taunusreiter TAUNUSREITER
(c) Frank Mechelhoff 20011 - Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig

NEU 22. Mai 2011


 


Wegen Überfüllung geschlossen?

Straßenverkehr im Taunus, ohne Konzept, Sinn und Verstand

"Sei doch nicht dumm, fahr außenrum!"

Oder: Wünsche und Träume eines Interessensvereins von Straßenanwohnern aus Waldems-Esch

Sie haben keinen Plan wo's langgehen soll aber fordern schon mal eine Umgehungsstraße. Idstein, direkt an der Autobahn, hat ja auch eine (seit dem Hessentag). Fordern kostet ja nix. Für Bundesstraßen ist ja der Bund zuständig, also wir alle. Die CDU Waldems unterstützt diese hirnrissige Idee schon. Klar, die sind ja immer dabei wenn es darum geht mit dem Geld, was dereinst unsere Kinder und Enkel zurückzahlen sollen, Wählerstimmen zu ködern (...wenn sie damit nicht mal schief gewickelt sind!)

Esch liegt seit Hunderten von Jahren an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen, nur deshalb entstand da überhaupt ein Ort...: Die Frankfurt-Limburg-Kölner Landstraße, heutige B8. Vor dem Bau der diese B8 entlastende Autobahn Frankfurt-Köln (1939 eröffnet) gab es hier schon mal wesentlich stärkeren Verkehr! Und der B275, die wichtigste Ost-West-Verbindung quer durch den Taunus. Dafür geht es in Esch erstaunlich ruhig zu. Tempo-30 Zonen bremsen den Verkehr ab, der dennoch flüssig durch den Ort zieht. Nur zwischen 16 und 17 Uhr kann es werktags zu kleineren Rückstaus an der (seit Urzeiten des Straßenverkehrs ampelfreien!) Kreuzung kommen. Die liegen allerdings mehr daran dass manch nassauischer Autofahrer damit überfordert ist den aus drei(!) Richtungen kommenden Verkehr zu beobachten, Lücken zu erkennen und dann noch (am Berg) zügig anzufahren. Also eher eine Frage des hessischen Temperaments... und wahrscheinlich würde hier eine Rechts-vor-Links-Regelung, oder eine Ampel die sich nur bei Rückstau einschaltet, alle Probleme auf lange Zeit beheben -- außer diejenigen ganz speziellen einiger Anwohner! Die diese gern durch die Allgemeinheit gelöst und finanziert bekommen will!

Nebenbei: Es gibt wohl keine einzige andere Stelle im dichtbesiedelten Teil Deutschlands wo drei Hauptverkehrsstraßen, davon zwei Bundesstraßen, es schaffen sich auf einem 300m langen Stück zu vereinigen ohne Ampel, und es funktioniert "weitgehend" (d.h. zu ca. 95% des Tages) reibungslos!

Weil ich schon mal ein paar Minuten im Rückstau stand, weil da vorn am Nadelöhr (90° Kurve B8 in der Ortsmitte mit Einmündung B275)  ein Schnarchhahn stand der die Lücken nicht sah, fielen mir natürlich die Transparente auf die seit zwei Jahren an den Häusern hängen. Und ich dachte mir, schau mal auf die Website dieses Vereins, wo die "Umgehung" denn gebaut werden soll. Wegen der besonderen Lage (sechs Ausfallstraßen, davon 4x Bundesstraße, in alle vier Himmelsrichtungen) müsste die Umgehung wohl komplett "außenrum" gehen, Esch also wie eine Insel einschließen, um effizient zu wirken. Dann kommen diejenigen die an den Ortsrändern wohnen natürlich nicht mehr raus um z.B. spazierenzugehen. D.h. nicht weiter als bis zum nächsten Straßenhochdamm bzw. Betonmauer. Und natürlich wären sie auch von viel stärkerem Lärm betroffen, denn der Verkehr würde mit 100-120 dahinrauschen anstatt mit Tempo 30 zu rollen.

Leider zeigt die obenerwähnte Website keinerlei Trassenführung! Das wundert mich gar nicht, denn damit würde man die "übrigen" Bewohner von Esch (d.h. alle die nicht direkt an der Hauptstraße wohnen) natürlich massiv gegen diese Idee aufbringen.

Aber ich habe mir diese Arbeit mal gemacht.

So
dürfte sie aussehen, die Umgehungsstraße von Esch, die sich einige wünschen!
Viel Spaß mit dem Verkehrslärm, den sich Eure Nachbarn für Euch wünschen, liebe Bewohner der Neubaugebiete!
Und wenn Ihr einen Hund habt und mal Gassi auf's Feld oder in den Wald gehen wollt, vergesst das ganze am besten, denn zukünftig endet der Weg an einem Erdwall oder Betonmauer!
Esch Umgehung 1

Natürlich würden auch die Geschäfte in Esch ohne den Verkehr veröden...

Tiefe Geländeeinschnitte an den Hängen in Feld und Wald wären erforderlich -- es hat schon seinen Grund warum die Straßen im Moment so verlaufen wie sie sind, und zwar einen geographischen! Wahrscheinlich bräuchten die Befürworter der Umgehungsstraße bloß mal ins Grüne treten um diesen auch zu erkennen! Die Verbindungswege die hier alle durchgängig gezeichnet sind würden bis auf wenige Ausnahmen (asphaltierte Traktorstraßen) abgeschnitten. Mehrere große Brückenbauten wären erforderlich. Da der Verkehr in alle Richtungen gleichmässig fließt, und ebensoviele Verkehrsteilnehmer der B8 oder B275 folgen wie zwischen den Straßen wechseln, wäre eine Teilumgehung offenkundig nutzlos.
esch Umgehung 2

Straßenplanungen aus Größenwahn

Kurz bevor Idstein Hessentagsstadt wurde (2002) war auch die Umgehungsstraße fertig. Es war langsam Zeit geworden, denn Idstein liegt zwar "nur" an der B275 und der Wörsbachtalstraße, aber der ganze Verkehr der zur Autobahn will, schlängelte sich durch die Stadt. Damals hatte Hessen noch viel Geld, und Koch schanzte der Stadt jede Menge davon zu, zum Hessentag. Aus einer total vergammelten Altstadt wurde ein süßes Residenzstädtchen das besonders im Sommer fast südländischen Flair verbreitet. So etwas gibt es sonst in Hessen kaum (na gut, vielleicht in Wiesbaden und an manchen Stellen Offenbachs...)
Nur leider mißriet die B275 Ortsumgehung zum straßenbautechnischen Größenwahn. Trotz riesiger Breite gibt noch nicht mal einen Radweg. Wer sich traut hier radzufahren muss lebensmüde sein (das weiterführende Stück von Esch zur Tenne ist dagegen ein Genuß mit dem Rad trotz geringer Breite).
Fehlende gerade Stücke lassen ein Überholen langsamer LKW's und anderer Langsamfahrer fast nicht zu. Manche scheinen nach dem Motto zu fahren, Kurve ist Kurve, auch wenn der Radius mehrere KM beträgt. Viele Nassauer wissen nicht was eine Bundesstraße ist und fahren konsequent 60, zumal ja auch, jedenfalls an den Stellen mit 200-500m Sicht, überall 60-Schilder herumstehen. An der Bermbacher Kreuzung hingegen, die wirklich unübersichtlich ist, steht seit jeher Tempo 80. OK, das ist langsam genug, doch dabei muß man "wach" sein, während man auf der Umgehung Idstein tief und fest pennen kann (Gefährlich wird es in umgekehrter Richtung!). 2009 hat der Idsteiner Gemeinderat es geschafft den Autobahnzubringer durch den Einbau dreier Kreisel zu verkehrsberuhigen. Seitdem hat jeder Bauernhof und Tankstelle einen eigenen Kreiselanschluß. Und jeder der getankt hat fährt im Völlegefühl der Vorfahrt, 30 Berufspendler aufhalten zu können, schwungvoll auf den Kreisel drauflos. Alle anderen Verkehrsteilnehmer sehnen sich nach einer Vorfahrtsstraße (Bundesstraße=Vorfahrtsstraße!) zurück...

Leider wissen Gemeinderäte und Dorfbürgermeister auch so gut wie nie wofür Bundesstraßen da sind: den Verkehr schnell und flüssig fließen zu lassen. Manche denken sich: wenn man sie schon nicht weghaben kann, macht man sie wenigstens so langsam wie möglich! Deswegen hat man sie in früheren Jahrzehnten an der Planung großer Straßen sinnvollerweise auch nicht beteiligt, bloß heute mischen sie sich überall ein. Nur so ist es zu erklären dass es bei uns immer mehr, und zu kleine Kreisel gibt. Auf diese Weise haben wir es in Deutschland geschafft unsere ehemals gute Verkehrsinfrastruktur kaputtzumachen. Heute kann man in Frankreich, Spanien sowieso, sogar Italien auf den Nicht-Autobahnstraßen höhere Überland-Durchschnitte fahren als in Deutschland. Vor 20 Jahren hätte man es nie für möglich gehalten dass sich das einmal umkehrt...

Neues aus Schilda

Vor drei Jahren schrieb ich an das Straßenverkehrsamt für den Rheingautaunuskreis, wohin denn die Motorradfahrer ausweichen sollen wenn sie auf der B275 zwischen Esch und Niederems Tempo 60 fahren sollen wenn von hinten mit Tempo 110 ein Mercedes Sprinter heranrückt, bis er aus dem Rückspiegel springt und mir schon auf der Sitzbank sitzt... Es hatte ein halbes Dutzend neue Schilder gegeben, zur "Freude" aller Zweiradfahrer: "Tempo 60 nur für Motorräder" -- irgendeinem Bürokraten muss aufgefallen sein dass die Straßen KURVEN hat, und somit für Motorradfahrer lebensgefährlich sein muss. Denn in Kurven kann man ja herunterfallen.

Auch im Wispertal (ebenfalls Rheingautaunuskreis) hat man ja schon länger ein Tempo 60 für Motorradfahrer, über das Motorradfaherer in ganz Deutschland lachen, und unverständlicherweise fahren die da immer noch herum (sind wahrscheinlich suizidgeil)...

Seit diesem Jahr (2011) ist das Zusatzzeichen "Nur für Motorräder" abmontiert, Tempo 60 gilt jetzt für alle. Und jetzt wird wohl niemand mehr lernen dass Kurven nicht per se gefährlich sind...

Diese Vorgehensweise ist symptomatisch für RÜD. Nirgendwo stehen soviele Schilder wie hier. An einer Kreuzung wo im Haustaunuskreis kein Schild steht, oder Tempo 80, verlangt der Rheingautaunus aus Prinzip Tempo 60. Dieselbe Staßenbreite, selbes Gefahrenpotential. Bei einer Straße die in den 70'er Jahren neutrassiert wurde für Tempo 100. Als Beispiel nehme man die Straße von der Saalburg nach Neu-Anspach. Und würde die Kanonenstraße (Oberursel-Feldberg-Schmitten) durch den Rheingautaunus führen wären dort 60 erlaubt für PKW's, Motorräder müssten geschoben werden...

Leider führen Tempolimits nach Maßgabe der Fahrfähigkeit von Tattergreisen mitnichten zu mehr Sicherheit. Viel eher führt es dazu dass man an jeder Kreuzung die Vorfahrt genommen bekommt, denn die aus den Nebenstraßen kommenden scheinen zu glauben, wer da mit 60 herangeschneckt komme müsse wohl auch ein Tattergreis sein. Und niemand will hinter Tattergreisen kilometerlang herfahren, wo alles voller Überholverbote ist obwohl die Straßen über 500m einsehbar sind. Oder noch schlimmer, der Vorfahrtschneider weiß dass die vorfahrtberechtigte Straße auf  Tempo 60 limitiert ist, und nimmt die Vorfahrt nach dem Motto: Wenn der andere 60 fahren würde, könnte er ja bequem abbremsen! - und ansonsten ist mein Auto eh' alt und ich habe nichts dagegen wenn mir ein anderer ein neues kauft!

Wegen Überfüllung geschlossen

Weil es, trotz der vielen Schilder, im Taunus trotzdem noch sehr viele Straßen gibt, auf denen sich außer an den Ballungspunkten morgens und nachmittags, sowie den typischen Flaschenhälsen am Gebirgskamm: Hohemark, Saalburg, Königsteiner Kreisel und Wiesbadener Platte, der Verkehr auch ganz gut verteilt, sind diese Straßen auch besonders attraktiv für Schwer-LKW's. Sie kosten, anders als die Autobahnen, den Spediteur ja kein Geld. Nur den Gemeinden kostet es Geld wenn die Schwer-LKW's mit Schotter Schotter machen und Fernverkehr durch zwanzig Taunusdörfer machen.

Beispiel Weilstraße: Sie ist kaputt in Bergrichtung, weil die 500-PS LKW's dreier oder vier Firmen hier Vollgas geben. Tempo 90 mit voller Ladung, vierzig Tonnen, und dann schießt Dir so ein Vierachser mit zwei gelenkten Vorderachsen auf den inneren vier Rädern, die äußeren sind fast in der Luft, auf der vier Meter breiten Straße in einer Kurve (Sicht: zwanzig Meter!) entgegen! Diese Fahrer müssen wirklich fahren können, sonst gäbe es hier jede Woche Tote. Trotzdem ist es vollkommen verantwortungslos, reiner Zufall dass sowenig passiert, und es ist längst Zeit dass die Behörden einschreiten. Auf die Weilstraße gehört ein Tempolimit : 80 für alle, 60 für LKW's. Für mehr KM/H ist die Straße ist viel zu wenig einschaubar und zu schmal. Es wird ja in Fahrschulen offenbar nicht mehr beigebracht dass man im Sichtfeld immer vollbremsen und halten können muss, natürlich auch wenn jemand im gleichen Tempo entgegenkommt! Damit ergibt sich das obengenannte Höchsttempo rechnerisch zwingend!

"Hindernisse auf der Straße" sind gar nicht so selten, man denke z.B. an die Radfahrer. Die darf man nämlich nur überholen wenn man den Sicherheitsabstand von 1,50m einhalten kann. Also in unübersichtlichen Kurven und bei Gegenverkehr typischerweise gar nicht. Die völlig Verpeilten, die als Dritter in der Schlange bis zur Stoßstange auf solchen Straßen mit Tempo 90 an den Vordermann ranfahren, woher sollen die wissen wenn der vorderste vielleicht wegen eines Radfahrers, oder Busses! (Haltestellen auf der Straße direkt hinter Kurven, Z.B. zwischen Rod an der Weil und Abzweig Neuweilnau) plötzlich bremsen muß?

Verkehrslenkung, damit die Straßen etwas länger halten...

Das Thema LKW's wurde schon angesprochen. Die Schwer-LKW's mit 500 PS sind die Geißel des heutigen Landstraßenverkehrs, auch bei uns im Taunus. Sie fahren 28t Schotter aus dem Steinbruch in Weilmünster quer durch den Taunus ins Rhein Main Gebiet auf die Baustelle, auch über den Großen Feldberg. Dank ihrer PS kommen sie da problemlos hoch wo vor 20 Jahren kein Fuhrunternehmer mit seinen 130 PS Zugmaschinen gefahren wäre. Heute gehört zu jedem Steinbruchunternehmer und Baustoffhändler ein möglichst großer, PS-starker Fuhrpark. Dass in seiner Umgebung alle Straßen kaputtgefahren werden interessiert ihn nicht weiter: die Schäden bezahlen ja andere. Mit der von ihm gezahlten Gewerbesteuer kann man leider nur ein paar Meter davon erneuern.

Beispiel Steinfischbach: während man in Esch fleißig eine Umgehungsstraße fordert, wird ein Ortsteil in derselben Gemeinde immer mehr zum LKW Durchfahrtsort. Eigentlich geht die B 275 ja über Niedems, und wurde auch eigens für den Schwerverkahr gebaut, aber hier fährt fast kein LKW mehr lang. 2010 habe ich einen Test gemacht, indem ich von Esch kommend, die B275 rechts abbog, während der vierachsige (40t) Baustellen-LKW vor mir geradeaus fuhr, sich mit Vollgas auf den 13% Anstieg auf nach Steinfischbach machte. 8 Minuten später bog derselbe LKW in einem gewagten Manöver mir halb die Vorfahrt schneidend an der Tenne wieder vor mir ein. Ich war mit einem 57-PS Motorrad unterwegs! (Und habe mich bei dieser "Wettfahrt" nicht an die Tempo 60 Schilder gehalten!) Die schmale Straße, ganz ohne Tempolimit übrigens, wird in ein paar Jahren kaputt sein wenn das so weitergeht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, vielleicht passiert zusätzlich in der engen Ortsdurchfahrt auch noch schlimmeres! Aber dafür will dann bestimmt niemand verantwortlich gewesen sein! Hier gehören zwei Schilder hin, die verglichen mit 5km Umgehungsstraße samt Brücken u. dergl. sehr preisgünstig und effektvoll sind: Verboten für LKW's über 12t, und Tempo 80!
( Auf der Emsbachstraße gehören die Tempo 60 Schilder weg, allenfalls genügt in jeder Richtung ein Warnschild "Kurvenreiche Strecke". Ein Kraftahrer der keine Kurve einschätzen kann, gehört nicht auf die Straße!)

Dasselbe trifft fürs Weiltal und andere kleine Straßen zu die in den letzten 10 Jahren vom Schuttgutverkehr als Fernverkehrsadern entdeckt wurden. An der B275 und allen anderen Ost-West-Achsen müsste der Schwerverkehr zwingend auf die nächste Autobahn abgeleitet werden, entsprechende Verstöße sind durch Kameraüberwachung festzuhalten und automatisch (und empfindlich) zu sanktionieren. Auch wenn das für die LKW-Flottenbesitzer teurer wird. Oder sie müssten für Straßenreparaturen verpflichtend aufkommen (es handelt sich um weniger als 10 gutbekannte Firmen die zum Teil ortsansässig sind). Es geht aber nicht, dass die Gewinne aus dieser Schotter-Verschieberei privatisiert, die Kosten davon aber der Allgemeinheit zugeschoben werden! LKW's, insofern sie nicht überhaupt nur geleast sind, kann man auch wieder verkaufen. Und Schuttgüter gehören im Fernverkehr auf die Bahn. Von diesen Verschiebereien haben ohnehin nur die betreffenden Großbaufirmen etwas. Die müssten zukünftig eben wieder auf althergebrachte Art kalkulieren anstatt ihre Bauuntergründe "just in time" anzufordern, auf Kosten unserer Straßen, der Nerven Tausender von Berufspendlern, und des Lebens plattgefahrener Radfahrer!


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LKWs

Schwerverkehr rast durch den Taunus

Wer kennt sie nicht, die vierachsigen Kipper der Fa. Sönke Mohr und anderer Baufirmen, die mit Höchstgeschwindigkeit, Tempo 80 und mehr, durch die Nebenstraßen des Taunus brettern, hinter sich eine Schlange von Autos. Wer, der nicht 300PS hat, traut sich noch die zu überholen, deren Fahrer kein Milimeter vom Gas gehen wenn sie überholt werden, eher im Gegenteil, noch erst recht feste drauftreten, ein schlimmer Verstoß gegen §5 (6) STVO übrigens? Sie schämen sich nicht, sondern drucken die Namen ihrer Besitzer noch fett auf die LKWs, so werden sie zu Synonymen der Verkehrsbehinderung und - gefährdung.

Ist Ihnen schonmal auf der 4m breiten Weiltalstraße nach einer Kurve einer dieser 40 Tonnen schweren, doppellenkerachsigen Kolosse halb auf der Gegenverkehrsspur mit Schräglage entgegen gekommen, dessen eifriger Pilot nach dieser Fahrweise sein Gefährt wohl nicht so ganz von einem Golf GTI unterscheiden kann?

Sie sind der Schrecken der übrigen Verkehrsteilnehmer und machen die Durchfahrtsstraßen unserer Taunusdörfer  nahezu unbewohnbar und gefährlich. Die Umwelt, die Straßen, die Häuser in den Ortsdurchfahrten (oft 1m neben der Straßen) nehmen durch sie Schaden.

Und wer kommt für die Schäden auf? Der einzelne Hausbesitzer, auf lange Sicht, oder im Falle der Straßen, die Steuerzahler.

Im Falle der Autobahnen ist bekannt, dass ein einzelner Schwerlast-LKW die Straßen ebenso schädigt wie 160.000 PKW.

Früher gab es Lastwagen im Taunus zwar auch schon, aber sie fuhren weniger schnell und vor allem weniger weit. Niemand fuhr Sand, Kies und Schutt vom Hintertaunus bis ins Rhein-Main-Gebiet, oder machte ähnlich schwachsinnige Transporte. Heute scheinen sich solche Fahrten zu lohnen: Zumindest für die Unternehmer. Die Umwelt und die Allgemeinheit tragen ja die wirklichen Kosten.

Hinzu kommen noch die Mautpreller. Heutzutage hat ja jeder ein NAVI, und "Route ohne Autobahnstrecken berechnen" findet auch jeder. Und da fährt man dann. Leider ist es ja hier nicht wie im Sauerland, wo im Navi eingetragene Straßen manchmal auch Feldwege sind, und der Fahrer an der ersten scharfen Wendung hängen bleiben, entsprechend Zeit verliert, und das dann hoffentlich nie wieder macht. Und da die heutigen LKWs alle 500PS haben und nicht mehr nur 150, kommen sie auch erstaunlich schnell über den Sandplacken, und müssen nicht mehr außen herum fahren wie das vor 15 Jahren noch üblich war. Aber wie sehen die Straßen jetzt aus??

Und was machen die Behörden? Anstatt mehr Straßen für Schwer-LKWs zu sperren, machen sie noch welche für sie auf. z.B. die Bergstraße von Oberems zur Kittelhütte-Seelenberg/ Reifenberg, die früher auf 12t limitiert war (außer Linienbusse) und jetzt (2007), nachdem man sie, nach 20 Jahren, auf einen passablen Oberflächenzustand gebracht und die Bankette um 1m verbreitert hat, nimmt man das "Gesperrt für LKW" Schild weg! Und nun kommen in der Haarnadelkurve den Auto- und Motorradfahrern lustig die Sattelschlepper auf der Gegenverkehrsspur entgegen, und man fragt sich: Was suchen die hier, haben die sich verfahren?

Was sollte man stattdessen tun?
WER? Das Land Hessen, der Hochtaunus-, Main-Taunus- und Rheingau-Taunus-Kreis

  1. Alle Taunuspässe, mit Ausnahme der Bundesstraßen B8 (Königsteiner Kreisel), B 456 (Saalburg), B417 (Platte) für LKW über 12t sperren

  2. Weiltalstraße ab Winden südwärts (mit Ausnahme des Bereichs Landsteiner Mühle, B275) für LKW über 12t sperren

  3. Verkehrslenkung für Brummis auf die nächste Autobahn, keine "Überlandtouren". Verkehrswegeplanung für LKWs nach der Regel: keine Nord-Süd-Verbindung zulassen zwischen der A3 und A5, keine Ost-West-Verbindung zulassen außer der B275 und B49.

  4. Kameraüberwachung bekannter "Mautprellerstrecken" wie z.B. Umgehung der Ecke Idstein-Wiesbadener Kreuz-Wiesbaden über Eschenhahn-Neuhof, oder Naurod (B455) - zu Lasten der Anwohner - Hinweisschild an der 2008 neugebauten Autobahnzufahrt Idstein Richtung Süden, und automatisierte Bußgeldverfahren

  5. Unterbindung (Verbot und Kontrolle w.o.) der direkten Durchfahrt zwischen der B455 Autobahnende A661 Oberursel zur A3 (Abfahrt Niedernhausen) für LKWs über 15t

  6. Verpflichtung für LKWs auf der nächsten Haltebucht den PKW-Verkehr vorbeizulassen, sobald sich eine Schlange von mindestens 3 PKWs hinter ihnen gebildet hat

  7. Tempolimit für Kleintransporter bis 3.5t: Tempo 80 auf Landstraßen, 110 auf Autobahnen. Das sicherheitswidrige Gerase und die den PKW-Verkehr behindernde Zunahme des Fernverkehrs dieser Fahrzeuge, die meist von übermüdeteten unausgebildeten Fahrern gesteuert werden, muß baldmöglichst ein Ende finden. Regelmäßige und fühlbare Polizeikontrollen für Bremsen und Beladung solcher Fahrzeuge.

  8. Regelmässige Kontrolle der einschlägig bekannten Firmen mit 5 oder mehr Baustellen-LKW über 32t und mehr auf Einhaltung der Höchstgeschwindigkeiten (Tachoscheiben), Verpflichtung zur Führung im Internetch einsehbarer Bücher über gefahrene Strecken um Bauschäden an Gebäuden und Straßen gegebenenfalls zuordnen zu können

  9. Anstatt kaputtgefahrene Straßen mit Tempo-60-Schildern zu pflastern, oder mit doppelten Leitplanen einzuzäunen damit keiner hinausfällt (wie seit 2007 auf der Kanonenstraße zwischen Oberursel und Schmitten), diese gefälligst sanieren! Nicht bloß die Motorradfahrer sagen Danke!

  10. Umbau der dreispurigen Pendler-Einfallstraßen über die Taunuspässe Saalburg und Platte/Wiesbaden auf variable Mittelspur zur besseren Ausnutzung der Verkehrswege mit elektronischen "Frei/ Gesperrt" Zeichen, wie von den sogenannten "intelligenten Verkehrsleitsystemen" auf Autobahnen seit langem bekannt. Selbst Fahrer die sich nicht mehr auf Autobahnen trauen sollten sich an so etwas gewöhnen können, das es in anderen Bundesländern selbstverständlich gibt wo die Autofahrer auch nicht dümmer sind. Über die Saalburg gab es eine solche Lösung (ohne die Hinweistafeln) schon einmal bis ca. 1981, und wurde dann auf die jetzige unflexible 2/1 spurige Lösung umgebaut

  11. Falls Wiesbaden an eine "Smog-Sperre" denkt: schon mal drüber nachdenken wo man in Neuhof und Naurod Flächen für Parkplätze (Park& Ride) herbekommt, und wie man eine um 5x erhöhte Zahl öffentlicher Verkehrsmittelbenutzer nach Wiesbaden schafft. Bahnmodernisierung von Naurod oder besser von Idstein, Reaktivierung der Bahnstrecke über die Eiserne Hand und Ausbau bis ans östliche Ende von Neuhof/B417 stehen seit Jahren auf der Forderungsliste für einen zeitgemäßen Ausbau des ÖPNV und wurden doch seit Jahren verschlampt; so fehlen jetzt leider die Grundbedingungen eine Fahrverbote in Kraft zu setzen, nämlich eine Alternativmöglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu kommen. Für den Raum Frankfurt gibt es erfreulicherweise etwas besser geeignete P&R Bahnanschlüsse aus dem Norden

Fällt Ihnen selbst noch etwas dazu ein??


Bis dahin: "Fahrweise okay"?

Rufen Sie die Telefonnummer des Chefs des Lasterfahrers vor Ihnen an, der sie nicht vorbeilässt. Sagen Sie ihm dass es nicht okay ist, von seinem Angestellten behindert oder gefährdet zu werden, und dass sie Firmen über deren Dienstfahrzeuge sie sich alle Wochen ärgern, als privater Auftraggeber nicht berücksichtigen können.


Demnächst

Demnächst wird es hier ein Forum geben wo man sich tüchtig über den Verkehr im und rund um den Taunus und die größten Verkehrsbehinderer auslassen, und aufregen kann. Vielleicht tun ja dann die Schnarchnasen, Berufsverzögerer und Sich-Nicht-für-Zuständig-Erklärer aus Politik und Verwaltung etwas -- damit es für diejenigen besser wird, die halt leider noch arbeiten gehen/fahren müssen um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, die Wirtschaft anzukurbeln - und vor allem, die 90% der (Steuer-) Last tragen unser Gemeinwesen am Leben zu erhalten, aber deren Interessen zu weniger als 10% berücksichtigt werden in allen politischen Fragen..



Quelle des Bildes im Titel, und ein interessanter Link zum Straßenbau: http://www.asphalt.de/site/startseite/technik/bautechnik/4_standardisierung_des_oberbaus/

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