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Neu Februar 2020

 

Risiko beim Reiten

Natascha und
                Khorsheet am Steilhang, Adventritt 2013

Gerade gelesen: "Schon wieder Vielseitigkeitsreiter/in tödlich verunglückt", "Wie gefährlich ist Reiten?"

Eines kann man den Vielseitigkeitsreitern nicht vorwerfen: Dass sie keinen Schneid haben, und kein persönliches Risiko eingehen. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, und das ihrer Pferde.

Doch ich frage mich: Zählt irgendwer auch die kaputtgerittenen Pferde?

Die haben sich den riskanten Sport nämlich nicht ausgesucht.

In der alten Zeit der Reiterei fragte keiner danach, welches Risiko der Reiter einging.

Wenn der Rittmeister v. W. mich im Sommer auf einem schmalen Fußsteig an einem starken Abhang des Vorharzes kriegen konnte, dann freute er sich und sagte, indem er vorritt:
„Sehen Sie, hier müssen die Pferde aufpassen, denn wenn sie hier fehltreten, dann brechen sie den Hals!" - und nun trabte er los, was er konnte.
Daß
unser Hals dabei auch in einer nicht ganz gesicherten Lage war, darüber hat er nie eine Bemerkung gemacht; denn die alte Zeit bekümmerte sich immer nur um die Pferde, und nie um die Reiter...
(OTTO D.v. MONTETON, in Anglomanie und Reitkunst)

Wenn dagegen heutzutage jemand sagt, dass Pferde angeblich rennen und springen wollen bis sie tot umfallen, dann sage ich: Ja. Solche Pferde gibt es. Sie sind sehr unbequem und alles andere als entspannend zu reiten, und im Leistungssport oder im Jagdfeld ein Risiko für sich selbst, ihren Reiter und andere. Sie sind auch meist nicht erfolgreich und halten nicht lange. Ihre Zucht oder Ausbildung sind mißraten. Die besseren und langlebigeren sind die, die kühl kalkulieren können. Der Verhaltenswissenschaftler und Züchter MICHAEL SCHÄFER (der viele Pferde in den Trabrennsport verkauft hatte) schreibt in einem seiner Bücher von der "bis zu einem gewissen Grad notwendigen Verdummung des Individuums für den Leistungssport". Nennen wir es freundlicher: Einseitigkeit - oft gefördert durch eine einseitige Ausbildung.

"Indem wir reiten, setzen wir das Liebste, was wir auf der Welt haben, aufs Spiel" - sagte mir vor vielen Jahren mal eine Reiterin.

Genauso ist es. Und wenn wir nicht reiten und die Pferde auf der Weide vergammeln lassen, ruinieren wir ihre Gesundheit ganz bestimmt. Es ist unsere Pflicht, unsere Pferde so halten und zu behandeln, dass Risiken klein gehalten und ihr Leben möglichst verlängert wird. Sie nicht in Watte zu packen, sie hart zu machen, aber nicht zu überfordern. Froh und frisch zu reiten, dann und wann auch ein kalkuliertes Wagnis einzugehen, aber nicht aus Gewohnheit oder aus Sportsucht. Und auf den - früher militärisch geforderten - Schneid möglichst zu verzichten. Motto "Keine Überraschungen". Sie sind der ärgste Feind der Pferdegesundheit und die häufigste Unfallursache.

Deswegen fragen echte Pferdemenschen so gern nach den alten Pferden. Sie kennen keine Reiter, sondern nur Pferde.

So können wir das Reiten im 21. Jahrhundert ethisch rechtfertigen. Nicht indem wir kaputtgerittene Pferde als Kollateralschäden abtun und den Leistungssport als einzige Existenzberechtigung der Pferde hinstellen. Das wäre dessen, und damit ihr, Ende.


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Reiten, nur mit Helm??