassi geht, wird dann wohl bald feststellen dass er "eingesperrt" ist...
Status: Planfeststellungsverfahren läuft (=betroffene Bürger können Einwände erheben); Stand Jan. 2015, Karte von Hessen Mobil)

Für die Radfahrer

Für die Radfahrer ist hier von Interesse, ob die Belange einer sicheren Verkehrswegeführung beim Neubau schon im Planungsansatz berücksichtigt sind, denn spätere kostenträchtige Nachbesserungen sind leider nicht zu erwarten. Als Musterbeispiel einer Verkehrswegeplanung die die Radfahrer völlig unberücksichtigt lässt und ignoriert, sei die Umgehung Idstein (B275) genannt. Zu erwarten wäre hier eine getrennte Radwegeführung an allen fünf Kreuzungspunkten (bzw Kreiseln).

Link: Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Usinger Landschaft e.V. mit anderer Planungsempfehlung

Usingen Ostumgehung neu (Grösser klicken)