taunusreiter TAUNUSREITER
(c) Frank Mechelhoff 2005-2015 - Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig
Verwendung der Bilder in eigenen Websites oder zu geschäftlichen Zwecken ohne meine schriftliche Genehmigung nicht gestattet
Kontakt: taunusreiter "at" yahoo.de


  Redaktionelle Änderungen Juni 2023  (15. Jan. 2006)
 

Wege zum Reiten...           (Nicht mit Reitwegen zu verwechseln, die wollen wir nicht!)

Alte Heerstraße
Bild: Alte Heerstraße zwischen Galgenberg und Wolfenhausen

Gelände- und Wanderreiter und "weiche Wege"

Erfahrene Pferdeleute wissen dass viele, wenn nicht die meisten Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Hufs ihre Ursache in zu langer oder zu schneller Belastung auf hartem Boden haben. Der trockene Steppenboden, über den zu laufen das Pferd von Natur konstruiert ist, federt bei Belastung durch den Huf weit stärker als künstliche Untergründe wie Schotter und Asphalt, besonders wenn noch das Gewichts von Reiter und Sattel dazukommt. Schon im 19. Jh., als man noch gar keine Schwingungen messen konnte, kannte man den Begriff der "Rückdröhnung" von harten Untergründen und "Pflasterlahmheit" war eine bekannte und gefürchtete Krankheit von Kutschpferden im städtischen Raum. Schotterböden mit losem Belag sind besonders gefährlich, weil die Gelenke durch unnatürliche Verdrehungen hier besonders beansprucht sind. Eine Tatsache die jeder Fußwanderer im wahrsten Wortsinne nachfühlen kann. Damit ist natürlich nicht gemeint dass tiefer Boden und grundlose Matschwege grundsätzlich besser wären, oder man seinen Weg mit der Machete suchen muß, wenn irgendwo ein Weg mit künstlicher Oberfläche auftaucht. Denn die Kieswege und wassergebundenen Wege mit feinem Belag sind (wenn der Hufschutz stimmt) gar nicht mal übel. Jedoch dürfen sie nicht so benutzt werden, daß bleibend sichtbare Spuren zurückbleiben, weil Anlage und Reparatur dieser Wege aufwendig und teuer ist, und Reitschäden den Verursachern angelastet werden müssen. 

Für Geländereiter, besonders Distanz- und Wanderreiter, ist es wichtig um diese Tatsachen zu wissen. Auf Distanzritten mit gutem Geläuf sind die Ausfallzahlen wegen Lahmheit signifikant geringer als mit schlechtem, und Pferde die sehr häufig und in hohem Tempo auf hartem Geläuf eingesetzt werden, weniger lange gesund bleiben und häufig ersetzt werden müssen. Echte Pferdefreunde meiden daher diese Art von Wettbewerben ganz. Schon Steinbrecht, der größte Deutsche Reitmeister, verlangte dass ein vernünftiger Reiter stets das bestmögliche Geläuf zu suchen habe.

Deshalb wird kein echter Reiter einen Wanderritt durch Gegenden machen, wo alle Wege geschottert oder asphaltiert sind, oder man keine anderen benutzen darf. Es gibt eine Grenze was noch toleriert werden kann, und Regionen wo heute schon 75% und mehr der Wege geschottert oder asphaltiert sind sollten vom Wanderreiten ausgeschlossen sein. Wer hier länger reitet als 2-3 Std. täglich im Schritt, verschleißt die Gesundheit seines Pferdes über kurz oder lang, und wer das nicht glaubt soll verdammtnochmal absteigen und eine Tagesetappe nebenherlaufen! 

Organisatoren von Wanderritten und Vereinigungen die das Wanderreiten und den Reittourismus fördern wollen sollten das genau wissen. Die schönen bereitbaren Wege sind das wichtigste Kapital, das nicht verloren gehen darf! Es würde nichts mehr nützen wenn das fehlt, aber die Quartiere noch so schön, komfortabel oder günstig sind. Das sind zwar nicht zu verachtende Dinge aber doch nur Beiwerk. Wichtiger ist das Landschaftserlebnis, und das gute Gefühl dem Partner Pferd nicht wehgetan zu haben. Landschaftserlebnis, und weiche Wege hängen jedoch zusammen. Wo weiche Wege hinführen, kommt nur der Fußgänger oder Reiter hin. Auf harten Wegen zu reiten ist eigentlich unsinnig weil man da schneller und besser mit dem Auto oder Moped hinkäme. Ein solcher Wanderritt wäre letztlich auch für den Reiter eine Enttäuschung, nach dem Motto "Einmal und nie wieder", oder "das nächste Mal fahren wir zum Wanderreiten in die Ukraine". Das tun zwar schon viele, aber damit wäre dem Wanderreiten in Deutschland nicht gedient.

Da wir aber auch in den Regionen Deutschlands, in denen Wanderreiten noch möglich ist, mit bis zu 50% befestigten Wegen rechnen müssen (und wir viele von denen, zumindest mit weichem Kiesbelag, traben können um besser vorwärtszukommen) muß ein Hufschutz her der dieser Tatsache Rechnung trägt. Das kann sein (in der Reihenfolge des Gleitschutzes) Kunststoffbeschlag, glatter Eisenbeschlag, Profileisen (Vaure-Eisen), Eisenbeschlag mit Vidiastiften, Alubeschlag mit Griffen, oder (für alpines Gelände und Spezialfälle) Eisen mit Schraubstollen. Der benötigte Beschlag sollte mit dem Einsatzzweck und -dauer, dem Pferde-Individuum sowie dem vorgesehenen Reittempo so genau wie möglich abgestimmt sein. Je weniger schöne Wege es gibt desto eher wird man auf ihnen Schritt reiten, um das seltene Erlebnis zu verlängern. Man wird da bummeln, wo es schön ist, und versucht die unerfreulichen Abschnitte zügig, und so pferdeschonend wie möglich hinter sich zu bringen! Wer längere Abschnitte unterwegs ist, der wird nicht umhinkommen, problematische Abschnitte zu durchqueren, wo ein Reiter angeguckt wird wie ein Mann vom Mond: Lücken zwischen Großsiedlungen, Gewerbe- und Industriegebieten ("Industrieparks" wie es auf Neudeutsch so schön heißt!), wichtige Flußbrücken, Eisenbahn-, Autobahnüberquerungen und Kombinationen aus alledem. Ursprünglich waren alle diese Hindernisse passierbar. Vor 30 Jahren gab es noch Autobahnen ohne Leitplanken, niveaugleiche Bahnübergänge und ähnliches - und mehr Verkehrstote als heute. Seitdem sind "Planer" dazu übergegangen hier ein Zaun zu ziehen, dort ein Geländer oder Drehkreuz zu bauen, und am besten den Menschen von allem Gefährlichen das man geschaffen hat, künstlich fernzuhalten - etwas das für Kinder, Alkoholisierte oder anderweitig Untüchtige auch richtig und verständlich ist. Niemand hat den Planern je gesagt dass Reiter eine Kalteiche überqueren wollen, den Fuldischen Landrücken, oder den Main zwischen Mainz und Frankfurt! Sie würden ihn in die Klapsmühle sperren. Und doch kann es in Einzelfällen nötig sein. Anderfalls sind Inseln geschaffen die nicht mehr verbunden sind. Wenn ich 15 Min an einer Straße auf eine Lücke warten muss bei dem heutigen Verkehr ist das zwar ärgerlich aber nicht zu ändern. Nur : Werden wir als Reiter tätig wenn irgendwo etwas installiert wird, dass ein Passieren von heute auf morgen unmöglich macht, beispielsweise der Durchschlupf verschlossen, und jeder gezwungen wird die 3 km bis zur neugebauten Brücke auf Asphalt zurückzulegen. Das macht die Landschaft fürs Wanderreiten tot.

Weiche Wege und Geschichte

Seit ca. 1840-1870 gibt es genaue Karten von Deutschland, und man wird feststellen dass es die meisten der weichen Wege schon seit dieser Zeit gibt. Die alten Haupt-Ortsverbindungswege sind meist wesentlich älter, die Höhenwege entlang der Wasserscheide sind oft frühmittelalterlich oder keltisch. An vielen Stellen gibt es Römerstraßen die am längsten überdauert haben, und am bekanntesten sind. Vermutlich war die Ausdehnung des Wegenetzes um 1880-1914 in Deutschland am größten, da hier Land- und Forstwirtschaft im intensivsten die Flächen genutzt haben. Seitdem ist ein Rückgang festzustellen, der bis heute anhält. Das ist selbst beim Autoverkehr festzustellen: Wenn eine neue Straße gebaut wird, werden zwei alte und unzählige Kreuzungen stillgelegt. Das Resultat ist eine Konzentration des Verkehrs, mehr KM, Spritverbrauch und Stau.

Ebenso ist es mit den Waldwegen. Wo viele Wege aufgeschottert wurden, lässt man alte zufallen, weil sie vermeintlich nicht mehr benötigt werden. Die Waldarbeiter vor 30 Jahren stammten noch aus den benachbarten Dörfern und wussten, dass ein Weg schon zu Großvaters Zeiten existierte. Es wäre ihnen daher nie eingefallen, beim Abasten eines Baumes mit der Kettensäge die Zweige einfach auf dem Weg liegenzulassen dass niemand mehr durchkommt, außer er sitzt 1 1/2 m über dem Boden auf einem Forstschlepper.

Wegschäden im Vogelsberg
Immer diese Reiter, die alle Wege kaputt machen..!!

 Früher gab es viel mehr Leute im Wald, die alle unterschiedlichen Gewerken nachgingen: da gab es viel mehr Waldarbeiter, die an vielen Stellen zugleich arbeiteten anstatt 2 Mann auf einem Harvester für einen ganzen Kahlschlag. Es gab Glasbläser, Köhler, Pottaschebrenner, Hirten (auch das Großvieh und selbst Pferde wurden in den Wald getrieben). Es gab Bergleute die ihre Gruben mitten im Wald hatten. Der Bauer beschaffte sein Bau- und die arme Holzsammlerin ihr Brennholz. Der Wald gab Brot im wahrsten Sinne des Wortes. "Viel Holz vor der Hütte" war ursprünglich mal gleichbedeutend mit „Auskömmlichen Wohlstand haben“. Kaufleute, Boten und ganze Heere benutzten die alten Höhenstraßen die entlang der Berghöhen gingen, die trockener und sicherer vor Überfällen waren als die von Bächen durchzogenen Talengen, wo es noch keine Brücken über jedes Rinnsal gab, und Wagen steckenblieben. Alle gingen sie überallhin und legten dabei Wege an. Jeder der heute viel im Wald unterwegs ist wird zugeben müssen, dass außer um Punkte touristischer Massenanziehung und Parkplätzen kaum jemand im Wald unterwegs ist. Manch Spaziergänger schafft gerade noch 2km bis zur nächsten Waldkneipe, da muß er sich dann zwei Stunden vom anstrengenden Marsch erholen. Dabei gibt es noch Unterschiede des Lebensalters, der Mentalität und Kultur. Es gibt Förster die haben noch nie eine türkische Familie im Wald gesehen.

Weiche Wege und Natur

Ebenso wie das Verschwinden eines weichen Waldweges eine kulturelle Verarmung ist, ist es auch eine Verarmung der Natur. Soweit es den Wald betrifft, gilt nicht die Regel: "Viel hilft nicht viel", sondern die Vielfalt. Der Wald holt sich seinen Teil von selbst, wo der Mensch weicht. Wenn morgen alle Menschen aus Deutschland verschwunden wären, würde es in 100 Jahren wieder waldbedeckt sein. Wo ein Weg im Niederwald 15 Jahre nicht gepflegt wird, da kommt kein Mensch mehr durch und kein Reiter (im Hochwald, besonders in dichtem Buchenwald wo kein Untergehölz aufkommen kann, dauert es etwas länger). Es ist aber dann ein wertvolles Kleinbiotop unwiederbringlich verloren, dass gerade darin bestanden hat, dass hier ein Grünstreifen quer durch den Wald zog, und Nahrung für Insekten, Schmetterlinge, Wild und überhaupt Lebensraum für seltene Arten, eine "ökologische Nische" bot, wobei es dazugehörte, dass dieses Kleinbiotop ab und zu durch den Menschen "gestört" wurde. Denn erst viele Tritte des Menschen (oder des Pferdes) und andere Aktivitäten menschlicher Kultur wie Fällen störender Bäume, Abschneiden von Ästen schafft etwas das als Weg erkennbar und benutzbar wird. So wird durch kulturellen Eingriff etwas, das von der Natur noch verschönert wird. Wer sich über diesen scheinbaren Widerspruch wundert, sollte wissen, daß Großstädte heute oft mehr Artenreichtum an Vögeln bieten als ausgeräumte Agrarlandschaften und monotone Fichtenwälder - weil es mehr Vielfalt und "Nischen" gibt - und keine Bejagung stattfindet.


Der Fußgänger und die weichen Wege

Der Wanderer ärgert sich über Grobschotter, und der Jogger noch viel mehr. Aber die Wandervereine werden kaum viel tun diese Wege zu erhalten. Vielfach wird bei Schotterungen argumentiert, dass dies doch für die Wanderer geschehe.

Der Radfahrer (Mountainbiker)

Radfahrer in der Natur sind losem Schotter gegenüber feindselig eingestellt, weil der Fahrwiderstand größer wird und die Haftung geringer. Es sind potentielle Verbündete, größer an Zahl und besser organisiert als die Reiter. Auch sie arbeiten gegen die gängige Ansicht, sie seien rücksichtslose Rabauken. Sie haben auch allen Grund dazu, denn häufig sind die Anklagen berechtigt.

Ämter, Naturparksverbände, Institutionen, Bauindustrie und Weiche Wege

Bürokraten und Bauindustrie versetzen den weichen Wegen den Todesstoß! Die Erklärung ist einfach: solange der Weg unbefestigt ist, nützt er keinem von denen. Wenn ein Tourist der in Sandalen einen Bergweg entlanggelaufen ist und dreckige Füße bekommen hat, einen Brief an ein Amt schreibt, kommen Vorgänge in Bewegung. Der unbefestigte Weg hat den Ruch des Primitiven, Rückschrittlichen. Er lässt sich nicht verwalten und braucht kein Budget. Man muß etwas "verbessern", Anträge schreiben, Budgets beantragen, Firmen beauftragen, Fristen und Zahlungen überwachen, man braucht weitere Stellen: einen Stellvertreter, Sekretär, Buchhalter etc. Alles Dinge die jedem Bürokraten noch wichtiger sind als ihre eigentliche Aufgabe. Die Bauindustrie möchte gerne Aufträge. Öffentliche Bauhöfe oder Forstbetriebe wollen beschäftigt sein. Alle befestigten Wege müssen nach einem bestimmten Plan alle 7 Jahre neu befestigt werden egal ob sie verschlissen sind oder nicht. Ein letzter Rest von sozialistischer Planwirtschaft, wobei man sich fragt wielange wir uns den noch leisten wollen in Zeiten chronischer Verschuldung der öffentlichen Verwaltung. Aber Vorsicht: wenn ein Weg neu befestigt wird, wird das oft viel minderwertiger gemacht als in der Vergangenheit. Der von den Römern erfundene mehrschichtige Wegaufbau, die wassergebundene Decke ist teuer! Ebensogut - für die Planerfüllung - kann man eine Ladung Grobschotter abkippen und auswalzen. Er wird sich schon irgendwie festfahren, und wenn nicht, haben andere das Problem... Wie - die Erholungssuchenden beschweren sich, weil sie nicht mehr laufen können..?

Naturschützer und Weiche Wege

Eine bestimmte Sorte Naturschützer möchte den Menschen am liebsten aus der Natur weghaben. Sie tun so als wäre der unbefestigte Weg nicht durch Menschengebrauch über Jahrhunderte entstanden (und nur durch weiteren nachhaltigen Gerbrauch zu erhalten) sondern eine Schöpfung von Mutter Natur. Und jeder Teil der Natur muss vom Menschen geschützt werden indem man Zäune herumzieht, den Menschen aussperrt, und nur noch von außen drauf gucken lässt. Hinter dieser Einstellung steckt Mangel an Denken in Zusammenhängen, eine menschenfeindliche Einstellung, sowie eine elitäre, undemokratische Haltung (denn sie selbst, Experten, Aufpasser und solche mit akademischen Titeln dürfen hinein - die anderen müssen draußen bleiben). Das Musterbeispiel ist der von Brüssel bezahlte Naturschutzbürokrat der im Biosphärenreservat Rhön im Geländewagen herumfährt und Fußgängern eine Predigt hält dass sie diesen Weg nicht benutzen dürfen, weil die Birkhühner vertrieben werden. Erkennbar ist dies Denken bereits an der Sprache, denn es gibt keine Erholungssuchenden sondern nur "Natur-Benutzer", was heißen soll Abnutzer. Sie nehmen irgendetwas von der Natur weg oder verändern sie negativ. Regelungskreisläufe sind in dem Konzept nicht vorgesehen. Jede Veränderung, und sei sie noch so gering, ist negativ und endgültig. Gegen diese Leute (Naturschutz-Fundamentalisten denen die echte Liebe zur Natur meistens fehlt) kann man wenig machen, außer bei Wahlen dafür zu sorgen dass ihre Stellen, Mittel und Einflüsse gekürzt werden, und das Geld für wirklichen Naturschutz ausgegeben wird. Das gilt auch für alle Institutionen die sinnlosen Wegebau finanzieren. Schreiben ans zuständige Ministerium oder den Bund für Steuerzahler können nützlich sein.

Jäger und Weiche Wege

Der typische Jäger läuft nicht mehr viel. Die Wege im oder am Wald haben für ihn die Funktionen "Wirtschaft" (um die kümmert er sich nicht), als Zufahrten zum Ansitz, und als Wildfutterquelle. An letzteren beiden ist er sehr interessiert. Insbesondere will er dafür jede Form von Durchgangsverkehr vermeiden weil dies seinen Ansitz stört. Es ist zwar normal bei seinem Hobby auch mal gestört zu werden aber viele Jäger sind da empfindlich. Die Fußgänger sind leicht davon abzuhalten unbefestigte Waldwege zu benutzen, dazu reicht eine umgesägte Fichte. Schwieriger ist es mit den Reitern. Pferde können springen, und Reiter sind manchmal schwierig davon abzuhalten, Wege zu benutzen die sie die letzten 10 Jahre benutzt haben, besonders wenn ringsum schon alles geschottert ist. Aus seiner Sicht verhält sich der Reiter dann nicht aus Not so, sondern um den Jäger zu ärgern. Das kann für böses Blut sorgen. Um sein Handeln abzusichern (denn natürlich ist es ungesetzlich Wege die dem Forst gehören zu sperren) werden Schilder aufgestellt wie "Wildruhezone - Bitte nicht betreten" oder noch tränenseliger "Wir, die Wildtiere, brauchen diesen Raum zu überleben" usw. Nur hat das Wild dort wo es angeblich Ruhe und Raum zum "Überleben" finden soll, Hochsitz an Hochsitz stehen von wo der mit der Flinte auf ihn lauert vor dem es die größte Angst hat! Es ist nämlich lange erwiesen dass das Wild sehr wohl zwischen harmlosen Menschen (Jogger, Radfahrer) und Feinden (Jäger) unterscheiden lernt - davon abgesehen dass der Reiter geruchlich gar nicht wahrgenommen wird, und das Pferd nur gemieden, aber nicht gefürchtet wird und keinen "Stress" darstellt.

Wegpflege Hessen Forst
Bild: "Wegpflege made by Hessen Forst" in der Nähe von Wetzlar - Der Forstschlepper kann über sowas noch drüber fahren.

Ein spezielles Kapitel sind auch die Wege an Waldrändern. Jäger überzeugen Landwirte diese nicht mehr zu pflegen oder pflanzen gar Gehölze um weitere Schutz- und Deckungsräume fürs Wild zu schaffen. Meist gibt es ja einen längst befestigten Feldweg der ortsnäher ist, und der Landwirt kann auf den Waldrandweg tatsächlich verzichten - nicht aber der Reiter. Wenn nicht einer der Landwirte auf den Jagdversammlungen wo solches beschlossen wird, selbst Reiter ist (oder seine Tochter), ist das Schicksal eines weiteren Weges besiegelt, und ein paar Hochsitze mehr stehen herum.


Partnerschaft zwischen Reitern und Jägern

Echte Partnerschaft kann es geben wenn auf Augenhöhe miteinander umgegangen wird, und der eine dem anderen nicht vorschreibt wie er sein Hobby auszuüben hat. Wie der Jäger jagt, interessiert mich als Reiter nicht, es sei denn er verstößt gegen Gesetze die dem Wald oder meinen Interessen schaden (Wildfütterung im Sommer, Wegsperren usw). Aus Partnern können Verbündete werden, denn Jagd und Reitsport sind beides archaische Hobbies die der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln sind, weshalb bestimmte Politiker geneigt sind, weitere gesetzliche und bürokratische Vorschriften ohne rechten Sachverstand zu erlassen, nach dem Motto "Nicht gut, aber wenigstens gut gemeint". Wer heute der Forderung nach einem schärferen Waffenrecht zustimmt muss sich nicht wundern wenn morgen der Führerschein für Reiter, abzuleisten bei der FN Pflicht wird (unabhängig davon dass er manchem Reiter wirklich guttun würde!) Jagd und Reiterei sind beides Hobbies, nichts weiter. Keiner der ein Hobby betreibt, kann verlangen das ohne Rücksicht auf andere, und vielfältige Einschränkungen zu tun, die eine moderne und immer enger werdende Welt von uns verlangt.

Schwierig wird es zwischen Jägern und Reitstallbesitzern. Der Jäger zahlt an die Grundeigentümer die Jagdpacht. Der Reitstallbesitzer hingegen erzielt Einnahmen aus der Benutzung des Waldes durch seine Einsteller ohne Gegenleistung! Er wird gegen Forderungen bestimmte Wege nicht mehr zu benutzen etc. daher nicht viel entgegensetzen können. Der "Erholungssuchende" Reiter ist dagegen rechtlich nicht schwächer gestellt als der Jäger, auch wenn oft anderes behauptet wird, und manche sich auch verschüchtern lassen. Der Jäger wird es aber erkennen und achten, wenn er es mit einem Reiter zu tun hat, der wie er selber Naturliebhaber ist, und sich in der Natur zu bewegen weiß.


Forstwirtschaft und Weiche Wege 

Wenn Förster zugleich jagen, gibt es immer den Interessenskonflikt Jagd gegen andere Erholungssuchende ("Waldnutzer"), und Wild gegen Wald. Außer dort wo Treibjagden etabliert sind, die den Wildbestand kurzhalten. Jagende Förster haben wenig Interesse an Reitern auf unbefestigten Wegen, und ziehen es vor sie zur "Wildruhezone" umzuwidmen - jedenfalls solange bis mal wieder ein Harvester hindurch muss. Stichwort "Schilderwald". Kommt man dann an die Forstbezirksgrenze fragt sich der Naturfreund, warum denn hier die Rehe offenbar mit viel weniger "Ruhe" auskommen...

Bei dem ab und zu aufkommenden Vorwurf der Wegbeschädigung durch Reiter muß man sich eins klarmachen: Die Forstwirtschaft zählt oder verwaltet keine unbefestigten Wege, und demzufolge auch keine Schäden an solchen Wegen - schon gar nicht durch Reiter. Noch nie wurde ein unbefestigter Forstweg wegen Reitschäden befestigt. Sie benutzen sie solange bis es nicht mehr geht, dann werden sie eben geschottert, Punkt. Es gibt Forstbezirke wo kein Tun oder Lassen erkennbar ist solche Schäden zu vermeiden, oder wenigstens gering zu halten. Vermutlich sind das solche mit einem festen Budget für Wegeneubauten. Und es gibt solche, oft gleich benachbart, da fahren nur geeignete Fahrzeuge bei geeigneter Witterung in den Bestand, tun ihren Job, räumen hinterher auf und nichts ist kaputt. Einfach staunenswert! Entweder diese Förster haben weniger Mittel für Wegebauten, mehr Ehrgeiz einen guten Job zu tun, oder sind häufiger mal draußen und kontrollieren die Arbeit ihrer Leute. Einer dessen herrliche unbefestigte Altstraßen ich überschwänglich lobte, nannte dies trocken einen Luxus. Nur: Solche vor Gesundheit strotzenden Mischwaldbestände die man auch mal jahrelang in Ruhe lassen kann, kein ausgetüfteltes Forstwegenetz nötig haben noch Kosten verursachen, ist weit mehr als Luxus. Es ist besser als Geld auf der Bank und sollte jeder Waldbesitzer anstreben, zumindest längerfristig kalkulierende wie Staat, Kommunen, und Genossenschaften.Die Privatwaldbesitzer wirtschaften häufig am Limit, oder in der Verlustzone - oft durch unrentable Betriebsgrößen, Fehlentscheidungen oder kurzfristiger Profitabilität. Sie erliegen besonders leicht einer Propaganda von adligen Standesvertretern, die Reiter seien an allem Schuld, machten die Wege kaputt, man müsse sie aussperren oder könne durch Gebühren und Wegzölle Reibach machen, da die Öffentlichkeit ja ungerechterweise den Wald kostenlos nutze, sie aber die Kosten trage, z.B. für Abfallbeseitigung, besonders für wilde Müllentsorger u.ä. Da ist was dran. Nur ist die Hemmschwelle stark herabgesetzt, wenn deutlich wird dass niemand sich mehr kümmert, Wege zugeworfen werden, Landwirte und Anwohner Bauschutt kostengünstig loswerden und weiche Waldwege mit Ziegelbruch, kaputten Kacheln u.ä. "verschönern" ohne dass durchgegriffen wird - dann wirft der nächste bald kaputte Kühlschränke und Altreifen dazu, und warum nicht auch Batterien und Ölfässer? Dann fragt sich der brave Waldbesucher ob man für solch asoziale Frechheit nicht Ausnahmen vom Rechtsstaat machen solle, und Zwangsarbeit, Weekend hinter Gittern, oder eine nette Tracht Prügel wohl wirksamer wären. Aber die Verantwortlichen müssen sich fragen ob nicht sichtbares Desinteresse, Gleichgültigkeit, Unordnung und Verkommenlassen dazu beigetragen haben dass es soweit gekommen ist.


Windräder, Weiche Wege  und Walderholung

Für Waldbesitzer (einerlei ob private oder staatliche) ist das Verpachten von Wald zum Zweck der Stromerzeugunng (Bau von Windparks) seit einiger Zeit höchst attraktiv, und bei Anlagenbauern und Projektentwicklern eine wahre "Goldrausch" Stimmung entstanden, die durch fehlende gesetzliche Grundlagen zum Windanlagenbau und der Windparkplanung im Wald wesentlich begünstigt wird. Lässt man die Erholungssuchenden komplett beiseite, auf den ersten Blick eine Win-Win-Situation: Der Anlagenbauer verdient Geld, und der Waldbesitzer bekommt viel höhere Einnahmen, als er normal aus dem Holzverkauf erlösen kann, und zusätzlich noch kostenlos breite Wirtschaftswege hergerichtet. Risiken wie ein unsicherer Abbau der Anlagen, Schäden durch Brand und Verschmutzung, Sturmschäden an den durch Schneisenbildung neu erzeugten Waldrändern betreffen alle die fernere Zukunft und sind schlechter kalkulierbar als die vermeintlich sicheren Pachteinnahmen. Auch dass Erholungssuchende einen zum Industriegebiet gemachten Wald nicht mehr schön finden können, hat auf die Entscheidung "für" Windräder meist wenig Einfluss. Denn von denen hat der Waldbesitzer ja eigentlich nichts. Für Reiter bedeutet dies, dass die Wege in einen Zustand versetzt werden, dass man sich den Weg in den Wald künftig besser spart.

Fazit für uns Reiter

Vor wenigen Jahren wurde in Freizeitreiterkreisen noch debattiert ob Reiten ohne Eisen nicht grundsätzlich besser sei, doch mittlerweile ist man sich ziemlich einig dass auf das "notwendige Übel" Beschlag oder Hufschutz realistischerweise nicht verzichtet werden kann. Leute die das immer noch verneinen leben entweder viel abgelegener als 99% der Reiter oder können sich den Luxus sehr weiter Anfahrtswege leisten um ihrer Liebhaberei zu frönen - als ökologischer Sport fällt Geländereiten damit durch. Es darf nicht dazu kommen dass wir alle den letzten schönen Wegen quer durch Deutschland und Europa mit unseren Pferden hinterherreisen müssen - auch wenn das teilweise (nämlich von Langstrecken- Distanzreitern) schon so gemacht wird.

Ich habe Anfangs der 80'er Jahre noch lange Wanderritte ohne Beschlag gemacht und über weite Strecken 80% und mehr unbefestigte Wege gefunden, sodass ich auf den wenigen harten Wegen ohne Probleme Schritt reiten oder führen konnte. Mittlerweile hat sich fast überall das Verhältnis umgekehrt. Anfangs habe ich versucht mit besseren Karten (1:25.000), besserer Information und Vorbereitung dem Problem Herr zu werden. Aber es geht nicht. Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: Wir sind, wenn kein Wunder geschieht, die letzte Generation Reiter die noch durch Deutschland reiten kann ohne dem Pferd wehe zu tun.

Ziehen wir aus diesen unerfreulichen Tatsachen die Konsequenzen, nämlich um den Erhalt der letzten zum Reiten geeigneter Wege zu kämpfen. Nicht zu verwechseln mit "Kampf für Reitwege", denn Regulierung ist nutzlose Bürokratie und führt zu Massenaufkommen und neuen Problemen... Warten wir nicht dass andere es für uns tun werden. Und vor allem, tun wir etwas dafür, dem Image entgegenzutreten, dass wir Reiter es sind die diese letzten Wege zerstören.


(in Auszügen veröffentlicht in PEGASUS/Freizeit im Sattel 12/09)


- zurück zur Homepage -