taunusreiter TAUNUSREITER
(c) Frank Mechelhoff 2001-2014  -  Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig
Verwendung der Bilder und Texte in eigenen Websites oder zu geschäftlichen Zwecken ohne meine schriftliche Genehmigung nicht gestattet  (Hinweise zum Copyright)

Kontakt: taunusreiter -at- yahoo.de


Neu 
Sept. 2014  Letzter Update Jan 2016

Hufbeschlag und Hufschutz - Fortsetzung

Seit drei Jahren steht meine (lange vorbereitete) Seite über den Hufbeschlag, die Seite eines "Amateurschmieds seit über 25 Jahren", nun im Netz, und ich habe dazu von fachkundiger Stelle viel Lob und kaum inhaltliche Kritik erhalten. Das spricht dafür, dass wohl nicht alles falsch daran sein kann. Auch dass sie bei Google u.ä. ganz oben zu finden ist, dürfte nicht auf Zufall beruhen, und ich zahle weder Google noch sonst irgendwem Geld für die hohe Platzierung meiner Seiten. Ich freue mich über jeden, der sie liest, und dem sie weiterhilft, das Thema "Hufschutz/ Hufbeschlag" vielleicht etwas differenzierter zu sehen als am Stammtisch... Aber aus Distanzreiterkreisen kam letztens doch eine Stimme, dass ich eigentlich von den modernen Materialien, die heute in den "internationalen Leistungsklassen" zum Hufschutz verwendet würden, doch überhaupt keine Ahnung hätte.
Dazu möchte ich kurz Stellung nehmen.

Warum sollen Plastikbeschläge nicht mit Stollen/Stiften versehen ("gepimpt") werden, um den Gleitschutz zu verbessern?

Bereits beim mit Eisen beschlagenen Pferd haben Stifte (viel stärker noch: Stollen) negative Wirkungen auf die Trachten, die auf mit Stiften/Stollen beschlagenen Eisen flacher werden, und dementsprechend nach jedem Beschlag Korrektur der Hufstellung erfordern.
Schlage nun Stollen oder Stifte in Kunststoffbeschläge und nagle sie unters Pferd. Was wird passieren? Der Plastikbeschlag ist wesentlich weicher und nachgiebiger als das Eisen unter dem Gewicht des Pferdes. Was ja eine gute Sache ist - aber nicht so bei eingeschraubten Stiften/Stollen: Bei jedem Aufsetzen des Fusses drückt sich das Material in der Umgebung des Stollens/Stifts in die darüber liegende Trachte oder Eckstrebe des Hufs. Der arme Huf! Du bekommst dasselbe Problem wie beim Eisen mit Stollen/Stiften, nur verschärft um demselben Grad, wie das Material weicher wie das Eisen ist.
Fazit: Der Gleitschutz beim Kunststoffbeschlag kann nicht durch Stifte/Stollen, sondern muss durch Material und Profilierung hergestellt werden. Hier gibt es bei den marktgängigen Modellen noch Verbesserungsbedarf, bzw. jedes hat Vor- und Nachteile. Dass zu "grobe" Profilierung zu ungleichmässiger Belastung des Hufs und Durchbiegung des Materials führt, ist im Prinzip nichts neues. Durch anhaftende Erde, Gras etc., aber auch zu hartes und glattes Material beeinträchtigte Haftung stellt ein Sicherheitsrisiko für Pferd und Reiter insbesondere bei schnellen Gangarten dar. Bei niedrigem Reittempo (überwiegend Schrittreiten) sind die Plastikbeschläge auch ohne Stifte/Stollen meist unproblematisch. Bei Distanzritten haben bestimmte Kunststoffbeschläge Vorteile auf hartem Boden und Asphalt, aus denen die heutigen Distanzstrecken - leider - zunehmend bestehen, die durch dem gegenüberstehende Nachteile auf Grasboden durch diejenigen Wettkämpfer mit "traditionellen" Beschlagtechniken oder auf Barhufpferden schwerlich zu kompensieren sind.

Klebebeschläge - "die" Lösung für den Hobby-Fliesenkleber?

Gleich vorweg, ich habe diese (auf Distanzritten in den USA und international beliebte) Art des Hufschutzes noch nicht selbst ausprobiert. Man muss auch nicht alles "am eigenen Leibe" oder am eigenen Pferd ausprobiert haben um dazu eine Haltung zu haben. Ich habe z.B. viele Sorten Hufschuhe nicht probiert, weil sie mir auf den Pferden meiner Mitreiter schon nicht gefielen, für den harten Gebrauch zu empfindlich erschienen oder schlicht nicht am Pferd hielten. Diese Nachteile scheinen die EasyBoot Glue-On's bei sorgfältiger Verarbeitung nicht zu haben. Als positiv bewerte ich die vielen Größen, in denen man diese "Klebestiefel" bekommen kann, sowie, dass sie guten Barfußpferden entgegen kommen, die man "nur zu besonderen Anlässen" wie langen Distanz- und Wanderritten anstatt regelmäßig beschlägt. Die Klebung scheint dank der großen Klebefläche recht haltbar zu sein, was man bei dem hohen Preis des zugehörigen Spezialklebers auch erwarten kann. Insgesamt scheint dies der erste, auf Distanz- und Wanderritten halt- und brauchtbare Klebebeschlag zu sein, was allein für sich eine gute Sache ist. Dennoch kann ich, außer dem praktischen Handhabungsvorteil, dass man als Reiter ihn nicht an- und ausziehen muss, keinen Vorteil gegenüber einem abnehmbaren Hufschuh in ähnlicher Machart aus PU-Kunststoff wie dem "SwissHorseBoot" erkennen, halte diesen sogar für besser geeignet, denn:
  1.   das Gewicht der Klebeschuhe ist höher (Klebemasse, ggf. Sohlenfüllung),
  2.   Hufatmung und -wärmeabführung sind durch das nicht atmende Material, Kleber und evtl. zusätzliche Sohlenpolsterung dauerhaft beeinträchtigt oder sogar ausgeschaltet. Wer schon miterlebt hat, wie "klebrig" sich Hufe nach einem langen Ritt mit SwissHorseBoots anfühlen, wenn diese ausgezogen, wird es nicht für einen Vorteil halten können, wenn die Hufschuhe über eine Dauer von 4 Wochen oder mehr fest angeklebt sind (was würden Sie denn davon halten, 4 Wochen lang Gummistiefel fest an die Füße geklebt zu bekommen, damit Sie diese nicht mehr regelmäßig an- und ausziehen müssen?);
  3.  die Hufe müssen vor Auftrag des Klebers zu dessen besserer Haftwirkung mit Lösungsmitteln entfettet werden. Der natürliche Flüssigkeitshaushalt der Hufe wird damit beeinträchtigt, die Hufe möglicherweise zu stark ausgetrocknet;
  4.   die Möglichkeiten der Feinbearbeitung der Klebeschuhe zur Feinanpassung sind sehr begrenzt. Diese kann insbesondere bei unregelmäßig geformten Hufen trotzdem nötig sein. In der Praxis wird der Hufbearbeiter den "bestpassenden" aus seinem, hoffentlich vollständigen, Lagerbestand auswählen und den Huf irgendwie passend machen (also genau das was man auch bei Eisenbeschlag eigentlich nicht machen sollte). Bezeichnender Weise gibt es auch im Herstellervideo dazu keinen Hinweis. Wahrscheinlich klebt der Kleber so gut, dass die Klebeschuhe trotzdem halten. Gut für den Verarbeiter, schlecht fürs Pferd. Hufschuhe zum Anschnallen müssen dagegen mit vergleichsweise viel Zeitaufwand manuell angepasst werden, sonst fliegen sie weg;
  5.   trotzdem die Anpassung an den Huf der Glue-Ons auf dem Herstellervideo einfach und schnell zu bewerkstelligen erscheint, ist der Kostenaufwand fürs Material (verschiedene Größen, Kleber, spezielle Werkzeuge) viel höher als bei anderen Alternativ-Beschlägen. Arbeitsweise und Anforderungen nach pingeliger Sauberkeit unterscheiden sich sehr vom üblichen beschlagsmässigen Vorgehen. Preisgestaltung und Rabattierung bevorzugen "Massenverarbeiter" die keine beschlagtechnischen Grundkenntnisse oder überhaupt Kenntnisse vom Pferd und Hufanatomie haben müssen, und könnten "Fliesenkleber" o.ä. dazu bringen beruflich umzusatteln, da die Arbeitsweise ähnlich ist und hier schnell verdientes Geld lockt. Für den interessierten Wettkämpfer und "Hufbeschlag-Amateur" der für seine Pferde das "beste" will, oder auch den professionellen Hufbearbeiter sind Einstiegsaufwand und Arbeitsweise dagegen abschreckend. Es wird mehr Abfall erzeugt. Dennoch ist die Haltbarkeit geringer (angegeben: 4 Wochen) als beim üblichen Beschlag;
  6.  dennoch: wenn ich einen guten Hufbearbeiter habe, der die Technik beherrscht, dem ich bei der Arbeit über die Schulter gucken (besser: den Huf aufhalten) kann um Pfusch auszuschliessen, und die übrigen Anforderungen wie oben skizziert passen, warum nicht einen Versuch damit unternehmen? Den "Stein der Weisen" (der geeignet wäre für jedes Pferd) wird in Punkto Beschlagstechnik schon so schnell niemand finden. Dieser ist es auch nicht...

Update Jan 2016 / Die Umstellungs-Manie mancher Reiter / Eigene Erfahrungen / Das Reitbuch (Beschlagbuch):

Ich lese oder höre immer soviel von Leuten die ihre Pferde beschlagtechnisch "umstellen" --- mal auf Plastiks, mal auf Hufschuhe, mal auf Barfuß... - und meine Meinung zu dieser ganzen Umstellungs-Manie ist, naja, ziemlich mäßig.
Dabei werden nämlich fast immer Äpfel mit Birnen verglichen, und angeblich haben alle Leute einen schlechten Hufschmied.
Ich, der ich meine Pferde nur ein paarmal pro Jahr (und wie ich meine: ziemlich gut) beschlage, kann gar nicht glauben dass es soviele miserable Hufschmiede gibt, obwohl ich natürlich auch schon miserable Beschläge gesehen habe, und manche Hufschmiede unserer Gegend am Beschlag erraten kann. Aber dass zB. ein Schmied zügig arbeitet und bei einem braven Pferd in 45 min fertig ist, sehe ich nicht als verdächtig an. Mit meiner, als Amateurschmied zwangsläufig geringeren handwerklichen Rouine und wenig gut durchstrukturierten Abläufen brauche ich eher 1 1/2 - 2 Std. Aber sicher gibt es auch die, die schnell arbeiten und Pfusch abliefern. Was ich aber am häufigsten sehe und höre ist, dass viele Reiter die Hufeisen ihrer Pferde (aus Geiz, Bequemlichkeit...) viel zu lang drauf lassen. Und an den sich dann zwangsläufig einstellenden Huffehlern und Lahmheiten ist dann der Schmied Schuld..?!? - Dann wird hinterher ein Vielfaches für Tierärzte, Huftherapeuten u.ä, ausgegeben, und ohne dass das Pferd dabei besser reitbar wäre? Jaja, früher gab es Reiter, heute sind die meisten bloss noch Pferdebesitzer..  -- Vielleicht wäre ich auch besser Huftherapeut oder sonstiger Pferde-Guru von Beruf geworden - doch halt, Ehrlichkeit ist es ja gerade, was die Kunden mit verzogenen oder kranken Pferden gerade nicht hören wollen, denn dann müssten sie ja etwas ändern, und ich müsste dann wohl verhungern.
Was jedenfalls Hufprobleme in vielen, wenn nicht den meisten Fällen verhindern, ganz sicher bessern würde, wäre, anstatt die Pferde von einem Extrem aufs andere "umzustellen" die Hufbeschläge rechtzeitig d.h. im Schnitte nach 7-8 Wochen herunter zu machen, den Huf dann zum Barfußgehen minimal zuzurichten, oder zurichten zu lassen, und bis zum nächsten Beschlag 2-5 Wochen (soweit es der Zustand von Hufen, Wegen usw. eben zulässt; im Winter ggf. auch länger) unbeschlagen zu reiten
Wie auch immer: Hier mal ein kleiner Auszug aus meinem seit 1995 ununterbrochen geführten Reitbuch (Abschnitt Beschlagbuch) mit einer zusammengefassten Beschlags-Statistik der letzten 4 Jahre für Khorsheet - mal entgegengehalten den "tollen" Berichten auf FB a la "Also mein Hotti ist seit 2 Wochen auf barfuß umgestellt, ich hab eine gaaanz tolle Hufpflegerin, und es läuft suuupi (auf dem betonierten Auslauf)! Macht alle mit!" - Herrgott hilf und schmeiss Hirn herunter!


Beschlagbuch



Ich kann hier nicht anders, als nochmal auf die Wichtigkeit eines Reitbuchs hinzuweisen, insbesondere für alle diejenigen die längere Wander- oder Distanzritte unternehmen wollen oder ihre Pferde auf andere Art leistungssportlich nutzen. Ganz früher führte ich mein Reitbuch in recht unstrukturierter Papierform als Taschenkalender, seit 1995 auf dem Computer (Tabellenkalkulation). Die wesentlichen festzuhaltenden Daten sind: Datum, Rittstrecke, Rittlänge, Rittdauer, Hufbeschlag, Wurmkuren, Impfungen, Medikamente, Besondere Beobachtungen.
Das Interessante daran sind natürlich die Auswertungen. Im Reitbuch zähle ich u.a. auch die KM je Beschlag. Eine Jahresübersicht angefertigt habe ich aufgrund eigener Befürchtungen, mein Pferdchen vielleicht "zu oft" zu beschlagen, auch im Zusammenhang mit Wettkämpfen, die mein Pferd zumeist mit Beschlag ging. So kam ich verhältnismäßig spät auf die Idee, mal gegenüberzustellen was meine Pferde "mit" bzw. "ohne" Beschlag im Jahr gingen.
Meiner Statistik zufolge ist mein Pferdchen 2014 erstmalig mehr km mit Beschlag, als ohne gelaufen; war aber nicht die meiste Zeit, sondern nur 45% des Jahres beschlagen. Die Wochenleistungen mit Beschlag lagen im Schnitt bei rd. 120km, 20% mehr als ohne. Einige der Ritte ohne waren auch mit Hufschuhen (was ich statistisch nicht, oder nur ungenau erfasse). Etwa 25% der aufgeführten KM lief sie als Handpferd/ungeritten. Wenn ich sie beschlage, dann geht sie hohe Wochenleistungen - etwa 750km kommen dann je Beschlagintervall zusammen, was Umbeschläge kaum zulässt. Meine Erfahrungen mit Plastiks sind so, dass diese im Schnitt nur 650km halten, Eisen können aber bis fast 1000 halten. Und da sie geringere Belastungen (80-100 Wochen-KM) noch sehr gut barfuß geht, habe ich, wenn Beschlag nötig war, bisher mit Eisen beschlagen und auf Plastiks bei ihr verzichtet - glaube aber gern dass sie mit diesen auch sehr gut gehen würde. Bis auf einen Beschlag waren alle Beschläge ohne Stifte, und auch bei dem einen (
Albdistanz/ 210km 3 Tage) waren die Stifte im nachhinein betrachtet unnötig, da die Wege stärker befestigt waren als von mir erwartet. Marke/Typ der Eisen immer St.Croix Eventer, alle mit 4 Nägeln befestigt. Keiner ging vorzeitig verloren. Zweimal traten Streifverletzungen hinten auf, erstmals bei diesem Pferd, bei den ersten zwei Wettkämpfen der Saison 2014, was mir als "alter Hase" höchst peinlich war, weil ich keine Streichkappen dabei hatte. Nachdem ich dann in Reserve welche mitführte, hörte es dann auf, und ich habe sie außer zur Gewöhnung nie angelegt. Ansonsten lahmte sie die ganze Zeit keinen Schritt.
Der Zehenwinkel (von mir minutiös überwacht) blieb je Beschlagperiode erhalten, bzw. hat sich im ganzen Zeitraum um ca. 3° gebessert, und liegt bei ihr mit 51° am unteren Level dessen was ich für dieses Pferd für richtig erachte. Aus all dem lässt sich bereits erraten dass ich von den genannten Beschlägen eine mittlerweile ziemlich hohe Meinung habe, was mich andererseits nicht davon abhält für Neues weiterhin aufgeschlossen zu sein. Demnächst werde ich mal probehalber die Seitenkappen weglassen.
Kein Beschlag folgte unmittelbar auf einen anderen; es gibt dazwischen immer Barfußperioden kürzerer oder längerer Dauer, im Winter im Schnitt 4 Monate.
Die KM sind ausgemessen und keine "Spinnerei". Mein Pferdchen bleibt bei solchen KM-Leistungen nett, lustig, zu gelegentlichen Bocksprüngen aufgelegt und von der Figur her sogar ein klein wenig "mopsig" (BCS 5) -- das möchte ich hinzufügen für Leute, die sich vielleicht nicht vorstellen können dass ein Pferd solche Leistungen schaffen kann ohne faul und anämisch zu werden. Geht sie weniger, beginnt das Reiten aufgrund von "Explosionsgefahr" schwierig zu werden.
Dienigen, die auf barfuß umgestellt haben, und ihr Pferd danach nicht nur hinstellen, um weiter am Hufschmied zu sparen, sondern vergleichbare Strecken reiten, wie mein Pferdchen barfuß geht (nämlich um 2500km im Jahr), haben meinen größten Respekt. Ich vermute aber, dass es (leider) nur wenige sind... 



Zurück zum "Basiswissen Hufbeschlag und Hufschutz"
Zurück zum "Unbeschlagenen Huf"
 

- zurück zur Homepage -