Taunusreiter TAUNUSREITER
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10. Juni 2002

Wanderritt Thüringen 1998
 22. Juli (39km)

Wir sind unterwegs durch die Rhön nach Bad Neustadt an der Saale. Um 9.15 fahren wir in Schmitten ab. Von Fulda aus geht es über Landstraßen, über Gersfeld an der Wasserkuppe vorüber - die Rhönhaupthöhe ist wie immer ein richtiges Abenteuer - die Paßhöhe hat 710m. Nach 2 3/4 Std. erreichen wir Bad Neustadt. Das Fahrzeug wird geparkt am Reitklub Rhön, am äußersten Rande der Kreisstadt. Nette Leute am Vereinsstall erlauben mir zu parken. Es ist gutes Wetter, nicht zu warm.
Ich sattle Nataja, packe das vorbereitete Gepäck auf, und um 13.00 brechen wir auf. Nataja, meine 5 1/2-jährige graue Russenstute, strebt munter vorwärts. Sie ist mit dem Militärsattel (Gr.3) und etwa 20kg Gepäck bepackt.
Ich führe sie ca. 15 Min. durch die Stadt (Bundesstraßen, enorm viel Verkehr)
Ein ziemlich trauriger, harter Weg im Tal der fränkischen Saale und Streu, parallel zu Bundesstraßen, bis Undsleben (14.20). Nataja ist bereits etwas asphaltsauer.
Dann kommen wir endlich in reizvolles Gelände. Sehr schöner Weg durchs Feld, durch Wald nach Frickenhausen - Pause am Frickenhauser Badesee 15.10-15.30 wo ich ein Eis esse und Kinder mein Pferd anstaunen (sehr schöne Gegend!)
Aus dem Ort heraus ebenfalls schöner Wege, auch über die Hainhofer Höhe mit Fernblick auf die Rhönhöhe. Über die Ostheimer Höhe ist es sehr warm und stickig. Die Kleinstadt Stockheim erreiche ich um 16.45. Getränkt wird am Rathausplatz - Nataja scheut vor dem merkwürdig aussehenden überdachten Brunnen.
Ein Seitental reite ich im Schritt hinauf nach Völkershausen - letztes bayrisches Dorf, an der thüringischen Grenze.
Ich will heute noch bis zum ersten oder zweiten Dorf in Thüringen.
An der Grenze Reitverbotsschild - das ist sehr ärgerlich denn es ist der letzte vorhandene Weg - die anderen auf der Karte eingetragenen Wege sind gar nicht mehr da.

Beim ehemaligen Gut Rupperts überschreite ich die Grenze - heute steht vom Gut nur noch ein Schweinestall.
Dann über Wüstung Ottenhausen auf Bettenhausen zu – überall Getreidefelder und Mähdrescher - es ist mitten in der Erntezeit. Aber hier gibt es keine Wiesen. Ich suche aber eine, um mit dem Pferd zu übernachten. Nach einigen Mühen (wobei ich auch noch dem hiesigen Jagdpächter begegne, dem ich aber etwas anderes erzähle wo ich hinwill!) komme ich an einer Ödlandwiese vorbei am Waldrand (18.30)– eigentlich eher ein Holzpolterplatz! Leider kein Wasser (aber ich habe eine vollgefüllte Wasserflasche). So grille ich denn ausgiebeig.
Auch das Pferd wird gut gefüttert. Hoffentlich kommt sie ohne Wasser am Ort aus. Zum Schluß musste ich sie doch etwas vorwärts-pushen. Ausreichend Futter ist zwar vorhanden (Kleewiese) - aber eher trocken. Sie wird am langen Seil fressengelassen. Ich behalte das Seil am Arm weil es nichts sicheres gibt zum Anbinden und ich Angst habe daß sie sich verheddert – das wird eine unruhige Nacht!

23. Juli (2.Tag: 50km)

Am nächsten Morgen stehe ich um 6 auf – wunderbarer Sonnenaufgang über der Hohen Geba! Das Pferd wird gefüttert, ich mache ein kurzes Frühstück, und um 7.30 reite ich los. Ich will über die Geba. Zunächst nach Bettenhausen hinab, dann nach Herpf hinüber, denn ich will "hintenherum" über die kleine Geba. Auch in Herpf ist es noch kühl und frisch. Hier beginnt ein harter und steiler Aufstieg. Es wird zunehmend warm, aber ab und zu können wir im Schatten reiten.
Zum Träbeser Loch, einem merkwürdigen Erdfall, und durch Träbes. Hier fragt ein Bauer nach dem Ritt und freut sich über den glänzenden Zustand des Pferdes. Ein wunderbarer schmaler Weg hinauf zum Neidhartshof, dann geht’s aber nur entlang der Straße. Um 9.55 erreichen wir die Ortschaft Geba - am jenseitigen Ende mache ich ca. 20 Min Pause, gegenüber der verfallenen LPG.
Den weiteren Weg über die Hohe Löhr kenne ich schon, den bin ich 1996 mit Ligeira geritten – und Ligeira ging damals auch besser vorwärts! Nataja lässt sich ziemlich treiben - ob sie gemerkt hat daß sie jetzt ein paar Tage so laufen muß? Südöstlich Wolmutshausen das Wegstück ist nicht so schön. Besser wieder der Weg Richtung Aschenhausen.
Aschenhausen ist um 11.10 erreicht. Über den Leichelberg wird der Weg steil.
Über Kaltensundheim durchs Feld, dann sehr lange ein häßlicher besfestigter Weg bis Höhe Reichenhausen. Hier mache ich úm 12.15 Pause auf der Höhe an einer Buche. Da es sehr windig wird, mache ich nicht allzulange Pause (-13.15) und esse nur ein Brot.
Den weiteren Weg kenne ich z.T. vom Ritt 1996 auch schon. Oben am Kamm führt ein guter Weg entlang, bis bei Oberweid die Straße beginnt. Dann über den großen Huflar – teilweise muß ich auf dem alten Grenzweg (Betonplattenweg) reiten, der sehr verwahrlost ist. Das ganze Gelände wuchert allmählich zu.

Um nicht allzulang am Zaun zu reiten, versuche ich über die Höhe am Pinzler zu kommen. Um 15.00 mache ich an einer Buche nochmal kurz Pause. Nun kommen Regenwolken von Hessen herüber, von der Milseburg. Ich will noch bis Brunnhartshausen - ich denke es ist kein schwieriger Weg mehr bis dahin.
Aber am Horbel stimmt die Wegmarkierung nicht mit der Karte überein, so verirre ich mich fast.
Über den Katzenstein und Andenhausen komme ich nach Brunnhartshausen ins Tal herunter (17.00). Hier erfahre ich zu meinem Leidwesen daß ich den Ort wieder verlassen und bis Steinberg wieder auf die Höhe hinaufsteigen muß. Um 17.30 kommen wir endlich an.
Dotz komme ich bei einer Pension unter, das Pferd kommt auf eine Wiese (mit Hafer)
Einen netten Reiterabend verbringe ich mit Hajo, Sabine, Uwe und Susi – wir grillen noch (trotz Regen!) am Forsthaus unter dem Vordach – da wird der Abend noch lang und erst um Mitternacht ist Zapfenstreich.

24. Juli (3.Tag: 39km)

Das hat zur Folge daß es am nächsten Morgen etwas länger dauert – erst um 9.00 breche ich zum Baier auf. Nataja läuft zu meiner Freude wieder frisch und vorwärtsstrebend. (Gestern hat sie sich die hinteren Gelenke leicht angeschlagen und ich war schon im Zweifel den Ritt überhaupt fortzusetzen).
Das Wetter ist wieder wunderbar, entlang eines schönen Tals. Die heutige Tagesetappe soll bis ins Werraland gehen. Über den Emberg wunderbarer Weg, dann im Wald am Baier entlang sind die Wege etwas hart. Der Baiershof ist jetzt restauriert, mit Fensterläden und Gittern, scheint also nicht ständig bewohnt zu sein.
Nach etwa 500m Raststelle mit Hütte. Ich reite noch etwas weiter, zur Hohenwart, schöner Kiesweg den wir traben -- weil mir Hajo gesagt hat dass da eine "Reiter-Raststelle" ist, die ich aber auf Anhieb nicht finde.
Ich mache aber Pause auf einer Wiese, von 10.40-11.05. Dann Richtung Martinroda weiter. Schöner Grasweg. Hier wachsen viele Himbeeren und ich mache eine Extra-Pause und zupfe Himbeeren damit auch ich was zu essen bekomme.
Um Hohenroda reite ich herum, teilweise am Feldrand entlang (sehr viel Halmbruch). An den Windrädern geht der alte Weg ins Werratal hinab. Ich führe weil es steil hinabgeht. An einer Stelle Stacheldraht zwischen zwei Kuhkoppeln quer über den Weg – hier muß ich leider den Seitenschneider einsetzen.
Durch Dorndorf hindurch, ist ein längeres Stück, von 12.15-12.40. Eine alte Bergarbeitersiedlung rund um ein ehemaliges Kaliwerk. Wir gehen eine sehr schmale Unterführung unter dem ehemaligen Verladebahnhof durch - Nataja folgt brav. Dann eine schmale Werrabrücke aus Stahl - Nataja folgt äußerst mißtrauisch!
Nun einen zünftigen Galopp durchs Werratal nach Kieselbach. Am Ortsanfang Bäckerei, ich kaufe ein paar Käseteilchen, und nehme sie auf der Hand mit. Oberhalb des Ortes, auf Heierbach zu, "Country-Canyon", und etwas oberhalb eine schöne Wiese – hier mache ich Mittagspause.
Sehr sonniger Platz – aber als rechter Reiter teile ich den wenigen Schatten mit meinem Pferd!
Kurz vorher hat Nataja sich kurioserweise ein Eisen halb abgezogen, weil sie nach anderen Pferden geguckt hat und abgelenkt war. Gleich zu Beginn der Pause (13.15) mache ich es erstmal wieder fest (mit neuen Nägeln). Nach 2 Std. reite ich wieder ab.
Es geht über den Hechberg, anfangs sehr steil hinauf – schöner Kiefernwald.
Audf Möllersgrund zu, sehr schöner unbefestigter Weg. Schöne Sicht auf Thüringerwald und Dörfchen Dönges. Richtung Frauensee. Gepflegter Erholungsort mit von Seerosen zuwachsendem See.
Bei Josthof durch den Wald das Tal hinab entlang einer kleinen Straße, viel lästige Bremsen und Geschmeiß - nur 250m Höhe und viel Viehhaltung.
In Wünschensuhl bin ich etwa um 17.00. Ich tränke und besorge Wasser fürs Biwak, denn Nataja ist müde und hat auch keine Lust mehr. Ich beende den Ritt auf der Höhe bei Oberellen um 17.30 - Raststelle mit Hüttchen, Hohe Balz. Das Wetter ist wieder recht schön, es ist jetzt auch etwas windiger geworden.
Unmittelbar angrenzend sind große Rapsfelder – und um 21.00 wird begonnen diese abzuernten! Mit riesigen Mähdreschern mit 8m breiten Trommeln. Nachdem sie das zweite Mal unmittelbar an uns vorbeigefahren sind - sie hätten die Arbeit genausogut an einer anderen Stelle des quadratkilometergroßen Felds beginnen können! - und sich daran ergötzt haben wie Nataja herumgesprungen ist vor Angst, bleibe ich nicht länger und verlege meinen Platz 500m weiter auf eine Wiese. Hier ist das Gras auch viel besser...

25. Juli (4.Tag: 38km)

In der Nacht kurzer Regen , aber am Morgen trocknet es. Um 8.50 bin ich unterwges, nach Oberellen hinab, bevor ich auf die Thüringerwaldhöhe aufsteige, teilweise sind die Wege recht schwierig, Richtung Clausberg. Der Weg ist nicht ganz einfach zu finden und geht über Frommershof und Rangenhof. Hier ist der Rennsteig recht schön - hier ritt ich 1990 das erste Mal. Viele Fußwanderer, alle kommen mir entgegen – reiten wir in der falschen Richtung?
Dann hinab Richtung Hörschel - hübscher Ort im Werratal und Startpunkt des Rennsteigs. Im Tal geht es weiter, zunächst über eine alte Brücke. 5 Min Rast am Ortsausgang. Ich will rasch weiter denn ich muß heute vormittag noch einkaufen - weil Samstag ist. Creuzburg (mit berühmter, 1230 erbauter Werrabrücke) erreiche ich um 11.30. Ich mache Pause auf der anderen Werraseite, lasse Nataja in den Auen fressen und binde sie an einer großen Buche an. Ich gehe zum Einkaufen in die historische Altstadt und reite um 12.15 weiter.
Mihla erreiche ich nach einem ziemlich anstrengenden Ritt um 13.30 - erst schöner, dann harter befestigter Weg in den ziemlich langgezogenen Marktflecken. Am Reit- und Fahrvereinsstall wo ich mir eigentlich überlegte Futter zu besorgen ist niemand anzutreffen. Am Lohberg 2 Hengststation der letzte Woche wieder ins Hauptgestüt abgereisten Moritzburger Hengste, privat bewirtschaftet - dort kann mein Pferd im kühlen Stall (Stutenstall) stehen und ich mache in der größten Wärme von 13.50 bis 15.05 Rast - und vor allem bekomme ich Hafer, von dem ich auch gleich etwas füttere.
Ich reite den Weg den mir die Gastgeberin empfohlen hat, durchs Mihlaer Tal, das Sträßchen nach Kammerforst, auf den Hainich hinauf - wir können ein Stück traben. Bei einer Viehhalle geht es dann ein steileres Seitental hinauf. Der Hainich ist ein herrliches Waldgebirge aus wunderbarem altem Buchenwald. Auf der Höhe (Schützekreuz) zweigt der Höhenweg (Rennstieg – nicht zu verwechseln mit dem Rennsteig des Thüringerwaldes) ab. Dieser ist als Wanderweg markiert, sehr schön zu reiten und immer mal wieder unbefestigt.
In der Nähe der Struppeiche bei der Straße Richtung Hallungen finde ich ein schönes Rastplätzchen an einer alten Hutebuche - Dornschildchen, schöne Waldwiese - wo ich Nataja anbinden kann. Hier beende ich um 17.20 den heutigen Ritt, nachdem ich zunächst noch das Tal hinab zu einer Quelle geritten bin um zu tränken und Wasser aufzufüllen. Der Hainich ist, wahrscheinlich infolge der Buchen, kein wasserreiches Geborge. Nataja zeigt großen Hunger auf das Gras aber keinen besonderen auf Hafer, sodaß ich ihr auch keinen gebe und ihn als Reserve für die nächsten Tage behalte.

26. Juli (5.Tag: 53km)

Hainich – ich komme zur "christlichen Zeit" los - um 7.45. Das erste Stück führe ich, wie oft. Es geht durch den herrlichen Buchenwald. Es ist kühl und schattig, richtig angenehm zu reiten. Weil die Wege so schön sind, reite ich Schritt. Nataja läuft richtig freudig und mit Vorwärtstrieb, mit gespitzten Ohren, würde lieber Tempo machen, trabt andauernd an. Sie hat sich etwas die Haare abgescheuert vor der Gurtlage, außerdem hat sie sich die Fesselgelenke hinten angeschlagen – das passiert jeden Tag aufs Neue, im Schritt!
Der Wald ist in s.g. Laubgenossenschaften eingeteilt, von den einzelnen Dörfern. Die alten Bäume sind alle mit Zeichen der Besitzer markiert. Keinerlei Zäune! Als ich hier 1990 ritt gab es noch kaum Markierung – heute ist sie gut.
Am Grenzhäuschen geht der Weg durch ein Torhaus – sehr schön. Dann vereinigt er sich mit dem Mühlhäuser Landgraben - Wall und Graben, ähnlich dem römischen Limes, aber eine spätmittelalterliche Befestigung (12. Jahrhundert.) Der Pfad auf dem Wall ist etwas verwachsen, aber schön reitbar. Wir folgen ihm ein ganzes Stück Bei Struth verlasse ich den Landgraben, um Richtung Lengenfeld unterm Stein zu reiten. Unter dem Ort, Rast von 9.30-9-50.
Im Ort große christliche Prozession. Wir sind im Eichsfeld - alles ist blumen- und fahnengeschmückt, voller Bildstöcke, vor jedem Haus, es ist unglaublich – Frömmigkeit wie in Polen! Man sagt mir der Zug kommt erst um elf – wir haben noch Zeit aus dem Ort zu kommen - zumal Nataja es äußerst unmöglich findet mit all den Blumen und Fahnen.
Am Ortsende bin ich froh in ein tiefes dunkles Tal, das Friedatal hinabsteigen zu können, wo aber nach kurzer zeit ein Kloster ist, Zella, das sehr schön ist. Der weitere Weg führt nach Lengenfeld, allerdings nicht so wie in der Karte angegeben. Dennoch kommen wir zum schöngelegenen Ort (mit schöner Eisenbahnbrücke) gut vorwärts und am Schloß Bischofsstein vorbei.
Um den Entenberg herum ein recht schwieriger Weg, weil alles eingezäunt ist (2x den Seitenschneider benutzt). An der Entenmühle will ich Richtung Großbartloff die Talseite wechseln, was nicht klappt, weil die Wege nicht mehr vorhanden sind. Stattdessen finde ich zwei Hochsitze, und weiß jetzt wo der Hase läuft...
Von Großbartloff führt der Weg über den Berg Westerwald, anders als in der Karte eingetragen in mehreren Serpentinen und nicht gerade, nach Ershausen! Es ist steil (von 313 auf 450m)
In Ershausen ist wie Hajo mir sagte eine Pizzeria von einem Reiter. Diese Pizzeria im Neubaugebiet suche ich auf – und tatsächlich, ich bekomme nicht nur zu essen und zu trinken – was wohl Standard ist in einer Gaststätte - sondern auch das Pferd wird versorgt, ich kann es vor dem Lokal anbinden, er fährt sogar noch mal Hafer holen und ich kann es leicht abwaschen. Pause von 13.00 bis 14.40. Erfrischt und gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Mackenrode.
Es ist eine ganz andere Landschaft hier – keine Höhenzüge die man annehmen kann – die Berge sind wild in die Landschaft getupft, jeder einzelne ein ernstzunehmendes zu überwindendes Hinderniss. So reite ich über den Tierberg und die Silbertsburg, wo endlich der Weg wieder passabel ist, an Lehra vorbei, nach Rüstungen. Ich habe einen wunderbaren Blick auf Hühnerberg und Dieteröder Klippen. Große Baustelle im Ort und der Weg den ich weiter annehmen will ist ausgebaut, weshalb ich hier den ganzen Autoverkehr antreffe. An Schwobfeld vorbei komme ich über einen weiteren Berg und dann den Frauenberg hinab in das Beegtal nach Mackenrode. Um 16.10 dicht an Mackenrode vorbei. Ich reite noch ein kurzes Stück das Tal hinab, nach Vatterode, wo ich endlich eine Quelle finde um Nataja zu tränken und Wasser aufzufüllen. An der Stubenmühle ist ein markierter Wanderweg abgesperrt und als Schafskoppel eingezäunt, und nicht nur einmal sondern zweimal, sodaß ich einen Umweg reiten muß.
Das nächste Tal reite ich hinauf und hier will ich ein Biwakgelände finden, doch zu meinem höchsten Mißfallen reiht sich hier Schießturm an Schießturm – ist ja wie in einem Straflager!
Nachdem ich endlich ein ruhiges Plätzchen gefunden habe mit Gras fürs Pferd und ohne Blick auf jagdliche Einrichtungen, beende ich um 17.30 am Hasenwinkel die hbeutige Tagesetappe. Das Wetter war heute noch wärmer als gestern, ist auch am Abend recht schön und ich denke das ändert sich auch vorerst nicht.

27. Juli (6.Tag, 49km)

Ich komme um 7.50 los und mache mich auf den Weg zum Höhneberg, zur Teufelskanzel, einem Bergkamm hoch über der Werra. Der Weg ist zunächst befestigt, später können wir wunderbar traben. Schöner Blick von der Teufelskanzel auf eine Werraschleife bei Lindawerra und eine alte Eisenbahnbrücke. Weiter geht es durch die Werraberge zur Burgruine Hanstein bei Bornhagen. Wir schauen uns die Burg nur kurz von unten an denn es ist erst kurz nach 9 (noch nicht geöffnet).
Hinunter durch den Ort, auf Arenshausen zu. Wieder mal muß ich Wege suchen, weil es eigentlich nur die Straße gibt. Abgeerntete Felder und geschnittene Wiese machen mir die Wegsuche leichter.
Am Unterstein, eine große LPG die mit ihrer Gülle auch die Felder düngt. Uns kommt ein entsetzlich stinkender Güllezug entgegen - Nataja verzieht das Gesicht.
Ausgangs des Steinbachs muß ich an einer Mühle vorbei, an der ein markierter Wanderweg entlangführt – und wie so häufig bei Mühlenbesitzern, haben diese Probleme mit Wegerechten an ihrem Grund vorbei und sind unfreundlich. Eine ältere Frau ist am Tönen, daß sie mir den Durchgang auch verweigern kann – ich gebe zur Antwort daß ich mir nicht vorstellen kann, wie sie das anstellen will, und daß es einen Wanderweg gibt – mithin auch ein Recht diesen zu benutzen - auch als Reiter.
Ich finde aber im Steinsbach eine hübsche Stelle mit einem markanten Felsen und einer Furt, um das Pferd zu tränken, und abzuwaschen, und mache Frühstückspause von 10.05-10.30.
Am Ende des hübschen Tals merkwürdigerweise ein Betonplattenweg – eine Errungenschaft des Sozialismus.
Der weitere Weg im Tal der Leine, den ich nun bis Heiligenstadt nehmen möchte, ist leider unerquicklich, zumal durch die Fernverkehrsstraße 80 ein ziemlicher Verkehr herrscht. Wir können das erste Stück links neben Straße und Eisenbahn reiten. Bei Hessenau überschreite ich die Leine und reite auf der anderen Seite, jedoch geht gegen Schönau zu der Weg verloren, und ich muß mich schon wieder mit meinem Seitenschneider durchkämpfen, denn alle anderen alten Wege sind verschwunden. Nach Uder ist es ein unschöner Asphaltweg neben Leine und direkt neben der Bahn in der Sonnenglut ohne jeden Schatten. Nataja scheut bei den ersten vorbeirauschenden Güterzügen.
Durch Uder müssen wir auf die Fernverkehrsstraße (der auf der Karte verzeichnete Weg neben der Leine existiert nicht), und Nataja ist arg am Scheuen vor den LKW’s die von hinten kommen – wir sind ein wahres Verkehrshindernis und tragen viel zur Belustigung junger unbeschäftigter Dorfbewohner bei.
Am Ortsende geht es endlich wieder hinauf ins Feld, durch schöne Landschaft, zur Elisabethhöhe. Dann müssen wir über den Iberg, den Hausberg von Heiligenstadt, und es geht hübsch aufwärts. Den steilsten Aufstieg können wir gar nicht nehmen. Wir gehen parallel zur Straße und kommen an einem "Köppelklus" (einem ummauerten Bildstock) heraus.
Dann geht es ins Lange Tal hinab, über den Iberg, und hier fallen mir viele Hufspuren auf. Im Tal bei Neunbrunnen ein größeres Restaurant das gerade aufwendig renoviert wird, und kann das Pferd an einem kleinen See im Schatten mit Gras anbinden. Pause von 12.45-14.10
Ich reite das Pferdebachtal 2km emtlang der alten Bahnstrecke hoch – in der Hoffnung hier den Reit- und Fahrverein zu finden, finde aber nur einen Schießverein (anscheinend ist der Reitverein in einem Ortsteil). Ich kehre dann um zum Ortsausgang von Heiligenstadt, zum Forsthaus Dün – und hier beginnt der Aufsteig aufs Gebirge, und wir finden den mit rotem Band markierten Dün-Wanderweg. Der erste Teil des Weges ist bereits sehr schön, allerdings geht es gleich wieder hinab bis zu einem Straßenübergang und geht dort befestigt weiter.
Auf einem Höhenzug ist ein recht guter Parallelweg. An der Kapelle Steinhagen vorbei – wieder so ein gefaßter Bildstock – mir wäre lieber ein gefaßtes Brunnenhäuschen, da könnte ich viel besser dem Schöpfer für danken... So muß ich wasserlos zur Burg Scharfenstein, die jedoch geschlossen ist, und steige hinab zur alten Burgsiedlung, halb nach Beuren hinunter (130m Abstieg) und bekomme dort bei einem Haus endlich Wasser fürs Pferd sowie für meine Wasserflasche. Dann steige ich wieder zurück auf die Höhe, durch hübschen Wald. Nataja läuft gut, es ist kühler geworden und es scheint ein Gewitter zu geben. Am Hockelrain, Karstwiesen auf dem Hochebebene (515m). Der höchste Berg der Dün, mit wunderbarer Aussicht auf Dingelstädt und das gesamte südliche Mühlhausener Land – obwohl leichter Dunst weite Aussicht verwehrt. Ich reite noch ein Stück weiter südöstlich zum Schwarzen Kreuz, dort finde ich um 17.30 ein Hüttchen, was zwar schon etwas mürbe aussieht aber seinen Zweck erfüllt, und Nataja hat ordentlich Gras zu fressen.
Passend zur Tageszeit gibt es zwar keinen Kuchen, aber herrliche Himbeeren – nur das Eis fehlt mir! Ein sehr schöner Platz. Ein leichter Wind kommt auf, und es wird wohl nicht gewittern.
Allerdings lassen Natajas leichte Hautreizungen im Bereich vor der Gurtlage raten, trotz Pflege und Einreibungen, den Ritt abzukürzen, bzw. umzukehren, damit die Hautstellen nicht offen werden.
In 6 Tagen, vielleicht 5, kann man den Ritt wohl schaffen. Für seine Jugend hat das Pferd schon eine gute Leistung erbracht! Auch ich hatte einen Durchhänger am 2., 3. Tag, war vom langen Schrittreiten erschöpft - jetzt bin ich wieder richtig fit und motiviert. Es ist doch ein ganz anderes, schönes und einfaches Leben auf so einem Ritt. Ein schöner Platz abends, ein Feuerchen und ein voller Bauch – einfaches Leben - was braucht man mehr? Was ist wirklich wichtiger..?
Auch fürs Pferd – hier hat es alles was sie braucht! Hier auf den Biwaks sieht sie zufriedener aus als im Stall oder auf der Kuhkoppel, und erholt sich besser – obwohl ich ihr in den letzten 2 Tagen kaum Hafer gegeben habe! Heute abend bekommt sie ihn aber...

Der Abend ist dann noch richtig gemütlich – es kommt auch noch ein Reiter aus einem Nachbarort vorbei mit Handpferd mit dem ich mich noch länger unterhalte – und Nataja hat eigentlich gar kein Interesse an den fremden Pferden, was mir gefällt. Spätabends dann, ein leichter kraftloser Regen.

28. Juli (7.Tag, 47km)

Am anderen Morgen ist es dunstig und windig. Ich stehe spät auf, erst um 7.00. Beim Frühstück bekomme ich Besuch vom Jagdpächter, der mich mit seiner Frau in seinem alten klapprigen Wartburg besucht - ich frage mich wie er hier hochgekommen ist - der Weg ist nämlich ziemlich schlecht! Wir unterhalten uns länger, er fragt allerlei und zeigt sich eigentlich ganz fasziniert von dem was wir da machen. Ich glaube er hat sich gewundert einen Reiter zu treffen der auch eher ein Naturfreund ist, so wie er... wir unterhalten uns über die Dün, und die Rhön.
Um 8.50 erst komme ich los, hinab nach Dingelstädt bis kurz vorm Ort wird geführt. Der Weg ist sehr schön, bis zum großzügigen Gestüt Kastanienhof auf der Höhe (Hannoveranerzucht; schöne große Weiden mit zufriedenen Pferden).
Danach durch den Wald, ein kurzes Stück befestigt, dann wird es wieder schön: Durchs Feld ein Tal hinab. Ich bleibe auf der rechten Seite der Eisenbahn, nach Reifenstein hinab. Ich versuche um die Siedlung herumzureiten, was nicht ganz gelingt – an der Burg komme ich wieder heraus und reite um die Burgmauer herum. Etwa um 10.00 durchreite ich den schmalen Bach, tränke und mache 10 Min Paus. (Steg unpassierbar - man muß sich an einem Sumpfstück entlangdrücken)
Dann neuer Aufsteig auf den Dün - es heisst übrigens der Dün und nicht die Dün... Wanderweg Grüner Winkel, dann Hauptwanderweg: das rote Band. Es geht ziemlich steil hoch, und dann an den Felsen entlang des Abbruchs des Düngebirges. Ein romantischer Weg. Wo im letzten Jahr noch Windbruch war, ist es heute langsam passierbar. Dann wird es etwas schmal und holprig, später ist es leicht befestigt und schön zu traben (an Hüppstedt vorbei: kurzes Stück an der Straße – Streugutbehälter blockiert den Weg!)
Es geht gut weiter bis zum riesigen Tagebau Deuna-Zement. Diesen umgehe ich, gewarnt vom letzten Jahr, in einem weiten Bogen östlich bei Zaunröden. Die Anlage ist aber größer als in der Karte eingetragen und so reite ich letztlich doch daran entlang.
Endlich bin ich wieder auf dem Höhenweg, so erreiche ich den Rastplatz Rondell, wo zahlreiche Schutzhütten stehen, um 11.55. Der Platz ist sehr schön, schattig und gut geeignet (Futter). Pause bis 13.40.
Meine Vorräte sind alle, deshalb wird nichts gegessen – im nächsten Ort den ich durchreite will ich einkaufen. Es geht ein kühles Windchen als ich mich auf den Weg nach Friedrichsrode mache (am kleinen Rondell kurz dem "blauen Kreuz" folgen, auch wenn man dabei scheinbar den Höhenweg verläßt. An der Waldlichtung links, und an der Kreuzung mit Schutzhütte geradeaus – und nach einiger Zeit merkt man daß man wieder auf dem richtigen Weg ist – "rotes Kreuz" mit dem bedeutungsvollen Namen "Harz-Hainleite-Weg".
Das nächste Stück über den Katzenstein ist eines der ausgesetztesten und schwierigsten, und ein paarmal muß auch ich nach innen abweichen – hauptsächlich wegen des Gepäcks, aber auch wegen meiner Befürchtung von unsicherem Boden. Es ist alles Kalkboden, man weiß da nicht wie fest es ist.

Später endet der Wanderweg, nördlich um Friedrichsrode herum – aber ohne weitere Reize (teils befestigt). Am Amt Lohra erreiche ich um 15.30 die Straße, und die Strecke die ich 1997 mit Ligeira entgegengekommen bin. Hier ändere ich den Kurs wieder auf südliche Richtung. Den Weg über die Hainleite kenne ich bereits – es ist ein hervorragender Fernreitweg!
Ich will hinab ins Helbetal, und noch nach Holzthaleben zum Einkaufen. Ich führe an der Straße entlang und bergab - eine halbe Stunde. Im Helbetal sitze ich auf, und komme am Rastplatz vorbei wo ich letztes Jahr mit Ligeira biwakiert habe. Das obere Helbetal ist zu meiner Überraschung viel schöner als das untere. Hier haben wir im letztes Jahr echt was verpaßt: wunderschöne Wiesen - im oberen Bereich Karstwiesen wie auf der schwäbischen Alb. Nataja hat keine Lust mehr, steckt die Nase ins Gras und will Schluß machen für heute. Aber wir müssen zunächst Futter auffüllen. Um 16.45 kommen wir im Ort an, der nach meiner Karte (Karte des deutschen Reichs, 1936) größer wirkt als er ist. Es scheint als wäre die Zeit stehengeblieben - aber nicht in den 50‘er Jahren sondern schon in den 30‘ern – so sieht es jedenfalls aus. Sehr kleine Höfe, alles wirkt auch etwas ärmlich. Aber – oh Wunder – es gibt einen kleinen Edeka-Markt, sogar mit Metzgerei, ich finde eigentlich alles was ich brauche – ich erfahre auch wo jemand Pferde hat. Als ich aus dem Laden komme, finde ich eine Menschentraube ums Pfer versammelt - jemand bringt einen Eimer Wasser, man erklärt mir den Weg zum Pferdebauer, wo ich 6kg Hafer herbekomme. Alle sind sehr nett und fragen wo ich herkomme usw.
Nach einer halben Stunde reite ich das Tal wieder hinab, zu einer Raststelle mit einem geräumigen Hüttchen an einer schönen Talbiegung, wo ich einen starken Regenschauer bequem abwarte. Nataja stört das nicht im geringsten, sie frißt ausgiebig das fette Gras. Sie sieht auch nicht so aus als ob sie den Hafer wirklich braucht. Um 17.35 beenden wir den Ritt.

29. Juli (8.Tag, 48km)

Heute dürfte Mittwoch sein. Um 8.05 brechen wir bei herrlichstem Sonnenschein auf, der aber nur eine vorübergehende Erscheinung bleibt: Als ich Holzthaleben erneut durchreite, ist der blaue Himmel wie weggeblasen und stattdessen stehen fette Regenwolken am Himmel. Nach einigen Problemen mit meiner alten Karte quäle ich mich etwas durch die Felder, um den Kurs nach Menterode nicht zu verpassen.
Dann entlang abgeernteter Felder an der Straße. Abbruchhalden, ein lange stillgelegtes Kalibergwerk. Durch die ehemalige Bergmannssiedlung – die Häuser sind älter, in bedenklichem Zustand, und geringer Qualität. Nur einige neue Gewerbetriebe - Dienstleistungen für wohlhabende Endverbraucher, Sonnenstudios, Fußpflege, Verleih von Gerät. Ich frage mich: wo wird das produziert, und Geld verdient, das es erlaubt sich diese Dinge zu leisten..?
Im Ortskern, eine Apotheke wo ich etwas Hautsalbe für Nataja kaufen kann. Am Ortsrand auf einer Wiese, kurze Rast von 9.45-9.55. Ich verdrücke einen Schokoriegel, während ich darauf warte daß ein paar bedrohlich aussehende Wolken weiterziehen.
Wir kommen bald darauf auf den Mühlhäuser Landgraben, und können im Schatten einer alten Heckenreihe gut reiten und kommen vorwärts. Nicht befestigt, aber teilweise muß man auf dem Landgraben reiten und da ist es eng. Um 11.15 kommen wir an einem Durhlaß, der Eibenröder Warte an, ein Hof mit Pferden. Hier ist ein Rastplätzchen wo ich 1/4 Std. kurz Pause machen und die Karten neu ordne. Das Wetter ist windig aber trocken. Südlich von Weberstedt wird es hügeliger, und der Landgraben ist teilweise schwierig zu reiten wegen Einschnitten und teils für Pferde unpassierbarer Stege, die mühsam zu umgehen sind. Nataja scheut vor den Stegen und ist froh wenn sie außenrum kann.
Nahe heran FH Horstmarer Warte (schöner Hof). Über den Bahndamm der Eisenbahn nach Dingelstädt. Dann geht es ins Tal der Unstrut herab (Furt; oder schmale Betonbrücke). Passend zur Mittagszeit um 12.45 erreiche ich das Wirtshaus an der Lengenfelder Warte. Ich mache Pause, esse und stelle das Pferd auf das Gelände. Um 14.00 bin ich bereit weiterzureiten aber nun fängt ein starker Regen an, den ich erstmal abwarte. Um 14.30 hat es sich zu einem schwachen Landregen beruhigt, und ich weiterreiten kann.
Der Landgraben führt, immer unter einem Buchengehölz entlang - nach Bickenriede, wo er ein einziges Stück aus dem Dickicht hervor über freies Feld geht – wo er bei einem großen Gehöft ein Stück abgetragen ist. Weiter geht es auf Struth zu, wo ich auf dem Hinweg vorbeigekommen bin. Bei Struth ist der vielfach gezackte Verlauf auffällig (sonst gerade Linien) – wohl von früheren Kämpfen. Tiefhängende nasse Äste sind ziemlich lästig. Meinen Pausenplatz vom Hinweg bei Strut erreiche ich um 16.45. Weil der Regen auch Pause einlegt, lasse ich Nataja 15 Min fressen. Nach weiteren 15 Min erreiche ich das Ende des Mühlhäuser Landgrabens. Dahinter beginnt wieder der Hainich.
Der Regen scheint zu enden und ich ziehe den Poncho aus – das ist ein Fehler, denn bei Hainrode beginnt es von neuem, und zwar schlimemr als vorher. So reite ich bei dichtem Nebel über den Rennstieg – aber teilweise finde ich unsere Spuren von 4 Tagen zuvor, und auch die Markierung ist ja recht brauchbar.
An unserem Rastplatz Dornschildchen komme ich um 17.40 an, binde schnell das Pferd an und sattle ab, weil es schon wieder loszugehen droht. Kaum habe ich das Prferd auf die Wiese gestellt geht ein fürchterliches Unwetter los, daß die Wege sich in Bäche verwandeln: Aber Nataja steht mit aufgelegtem Poncho auf der Wiese, und solange sie Gras hat, ignoriert sie sonst alles - da kann runterkommen was will!
Aber trotzdem, wenn es morgen so weitergeht werde ich mir einen Platz suchen wo ich einen halben Rasttag einlegen kann – schon um die Sachen, Decken usw., zu trocknen. Man muß sich ja nicht sinnlos quälen!
Am Abend gelingt es mir aber doch, mit einer vertrockneten Fichte ein Feuerchen zu machen – und das hebt meine Stimmung natürlich. In der Nacht regnet es noch zweimal.

30. Juli (9.Tag, 48km)

Das hat zur Folge daß ich am nächsten Morgen erstmal ein bißchen mißtrauisch bin und abwarte wie das Wetter wird. Ich fette erstmal in aller Ruhe meine Stiefel und Satteltaschen. Als das Wetter einigermaßen stabil aussieht, beginne ich zu packen – und um punkt 9.00 komme ich los. Seit 6.00 ist es trocken, und es sieht jetzt etwas besser aus: Ab und zu läßt die Sonne sich sehen - das gibt doch zu Hoffnungen Anlaß.
Wir sind auf dem Hainich und reiten den Rennstieg hinab. Nach der Straßenüberquerung (nach Langula) zweigt der Rennsteig westlich von der Höhe ab: Erst ist er ein kurzes Stück schön, dann ist er befestigt, und dann wieder unbefestigt aber zum Teil ziemlich zerfahren. Aber herrliche Landschaft und Natur. Rastplatz am Schottersträßchen Kammerforst-Mihla erreiche ich um 9.50 (geräumiger Rastplatz mit Wiese, Bänken und germauertem Grill!).
Kurz danach erreiche ich Wüstung Reckenbühl, einst Forsthaus, jetzt nur noch Wiese (mit Hochsitzen). Kein Verweis auf die Verhangenheit oder Raststelle.
Etwas weiter südlich, 10.30 erreiche ich Wüstung Ihlefeld – auch ein ehemaliges Forsthaus. Hier stelle ich zu meiner Freude fest, daß es in den letzten Jahren auf den Grundmauern mit Fachwerk und Dach wieder errichtet worden ist. Bleibt es als Schutzhütte, oder wird es fertiggebaut..? Auch Futter ist da, und in der Nähe ist eine Quelle, die aber trockengefallen ist trotz des Regens. Hier mache ich 20 Min Pause.
500m östlich des Ihlefelder Kreuzes wird der Rennstieg plötzlich zum Betonplattenweg – vermutlich wegen der Nähe zum (ehemaligen) Truppenübungsplatz Kindel. Das ist unschön zu reiten. Die Platten in allen Formen und Größen haben dem Zeit besser überdauert als alles andere was von der DDR übrig ist. Da es nirgendwo so aussieht als ob man sie entfernt, obwohl sie die Landschaft sehr verunstalten, werden sie wohl die Ehre haben das letzte zu sein was von der DDR übrigbleibt – ebenso wie die römischen Straßen könnten sie wohl ein Jahrtausend überstehen!
Als der Rennstieg seinen unbefestigten Verlauf wieder annimmt, ziehe ich mir allerdings im ersten Schlammloch im Lehmboden ein Eisen ab, das ich erst wieder richten und festziehen muß – eine schmierige Angelegenheit, die 20 Min dauert. Solches geschah – nomen est omen – im Schweinsrück!
Der weitere Weg durchs Schäfersbüsch ist aber wunderschön, bis er bei Craula aufs Feld tritt. Hier ist er ein kurzes Stück befestigt. Dann geht es durch den Craulaer Forst, und an einer Stelle reiten wir falsch wegen fehlender Wegmarkierung, und kommen an den ehemaligen Truppenübungsplatz Weberstedt. Der sieht aber sehr verwachsen und gefährlich aus – hier ist in den letzten Jahren niemand gelaufen! Ob es allerdings sehr geschickt ist erst alles zuwuchern zu lassen bevor man Munition, Blindgänger usw. wegräumt, wage ich sehr stark zu bezweifeln! Ein Jahrzehnt gewartet und niemand kommt hier mehr durch!
Ab Höhe Baumeisterkreuz sind die wege befestigt, und ich befürchte der Rest wird auch bald geschottert, denn die Böden sind zu weich für die Forstfahrzeuge, und auch für die nicht allradgetriebenen Fahrzeuge mit denen die Leute versuchen durch den Wald zu fahren.
Am Kickelhansbaum (nördlich von Behringen) bin ich um 12.45 – ein idyllisches Plätzchen mit Hütte inmitten von Streubstwiesen – hier mache ich Mittagspause bis 14.40. Nataja sieht noch immer glänzend aus und läuft jeden Tag besser. Ich denke wir kommen noch ein ganzes Stück weit.
In Behringen kaufen wir ein – leider ein ziemlicher Verkehr bedingt durch die Fernverkehrsstraße 84. Ein schmales, ziemlich schlechtes Strässchen nach Süden, sber ohne Verkehr, verlasse ich den Ort auf Haina zu – die Landschaft wird eben. Von Haina aus versuche ich ins Tal der Nessel zu kommen – und das ist ungeahnt wunderhübsch, voller kleiner Mühlen. Ich folge ihm bis zum kleinen Ort Melborn (16:30), weil an der Klappmühle wo ich den Bach überqueren wollte, die Brücke baufällig ist.
Dann geht es steil hinauf auf die Hörselberge (über 400m), und Nataja muß noch einmal richtig schaffen. Damit haben wir gar nicht mehr gerechnet heute. Auf der anderen Seite ebenso steil wieder hinab, nach Schönau. Am Ortsanfang, ein großer Ferienhof mit Restaurant und Pferden. Aber ich will noch weiter. In Schönau B7, und auf die Höhe. Schwarze Wolken über dem Thüringerwald, aber ich habe Glück – ich bleibe trocken.
An der Erzgrube geht der Weg durch Privatgelände. Auf der anderen Seite geht es steil hoch nach Kittelsthal – der Ortseingang ist so eng und schmal, die Höfe so ärmlich daß Nataja kaum durchpasst und an jeder Ecke scheut! Das ist Thüringerwald, die jämmerlich kleinen Gehöfte der früheren Kleinsthandwerker...
Ich reite noch ein ganzes Stück weiter – hier ist alles eingezäunt, Getreidefelder – jedes Meterchen Land wird genutzt. Kein Platz für Hütten mit großzügig Wiesen drumherum wie sonst in Thüringen. Erst weit oben finden wir freies Gelände, wo wir – etwas versteckt – um 18.25 nach einem strammen Marsch, schon nahe dem Rennsteig, die Tagesetappe beenden.
Falls es nochmal regnet, habe ich zur Vorsicht die Regenplane aufgespannt, aber gibt immer mal wieder größere Flecken blauen Himmels und schöne Sonne, und es erweist sich als unnötig.

31. Juli (10.Tag, 57,5km)

Unbarmherzig und grell weckt mich um 6.20 die strahlende Sonne von einem blauen Himmel. Ich rasiere mich zunächst, und um 8.30 bin ich im Sattel. Ich reite hinauf zum Rennsteig. Auf halber Höhe, am Todtenmannsberg, eine schöne Waldwiese mit Hüttchen – eigentlich auch ein schöner Platz zum Campen...
Umn 9.25 erreiche ich die Hohe Sonne vor Eisenach, und mache dort einen kurzen Halt um das Gepäck neu zu ordnen. In 6km Entfernung glänzen die Bronzedächer der Wartburg. Zwischen der Hohen Sonne und Hörschel ist auch das schönste Stück des Thüringerwaldes, hier ist der wunderbarer Buchenwald, und die zahlreichen tiefen Schluchten mit ihren jähen Abbrüchen vor denen man auf einmal steht, Aussichten usw.
Ich reite nordwestlich über einige kleine Hügel, die Nataja jedesmal freudig im Galopp anspringt. Schöner Blick nach Eckartshausen. Nach dem Elsterberg komme iczh an ein markantes Wegesdreieck, wo auf einer kleinen Höhe ein Wegesstein steht, die Wilde Sau - 1990 bin ich unten vorbeigeritten und habe sie nicht gefunden. Von dort geht der Weg geradeaus nach Norden hin, zur Sängerwiese (kleine Waldwirtschaft). Von dort aus geht der Weg unbefestigt zur Wartburg, ein Felspfad, durchs Totalreservat. Nataja galoppiert freudig einen Weg hinauf, etwa 1km. Dann wird es sehr verwinkelt entlang zahlreicher Schluchten - und genau gegenüber der Wartburg, sieht man Felslöcher wo ehemals ein hölzernes Blidengeschütz zur Belagerung der Wartburg errichtet war. Dann macht der Weg einen Bogen um die Wartburg herum und schlängelt sich an die Burg heran, zum Schluß steil bergauf.
Auf diesem Weg ist für Pferde im Burggraben Schluß, weil oberhalb eine Engstelle und Treppe ist. Ich lasse Nataja hier stehen und schaue mir um 10.15 die Burg nochmal kurz an. Weil ich die Burg aber natürlich schon kenne - zu Pferd war ich ebenfalls 1990 hier - verzichte ich auf eine längere Besichtigung und kehre nach 15 Min zum Pferd zurück, das sich schon große Sorgen um mich gemacht hat... Dann führe ich den schmalen Fußpfad - den kaum einer der vielen Wartburgbesucher entlangwandert - hinab zur Sängerwiese, wo ich mir noch ein Eis hole.
Dann wieder den Rennsteig Richtung Clausberg. Dort hoffe ich Futter zu bekommen, und suche vergeblich den Betreiber des großen Hofs. So muß ich unverrichteter Dinge von dannen ziehen und mache mich auf den Weg südlich hinunter nach Förtha. Einige vom Hof wegführende Wege sind äußerst matschig und übel zugerichtet.
Bei Förtha geht es über den Ellenbach, dann hinauf ins Feld. Ich übersteige den alten Bahndamm. Die Bahnstrecke ist jetzt abgebaut. 1990 rasten hier riesige Güterzüge, mit Kali und anderen Rohstoffen beladen, aus der DDR Richtung Westen, mit jaulenden russischen Doppel-Loks ("Taiga-Trommeln") - alle fünf Minuten ein Zug. Ich stand vor einer tiefen Schlucht und kam nicht hinüber - die Strecke war in meiner Karte wie eine kleine Feldbahn eingetragen.
Durch einen Wald umgehe ich einen üblen Schotterweg im Feld, und komme am Rande von Marksuhl heraus. Ich traveriere durch ein weiteres Tal und komme ins Suhltal. Von dort aufgestiegen, mache ich am Feldrand von 13.00 bis 14.40 am Feldrand Rast und lasse Nataja im Schatten fressen (viele Bremsen!).
Ich will noch Futter besorgen. Im nächsten Wald viel Geschmeiß, durch den Wald oberhalb von Dönges. Innerhalb des Ortes keine Bauern mit Hafer. Schließlich rufe ich in Kieselbach an und finde dort jemanden der Hafer hat – und kündige mich an. Mittlerweile ist es 15.00
Das Sträßchen hinab ziemlich steil nach Frauensee, und von dort wie auf dem Hinweg über die wunderschone Höhe (Feldweg im Galopp!) mit Aussicht über den ganzen Thüringerwald.
Pünktlich um 16.05 komme ich in Kieselbach an, erhalte den Hafer und füttere gleich 2kg. (Pause bis 16.30).
Dann durch die Werrawiesen, am ehem. Kaliwerk vorbei, und durch Dorndorf. Diesmal auf dem festeren Hauptweg hinauf auf den Riesenberg, nach Martinroda. Als wir den Wald erreichen traben wir viel bis Hohenwart. Dort findet im einzigen Wirtshaus eine große Jägerversammlung statt, der Hof steht voller kleiner Geländewagen und einige gucken mich verduzt an. Und im Trab erreichen wir zügig den Rastplatz Fischbachlinde um 18.05. Ich binde das Pferd an, sattle ab und beende den Tag an einem der Hüttchen.
Der Name des Platzes verweist auf eine wohl 1000-jährige Dorflinde des vor rund 150 Jahren ausgegangenen Dorfes Fischbach, die bis vor einigen Jahren hier noch stand und dann von einem Gewitter gefällt wurde. Jetzt sind nur noch ein paar Bruchstücke zu sehen. Es gibt sogar ein kleines Bächlein hier mit Tränkwasser.

1. August (11.Tag, 45km)

Am anderen Tag trödle ich noch einige Zeit an diesem schönen Platz und reite erst um 9.15 los. Ich beschließe noch einen Tag durch die Rhön zu verbummeln, zumal Nataja wieder gut drauf ist, eigentlich jeden Tag besser läuft, und ihre Gurtstelle auch wieder besser wird. Urlaub habe ich eigentlich 3 Wochen. Wer könnte mehr flexibel sein, und noch 1 oder 2 Tage dranhängen, und in eine Gegend aufbrechen die er noch nicht kennt, denn ich?
Diesmal reite ich einen anderen Weg um den Baier herum, westlich, aufs Feld nach Unteralba. Am Sonnenhof schöne Schafsweiden. Am Emberg kommen wir heraus und gehen über das Sträßchen mit Kopfsteinplaster nach Oechsen.
Dann geht es über den Röderberg, und dieser Weg ist ziemlich steil und steinig. Wir müssen auf fast 660m Höhe, das zieht sich hin. Dann überschreiten wir die Höhe zwischen Gerstengrund und Lenders, und über den Mannsberg. Ich suche einen unbefestigten Weg zu reiten, aber der Hauptweg ist doch brauchbar. Schön kühler schattiger Buchenwald. Nachdem der Kamm schon fast heruntergeschritten ist, erreiche ich ein Rastplätzchen im Wald, hübsche Wiese mit Bänken, und mache um 11.00-11-15 Pause (Frühstücksbuchenplatz). Passender Name. Durch Holunderweiden geht es weiter hinab auf Geisa.
Beim Weg um den Schleidsberg herum stoße ich auf die Rinderweiden der LPG an der Straße nach Bremen, und wie ich den alten Ortsverbindungsweg heruntereite, der sehr schön ist, habe ich Querverkehr weil eine Kuhherde sich auf dem langen langsamen Marsch von den Stallungen zu Weide und Tränke befindet. Aber es sind Querzäune gezogen, und die Kühe gucken nur dumm als sie das Pferd sehen, und Nataja guckt verächtlich auf die Rinder herab...
Um 12.00 erreiche ich Geisa. Am Neubaugebiet ein neuer Rewe-Supermarkt und mir fallen noch ein paar Dinge ein die ich brauche. Das paßt mir ganz gut - und Nataja hat sich auch daran gewöhnt daß ich sie mal alleinlasse und wiehert nicht mehr so jämmerlich, sondern beträgt sich einigermaßen. Dann reiten wir durch die alte Altstadt. Am alten Marktplatz ist heute Flohmarkt, und das Pferd guckt verwundert die Kramstände an.
Oben ein altes Schlößchen. Wenig Verkehr durch den Ort. 1km südlich am Ortsausgang befindet sich eine kleine Hütte, wo ich um 12.35 Mittagsrast mache. Um 14.20 breche ich wieder auf. Noch immer ist das Wetter schön. Ich nehme zuerst das Schlangenpfädchen - ein feiner kleiner Weg der so ist wie er heißt - und reite dann den alten Höhenweg nach Süden, den Geisweg.
Am Rockenstuhl einzelnes Gehöft, dort hinab ins Tal, durch das sauber gepflegte Dörfchen Geismar. Auf die Höhe reite ich wieder nach der alten Karte, und das geht ganz gut. Durch Wiesengelände durch das Gebiet der Wüstung Meritz. In Spahl alles eingezäunt (Rinderweiden), ich muß mir 2x den Weg freischneiden. Beim Katzenstein komme ich auf die Höhe und habe eine schöne Aussicht auf das ganze Ulstertal.
Bei Nüstal in der Nähe der Burg Haselstein komme ich an die Nähe der Grenze zu Hessen. Alte Hofstelle Wassermannhof - heute nur noch Rinderstall. Hinunter nach Reinhards (16.00) – dieses Dörfchen liegt völlig für sich, auf der hessischen Seite der Wasserscheide. Alles Rinderweiden. Ich suche noch einen anderen Hof, den Jakobshof, von dem ich aber nicht einmal mehr Ruinen finde.
Am Roßberg vorbei noch einmal Blick auf das ganze Geisatal, bis zu den weißschimmernden Kalibergen neben den Kuppen des hessischen Kegelspiels. Hier nehme ich den Abzweig nach Ketten.
Über eine Wiese kann ich den Weg nach ketten abkürzen, und habe einen Blick auf Apfelbach und Walkes, das letzte Dorf Thüringens im Ulsterzipfel. Überall die Schneisen die für den Grenzweg geschlagen wurden im Gelände.
Wieder auf dem Geisweg, will ich auf dem Rockenstuhl eine Hütte finden die westlich von Motzlar liegt. Es wird auch höchste Zeit, denn ähnlich wie gestern hat es sich bezogen, und nun droht ein Gewitter. Nataja trabt und galoppiert noch freiweillig, geht eigentlich gut vorwärts. Der Schritt ist ein bißchen zäh, aber es geht noch. Die Hütte ist aber anscheinend abgebaut, und so reite ich so flott wie möglich nach Geisa zurück und übernachte auf der Hütte der Mittagspause, die ich um 17.45 wieder erreiche.
Ich sattle Nataja ab und da fängt es auch schon an zu regnen. Es ist aber nur ein kurzer Schauer. Ich richte mich häuslich ein und mache mir zum Abendessen Rinderbraten. Es wird aber etwas kühler, und die Bremsen haben sich etwas verzogen.

2. August (12.Tag, 37km)

Am anderen Tag ist es grau und trübe und ich mache daß wir fortkommen. Um 8.00 sind wir unterwegs, das Ulstertal hinab Richtung Schleiz. Dort melde ich mich telefonisch bei Hajo Seifert an daß ich komme und Hafer besorgen will. Nataja habe ich gestern den Rest des Hafers gegeben, weil sie ziemlich hungrig war und sie mir leidgetan hat, weil sie die letzten 2 Tage so weit laufen musste und die Etappen recht hart waren.
Der Weg nach Steinberg ist mühsam und zieht sich lange hin, über hartgeschotterte Wege und den Roßberg. Auch über Theobaldshof (kurzes Stück bayrische Seite) – dort bei einem Bachübergang fast in ein Gesümpf geraten. Über die Andenhauser Höhe wieder auf die Thüringer Seite, und Katzenstein im Bogen nach Steinberg. Mittagspause dort von 11.00-14.00 (Nataja kommt auf der Weide).
Zurück geht es denselben Weg, über den Mückenhof, den alten Grenzweg entlang. Hier haben die Grünen, weil es wohl so schön war, einen alten Grenzturm stehenlassen. Dann am Horbel vorbei und auf die Höhe wo es schöne Wiesen gibt, an denen ich entlangreite und einen frischen Galopp wage. Die Rhön von ihrer schönsten Seite für die Pferde!
Von der Höhe (hier auch kleine Rasthütte "Feldablick") des Pinzlers kann man das Alte Hufhaus sehen.
Kurze Pause am Alten Hufhaus – Richtung Kaltennordheim. Altes Holzfachwerk des Stalls ist noch sichtbar (neben einem neueren Stallgebäude). Das alte Herrenhaus (etwas SSO davon) ist abgerissen und bis auf die Fundamente abgetragen. Man sieht aber noch wo es stand. Pause von 15.40-15.55 inmitten ungepflegter Kuhweiden voller Brennesseln und Gestrüpp.
Hier reite ich hinab querfeldein gerade hinab auf Mittelsdorf. Danach einen wunderschönen alten Steinweg hinab durch Hochweide. Es wird wärmer und ich ziehe endlich mal meinen Pulli aus. Auf der anderen Seite hinauf zum Hemschenberg, den etwas steileren Baumschulenweg um den Berg herum. 2km nördlich von Reichenhausen trifft er auf den Westostweg 3, den ich dann Richtung Ellenbogen weitergeh. Der Weg ist zuerst nicht so schön, dann kann man am rand auf den Wiesen reiten. An einer kleinen Jagdhütte eine Quelle. Nataja muß mir aus der Hand trinken, weil die Quelle vertieft ist, und sie nicht direkt herankommt. Das dauert eine Weile bis sie das kapiert.
Unvermittelt steht eine neugebaute, kleine entzückende Holzhütte des Rhönklubs Reichenhausen an einer schönen Wiesengelände kurz unterhalb des Ellenbogens, und hier beenden wir um 17.15 – also noch relativ früh – den heutigen Ritt. Eine Fichtenholzhütte, leuchtend-hell im Ikea-Look! Ausgestattet mit Bänken und Tisch.
Ich bin ganz froh heute nicht mehr weiterreiten zu müssen, weil die letzten Tagesritte doch recht lang waren und Nataja zuletzt schon ein wenig lustlos wirkte. Dies ist meine zweitletzte Übernachtung auf dem Ritt! Auch nach 2 Stunden grast sie noch eifrig, will noch keinen Hafer, nervt noch nicht – ein gutes Zeichen! Morgen komme ich durch die bayrische Rhön – das ist ein Weg den ich schon mehrfach geritten bin und den ich gut kenne!

3. August (13.Tag, 46km)

In der Nacht hat es noch mehrfach geregnet, am nächsten Morgen ist alles trübe und diesig. Ich beeile mich nicht sehr, und nach meinem zweiten Capuccino bin ich um 8.35 im Sattel und reite. Nach einstündigem Ritt den Fußpfad zum Hotel Eisenacher Haus - einer der aus der Hitlerzeit stammenden basaltenen Rhön-Berghöfe, jetzt allerdings freundlicher verputzt und nicht mehr so kasernenmäßig aussehend wie zur DDR-Zeit - erreiche ich über Basalt-Schotterwege den Buchschirmberg bei Hilders. Schöne Aussicht auf Hessen und Thüringerrhön - die Wolken verziehen sich kurz – die Hütte aus Stein und Beton ist aber ungeeignet als Schutz. Ich lasse Nataja von von 9.35 bis 9.45 fressen.
Dann geht es entlang von Skiloipen zum Grenzweg, und wieder auf die thüringische Höhe, zwischen Birx und Frankenheim hindurch, an einem stehen gelassenen Grenzturm vorbei, zum Dreiländereck, wo ich um 11.00 etwa 10 Min Rast einlege. Über den Querenberg geht es zurück (Huteweide mit großen Bäumen, aber alles voller Hochsitze).
Nun ist die Bayrische Rhön erreicht - und der erste Eindruck am Schwarzen Moor ist katastrophal: busladungsweise Touristen, Imbiß- und Nippesbuden, überall Verbotsschilder: "NSG Lange Rhön – Wandern nur auf markierten Wanderwegen gestattet!" – "Dieser Weg ist kein Wanderweg! - Betreten verboten" (in Rot). Aber Jeep-Spuren außen entlang... Zwei Wochen lang war ich froh so etwas nicht zu haben! Birkhuhn-Fanatismus!
Wenn ein wirkliches Interesse bestünde, die Besucherströme einzudämmen, wäre das erste, die "Hochrhönstraße" abzureißen, dieses mit Sondermitteln finanzierte Relikt aus dem kalten Krieg. Sie ist obsolet geworden. Die Leute sollen gefälligst laufen anstatt überall mit dem Auto hinzukutschieren!
Schöner Weg über den Melpertser Rasenberg zum Whs. Thüringer Hütte. Hier mache ich Mittag von 12.35-14.15 und esse gut – Nataja frißt Gras; an einer alten Eiche angebunden. Jetzt droht Regen.
Ich will heute nochmal auf der Hohen Rhön bleiben, obwohl ich es in einem Rutsch bis ans Ziel schaffen könnte, und will den östlichen Kammwege reiten, obwohl ich den schon lange kenne (seit 1988).
Schön ist die Aussicht von der Höhe, besonders östlich vom Heidelstein. Am Steinernen Haus (kleine bewirtschaftete Hütte in einem ehemaligen Basaltbruch mit kleinem See) mache ich kurz Rast von 15.40-15.50 und esse ein Eis.
Ich schaue mir die eingezeichnete Hütte auf dem Weg hinab nach Ginolfs an aber es ist keine Schutzhütte. Eine solche hat die ganze bayrische Rhön nicht zu bieten!

Beim Aufstieg zum Heidelstein bessert sich das Wetter, teilweise scheint die Sonne. Dann geht es hinab zum Hessischen Roten Moor (Schotterweg). Am dortigen Pausenplatz reite ich heute vorbei. Im Trab den Kiesweg hinab durch den Wald zum Schwedenwall. Über die kleine Straße, geht es auf der anderen Seite steil hinauf zur Kleinen Hölle. Unvermutet eine herrliche Aussicht auf Brendtal, Bischofsheim und das gesamte Grabfeld. Ich reite noch ein kurzes Stück weiter zum Simmelsberg vor Gersfeld - Aussicht über die Wasserkuppe und hessische Rhön; keine Hütte - aber beim Himmeldunkberg gefällt es mir besser und dort beende ich den Ritt um 18.00.
Ein paar Bänke auf herrlicher Hochweide - gutes Futter - und Blick auf die verbotene Dammersfelder Rhön, die 1936 - wie alte Rhöner sagen - der "Zorn des Herrn traf". Seitdem ist sie Truppenübungsplatz, abgesperrt, und das Betreten strengstens untersagt.
Neun Kilometer von hier sehe ich die Schwarzen Berge und Platzer Kuppe leuchten. Fast ein bisschen wehmütig bin ich daß ich sie morgen nicht erreichen kann. Aber ich muß zurück! Aber dieser Ritt war einer der schönsten - und ich werde noch lange davon zehren..!

4. August (14.Tag, 31km)

Sonnenuntergang über den Kuppen der hessischen Rhön, eine traumhafte Abendstimmung. Kühl am Abend - auf 880m Höhe. Am Morgen wache ich erst um 7.30 auf – und um 9.05 breche ich mein letztes Lager ab. Behutsam wird zum letzten Mal die Ausrüstung verpackt. Die immer gleichen Handgriffe sind mir in den letzten Tagen ganz vetraut geworden. Wann wird es auf die nächste Reise gehen..?
10 Min unterhalb des Gipfels, ein gut sprudelnder Brunnen (getränkt). Steil hinab geführt nach Oberweißenbrunn. Am Fuße des Arnsberges beim Ort, Schutzhütte mit Wiese und Wasser.
Es wird sonnig und warm. Wir steigen auf zum Kloster Kreuzberg (ein Basaltbau, wie schon mehrfach gehabt). Ich gehe weiter bis zum Gipfel. Die Wiesen östlich lässt man offenbar zuwuchern. Dann geht’s über Waldwege hinab zum Neustädter Haus. Ich mache Pause von 10.50-11.05.
Steil hinab, aber feine Wege, nach Kilianshof. Schmuckes Örtchen in allerschönster Lage an die Rhönhaupthöhe geschmiegt. Wir gehen hinab in ein Tal, und dann durch gepflegten Mischwald (Hochwald aus Fichten, Kiefern und Buchen) – zuerst unbefestigt (herrlich zum Galoppieren), dann feine Kieswege. An der Eisernen Hand tritt die Straße zum Höhenweg hinzu und der Weg verschwindet kurz. Außerdem überall Schilder "Wildschutzwald. Betreten vom 15.3. bis 15.7 nur auf markierten Wegen" usw. – ich sehe schon, im Kreis Neustadt lieben sie die Schilder in der Natur! Oder braucht der Wald hier mehr Ruhe als überall sonst..? Vielleicht schenkt man aber auch nur jammernden Jägern hier mehr Gehör als woanders..?
In einem kleinen Tal mache ich an einer Jagdhütte (Karlshütte) von 12.20-14.05 Pause und koche mir nochmal etwas. Irgendwie habe ich nicht richtig Lust schon zum Ziel zu kommen. Etwas viele Fliegen für das Pferd hier.
Es bedeckt sich wieder, und am Nachmittag kommen leichte Schauer auf.
Ich reite wieder zur Höhe hinauf, zur Bildeiche, und folge ab hier dem schön reitbaren Weg mit dem blauen Dreieck. Meist ist er unbefestigt – nur an einigen Stellen haben Bauern versucht, ihn mit kaputten Dachziegeln u.ä. zu "verbessern" – vermutlich sind die Deponiegebühren auch in Bayern zu hoch...
Entlang einer Erholungsanlage, geht dann ein feiner Kiesweg nach Hohenroth, dann geht es lange durch den Ort. Nataja scheut noch immer an jeder Ecke vor irgendetwas – aber es ist mehr nur ein Jux. Nun kommt der Abstieg ins Tal der Fränkischen Saale, und um 15.35 bin ich zurück in Bad Neustadt beim Reitclub Rhön und der Wanderritt ist vollendet. Der Himmel ist bedeckt und es wird kühler. Ich lasse Nataja noch etwas Hafer fressen und koche mir einen Kaffee, bevor ich mich auf die Heimfahrt mache. In die Rhön komme ich wieder!
 

© Frank Mechelhoff