taunusreiter TAUNUSREITER
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Update Juni 2016
 

Wenig bekannte ZITATE zur REITEREI  (Teil 2)

Pferd gezäumt
                  ohne alles
Bild mit freundlicher Genehmigung  von www.reiterpraxis.de

Kleiner Hinweis für Freunde von Copy& Paste, besonders bei Facebook:
Wer meine Zitate auf seine eigenen Seiten übernimmt, also ohne die Bücher selbst gelesen zu haben -- ich kann dies feststellen, da ich in jedes Zitat winzige Änderungen einbaue, um dies nachvollziehbar zu machen... -- möchte doch bitte auch auf meine Seite verweisen.  Insbesondere auf FB-Seiten von Profi-Ausbildern, oder solchen die gern welche wären, macht das sonst nicht den allerbesten Eindruck..! - Dankeschön.

Über die Arbeit mit Pferden

"Der natürliche Mensch macht ja bekanntlich alles falsch, und alle nicht erfahrenen Reiter wollen dem Pferde etwas lehren. Es zeugt schon von einiger Kenntniß der Sache, wenn man sich nur damit beschäftigt, Fehler des Pferdes ablegen und abstellen zu wollen, statt Tugenden mit ihm zu üben. Ich bin noch nie bei Pferden weiter gekommen, als ihre Fehler abzustellen. Gott hat den Pferden die Gabe verliehen, ihre Glieder zu gebrauchen, und wenn der Reiter nur alles abstellt, was diesem höchsten Gebrauch der Glieder hinderlich ist, so kommen die Tugenden von selbst."
(Otto v Monteton, Anglomanie und Reitkunst, 1877)


Über Führung (I)

Mir fehlte es in meiner Jugend nicht an Passion, aber gänzlich an Menschenkenntnis in dieser bösen Welt. Das einzelne Herausreiten aus dem Gliede wurde von meinem Zuge - ich war Leutnant - vom Divisionskommandeur verlangt. Ich hatte nur drei Reiter, die es nicht konnten, und diesen hatte ich gesagt, wenn sie es bis zur Besichtigung nicht könnten, würde ich sie zuerst herausrufen. So that ich - und ärgerlich wandte der General das Pferd und ritt fort.
Bei Tisch fragte er mich. Ich antwortete: „Excellenz, ich hatte es den Leuten angedroht, um sie zu beschämen.“
Er klopfte mich auf die Schulter und sagte: „Die Erziehung mag ganz gut sein, aber wenn Sie in dem System fortfahren, wird nie etwas aus Ihnen werden.“ Dieser Ausspruch ist denn auch eingetroffen. Ein schallendes Gelächter der ganzen Tischgesellschaft belehrte mich über meine „sokratische Weisheit“. Ja es hat eben jedes Ding seine zwei Seiten, aber mich würde es doch noch mehr beschämt haben, wenn ich meine Sünder ihm verheimlicht hätte, als meine mangelnde Menschenkenntnis, indem ich mich dem Gelächter preisgab.
Nun nehmen Sie aber einen Rittmeister, der alles allein machen will und glaubt, dass nichts geht, wenn er nicht seinen Senf dazu giebt. Erstens ist es zum „Auswachsen“ langweilig, alles wird schläfrig, jeder Dienst dauert viermal so lange, als wenn jede Staffel selbständig ist. Die Schwadron wird immer passiver und der Rittmeister immer erregter, niemand lernt etwas, die Passion wird ertötet, und je mehr sich der Rittmeister zerreisst, je verhasster wird er, und je stumpfsinniger wird die Schwadron. Es ist das System, Offiziere, Unteroffiziere und Leute zu Faulenzern und Nichtsthuern zu erziehen, und den Dienst jedem zum Ekel zu machen.
Es giebt nur eine Hilfe, nämlich dass der Oberst ihm sagt:
"Wenn Sie den masslosen Hochmut, sich einzubilden, dass Sie alles nur allein machen können und müssen, nicht ablegen, so ruinieren Sie sich und Ihre Schwadron. Dass Sie sagen, ich kann mich auf niemand verlassen in meiner Schwadron, zeigt schon, dass Sie nicht einmal ein Reiter sind. Denn wenn Ihr Pferd etwas leisten soll, so müssen Sie sich auf des Pferdes Eigenschaften verlassen, und nicht auf Ihre Beihilfe. Diese Eigenschaften haben Sie in der Dressur auszubilden und zu belehren. Das Pferd am Gängelband nehmen, kann man nicht reiten nennen -- und das sind unvernünftige Tiere, denen die Sprache zu reden und zu hören versagt ist. Also müssen Sie sich davon überzeugen, wie falsch Sie es in Ihrem Hochmut angefangen haben, wenn Sie niemand besitzen, auf den Sie sich verlassen können.
Ich kann mich vielleicht auf Sie, aber auf Ihre Schwadron kann ich mich nicht verlassen! Das kann mir aber nichts helfen, denn wenn Sie morgen nicht da sind, habe ich eine unbrauchbare Schwadron. Und die soll noch tauglich sein, wenn alle Offiziere und Unteroffiziere tot sind. Nur die Schwadron ist brauchbar, die so selbständig ausgebildet ist, dass sie sich durchaus nicht ratlos fühlt, wenn sie keine „Vorgesetzten“ mehr hat."
Sieht er das nicht ein, so würde ich ihm die Schwimmanstalt übergeben, er solle mir mal Schwimmer ausbilden, aber nur an der straffen Leine. Wenn ihn auch das nicht kuriert, so ist er reif für — den "blauen Brief".


Über Führung (II)

"Haben Sie schon einmal von einem Rittmeister gehört, wenn er mit den unterstellten Offizieren von der eigenen Schwadron spricht, er sich gelegentlich des Ausdrucks bedient "bei unserer Schwadron" und nicht stets sagt: bei meiner? -
Ich kannte nur einen in meinem langen Leben, und das war mein Schwadonchef, bei dem ich zehn Jahre Lieutenant gewesen bin, also von den fünfzehn Jahren, wo ich Secondelieutenant war, zwei Drittel.
Die Besichtigung (durch hohe Vorgesetzte) war ihm sozusagen nur ein verlorener Tag, wo die ruhige Arbeit der Ausbildung unnütz gestört wurde. (...) Er hatte als Grundsatz der Ausbildung hingestellt: Es muß alles von selbst gehen. Zuerst die Pferde. Die Pferde müssen alles allein können und machen, und der Reiter hat nur noch die Hilfe dazu anzudeuten.
Ein Pferd, welches dem Reiter noch fortläuft, hat noch keine Haltung; ein Pferd, welches noch geschoben werden muss, keine Gehlust; ein Pferd, welches einen Sprung innerhalb seiner Fähigkeiten versagt, kein Herz. Ein Unteroffizier, der der Aufsicht bedarf, keine Passion. Ein Lieutenant, dem man keine Fehler gestatten will, hat keine Gelegenheit, durch Schaden klug zu werden, welches die einzig klugmachende Methode ist, und er wird nie selbständig und unternehmend werden. Jeder, auch der Schwadronchef ist immer abkömmlich; freut sich doch jeder, mal einen Tag einen höheren Posten einzunehmen. Jeder einzelne Mann muss sich so selbständig fühlen, dass er nur der Sache, aber nicht dem Vorgsetzten dient, das erweckt Lust zum Dienst, und wenn er es falsch gemacht hat, wird er belehrt, aber nicht bestraft. Kein Frage- und Antwortspiel aus gedruckten Vorschriften. Diese muss der Mann zu seiner Information kennen, aber gefragt wird er nur so, dass er die Antworten seinem Nachdenken verdankt. Wer bei der Besichtigung seinen Fragekasten tadellos abraspelt, der ist ein "Türke", er treibt Spiegelfechterei und streut seinem Vorgesetzten Sand in die Augen.
Selbstlos jeden in seinem Wirkungskreis die Aufgabe allein lösen lassen, das erzieht Persönlichkeiten, die an jeder Stelle zu gebrauchen sind, und vor allem Passion für die Sache bekommen.


Otto v. Monteton, Über stätische Pferde, 1899.
(Otto Digeon v. Monteton, aus einer Offiziersfamilie im Havelland mit hugenottischen Wurzeln, geboren 1822, kam 1834 ins Kadetten-Korps und wurde 1840 Seconde-Leutnant im 10.Husaren-Regiment, heiratete 1847, nahm 1856 als Premier-Leutnant seinen Abschied und wurde Landwirt. 1859 und 1866 meldete er sich als Reservist freiwillig, erhielt die Landwehr-Schwadron des 9. Husaren-Regiments und wurde 1870 im Französischen Krieg Rittmeister. Sein Gut Bertkow in der Altmark verkaufte er 1874, zog nach Berlin 1881, und starb 1913 in Salzwedel)

Was ist Horsemanship?

"Egal, ob wir über den Umgang mit Menschen oder mit Pferden sprechen: Behandle sie nicht, wie sie sind. Behandle sie so, wie Du Dir wünscht, dass sie wären."

"Jeder kann ein guter Horseman werden. Es spielt keine Rolle, welche Kultur oder welche Hautfarbe eine Person hat; ob sie groß, klein, hübsch oder weniger attraktiv, reich oder arm ist. Nichts davon hat für das Pferd eine Bedeutung. Das, was für das Pferd zählt, ist, wie es sich neben Dir fühlt"

Buck Brannaman (amerikanischer Pferdetrainer)

Was ist Freizeitreiten? 

"Alles Freizeitreiten, das diesen Namen verdient ist, es sei denn zum Wohle des Pferdes, desinteressiertes Reiten. – Dem Freizeitreiter geht es weder darum, Blumentöpfe zu gewinnen, noch darum, in irgendeiner vereinsinternen Erfolgsbilanz zu erscheinen. Er ist weder Berufsreiter, noch Jäger zu Pferd, noch Sportreiter; er reitet höchstens um des Reitens willen, dann allerdings „pferdegemäß“. Dem Freizeitreiter geht es mehr um sein Pferd und dessen Wohlergehen als um den Spaß am eigenen Reiten, er interessiert sich ebenso sehr für Pferdehaltung und Pferdewartung wie für das Reiten. Deshalb hat er unzählige Bücher über Pferde gelesen, das Longieren und Reiten bei seriösen Ausbildern gelernt. Sein Hobby beginnt ihm längst über den Kopf zu wachsen. Er gibt dennoch nicht auf; im Gegenteil, er will an den Pferden gutmachen, was die Domestizierung an ihnen verbrochen hat. Nur deswegen reitet er verhältnismäßig „naturbelassene“ Kompakt- resp. Robustpferde. – Den Lohn für seine Bemühungen findet er auf einsamen Ausritten oder Wanderritten im vollkommenen Sichverstehen mit seinem Pferd, auf denen er die Welt nur noch durch die Pferdeaugen, über die Pferdeohren und über die Witterung des Pferdes wahrzunehmen scheint. Sein Pferd trägt sich derweil in lockerer Selbsthaltung, d.h. in einem Gleichgewicht, in dem es für feinste Hilfen – oft sogar unbeabsichtigte – empfänglich ist.

Die Landschaft hinter ihnen ist vergessen, die Landschaft vor ihnen liegt verschleiert. Nur das Jetzt und eine Pferdelänge des Weges unmittelbar vor ihnen zählt. Das ist Freizeitreiten, pferdegemäßes Reiten. Dazu gehört Bescheidenheit und das Wissen, dass wir unseren Pferden gegenüber nichts wissen, nichts können, außer dem einen: ununterbrochen neu versuchen, sie und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Unseren Pferden gegenüber sind und bleiben wir alle Anfänger und müssen deswegen lernen, lernen, lernen. Wer eines Tages ausgelernt haben möchte, wende sich etwas anderem zu: dem Kegeln vielleicht oder dem Alphornblasen – nur nicht den Pferden.

Also lernen wir, unsere Pferde jeden Tag besser zu halten, besser zu warten, besser zu beschäftigen, besser zu erziehen; also lernen wir, unsere Pferde richtig zu longieren! […]" (Sadko G. Solinski, Reiter Reiten Reiterei, S.133)

Zitate-Sammlung zum Thema "Hilfszügel

„Einige Reiter behaupten, daß man durch den Gebrauch dieses Werkzeugs (Stoßzügel/ Martingal) das in die Hand stoßen und Kopfschlagen eines Pferdes verhüten könnte. Es ist unsinnig , ein Pferd durch solche Hilfsmittel in seinen Unarten zu bestärken anstatt es ihm abzugewöhnen. Ein Martingal hat in einem guten Stall nichts zu suchen.
François Robichon de la Guérinière, Ecole de Cavalerie, 1733  (dt. Die Reitschule, o.J., S.14)

„Hilfszügel sind dort (in der Pferdeausbildung) meist faule Knechte, die den Schein geben helfen und andere faule Knechte im Nichtstun unterstützen (..) Hilfszügel geben so leicht den Anstrich eines Fortschrittes und sind deshalb bei den Leuten, denen es nicht um das Sein, sondern um den Schein zu tun ist, so beliebt.
Friedrich von Krane, Anleitung zur Ausbildung der Cavallerie-Remonten, 1870, S.291

„Alle toten Vorrichtungen und Hilfszügel, also solche, die durch Festbinden oder Schnallen eine gleichförmige Wirkung äußern, schaden ohne Ausnahme mehr als sie nützen, da sie sämtlich das Maul des Pferdes verderben, denn die Einwirkungen durch das Gebiß können nur von der lebenden und feinfühlenden Hand des Reiters richtig abgewogen werden.“
Gustav Steinbrecht: Gymnasium des Pferdes, 1886 (1995, S.91)

„Es gibt sogar Reiter, die sich mit Pferderausbildung befassen, und die in ihrer Rat- und Gefühllosigkeit zum feststehenden Ausbindezügel, zum flaschenzugartig wirkenden Schlaufzügel und anderen sinnreichen Konstruktionen von Hilfszügeln greifen, welche Kopf und Hals des Pferdes herunterziehen und so eine Beugehaltung erzwingen, die eben nur eine Zwangshaltung sein kann. Man kann mit solchen Methoden und der nötigen grausamen Ausdauer beste Pferde zerbrechen und ihnen den Lebensmut nehmen.
Udo Bürger: Vollendete Reitkunst, 1959 (1966, S.100)

„Die Ausbindezügel werden immer dann verwendet, wenn das Pferd ohne Reiter gearbeitet wird, oder aber dieser der Führung des Pferdes weitgehend enthoben werden soll“
Alois Podhajsky: Die Klassische Reitkunst (1965), Seite 23

Hilfszügel sind für Hilfsschüler. Die Ausbildung eines Pferdes braucht Zeit und Geduld, aber unter gar keinen Umständen Hilfszügel!
Claus Penquitt: Die Freizeitreiter-Akademie (1993), Seite 54

PHILLIPE KARL

"Schon zu Beginn der Ausbildung an der Longe erzwingt der Reiter das Nachgeben im Genick mittels diverser Hilfszügel (Ausbinder, Schlaufzügel, und so weiter), unter Mißachtung des Pferdemauls, das mit speziellen Reithalftern zum Schweigen verdammt ist. Anschließend bemüht er sich vom Sattel aus, die Wirkung dieser Notlösungen durch eine tiefe Handhaltung zu reproduzieren und zu verlängern - wenn nötig wiederum unterstützt durch Hilfszügel. (..) Das ist die katastrophale Bilanz einer von der tief gehaltenen Reiterhand besessenen Art der Dressur. Sie beruht auf einer widernatürlichen Auffassung der Handeinwirkung und folgt zusammen mit dem systematischen Gebrauch von Druckmitteln dem Prinzip der Nötigung. Solche Prinzipien erzeugen unweigerlich autoritäre Methoden und grobe Vorgehensweisen. (...) (S.40)

"Der Reiter, der das Nachgeben im Genick mit Hilfszügeln erzwingt und das Pferdemaul mit speziellen Reithalftern zuschnürt, handelt nicht anders als ein Erzieher, der ein Kind knebelt und am Stuhl festbindet um es zur Ruhe zu zwingen.

"Unter solchen Umständen versteht man auch, warum die Richtlinien der FN sich nur für Pferde mit gutem Gebäude interessieren, die bereits am Zügel stehen (...)

"Und dennoch sind Ausbinder, Schlaufzügel und maulkorbähnliche Reithalfter allgemein gebräuchlich geworden. (...)

"Aus diesem unreflektiertem Grundatz ist eine ganze Lehre hervorgegangen, die inhaltlich dürftig und in ihrer Form autoritär ist" (S.41)

"Der Zügelgehorsam darf nicht aus einem Kampf zwischen dem Genick des Pferdes und den Armen des Reiters ergeben(..) Die erste Aufgabe der Hand ist es, dem Maul in all seinen Bewegungen zu folgen, so dass sie niemals eine bestimmte Haltung erzwingt. Die berühmte ruhige Hand muss also in Bezug auf das Maul ruhig sein, nicht in Bezug auf den Pferderücken.(..) Es ist also nicht die Hand, die sich bemüht, den Kopf des Pferdes zur Unbeweglichkeit zu zwingen [noch viel weniger ist das die Aufgabe toter Instrumente wie Hilfszügel, Anm. FM], sondern der Pferdekopf, der es dem Reiter nach und nach erlaubt, die Hand ruhiger stehen zu lassen. Das Pferd mit ruhiger Hand zu reiten ist ein Ziel, keineswegs jedoch ein Mittel der Ausbildung" (S.72)

Phillipe Karl: Irrwege der modernen Dressur - Die Suche nach einer "klassischen Alternative". Cadmos, Brunsbeck, 2006/2007, ISBN 978-3-86127-413-1 - Hervorhebungen von mir




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