taunusreiter TAUNUSREITER
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Gähn!

Pferdesteuer ? Warum nicht, die Hundehalter zahlen ja auch?

Häufig wird argumentiert dass auch Pferdehalter für Ihr Hobby Steuern zahlen sollen; die Hundehalter zahlen ja auch dafür. Außerdem würden sich hauptsächlich wohlhabende Leute Pferde leisten; sie gehörten also nicht zu den "Armen" bei denen nichts zu holen ist. Außerdem verschmutzten die Pferde die Straßen nicht weniger als die Hunde. Dann wird meist vorgeschlagen (der Größe des Pferdes im Vergleich zum Hund entsprechend) eine Steuer von etwa 1.000 EURO pro Jahr und Pferd zu erheben.
Diese Argumente sind allesamt nicht stichhaltig und werden im folgenden geordnet nach Themen entkräftet.

Entsprechende "Vorschläge" hört man nicht selten -- nicht bloß auf Dorfstammtischen, sondern bisweilen auch in Gemeinderäten u.ä. Gremien. Verschiedene Dorfbürgermeister und Gemeinden in Deutschland hatten diese Idee schon und probiert Pferdesteuern einzuführen. Damit durchgekommen ist bislang keine einzige.

Hier sind die Gründe, warum nicht.

Wirtschaftsfaktor Pferd
Das Pferd ist in ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in ländlichen Regionen. Ein Reitpferd/Freizeitpferd zu halten kostet im Durchschnitt 500 EURO pro Monat, davon entfallen rd. 2/3 auf Einstellung und Futter und kommen direkt den landwirtschaftlichen Betrieben zugute, 1/3 auf Dienstleistungen wie Tierarzt und Hufschmied, Kosten von Reitsportzubehör sowie Fahrten zum Pferd (die meisten Pferdebesitzer haben ihr Pferd nicht am Wohnort untergebracht). Ein Aufzuchtpferd zu halten kostet nicht viel weniger. Pferdezucht ist ebenfalls ein bedeutender Erwerbszweig landwirtschaftlicher Betriebe. Der Pferdemarkt verzeichnet seit vielen Jahren rückläufige Preise, woran maßgeblich die starke Konkurrenz aus dem Ausland, namentlich Osteuropa beteiligt ist (Stichwort: EU-Osterweiterung). 3-jährige Rassepferde mit Papieren sind z.T. schon für 3.000 EUR zu bekommen. Die Belastung der Züchter mit einer Pferdesteuer würde die breite Masse sofort aus dem Markt drängen; ohne diese ist auch der hochgelobten deutschen Spitzenpferdezucht die langfristige Basis entzogen. Viele kleine Reitbetriebe und Reitschulen, die oft nur 5-15 Pferde unterhalten, würden eine entsprechende Besteuerung ebenfalls nicht überleben, da sie die Preise nicht entsprechend erhöhen könnten. Viele Reitschulen wie auch Pferdezuchten werden im Nebenerwerb betrieben und wirtschaften an der Rentabilitätsgrenze.
 Die Zahl der Pferde in Deutschland soll fast 1 Mio betragen (geschätzt nach dem Jahresbericht der FN 2005). Genau weiß das niemand. Geschätzt verdienen ca. 300.000 Menschen in Deutschland ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit dem Pferd. Ein Gesamtumsatz von ca. 6 Mrd. EURO wird in Deutschland pro Jahr rund ums Pferd erwirtschaftet.
So unterschiedlich und oft auch uneinig die Reiter und Pferdebesitzer im allgemeinen sind, so klar ist es angesichts dieser Zahlen, dass sie sich bei Bedrohung ihres Hobbies zu einer "Lobby" zusammenschliessen.
Aber auch ganz objektiv: In Zeiten des Spekulantentums auf Rohstoff- und Lebensmittelpreise sorgt das Pferd für stabile Nachfrage nach "real produziertem" Gras und Getreide, und nach ehrenwerter, im Schweiße des Angesichts verrichteter körperlicher Arbeit. Von Futures und Optionen wird das Pferd nicht satt.
Eine Pferdesteuer würde den Wirtschaftssektor Pferd abwürgen. Im Falle dass nur eine Gemeinde sie einführt würde sie für eine Abwanderung der Pferdehalter in Nachbarregionen sorgen.


Steuern auf Sport ?

Die meisten aktiven Reiter sind junge Menschen unter 21. Viele müssen sich das Reiten buchstäblich durch Stallarbeit verdienen. Die meisten Pferde gehen nicht im Leistungssport (was man so im Fernsehen an Reitsportübertragungen sieht) sondern sind reine Freizeitpartner zum Ausreiten, werden also im Breitensport genutzt. Viele sind auch zu jung oder schon zu alt um geritten zu werden oder dienen nur noch der Freude ihrer Besitzer und deren Familien.
Im allgemeinen, und grundgesetzlich geschützt, wird aber die Sportausübung in Deutschland nicht besteuert, sondern staatlich gefördert (wenn auch nicht finanziell, in Zeiten knapper Kassen). Wer sich Pferde leisten kann, hat das Einkommen das dazu nötig ist, bereits versteuert. Beim Kauf von Futter und Dienstleistungen fallen außerdem bereits die normalen Steuern für den Staat an.
Der Staat besteuert die Sportausübung übrigens deswegen nicht, weil zumindest der Breitensport als für die Bevölkerung gesund angesehen wird (sowohl das Reiten selbst, als auch das Ausmisten der Boxen oder die Pflege der Koppeln verlangen viel körperliche Bewegung) und insbesondere Sportvereine gemeinnützig tätig sind, u.a. in oft kostenlos oder zu geringen Beiträgen geleisteter Arbeit für Kinder und Jugendliche. Und jeder weiß dass ein Pferdestall eine anziehende Wirkung auf Kinder und Jugendliche hat, und diese vom Herumhängen auf der Straße oder von der Playstation und dem Computer abhält.


Sport für Reiche ?

Reiten ist schon lange kein Sport für "Reiche" mehr (und war das in den wirklichen Pferderegionen Deutschlands eigentlich auch nie gewesen). Heute können sich mehr Leute als früher Pferde leisten. Pferde sind, zumindest in der Anschaffung, beinahe billig geworden. Deswegen sind fast alle Pferdebesitzer normale, Lohn- und Einkommenssteuern zahlende Arbeitnehmer. Natürlich gibt es auch Unternehmer und Rechtsanwälte die Pferde besitzen, aber viel mehr
Studenten, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und Müllfahrer -- und viele von denen schuften sich für ihre Pferde bucklig. Dabei hilft es sich vorzustellen dass der Großteil der Pferde in Deutschland keine hochglanzpolierten Sport- und Turnierpferde sind. Die meisten sind Freizeit- und Robustpferde, viele sind Kleinpferde und Ponies unter 1.48m Stockmaß. Weil Reiten nichtsdestotrotz kein billiges Hobby ist, geben die meisten Pferdebesitzer den größten Teil ihres versteuerten Einkommens direkt aus, sparen somit weniger, und zahlen bereits so mehr Steuern als der Durchschnittsbürger. Für manchen kinderlosen Pferdebesitzer mag das Pferd, geduldig wie es gemeinhin ist, die Rolle eines "Kinderersatzes" wahrnehmen; es steht aber fest dass es für Pferde anders als für Kinder keinerlei Steuerfreibetrag gibt - im Gegenteil!
Typische Normalverdiener-Reiter geben ihr angespartes Geld eher im Inland, und seltener im Ausland bei Urlaubsreisen aus als der Durchschnitt, denn die meisten verbringen ihren Urlaub bei oder mit ihrem Pferd. Und um das Pferd transportieren zu können (sei es auch nur für den Notfall in die Tierklinik) braucht man Zugfahrzeuge mit relativ viel PS und Hubraum, die viel Kfz-Steuern kosten, besonders wenn man sich nur ein älteres Auto leisten kann. Auch wenn sie hauptsächlich herumstehen.


Schwierigkeiten der Steuererhebung und Kosten der Bürokratie
Nun könnte man, wenn man akzeptiert dass die Pferde ein wichtiger Wirtschaftszweig sind, auf die Idee kommen die kleinen (Nebenerwerbs-) Pferdezüchter und Reitbetriebe von der Pferdesteuer auszunehmen, und vielleicht auch noch die vielen Gnadenbrotpferde die nicht mehr geritten werden. Aber wer will das beurteilen? Damit schafft man sich mehr Bürokratie an den Hals, als man mit der Steuer verdienen kann. Trotz Equidenpass gibt es in Deutschland noch Hunderttausende unregistrierte Pferde, hauptsächlich solche die vor Einführung der Pässe geboren wurden. Es gibt für Pferde keine "Meldepflicht". Die Pferde und deren Besitzer oder Halter sind nirgendwo registriert, außer bei den Tierseuchenkassen - deren Mitgliedschaft aber auch nicht in allen Bundesländern Pflicht ist, oder unterschiedlich mal für die Besitzer, mal für die Halter oder Einstellbetriebe. Wo will man die Steuer erheben, am Wohnort der Pferdebesitzer, oder am "Wohnort" der Pferde, wo sie aber nicht erfasst sind?
Wenn man lediglich die draußen gerittenen Pferde besteuern will, etwa mit dem Gedanken dass sie doch für "Wegeschäden" aufkommen sollen u.ä., muß man bedenken dass es überhaupt keine messbaren Wegesschäden gibt die Reitern zugerechnet werden können, einzelne Reiter für von Ihnen angerichtete Schäden aber schon immer selbst aufkommen mussten (Verursacherprinzip), das also kein Grund für eine Steuererhebung für eine ganze Gruppe ist: höchste Deutsche Gerichte haben solche "Sippenhaftung" regelmäßig für rechtswidrig erklärt. Auch gibt es eine (streng zweckgebundene) "Reitwegeabgabe" in einigen Regionen und Bundesländern bereits - und diese ist juristisch hoch problematisch und kann keineswegs aber auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt werden. Ein Reitwegebau ist in den meisten Regionen Deutschlands vollkommen überflüssig, und wird selbst von denen nicht flächendeckend gewünscht die danach trachten das Reiten zu regulieren, und schon gar nicht von den Reitern selbst.

Gleichbehandlung mit Hundebesitzern
Die Hundesteuer ist eine Lenkungssteuer - d.h. der Staat möchte die Hundehaltung aus ganz bestimmten Gründen in bestimmten Gebieten verteuern, z.B. den Großstädten. Nun ist es sehr fraglich und man kann es wirklich diskutieren ob es dem Staat erlaubt sein sollte mit solchen "Lenkungssteuern" an seinen erwachsenen Bürgern wie kleinen Kindern herumzuerziehen, oder nicht.
Tatsache ist aber, dass in Großstädten, wo es viele Hundehaufen gibt, (außer von der Polizei) keine Pferde gehalten werden, und in ländlichen Gebieten, wo der Pferdedung anfällt, dieser sogar als Wirtschaftsgut (Dünger) angesehen wird. Damit dieser zum Wirtschaftsgut werden kann, ist es allerdings erforderlich diesen eine Zeit lang abzulagern, damit er von den Würmern zu Kompost verarbeitet wird, was zugegebenermaßen nicht immer so geschieht dass es niemanden stört. Dennoch ist Pferdedung, anders als die Hinterlassenschaften von Hunden, kein Abfall - selbst auf den Dorfstraßen nicht, wo er bald als bestgeeignetster Rosendünger in die Gärten getragen wird. Es ist daher absurd die "Hinterlassenschaften" von Pferden in dörflichen Abfallverordnungen u.ä. zu erwähnen.
Wenn oben festgestellt wurde dass das Pferd ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum ist, dann muss man festhalten dürfen dass jeder "andere" Wirtschaftsfaktor und jeder kleinere Betrieb wesentlich mehr Abfall produziert, dessen dauerhafte "Entsorgung" ungleich schwieriger und mit mehr Kosten verbunden ist.

Im übrigen braucht man auch als Reiter keineswegs mit der Hundesteuer und anderen "Bagatellsteuern" (deren Erhebungsaufwand für den Staat häufig über dem Ertrag liegt) einverstanden zu sein. Das ist aber kein Grund noch eine neue Steuer dieser Art einzuführen, sondern eher, sie allesamt abzuschaffen!

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- Flyer gegen Pferdesteuer -
(vergleicht mal die Texte: Die haben nett bei mir abgeschrieben, die Kameraden von der FN und VFD...)