taunusreiter TAUNUSREITER
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Updates 15. Jan. 2006
 


Zufall, Dummheit oder doch Methode..?

JAGD UND BAUINDUSTRIE läuten das STERBEGLÖCKCHEN für die LETZTEN UNBEFESTIGTEN WEGE des TAUNUS

Vor 20 Jahren konnte man noch überall im Taunus, zumindest während 10/12 des Jahres und ohne extreme Streckenanforderungen, ohne Beschlag reiten. Es gab noch ein brauchbares Verbindungsnetz unbefestigter Wege. Verglichen mit heute, gab es überall noch viel Land- und Forstwirtschaft, die Wege in Feld und Wald fast täglich nutzten. Unbefestigte Waldwege wurden auch wieder hergestellt wenn die Waldarbeiten abgeschlossen waren, und nicht nur mit dem Unimog plattgefahren nach dem Motto "Hauptsache Fahrzeug kommt wieder raus; zu laufen braucht hier niemand!" Damals waren die Waldarbeiter noch aus den Nachbardörfern und wussten dass dieser oder jener Weg schon von Vater, Grossvater und Urgrossvater gepflegt worden war, und die Förster wussten es auch und kontrollierten die Handarbeit des Aufräumens, wofür im Stücklohn bezahlt wird, nach Abschluss der Arbeit.

Heute sind Traktoren selbst auf dem Feld selten geworden. Im Wald sieht man fast nur noch wenige spezialisierte Kettenschlepper die kaum noch auf Wege angewiesen sind, weil sie ihr Gewicht besser verteilen. Und trotzdem wird überall an den Wegen fleissig weitergebaut - merkwürdig! WOZU?

Vor 20 Jahren waren in manchen Waldteilen noch nicht einmal die Hauptwege (meist auf den Kämmen) befestigt. Die schotterte man zuerst. Reiter und Fussgänger wichen auf die Nebenwege ab - im Taunus existiert ja, seit historischen Zeiten, ein vergleichbar dichtes Wegenetz! Dann schotterte man den ersten Parallelweg zum Hauptweg auch noch, obwohl der für die Forstwirtschaft gar nicht benötigt wurde. Dann kamen der dritte und vierte Parallelweg dran. Mit jedem Weg der neu geschottert wurde, wurde groberer Schutt genommen. (Manche sahen das und fingen an Wege in "Eigeninitiative" mit Bauschutt auszubessern, weil ihnen die Deponiekosten zu hoch wurden. Heute macht das jeder zweite und die unbefestigten Waldwege ähneln Schuttdeponien weil von den Verantwortlichen das offenbar niemand auch nur einen Dreck interessiert) HÖRT DAS EIGENTLICH IRGENWANN MAL AUF?? Oder geht das solange weiter, bis der Wald nur noch mit breiten Pisten durchzogen ist, im Sommer schattenlos und sonnendurchglüht, damit der Jäger bequem und ohne sich die Reifen schmutzig zu machen an jeden Hochsitz heranfahren kann??

Kein freundliches Bätterdach mehr, kein Gras für die Rehe, keine Blumen für Schmetterlinge, kein federndes Moos für schnelle Jogger und springende Rösser. Wie kommt es dass Wanderer, Spaziergänger, Anwohner und Jogger das mitmachen, wenn ihre liebgewordenen Feierabendrunden und grasbewachsenen Wege plötzlich ein Bild schrecklicher Verwüstung bieten, dass einem die Tränen in die Augen treibt?? Wieso wird nicht am nächsten Tag zuständiges Forstamt, Untere Naturschutzbehörde, Ministerium und Lokalpresse mit Briefen eingedeckt? Warum interessiert das den Taunusklub nicht??

Als Reiter haben wir die uns eigentlich liebsten unbefestigten Wege schon fast aufgegeben, beschlagen unsere Pferde nun fast ganzjährig und reiten fast nur noch auf den Hauptwegen, die noch mehrschichtig angelegt sind, d.h. mit einer feinen wassergebundenen Decke, in unserer Region oft mit weissem Kies. Manche dieser Wege sind jetzt 10 Jahre alt und älter, haben hier und da Schlaglöcher bekommen, sind aber im ganzen noch bestens brauchbar. Der Jäger könnte hier 80 fahren wenn er wollte (die Schlaglöcher kennt man ja als Ortskundiger). Was wird jetzt gemacht: Man trägt auf die feine Deckschicht dieser alten Wege losen Basalt der Körnung 5-10cm auf. Härtestes Gestein! Kein Walzen! Nach 1/2 Jahr haben sich schon tiefe Spurrillen gebildet weil die Steine ja keinen Verbund bilden können, und von den Rädern schwerer Fahrzeuge nach rechts und links geschoben werden. Resultat: der Weg (der von den Waldbesuchern jetzt gemieden wird) ist jetzt selbst für Fahrzeuge unbrauchbarer als vorher. Als Natur- und Wanderfreund aber fragt man sich: Sind die dafür Verantwortlichen eigentlich noch ganz dicht? Machen die das mit Absicht um alle Erholungssuchenden mit Gewalt aus dem Wald zu vergraulen? Aus purem Desinteresse, oder damit sie ihn für sich alleine haben? Was geht vor, die Interessen unbehinderter Jagd, einer gut verdienenden Bauindustrie -- oder die Interessen der Natur, der Erholungssuchenden, und der Allgemeinheit?

Können wir Reiter uns resigniert damit abfinden? Nein! Selbst wenn wir uns auf Dressur und Springen auf dem umzäunten Viereck beschränken wenn es kein bereitbares Gelände mehr gibt - Gott bewahre unsere Kinder davor, denn eine Umwelt in der das Pferd keinen Platz mehr hat ist auch für uns Menschen nicht mehr schön und lebenswert! - müssen die Pferde ja mindestens zur Entspannung, und um das Vorwärtsgehen zu lernen und zu üben, draußen im Gelände gehen können. Reitmeister Gustav Steinbrecht (der vielen als einer der größten Reiter überhaupt gilt) schrieb dazu 1884:
„Pflicht des verständigen Bereiters und jeden Pferdefreund ist, stets das günstigste Reitgelände aufzusuchen. Man scheue keine Mühe und Arbeit (...) und setze sich auch gern der Gefahr der Pfändung aus, wenn man statt der harten, trockenen Chaussee (=Fahrweg) einen guten Feldweg benutzen kann. Ein Reiter, der aus Gleichgültigkeit oder eigenen Bequemlichkeit sein Pferd auf schlechten Wegen unnütz ermüdet oder gar zu schanden reitet (...) ist kein echter Pferdefreund und verdient kein edles, gutgerittenes Pferd zu besteigen!“

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