Erfahrene Pferdeleute wissen dass viele, wenn
nicht die meisten Erkrankungen des Bewegungsapparats und des
Hufs ihre Ursache in zu langer oder zu schneller Belastung auf
hartem Boden haben. Der trockene Steppenboden, über den zu
laufen das Pferd von Natur konstruiert ist, federt bei Belastung
durch den Huf weit stärker als künstliche Untergründe wie
Schotter und Asphalt, besonders wenn noch das Gewichts von
Reiter und Sattel dazukommt. Schon im 19. Jh., als man noch gar
keine Schwingungen messen konnte, kannte man den Begriff der
"Rückdröhnung" von harten Untergründen und "Pflasterlahmheit"
war eine bekannte und gefürchtete Krankheit von Kutschpferden im
städtischen Raum. Schotterböden mit losem Belag sind besonders
gefährlich, weil die Gelenke durch unnatürliche Verdrehungen
hier besonders beansprucht sind. Eine Tatsache die jeder
Fußwanderer im wahrsten Wortsinne nachfühlen kann. Damit ist
natürlich nicht gemeint dass tiefer Boden und grundlose
Matschwege grundsätzlich besser wären, oder man seinen Weg mit
der Machete suchen muß, wenn irgendwo ein Weg mit künstlicher
Oberfläche auftaucht. Denn die Kieswege und wassergebundenen
Wege mit feinem Belag sind (wenn der Hufschutz stimmt) gar nicht
mal übel. Jedoch dürfen sie nicht so benutzt werden, daß
bleibend sichtbare Spuren zurückbleiben, weil Anlage und
Reparatur dieser Wege aufwendig und teuer ist, und Reitschäden
den Verursachern angelastet werden müssen.
Für Geländereiter, besonders Distanz- und Wanderreiter, ist es
wichtig um diese Tatsachen zu wissen. Auf Distanzritten mit
gutem Geläuf sind die Ausfallzahlen wegen Lahmheit signifikant
geringer als mit schlechtem, und Pferde die sehr häufig und in
hohem Tempo auf hartem Geläuf eingesetzt werden, weniger lange
gesund bleiben und häufig ersetzt werden müssen. Echte
Pferdefreunde meiden daher diese Art von Wettbewerben ganz.
Schon Steinbrecht, der größte Deutsche Reitmeister,
verlangte dass ein vernünftiger Reiter stets das bestmögliche
Geläuf zu suchen habe.
Deshalb wird kein echter Reiter einen Wanderritt durch Gegenden
machen, wo alle Wege geschottert oder asphaltiert sind, oder man
keine anderen benutzen darf. Es gibt eine Grenze was noch
toleriert werden kann, und Regionen wo heute schon 75% und mehr
der Wege geschottert oder asphaltiert sind sollten vom
Wanderreiten ausgeschlossen sein. Wer hier länger reitet als 2-3
Std. täglich im Schritt, verschleißt die Gesundheit seines
Pferdes über kurz oder lang, und wer das nicht glaubt soll
verdammtnochmal absteigen und eine Tagesetappe
nebenherlaufen!
Organisatoren von Wanderritten und Vereinigungen die das
Wanderreiten und den Reittourismus fördern wollen sollten das
genau wissen. Die schönen bereitbaren Wege sind das
wichtigste Kapital, das nicht verloren gehen darf! Es
würde nichts mehr nützen wenn das fehlt, aber die Quartiere noch
so schön, komfortabel oder günstig sind. Das sind zwar nicht zu
verachtende Dinge aber doch nur Beiwerk. Wichtiger ist das
Landschaftserlebnis, und das gute Gefühl dem Partner Pferd nicht
wehgetan zu haben. Landschaftserlebnis, und weiche Wege hängen
jedoch zusammen. Wo weiche Wege hinführen, kommt nur der
Fußgänger oder Reiter hin. Auf harten Wegen zu reiten ist
eigentlich unsinnig weil man da schneller und besser mit dem
Auto oder Moped hinkäme. Ein solcher Wanderritt wäre letztlich
auch für den Reiter eine Enttäuschung, nach dem Motto "Einmal
und nie wieder", oder "das nächste Mal fahren wir zum
Wanderreiten in die Ukraine". Das tun zwar schon viele, aber
damit wäre dem Wanderreiten in Deutschland nicht gedient.
Da wir aber auch in den Regionen Deutschlands, in denen
Wanderreiten noch möglich ist, mit bis zu 50% befestigten Wegen
rechnen müssen (und wir viele von denen, zumindest mit weichem
Kiesbelag, traben können um besser vorwärtszukommen) muß ein
Hufschutz her der dieser Tatsache Rechnung trägt. Das kann sein
(in der Reihenfolge des Gleitschutzes) Kunststoffbeschlag,
glatter Eisenbeschlag, Profileisen (Vaure-Eisen), Eisenbeschlag
mit Vidiastiften, Alubeschlag mit Griffen, oder (für alpines
Gelände und Spezialfälle) Eisen mit Schraubstollen. Der
benötigte Beschlag sollte mit dem Einsatzzweck und -dauer, dem
Pferde-Individuum sowie dem vorgesehenen Reittempo so genau wie
möglich abgestimmt sein. Je weniger schöne Wege es gibt desto
eher wird man auf ihnen Schritt reiten, um das seltene Erlebnis
zu verlängern. Man wird da bummeln, wo es schön ist, und
versucht die unerfreulichen Abschnitte zügig, und so
pferdeschonend wie möglich hinter sich zu bringen! Wer längere
Abschnitte unterwegs ist, der wird nicht umhinkommen,
problematische Abschnitte zu durchqueren, wo ein Reiter
angeguckt wird wie ein Mann vom Mond: Lücken zwischen
Großsiedlungen, Gewerbe- und Industriegebieten ("Industrieparks"
wie es auf Neudeutsch so schön heißt!), wichtige Flußbrücken,
Eisenbahn-, Autobahnüberquerungen und Kombinationen aus alledem.
Ursprünglich waren alle diese Hindernisse passierbar. Vor 30
Jahren gab es noch Autobahnen ohne Leitplanken, niveaugleiche
Bahnübergänge und ähnliches - und mehr Verkehrstote als heute.
Seitdem sind "Planer" dazu übergegangen hier ein Zaun zu ziehen,
dort ein Geländer oder Drehkreuz zu bauen, und am besten den
Menschen von allem Gefährlichen das man geschaffen hat,
künstlich fernzuhalten - etwas das für Kinder, Alkoholisierte
oder anderweitig Untüchtige auch richtig und verständlich ist.
Niemand hat den Planern je gesagt dass Reiter eine Kalteiche
überqueren wollen, den Fuldischen Landrücken, oder den Main
zwischen Mainz und Frankfurt! Sie würden ihn in die Klapsmühle
sperren. Und doch kann es in Einzelfällen nötig sein. Anderfalls
sind Inseln geschaffen die nicht mehr verbunden sind. Wenn ich
15 Min an einer Straße auf eine Lücke warten muss bei dem
heutigen Verkehr ist das zwar ärgerlich aber nicht zu ändern. Nur : Werden wir als Reiter tätig
wenn irgendwo etwas installiert wird, dass ein Passieren von
heute auf morgen unmöglich macht, beispielsweise der
Durchschlupf verschlossen, und jeder gezwungen wird die 3 km
bis zur neugebauten Brücke auf Asphalt zurückzulegen. Das
macht die Landschaft fürs Wanderreiten tot.
Seit ca. 1840-1870 gibt es genaue Karten von
Deutschland, und man wird feststellen dass es die meisten der
weichen Wege schon seit dieser Zeit gibt. Die alten
Haupt-Ortsverbindungswege sind meist wesentlich älter, die
Höhenwege entlang der Wasserscheide sind oft frühmittelalterlich
oder keltisch. An vielen Stellen gibt es Römerstraßen die am
längsten überdauert haben, und am bekanntesten sind. Vermutlich
war die Ausdehnung des Wegenetzes um 1880-1914 in Deutschland am
größten, da hier Land- und Forstwirtschaft im intensivsten die
Flächen genutzt haben. Seitdem ist ein Rückgang festzustellen,
der bis heute anhält. Das ist selbst beim Autoverkehr
festzustellen: Wenn eine neue Straße gebaut wird, werden zwei
alte und unzählige Kreuzungen stillgelegt. Das Resultat ist eine
Konzentration des Verkehrs, mehr KM, Spritverbrauch und Stau.
Ebenso ist es mit den Waldwegen. Wo viele Wege aufgeschottert
wurden, lässt man alte zufallen, weil sie vermeintlich nicht
mehr benötigt werden. Die Waldarbeiter vor 30 Jahren stammten
noch aus den benachbarten Dörfern und wussten, dass ein Weg
schon zu Großvaters Zeiten existierte. Es wäre ihnen daher nie
eingefallen, beim Abasten eines Baumes mit der Kettensäge die
Zweige einfach auf dem Weg liegenzulassen dass niemand mehr
durchkommt, außer er sitzt 1 1/2 m über dem Boden auf einem
Forstschlepper.
Immer diese Reiter, die alle Wege kaputt
machen..!!
Früher gab es viel mehr Leute im Wald, die
alle unterschiedlichen Gewerken nachgingen: da gab es viel mehr
Waldarbeiter, die an vielen Stellen zugleich arbeiteten anstatt
2 Mann auf einem Harvester für einen ganzen Kahlschlag. Es gab
Glasbläser, Köhler, Pottaschebrenner, Hirten (auch das Großvieh
und selbst Pferde wurden in den Wald getrieben). Es gab
Bergleute die ihre Gruben mitten im Wald hatten. Der Bauer
beschaffte sein Bau- und die arme Holzsammlerin ihr Brennholz.
Der Wald gab Brot im wahrsten Sinne des Wortes. "Viel Holz vor
der Hütte" war ursprünglich mal gleichbedeutend mit
„Auskömmlichen Wohlstand haben“. Kaufleute, Boten und ganze
Heere benutzten die alten Höhenstraßen die entlang der Berghöhen
gingen, die trockener und sicherer vor Überfällen waren als die
von Bächen durchzogenen Talengen, wo es noch keine Brücken über
jedes Rinnsal gab, und Wagen steckenblieben. Alle gingen sie
überallhin und legten dabei Wege an. Jeder der heute viel im
Wald unterwegs ist wird zugeben müssen, dass außer um Punkte
touristischer Massenanziehung und Parkplätzen kaum jemand im
Wald unterwegs ist. Manch Spaziergänger schafft gerade noch 2km
bis zur nächsten Waldkneipe, da muß er sich dann zwei Stunden
vom anstrengenden Marsch erholen. Dabei gibt es noch
Unterschiede des Lebensalters, der Mentalität und Kultur. Es
gibt Förster die haben noch nie eine türkische Familie im Wald
gesehen.
Ebenso wie das Verschwinden eines weichen
Waldweges eine kulturelle Verarmung ist, ist es auch eine
Verarmung der Natur. Soweit es den Wald betrifft, gilt nicht die
Regel: "Viel hilft nicht viel", sondern die Vielfalt. Der Wald
holt sich seinen Teil von selbst, wo der Mensch weicht. Wenn
morgen alle Menschen aus Deutschland verschwunden wären, würde
es in 100 Jahren wieder waldbedeckt sein. Wo ein Weg im
Niederwald 15 Jahre nicht gepflegt wird, da kommt kein Mensch
mehr durch und kein Reiter (im Hochwald, besonders in dichtem
Buchenwald wo kein Untergehölz aufkommen kann, dauert es etwas
länger). Es ist aber dann ein wertvolles Kleinbiotop
unwiederbringlich verloren, dass gerade darin bestanden hat,
dass hier ein Grünstreifen quer durch den Wald zog, und Nahrung
für Insekten, Schmetterlinge, Wild und überhaupt Lebensraum für
seltene Arten, eine "ökologische Nische" bot, wobei es
dazugehörte, dass dieses Kleinbiotop ab und zu durch den
Menschen "gestört" wurde. Denn erst viele Tritte des Menschen
(oder des Pferdes) und andere Aktivitäten menschlicher Kultur
wie Fällen störender Bäume, Abschneiden von Ästen schafft etwas
das als Weg erkennbar und benutzbar wird. So wird durch
kulturellen Eingriff etwas, das von der Natur noch verschönert
wird. Wer sich über diesen scheinbaren Widerspruch wundert,
sollte wissen, daß Großstädte heute oft mehr Artenreichtum an
Vögeln bieten als ausgeräumte Agrarlandschaften und monotone
Fichtenwälder - weil es mehr Vielfalt und "Nischen" gibt - und
keine Bejagung stattfindet.
Der Wanderer ärgert sich über Grobschotter, und
der Jogger noch viel mehr. Aber die Wandervereine werden kaum
viel tun diese Wege zu erhalten. Vielfach wird bei Schotterungen
argumentiert, dass dies doch für die Wanderer geschehe.
Radfahrer in der Natur sind losem Schotter
gegenüber feindselig eingestellt, weil der Fahrwiderstand größer
wird und die Haftung geringer. Es sind potentielle Verbündete,
größer an Zahl und besser organisiert als die Reiter. Auch sie
arbeiten gegen die gängige Ansicht, sie seien rücksichtslose
Rabauken. Sie haben auch allen Grund dazu, denn häufig sind die
Anklagen berechtigt.
Bürokraten und Bauindustrie versetzen den
weichen Wegen den Todesstoß! Die Erklärung ist einfach: solange
der Weg unbefestigt ist, nützt er keinem von denen. Wenn ein
Tourist der in Sandalen einen Bergweg entlanggelaufen ist und
dreckige Füße bekommen hat, einen Brief an ein Amt schreibt,
kommen Vorgänge in Bewegung. Der unbefestigte Weg hat den Ruch
des Primitiven, Rückschrittlichen. Er lässt sich nicht verwalten
und braucht kein Budget. Man muß etwas "verbessern", Anträge
schreiben, Budgets beantragen, Firmen beauftragen, Fristen und
Zahlungen überwachen, man braucht weitere Stellen: einen
Stellvertreter, Sekretär, Buchhalter etc. Alles Dinge die jedem
Bürokraten noch wichtiger sind als ihre eigentliche Aufgabe. Die
Bauindustrie möchte gerne Aufträge. Öffentliche Bauhöfe oder
Forstbetriebe wollen beschäftigt sein. Alle befestigten Wege
müssen nach einem bestimmten Plan alle 7 Jahre neu befestigt
werden egal ob sie verschlissen sind oder nicht. Ein letzter
Rest von sozialistischer Planwirtschaft, wobei man sich fragt
wielange wir uns den noch leisten wollen in Zeiten chronischer
Verschuldung der öffentlichen Verwaltung. Aber Vorsicht: wenn
ein Weg neu befestigt wird, wird das oft viel minderwertiger
gemacht als in der Vergangenheit. Der von den Römern erfundene
mehrschichtige Wegaufbau, die wassergebundene Decke ist teuer!
Ebensogut - für die Planerfüllung - kann man eine Ladung
Grobschotter abkippen und auswalzen. Er wird sich schon
irgendwie festfahren, und wenn nicht, haben andere das
Problem... Wie - die Erholungssuchenden beschweren sich, weil
sie nicht mehr laufen können..?
Eine bestimmte Sorte Naturschützer möchte den
Menschen am liebsten aus der Natur weghaben. Sie tun so als wäre
der unbefestigte Weg nicht durch Menschengebrauch über
Jahrhunderte entstanden (und nur durch weiteren nachhaltigen
Gerbrauch zu erhalten) sondern eine Schöpfung von Mutter Natur.
Und jeder Teil der Natur muss vom Menschen geschützt werden
indem man Zäune herumzieht, den Menschen aussperrt, und nur noch
von außen drauf gucken lässt. Hinter dieser Einstellung steckt
Mangel an Denken in Zusammenhängen, eine menschenfeindliche
Einstellung, sowie eine elitäre, undemokratische Haltung (denn
sie selbst, Experten, Aufpasser und solche mit akademischen
Titeln dürfen hinein - die anderen müssen draußen bleiben). Das
Musterbeispiel ist der von Brüssel bezahlte Naturschutzbürokrat
der im Biosphärenreservat Rhön im Geländewagen herumfährt und
Fußgängern eine Predigt hält dass sie diesen Weg nicht benutzen
dürfen, weil die Birkhühner vertrieben werden. Erkennbar ist
dies Denken bereits an der Sprache, denn es gibt keine
Erholungssuchenden sondern nur "Natur-Benutzer", was heißen soll
Abnutzer. Sie nehmen irgendetwas von der Natur weg oder
verändern sie negativ. Regelungskreisläufe sind in dem Konzept
nicht vorgesehen. Jede Veränderung, und sei sie noch so gering,
ist negativ und endgültig. Gegen diese Leute
(Naturschutz-Fundamentalisten denen die echte Liebe zur Natur
meistens fehlt) kann man wenig machen, außer bei Wahlen dafür zu
sorgen dass ihre Stellen, Mittel und Einflüsse gekürzt werden,
und das Geld für wirklichen Naturschutz ausgegeben wird. Das
gilt auch für alle Institutionen die sinnlosen Wegebau
finanzieren. Schreiben ans zuständige Ministerium oder den Bund
für Steuerzahler können nützlich sein.
Der typische Jäger läuft nicht mehr viel. Die Wege im oder am Wald haben für ihn die Funktionen "Wirtschaft" (um die kümmert er sich nicht), als Zufahrten zum Ansitz, und als Wildfutterquelle. An letzteren beiden ist er sehr interessiert. Insbesondere will er dafür jede Form von Durchgangsverkehr vermeiden weil dies seinen Ansitz stört. Es ist zwar normal bei seinem Hobby auch mal gestört zu werden aber viele Jäger sind da empfindlich. Die Fußgänger sind leicht davon abzuhalten unbefestigte Waldwege zu benutzen, dazu reicht eine umgesägte Fichte. Schwieriger ist es mit den Reitern. Pferde können springen, und Reiter sind manchmal schwierig davon abzuhalten, Wege zu benutzen die sie die letzten 10 Jahre benutzt haben, besonders wenn ringsum schon alles geschottert ist. Aus seiner Sicht verhält sich der Reiter dann nicht aus Not so, sondern um den Jäger zu ärgern. Das kann für böses Blut sorgen. Um sein Handeln abzusichern (denn natürlich ist es ungesetzlich Wege die dem Forst gehören zu sperren) werden Schilder aufgestellt wie "Wildruhezone - Bitte nicht betreten" oder noch tränenseliger "Wir, die Wildtiere, brauchen diesen Raum zu überleben" usw. Nur hat das Wild dort wo es angeblich Ruhe und Raum zum "Überleben" finden soll, Hochsitz an Hochsitz stehen von wo der mit der Flinte auf ihn lauert vor dem es die größte Angst hat! Es ist nämlich lange erwiesen dass das Wild sehr wohl zwischen harmlosen Menschen (Jogger, Radfahrer) und Feinden (Jäger) unterscheiden lernt - davon abgesehen dass der Reiter geruchlich gar nicht wahrgenommen wird, und das Pferd nur gemieden, aber nicht gefürchtet wird und keinen "Stress" darstellt.
Bild: "Wegpflege made by Hessen Forst" in der Nähe
von Wetzlar - Der Forstschlepper kann über sowas noch drüber
fahren.
Ein spezielles Kapitel sind auch die Wege an Waldrändern. Jäger
überzeugen Landwirte diese nicht mehr zu pflegen oder pflanzen
gar Gehölze um weitere Schutz- und Deckungsräume fürs Wild zu
schaffen. Meist gibt es ja einen längst befestigten Feldweg der
ortsnäher ist, und der Landwirt kann auf den Waldrandweg
tatsächlich verzichten - nicht aber der Reiter. Wenn nicht einer
der Landwirte auf den Jagdversammlungen wo solches beschlossen
wird, selbst Reiter ist (oder seine Tochter), ist das Schicksal
eines weiteren Weges besiegelt, und ein paar Hochsitze mehr
stehen herum.
Echte Partnerschaft kann es geben wenn auf
Augenhöhe miteinander umgegangen wird, und der eine dem anderen
nicht vorschreibt wie er sein Hobby auszuüben hat. Wie der Jäger
jagt, interessiert mich als Reiter nicht, es sei denn er
verstößt gegen Gesetze die dem Wald oder meinen Interessen
schaden (Wildfütterung im Sommer, Wegsperren usw). Aus Partnern
können Verbündete werden, denn Jagd und Reitsport sind beides
archaische Hobbies die der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln
sind, weshalb bestimmte Politiker geneigt sind, weitere
gesetzliche und bürokratische Vorschriften ohne rechten
Sachverstand zu erlassen, nach dem Motto "Nicht gut, aber
wenigstens gut gemeint". Wer heute der Forderung nach einem
schärferen Waffenrecht zustimmt muss sich nicht wundern wenn
morgen der Führerschein für Reiter, abzuleisten bei der FN
Pflicht wird (unabhängig davon dass er manchem Reiter wirklich
guttun würde!) Jagd und Reiterei sind beides Hobbies, nichts
weiter. Keiner der ein Hobby betreibt, kann verlangen das ohne
Rücksicht auf andere, und vielfältige Einschränkungen zu tun,
die eine moderne und immer enger werdende Welt von uns
verlangt.
Schwierig wird es zwischen Jägern und Reitstallbesitzern. Der
Jäger zahlt an die Grundeigentümer die Jagdpacht. Der
Reitstallbesitzer hingegen erzielt Einnahmen aus der Benutzung
des Waldes durch seine Einsteller ohne Gegenleistung! Er wird
gegen Forderungen bestimmte Wege nicht mehr zu benutzen etc.
daher nicht viel entgegensetzen können. Der "Erholungssuchende"
Reiter ist dagegen rechtlich nicht schwächer gestellt als der
Jäger, auch wenn oft anderes behauptet wird, und manche sich
auch verschüchtern lassen. Der Jäger wird es aber erkennen und
achten, wenn er es mit einem Reiter zu tun hat, der wie er
selber Naturliebhaber ist, und sich in der Natur zu bewegen
weiß.
Wenn Förster zugleich jagen, gibt es
immer den Interessenskonflikt Jagd gegen andere
Erholungssuchende ("Waldnutzer"), und Wild gegen Wald. Außer
dort wo Treibjagden etabliert sind, die den Wildbestand
kurzhalten. Jagende Förster haben wenig Interesse an
Reitern auf unbefestigten Wegen, und ziehen es vor sie zur
"Wildruhezone" umzuwidmen - jedenfalls solange bis mal wieder
ein Harvester hindurch muss. Stichwort "Schilderwald". Kommt man
dann an die Forstbezirksgrenze fragt sich der Naturfreund, warum
denn hier die Rehe offenbar mit viel weniger "Ruhe" auskommen...
Bei dem ab und zu aufkommenden Vorwurf der Wegbeschädigung
durch Reiter muß man sich eins klarmachen: Die
Forstwirtschaft zählt oder verwaltet keine unbefestigten Wege,
und demzufolge auch keine Schäden an solchen Wegen - schon gar
nicht durch Reiter. Noch nie wurde ein unbefestigter Forstweg
wegen Reitschäden befestigt. Sie benutzen sie solange
bis es nicht mehr geht, dann werden sie eben geschottert, Punkt.
Es gibt Forstbezirke wo kein Tun oder Lassen erkennbar ist
solche Schäden zu vermeiden, oder wenigstens gering zu halten.
Vermutlich sind das solche mit einem festen Budget für
Wegeneubauten. Und es gibt solche, oft gleich benachbart, da
fahren nur geeignete Fahrzeuge bei geeigneter Witterung in den
Bestand, tun ihren Job, räumen hinterher auf und nichts ist
kaputt. Einfach staunenswert! Entweder diese Förster haben
weniger Mittel für Wegebauten, mehr Ehrgeiz einen guten Job zu
tun, oder sind häufiger mal draußen und kontrollieren die Arbeit
ihrer Leute. Einer dessen herrliche unbefestigte Altstraßen ich
überschwänglich lobte, nannte dies trocken einen Luxus. Nur:
Solche vor Gesundheit strotzenden Mischwaldbestände die man auch
mal jahrelang in Ruhe lassen kann, kein ausgetüfteltes
Forstwegenetz nötig haben noch Kosten verursachen, ist weit mehr
als Luxus. Es ist besser als Geld auf der Bank und sollte jeder
Waldbesitzer anstreben, zumindest längerfristig kalkulierende
wie Staat, Kommunen, und Genossenschaften.Die Privatwaldbesitzer
wirtschaften häufig am Limit, oder in der Verlustzone - oft
durch unrentable Betriebsgrößen, Fehlentscheidungen oder
kurzfristiger Profitabilität. Sie erliegen besonders leicht
einer Propaganda von adligen Standesvertretern, die Reiter seien
an allem Schuld, machten die Wege kaputt, man müsse sie
aussperren oder könne durch Gebühren und Wegzölle Reibach
machen, da die Öffentlichkeit ja ungerechterweise den Wald
kostenlos nutze, sie aber die Kosten trage, z.B. für
Abfallbeseitigung, besonders für wilde Müllentsorger u.ä. Da ist
was dran. Nur ist die Hemmschwelle stark herabgesetzt, wenn
deutlich wird dass niemand sich mehr kümmert, Wege zugeworfen
werden, Landwirte und Anwohner Bauschutt kostengünstig loswerden
und weiche Waldwege mit Ziegelbruch, kaputten Kacheln u.ä.
"verschönern" ohne dass durchgegriffen wird - dann wirft der
nächste bald kaputte Kühlschränke und Altreifen dazu, und warum
nicht auch Batterien und Ölfässer? Dann fragt sich der brave
Waldbesucher ob man für solch asoziale Frechheit nicht Ausnahmen
vom Rechtsstaat machen solle, und Zwangsarbeit, Weekend hinter
Gittern, oder eine nette Tracht Prügel wohl wirksamer wären.
Aber die Verantwortlichen müssen sich fragen ob nicht sichtbares
Desinteresse, Gleichgültigkeit, Unordnung und Verkommenlassen
dazu beigetragen haben dass es soweit gekommen ist.
Vor wenigen Jahren wurde in Freizeitreiterkreisen noch debattiert ob Reiten ohne Eisen nicht grundsätzlich besser sei, doch mittlerweile ist man sich ziemlich einig dass auf das "notwendige Übel" Beschlag oder Hufschutz realistischerweise nicht verzichtet werden kann. Leute die das immer noch verneinen leben entweder viel abgelegener als 99% der Reiter oder können sich den Luxus sehr weiter Anfahrtswege leisten um ihrer Liebhaberei zu frönen - als ökologischer Sport fällt Geländereiten damit durch. Es darf nicht dazu kommen dass wir alle den letzten schönen Wegen quer durch Deutschland und Europa mit unseren Pferden hinterherreisen müssen - auch wenn das teilweise (nämlich von Langstrecken- Distanzreitern) schon so gemacht wird.