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Neu 30.8.2015

 


Wolf
Bild: Johannes Jansson (Wikipedia)

Was ist dran an der "Symbolik Wolf", wofür steht der Wolf?

Da veröffentlicht die taz am 15.8.2015 einen Artikel, in dem ein Autor namens Utz Anhalt radikale Rechte und Ausländerfeinde mit Wolfsgegnern gleichsetzt, nach dem Motto "wer gegen zweibeinige Zuwanderer ist, ist auch gegen vierbeinige". Der Artikel ist derartig krude, polemisch und schlecht, und erntet soviel Protest, dass ihn die taz schon am nächsten Tag wieder vom Netz zu nehmen sich gezwungen sieht.
Als nächstes wird gefordert, Leute die sich kritisch zum Wolf äußern, pauschal auf Rechtsradikalismus und Pegida-Sympathien zu "durchleuchten". Lassen wir uns diese Forderung mal auf der Zunge zergehen. Und fragen uns, was Leute mit solchen Forderungen für ein Demokratieverständnis haben, besonders zum Grundrecht auf Meinungsfreiheit. Da wird also Gesinnungsschnüffelei gefordert. Wo ist das im demokratischen Staatswesen vorgesehen? Gar nicht. Das war Aufgabe von Gestapo und Stasi. Leute die so etwas fordern, hätten also gern wieder eine Gestapo oder Stasi.


Schauen wir mal, wofür Wolfsbefürworter stehen. Da ist ein pensionierter Förster, Herr Wotschikowsky, nach eigener Aussage Wildbiologe (ich nenne es "Wolfskundler") der so tut als hätte er zu allem Ahnung, nie wissenschaftlich publiziert, aber das Selbstbewusstsein hat zu glauben, einen unter Konrad Lorenz promovierten Säugetierforscher mit Professorentitel widerlegen zu können... mit dem "Argument", dieser hätte ja meist über andere Tiere als Wölfe geforscht und publiziert. - Schauen wir mal, was war die Aufgabe von Herrn W. war, als er noch beruflich tätig war: Er war zweiter Mann im Nationalpark "Bayrischer Wald", dem ersten in Deutschland, in dem Erholungssuchende unter dem Vorwand "Naturschutz" möglichst ausgesperrt und Wege verbarrikadiert wurden -- was die Idee des Nationalparks so desauvoiert hat, dass es die Bevölkerung deutschlandweit noch immer auf die Barrikaden treibt, wenn Politiker irgendwo einen neuen aufmachen wollen. Wotschikowsky war der "Mann fürs Grobe", zuständig für Anfragen und Beschwerden von Naturfreunden, die mit Tränen in den Augen vor kilometerweise umgefallenen oder vom Borkenkäfer zerfressenen Nadelwäldern standen, weil "Experten" hier einen neuen Urwald heranzüchten wollten, als kostengünstige*) Form verwahrlosenden Naturschutzes. Dass er das "Bürgeranfragen-Abbügeln" gelernt hat und gut kann, merkt man seinen aalglatten Auftritten noch immer an. Deshalb ist Herr W. auch als Pensionär im gesetzten Alter noch gut im Geschäft.

"Wolf" war bekanntlich auch der Code- und Kampfname Adolf Hitlers. Der Wolf war vor 30 Jahren geheimes Zeichen und Wappentier von Neonazis, weil seine Lebensweise bestens zu den menschenverachtenden sozialdarwinistischen Phrasen der Nazis passte und passt. Ansonsten benutzten noch manche Gothics oder Punks den Wolf als Symbol oder Provokationsobjekt. Leute vom Rand der Gesellschaft also, worüber man den Kopf schüttelte, aber sich nicht allzu sehr wunderte. Dafür kann der Wolf selbstverständlich nichts.

Genausowenig kann er heute für die Wolfsträumer, die ihn als Symboltier benutzen, die in Betonburgen leben, vom freien Wolf schwärmen, der mitleidslos tötet, das Recht des Stärkeren rücksichtslos wahrnimmt. Vielleicht würden sie auch gern zu diesen "Starken" gehören, auch wenn sie es offenkundig nicht sind. Dabei werden die wenigsten von ihnen den Wolf in der Natur sehen, weil sie weit fort in den Urlaub fliegen, aber die Natur hinter der Haustür kaum kennen. Im Fernsehen oder Internet sehen die Wölfe in Polen, Russland oder anderen dünner besiedelten Ländern doch völlig gleich aus wie Deutsche. Nein, ich glaube nicht, dass diese Leute ebenso mitleidslos gegenüber Menschen sind, aber das Leiden von Tieren die der Wolf als Beute nimmt, interessiert sie nicht, und sie unterscheiden dabei auch nicht zwischen Wildtieren, die weglaufen können, und solchen die von Menschen, aber nicht zum Wolfsfraß, gezüchtet werden, und deren Besitzer das Gebot des Tierschutzgesetzes, jedes Tier in menschlicher Obhut vor Schmerzen oder unnötigen Leiden zu bewahren, als ethische Verpflichtung spüren und ernst nehmen. Und darunter leiden.

In den 1980'er Jahren hatten wir als Symbol des Protests in der Gesellschaft die Taube. Heute haben wir den Wolf.
Der Wolf eignet sich bestens für die heute so beliebte "Symbolpoltik" und große Gesten. Man macht zwar nicht wirklich Politik im Sinne der Umwelt, aber tut so und feiert sich für den Wolf. Man will sich den Wolf zwar leisten, kann ihn sich aber nicht leisten, denn für die Schäden will man im Grunde nicht aufkommen.
 
Ist die Gesellschaft in den letzten 20 Jahren nicht schon unsozial, roh, egoistisch und aggressiv genug geworden, dass wir ein Symboltier WOLF brauchen? Bräuchten wir nicht viel mehr ein Symboltier für Altruismus? Aber nein, denn sogar unsere "Gene" sind ja egoistisch, jedenfalls einer sehr gefragten genetischen Forschungsrichtung nach. Nicht wir sind schuld für unseren Lebenswandel, für asoziales Verhalten. Nein, nein, Die Gene zwingen uns dazu. Wirklich?

Woran, wenn nicht an undemokratische Gesellschaften, erinnert die Empfehlung mancher Wolfsfreunde, dass man Kinder im Wald als Eltern doch beaufsichtigen möge? Ist eine größere Entfremdung von der Natur denkbar? Sich nicht vorstellen zu können, dass der Wald für Kinder in den letzten Jahrzehnten sicherer war, als jede Großstadt?

Wolfsbefürworter machen Tierhaltern ungefragt Vorschriften, sogar solche die nie ein Tier gehalten, oder einen Meter Weidezaun aufgebaut haben, ohne dass sie die Übergriffigkeit bemerken. Sie sollen ihre Tiere wieder in den Stall stellen anstatt auf die Weide, wie es artgemäß ist. Dabei ist die Stallhaltung nicht nur ungesund, sondern mittlerweile oft zu Recht verboten. Sie sollen dichtere und höhere Zäune bauen. Nicht nur dass solche Hochsicherheitszäune nach den Naturschutz- und Bauvorschriften illegal sind, geschweige denn einen schönen Anblick bieten. Es gibt auch keinen Anlass mehr, Zäune zu bauen, deren Aufbau länger dauert, als die Tiere dort Futter zu fressen finden (Wir reden ja nicht über gut gedünkte Traktor-befahrbare Wiesen aus Industriegras, sondern jene schwer zugänglichen Grenzstandorte in den Mittelgebirgen, oft direkt am Wald gelegen, hangig, mit Dorngestrüpp, wo das Wort Landschaftspflege erst einen Sinn ergibt). Man stelle sich einmal vor: Im Jahr 2015 machen sich Weidetierhalter solche Arbeit, die einen Nutzen für die Gesellschaft bringt, für diese kostenlos! Deswegen kommen vermutlich einige auf die Idee, sie sei nichts wert. Doch welche Kosten sie wirklich verursacht, wird die Bevölkerung erst feststellen, wenn nur noch solche übrig sind, die diese Arbeit gegen Entgelt durchführen. Die Landwirte haben heutzutage keine Knechte mehr die solche Arbeit für sie erledigen. Die müssen alle Arbeiten im Betrieb selbst machen. Die Freizeittierhalter erst recht.

Wenn sich das alles nicht mehr rentiert, dann muss solch ein Wirtschaftszweig eben aufgegeben werden, hört man dann. Meist wohl von Leuten, die selber kein Fleisch mehr essen, die zwar manches von Mängeln in der industriellen Tierproduktion gehört, aber den Unterschied zwischen Industriefraß vom Discounter, und lokal vermarkteten, selbstgezogenen Lebensmitteln (lokale Arbeitsplätze, deutsche Löhne, deutsche Gesetze) nie verstanden haben. Was fällt einem bei solchen "Argumenten" ein? Sozialdarwinistische Dummheit? Nein, Charles Darwin würde sich dabei im Grab umdrehen und entweder weinen oder stinkwütend werden über die Verrohung heutiger Gegenwartsmenschen, denen es materiell an nichts fehlt, aber umso mehr ideell, und als Rechtfertigung für Rohheit und Egoismus dabei auf ihn sich berufen.

Ob die wohl aufwachen wenn ihr eigener Job wegrationalisiert wird? Dann wird es zu spät sein - für sie.

Nicht für ALDI, LIDL &Co. Die machen dann, dank Hartz-IV, noch bessere Geschäfte als vorher...

Ist die Wolfskampagne letzten Endes vielleicht von den Lebensmittel- und Agrarmultis eingefädelt, um die letzten unabhängigen Kleinbauern endültig fertig zu machen um deren Marktanteil einzukassieren?


Anmerkungen
*) frei nach dem Motto "Am besten hat's die Forstpartie - es wächst der Wald auch ohne Sie" (gefunden bei Horst Stern: Rettet den Wald)

Links:
Papst Franziskus: Dieses Wirtschaftssytem tötet
H.W.Ingensiep: Die Gene sind nicht egoistisch

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