TAUNUSREITER
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NEU Update April 2012
 

Der Verkehrs-Knigge

Vielen Leuten - egal welchen Alters - fallen heute elementare Grundbegriffe rücksichtsvollen Umgangs sehr schwer. Wer beim Stichwort "Gutes Benehmen/Kinderstube" nur an so etwas wie Tisch- und Gaderobenmanieren denkt, ist dabei gründlich auf dem Holzweg. Denn der zeitlich größte Teil des Miteinanders einander fremder Personen - und der mit Abstand gefahrenträchtigste, ganz sicher auch der neben der Arbeitswelt nervenaufreibenste - ist der motorisierte Straßenverkehr.

Ähnlich wie im Internet glauben sich hier aber viele "anonym", und meinen deswegen ein Benehmen wie "Offene Hose" sich leisten zu können. Den vielen Leuten, die keinen guten Fahrlehrer hatten, oder sich nicht mehr daran erinnern können, sei dieser "Knigge" gewidmet - von einem "Typ mit 'ner Website", der erst seit 30 Jahren den Führerschein hat, unfallfrei fährt (rund 25.000 Kfz-km im Jahr, davon 90-95% beruflich bedingt) - und, vor allem, den Verkehr aus den unterschiedlichsten Perspektiven her kennt, womit gemeint ist: Schnelle, langsame, kleine und große Pkw, Motorrad, Rennrad, Fußgänger, Reiter - was am ehesten geeignet ist den typischen Fehler zu vermeiden, seine eigene kleine private Brille für die Sicht der ganzen, großen weiten Welt zu halten...

Das Prinzip Rücksicht

Der erste und wichtigste Paragraph der Straßenverkehrsordnung ist der erste (§1). Er lautet:
  1. Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
  2. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird
Mit diesen beiden Sätzen lassen sich eigentlich alle Regeln des Straßenverkehrs zusammenfassen. Wenn diese beiden Sätze durch jeden Verkehrsteilnehmer richtig verstanden und beherzigt würden - was leider nicht der Fall ist - wären alle weiteren Regeln überflüssig, und viele Streitigkeiten vor der Polizei oder Gerichten ebenfalls. Leute, die sich mit Juristik ein wenig auskennen, nennen das eine Generalvorschrift.

Was ist mit diesen beiden mustergültig kurzen, knapp formulierten Sätzen alles ausgesagt? (Nachdem leider auch das Verstehen von Texten heute nur noch selten beherrscht wird, ein paar kleine Erläuterungen)
  • Dass man im Straßenverkehr nicht allein unterwegs ist, und sich demzufolge auch nicht so zu verhalten hat,
  • dass man auf die anderen Rücksicht nehmen muß.  Nicht bloß wenn man gute Laune oder es nicht eilig hat, sondern, wie es wörtlich heißt, ständig
  • dass man sich in den anderen Verkehrsteilnehmer hineinversetzen können muß, um dessen wahrscheinlich nächsten Reaktionen voraussehen und sich darauf einstellen zu können, damit man nicht plötzlich in die Bremsen steigen muß oder gar einen Unfall baut (-> vorausschauendes Denken und Fahren)
  • dass Behinderungen im Straßenverkehr leider möglich sind und vorkommen, ja sogar unvermeidlich sind, weil nach Lage der Dinge die Fahrer nun mal mit unterschiedlich schnellen Fahrzeugen oder auch zu Fuß unterwegs sind - und trotzdem gleiche Rechte haben!
  • dass die Langsamen sich demzufolge nicht dafür entschuldigen müssen, weniger schnell zu sein.
  • dass sie aber auch nicht das Recht haben, die schnelleren über ein nach den Umständen her unvermeidbares (d.h. also recht geringes) Maß zu behindern, d.h. den schnelleren ihr Tempo nicht aufzwingen dürfen. Konkret, müssen sie sie z.B. bei jeder sich bietenden Gelegenheit überholen lassen ohne sich über die vermeintlichen "Raser" aufzuregen. Das gilt nicht nur für generell langsame Verkehrsteilnehmer wie etwa Radler, sondern auch für Wohnmobil- und Lieferwagenfahrer, Kleinwagen- gegenüber Sporwagenfahrern, und Fahrer mit nachlassender körperlicher Leistungsfähigkeit wie etwa Rentner,
  • dass die Schnelleren die Langsameren aber umgekehrt nicht gefährden dürfen. Während Behinderungen in einem gewissen Maß unvermeidlich sind und demzufolge vorkommen dürfen, also auch hinzunehmen sind, ist das bei Gefährdungen keineswegs so! Sie müssen, ebenso wie Schädigungen, unbedingt unterbleiben und sind verboten!


    Tja, soweit so einfach - oder auch nicht! Wie setzt man das im realen Straßenverkehr um??

1. Vorausschauend und deutlich fahren

Wer vorausschauend fährt, spart Kraftstoff, Bremsbeläge und Nerven. Ohne Aufmerksamkeit ist keine vorausschauende Fahrweise möglich. Lassen Sie sich nicht ablenken. Beachten Sie auch den Verkehr hinter ihnen. Versuchen Sie den Fahrer vor Ihnen einzuschätzen, damit Sie von ihm nicht überrascht werden. Rechnen Sie mit seinen Fehlern, auch den "dümmsten". Wenn Sie auf einer Vorfahrtstraße an eine Kreuzung kommen, rechnen Sie nicht damit dass der andere Sie gesehen hat bevor er nicht bremst. Besonders lebenswichtig ist dies für Motorradfahrer...
Fahren Sie aber auch deutlich. An den allermeisten Kreuzungen braucht nicht "ausgehandelt" zu werden, wer vorfahrtberechtigt und wer wartepflichtig ist. Geben Sie dem anderen nicht durch übervorsichtige und unklare Fahrweise zu verstehen dass Sie eigentlich lieber auf die Vorfahrt verzichten.
Beim Abbiegen und Fahrstreifenwechsel blinkt man rechtzeitig. Rechtzeitig heisst, so deutlich dass die anderen sich darauf einstellen können, wenn man z.B. dazu abbremsen muss. Fahren Sie selber beim Abbiegen so, wie sie gern hätten dass jeder vor Ihnen fährt - vorausschauend und deutlich. Beim Linksabbiegen gehört dazu, dass man sich zur Straßenmitte hin einordnet - natürlich ohne damit den Gegenverkehr zu gefährden. Dies bewirkt zweierlei: der Abbieger wird auch von weiter hinten in der Kolonne fahrenden Fahrzeugen gesehen, und er gibt rechts Platz frei sodass die weiter geradeaus fahrenden Fahrzeuge um ihn herumfahren können, und er diese nicht aufhält wenn er vielleicht wegen Gegenverkehr warten muss.

Eins steht fest: Es ist nicht cool, so zu fahren als ob das Auto keine Blinker hätte, oder als ob man zu blöd wäre sie zu finden.  Oder als ob man ein Hesse ist (die blinken generell nicht). Es ist auch nicht cool, jemanden zu überholen, und gleich danach wieder auf die Bremse zu zwingen weil einem "plötzlich" einfällt - hoppala! - dass man ja hier abbiegen will. Es zeigt anderen Autofahrer nur, dass hier jemand mit einem IQ von unter 60 unterwegs ist, der seinen Führerschein im Lotto gewonnen hat und dem noch nicht aufgefallen ist, nicht der einzige Benutzer dieser Straße zu sein.

2. Abstand halten

Um vorausschauend zu fahren, ist es wichtig den nötigen Abstand zum Vordermann einzuhalten. Ohne den nötigen Abstand sehe ich nur ein großes Fahrzeug vor mir und sonst nichts. Vor allem kleine, langsame und schmale Fahrzeuge vor dem Vordermann kann ich so nicht erkennen, und werde möglicherweise durch Brems- und Ausweichreaktion überrascht. Bei den meisten Moped- und Radfahrern, die außerorts bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, ist zu geringer Abstand der PKW-Fahrer die Ursache. Vor allem wenn ich im Geländewagen unterwegs bin, der wirklich groß und hoch ist, bin ich verwundert wie dicht manche PKW-Fahrer auffahren. Haben die was verloren unter meiner Hinterachse? Meinen sie mich so zu schnellerem Fahren bewegen zu können? (Sie können so nicht mal erkennen ob ein Fahrzeug vor mir mich eventuell vom schnelleren Fahren abhält). Haben sie irgendeine Ahnung davon wie hässlich ihr Knautschzonen-PKW und evtl. sie selber aussehen werden, wenn sie auf ein Fahrzeug mit massivem Leiterrahmen und blattgefederten Starrachsen aufbrummen, sollte den Fahrer irgendetwas zum plötzlichen und starken Bremsen zwingen? - etwas das sie wegen ihres viel zu geringem Abstands gar nicht sehen werden? Glauben sie der Fahrer würde weniger stark bremsen und sein eigenes Leben auf Spiel setzen nur um ihres zu retten, weil sie wie schwachsinnig Auto fahren?

3. Schnell und Langsam - immer eine Frage der Perspektive

Es gibt immer Leute die langsamer oder schneller unterwegs sind als Sie oder ich. Diese Selbstverständlichkeit ist vielen anscheinend nicht bewusst, die immer nur mit einem einzigen Fahrzeug unterwegs sind. Auch diejenigen die schneller fahren, haben dafür meistens gute Gründe: Bessere Ortskenntnis, ein schnelleres Fahrzeug, bessere Reifen, bessere Bremsen, strafferes Fahrwerk, daher höhere Kurvengeschwindigkeiten. Oder vielleicht ein Geländewagen, üblicherweise langsamer, hat auf Schnee und Eis die bessere Traktion, und das direktere Fahrgefühl bei Lenkung und Bremsen, ist somit sicherer und besser beherrschbar unterwegs und sein Fahrer kann sich daher erlauben schneller zu fahren als der Nachbar mit dem breitbereiften Boliden und viel zuviel PS, der unter "normalen" Verkehrsumständen auf der trockenen Autobahn viel schneller ist, in dieser speziellen Situation aber viel langsamer. Dann ist es doch versändlich dass er danach strebt an diesem Tag den Boliden zu überholen, oder sollte er etwa aus "Respekt vor dem Stern" o.ä. hinten bleiben, und zuschauen und lachen wie der sich durch den Schnee kämpft..?

4. Überholen und Überholen lassen

Wenn ich jemanden nicht überholen kann, muß ich Abstand halten, sodaß ein anderer, der vielleicht dank seines schnelleren Fahrzeugs, seiner besseren Reaktionsfähigkeit oder Ortskenntnis überholen kann, dies tun kann ohne von mir durch zu geringen Abstand gefährdet zu werden. Überholen darf man, das ist selbstverständlich, nur wenn die Gegenspur erkennbar frei ist. Aber es liegt allein am Überholenden, das einzuschätzen und zu beurteilen. Einem Überholenden den Abstand zum Vordermann zu verkürzen, oder überhaupt durch Beschleunigen das Überholen zu erschweren, ist mehr als ein Kavaliersdelikt: Es ist gefährlich, und zwar so gefährlich, dass die StVO mit einer eigenen Vorschrift ausdrücklich verbietet: Der Überholte darf nicht beschleunigen; er muß sogar nach Möglichkeit abbremsen! (§5 Absatz 6)
Um überhaupt überholen zu können, muss man mit Abstand fahren: nur dann kann man beobachten ob die Gegenspur frei ist, dann Gas geben und beschleunigen bevor man auf die Gegenspur ausschert, um damit die Zeit, die man auf der Gegenspur verbringt, maximal kurz zu halten!
So hat man
in der Fahrschule das Überholen gelernt, in Zeiten wo Autos über 100PS noch die Ausnahme waren. Dem Fahrverhalten der Mehrheit zu urteilen, lernt man das heute nicht mehr. Wesentlich mehr verhalten sich so, als sei es richtig, dem Vordermann möglichst dicht auf der Stoßstange kleben. Das Gegenteil davon ist richtig.
Vor allem aber: Jemand der gar nicht die Absicht hat zu überholen, darf erst recht nicht dicht heran fahren - sonst behindert er auch die Überholmöglichkeiten aller anderen - sondern muß einen Extra-Abstand einhalten.
Die STVO sagt übrigens nichts dazu, was anscheinend auch viele glauben, dass man eine ganze Kolonne in einem Stück überholen muss. Anstelledessen verpflichtet sie jeden einzelnen Autofahrern sehr deutlich, genügend Abstand einzuhalten, dass ein Überholer auch zwischen den Wagen einer Kolonne jederzeit gefahrlos einscheren kann.
Und somit liegen die Fehler die im Straßenverkehr heutzutage beim Überholen gemacht werden, zu 90% bei den Überholten und bloß zu 10% bei den Überholern.

5. Überholen, Blinken und Hupen

Die Absicht zu Überholen ist dem Vorausfahrenden durch Blinken anzukündigen. Blinken heisst "ich überhole gleich" oder "lass mich vorbei". Natürlich kann man nur sehen dass hinten jemand blinkt, wenn man auch ab und zu in den Rückspiegel schaut, was die Fahrer langsamer Fahrzeuge leider auch nicht immer tun. Derjenige der seinen Überholvorgang als erster angekündigt hat, darf auch als erster vorbeifahren (falls sich eine Schlange hinter dem langsamen Fahrzeug gebildet hat). Wer zum Überholen ausschert, muss sich so verhalten dass eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs (eventuelle Überholer die schon von hinten kommen) ausgeschlossen ist (§5 Absatz 4). Somit muss derjenige, der in einer Kolonne aus der Mitte heraus überholt, doppelt aufpassen.
Sehen Sie es nicht als "persönlichen Angriff" an wenn der Überholende hupt oder die Lichthupe betätigt - dies ist nach der StVO ausdrücklich erlaubt (in manchen Ländern deren Autofahrer durch ihr zügiges und dabei sicheres Fahren bekannt sind, sogar vorgeschrieben). Wahrscheinlich tut er dies, weil er aus ihrem bisherigen Fahrstil nicht schließen konnte, dass sie ein Fahrer sind, der dem rückwärtigen Teil des Straßenverkehrs die gebührende Aufmerksamkeit widmet. Er will sie deshalb auf den Überholvorgang aufmerksam machen, damit er für Sie nicht im "Toten Winkel" ist, und Sie auffordern sich korrekt zu verhalten, also insbesondere nicht zu beschleunigen. Regen Sie sich nicht auf, sondern gehen mit dem Fuß vom Gas und zeigen Sie ihm dass sie im Straßenverkehr aufmerksam sind, und sie ihr persönliches Tempo nicht für das Maß aller Dinge halten.

6. Fahren in der Kolonne

Wenn hintereinander gefahren wird, fährt man nicht so dicht auf wie es geht, um dem Vordermann zu signalisieren wie "genervt" man über diese Kolonnenfahrerei mal wieder ist. Er kann ja selber auch nicht schneller fahren. Mit so geringem Abstand zu fahren, dass man immer wieder auf den Vordermann auffährt und ohne besondere Veranlassung bremsen muß, ist fehlerhaft, schadet den eigenen Nerven, macht hintere Verkehrsteilnehmer sinnlos aufmerksam, verschleißt sinnlos die Bremsen und gibt zu Auffahrunfällen Veranlassung. Man fährt so, dass man gerade nicht bremsen muß, sondern den Abstand mit Gasgeben und Gaswegnehmen ausgleichen kann. Das geht auch mit Automatikgetriebe oder Motoren mit schwacher Motorbremsleistung. Das ist cool, denn damit zeige ich dass ich nicht bloss allein mich selbst, sondern auch mein Fahrzeug beherrsche, anstelle dass es mich beherrscht.

Auf diese Weise fährt man nie zu dicht auf und ist zugleich bremsbereit, sollte es einmal wirklich Anlaß zum Bremsen geben. Zugleich warnt man den nachfolgenden Verkehr nicht unnötigerweise durch überflüssig aufleuchtende Bremslichter, die an heutigen Fahrtzeugen oft so hell sind dass sie bei normalen Sichtverhältnissen eine echte Belästigung darstellen.

Deswegen ist es auch rücksichtsvoll, beim Halten in der Kolonne vor einer Ampel, besonders bei Dunkelheit, sein Fahrzeug mittlest der Handbremse beim Stehen zu halten, bei deren Benutzung die Bremslichter dunkel bleiben. Genau hierfür wurde die Handbremse konstruiert, und jedes Auto hat eine. Haben Sie die Ihres Pkw auch schon gefunden? - Coool...

Über das Fahren in der Kolonne mit Nebelschlusslicht, bei Sichtweiten von 200m und mehr, brauche ich hoffentlich wohl nichts mehr zu sagen. Sie signalisieren jedem der hinter Ihnen fährt "Hier fährt der Dorfdepp". Nebelschlussleuchten dürfen nur eingeschaltet werden bei Sichtweiten unter 50m. Dann dürfen Sie noch 50km/h fahren, keineswegs schneller. Daraus ergibt sich, dass Nebelschlussleuchten eigentlich zu 90% fehlerhaft angeschaltet sind.

7. Zuviel Abstand

Mit dem dem "Abstand" verhält es sich aber so, dass es ein "zuwenig", ein "richtig" und ein "zuviel" gibt. Viel hilft also nicht viel... Man lässt nicht die Tuchfühlung zum Vorderfahrzeug abreißen, wenn man Kolonne fährt, sodaß unnötige Lücken entstehen, die Autoschlange nur noch länger wird, und man selbst den ganzen Verkehr aufhält. Insbesondere bei Nebel und schlechten Sichtverhältnissen ist das fehlerhaft, wie jeder der im Gebirge wohnt und häufig über Bergpässe fahren muss, rasch lernt. Man fährt in Kolonne dem Tempo des Vordermanns angepaßt. Man sollte immer mal wieder in den Rückspiegel schauen ob man nicht selber zum Verkehrshindernis wird. Ist das so, sollte man rechts ran fahren. Bloß weil man den Lauf der Welt nicht aufhalten kann, sollte man kein Vergnügen darin finden wenigstens den Verkehr aufhalten zu können...
In der Kolonne kommt man am besten voran durch gleichmäßige Fahrweise mit gleichmäßigen Abständen, wie ein ziehender Vogelschwarm. In Vogelschwärmen sieht man nie, dass einer die Abstände nicht einhält oder ein anderer durch übergroßes "Sicherheitsbedürfnis" die Abstände vergrößert. Weil Fliegen eine körperlich anstrengende Art der Fortbewegung ist, können Vögel sich nicht leisten, hierbei unvernünftig und unökonomisch zu sein. Manche Menschen aber offenbar schon - und behindern damit auch alle anderen. Die Fahrzeugkolonne ist nicht der Platz menschliche Individualität auszudrücken - da gibt es weit geeignetere Anlässe...

8. Fahren bei Straßenglätte

Im Winter fährt man bei glatten Straßen bergauf zügig, vermeidet jedes Bremsen und nutzt den eigenen Schwung, um nicht steckenzubleiben. Bergab fährt man um einen Gang niedriger, um die Motorbremswirkung auszunutzen und nicht ins Rutschen zu geraten. Wer noch mit Fahrzeugen wie dem VW Käfer das Fahren gerlernt hat, als ABS noch in ferner Zukunft lag, und der trotz seines aus heutiger Sicht unmöglich-gefährlichen Fahrverhaltens ein bombiges Winterauto war, mit dem man selbst mit schlechten Reifen überall hinkam, wird diese Regel wohl nie vergessen. Leider haben die modernen elektronischen Steuerungen und Traktionskontrollen (erforderlich wegen unnötig vieler PS) dafür gesorgt, dass viele Autofahrer überhaupt kein Gefühl mehr für Lenkung, Gas und Bremse haben, weil ihnen ihr Fahrzeug keine taktile Rückmeldung über die Traktion und den Straßenzustand mehr liefert. Im auffälligen Unterschied zu Motorradfahrern die, im Sommer, viel "dichter" an der Straße dran sind, dieses Gespür für die Grenzhaftung (auch durch ihre viel schmaleren Reifen) automatisch entwickeln und nicht zuletzt deswegen bei höherem Tempo auch sicherer unterwegs sein können.

Die Traktionskontrollen sind auch dafür mitverantwortlich, dass eine zunehmende Zahl von Autofahrern glaubt, auch im Winter auf Schnee und Eis müsse ein Auto immer "wie auf Schienen" fahren, kein Gefühl für den Grenzbereich des Autos und die dann erforderlichen Lenkbewegungen entwickeln, durch rücksichtsloses Langsamfahren alle winterfesten Fahrer nerven und aufhalten, und mit ihrer ängstlichen Fahrweise dazu prädestiniert sind an jeder längeren Steigung steckenzubleiben. Solche Fahrer sollten die alte Regel beherzigen, bei ungünstiger Witterung die den Fahrer überfordert,das Fahrzeug stehen zu lassen. Aber leiden fehlt gerade diesen Fahrern häufg nicht nur die objektive Gefahren- sondern auch jede gesunde Selbsteinschätzung, was durch nichts mehr deutlich wird wie dadurch, dass sie überholende Fahrer noch von hinten mit der Lichthupe anblitzen (womit sie dann auch noch Mangel an Selbstbeherrschung dokumentieren).

9. Bergauf- und Bergabfahren

Ganz ärgerlich sind auch diejenigen Autofahrer, die auch im Sommer oder auf trockener Straße in den Bergen nach dem Motto unterwegs sind "bergauf rasen, bergab kriechen". Häufig sind die Bergstrecken zweispurig ausgebaut, damit langsame LKW's nicht zum Verkehrshinderniss werden, und da ist es offenbar am wichtigsten, dass im Berufsverkehr einen ja keiner überholt. Hat man die Kuppe dann erreicht und wird die Fahrbahn wieder einspurig, haben die gleichen Fahrer plötzlich alle Zeit der Welt, denn nun kann ja keiner mehr vorbeifahren. In dieser Rücksichtslosigkeit offenbaren sich alle Charakterfehler. Wenn einmal der letzte Tropfen Öl auf der Welt verbrannt ist, werden diese hoffentlich lange einen kalten Hintern haben und gut zu Fuß sein!
Wer "Angst hat dass die Bremsen versagen" beim Bergabfahren sollte in die Werkstatt fahren, und sich bei einem Fahrsicherheitstraining anmelden, denn es zeigt, dass man den steigenden Anforderungen den der wachsende Straßenverkehr an einen stellt, so langsam nicht mehr gewachsen ist und etwas Training nötig hat.

10. LKWs und Lieferwagen

Fahren Sie als LKW-Fahrer so wie sich andere Verkehrsteilnehmer vorstellen dass ein LKW fahren sollte: nicht rasen, sondern gemütlich. Lassen Sie PKWs und andere schnellere Verkehrsteilnehmer vorbei. Fahren Sie rechts ran wenn die Schlange hinter ihnen zu lang wird, nehmen Sie Gas weg wenn jemand zum Überholen blinkt oder geben Sie Zeichen (rechts blinken; links ist falsch) wenn die Strecke zum Überholen frei ist.
Denken Sie daran, dass Sie durch Ihren persönlichen Fahrstil eine gute oder schlechte Werbung machen können für die Firma, die auf Ihrem LKW meist mit großen Buchstaben aufgedruckt ist. Vermeiden Sie dass der Hintermann die aufgedruckte Nummer wählt und sich bei Ihrem Chef über seine Angestellten beschwert. Sie kennen den Unterschied zwischen einem 20-Tonner mit 500PS und einem Golf GTI? Sehr gut!
Fahren Sie nicht so, dass die PKWs hinter Ihnen, oder sogar der entgegenkommende Verkehr glaubt, sie könnten beides nicht recht auseinanderhalten. Bei einer handvoll Firmen in meiner Umgebung, deren Fahrer mir immer wieder durch ihre Rücksichtslosigkeit auffallen, werde ich aus diesem Grund leider nie Kunde werden, sondern werde beim Bedarf einer entsprechenden Dienstleistung zur weiter entfernten Konkurrenz gehen. Ein einziger Monteur oder Außendienstmitarbeiter mit dem Fahrstil eines Arschlochs kann sämtliche Werbebemühungen seines Chefs zunichte machen. Durch rücksichtsvolle Fahrweise gelingt auch ein positiver Werbeeffekt, doch dies erfordert längeren Aufwand und Beständigkeit. Eine ganz tolle Wirkung hat das Rechts-Ran-Fahren und Überholenlassen wenn sich bereits eine Kolonne gebildet hat. Aber das sieht man kaum noch. Unter diesen Umständen sollten eigentlich die meisten Unternehmer ihre Fahrzeuge besser weiß lassen als sie mit dem Firmennamen zu beschriften, weil die negative Werbewirkung überwiegt.

11. Busse

Auch Busse sollten so fahren dass PKW noch überholen können. Mir ist nicht aufgefallen, dass die neueren Fahrpläne viel kürzere Fahrzeiten fordern als diejenigen vor über 30 Jahren, als ich noch selbst noch viel Bus fuhr, was es erforderlich machen würde dass Busfahrer herumjagen und Fahrgäste im Fahrzeug herumschleudern, indem sie Kurven mit derselben Geschwindigkeit angehen wie sportliche PKW.
An Bushaltestellen den Warnblinker benutzen (als Zeichen gem. STVO dass der Bus nicht, bzw. nur im Schrittempo überholt werden darf um aussteigende Fahrgäste nicht zu gefährden) darf der Busfahrer nur dann wenn der Bus direkt auf der Straße halten muss weil keine Bushaltebucht vorhanden ist, oder sie ein schwachsinniger Verkehrsplaner abgebaut hat. An gewöhnlichen Bushaltestellen darf man allein den Blinker benutzen. Bei einem Busfahrer, der diese doch recht wenigen Zusatzregeln für Busfahrer nicht kennt, sollte man eher nicht einsteigen. Ein Busunternehmen dessen Fahrzeuge immer auf diese Weise unterwegs sind, spart offensichtlich beim qualifizierten Personal und vielleicht auch bei der Fahrzeugsicherheit. Wer als öffentlicher Verkehrsträger Linienbetrieb ausschreibt, hat bei derartigen Beobachtungen Grund für peinliche Nachfragen, und Überlegungen wie man die nächste Ausschreibung entsprechend umgestaltet.
Wenn ein Linienbus übrigens links blinkt, um aus einer Haltestelle auszuscheren, ist der Autofahrer wartepflichtig. Auch an dieser Stelle im Theorieunterricht der Fahrschule scheinen viele Autofahrer tief und fest gepennt zu haben...

12. Motorräder

Motorräder sind auf Landstraßen dank ihrer Wendigkeit und guten Kurvenfahreigenschaften im Durchschnitt etwa 1/3 schneller als PKWs. Und das nicht, weil Motorradfahrer etwa alle waghalsig unterwegs sind, sondern noch mit solider Sicherheitsmarge. Sie können LKWs überholen an Stellen wo Sie als PKW-Fahrer noch nicht mal daran denken dürfen, aufgrund ihrer wesentlich besseren Beschleunigung, des geringen Verkehrsraums und der damit verbundenen verkürzten Zeit auf der Überholspur. Am besten also, Sie regen sich darüber nicht auf.
Autofahrer die das wissen, machen deshalb Platz wenn sie ein Motorradfahrer im Rückspiegel rasch anrücken sehen. Auch wenn sie in Kolonne hinter einem langsam fahrenden Fahrzeug unterwegs sind, zeigen Sie ihm durch Rechts-Fahren dass Sie ihn gesehen haben, und lassen ihm eine Lücke zum Einscheren. Je schneller er vorbei ist, desto schneller kommen auch Sie am LKW vorbei. Ein Motorradfahrer der zügig fährt, hält niemals andere Verkehrsteilnehmer auf - er ist es aber gewöhnt, von anderen Verkehrsteilnehmern aufgehalten zu werden. Manche Motorradfahrer überholen 10-20x soviele PKW wie durchschnittliche PKW-Fahrer und sind es deswegen geübter als der Durchschnitts-Verkehrsteilnehmer. Zeigen Sie sich deshalb tolerant wenn er es mit manchen Vorschriften nicht so genau nimmt; er trägt ja dabei ein ungleich größeres Risiko als Sie in Ihrem Blechkäfig. Er hat sich gewiss nicht auf sein Motorrad gesetzt um hinter einem langsamen PKW wie Ihrem hinterherzufahren - oder schlimmer, einem selbstberufenen Verkehrserzieher, oder einem der Ehrgeiz darauf setzt nie von anderen Verkehrsteilnehmern überholt zu werden.
Heutzutage fahren allerdings auch viele ältere Herrschaften PS-strotzende Motorräder, die sie in ihrer Jugendzeit
körperlich vielleicht besser beherrscht hätten. Diese tun besser daran, keinerlei sportliche Ambitionen an den Tag zu legen und sich in der Kolonne einzureihen.

13. Radfahrer

Radfahrer dürfen auch auf Deutschlands Straßen fahren. Die meisten Radfahrer, außer Kindern, haben auch ein Auto, zahlen deswegen auch Kfz-Steuern und beteligen sich somit auch finanziell am Erhalt der Straßen. Wenn Sie einen Radfahrer vor sich auf einer Straße sehen, können Sie annehmen dass er einen guten Grund hat dort zu fahren. Selbst dann vielleicht, wenn es in der Nähe einen Radweg geben sollte - den man als Autofahrer aber wahrscheinlich eine Weile nicht, oder sogar noch nie selbst benutzt hat. Wahrscheinlich ist dieser dann in einem schlechten Zustand, oder so sehr von Fußgängern frequentiert dass der Radfahrer es vorzieht auf der Straße zu fahren und lieber sich selbst zu gefährden als die Fußgänger. Hinzu kommt dass es für Radfahrer heute offenbar cool ist gräßlich aussehende Helme zu tragen aber völlig uncool eine Klingel am Rad zu haben, um Fußgänger auf ein lautlos heranrauschendes Rad aufmerksam zu machen. Aber auf der Tour de France fährt man ja auch ohne Klingel...
Zur Qualität der Radwege, nur eine Schilderung: Ich habe vor kurzem einen Radweg in Frankfurt entlang der Eschersheimer Landstraße (der wichtigsten Stadt-Einfallstraße von Norden) gesehen, den ich vor 40 Jahren als Schulweg benutzen musste. Er ist heute immer noch genauso gefährlich schmal (unter 1m Breite), durch parkende Autos verdeckt, und mit demselben schadhaften, bröckeligem Asphaltbelag von damals! In über 40 Jahren hat man nicht einen Pfennig oder Cent in hier investiert. Er ist lediglich nicht mehr mit dem blauen Schild als "Pflichtradweg" markiert. Wer sich auf die schmale zweispurige Ausfallstraße traut, muss ihn nicht benutzen.
Um Radfahrer zu überholen - das scheint mindestens der Hälfte der Autofahrer unbekannt zu sein - muß ein Kfz-Fahrer laut StVO 1,50 Meter Seitenabstand einhalten. Kann ich das nicht als Autofahrer, darf ich nicht überholen - so einfach ist das. In den meisten Fällen ist das also bei Gegenverkehr so - es sei denn die Straße wäre ungewöhnlich breit. Ich muß also abbremsen, wenn ein anderer entgegenkommt. Eine durchgezogene weiße Linie auf dem Mittelstreifen bedeutet nun auch nicht, dass man zwar die Linie nicht überfahren, aber dafür den Radfahrer schneiden darf - natürlich ist der Sicherheitsabstand zum Menschen wichtiger als eine aufgemalte Linie. Wenn man mal drüber nachdenkt ist das eigentlich selbstverständlich; komischerweise für viele nicht beim Fahren...
Man benutzt übrigens den Blinker, wenn man Radfahrer oder andere langsamere Verkahrsteilnehmer auf der Straße überholt, auch wenn man dazu die Mittellinie nicht überfährt. Ganz einfach deshalb, um dem nachfolgenden Verkehr, der den Radfahrer vielleicht noch nicht gesehen hat oder sehen konne, auf das Hinderniss aufmerksam zu machen. Weil die nämlich nicht von hinten durch Ihr Auto durchgucken können, es sei denn es wäre ganz aus Glas...
Allerdings überholt man keine Radfahrer, um sie 50m später wieder auf die Bremse zu zwingen, weil man "plötzlich" abbiegen will, oder da "plötzlich" ein parkendes Fahrzeug die Straße verengt weswegen man warten muss. Hier ist vorausschauendes Fahren angebracht. Wenn es doch unvermeidbar ist, lässt man rechts genügend Platz dass der Radfahrer vor einem vorbei kann ohne selbst bremsen zu müssen.
Ich bin selbst Rennradfahrer und stelle immer wieder fest, dass PKW-Fahrer die Geschwindigkeit eines auch nur mäßig trainierten Radfahrers unterschätzen, oder glauben selbst in Tempo-30-Zonen überholen zu müssen, wo ein Rennradfahrer Tempo 30 doch locker schafft. Aber obwohl ich mir, wenn ich selbst am Steuer sitze, immer viel Zeit lasse Radfahrer zu überholen, und dies nur an übersichtlichen Stellen tue, hat mich noch nie ein Radfahrer, oder selbst eine Gruppe von ihnen, solange aufgehalten, dass ich dies nicht später durch kurzes zügigeres Fahren auf freier Strecke "aufholen" konnte. -- Das kann ich von keiner anderen Gruppe vier- und mehrrädriger Verkehrsteilnehmer behaupten!
Es besteht deswegen auch nicht der geringste Anlass, für Autofahrer gegenüber Radfahrern, wie das heutzutage Mode geworden ist, aggressiv, genervt und unbeherrscht zu reagieren. Ich habe oft den Verdacht, dass hier ein gewisser Neid gegenüber körperlich fitten Menschen und Schuldgefühl gegenüber"ökologisch korrekter" Fortbewegung einige Rolle spielt. Wenn man das mal überwunden hat, kommt es nicht vor, dass man sich über einen Radfahrer aufregt, der an einer roten Ampel vor einer freien Kreuzung losfährt, während man selber warten muss, sondern wird darüber allenfalls die Schultern zucken. Er entscheidet sich selbst für dieses Risiko (auch für seinen Geldbeutel falls ihn die Polizei dabei beobachtet) -- aber als Kraftfahrer sollte ich gut tun zu wissen dass nicht die Radfahrer sind, weshalb die Ampeln erforderlich sind.. die Ampeln stehen da wegen Dir, Autofahrer, nicht wegen der Radler...

14. Fußgänger

Fußgänger sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer, und unter ihnen besonders die Kinder. An Kindern auf dem Gehweg darf man eigentlich immer nur so vorbeifahren, dass man in der Lage ist sein Auto vor ihnen zum Stehen zu bringen, sollten sie aus plötzlichem Entschluß auf die Straße laufen. Das allein verlangt, dass man Kinder denen man sich als Autofahrer nähert, sorgfältig beobachtet und die Geschwindigkeit sofort auf ein bremsbereites Maß reduziert, auch unterhalb aller Tempolimits. Jugendliche oder auch Erwachsene, die betont lässig über die Straße gehen ohne auf Autos zu achten kann man dagegen schon mal mit der Hupe aufmerksam machen.
Der gefahrenträchtige Geschwindigkeitsunterschied zwischen Freizeitradsportlern und Fußgängern, sowie die Unaufmerksamkeit und Unbekümmertheit vieler Fußgänger, lässt übrigens viele Radfahrer lieber die Straße wählen als einen baulich vom Fußweg nicht abgetrennten Radweg.

15. Kreisel

Kreisel haben sich in vielen Ländern als die sicherer und weniger den Verkehrsfluß behindernd herausgestellt, als Ampelkreuzungen. Das gilt nur, wenn die Leute gelernt haben in Kreiseln zu fahren. Ich habe mal bei einem neugebauten Kreisel (in Oberursel Hohemark) erlebt dass die dortigen Anwohner und Berufspendler 3 Jahre brauchten es zu lernen. Mittlerweile haben sich dort die Staus im Berufsverkehr weitgehend aufgelöst. Wenn also auch die Hessen das lernen können, besteht noch Hoffnung dass es auch in anderen Regionen Deutschlands möglich ist...
Wodurch haben sich die Staus aufgelöst? Weil vorausschauender an die Kreisel heran- und zügiger in diese eingefahren wird. In den Kreisel wird eingefahren sobald da eine Lücke ist, auch wenn jemand bereits im Kreisel ist, der aber noch nicht nah herangekommen ist. Das Vorfahrtsprinzip gilt in Kreiseln nur eingeschränkt. Weil viele Deutsche Schwierigkeiten haben das wahrzunehmen baut man in Deutschland die Kreisel darum extra klein, auch wenn dann kaum ein LKW mehr hindurchpasst, damit man in ihnen nicht schnell fahren kann und die anderen behindern einzuscheren - was besonders ärgerlich ist wenn jemand aus einer verkehrsarmen Zufahrt hineinfährt der stur auf seiner "Vorfahrt" besteht, obwohl sich an der nächsten Einmündung eine kilometerlange Schlange gebildet hat von Fahrern die zuviel Angst um ihre Kotflügel hat.
Damit die Einfahrenden am besten gar nicht sehen wer alles im Kreisel fährt, was zusätzliche Hemmschwellen aufbaut in den Kreisel aufzufahren, baut man Sichtbehinderungen in ihre Mitte - leider häufig auch sehr sicherheitswidrige.

16. Autobahn vs. Landstraße

Die Autobahn ist nicht die Normalstraße, die die Regeln bestimmt, die auf allen Straßen gelten. Leider scheinen das viele, die sehr viele KM fahren, demzufolge zu einem Großteil auf der Autobahn, zu glauben, Zur Zeit der ersten Autobahnen war dies noch selbstverständlich anders, da gab es sogar extra Verkehsregeln für sie. Heute muß man gewisse Sachen wieder geraderücken:

Auch andere Straßen als die Autobahn, namentlich die gut ausgebauten Bundesstraßen sind zum zügigen Fahren zwischen weiter entfernten Zielen gedacht und geeignet, sie sind keine Schnarch- und Schleichstrecken auf denen man ohne Aufmerksamkeit fahren und andere Verkehrsteilnehmer aufhalten kann. Auf einer Bundesstraße fährt man zügig auch wenn man sie bloß zwischen zwei Dorfabfahrten benutzt. Viele Motorradfahren benutzen ausschliesslich Landstraßen und vermeiden Autobahnen soweit es geht. Es hat einen Grund wenn man auf Land- und Bundesstraßen, schon seit Jahrzehnten, bei günstigen Bedingungen und guter Sicht 100km/h fahren darf (und häufig noch ein bisschen schneller fahren kann)

Dieselben Fahrer die auf Landstraßen schleichen treten dann aber groß aufs Gas und verstehen keinen Spaß mehr sobald sie auf der "richtigen" Straße sind, nämlich der mit den großen blauen Schildern...

Offenbar als Ausgleich für ein fehlendes allgemeines Tempolimit auf Autobahnen, nehmen manche Verkehrsbehörden in der langsam vergreisenden Bundesrepublik Deutschland den tattrigen 90-jährigen als "Standard" um Tempolimits
und Überholverbote auf Bundes- und Landstraßen neu zu bestimmen, und unser gutes Straßennetz mutwillig zu kastrieren. Es ist doch traurig, wenn man nach diesen geht, muss die Fahrfähigkeit der Deutschen weit herabgesunken sein, dass trotz enormer technischer Entwicklung bei Reifen, Bremsen, Fahrwerk und Sicherheitstechnik (nicht zu reden von den viel mehr PS heutiger PKW), dieselben Straßen die vor 40 Jahren für Tempo 100 gebaut wurden, jetzt plötzlich auf Tempo 60 reglementiert sind. Wie schon angesprochen, ist aufgrund der absehbaren Überalterung Deutschlands, was sich auch politisch ausdrückt. Zukünftig bilden die Sozialbeitragsempfängern gegenüber den -zahlern die Mehrheit; eine Gesellschaft die das aushält hat es bisher noch nicht gegeben. Aber es ist natürlich für die Gemeinden auch sehr lukrativ, an einer weit übersichtlichen Landstraße ein Tempo-60-Schild und gleich dazu einen Blitzer aufzustellen...
Diese Entwicklung vermutlich noch nicht zuende
. Wenn in weiteren 20 Jahren dieselben Straßen nur noch für Tempo 40 und Krankenfahrstühle zugelassen sind, hat sich dann immerhin das Thema um fehlende straßenbegleitende Radwege erledigt, weil die dann niemand mehr braucht.

Dass immer nur neue (die bisherigen verschärfende) Schilder aufgestellt werden, die alten aber ansonsten nie abgebaut werden, ist in diesem Land offenbar gültig wie ein biologisches Gesetz. Obwohl, wenn alle Verkehrsteilnehmer die oben zitierten Grundregeln der Straßenverkehrsordnung beachten würden, wären 95% der Verbotsschilde überflüssig. Aber in Deutschland hat die Autofahrerlobby weniger Macht als die Lobby der Industrie, die auch die Schilder produziert.

17. Auf der Autobahn

Auf den meisten Autobahnenabschnitten gilt - Schilderrepublik Deutschland sei Dank - eine Geschwindigkeitsbegrenzung, es gibt also kein RECHT AUF FREIE FAHRT ("Freie Fahrt für freie Bürger"). Es gilt hier genauso das Grundprinzip der Rücksicht und der Gefärhrdungsvermeidung. Wenn ich es eilig habe und fahre mit 140 auf der linken Spur, obwohl da nur 130 erlaubt ist, und vor mir fährt jemand 130 und überholt eine lange Kolonne von langsameren Fahrzeugen auf der rechten Spur, muß der mich keineswegs auf Kosten seines eigenen Fortkommens vorbeilassen.
Wenn das Tempo freigegeben ist und ich fahre die linke Spur mit 180, und vor mir überholt jemand mit Tempo 130 einen langsameren, sodass ich mein Tempo drosseln oder sogar bremsen muss, ist das kein Grund mich aufzuregen. Ich habe kein Bürgerrecht auf mein Tempo 180 - mein Tempo 180 ist nicht wertvoller als das Tempo 130 des Vordermanns. Solange er mich nicht durch plötzliches Ausscheren zu einem gefärlichen Bremsmanöver zwingt... siehe §1 der StVO (oben): Behinderungen sind unvermeidlich und hinzunehmen, Gefährdungen sind verboten.
Demzufolge gilt: ich muß bereits bremsbereit sein, wenn ich erkenne dass vor mir ein Fahrzeug mit Tempo 130 auf ein langsameres "aufläuft", weil er dieses mit großer Wahrscheinlichkeit überholen will - ich darf nicht mehr Gas geben um meinem eigenen Überholvorgang höhere Priorität einzuräumen - damit würde ich die anderen gefährden!
Umgekehrt gilt für den Fahrer des Fahrzeugs mit Tempo 130 auf der Autobahn, dass er die schnelleren nicht über gebühr aufhalten darf. Sobald sich rechts eine Lücke ergibt, in die er wechseln kann, ohne gleich darauf zum bremsen genötigt zu sein, muss er die anderen vorbeilassen

18. Einfahren auf die Autobahn

Wer auf dem Beschleunigungsstreifen fährt, ist noch nicht auf der Autobahn. Die Fahrzeuge die sich bereits auf der Autobahn befinden haben immer Vorrang. Wenn ich auf die Autobahn fahren möchte muss ich auf dem Beschleunigungsstreifen Gas geben (daher der Name!) und mich in den Lücken des fließenden Verkehrs einfädeln. Das liest sich so selbstverständlich, ist es für viele aber offenbar nicht.
Denn: Ist links neben mir keine Lücke sondern noch ein Fahrzeug, tun manche schon blöd. Dabei habe ich dann eine ganz klare Wahl. Der Straßenverkehr erfordert, wie das ganze Leben, manchmal rasche Entscheidungen und dementprechend entschlossenes zielgerichtetes Handeln, womit eine zunehmende Zahl von Leuten überfordert sind, die aber eigentlich nicht für das Führen eines Motorfahrzeugs geeignet sind, und besser zu Fuß oder bestenfalls noch per Fahrrad unterwegs sein sollten.
Hier geht es konkret darum: Entweder meine Geschwindigkeit wesentlich zu erhöhen und mich vor dem Fahrzeug einzufädeln, oder sie zu reduzieren und mich dahinter einzufädeln.
Demnach gilt: Der auf die Autobahn auffahrende muß etwas tun - der bereits auf der Autobahn fahrende braucht nichts zu tun - im Gegenteil, am besten sollte er genauso fahren wie bisher, damit andere sein Fahrverhalten  und seine Geschwindigkeit einschätzen können, und es nicht zu Mißverständnissen kommen kann, etwa dass plötzlich beide bremsen. Aus solchen Situationen entsteht nicht nur Ärger sondern auch sehr leicht Unfälle - an denen immer der auf die Autobahn auffahrende Schuld haben wird.
Mir ist es aber schon passiert, dass mich ein auf die Autobahn auffahrender wild angeblinkt hat, weil ich auf der rechten Spur weder beschleunigt noch stark gebremst habe - mit Pferdeanhänger hinten dran. Sorry, er muss was machen. Ich brauche nichts zu machen; ich bin auf der Autobahn, er ist derjenige der auf sie auffahren will. Ich habe vor allem Rücksicht gegenüber meinen transportierten Pferden zu üben, die nicht mit Sicherheitsgurten im Hänger festgeschnallt sind, sondern in diesem nur lose herumstehen, und von denen eins 500kg wiegt.
Damit müsste auch dieses klar sein: es wird hintereinander auf die Autobahn aufgefahren, in der gleichen Reihenfolge wie auf den Beschleunigungssteifen aufgefahren wurde. Auf dem Beschleunigungsstreifen oder Einfahren auf die Autobahn kann und darf nicht überholt werden. Auch wenn der voraus fahrende vielleicht der langsamere, oder entschlussschwächere ist.
Ganz gefährlich, und darum erst recht verboten, ist natürlich dass Auffahren-und-gleich-auf-die-Überholspur-wechseln. Damit liefert man nun für alle sichtbar und ganz zweifellos den Beweis, dass einem die "charakterliche Reife" zur Führung eines Kraftfahrzeug fehlt, und man seinen Führerschein eigentlich nur aufgrund eines Irrtums des Führerscheinprüfers bekommen hat. Denn fehlende charakterliche Eignung ist ein vollkommen hinreichender Grund die Erteilung des Führerscheins zu versagen, und sollte es auch für den Entzug desselben sein. Wer mit einem Fahrzeug, das zu einer Gefahr für andere werden kann, nicht verantwortlich umgehen kann, darf auch keins benutzen. Deswegen dürfen solche Leute konsequenterweise ja auch keine Waffen oder gefährliche Hunde führen.

Wer sein Auto als Waffe missbraucht, sollte die Freuden des Radfahrens und Zufußgehens in frischer Luft neuentdecken dürfen, was eine beruhigende Wirkung auf den Charakter hat. Und ansonsten für den Rest seines Lebens Bus, Bahn und Taxi fahren, womit man meist genügend schnell an sein Ziel kommt.

Oder auch einen Chauffeur einstellen, wie das zu Menschen, die sich über die Niederungen des allgemeinen Straßenverkehrs erhoben fühlen, ja nicht schlecht passt, und früher auch nicht unüblich war. Da hätte die Idee, dass jeder Mensch angeblich fähig wäre ein AUTOMOBIL zu führen, gar mit 200 oder mehr PS, mit Recht nur Kopfschütteln ausgelöst.

Falls sie noch nie das Vergnügen hatten, einen Oldtimer zu bewegen: diese fahren sich gar nicht so viel "schlechter" oder schwieriger als moderne Pkw - also hatten die Menschen damals damit wahrscheinlich Recht...




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