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FRANKEN-THÜRINGEN
WANDERRITT
(Frank Mechelhoff)
1. Tag:
Di,
1.Aug. 2000 (32,8 km)
Wir sind
unterwegs, Ligeira und
ich! Nach 2 Tagen Vorbereitung, Packen und Warten auf
besseres Wetter,
lade ich
das Pferd bei schönster Sonne ein und fahre um 11
Uhr los Richtung
Spessart. 1
3/4 Std später kommen wir gut in Marktheidenfeld
an. Ich
muß
nicht lange nach einem Parkplatz suchen: Gleich hinter
der Brücke in
den
Mainwiesen ist viel Platz und Ligeira wird erstmal
fressengelassen. Die
Sonne
brennt beim Packen - wolkenloser Himmel, fast 30 Grad.
Ein letzter
Schluck
Apfelsaft aus der Kühlbox, dann klemme ich die
Autobatterien ab - ich
weiß
nicht wielange ich weg bleiben will - kommt drauf an wie
gut das Pferd
läuft!
Ich will in
die
Rhön, aber nicht
auf direktem Weg. Zunächst muß ich übers
Maindreieck, um Hammelburg
herum
über die fränkische Saale. Das ist ein ganz
gutes Stück. Um 13.50
brechen wir
endlich auf, durch die Mainwiesen auf gepflegtem Weg.
Ich führe um die
Stadt
herum. Im Tal geht kein Luftzug - wir machen daß
wir auf die Höhe
kommen!
Ligeira läuft schön, Ohren vorne, freut sich
unterwegs zu sein. Die
Fjord-Araber-Stute, 15-jährig, früher von
stürmischem Temperament,
heute
schon etwas weiser, besitze und reite ich seit 8 Jahren.
Und es ist
nicht unser
erster gemeinsamer langer Ritt...
Es geht ganz
gut
bergan vom Main
aus. Übers Feld erreichen wir den Marktflecken Karbach
in
einer
guten 3/4 Stunde. Gleich geht es wieder über eine
Höhe, den Kleßberg
(schöne
Karstwiesen). Es ist furchtbar heiß. Das Pferd ist
naßgeschwitzt obwohl
wir
nur Schritt gehen. Da kommt der große Brunnen in
Roden
gerade
richtig. Das Pferd wird getränkt und
abgeschwämmt, hat aber nur wenig
Durst.
Schöne Bauernhäuser im alten Ort.
Wieder
durchs Feld.
Ich trabe ein
bißchen. Hauptsache, aus der Sonne raus in den
schattigen Wald. Aber
wir kommen
nur langsam vorwärts. Bei Ansbach
gehen die alten Wege
bis in den
Ort hinein; es ist als ob die Zeit stehengeblieben
wäre. Wir reiten
entlang der
Gärten und alter Holzschober.
Ligeira
fängt an
sich
treibenzulassen im Schritt, und nach 2 Std Ritt mache
ich an einem
schattigen
Waldberg Pause. Man kann durchs ganze Maindreieck sehen,
bis Steinfeld.
Das
Pferd ist nicht besonders hungrig, vielleicht ist auch
wegen der Wärme.
Nach 40
Min reiten wir weiter, nun in westlicher Richtung.
Wieder ein
schönes
Waldstück mit
unbefestigten Wegen - eine schöne Gegend für
Reiter... Auf der anderen
Seite
liegt Stadelhofen , eine Ansammlung großer
Höfe. Es ist
Erntezeit,
überall auf den Feldern das Brummen der
Mähdrescher. Doch der Weizen
ist
kümmerlich und vertrocknet, traurig läßt
er die Köpfe hängen und
schmeckt
hart wie Stein.
Kein Tropfen
Wasser
auf dieser
Seite der Höhe. Durch ein Trockental gehts mainzu.
Wenigstens bietet
der Wald
Schatten. In Himmelstadt , bis wo wir etwa 4
Std. geritten
sind, will ich
über die Mainbrücke, aber vorher Ligeira
tränken. Kein Brunnen; ich
frage
nach Wasser bei einem kleinen Hof. Ligeira säuft
nur 2 Liter.
Am
Lerchenberg
gehts durch
gepflegte Weinberganlagen, mit schöner Sicht in die
Mainebene bei
Karlstadt.
Wenigstens der Wein scheint gut zu werden dieses Jahr.
Wir müssen
wieder
klettern und Ligeira scheint für heute genug zu
haben. Im Affental
machen wir auf einer schönen Wiese Rast, etwa um
19.20. Affen gibts
hier nicht,
leider aber auch keinen Bach - aber das Gras ist frisch.
Ich mache ein
Feuerchen
zur Ehre des Wanderrittbeginns, und grille das
mitgebrachte Steak.
Die
Ausrüstung:
Ich reite
den
Deutschen
Militärsattel (Modell 26, Gr.1), den ich seit mehr
als 15 Jahren
besitze und
restauriert habe. Als Packtaschen habe ich die
Originalpacktaschen, die
ich aber
hinten verwende, mit je 3,5-4kg bepackt. Viel geht nicht
rein, deshalb
muß man
überlegt planen was man mitnimmt. Mir ist das umso
wichtiger denn ich
will mein
"Rehlein" Ligeira - sie hat nur 1,47m Stockmass -
keinesfalls
überladen. Dann sind hinten noch der Mantelsack,
mit Daunenschlafsack,
Therm-A-Rest-Isomatte, Goretex-Biwaksack, Pulli und
etwas Ersatzwäsche,
lang
und schmal in eine Bundewehrplane gerollt, im ganzen
etwa 4,5kg.
Vorn habe
ich die
Schweizertaschen
mit einigen kompakten schwereren Dingen, Seil,
Wasserflasche,
Regenponcho und
Jacke, noch einmal 4,5kg, und den Futtersack, heute 3/4
voll (4kg). Im
ganzen
also fast 22kg ausbalanciertes Gepäck (inkl.
Futter). Karten, Kamera
und einige
andere Sachen trage ich "am Mann" - Hüfttasche,
1,5kg. Ich reite in
Wanderstiefeln, die für die notwendigen
Fußmärsche nützlich sind, wenns
steil wird, und mit Reithose mit Vollederbesatz, also im
klassischen
Wanderreiter-Outfit. Fußgänger die ausrufen
"Wie im wilden Westen!"
sind mir ein Dorn im Auge - würden das aber
wahrscheinlich auch tun
wenn ich in
Uniform ritte!
Mi,
2.Aug.2000 (44,6 km)
Noch bis
tief in
die Nacht
höre ich die Mähdrescher auf den hochgelegenen
Feldern schaffen, obwohl
das
Tal völlig abgeschieden und unzugänglich
liegt. Es ist sternenklar und
am
Morgen weckt mich um kurz nach 6 die Sonne. Ligeira
bekommt nochmal
Kraftfutter.
Als ich in Ruhe früchstücke bezieht sich der
Himmel, und beim Aufbruch
um 8.30
sieht es bereits sehr nach Regen aus.
Als ich
über die
Ebene nach
Thüngen reite verfinstert sich der Himmel und von
Westen her zieht eine
fürchterliche Gewitterfront heran. Ich trabe flott
um über die baumlose
Ebene
zu kommen. Kaum erreiche ich den Schutz einer alten
Allee, da geht es
auch schon
los mit Blitz und Donner, mit aller Gewalt. Unglaublich
welche
Wassermassen da
herunterkommen, dazu pfeift ein entsetzlicher Sturm. Ich
drehe mein
Pferd gegen
den Wind, aber als Hagel herabknallt und die knorrigen
Äste der alten
Linde
mein Pferd auf den Hintern peitschen steigt sie und ich
habe Mühe sie
zu
halten. Es ist stockfinster. Endlich ist es vorbei. So
etwas habe ich
ja noch
nie erlebt!
Ich habe nur
den
Poncho angehabt
und das Wasser ist mir in die Stiefel gelaufen.
Hauptsache, der Hintern
ist noch
trocken, sage ich mir beim Weiterritt. Nun regnet es
dafür ausdauernd.
Im
Unterstand einer Bushaltestelle ziehe ich
zusätzlich noch die
Regenchaps an -
leider ein bißchen spät!
Thüngen
,
ein schöner
Flecken mit erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild. Sehr
schöne
Fachwerkhäuser. Durchs Feld geht es nordwärts,
am Bauerndorf Heßlar
vorbei (hübsches Ortsbild). Ich trabe kurze
Abschnitte.
Der Weg
steigt noch
weiter an,
geht dann lange hinab, und ich führe nach Aschfeld,
das ich nach 3 Std.
erreiche. Das Ostertal, wieder bergauf. Von fern
grüßt Ruine Homburg
herüber.
Ich will in den Ölgrund hinab aber der neugebaute
Waldweg führt nicht
dorthin
wie der alte, das kostet mich eine Viertelstunde (der
alte Weg ist
zugeworfen,
stattdessen Hochsitze und Wildfütterungen).
Im
Wiesengrund will
ich Pause
machen weil ich schon 3 1/2 Std. unterwegs bin, aber der
Regen kommt
unaufhörlich hinab. Ich lasse Ligeira 20 Min
fressen, während mir das
Wasser
immer mehr die Ärmel hochkriecht. Ein
äußerst ungemütliches Gefühl!
Der Weg auf
den
Ölberg ist
ziemlich schmierig und teils auch zugeworfen. Oben aber
schöner
Wanderweg
(gelber Tropfen) über Ödlandwiesen am Rand des
großen
Truppenübungsplatzes
Hammelburg entlang (Verbotsschilder). Viele Pferdespuren
von Heßdorf
hinauf.
Hinab nach Höllrich (Bonnlander Str).
Auch hier einige
Pferdebesitzer. Endlich, nach 4 1/2 std. endet der
Regen, und an einem
Holzpolterplatz lasse ich Ligeira 40 Min fressen. Wieder
auf eine Höhe,
an
Aschenroth vorbei, erreiche ich das Bauerndorf Neutzenbrunn
und
besorge
daselbst Gerste bei einem Bauern (Hafer ist hier nicht
zu
bekommen) und
halte 10 Min. Spitalhof, schöner mittelalterlicher
Gutshof. Der Weg
fällt tief
hinab zur Fränkischen Saale; ich führe nach Schonderfeld
(hübscher
kleiner Bauernort).
Die Umgehung
von
Gräfendorf zum
Schondratal mißglückt etwas - Wege sind
zugefallen und eingezäunt. Wir
kraxeln am Hang entlang und vergeuden wertvolle Kraft.
Im Anfang des
Schondratals, eine brummende Papierfabrik. Sie
paßt nicht in die schöne
Landschaft, gibt aber etlichen Leuten Lohn und Arbeit,
den Autos auf
dem
Parkplatz nach zu urteilen. Das obere Tal ist sehr
hübsch, nur der
Schotterweg
nicht den wir reiten müssen. Ligeira hat keine Lust
mehr und stolpert
vor sich
hin. Ich muß sie arg zusammennehmen, so traben wir
bis zum Schondrasteg
- ein Platz den ich schon von früher kenne. Dort
machen wir um 17.20
Rast und -
oh Wunder - die Wolken verziehen sich allmählich
und es blebt trocken
bis auf
den aufsteigenden Nebel.
Do,
3.Aug.2000 (41,2 km)
Es bleibt
trocken in der Nacht,
und meine Sachen trocknen leidlich unter der
aufgespannten Plane.
Ligeira frißt
die Gerste etwas zögerlich; ich weiche sie etwas an
und tue etwas Salz
dran. Am
Morgen habe ich keine besondere Eile - es ist auch mal
wieder Zeit sich
zu
rasieren. Um 9.05 starten wir.
Weg vom
rauschenden
Bach herrscht
absolute Stille, nur ein paar keckernde Amseln und
Ligeiras zufriedenes
Vorsichhin-Schnauben sind zu hören. Der Weg von
Heiligkreuz ist
wesentlich
besser als der Schotterweg von Gräfendorf. Heiligkreuz,
inmitten
blühender Wiesen gelegen, erreiche ich nach 35 Min
Ritt. Hier herrscht
die
Landwirtschaft: Alles Land eingezäunt, viel
herumstehendes Gerät, Kühe
muhen
in Ställen, alte Höfe mit Misthaufen davor.
Das
Weißenbachtal
hinauf,
asphaltiert bis zum See. Wir traben am Rand. Dann wird
der Weg besser,
steigt an
bis Roßbach , wo wir nach etwa 1 3/4 Std.
ankommen. Wir sind
fast oben -
Blick auf die Hohe Rhön! Den äußersten
der Schwarzen Berge,
Dreistelzberg,
will ich zunächst ansteuern. Über die
Hochebene bis Weißenbach .
Streusiedlung mit schönem Schloß und
merkwürdig solitären Turm auf
einer
Wiese (Blauer Turm).
Dann geht es
in den
Wald, und der
Weg steigt stetig. Seit Roßbach folge ich dem Rhönhöhenweg
(roter Tropfen). Steil gehts hinauf zum Dreistelzberg
. Aber
der alte
stählerne Aussichtsturm ist gesperrt wegen
Baufälligkeit. Vor 11 Jahren
bin
ich noch draufgestiegen. Aber die Buchen am Gipfel haben
ihn ohnehin
überwachsen. Es hat sich wieder stärker
bewölkt und wir machen von
12.30-13.15 Pause, obwohl Ligeira hier nicht viel zu
fressen findet.
Dann
führe ich
bergab zur
Siedlung Dreistelz (mit Whs). Die Sonne kommt heraus,
aber nur kurz.
Zwischen
Oberleichtersbach und Buchrasen Steinbruch,
Sägewerk und neues
Gewerbegebiet an
der Straße. Über die Höhe nach Breitenbach
(noch viel
Landwirtschaft). Hier besorge ich Gerste bei einem
freundlichen Bauern.
Ein
kurzer Schauer geht nieder, und die junge Tochter
streichelt fasziniert
Ligeira.
20 Min Halt.
Dann reite
ich
weiter. 1km weiter
Mitgenfeld (hübsches Bauerndorf). Von hier aus
sieht man schon die
schwarzen
Berge. Nach Schildeck führt der Wanderweg über
eine der kegligen
Kuppen, den
Metternich. Aber Ligeira kann ruhig mal wieder was
schaffen. Bei
Schildeck unterquere ich die Autobahn 7:
Neugebaute Straße
und
Gewerbegebiet. Dafür ist die kleine Tankstelle am
Ortseingang weg, wo
ich auf
der Rhöntour mit Alex 1989 Benzin für den
schweizer Kocher geholt
habe...
Wir klettern
noch
zur Burgruine
Schildeck, eine der wenigen Rhönburgen, auf sehr
steilem Hügel. Bis auf
einige
Mauerreste und einen Bogen sind aber nur noch
Schutthaufen von ihr
übrig.
Die
Berghangwiesen
an den
schwarzen Bergen sind Naturschutzgebiet und ein endlos
langer
Asphaltweg zieht
an ihnen entlang zur Platzer Kuppe, den ich meiden will.
So reite ich
durch den
Grimbachswald oberhalb Geroda, was ganz gut geht, bis
auf 1 Stück
Wildschutzzaun über dem alten Weg. Endlose Wiesen
in Höhenlage;
herrliche
Aussicht übers Vorland der Rhön, tief unten
liegt Geroda, übers
Frankenland,
bis zum Spessart. Leider rückt ein Gewitter
über die Hochebene von
Schondra
heran - aber wir haben Glück, es zieht auf der
anderen Seite um die Platzer
Kuppe herum. Um 17.00 erreichen wir unser
Tagesziel. Ich
tränke am
steinernen Brunnen und spanne die Plane am Steinbruch
auf, denselben
Platz wie
vor 4 Jahren - da geht auch schon ein kräftiger
Schauer nieder. Ligeira
hat
genug Futter hier und bekommt ihre Gerste 2 Std. nach
Ankunft.
Ich bin
endlich
wieder in
meiner geliebten Rhön! Diese
Weite der
Landschaft, die
Berge mit ihren offenen Ausblicken, die ruhigen
Wälder, vor allem aber
die
langgestreckten blühenden Wiesen. Steinig, schroff
und abweisend ist
sie - aber
ruhig ist es hier, still - kaum ein Mensch. Kühler
ist es hier als in
der
Ebene, aber dafür summt keine Mücke. Die
Unwetter und Regenschauer sind
härter, aber schöner ist es dafür wenn
Sonne scheint.
Von allen
Landschaften ist sie mir
die liebste zum Reiten - seit 1988 muß ich
mindestens 6 oder 7 mal
hiergewesen
sein, ich habe es nicht gezählt. Aber die Wege
kenne ich fast wie in
meiner
Heimat. Und auch Ligeira guckt erwartungsvoll in die
Richtung in die
wir reiten
wollen.
Fr, 4
.Aug.
2000 (32,5 km)
Ligeira hat
gut
gefressen und
ist noch in bester Form. Sie ist jetzt an die Gerste
gewöhnt. Ich
glaube die
bisherige ruhige Art zu reiten war richtig. So wird uns
niemand hindern
können
bis an die Werra zu kommen.
Am Morgen
liegt
unser Steinbruch
im Schatten. Ich will zumindest einige Sachen in der
Sonne lüften und
so dauert
es bis 9.00 daß wir loskommen.
Wir reiten
den Weg
auf der
Ostseite des Totnansbergs entlang. Gleich an der Platzer
Kuppe zwei
schöngelegene private Hütten inmitten der
Hochalmen. Dann geht der Weg
durch
Wald und ist mit feinem Basaltschotter befestigt.
Pfadfinder-Lagerplatz
mit
Lagerbetrieb am Weg nach Gefäll. Von hier an steigt
der Weg stark an,
zur
Paßhöhe der Straße von Oberbach nach
Gefäll (757m). Hier alter
Basaltsteinbruch: Fast schon ein Industriedenkmal, aber
noch in
Betrieb. Zur Kissinger
Hütte (832m) sind es jetzt noch 15 Min
durch den Wald. Hier
komme ich
um 10.15 an und trinke erstmal Kaffee. Essen gibts erst
um 11, aber
solange will
ich nicht warten. Die Berghütte ist
äußerst schön inmitten der
Hochalmen
gelegen, auch die Wirtsleute sind freundlich. Zimmer
sind für DM 35,-zu
haben.
Ligeira lasse ich grasen. Ich schreibe noch ein paar
Postkarten und
nach 40 Min.
reite ich weiter.
Nun gehts
hianb zum
Guckaspaß
(662m) und auf der anderen Seite hinauf zum Kreuzberg
. Ich
meide das
belebte Kloster und reite stattdessen den Weg unterhalb
durch die
Hochalmen
entlang. An den drei Kreuzen (750m) der schöne
Blick zum Arnsberg mit
seinen
charakteristischen Baumreihen und die Dammersfeldkuppe
herüber.
In den
Tälern
hängen Wolken,
eine Szenerie wie im Hochgebirge. "Nichts Gutes zu
bedeuten" in Bezug
auf das Wetter, meinte die Wirtin vorhin. Mal
abwarten... von Westen
her sieht
es gar nicht so schlecht aus, und von dort kommt das
Wetter.
Am Arnsberg
entlang
geht ein
schöner Weg, ich will ein Stück traben aber
Ligeira ist zu faul und
galoppiert
lieber. Dann gehts hinab nach Oberweißenbrunn
(640m). Es
ist
12.30. Viel Verkehr auf der B279. Auf der anderen Seite
gehts steil
hinauf zum Himmeldunkberg , wo ich von
13.15-14.35 auf der Höhe an einer Bank Brotzeit
mache und
absattle. Zuerst wolkenverhangen, kommt jetzt sogar die
Sonne heraus.
Erstaunlich viele Fliegen trotz 840m Höhe
belästigen das Pferd
(wahrscheinlich
wegen häufiger Rinderbeweidung). An der Bank habe
ich 1998 mit Natascha
übernachtet. Herrlicher Blick auf die ganze
Dammersfelder Rhön von hier
aus.

Als ich
Richtung Würzburger
Haus losreite, hat sich die Sonne durchgesetzt.
Ich reite am Hang
entlang
einer alten bemoosten Landwehr, finde dann den
Schäferpfad zur Hütte,
davor
befindet sich zu Ligeiras Freude eine große
Tränke. Es ist eine reine
Pfadfinder-Ferienfreizeithütte - aber sie haben
einen der schönsten
Ausblicke,
die die Rhön zu bieten hat, hoch über
Bischofsheim und dem Brendtal.
Das
muß ich jetzt
alles hinab -
am besten ich steige gleich mal ab. Wunderbar, der
Schäfersweg über die Gibitzenhöhe.
Auch hier habe ich schon 2x biwakiert. Einer meiner ganz
großen
Lieblingsplätze in der Rhön. Alles ist noch so
wie früher -- und
vermutlich
die 200 Jahre davor auch...
Die Spuren
der
Schafsbeweidung
finden sich überall und an einigen Stellen stehen
kleine
Schäfer-Caravane, ich
sehe aber weit und breit keine Herden (nur am Arnsberg
war eine
vielköpfige
auszumachen). Aber Ligeira hat gegen das Gras auch
nichts einzuwenden.
Ich denke
die Rhön wäre ohne weiteres auch mit Pferden
zu beweiden, wenn man es
richtig
anstellt.
Der lange
Abstieg
nach Bischofsheim,
zuletzt entlang der Straße. Es ist warm. Ich
pfeife ein Liedchen und
gehe neben
meinem Pferd her die Straße hinab. Es ist
nachmittags kurz vor vier.
Lautlos
gleitet eine nagelneue Mercedes-S-Klasse vorbei,
mindestens 150.000 DM
schwer,
aus der Gegend, Saisonkennzeichen. Der Wagen hält
vor mir, das
Beifahrerfenster
summt auf. Drin ein Endfünfziger. "Hast Du schon
ein Quartier?" fragt
er. "Ja!" Die wilde Rhön ist mein Quartier...
Schade fast -- die
Anlage wäre wahrscheinlich sehenswert gewesen...
In der
kleinen
Stadt finde ich
ohne Mühe einen gutsortierten Supermarkt um meine
Vorräte aufzufüllen,
und
Ligeira wird an einer Fahnenstange auf der Wiese davor
festgemacht, und
bekommt
eine vollwertige Futterpause. Praktisch!
Es geht
durch die
Bischofsheimer
Altstadt, die ganz entzückend, eng und malerisch
ist. Auf dem
Marktplatz fallen
den Leuten in den Cafés die Augen aus dem Kopf
als ich vorbeireite, und
Ligeira
präsentiert sich auch nett.
Höchste
Zeit für
uns wieder in
die Wildnis zu kommen. Die Wiesen nördlich der
neueren Umgehungsstraße
sind
alle mit Waldstreifen umgrenzt und mit Mäuerchen
aus Basaltbrocken
versehen,
die die früheren Bewohner mühsam
aufgeschichtet haben. Vielleicht auch
als
Viehumhegung. Was für eine Sysiphusarbeit! Heute
sind sie mit Hecken
bewachsen,
eigentlich ideal für Weideland.
Mittendrin,
fast im
Wald
versteckt, eine gigantische alte Huteeiche, die Geiseiche.
Mindestens 10m
Umfang muß ihr Stamm haben. Das Pferd
davorgestellt, sieht aus wie ein
Zwergpony. Sie ist inmitten schützender alter
Buchen eingewachsen und
gar nicht
mal hoch, aber gewaltig. Und der Baum ist kerngesund!
Wir kommen
höher
und höher,
Ligeira muß noch einmal ran. Die Wiesen verzweigen
labyrinthisch und
sind
erfreulicherweise durchaus gut gepflegt. Ich suche noch
eine Quelle und
finde
einen mächtig rauschenden Bergbach, und an der
Tränkstelle zwei
gekühlte
Flaschen Rhönbier! Ich nehme eine mit, Lob dem
noblen Spender, und
belege mit
Ligeira ein etwas abseits liegendes Wiesenstück mit
Beschlag (600m
hoch). Um
17.45 sattle ich ab. Die Sonne scheint noch gut, ich
lege den Woilach
zum
Trocknen aus und mache ein Grillfeuer für meine
Würstchen. Von weiter
oben
tönt Musik - da feiern welche. Werde morgen
früh mal nachschauen ob die
einen
besseren Platz haben als ich hier. Für den Moment
bin ich zufrieden...
Sa, 5.
Aug.
2000 (38 km)
Erst um
9.10
starte ich, aber
die heutige Tagesetappe wird nicht so lang: Ich will nur
an den
Ellenbogen,
Luftlinie 18km. Doch wir reiten den
Westhang-Rhönhöhenweg, und der
macht
beträchtliche Umwege. Schon früh am Morgen
strahlendblauer Himmel und
warm!
Ich reite
die
Bischofsheimer
Wiesen hoch, ein wunderbares Gelände. Weiter oben
nur noch Schafsweide,
wir
kommen wieder auf die Hochrhön. An der Kalten
Buche liegt
ein
alter geräumiger Schafsstall mit Stallungen, der
einfach ausgebaut ist
und den
man vom "Junggesellenclub" Weisbach mieten kann. Jetzt
ist eine Gruppe
junger Leute da die eine private Feier machen. Das
Angebot zu Kaffee
schlage ich
aus - den hatte ich schon...
Wir reiten
die Höhe
unterhalb des
Heidelsteins entlang mit seinem markanten Funkmast. Nach
1 1/4 Std
kommen wir am Steinernen Haus an -
eigentlich zu früh für eine
Pause aber hier
vorbeizureiten bringe ich einfach nicht übers Herz.
Ich trinke ein
Radler,
unterhalte mich mit zwei Wanderern und lasse Ligeira im
Schatten
fressen, die
ausdauernd von einem Terrier angekläfft wird. Die
zwei alten Leute
bewirtschaften die Hütte noch immer, nur ist sie in
der Zwischenzeit
einmal neu
aufgebaut worden. Die Alte sitzt draußen und
schneidet schon ihren
berühmten
Kartoffelsalat.
Nach 30 Min.
breche
ich auf. Ich
will nicht weit entfernt auf einer Hütte
Mittagspause machen. Der Weg
durch die
Elsbach ist wunderschön. Hier beginnt das
Naturschutzgebiet "Lange
Rhön" mit seinen berüchtigten Verbotsschildern
an jedem Wirtschaftsweg:
"Kein Wanderweg - Betreten verboten" - außer man
ist von Brüssel
bezahlter Naturschutzwart bzw. -bürokrat...
für jedes Birkhuhn einer.
Vor dem
Essen mache
ich noch einen
Abstecher zur Gangolfsburg , die versteckt in
einer Waldhöhe
vor
Oberelsbach liegt. Es ist eine frühmittelalterliche
Fliehburg (500
n.Chr.), auf
der im 9.Jh. ein Kirchlein errichtet worden ist, das
älteste in diesem
Teil der
Rhön. Im Bauernkrieg 1525 zerstört.
Nach nur 1
1/4 Std.
komme ich am
Berggasthaus Thüringer Hütte an,
und parke das Pferd an
einer
großen Linde wo es zu fressen hat. Dann esse ich
bestens zu Mittag (mit
Unterhaltung einer Wanderer-Familie). Die Hütte ist
gut besucht - kein
Wunder
bei dem guten Wetter...
Um kurz vor
2 reite
ich weiter.
Der weiter westlich verlaufende Weg den ich eigentlich
reiten möche ist
abgesperrt und verboten - und wegen des Wanderbetriebs
halte ich mich
ausnahmsweise an das bürokratenhaft-unsinnige
Wegverbot. So müssen wir
einen
Umweg über den Melpertser Rasenberg machen, werden
aber mit einem
wunderbaren
Rundum-Panorama des Thüringerwaldes, Geba,
Ostrhön, und den Matten des
Heidelsteins bestens entschädigt. Auf der anderen
Seite des Kamms dann
Blick
auf Hessische Rhön, Milseburg, Wasserkuppe und
Hilders. Entlang des
schwarzen
Moors den schmalen Fußweg parallel zur
Hochrhönstraße, dann über die
Grenze
nach Thüringen. Ich muß zunächst Futter
kaufen und will vermeiden die
Höhe
wieder hinabzureiten weil mich das Stunden kosten
würde. Deshalb
probiere ich
es zunächst im einstmals einsamsten Dorf der DDR
(von drei Seiten vom
Westen
umgebenen) Birx. Ich habe auch Glück, am
Ortseingang ein alter
Traktor,
drei Kühe und ein alter Mann: Der letzte freie
Bauer von Birx. Ich
erzähle ihm
wie ich im Spätsommer 1989 von Hilders die Grenze
entlang geritten bin
und Birx
nachts taghell ausgeleuchtet gefunden habe. Früher
hat er hier Gerste
und Hafer
gepflanzt, doch dann kam die LPG und machte nur noch
Graswirtschaft -
vermutlich
um das Gelände übersichtlich zu halten, damit
Republikflüchtlinge sich
nicht
durchs Korn schleichen konnten! Allerdings hat er nur
ein
Weizen-Gerstenschrotmix. Aber besser als nichts.
In
Frankenheim,
obwohl größer,
sieht es mit Landwirtschaft auch nicht besser aus - die
große
Rinder-LPG
bewirtschaftet noch immer die ganze Gemeindefläche:
Koppel oder Wiese,
kein
Hälmchen Getreide. Aber vermutlich ist das die
Zukunft der
Landwirtschaft in
den deutschen Mittelgebirgen.
Interessant
hier
auch die
mühevoll errichteten Basaltsteinmauern um die
Koppeln herum. Hier sind
sie
besonders gut erhalten.
Am
Ortsausgang, die
Grenzkasernen-Ruine neben den LPG-Gebäuden. Auf der
Höhe ein
Stasi-Funkmast.
Wie es scheint ist er wieder in Betrieb und hier findet
ein
Funkertreffen statt.
Überall an der Grenze stehen hier jetzt
Gedenktafeln mit Geschichten
aus dem
kalten Krieg. Jede Flucht und jede Grenzverletzung aus
40 Jahren ist
hier
dokumentiert. Eine merkwürdige Art
Vergangenheitsbewältigung, zumal
fast alle
irgendwo mit dem Regime mitgemacht haben und es viel
tragischere
Geschichten aus
dem Dritten Reich gibt, die nie erzählt worden
sind, und sich
vermutlich auch
kaum einer anhören will. Doch es gibt auch
humorvolle Geschichten des
passiven
Widerstands gegen die Grenze wie die der zwei Soldaten,
die als in
Frankenheim
die Kneipen schlossen, trotzig nach Leubach in Bayern
rübergingen um da
weiterzutrinken - und dann zurückkehrten.
Kurz darauf
sind
wir am Ellenbogen
und genießen den Ausblick nach Oberweid und das
hessische Kegelspiel.
Wir
lassen uns von Touristen fotografieren und reiten den
Berg hinab die
letzten 2
1/2 km bis zur Hütte des Rhönklubs
Reichenhausen .
Zuerst gehts
aber noch zur 5 Min. entfernt im Wald liegenden
kühlen Quelle, um das
Pferd zu
tränken und Wasser zu holen. Um 17.20 beende ich
den heutigen Ritt an
der
Hütte mit schönem Geba-Blick. Ligeira wird auf
der Wiese mit langem
Seil an
einem Busch angebunden. Ein toller Platz; ich habe die
kleine
Schutzhütte (im
"Ikea-Look") schon 1998 mit Natascha benutzt. 1996 war
sie noch nicht
da, als ich mit Ligeira schon einmal den Elllenbogen
herabkam und wir
an einem
Wiesenrand oberhalb Mittelsdorfs biwakierten --
geschweige denn 1990
als ich
hier mit einer Freundin vom Regen vorangepeitscht wurde
und das
Eisenacher Haus
auf dem Ellenbogen noch eine abweisend finstere
häßliche NVA-Kaserne
war --
und wir erst viel später, im 15km entfernten
Fladungen Quartier fanden!

So,
6.Aug.
2000 (29,8 km)
Am
Sonntagmorgen, schönste
Sonne. Es kann nicht schaden sich mal wieder zu rasieren
und so reite
ich erst
um 9.25 los. Außerdem ist die Tagesetappe kurz und
einfach. Ich führe
den
Ellenbogen hinab, 20 Minuten. Beste Weidegründe und
ein großer
Rastplatz
südwestlich von Kaltenwestheim. Ich will über
den Weidberg, nicht an
der
Grenztruppen-Kaserne vorbei und muß mich durch
Wald vorkämpfen. Auf der
anderen Seite der Höhe (Birkenberg) schönste
Wiesen an denen man
entlangreiten
kann. Am Huflar und Pinzler hat die hiesige Rinder-LPG
nicht nur alles
eingezäunt (wieder mal erweist sich das wichtigste
Zubehör für eine
Thüringen-Reittour ein abisoliertes Messer oder
Zaunpetze!) - sie haben
den
Rest der Wege erst total kaputtgefahren (50cm tiefe
Spuren, der
"Fortschritt" muß ein toller Traktor gewesen
sein -- nur ein bißchen
schwer vielleicht...), dann absaufen und zuwuchern
lassen -
teilweise ein
lebensgefährliches Geläuf, durch das man nur
meterweise vorwärtskommt!
Dasselbe
auch im
Wald (südlich
des Pinzlers). Sogar den Rhönhöhen-Wanderweg
(roter Tropfen) dem ich
seit
150km mehr oder weniger folge hat man zufallen lassen
und eingezäunt.
Oben auf
der Höhe kann man den Wiesenrändern folgen,
hier habe ich mit Nataja
1998 eine
brauchbare Nord-Süd-Alternative gefunden (über
Hufhaus-Mittelsdorf).
Am Horbel
entlang
der Grenze
große Wildwiese (Naturschutzgebiet) die aber total
ungepflegt ist und
zuwuchert. Bezahlen die Jäger diese Art von
"Naturschutz" - oder was
haben die vielen Hochsitze sonst zu bedeuten..? Wir
reiten den Weg der
Grenzschutztruppen westlich um Andenhausen herum. Der
ist ebenfalls
total
heruntergekommen: Schadhafte zuwuchernde Betonplatten
mit tiefen
Spalten in den
Zwischenräumen, lebensgefährliche
halbzusammengestürzte
Brückenkonstruktion.
Wahrscheinlich haben Naturschutz und Vergammelnlassen
für die
Verantwortlichen
in Gemeinde Empferthausen oder Wartburgkreis dieselbe
Bedeutung. Es
rattert aber
ein rauschebärtiger Alm-Öhi im weißen
Suzuki SJ mir entgegen - also ein
paar
die Gefallen daran finden scheint es zu geben...
Oben auf der
Höhe
eine schöne
Futterpause von 11-12 Uhr, wobei noch ein Reiter aus
Klings
vorbeikommt. Wir
unterhalten uns kurz.
Mittags
reite ich
noch 1:25 Std.
bis Steinberg, wo mich Hajo und Sabine empfangen. Ich
sattle ab, das
Pferd kommt
auf die Koppel, wir trinken Kaffee. Um 15.00 reite ich
wieder ab. Ich
will nur
noch 10km weiter, zum Baier.
Wunderschön,
das
Tal nach
Oberalba gleich hinter Steinberg. Nur der alte Basaltweg
ist arg
schadhaft und
rutschig (Ligeira hat keine Stifte in den Profileisen).
Großer
Rastplatz um die
Emberghütte an der Straße mit viel Betrieb.
Leider ist das schöne
Kopfsteinpflaster des Sträßchens zwischen
Oberalba und Oechsen jetzt
unter
Asphalt verschwunden. Um den Baier herum reite ich am
Feldrand;
wunderbares
Panorama auf Roßberg, Pleß und bis zum
Thüringer Wald (Inselsberg).
Teilweise
finde ich noch Markierung des Distanzritts den der AFW
im Juli
veranstaltet hat.
Baierhof
schönrestaurierter alter Hof als Jagdhaus und
kleine bescheidene
Wandererhütten zum Mieten. Hier passiert worauf ich
schon seit ein paar
Tagen
warte wegen ihrer leidigen Stolperei, weshalb ich schon
öftermit ihr
geschimpft
habe: Ligeira legt sich im Schritt auf dem
bergabführenden Schotterweg
auf die
Nase! Das linke Knie ist bös ramponiert, an einer
Stelle ist das
Fleisch
abgescheuert, und die Nase hat auch ein paar Kratzer
abgekriegt. Bis
zum Rastplatz
Fischbachlinde (Dorfstelle Fischbach;
Ankunft um 16.45; RP
mit Hütte
und mehreren "Futterraufen") führe ich. Sie lahmt
anscheinend nicht.
Dort säubere ich zunächst ausgiebig mit
Quellwasser die Wunde. Kleiner als es zunächst
schien. Ich wickele ein sauberes nasses Handtuch herum
daß keine
Fliegen dran
gehen. Mal abwarten wie es bis morgen wird.
Mo,
7.Aug.
2000 (36 km)
Am Abend
kommen
noch Hajo und
Sabine und Freunde von ihnen aus Hilders und wir grillen
noch bis spät
in die
Nacht. Sie bieten mir an ggf. das Pferd
abzutransportieren was mir aber
vorerst
nicht nötig erscheint. Am Morgen regnet es
zunächst ausdauernd, was
mich nicht
groß stört, da die "Sitzraufen"
großzügig überdacht sind.
Wirklich praktisch! Da mich niemand zwingt loszureiten (Ich
bin im
Urlaub und
nicht auf der Flucht!) warte ich zunächst
einmal ab. Nach 10 wird
es
langsam besser, und um 10.55 reiten wir los.
Ich
führe das
Fischbachtal hinab
(schöner Waldweg) nach Stadtlengsfeld , wo
ich nach 35 Min.
ankomme. In
der Apotheke hole ich ein paar Kompressen, elastische
Binde und
Klebeband, denn
die Wunde hat sich über Nacht zwar gut geschlossen,
das Gelenk ist
nicht dick und sie lahmt auch nicht, aber ich will es
nicht ungeschützt lassen gegen Fliegen und
mögliche weitere Verletzungen.
Dann reite
ich
durch den
Kohlgraben auf die gegenüberliegende Berghöhe.
Wo die Rhön im Norden
die
Werra trifft soll der nördlichste Punkt meiner
Strecke sein, auf der
Achse
Vacha-Dorndorf. Von dort ist es noch ein Katzensprung
nach Eisenach und
zum
Rennsteig - ich bin oft genug herübergeritten:
1990, 1996 und zuletzt
1998.
Ein
wunderbarer
Höhenweg, zuerst
mit Sand befestigt, dann mit Kies und die letzten 4km
sogar ganz
unbefestigt.
Traumhafte Waldeinsamkeit und schöne
Laubwälder.
Oberhalb von
Dorndorf
kommen wir um 13.40 an und ich mache an einer Bank Rast
(eingravierter
Sinnspruch in Schönschrift: "Die Ruhe ist den
Menschen heilig, denn
nur
Verrückte haben's eilig!" - Wie wahr, wie
wahr!) So genieße ich
denn
in Ruhe den Ausblick über den hübschen alten
Ortskern und das schöne
Werratal
- mit einigen Straßen im Hintergrund allerdings,
auf denen es etliche
"Verrückte" wie immer ziemlich eilig haben...
Ligeira aber
hat
keinen richtigen
Hunger und langweilt sich bald auf der kleinen Wildwiese
und fängt an
herumzulaufen. Abgesehen von ihrem aparten Knieschoner,
sieht sie aber
auch
blendend aus und wirkt keineswegs überarbeitet!

Um 14.40
reite
ich weiter; den
Höhenweg wieder zurück. Ab
Straßenübergang Stadtlengsfeld Befestigung
mit
Sand. Wir kommen zügig vorwärts und sind um
15.40 wieder an der Stelle
von
heute mittag. Der Weg geht nach Südwesten immer auf
dem Höhenkamm
entlang,
durch schönen Buchenmischwald, und an einer Stelle
ist der Kamm richtig
schmal
und wir müssen etwas klettern. Aussicht ins
Werratal und auf den Baier.
Markiert ist der Weg unterschiedlich: Grüner Punkt,
Grüner Tropfen,
grünes
"EH". Doch mangels Wegweiser bleibt die Sache
rätselhaft und ich
vergewissere mich anhand des Kompaß noch richtig
zu sein.
Jenseits der
Straße
Urnshausen-Langenfeld begann früher der Pleß-Truppenübungsplatz
(wie
er noch in den Karten eingetragen ist. Mittlerweile ist
er etwas
geschrumpft). Herrlicher luftiger Bergmischwald,
Sandwege. Kein
Schotter bis auf
den Hauptweg von Roßdorf auf die Pleß (1996
war das noch nicht). Man
kann aber
Nebenwege gehen, auch wenn die stellenweise ziemlich
versumpft und
zerfahren
sind. Aber westlich der Stoffelskuppe sind die Waldwege
einfach
herrlich! Hier
sollte man mal einen Distanzritt veranstalten. Abgesehen
von Hainich
und Dün,
die besten Reitwege Thüringens. Sollte man nutzen
solange es sowas
schönes
noch gibt. Die Schotterhaufen liegen schon parat damit
die Jäger mit
Straßen-Breitreifen an ihre Hochsitze fahren
können..!
Eine
erholsame
Gegend. Um 17.30
erreiche ich das Alte Pleßhaus auf
der kleinen Pleßspitze
(539m),
ganz im Wald. Nur Fundament und Keller stehen noch und
geben einen
Eindruck der
damaligen Handwerkskunst, der Rest wurde in der DDR-Zeit
abgetragen und
in
Breitungen aufgebaut. Später hat man ein
provosorisches Dach
draufgesetzt und
es offenbar als Heulager genutzt. Auch herrliche alte
Ahorne stehen
noch ringsum
und unterhalb liegt eine schöne Wiese wo das Pferd
fressen kann. Sogar
eine
Quelle auch wenn sie nur schwach ist. Schöne
Aussicht hinüber zum
Baier. Das
Wetter ist etwas wechselhaft aber immer wieder kommt die
Sonne heraus.
Mal
hoffen daß es wieder etwas beständiger wird.
Di,
8.Aug.
2000 (34,8 km)
Was mich
verwundert ist eine
für die Höhenlage ungewöhnliche Zahl
kleiner Fliegen und Kriebelmücken.
Weil
es morgens mal wieder regnet starte ich erst um 9.40
Uhr.
Ich gehe
hoch auf
die Pleßspitze
(unterhalb des Gipfels abgesperrtes NVA-Gelände).
Oben Aussichtsplateau
mit
Baude und neuem Funkturm (am Wochenende geöffnet,
bzw. bewirtschaftet).
Ich
mache mich an den langen Weg ins Tal, zuerst ein alter
NVA-Beton-u.
Schotterweg
(nach Breitungen), dann führe ich einen feinen
Sandweg hinab ins Tal.
Einen
großen
Westernreitbetrieb,
Teil einer ehemaligen Rinder-LPG, erreiche ich um 10.50.
Eine riesige
Anlage
samt Saloon, Westernstadt u.ä. Schnickschnack. Ich
unterhalte mich mit
ein paar
freundlichen Leuten auf einem Reitplatz. Kaffee
könnte ich im
Restaurant
bekommen. Aber der Sattel wird naß beim
Führen, und ich habe keine Lust
hier
herumzulaufen, nach Anbindestangen zu suchen und mein
Pferd im Regen
anzubinden
-- lieber mache ich noch irgendwo Pause im Gelände
wo sie was zu
fressen hat.
Wir reiten
durch Rosa durch
und auf den Roßdorfer Hofberg mache ich unter zwei
schützenden hohen
Linden
kurze Rast von 11.40-12.10. Schöne Wildwiesen
ringsum (NSG) und Blick
zurück
auf Hammelstein, Staffelsberg und Pleß.
Regenschauer.
Es geht den
Roßberg
hinauf, und
ich will noch über den Kohlbachgraben hinüber,
zum Roßhof. Die alten
Waldwege
sind zerfahren, zerfurcht, versumpft und vollgeworfen
mit Kleinholz -
es ist
eine Plage! Endlich schaffen wir es, uns irgendwie auf
die andere
Bachseite zu
schlagen - und stehen innerhalb riesiger schöner
Futterwiesen. (Zwei
kleine
John Deere- Allradschlepper stehen herum, haben ihre
Arbeit wohl mit
Regenbeginn
eingestellt). Direkt daneben, ein leerstehender Hof. Ich
erinnere mich
als wir
hier 1990 langritten stand er auch schon leer. Als ich
weiterreite
verstärkt
sich das Nieseln zu einem massiven Landregen. Ich komme
ein Stück vom
Kurs ab
und lande bei einer Baude, unter deren Vordach ich
bequem mit Tisch und
Bank
vorziehe das Gröbste abzuwarten. Ligeira wird etwas
gefüttert, hat aber
nicht
viel Hunger (13.20-14.00)
Es klart
etwas auf
und wir reiten
weiter. Über den Hahnberg schwarzer
Basaltschotterweg; ich trabe um
Ligeira
aufmerksam zu erhalten.
Endlich aus
dem
Wald heraus;
wunderbarer Wiesenblick bei Kaltenlengsfeld. Die alte
Straße nach
Oepfershausen,
eine herrliche alte Baumallee. Weiche Wege, ich lasse
Ligeira einen
schönen
langsamen Galopp tief am Gebiß gehen. So kommen
wir vorwärts. Der grüne
Winkel ist unser Kurszeichen. Um 16.00 sind wir am
Amönenhof.

In
Dörrensolz
will ich Futter
besorgen; ich entscheide mich für den Weg über
Oberkatz. Das geht tief
ins Tal
hinunter, ich führe. Einen direkten Weg von da nach
Dörrensolz gibt es
nicht,
so quälen wir uns etwas parallel zur Straße
entlang. Um 17.00 erreiche
ich Reiterhof
Dörrensolz , füttere und tränke
mein Pferd und mache bei Kaffee
und
Kuchen erstmal Pause und unterhalte mich mit der Chefin
Eunike. Aber
ich will
noch nicht bleiben. Um 17.45 breche ich auf zur Hohen
Geba ,
und nach 35
Minuten erreiche ich die Meininger Hütte ,
auf steiler Höhe
(750m)
gelegen. Der schönste Berg Thüringens! Die
Hütte ist erst seit 1998
wieder
aufgebaut. Seit den fünfziger Jahren war der Berg
gesperrt, stand hier
ein
Russenlager. Dessen traurige demolierte Reste fanden wir
vor als wir im
Frühjahr 1990 auf regen- und sturmumpeitschter
Höhe mit vor Kälte
zitternden
Pferden hier ankamen. Von der Hütte die in unseren
alten Karten (von
vor dem
Kriege) eingetragen war keine Spur mehr - sie war
abgebrannt! Nun steht
sie
wieder und bietet einen wohltuenden Zufluchtsort. Nur
die Sicht ist
nicht so
schön (sie war es noch nie die dreimal die ich
jetzt hierwar!)...
Mi,
9.Aug.
2000 (40,5 km)
In der
Hütte
schlafe ich denn
auch bequem, als am Abend ein starker Regenguß
niedergeht (Ligeira
steht mit
aufgelegtem Poncho als Regendecke). Die Hütte hat
sogar einen kleinen
Holzofen
und Feuerholz!
Am
nächsten Morgen
starte ich um
9.05. Auf der Höhe Sonne - im Tal noch jede Menge
Dunst und Wolken. Ich
reite
zunächst noch über die Hohe Löhr mit
ihren schönen Wildwiesen. Einer
der
Orte der Rhön die mir am besten gefallen. Zwei
Schutzhütten: hinter
Geba
(Rhönfrieden), und besonders schön gelegen, am
Diesberg. Letztere hat
viel
Platz außenrum und herrliche Aussicht.
Der Weg nach
Helmershausen
gestaltet sich schwierig weil alles mit Rinderzaun
abgesperrt ist. Die
in der
Karte eingetragenen Wege können aber nicht für
Kühe sein - ganz einfach
weil
Kühe keine Karten lesen können! Wenn sie
wenigstens Griffe an die
Zaunlitzen
drantäten, dann bräuchte man sie nicht
durchzuschneiden..!
Um 10.20
durchreite
ich den Ort.
Auf einer kleinen Wiese, ein pferdegezogenes
Mähwerk (Marke Fahr), für
Zweispänner, Stahl- und Holzbauweise. Die Kraft
für das ca. 1,40m
breite
Messer wird vom äußeren Rad über ein
Kegelradgetriebe und eine hölzerne
Schubwelle übertragen. Die blanken Teile und die
geschnittene Wiese
weisen aus,
daß das Teil funktioniert!
Unglaublich
steil
ist der Aufstieg
zur Burg Hutsberg , teils in Serpentinen. 30
Min. später haben
wir sie
erreicht, Ligeira ist naßgeschwitzt und ich lasse
sie 10 Minuten
fressen. Von
der Burg sind die Grundmauern der großen
mehrstöckigen Pallas noch
bestens
erhalten, der Burggraben und Teile der Umfassungsmauern,
ein
wunderbarer
Torbogen sowie einige Schießscharten für
Bogenschützen. Tolle Anlage!
Hübsch
der Weg
hinab, vorbei an
endlosen Haferfeldern. Mit Sicherheit von einem
bayrischen Großbauern
gepachtet. Vorbei an Wüstung Schmerbach, geht es
auf einer alten Straße
mit
zahlreichen Wegweisersteinen nach Stedtlingen. In der
Nähe
(Mauerschedel)
verlief früher die Grenze. Der Weg ist leidlich
asphaltiert und ich
trabe
mehrmals damit das Pferd frisch bleibt. Stedtlinger
Moor, ein kleines
hübsches
Birkenmoor.
Das
gepflegte Dorf Stedtlingen
erreiche ich eine Stunde später, und mache mich auf
den weiteren,
ebenfalls
sehr harten Weg, wegen der Berghänge der Meininger
Berge auch ziemlich
steil,
über Haselbach nach Sülzfeld . Im
Haselbachtal reite ich einen
"fünfspurigen Kuh-Highway" - doch hier
vorteilhafter mit Zaungriffen.
Sülzfeld erreiche ich um 12.45. Die Höfe hier
sind ebenfalls sehr
gepflegt,
zudem wird hier viel gebaut. Ich tränke Ligeira an
einem Brunnen.
An der Amalienruhe
,
ehemals hübsches Jagdschloß im Fachwerksstil
mit vielen
Wirtschaftsbauten,
doch nun Schäferei und sehr heruntergekommen mache
ich um 13.20 an
einem
Berghang im Schatten Pause. Die vielen Gebäude
stehen fast alle leer
und sind
sämtlich extrem baufällig - dafür haben
die Besitzer scharfe Hunde! Ich
kann
mich erinnern daß es 1990 nicht so schlimm aussah
- auch an so etwas
wie ein
Café kann ich mich dunkel erinnern...
Ligeira
lasse ich
etwas abseits
auf einer Wiese fressen - sie ist ziemlich hungrig.
Nach 1 1/2
Std.
reiten wir weiter,
durch den Wald. Es ist ziemlich warm geworden. Henneberg
liegt in
wunderschöner
Lage an einen Hang geschmiegt, überragt von einem
Fachwerk-Kirchturm,
inmitten
sehr gepflegter Wiesen. Nach halbstündigem Ritt, um
15.20 ist nach
einem kurzen
Anstieg Burg Henneberg erreicht. Die
Burgruine ist sehr
gut
erhalten und hübsch ausgebaut; kann vermutlich auch
zu Ritterspielen
genutzt
werden. Wir machen 15 Minuten Rast und ich sehe mir
alles an während
das Pferd
von Kindern angestaunt wird.
Dann geht es
am
Feld von
Einödhausen vorbei, und in den Henneberger Wald.
Die alte Straße nach
Kätzerode ist anscheinend noch für Autofahrer
frei, obwohl es nur ein
etwas
breiterer Basaltschottterweg durch den Wald ist.
Erstaunlich wer hier
alles
herumfährt - wie wenig sich die Ostdeutschen
insgesamt aus ihren Autos
herausbewegen..! Kätzerode, in den 70'er Jahren
abgerissener Weiler,
heute ein
Rastplatz mit Erinnerungstafel inmitten von Wiesen. Um
16.30 erreichen
wir Bibra
und hier will ich Pferdefutter besorgen, sowie einkaufen
- aber das
gestaltet
sich ungeahnt schwierig! Trotz Feldern vor dem Ort, die
riesige
Rinder-LPG hat
nichts. Auch keine Kleinbauern am Ort. Ein paar
Männer die draußen auf
der
Straße sitzen haben auch keine Idee. Der einzige
Pferdhalter schwätzt
verständnislos, "meine Pferde leben nur vom Gras!".
Aber meins
schafft was und muß entsprechend gefüttert
werden! Ich habe mich schon
abgefunden, es im 6km entfernten Jüchsen zu
probieren, da fällt mein
Augenmerk
auf einen Hof mit leerem Kornhänger und
Gänsen, und da werde ich
endlich
fündig. Während ich den Futtersack verstaue
mache ich 10 Min. halt
hier,
während mein Pferd den Hafereimer leerfrißt.
Statt eines
Supermarkts nur ein
winziges Lädchen, aber wenigstens etwas Fleisch und
Brot bekomme ich
da. Bibra
ist zwar dörflich, aber eigentlich gar nicht so
klein!
Um 17.20
beenden
wir den Ritt
früher als geplant, auf der Bibraer Höhe
(392m), weil
durch die
Einkauferei so viel Zeit vergangen ist daß es
eigentlich zu spät ist
weiterzureiten. Ligeira hat auch keine Lust mehr.
Außerdem gibt es eine
überdachte Sitzstelle hier, Futter und eine
schöne Aussicht.
Abends
führe ich
mein Pferd noch
ins Dorf zurück um zu tränken. Am
Feuerwehrhaus dem Brunnen gegenüber
sitzen
drei Männer und trinken Bier. Ich frage sie wo denn
die Quelle dieses
Getränks
sei und lasse mich noch auf zwei Bier einladen - wir
haben noch gute
Unterhaltung (ich weiß jetzt was es mit der
"Bordstein-Biegemaschine"
der DDR-Zeit auf sich hat). In der Nacht werde ich durch
Lärm
aufgeschreckt,
und denke, Ligeira poltert mit dem Baumstamm am Strick
den festen Weg
hinab ins
Dorf. Dabei ist es nur Lärm vom Polterabend am
Dorfgemeinschaftshaus..!
Do,10.Aug.
2000
(42,8 km)
So
verschlafe
ich am Morgen
etwas und komme erst um 9.20 los. Es ist wolkenlos und
bereits ziemlich
warm.
Nach
halbstündigem
Ritt durch
schönen Eichen-Kiefernwald (sehr zerfahrener Weg)
erreiche ich Wüstung Aroldhausen , ehemals
Herrenhof, jetzt nur noch private Datsche mit
Bauwagen und Zelt.
Aber der alte Brunnen ist noch da.
Über
einen guten
festen Waldweg
kommen wir herab auf die Ebene von Westenfeld und halten
uns südöstlich
entlang der Berge. Am Hang teilweise Weg sehr schwierig,
halbmetertiefe
Spurrillen (die Traktoren der DDR-Marke "Fortschritt"
haben wirklich
einiges geleistet!) - aber an zwei Stellen können
wir Stoppelfelder
galoppieren.
Bei Haina
Mülldeponie (?) am Rand
des Schwabhäuser Bergs. Zwischen Obendorf und
Dingsleben sorgen
Agrarier und
Jäger gemeinsam für das Verschwinden der Wege:
Durch Unterackern und
Mit-Gestrüpp-Zuwuchernlassen. Das Fortkommen
über frischgeeggte Felder
ist
sehr mühsam. Die alten Wegeverläufe sind am
besten zu erkennen indem
man von
Hochsitz zu Hochsitz reitet..!
Um 11.45
mache ich
unter dem
kleinen Gleichberg 20 Min Rast und lasse das ziemlich
verschwitzte
Pferd
fressen. 20 Min später habe ich den Gipfel der Steinsburg
,
einer
keltischen Feste der Bronze- und Eisenzeit, mit
mächtigen
Basalt-Ringwällen,
erreicht. Anders als der ähnlich große
Kelten-Doppelwall auf dem
heimischen
Altköniggipfel, war die Steinsburg wohl über
ein Jahrtausend (bis ins
1.Jh.
v.Chr) dauernd besiedelt und die Befestigung wurde
mehrfach ausgebaut.
Trotz der
hohen Kultur der Kelten (insbesondere in der
Schmiedekunst!) wundere
ich mich
welch steile und beschwerliche Höhen sie zu ihren
Hauptsiedlungen
wählten. Es
müssen wohl sehr unruhige und kriegerische Zeiten
gewesen sein die sie
dazu
motiviert haben!
Beim Abstieg
zum
Waldhaus bemerke
ich beim Führen daß sich das Pferd rechts
vorn ein Eisen innen halb
abgetreten
hat, vermutlich an einer Basalt-Engestelle. An einer
kleinen Hütte
schlage ich
es neu fest, was in 15 Min bewerkstelligt ist. Dabei
stelle ich
zweierlei fest:
- unter den
Luvex-Netzplatten hat
sich zwar etwas Lehm aber in der Tat keine Steine
angesammelt, auch
sind die
Verhältnisse am Strahl keineswegs unhygienisch -
sie haben sich also in
dieser
Hinsicht voll bewährt;
- die Eisen
verrutschen mit den
Platten leichter (auch das linke hat sich schon
bedenklich nach innen
geschoben).
Auf dem
alten
Steinhauerweg gehts
bergab zum Waldhaus (Restaurant mit Hotel)
wo ich von
13.20-14.30
Pause mache und zu Mittag esse (gute Speisekarte).
Römhild
war unser
letztes Ziel,
ich will jetzt sehen daß ich den Ritt so gut wie
möglich beende. Auch
ohne
weitere Umwege rechne ich mit 4 Tagen für den
Rückweg. Ich denke das
reicht
für Ligeira. Immer wieder stolpert sie im Schritt
und ich habe Angst
daß sie
erneut stürzt und sich dann wirklich das Gelenk
verletzt. Deshalb
versuche ich
jetzt auch sie im Schritt nicht mehr so anzutreiben. Je
mehr man sie
treibt
desto mehr stolpert sie. Trabe ich hingegen viel denke
ich das es ihr
zusehr an
die Substanz geht. Ich werde also weiter kleine
Tagesetappen mit nicht
viel mehr
als 6 Std. Marschdauer reiten.
Nach 50 Min
Ritt
und Hinabführen
ins Tal erreiche ich durch die Gärten die 1200
Jahre alte Stadt
Römhild Das
Stadtbild ist geschlossen und sehenswert auch wenn die
Altstadthäuser
(vor
allem am Nordtor die vermutlichen Wohnquartiere der
früheren
Steinhauer)
teilweise bedenklich verfallen sind. Als ich aus der
Stadt fast draußen
bin
erfahre ich daß der Supermarkt in der anderen
Richtung liegt. Na klasse!
Also mache
ich mich
auf den Weg
nach Trappstadt, zuerst im Tal der Spring, dann an Milz
und Hindfeld
vorbei auf
dem alten Landweg unterhalb des Großen
Gleichbergs. Die alte Allee ist
recht
schön aber, bis auf den Abschnitt um Hindfeld
(Stasi-Funkturm!)
ziemlich hart
befestigt. Von Hindfeld will ich nach Eicha, finde aber
die Brücke über
die
Milz nicht mehr. Stattdessen reite ich länger am
Bächlein entlang und
dann
über die Einfahrtsberge, und den Büchelhag,
von dem man ein schönes
Panorama
auf die Talebene hat. Dann hinüber nach Bayern und
hier sind die Wege
dank
jahrzehntelanger Zonenrandförderung sichtlich
gepflegter. Trappstadt
erreiche ich um 16.45 und bekomme dort ohne
größere Probleme Hafer bei
einem
Bauern. Mein Pferd hat keine Lust mehr zu laufen und so
will ich nur
noch ein
kurzes Stück reiten nachdem ich nochmal einen
Tante-Emma-Laden
angesteuert
habe.
Auf die
Altenburg
sind die Wege
auf denen früher der BGS patrollierte, dank der
Pflege der Jäger fast
verschwunden und wir müssen uns durchs Gehölz
durchkämpfen. An der
Grenze ein
Zaun - nicht der DDR-Stahlgitterzaun sondern ein
Wildzaun. Und keine
Wachtürme
mehr - aber Hochsitze mindestens dreimal soviele! Wenn
das so
weitergeht sind
ist der Grenzstreifen bald undurchdringlicher als
früher. Aber die
Natur hat
nichts davon wenn alles verwildert, mit ödem
Buschwerk zuwächst und zu
einem
artenarmen Biotop wird - die einzigen die sich freuen
sind die Jäger!
Um 17.40
beende ich
an der Wart
oberhalb Gomperthausens (kleines
Heidetälchen, 350m), dicht
am
NVA-Betonplattenweg, den Ritt. Als ein Gewitter
aufzieht, stelle ich
gleich
meine Zeltplane auf - aber es regnet nicht lange.
Belästigend sind eher
eine
große Zahl kleiner Fliegen (die Fläche wird
sonst als Rinderweide
genutzt).
Fr, 11.
Aug.
2000 (29 km)
Obwohl am
Morgen
noch alles
neblig feucht ist vom gestrigen Gewitterschauer reiten
wir um 9.05 ab.
Ligeira
hat nicht ganz soviel Hafer gefressen wie am Vortag,
wohl etwa 5kg. Ich
gebe
abends 2 Std. nach Einrücken, vor dem Zubettgehen
oder nachts nochmal
und
einmal früh am Morgen. Ich lege auch wert darauf
das Pferd abends noch
gründlich zu putzen und die Spuren des Rittes zu
beseitigen, was heute
nicht
recht ging wegen des Regens. Aber ich denke es
trägt viel dazu bei daß
es sich
von den Anstrengungen gut erholt, und von den
Mücken weniger belästigt
wird.
Außerdem wird man morgens schneller fertig.
Kurz vor
Aufbruch
fährt der
Jagdpächter im neuen Mitsubishi-Pickup vorbei und
guckt ganz verblüfft
als ich
ihm einen schneidigen Gruß entbiete. Er brummt nur
irgendetwas hinter
seinem
Lenkrad und trollt sich von dannen.
Wir kommen
wieder
nach Bayern, ins
Grabfeld. Ein wunderbarer schmaler Waldweg durch
herrlichen Laubwald
führt uns
in einer Stunde nach Sternfeld ,
herrschaftlich-barockes
Schloß derer
"von St." und ein paar wohlhabende Gehöfte. Durch
den Wald sind die
befestigten Wege äußerst gepflegt; es gibt
fast immer einen grünen
Mittelstreifen, und wir kommen gut voran.
Schloß
Brennhausen
liegt wunderbar ruhig im Feld hinter großen
Bäumen halbversteckt.
Gepflegte
Anlage. Es gehört(e) den Herren von Bibra, wo wir
auch ein wunderbares
Bruchsteinschloß in der Ortsmitte gesehen haben.
Sicher ein
Sommerwohnsitz.
Kurz darauf, am Feldrand von Aub, machen wir von
11.00-11.15 eine erste
Rast.
Bei Aub
Rastplatz
mit Hütte und
Parkplatz nahe der Straße, wenig Futter. Nun geht
es auf die Haßberge
und auch
hier gepfegte Basaltkieswege die Höhe hinauf.
Wanderweg "blauer
Winkel" kenne ich noch vom Hahnberg in der
Thüringerrhön. Von
12.05-13.25
mache ich am Sambachshof auf den
Haßbergen Mittag und
esse gut und
preiswert.
Über
den
Molkenbrunnen wo ich
mein Pferd tränke geht es weiter auf feinen
Basaltwegen zum Rennweg,
dem
Höhenweg der Haßberge. Den bin ich schon 1988
einmal komplett
abgeritten.
Jetzt reite ich auf dem zuletzt unbefestigten Weg - zur
Ruine
Wildberg ,
bis ins 17.Jh wohl eine größere Burg. Jetzt
sind nur noch Gräben,
Mauerreste
und einige Bögen erhalten zwischen denen
Gestrüpp wächst. Sehenswert
sind
aber auch die tiefen Wegrinnen auf das Gebirge westlich
der Burg.
Ich
führe zu Tal,
und komme um
15.00 an einem großen landwirtschaftlichen Gut an,
wo ich eigentlich
nur Futter
besorgen will. Es ist ein 350ha-Getreidehof der auch ein
paar Pferde
hat. Die
Besitzer bieten mir Quartier an, obwohl sie mitten in
der Ernte sind.
Das kommt
mir ganz gelegen denn auf der Ebene westwärts
dürfte es wegen der
intensiven
Landwirtschaft sicher schwierig sein zu campen (Niemals
ein gutes
Quartier
ausschlagen um noch eine Stunde weiterzureiten - ein
böser Geist sorgt
dann
dafür daß man keins mehr findet, das Pferd
müdereitet, und ein
Vielfaches an
Zeit verliert!) . Außerdem tut es Ligeira
vielleicht ganz gut mal
in einem
kühlen Stall zu stehen. Sie hat auch keine
besondere Lust mehr bei der
Wärme.
Am Abend
erfahre
ich dann wie es
möglich ist daß relativ junge Leute einen
riesigen Gutshof wie diesen
neu
übernehmen, rentabel bewirtschaften mit riesigen
Maschinen und alles -
von den
Dächern bis zu den Pferdezäunen und Reitplatz
- tip-top in Schuß halten
können. Ich lerne den Vater kennen, kein
landwirtschaftlicher
Background, aber
früher im Vorstand eines Stahlkonzerns tätig -
und - wie es scheint -
genug
Geld verdient, um es in einem Abschreibungsobjekt
anzulegen, und wie er
mir
sagt, mit Eigenkapital zu finanzieren. Schließlich
gibt es fast keine
unerschöpflichere Quelle steuermindernd Ausgaben zu
machen, als ein
Objekt wie
dieses. Wenn man genug verdient..! Die jungen Leute sind
aber äußerst
nett,
bescheiden, tüchtig und innovativ. Zwei studierte
Agronomen. Gegen
solche Leute
anzuwirtschaften mit einem kleineren "finanzierbaren"
Landwirtschaftsbetrieb, wenn man dann noch Schulden zu
bedienen hat,
ist
natürlich völlig aussichtslos!
Sa, 12.
Aug.
2000 (42 km)
Ligeira
frißt
sehr wenig Heu
aber ca. 8kg Getreide übernacht. Kaum zu glauben
was in das kleine
Pferd
reingeht. Um 7.00 ist alles fertig zum Aufbruch und ich
gehe zum
Frühstück in
die geräumige Gutsküche, das sich wegen der
interessanten Gespräche
noch
länger hinzieht. Um 8.45 bin ich unterwegs.
Für Stall, Hafer und
Übernachtung
im Strohlager habe ich DM 30,-- gezahlt. Die ersten 15
Min, bis Wüstung
Rügshof führe ich das Pferd warm. Dann geht es
über schöne Feldwege
durch
den Grabfeldgau. Es ist sonnig warm. Meistens Graswege,
aber manchmal
etwas
ausgefahren und das erfordert meine volle
Aufmerksamkeit. Die
Landschaft ist
nahezu flach, aber abwechslungsreich. Im zügigen
Tempo erreichen wir
das
Kleinbauerndorf Wermerichshausen in 1:05
Std. Hinab ins
Wanigsbachtal, verlieren wir etwas Zeit beim
Übergang durch den Bach,
und über
Höhen, zuletzt einen schönen Waldweg
(Rhön-WW blaues Dreieck) kommen
wir um
10.40 an der Schlegelwarte oberhalb
Münnerstadts an,
einem
mittelalterlichen Stadt-Wachturm. Hier ist ein
hübscher Rastort mit
einigen
Bänken, schattigen Bäumen und gepflegtem Gras
und so mache ich erstmal
bis
11.15 Pause und genieße von der Turmhöhe das
letzte Panorama über meine
geliebte Hochrhön, die ich letzte Woche zum 6. oder
7. Mal
entlanggeritten
bin...
Ich
führe hinunter
nach Münnerstadt
und um 11.45 kaufe ich in einem großen Supermarkt
noch ein paar
Kleinigkeiten
ein. Vor allem der Sherry ist mir seit Tagen
ausgegangen. Ca. 25
Minuten bin ich
inkl. Packen beschäftigt. Um 12.20 durchreite ich
die hübsche Altstadt.
Südlich
verläuft
ein wasserloses
Endmoränental das ich nun entlangreite. Die
Wälder sind brottrocken und
nur
Trockengehölze wie Eiche, Kiefer und Wacholder
gedeihen hier. Hinauf
zum
Münnerstädter Turm, und hinab durchs
Tränktal - doch auch hier trotz
des
Namens kein Wasser. Im Haupttal ist der Weg asphaltiert
- ab Thalhof
hartgeschottert. Hier bekomme ich Wasser; Ligeira
säuft zwei Eimer voll
in der
Hitze.
Ich reite
ein
Seitental hinauf,
reite einen Brunnen (laut Karte) an aber auch dieser ist
versiegt. So
machen wir
in einem schattigen Seitental (das Gras ist noch
naß vom Tau) Pause in
der
größten Mittagshitze von 14.05-15.50.
Anschließend
reite
ich hinauf auf
die Höhe, entlang Obstbäumen nach Rannungen
, ein
schöngelegenes
fränkisches Bauerndorf. Aus dem Feld sehe ich ein
neugebautes Holzhaus
mit
Stall und zwei Pferden. Dort frage ich nach Wasser. Ein
Freizeitreiter-Pärchen
wohnt hier, Ligeira kommt in den Stall, ich bekomme ein
Bier und
erzähle ein
paar Schwänke vom Wanderritt. Von 16.30-17.40 mache
ich nochmal
ungeplanterweise Pause. Sie bieten mir Quartier an -
aber ich will
nochmal
campen. Mein Wanderritt nähert sich rapid seinem
Ende und ich will
nochmal ein
Lager in einer stimmungsvollen Szenerie zum
Abschluß. Und auf die Höhe
liegt Truppenübungsplatz
Brönnhof .
Bis dahin
reite ich
noch 40 Min.
Es ist ein alter Ausbildungs-/Drillplatz der US-Army und
wird
anscheinend nur
noch selten benutzt. Kein Lager. Spuren von
Schießübungen sehe ich
keine; das
Gelände wirkt sauber. In alten Fahrzeugspuren im
Lehmboden ein Haufen
Regenwasserlöcher - mehr als im Umkreis von 20km!
Herrlich einsame
Heidelandschaft - und gutes Futter. Ligeira schaut
zufrieden in die
Landschaft,
während ihr der leichte Wind um die Nase streicht.
Ligeira sieht nicht
nur so
ähnlich aus - sie bildet sich ohnehin ein ein
halbes Wildpferd zu sein
und da
gefällt Ihr die Grassteppe natürlich besser
als jeder Stall. Keine
Viehfliegen
und Bremsen hier oben - das Gelände ist 60 Jahre
landwirtschaftlich
ungenutzt.
Altes Holz liegt nur so herum - ich mache ein
schönes Lagerfeuer,
grille meine
Steaks, und trinke ein Tässchen Sherry dazu...
So, 13.
Aug.
2000 (55 km)
Um 8.15
reite
ich ab. Die Sonne
scheint bereits aber es ist noch kühl. Sehr
schöner Laubwald nach
Pfändhausen, der Fahrweg noch auf dem
Truppenübungsplatzgelände ist
jüngst
befestigt worden, aber gut zu reiten. Am Ortsrand
Schilder:
"Truppenübungsplatz - Betreten auf eigene Gefahr!"
und "Gesperrt
für Fahrzeuge und Reiter - Außer
Forstwirtschaft und Militär" -- das
ist
doch wohl der Gipfel!
Um 9.05
erreichen
wir den kleinen
Ort Pfersdorf über Feldwege. Auf der
Höhe ist man dabei
die alte
Würzburger Chaussee (B19) umzuverlegen. Sie ist
zwar breit genug und
von
tadellosem Belag, aber auf die alte Art gebaut mit
Alleebäumen, langen
Geraden,
scharfen Knicks, und führt durch Berg und Tal.
Vermutlich verläuft sie
noch
genau so wie sie Mitte des 18. Jh. trassiert wurde, als
man die ersten
feste
Straßen seit der Römerzeit baute. Heute denkt
man, lange Geraden
verleiten den
Autofahrer zum Einschlafen (anstatt das als gesunden
biogenetischen
Prozeß zur
Auslese Debiler zu betrachten). Auch ist der heutige
Straßenplaner
unzufrieden
wenn er ein Stück Straße bauen muß ohne
all seine Kurvenlineale
ausprobiert
zu haben, und die Verwandschaft in der Bauindustrie mit
gewaltigen
Aufträgen zu
Dämmen, Einschnitten u.a. beglückt hat.
Niemanden interessiert der
gewaltige
Flächenverbrauch dieser Straßen, niemanden
daß sie so unübersichtlich
sind
daß man nicht mehr überholen kann, daß
sie das Landschaftsbild
verändern,
alte Wegtrassen abgeschnitten werden und die
Straße zu Fuß oder zu
Pferd nicht
mehr überquert werden kann. Das ist sogar so
gewünscht.
In der Sonne
sieht
man 20km im
Süden Atommeiler Biebelried mit zwei dampfenden
Kühltürmen glänzen: Sie
erzeugen gerade den Strom zum Aufbacken der
Sonntagsbrötchen für
Unterfranken...
Wir
überqueren
einen Bach und
eine eingleisige Nebenbahn und kommen dann durch
schönen Wald bei
Altenfelderhof (gut gepflegter Hof).
Westwärts
führt
unser Kurs über
leicht hügelige Landschaft, und die Sonne brennt
herab. Pause bei einem
alten
Hof, dessen Giebelstein als Erbauungsjahr 1857 ausweist,
von
10.20-10.50 auf
einer schattigen Kleewiese. Der Hof steht anscheinend
leer und ist
recht
heruntergekommen, die beiden Scheunen scheinen noch gut
erhalten.
Weiter
über die
Ebene, an
Wasserlosen vorüber, über eine Autobahn
hinweg, den Augraben herab. Wir
traben
und traben. Manchmal kann man im schattigen Teil des
Tales reiten, aber
meist
prallt die Sonne erbarmungslos auf uns herab. Kein
Tropfen Wasser für
mein
armes Pferd. Wir brauchen dringend eine Pause. An der
Galgenmühle
Pferde, aber
man kommt nicht mehr hin - sie haben einen Weg der
früher durch das
Mühlgelände ging, mit Zaun versperrt. Leider
sind Pferdeleute
diesbezüglich
noch rigoroser, als der Durchschnitt der
Mühlenbesitzer...
Aber 500m
weiter
ist noch ein Hof
mit Pferden - und wir bekommen Wasser, Futter, ich kann
Ligeira
abspritzen und
in die kühle Stallgasse stellen. Wir machen von
13.20-14.45 Pause, ich
sattle
auch ab. Eine junge Frau führt hier Regie,
Pferdewirtschaftsmeisterin,
blond
mit Pferdeschwanz, groß, hübsch,
kräftig... aber es sind schon drei
junge
Männer um sie herum, die mir neugierige Fragen zum
Wanderreiten stellen
- und
da ich bedauerlicherweise nicht ihr Typ zu sein scheine,
bleibt mir nur
weiterzureiten.
Wir reiten
nach
Arnstein hinab und
überqueren dort die Wern. Auf der anderen Seite
geht es 160m hoch, zum Gramschatzer
Wald . Vor dem Wald liegt ein feiner Reiterhof,
Ebenroth, und hier
tränke
ich nochmals. Schöne Aussicht auf das
unterfränkische Hügelland. Dann
durchqueren wir das große Waldgebiet; hier ist es
endlich wieder
kühler. Am
Forstberg fast nur Felder und nur kleine Wiesenecken.
Vor allem kein
Tropfen
Wasser, nicht mal eine Pfütze. So reiten wir denn
über die Brandhöhe
(schöner Ausblick auf Thüngen, das wir vor 11
Tagen durchquert haben)
wieder
ins Affental hinab. 500m oberhalb der Stelle vom
Hinweg, mache
ich hier
auf einer Wiese um 17.05 Biwak. Das war ein weiter
Marsch!
Mo, 14.
Aug.
2000 (30,8 km)
Ligeira
braucht
um die von der
Mittagspause mitgebrachten Pellets (Mühle Ebert) zu
fressen viel
Wasser, und so
führe ich sie abends noch zweimal zum 5Min.
entfernten
Regenwassertümpel. Sie
frißt aber alles auf, sicher 7kg. Erstaunlich.
Morgens hat sie nie
Durst wenn
sie frisches Gras hatte. Nur abends will sie saufen. Sie
hat ihre
Schrammen und
Blessuren davongetragen - ist aber eine treue Seele.
Heute nacht habe
ich sie
noch nicht einmal angebunden. Sie geht nie weit weg wo
ich liege, und
legt sich
auch in die Nähe. Heute habe ich sie sogar einmal
kurz im Tiefschlaf
gesehen.
Liegend ruht sie ca. 2-3 Std. pro Nacht, meist gegen
Morgen. Sie ist
schlank
geworden, man sieht die Rippen, aber vor allem viel
Muskeln. Ein
bißchen
rennpferdmäßiger als sonst, aber sieht nicht
schlecht aus! Kein
aufgezogener
Bauch!
Sie hat
Abschürfungen am linken
Knie, rechts die Hautfalte vor dem Sattelgurt sowie an
einer
Hinterfessel (im
Seil verheddert). Aber ich bin auch nicht frei von
Blessuren! Daß sie
ein
Weichei ist kann keiner behaupten. Wir sind noch nicht
am Ende!
Heute ist
der 14.
und letzte
Ritt-Tag! Um 8.55 führe ich das noch im Schatten
liegende Affental
hinab. Das
letzte Stück zu Retzbach ist ein Kiesweg - hier
wird getrabt. Im Ort
alte
Häuser (1567 steht auf einem Türbalken), aber
viele sehr zerfallen,
teils
schlimmer als in ostdeutschen Kleinstädten. Eine
kleine Brücke über den
Main,
durchqueren wir um 9.30 Zellingen. Wir
müssen ziemlich lang
Asphalt
treten, kommen dann übers Feld, auf Leinach zu.
Hier überzieht die
ICE-Trasse
das Tal. Wir überqueren an der Feldmühle den
Bach und dann geht es
steil
bergauf durch die gepflegten Obstgärten des Ortes.
160m steigen wir an
- der
letzte schwere Anstieg.
Am Schmelzberg
finden
sich eine gefasste Quelle - einmalig im Maindreieck -
und etwas Futter
im
Schatten. Hier mache ich von 10.35-11.10 zwischen
summenden Bienen Rast.
Es geht
einen
ziemlich
zugewachsenen Grenzweg im Wald entlang (Grenzsteine von
1753) den ich
1988 schon
in umgekehrter Richtung geritten bin. Leider ist er
nicht besser
passierbar
geworden.
Am Johannnishof
komme
ich aufs Feld. Ein kleiner Hof mit ein paar Pferden und
Charolais-Rindern,
leidlich gut erhalten, an einer Wegeskreuzung weitab
aller Ortschaften
gelegen,
mit selbstgemalten Warnschildern gegen überfahrene
Katzen. Bei dem
Tempo das
die heutigen Traktoren draufhaben - gerade zur Erntezeit
- gut
verständlich.
Wie es scheint, sehr wenig dazugehöriges Land.
Feld reiht
sich an
Feld, und
dazwischen auf den Höhen kleine Waldstücke -
weit und breit kein Dorf
zu
sehen. Zwei Mähdrescher stehen mit Defekt im Feld,
warten auf den
Service. Aber
das meiste der Getreideernte ist um, das Stroh schon
gepreßt. Wer's
nicht
abwarten kann der eggt schon wieder, ein paar
Verrückte sind gar schon
wieder
am Pflügen. Was jetzt noch steht ist das
vertrocknete Kümmergetreide -
das hat
keine Eile, könnte fast ebensogut wieder
untergepflügt werden...
Über
den
Würleinsberg folgt der
Weg einer Gas-Trasse von Ost nach West. Es ist
sonnig-heiß, aber im
Unterschied
zu gestern weht eine wohltuend leichte Brise.
Oberhalb des
Istelgrunds ,
schon nah dem Ziel, mache ich nochmal Rast unter zwei
schattigen
Ahörnern
(Kreuz von 1748) von 12.45-13.40.
Dann
führe ich
hinab ins Tal
(Wacholderweide), und entlang eines Schotterwegs umreite
ich die
Neusiedlungen
von Marktheidenfeld . Um 14.55 sind wir in den
Mainauen am
Ausgangspunkt
zurück. Ligeira wird in den Auen fressengelassen,
ich besorge erstmal
Kuchen
und ein paar Lebensmittel - ich fahre erst am folgenden
Morgen zurück,
lasse
die Reise langsam ausklingen. Ich stelle Campingtisch
und Stühle heraus
und
genieße die Abendsonne. Ligeira frißt ca.
7kg Reformhafer über Nacht
und am
Morgen. Als es hell wird breche ich das Lager ab, lade
ein und mache
mich auf
den Weg zurück über den Spessart mit Pferd im
Hänger. Um 9.00 sind wir
wieder
zuhause.
© Frank Mechelhoff
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