Der Verkehrs-Knigge
Vielen Leuten - egal welchen Alters - fallen
heute elementare Grundbegriffe
rücksichtsvollen Umgangs sehr schwer. Wer beim
Stichwort "Gutes Benehmen/Kinderstube"
nur an so etwas wie Tisch- und Gaderobenmanieren denkt,
ist dabei gründlich auf dem Holzweg. Denn der zeitlich
größte Teil des Miteinanders einander fremder Personen -
und der mit Abstand gefahrenträchtigste, ganz sicher
auch der neben der Arbeitswelt nervenaufreibenste - ist
der motorisierte Straßenverkehr.
Ähnlich wie im Internet glauben sich hier aber viele
"anonym", und meinen deswegen ein Benehmen wie "Offene
Hose" sich leisten zu können. Den vielen Leuten,
die keinen guten Fahrlehrer hatten, oder sich nicht mehr
daran erinnern können, sei dieser "Knigge" gewidmet -
von einem "Typ mit 'ner Website", der erst seit 30
Jahren den Führerschein hat, unfallfrei fährt (rund
25.000 Kfz-km im Jahr, davon 90-95% beruflich bedingt) -
und, vor allem, den Verkehr aus den unterschiedlichsten
Perspektiven her kennt, womit gemeint ist:
Schnelle, langsame, kleine und große Pkw, Motorrad,
Rennrad, Fußgänger, Reiter - was am ehesten geeignet ist
den typischen Fehler zu vermeiden, seine eigene kleine
private Brille für die Sicht der ganzen, großen weiten
Welt zu halten...
Das
Prinzip
Rücksicht
Der erste und wichtigste
Paragraph der Straßenverkehrsordnung ist der erste (§1).
Er lautet:
- Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert
ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
- Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu
verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder
mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert
oder belästigt wird
Mit diesen beiden Sätzen
lassen sich eigentlich alle Regeln des Straßenverkehrs
zusammenfassen. Wenn diese beiden Sätze durch jeden
Verkehrsteilnehmer richtig verstanden und beherzigt würden
- was leider nicht der Fall ist - wären alle weiteren
Regeln überflüssig, und viele Streitigkeiten vor der
Polizei oder Gerichten ebenfalls. Leute, die sich mit
Juristik ein wenig auskennen, nennen das eine
Generalvorschrift.
Was ist mit
diesen beiden mustergültig kurzen, knapp formulierten
Sätzen alles ausgesagt? (Nachdem leider auch
das Verstehen von Texten heute nur noch selten
beherrscht wird, ein paar kleine Erläuterungen)
- Dass man im
Straßenverkehr nicht
allein unterwegs ist, und sich demzufolge
auch nicht so zu verhalten hat,
- dass man auf die
anderen Rücksicht
nehmen muß. Nicht bloß wenn man gute
Laune oder es nicht eilig hat, sondern, wie es
wörtlich heißt, ständig
- dass man sich in den
anderen Verkehrsteilnehmer hineinversetzen können muß, um
dessen wahrscheinlich nächsten Reaktionen voraussehen
und sich darauf einstellen zu können, damit man nicht
plötzlich in die Bremsen steigen muß oder gar einen
Unfall baut (-> vorausschauendes Denken und Fahren)
- dass Behinderungen im
Straßenverkehr leider möglich sind und vorkommen, ja
sogar unvermeidlich
sind, weil nach Lage der Dinge die Fahrer nun
mal mit unterschiedlich schnellen Fahrzeugen oder auch
zu Fuß unterwegs sind - und trotzdem gleiche Rechte
haben!
- dass die Langsamen
sich demzufolge nicht dafür entschuldigen müssen, weniger
schnell zu sein.
- dass sie aber auch
nicht das Recht haben, die schnelleren über ein nach den Umständen her
unvermeidbares (d.h. also recht geringes) Maß
zu behindern, d.h. den schnelleren ihr Tempo nicht
aufzwingen dürfen. Konkret, müssen sie sie z.B. bei
jeder sich bietenden Gelegenheit überholen lassen ohne
sich über die vermeintlichen "Raser" aufzuregen. Das
gilt nicht nur für generell langsame
Verkehrsteilnehmer wie etwa Radler, sondern auch für
Wohnmobil- und Lieferwagenfahrer, Kleinwagen-
gegenüber Sporwagenfahrern, und Fahrer mit
nachlassender körperlicher Leistungsfähigkeit wie etwa
Rentner,
- dass die Schnelleren
die Langsameren aber umgekehrt nicht gefährden dürfen.
Während Behinderungen
in einem gewissen Maß unvermeidlich sind und
demzufolge vorkommen dürfen, also auch hinzunehmen
sind, ist das bei Gefährdungen
keineswegs so! Sie müssen, ebenso wie
Schädigungen, unbedingt unterbleiben und sind
verboten!
Tja, soweit so einfach - oder auch nicht! Wie setzt
man das im realen Straßenverkehr um??
1. Vorausschauend und
deutlich fahren
Wer vorausschauend fährt,
spart Kraftstoff, Bremsbeläge und Nerven. Ohne Aufmerksamkeit ist
keine vorausschauende Fahrweise möglich. Lassen Sie sich
nicht ablenken. Beachten Sie auch den Verkehr hinter ihnen.
Versuchen Sie den Fahrer
vor Ihnen einzuschätzen, damit Sie von ihm nicht
überrascht werden. Rechnen Sie mit seinen Fehlern, auch
den "dümmsten". Wenn Sie auf einer Vorfahrtstraße an eine
Kreuzung kommen, rechnen Sie nicht damit dass der andere
Sie gesehen hat bevor er nicht bremst. Besonders lebenswichtig ist
dies für Motorradfahrer...
Fahren Sie aber auch deutlich. An den allermeisten Kreuzungen
braucht nicht "ausgehandelt" zu werden, wer
vorfahrtberechtigt und wer wartepflichtig ist. Geben Sie
dem anderen nicht durch übervorsichtige und unklare
Fahrweise zu verstehen dass Sie eigentlich lieber auf die
Vorfahrt verzichten.
Beim Abbiegen und Fahrstreifenwechsel blinkt man
rechtzeitig. Rechtzeitig
heisst, so deutlich dass die anderen sich darauf
einstellen können, wenn man z.B. dazu abbremsen muss.
Fahren Sie selber beim Abbiegen so, wie sie gern hätten
dass jeder vor Ihnen fährt - vorausschauend und deutlich.
Beim Linksabbiegen gehört dazu, dass man sich zur
Straßenmitte hin einordnet - natürlich ohne damit
den Gegenverkehr zu gefährden. Dies bewirkt zweierlei: der
Abbieger wird auch von weiter hinten in der Kolonne
fahrenden Fahrzeugen gesehen, und er gibt rechts Platz
frei sodass die weiter geradeaus fahrenden Fahrzeuge um
ihn herumfahren können, und er diese nicht aufhält wenn er
vielleicht wegen Gegenverkehr warten muss.
Eins steht fest: Es ist nicht cool, so zu fahren als ob das Auto
keine Blinker hätte, oder als ob man zu blöd wäre sie zu
finden. Oder als ob man ein Hesse ist (die blinken
generell nicht). Es ist auch nicht cool, jemanden zu
überholen, und gleich danach wieder auf die Bremse zu
zwingen weil einem "plötzlich" einfällt - hoppala! - dass
man ja hier abbiegen will. Es zeigt anderen Autofahrer
nur, dass hier jemand mit einem IQ von unter 60 unterwegs
ist, der seinen Führerschein im Lotto gewonnen hat und dem
noch nicht aufgefallen ist, nicht der einzige Benutzer
dieser Straße zu sein.
2.
Abstand halten
Um vorausschauend zu fahren, ist
es wichtig den nötigen Abstand zum Vordermann einzuhalten. Ohne
den nötigen Abstand sehe ich nur ein großes Fahrzeug vor
mir und sonst nichts. Vor allem kleine, langsame und
schmale Fahrzeuge vor dem Vordermann kann ich so nicht
erkennen, und werde möglicherweise durch Brems- und
Ausweichreaktion überrascht. Bei den meisten Moped- und
Radfahrern, die außerorts bei Verkehrsunfällen ums Leben
kommen, ist zu
geringer Abstand der PKW-Fahrer die Ursache. Vor allem wenn ich im
Geländewagen unterwegs bin, der wirklich groß und hoch
ist, bin ich verwundert wie dicht manche PKW-Fahrer
auffahren. Haben die was verloren unter meiner
Hinterachse? Meinen sie mich so zu schnellerem Fahren
bewegen zu können? (Sie können so nicht mal erkennen ob
ein Fahrzeug vor mir mich eventuell vom
schnelleren Fahren abhält). Haben sie irgendeine Ahnung
davon wie hässlich
ihr Knautschzonen-PKW und evtl. sie selber aussehen
werden, wenn sie auf ein Fahrzeug mit massivem
Leiterrahmen und blattgefederten Starrachsen aufbrummen,
sollte den Fahrer irgendetwas zum plötzlichen und starken
Bremsen zwingen? - etwas das sie wegen ihres viel zu
geringem Abstands gar nicht sehen werden? Glauben sie der
Fahrer würde weniger stark bremsen und sein eigenes Leben
auf Spiel setzen nur um ihres zu retten, weil sie wie
schwachsinnig Auto fahren?
3.
Schnell
und Langsam - immer eine Frage der Perspektive
Es gibt immer Leute die
langsamer oder schneller unterwegs sind als Sie oder ich.
Diese Selbstverständlichkeit ist vielen anscheinend nicht
bewusst, die immer nur mit einem einzigen Fahrzeug
unterwegs sind. Auch diejenigen die schneller fahren,
haben dafür meistens gute Gründe: Bessere Ortskenntnis, ein
schnelleres Fahrzeug, bessere Reifen, bessere Bremsen,
strafferes Fahrwerk, daher höhere Kurvengeschwindigkeiten.
Oder vielleicht ein Geländewagen, üblicherweise langsamer,
hat auf Schnee und Eis die bessere Traktion, und das
direktere Fahrgefühl bei Lenkung und Bremsen, ist somit
sicherer und besser beherrschbar unterwegs und sein Fahrer
kann sich daher erlauben schneller zu fahren als der
Nachbar mit dem breitbereiften Boliden und viel zuviel PS,
der unter "normalen" Verkehrsumständen auf der trockenen
Autobahn viel schneller ist, in dieser speziellen
Situation aber viel langsamer. Dann ist es doch
versändlich dass er danach strebt an diesem Tag den
Boliden zu überholen, oder sollte er etwa aus "Respekt vor
dem Stern" o.ä. hinten bleiben, und zuschauen und lachen
wie der sich durch den Schnee kämpft..?
4.
Überholen und Überholen lassen
Wenn ich jemanden nicht überholen
kann, muß ich Abstand
halten, sodaß ein anderer, der vielleicht dank
seines schnelleren Fahrzeugs, seiner besseren
Reaktionsfähigkeit oder Ortskenntnis überholen kann, dies
tun kann ohne von mir durch zu geringen Abstand gefährdet
zu werden. Überholen darf man, das ist selbstverständlich,
nur wenn die Gegenspur erkennbar frei ist. Aber es liegt
allein am Überholenden, das einzuschätzen und zu
beurteilen. Einem Überholenden den Abstand zum Vordermann
zu verkürzen, oder überhaupt durch Beschleunigen das
Überholen zu erschweren, ist mehr als ein Kavaliersdelikt:
Es ist gefährlich, und zwar so gefährlich, dass die StVO
mit einer eigenen Vorschrift ausdrücklich verbietet: Der
Überholte darf
nicht beschleunigen; er muß sogar nach
Möglichkeit abbremsen! (§5 Absatz 6)
Um überhaupt überholen zu können, muss man mit Abstand fahren:
nur dann kann man beobachten ob die Gegenspur frei ist,
dann Gas geben und beschleunigen bevor man auf die Gegenspur ausschert,
um damit die Zeit, die man auf der Gegenspur verbringt,
maximal kurz zu halten!
So hat man in der Fahrschule das
Überholen gelernt, in Zeiten wo Autos über 100PS
noch die Ausnahme waren. Dem Fahrverhalten der Mehrheit zu
urteilen, lernt man das heute nicht mehr. Wesentlich mehr
verhalten sich so, als sei es richtig, dem Vordermann
möglichst dicht auf der Stoßstange kleben. Das Gegenteil
davon ist richtig.
Vor allem aber: Jemand der gar nicht die Absicht hat zu
überholen, darf erst
recht nicht dicht heran fahren - sonst behindert
er auch die Überholmöglichkeiten aller anderen - sondern
muß einen Extra-Abstand einhalten.
Die STVO sagt übrigens nichts dazu, was anscheinend auch
viele glauben, dass man eine ganze Kolonne in einem Stück
überholen muss. Anstelledessen
verpflichtet sie jeden einzelnen Autofahrern sehr
deutlich, genügend Abstand einzuhalten, dass ein Überholer
auch zwischen den Wagen einer Kolonne jederzeit gefahrlos
einscheren kann.
Und somit liegen die Fehler die im Straßenverkehr
heutzutage beim Überholen gemacht werden, zu 90% bei den
Überholten und bloß zu 10% bei den Überholern.
5.
Überholen,
Blinken und Hupen
Die Absicht zu Überholen
ist dem Vorausfahrenden durch Blinken anzukündigen. Blinken heisst
"ich überhole gleich" oder "lass mich vorbei". Natürlich
kann man nur sehen dass hinten jemand blinkt, wenn man
auch ab und zu in den Rückspiegel schaut, was die Fahrer
langsamer Fahrzeuge leider auch nicht immer tun. Derjenige
der seinen Überholvorgang als erster angekündigt hat, darf auch als
erster vorbeifahren (falls sich eine Schlange hinter dem
langsamen Fahrzeug gebildet hat). Wer zum Überholen
ausschert, muss sich so verhalten dass eine Gefährdung des
nachfolgenden Verkehrs (eventuelle Überholer die schon von
hinten kommen) ausgeschlossen ist (§5 Absatz 4). Somit
muss derjenige, der in einer Kolonne aus der Mitte heraus
überholt, doppelt aufpassen.
Sehen Sie es nicht als "persönlichen Angriff" an wenn der
Überholende hupt oder
die Lichthupe betätigt - dies ist nach der StVO
ausdrücklich erlaubt (in manchen Ländern deren Autofahrer
durch ihr zügiges und dabei sicheres Fahren bekannt sind,
sogar vorgeschrieben). Wahrscheinlich tut er dies, weil er
aus ihrem bisherigen Fahrstil nicht schließen konnte, dass sie ein
Fahrer sind, der dem rückwärtigen Teil des Straßenverkehrs die
gebührende Aufmerksamkeit widmet. Er will sie deshalb auf
den Überholvorgang aufmerksam
machen, damit er für Sie nicht im "Toten Winkel"
ist, und Sie auffordern sich korrekt zu verhalten, also
insbesondere nicht zu beschleunigen. Regen Sie sich nicht
auf, sondern gehen mit dem Fuß vom Gas und zeigen Sie ihm
dass sie im Straßenverkehr aufmerksam sind, und sie ihr
persönliches Tempo nicht für das Maß aller Dinge halten.
6.
Fahren in der Kolonne
Wenn hintereinander gefahren wird,
fährt man nicht so dicht auf wie es geht, um dem
Vordermann zu signalisieren wie "genervt" man über diese
Kolonnenfahrerei mal wieder ist. Er kann ja selber auch
nicht schneller fahren. Mit so geringem Abstand zu fahren,
dass man immer wieder auf den Vordermann auffährt und ohne
besondere Veranlassung bremsen muß, ist fehlerhaft, schadet
den eigenen Nerven, macht hintere Verkehrsteilnehmer
sinnlos aufmerksam, verschleißt sinnlos die Bremsen und
gibt zu Auffahrunfällen Veranlassung. Man fährt so, dass
man gerade nicht
bremsen muß, sondern den Abstand mit Gasgeben und
Gaswegnehmen ausgleichen kann. Das geht auch mit
Automatikgetriebe oder Motoren mit schwacher
Motorbremsleistung. Das ist cool, denn damit zeige ich dass ich
nicht bloss allein mich selbst, sondern auch mein Fahrzeug
beherrsche, anstelle dass es mich beherrscht.
Auf diese Weise fährt man nie zu dicht auf und ist
zugleich bremsbereit, sollte es einmal wirklich Anlaß zum
Bremsen geben. Zugleich warnt man den nachfolgenden
Verkehr nicht unnötigerweise durch überflüssig
aufleuchtende Bremslichter, die an heutigen Fahrtzeugen
oft so hell sind dass sie bei normalen Sichtverhältnissen
eine echte Belästigung darstellen.
Deswegen ist es auch rücksichtsvoll, beim Halten in der Kolonne
vor einer Ampel, besonders bei Dunkelheit, sein Fahrzeug
mittlest der Handbremse beim Stehen zu halten, bei deren
Benutzung die Bremslichter dunkel bleiben. Genau hierfür
wurde die Handbremse konstruiert, und jedes Auto hat eine.
Haben Sie die Ihres Pkw auch schon gefunden? - Coool...
Über das Fahren in der Kolonne mit Nebelschlusslicht, bei
Sichtweiten von 200m und mehr, brauche ich hoffentlich
wohl nichts mehr zu sagen. Sie signalisieren jedem der
hinter Ihnen fährt "Hier fährt der Dorfdepp".
Nebelschlussleuchten dürfen nur eingeschaltet werden bei
Sichtweiten unter 50m. Dann dürfen Sie noch 50km/h fahren,
keineswegs schneller. Daraus ergibt sich, dass
Nebelschlussleuchten eigentlich zu 90% fehlerhaft
angeschaltet sind.
7. Zuviel Abstand
Mit dem dem "Abstand"
verhält es sich aber so, dass es ein "zuwenig", ein
"richtig" und ein "zuviel" gibt. Viel hilft also
nicht viel... Man lässt nicht die Tuchfühlung zum
Vorderfahrzeug abreißen, wenn man Kolonne fährt, sodaß
unnötige Lücken entstehen, die Autoschlange nur noch
länger wird, und man selbst den ganzen Verkehr aufhält.
Insbesondere bei Nebel und schlechten Sichtverhältnissen
ist das fehlerhaft, wie jeder der im Gebirge wohnt und
häufig über Bergpässe fahren muss, rasch lernt. Man fährt
in Kolonne dem Tempo des Vordermanns angepaßt. Man sollte
immer mal wieder in den Rückspiegel schauen ob man nicht
selber zum Verkehrshindernis wird. Ist das so, sollte man
rechts ran
fahren. Bloß weil man den Lauf der Welt nicht
aufhalten kann, sollte man kein Vergnügen darin
finden wenigstens den Verkehr aufhalten zu
können...
In der Kolonne kommt man am besten voran durch
gleichmäßige Fahrweise mit gleichmäßigen Abständen, wie
ein ziehender Vogelschwarm. In Vogelschwärmen sieht man
nie, dass einer die Abstände nicht einhält oder ein
anderer durch übergroßes "Sicherheitsbedürfnis" die
Abstände vergrößert. Weil Fliegen eine körperlich
anstrengende Art der Fortbewegung ist, können Vögel sich
nicht leisten, hierbei unvernünftig und unökonomisch zu
sein. Manche Menschen aber offenbar schon - und behindern
damit auch alle anderen. Die Fahrzeugkolonne ist nicht der
Platz menschliche Individualität auszudrücken - da gibt es
weit geeignetere Anlässe...
8.
Fahren bei Straßenglätte
Im Winter fährt man bei
glatten Straßen bergauf
zügig, vermeidet jedes Bremsen und nutzt den
eigenen Schwung, um nicht steckenzubleiben. Bergab fährt
man um einen Gang
niedriger, um die Motorbremswirkung auszunutzen
und nicht ins Rutschen zu geraten. Wer noch mit Fahrzeugen
wie dem VW Käfer das Fahren gerlernt hat, als ABS noch in
ferner Zukunft lag, und der trotz seines aus heutiger
Sicht unmöglich-gefährlichen Fahrverhaltens ein bombiges
Winterauto war, mit dem man selbst mit schlechten Reifen
überall hinkam, wird diese Regel wohl nie vergessen.
Leider haben die modernen elektronischen Steuerungen und
Traktionskontrollen (erforderlich wegen unnötig vieler PS)
dafür gesorgt, dass viele Autofahrer überhaupt kein Gefühl
mehr für Lenkung, Gas und Bremse haben, weil ihnen ihr
Fahrzeug keine taktile Rückmeldung über die Traktion und
den Straßenzustand mehr liefert. Im auffälligen
Unterschied zu Motorradfahrern die, im Sommer, viel
"dichter" an der Straße dran sind, dieses Gespür für die
Grenzhaftung (auch durch ihre viel schmaleren Reifen)
automatisch entwickeln und nicht zuletzt deswegen bei
höherem Tempo auch sicherer unterwegs sein können.
Die Traktionskontrollen sind auch dafür mitverantwortlich,
dass eine zunehmende Zahl von Autofahrern glaubt, auch im
Winter auf Schnee und Eis müsse ein Auto immer "wie auf
Schienen" fahren, kein Gefühl für den Grenzbereich des
Autos und die dann erforderlichen Lenkbewegungen
entwickeln, durch rücksichtsloses Langsamfahren alle
winterfesten Fahrer nerven und aufhalten, und mit ihrer
ängstlichen Fahrweise dazu prädestiniert sind an jeder
längeren Steigung steckenzubleiben. Solche Fahrer sollten
die alte Regel beherzigen, bei ungünstiger Witterung die
den Fahrer überfordert,das Fahrzeug stehen zu lassen. Aber
leiden fehlt gerade diesen Fahrern häufg nicht nur die
objektive Gefahren- sondern auch jede gesunde
Selbsteinschätzung, was durch nichts mehr deutlich wird
wie dadurch, dass sie überholende Fahrer noch von hinten
mit der Lichthupe anblitzen (womit sie dann auch noch
Mangel an Selbstbeherrschung dokumentieren).
9.
Bergauf-
und Bergabfahren
Ganz ärgerlich sind auch
diejenigen Autofahrer, die auch im Sommer oder auf
trockener Straße in den Bergen nach dem Motto unterwegs
sind "bergauf
rasen, bergab kriechen". Häufig sind die
Bergstrecken zweispurig ausgebaut, damit langsame LKW's
nicht zum Verkehrshinderniss werden, und da ist es
offenbar am wichtigsten, dass im Berufsverkehr einen ja
keiner überholt. Hat man die Kuppe dann erreicht und wird
die Fahrbahn wieder einspurig, haben die gleichen Fahrer
plötzlich alle Zeit der Welt, denn nun kann ja keiner mehr
vorbeifahren. In dieser Rücksichtslosigkeit offenbaren
sich alle Charakterfehler. Wenn einmal der letzte Tropfen Öl auf der Welt
verbrannt ist, werden diese hoffentlich lange einen kalten
Hintern haben und gut zu Fuß sein!
Wer "Angst hat dass die Bremsen versagen"
beim Bergabfahren sollte in die Werkstatt fahren, und sich
bei einem Fahrsicherheitstraining anmelden, denn es zeigt,
dass man den steigenden Anforderungen den der wachsende
Straßenverkehr an einen stellt, so langsam nicht mehr
gewachsen ist und etwas Training nötig hat.
10.
LKWs und Lieferwagen
Fahren Sie als LKW-Fahrer
so wie sich andere Verkehrsteilnehmer vorstellen dass ein
LKW fahren sollte: nicht
rasen, sondern gemütlich. Lassen Sie PKWs und
andere schnellere Verkehrsteilnehmer vorbei. Fahren Sie
rechts ran wenn die Schlange hinter ihnen zu lang wird,
nehmen Sie Gas weg wenn jemand zum Überholen blinkt oder
geben Sie Zeichen (rechts blinken; links ist falsch) wenn
die Strecke zum Überholen frei ist.
Denken Sie daran, dass Sie durch Ihren persönlichen
Fahrstil eine gute oder schlechte Werbung machen können
für die Firma, die auf Ihrem LKW meist mit großen
Buchstaben aufgedruckt ist. Vermeiden Sie dass der
Hintermann die aufgedruckte Nummer wählt und sich bei
Ihrem Chef über seine Angestellten beschwert. Sie kennen
den Unterschied zwischen einem 20-Tonner mit 500PS und
einem Golf GTI? Sehr gut!
Fahren Sie nicht so, dass die PKWs hinter Ihnen, oder
sogar der entgegenkommende Verkehr glaubt, sie könnten
beides nicht recht auseinanderhalten. Bei einer handvoll
Firmen in meiner Umgebung, deren Fahrer mir immer wieder
durch ihre Rücksichtslosigkeit auffallen, werde ich aus
diesem Grund leider nie Kunde werden, sondern werde beim
Bedarf einer entsprechenden Dienstleistung zur weiter
entfernten Konkurrenz gehen. Ein einziger Monteur oder
Außendienstmitarbeiter mit dem Fahrstil eines Arschlochs
kann sämtliche Werbebemühungen seines Chefs zunichte
machen. Durch rücksichtsvolle Fahrweise gelingt auch ein
positiver Werbeeffekt, doch dies erfordert längeren
Aufwand und Beständigkeit. Eine ganz tolle Wirkung hat das
Rechts-Ran-Fahren und Überholenlassen wenn sich bereits
eine Kolonne gebildet hat. Aber das sieht man kaum noch.
Unter diesen Umständen sollten eigentlich die meisten
Unternehmer ihre Fahrzeuge besser weiß lassen als sie mit
dem Firmennamen zu beschriften, weil die negative
Werbewirkung überwiegt.
11.
Busse
Auch Busse sollten so
fahren dass PKW noch überholen können. Mir ist nicht
aufgefallen, dass die neueren Fahrpläne viel kürzere
Fahrzeiten fordern als diejenigen vor über 30 Jahren, als
ich noch selbst noch viel Bus fuhr, was es erforderlich
machen würde dass Busfahrer herumjagen und Fahrgäste im
Fahrzeug herumschleudern, indem sie Kurven mit derselben
Geschwindigkeit angehen wie sportliche PKW.
An Bushaltestellen den Warnblinker benutzen (als Zeichen gem.
STVO dass der Bus nicht, bzw. nur im Schrittempo überholt
werden darf um aussteigende Fahrgäste nicht zu gefährden)
darf der Busfahrer nur
dann wenn der Bus direkt auf der Straße halten
muss weil keine Bushaltebucht vorhanden ist, oder sie ein
schwachsinniger Verkehrsplaner abgebaut hat. An
gewöhnlichen Bushaltestellen darf man allein den Blinker
benutzen. Bei einem Busfahrer, der diese doch recht
wenigen Zusatzregeln für Busfahrer nicht kennt, sollte man
eher nicht einsteigen. Ein Busunternehmen dessen Fahrzeuge
immer auf diese Weise unterwegs sind, spart offensichtlich
beim qualifizierten Personal und vielleicht auch bei der
Fahrzeugsicherheit. Wer als öffentlicher Verkehrsträger
Linienbetrieb ausschreibt, hat bei derartigen
Beobachtungen Grund für peinliche Nachfragen, und
Überlegungen wie man die nächste Ausschreibung
entsprechend umgestaltet.
Wenn ein Linienbus übrigens links blinkt, um aus einer Haltestelle
auszuscheren, ist der Autofahrer wartepflichtig. Auch an
dieser Stelle im Theorieunterricht der Fahrschule scheinen
viele Autofahrer tief und fest gepennt zu haben...
12.
Motorräder
Motorräder sind auf
Landstraßen dank ihrer Wendigkeit und guten
Kurvenfahreigenschaften im Durchschnitt etwa 1/3 schneller als
PKWs. Und das nicht, weil Motorradfahrer etwa
alle waghalsig unterwegs sind, sondern noch mit solider
Sicherheitsmarge. Sie können LKWs überholen an Stellen wo
Sie als PKW-Fahrer noch nicht mal daran denken dürfen,
aufgrund ihrer wesentlich besseren Beschleunigung, des
geringen Verkehrsraums und der damit verbundenen
verkürzten Zeit auf der Überholspur. Am besten also, Sie
regen sich darüber nicht auf.
Autofahrer die das wissen, machen deshalb Platz wenn sie
ein Motorradfahrer im Rückspiegel rasch anrücken sehen.
Auch wenn sie in Kolonne hinter einem langsam fahrenden
Fahrzeug unterwegs sind, zeigen Sie ihm durch
Rechts-Fahren dass Sie ihn gesehen haben, und lassen ihm
eine Lücke zum Einscheren. Je schneller er vorbei ist,
desto schneller kommen auch Sie am LKW vorbei. Ein
Motorradfahrer der zügig fährt, hält niemals andere
Verkehrsteilnehmer auf - er ist es aber gewöhnt, von
anderen Verkehrsteilnehmern aufgehalten zu werden. Manche
Motorradfahrer überholen 10-20x soviele PKW wie
durchschnittliche PKW-Fahrer und sind es deswegen geübter
als der Durchschnitts-Verkehrsteilnehmer. Zeigen Sie sich
deshalb tolerant wenn er es mit manchen Vorschriften nicht
so genau nimmt; er trägt ja dabei ein ungleich größeres
Risiko als Sie in Ihrem Blechkäfig. Er hat sich gewiss
nicht auf sein Motorrad gesetzt um hinter einem langsamen
PKW wie Ihrem hinterherzufahren - oder schlimmer, einem
selbstberufenen Verkehrserzieher, oder einem der Ehrgeiz
darauf setzt nie von anderen Verkehrsteilnehmern überholt
zu werden.
Heutzutage fahren allerdings auch viele ältere
Herrschaften PS-strotzende Motorräder, die sie in ihrer
Jugendzeit körperlich
vielleicht besser
beherrscht hätten. Diese tun besser daran, keinerlei
sportliche Ambitionen an den Tag zu legen und sich in der
Kolonne einzureihen.
13.
Radfahrer
Radfahrer dürfen auch auf
Deutschlands Straßen fahren. Die meisten Radfahrer, außer
Kindern, haben auch ein Auto, zahlen deswegen auch
Kfz-Steuern und beteligen sich somit auch finanziell am
Erhalt der Straßen. Wenn Sie einen Radfahrer vor sich auf
einer Straße sehen, können Sie annehmen dass er einen
guten Grund hat dort zu fahren. Selbst dann vielleicht,
wenn es in der Nähe
einen Radweg geben sollte - den man als Autofahrer aber
wahrscheinlich eine Weile nicht, oder sogar noch nie
selbst benutzt hat. Wahrscheinlich ist dieser dann in
einem schlechten Zustand, oder so sehr von Fußgängern
frequentiert dass der Radfahrer es vorzieht auf der Straße
zu fahren und lieber sich selbst zu gefährden als die
Fußgänger. Hinzu kommt dass es für Radfahrer heute
offenbar cool ist gräßlich aussehende Helme zu tragen aber
völlig uncool eine Klingel am Rad zu haben, um Fußgänger
auf ein lautlos heranrauschendes Rad aufmerksam zu machen.
Aber auf der Tour de France fährt man ja auch ohne
Klingel...
Zur Qualität der Radwege,
nur eine Schilderung: Ich habe vor kurzem einen Radweg in
Frankfurt entlang der Eschersheimer Landstraße (der
wichtigsten Stadt-Einfallstraße von Norden) gesehen, den
ich vor 40 Jahren als Schulweg benutzen musste. Er ist heute immer noch genauso
gefährlich schmal (unter 1m Breite), durch parkende Autos
verdeckt, und mit demselben schadhaften, bröckeligem
Asphaltbelag von damals! In über 40 Jahren hat man nicht
einen Pfennig oder Cent in hier investiert. Er ist
lediglich nicht mehr mit dem blauen Schild als
"Pflichtradweg" markiert. Wer sich auf die schmale
zweispurige Ausfallstraße traut, muss ihn nicht benutzen.
Um Radfahrer zu überholen - das scheint mindestens der
Hälfte der Autofahrer unbekannt zu sein - muß ein
Kfz-Fahrer laut StVO 1,50 Meter Seitenabstand einhalten. Kann
ich das nicht als Autofahrer, darf ich nicht
überholen - so einfach ist das. In den meisten
Fällen ist das also bei Gegenverkehr so - es sei denn die
Straße wäre ungewöhnlich breit. Ich muß also abbremsen,
wenn ein anderer entgegenkommt. Eine durchgezogene weiße Linie auf
dem Mittelstreifen bedeutet nun auch nicht, dass man zwar
die Linie nicht überfahren, aber dafür den Radfahrer
schneiden darf - natürlich ist der Sicherheitsabstand
zum Menschen wichtiger als eine aufgemalte Linie. Wenn man
mal drüber nachdenkt ist das eigentlich
selbstverständlich; komischerweise für viele nicht beim
Fahren...
Man benutzt übrigens den Blinker, wenn man Radfahrer oder andere
langsamere Verkahrsteilnehmer auf der Straße überholt,
auch wenn man dazu die Mittellinie nicht überfährt.
Ganz einfach deshalb, um dem nachfolgenden Verkehr, der
den Radfahrer vielleicht noch nicht gesehen hat oder sehen
konne, auf das Hinderniss aufmerksam zu machen. Weil die
nämlich nicht von hinten durch Ihr Auto durchgucken
können, es sei denn es wäre ganz aus Glas...
Allerdings überholt man keine Radfahrer, um sie 50m später
wieder auf die Bremse zu zwingen, weil man "plötzlich"
abbiegen will, oder da "plötzlich" ein parkendes Fahrzeug
die Straße verengt weswegen man warten muss. Hier ist
vorausschauendes Fahren angebracht. Wenn es doch
unvermeidbar ist, lässt man rechts genügend Platz dass der
Radfahrer vor einem vorbei kann ohne selbst bremsen zu
müssen.
Ich bin selbst Rennradfahrer und stelle immer wieder fest,
dass PKW-Fahrer die Geschwindigkeit eines auch nur mäßig
trainierten Radfahrers unterschätzen, oder glauben selbst
in Tempo-30-Zonen überholen zu müssen, wo ein
Rennradfahrer Tempo 30 doch locker schafft. Aber obwohl
ich mir, wenn ich selbst am Steuer sitze, immer viel Zeit
lasse Radfahrer zu überholen, und dies nur an übersichtlichen
Stellen tue, hat mich noch nie ein Radfahrer, oder selbst eine
Gruppe von ihnen, solange aufgehalten, dass ich dies nicht später
durch kurzes zügigeres Fahren auf freier Strecke
"aufholen" konnte. -- Das kann ich von keiner anderen
Gruppe vier- und mehrrädriger Verkehrsteilnehmer
behaupten!
Es besteht deswegen auch nicht der geringste Anlass, für
Autofahrer gegenüber Radfahrern, wie das heutzutage Mode
geworden ist, aggressiv,
genervt und
unbeherrscht zu reagieren. Ich habe oft den
Verdacht, dass hier ein gewisser Neid gegenüber körperlich
fitten Menschen und Schuldgefühl gegenüber"ökologisch
korrekter" Fortbewegung einige Rolle spielt. Wenn man das
mal überwunden hat, kommt es nicht vor, dass man sich über
einen Radfahrer aufregt, der an einer roten Ampel vor
einer freien Kreuzung losfährt, während man selber warten
muss, sondern wird darüber allenfalls die Schultern
zucken. Er entscheidet sich selbst für dieses Risiko (auch
für seinen Geldbeutel falls ihn die Polizei dabei
beobachtet) -- aber als Kraftfahrer sollte ich gut tun zu
wissen dass nicht die Radfahrer sind, weshalb die Ampeln
erforderlich sind.. die Ampeln stehen da wegen Dir, Autofahrer,
nicht wegen der Radler...
14.
Fußgänger
Fußgänger sind die
schwächsten Verkehrsteilnehmer, und unter ihnen besonders
die Kinder. An Kindern auf dem Gehweg darf man eigentlich
immer nur so vorbeifahren, dass man in der Lage ist sein
Auto vor ihnen zum
Stehen zu bringen, sollten sie aus plötzlichem
Entschluß auf die Straße laufen. Das allein verlangt, dass
man Kinder denen man sich als Autofahrer nähert,
sorgfältig beobachtet und die Geschwindigkeit sofort auf
ein bremsbereites Maß reduziert, auch unterhalb aller
Tempolimits. Jugendliche oder auch Erwachsene, die betont
lässig über die Straße gehen ohne auf Autos zu achten kann
man dagegen schon mal mit der Hupe aufmerksam machen.
Der gefahrenträchtige Geschwindigkeitsunterschied zwischen
Freizeitradsportlern und Fußgängern, sowie
die Unaufmerksamkeit und Unbekümmertheit vieler Fußgänger,
lässt übrigens viele Radfahrer lieber die Straße wählen
als einen baulich vom Fußweg nicht abgetrennten Radweg.
15.
Kreisel
Kreisel haben sich in
vielen Ländern als die sicherer und weniger den
Verkehrsfluß behindernd herausgestellt, als
Ampelkreuzungen. Das gilt nur, wenn die Leute gelernt
haben in Kreiseln zu fahren. Ich habe mal bei einem
neugebauten Kreisel (in Oberursel Hohemark) erlebt dass
die dortigen Anwohner und Berufspendler 3 Jahre brauchten es
zu lernen. Mittlerweile haben sich dort die Staus im
Berufsverkehr weitgehend aufgelöst. Wenn also auch die
Hessen das lernen können, besteht noch Hoffnung dass es
auch in anderen Regionen Deutschlands möglich ist...
Wodurch haben sich die Staus aufgelöst? Weil
vorausschauender an die Kreisel heran- und zügiger in
diese eingefahren wird. In den Kreisel wird eingefahren
sobald da eine Lücke ist, auch wenn jemand bereits im
Kreisel ist, der aber noch nicht nah herangekommen ist.
Das Vorfahrtsprinzip gilt in Kreiseln nur eingeschränkt.
Weil viele Deutsche Schwierigkeiten haben das wahrzunehmen
baut man in Deutschland die Kreisel darum extra klein,
auch wenn dann kaum ein LKW mehr hindurchpasst, damit man
in ihnen nicht schnell fahren kann und die anderen
behindern einzuscheren - was besonders ärgerlich ist wenn
jemand aus einer verkehrsarmen Zufahrt hineinfährt der
stur auf seiner "Vorfahrt" besteht, obwohl sich an der
nächsten Einmündung eine kilometerlange Schlange gebildet
hat von Fahrern die zuviel Angst um ihre Kotflügel hat.
Damit die Einfahrenden am besten gar nicht sehen wer alles
im Kreisel fährt, was zusätzliche Hemmschwellen aufbaut in
den Kreisel aufzufahren, baut man Sichtbehinderungen in
ihre Mitte - leider häufig auch sehr sicherheitswidrige.
16.
Autobahn
vs. Landstraße
Die Autobahn ist nicht die
Normalstraße, die
die Regeln bestimmt, die auf allen Straßen gelten. Leider scheinen
das viele, die
sehr viele KM fahren, demzufolge zu einem Großteil auf der
Autobahn, zu
glauben, Zur Zeit der ersten Autobahnen war dies noch
selbstverständlich anders, da gab es sogar extra
Verkehsregeln für sie. Heute muß man gewisse Sachen wieder
geraderücken:
Auch andere Straßen
als die Autobahn, namentlich die gut ausgebauten
Bundesstraßen sind zum zügigen Fahren zwischen weiter
entfernten Zielen gedacht und geeignet, sie sind keine
Schnarch- und Schleichstrecken auf denen man ohne
Aufmerksamkeit fahren und andere Verkehrsteilnehmer
aufhalten kann. Auf einer Bundesstraße fährt man zügig
auch wenn man sie bloß zwischen zwei Dorfabfahrten
benutzt. Viele Motorradfahren benutzen ausschliesslich
Landstraßen und vermeiden Autobahnen soweit es geht. Es
hat einen Grund wenn man auf Land- und Bundesstraßen,
schon seit Jahrzehnten, bei günstigen Bedingungen und
guter Sicht 100km/h fahren darf (und häufig noch ein
bisschen schneller fahren
kann)
Dieselben Fahrer die
auf Landstraßen schleichen treten dann aber groß aufs Gas
und verstehen keinen Spaß mehr sobald sie auf der
"richtigen" Straße sind, nämlich der mit den großen blauen
Schildern...
Offenbar als Ausgleich für ein fehlendes allgemeines
Tempolimit auf Autobahnen, nehmen manche Verkehrsbehörden
in der langsam vergreisenden Bundesrepublik Deutschland
den tattrigen 90-jährigen als "Standard" um Tempolimits und Überholverbote auf Bundes- und Landstraßen neu
zu bestimmen, und unser gutes Straßennetz mutwillig zu
kastrieren. Es ist
doch traurig, wenn man nach diesen geht, muss die
Fahrfähigkeit der Deutschen weit herabgesunken sein, dass
trotz enormer technischer Entwicklung bei Reifen, Bremsen,
Fahrwerk und Sicherheitstechnik (nicht zu reden von den
viel mehr PS heutiger PKW), dieselben Straßen die vor 40 Jahren
für Tempo 100
gebaut wurden, jetzt plötzlich auf Tempo 60 reglementiert sind.
Wie schon angesprochen, ist aufgrund der absehbaren
Überalterung Deutschlands, was sich auch politisch
ausdrückt. Zukünftig bilden die
Sozialbeitragsempfängern gegenüber den -zahlern die
Mehrheit; eine Gesellschaft die das aushält hat es bisher
noch nicht gegeben. Aber es ist natürlich für die
Gemeinden auch sehr lukrativ, an einer weit
übersichtlichen Landstraße ein Tempo-60-Schild und gleich
dazu einen Blitzer aufzustellen...
Diese Entwicklung vermutlich noch nicht zuende. Wenn in weiteren 20 Jahren
dieselben Straßen nur noch für Tempo 40 und
Krankenfahrstühle zugelassen sind, hat sich dann immerhin
das Thema um fehlende straßenbegleitende Radwege erledigt,
weil die dann niemand mehr braucht.
Dass immer nur neue
(die bisherigen verschärfende) Schilder aufgestellt
werden, die alten aber ansonsten nie abgebaut werden, ist
in diesem Land offenbar gültig wie ein biologisches
Gesetz. Obwohl, wenn alle Verkehrsteilnehmer die oben
zitierten Grundregeln der Straßenverkehrsordnung beachten
würden, wären 95% der Verbotsschilde überflüssig. Aber in
Deutschland hat die Autofahrerlobby weniger Macht als die
Lobby der Industrie, die auch die Schilder produziert.
17. Auf der Autobahn
Auf den meisten
Autobahnenabschnitten gilt - Schilderrepublik Deutschland
sei Dank - eine Geschwindigkeitsbegrenzung, es gibt also
kein RECHT AUF FREIE FAHRT ("Freie Fahrt für freie
Bürger"). Es gilt hier genauso das Grundprinzip der
Rücksicht und der Gefärhrdungsvermeidung. Wenn ich es
eilig habe und fahre mit 140 auf der linken Spur, obwohl
da nur 130 erlaubt ist, und vor mir fährt jemand 130 und
überholt eine lange Kolonne von langsameren Fahrzeugen auf
der rechten Spur, muß der mich keineswegs auf Kosten
seines eigenen Fortkommens vorbeilassen.
Wenn das Tempo freigegeben ist und ich fahre die linke
Spur mit 180, und vor mir überholt jemand mit Tempo 130
einen langsameren, sodass ich mein Tempo drosseln oder
sogar bremsen muss, ist das kein Grund mich aufzuregen.
Ich habe kein Bürgerrecht auf mein Tempo 180 - mein Tempo
180 ist nicht wertvoller als das Tempo 130 des
Vordermanns. Solange er mich nicht durch plötzliches
Ausscheren zu einem gefärlichen Bremsmanöver zwingt...
siehe §1 der StVO (oben): Behinderungen sind unvermeidlich und
hinzunehmen, Gefährdungen
sind verboten.
Demzufolge gilt: ich muß bereits bremsbereit sein, wenn
ich erkenne dass vor mir ein Fahrzeug mit Tempo 130 auf
ein langsameres "aufläuft", weil er dieses mit großer
Wahrscheinlichkeit überholen will - ich darf nicht mehr
Gas geben um meinem eigenen Überholvorgang höhere
Priorität einzuräumen - damit würde ich die anderen gefährden!
Umgekehrt gilt für den Fahrer des Fahrzeugs mit Tempo 130
auf der Autobahn, dass er die schnelleren nicht über
gebühr aufhalten darf. Sobald sich rechts eine Lücke
ergibt, in die er wechseln kann, ohne gleich darauf zum
bremsen genötigt zu sein, muss er die anderen vorbeilassen
18.
Einfahren
auf die Autobahn
Wer auf dem
Beschleunigungsstreifen fährt, ist noch nicht auf der
Autobahn. Die Fahrzeuge die sich bereits auf der Autobahn
befinden haben immer Vorrang. Wenn ich auf die Autobahn
fahren möchte muss ich auf dem Beschleunigungsstreifen Gas geben (daher der
Name!) und mich in den Lücken
des fließenden Verkehrs einfädeln. Das liest sich
so selbstverständlich, ist es für viele aber offenbar
nicht.
Denn: Ist links neben mir keine Lücke sondern noch ein
Fahrzeug, tun manche schon blöd. Dabei habe ich dann eine
ganz klare Wahl. Der Straßenverkehr erfordert, wie das
ganze Leben, manchmal rasche Entscheidungen und
dementprechend entschlossenes zielgerichtetes Handeln,
womit eine zunehmende Zahl von Leuten überfordert sind,
die aber eigentlich nicht für das Führen eines
Motorfahrzeugs geeignet sind, und besser zu Fuß oder
bestenfalls noch per Fahrrad unterwegs sein sollten.
Hier geht es konkret darum: Entweder meine Geschwindigkeit
wesentlich zu erhöhen und mich vor dem Fahrzeug einzufädeln, oder sie
zu reduzieren und mich dahinter
einzufädeln.
Demnach gilt: Der auf
die Autobahn auffahrende muß etwas tun - der
bereits auf der Autobahn fahrende braucht nichts
zu tun - im Gegenteil, am besten sollte er genauso fahren
wie bisher, damit andere sein Fahrverhalten und
seine Geschwindigkeit einschätzen können, und es nicht zu
Mißverständnissen kommen kann, etwa dass plötzlich beide bremsen.
Aus solchen Situationen entsteht nicht nur Ärger sondern
auch sehr leicht Unfälle - an denen immer der auf die
Autobahn auffahrende Schuld haben wird.
Mir ist es aber schon passiert, dass mich ein auf die
Autobahn auffahrender wild angeblinkt hat, weil
ich auf der rechten Spur weder beschleunigt noch stark
gebremst habe - mit
Pferdeanhänger hinten dran. Sorry, er muss was
machen. Ich
brauche nichts zu machen; ich bin auf der Autobahn, er ist
derjenige der auf sie auffahren will. Ich habe vor
allem Rücksicht gegenüber meinen transportierten Pferden
zu üben, die nicht mit Sicherheitsgurten im Hänger
festgeschnallt sind, sondern in diesem nur lose
herumstehen, und von denen eins 500kg wiegt.
Damit müsste auch dieses klar sein: es wird hintereinander auf
die Autobahn aufgefahren, in der gleichen Reihenfolge wie
auf den Beschleunigungssteifen aufgefahren wurde. Auf dem
Beschleunigungsstreifen oder Einfahren auf die Autobahn
kann und darf nicht überholt werden. Auch wenn der voraus
fahrende vielleicht der langsamere, oder
entschlussschwächere ist.
Ganz gefährlich, und darum erst recht verboten, ist
natürlich dass Auffahren-und-gleich-auf-die-Überholspur-wechseln.
Damit liefert man nun für alle sichtbar und ganz
zweifellos den Beweis, dass einem die "charakterliche
Reife" zur Führung eines Kraftfahrzeug fehlt, und man
seinen Führerschein eigentlich nur aufgrund eines Irrtums
des Führerscheinprüfers bekommen hat. Denn fehlende
charakterliche Eignung ist ein vollkommen hinreichender
Grund die Erteilung des Führerscheins zu versagen, und
sollte es auch für den Entzug desselben sein. Wer mit
einem Fahrzeug, das zu einer Gefahr für andere werden
kann, nicht verantwortlich umgehen kann, darf auch keins
benutzen. Deswegen dürfen solche Leute konsequenterweise
ja auch keine Waffen oder gefährliche Hunde führen.
Wer sein Auto als Waffe missbraucht, sollte die Freuden
des Radfahrens und Zufußgehens in frischer Luft
neuentdecken dürfen, was eine beruhigende Wirkung auf den
Charakter hat. Und ansonsten für den Rest seines Lebens
Bus, Bahn und Taxi fahren, womit man meist genügend
schnell an sein Ziel kommt.
Oder auch einen Chauffeur einstellen, wie das zu Menschen,
die sich über die Niederungen des allgemeinen
Straßenverkehrs erhoben fühlen, ja nicht schlecht passt,
und früher auch nicht unüblich war. Da hätte die Idee,
dass jeder Mensch angeblich fähig wäre ein AUTOMOBIL zu führen,
gar mit 200 oder mehr PS, mit Recht nur Kopfschütteln
ausgelöst.
Falls sie noch nie das Vergnügen hatten, einen Oldtimer zu
bewegen: diese fahren sich gar nicht so viel "schlechter"
oder schwieriger als moderne Pkw - also hatten die
Menschen damals damit wahrscheinlich Recht...
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