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TAUNUSREITER (c) Frank Mechelhoff 2001-2013 - Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig Verwendung der Bilder und Texte in eigenen Websites oder zu geschäftlichen Zwecken ohne meine schriftliche Genehmigung nicht gestattet (Hinweise zum Copyright) Kontakt: taunusreiter ![]() Erstellt 2001, Ergänzt Nov. 2015 |
"Pferde besitzen Hufe, die sie
über Frost und Schnee tragen, und ein Fell, das sie vor Wind
und Kälte schützt.
Sie fressen Gras und trinken Wasser, und sie richten ihren
Schweif auf, wenn sie galoppieren.
Wenn sie vergnügt sind, reiben sie ihre Hälse aneinander.
Sind sie zornig, machen sie kehrt und schlagen die Hufe
gegeneinander.
-- Das ist das wahre Wesen der Pferde."
(Dschuang-tse, 3.Jh. v.Chr.)
Die Landwirtschaft ist in den deutschen Mittelgebirgen überall
rückläufig, da geringwertige Böden, kleine Flächen und steile
Standorte sich für moderne intensive Landwirtschaft nicht eignen
(davon abgesehen dass dies auch aus Naturschutzgründen nicht
generell erwünscht wäre). Völlig ohne geregelte
Bewirtschaftung nehmen aber zunächst unerwünschte und
minderwertige Grassorten überhand, werden dann von Büschen (z.B.
Weißdorn, Brombeeren) von den Ecken her durchwachsen, diese
Pflanzen werden immer dichter und höher, und am Ende ist ein
undurchdringliches Gestrüpp von Büschen und Pionierbäumen
entstanden (Sukzession), die zum Schluß nicht mehr per Hand
oder mit einfachen Geräten gepflegt, sondern nur noch mit schweren
Rodungsmaschinen geräumt werden kann. Diese Entwicklung geschieht
zwangsläufig, da Acker, Wiesen und Gründland durch
landwirtschaftliche Aktivität entstandene Kulturlandschaften
sind, die ohne menschliches Zutun ihre Gestalt verlieren. In
steilen Mittelgebirgslagen waren die Dorffluren um 1900 bei der
herrschenden großen Armut und Mangel an Einkommensquellen noch
arbeitsintensiv genutzt, als Kartoffel- und Rübenäcker, Hausgärten
(z.T. wurde sogar Weinbau versucht), als Kleinstweide für Schafe
und Ziegen (Schaf- und Ziegenzahlen etw 5-7x so hoch wie
gegenwärtig). Heute droht infolge des Zuwachsenlassens der Flächen
die Umzingelung der Dörfer (Neubaugebiete) durch Dorngestrüpp und
Pionierwälder, wodurch sich auch deren Kleinklima in Richtung
"kalt und feucht" verschlechtert, was der angestreben Erholwirkung
(weswegen sind die "Städter" einst aufs Land gezogen?)
zuwiderläuft.
Diese Entwicklung kann innerhalb von 30 Jahren geschehen, sobald
Flächen aus der Bewirtschaftung genommen werden. In manchen
südeuropäischen Regionen, in deren unrentablen Ländereien
ebenfalls die (vorher kleinstbäuerlich geprägte) Landwirtschaft
eingestellt wurde, hat die Sukzession immense Formen angenommen (ital.
"macchia") -- bis sie durch teils spontan entstehende, teils
bewußt gelegte Waldbrände reduziert wird, mit teils verheerenden
ökologischen Nebenwirkungen. Durch die zunehmende Trockenheit
(Klimaänderung) steigt die Gefahr solcher Busch- und Waldbrände
auch in deutschen Mittelgebirgs- und ehemaligen Weinbergslagen.
Eine Reihe weiterer Faktoren sind negative Auswirkungen auf das
Kleinklima, negativer Erholungswert der unbetretbar und
undurchsichtig gewordenen Landschaft, sowie biologische Verarmung
des monoton gewordenen Ökosystems, gegenüber den frühreren
vielfältigen kleinräumigen Nischen. Hinzu kommen andere hässliche
Begleiterscheinungen: das unbegangene und sichtbar verwahrloste
Land "um das sich niemand mehr kümmert" wird leicht mit
wilden Müllkippen bedeckt u.ä.
Es erhebt sich die Frage, wie diese Entwicklung mit akzeptablem
Aufwand aufgehalten werden kann. Grünland bewirtschaftende
Betriebe mit ausreichender Anzahl von Schafen oder Rindern
(Mutterkühe) sind nur regional begrenzt vorhanden (hauptsächlich
in den Neuen Bundesländern, Nachfolgebetriebe der LPG's).
Schäfereien haben fast immer viel zu wenig Tiere um die Flächen
wirklich abzuweiden und die Tiere nicht nur darüber hinweg zu
treiben, was nur minimale Pflegewirkung zeigt, wozu das
Überangebot von Flächen (und die Prämien- und Subventionsstruktur)
aber reizt. Graswerbung (Heu/ Silo) und Pflegeschnitte mit
Maschinen sind unökonomisch für die Leistungserbringer und müssen
kostenträchtig beauftragt werden (Gemeinden, Träger von
Naturschutzgebieten usw.). Außerdem sind die Flächen für moderne
schwere Maschinen fast immer ungeeignet bzw. unbefahrbar. Die
Resultate sind Bodenschäden, nachlässige Durchführung und/oder
ungenügendes Ausmähen der Ecken. Von den Ecken her droht aber die
Sukzession. Handarbeit wird fast nirgendwo mehr geleistet
(da zu kostenträchtig).
Ponies in den "Sauwiesen" bei Seelenberg. Diese Flächen
werden seit 1966 durch Islandpferde beweidet
und wurden hierdurch von Sukzession verschont. Heute NSG wegen
selten vorkommender Orchideen
Grünlandbeweidung durch PFERDE hat all diese Nachteile
nicht, wenn sie richtig gehandhabt wird. Dass Pferdebeweidung die
Landschaften offen erhält, wird freilich in manchen Landesteilen
noch abgeleugnet. Es kostet die Allgemeinheit ja nichts, kann nach
Meinung vieler demzufolge dann auch nichts wert sein, und der Neid
auf die Pferde spielt je nach Mentalität auch eine Rolle, obwohl
selbst Rassepferde heute oft weniger als 1/5 eines
Kompaktklasse-Neuwagens kosten, aber viel mehr Arbeit machen. Lobenswert
fortschrittlich steht hier das Land Baden-Württemberg da
(die Heimatliebe der Schwaben ist sprichwörtlich).
Leider ist bei manchen Pferdehaltern das ökologische Grundwissen
mangelhaft, vor allem aber die Grösse der Flächen ungenügend im
Verhältnis zur Anzahl der Tiere. Häufig wird die in
pferdekundlichen Standardwerken empfohlene Haltungsfläche von 1 ha
pro Pferd bedeutend unterschritten - in manchen
Offenstall- und Paddockhaltungen werden 10x und mehr Tiere pro
Flächeneinheit gehalten - mit allen Nachteilen wie sie aus der
"Massentierhaltung" auch in anderen Landwirtschaftsbereichen
bekannt sind: Fäkalienentsorgung, unerwünschte Emissionen,
Zertreten der Böden, als Folge Akzeptanzprobleme durch die
Anwohner. Ferner ein erhebliches Maß an Gesundheits- und
Verhaltensproblemen der so gehaltenen Pferde (mehr dazu weiter
unten). Solche Betriebe sind meist durch Wachstum der Pferdemenge
ohne entsprechenden Zugewinn von Flächen entstanden, und prägen
vielfach das Bild der Öffentlichkeit, wie auch der ökologischen
Entscheidungsträger. Eine zertrampelte Matschkoppel bewirkt bei
vielen das generelle Urteil "Pferde zertreten die Böden". Auch 2
Pferde auf nur 1000-2000 qm können bereits "Massentierhaltung"
sein, auch wenn diese Fläche manchen Menschen (besonders aus der
Stadt) "groß" erscheinen mag. Für Pferde, deren Vorfahren
ganze Kontinente in jahreszeitlichen Wanderungen durchquerten, ist
es ganz und gar nicht groß, und verdient auf keinen Fall das
Prädikat "artgerecht", sondern ist bestenfalls (aber oft
nicht mal das) arbeitssparende Billighaltung. In ökologisch
orientierter Pferdehaltung treten bleibende Schäden
jedenfalls nicht auf.
Hierzu ist eine wesentliche Erhöhung der üblicherweise
empfohlenen Flächengröße geboten, je nach Futterqualität der
Extensiv- und Ödlandweiden 2-3 ha pro Pferd, d.h. Jahresfläche.
Da Pferde in Gruppen gehalten werden sollten (2-5 Pferde ist die
Mindestgröße) sind Betriebsflächen von mindestens 4-15 ha
erforderlich, was als eine Art Mindestgröße angesehen werden kann.
Das ist für Pferdehalter, die nicht aus einem landwirtschaftlichen
Umgebung kommen, ohne gute persönliche Kontakte nicht leicht zu
erreichen. Käufe und Pachtverträge sind oft schwierig
abzuschließen, besonders für Flächen die eigentlich besonderen
Schutz wert wären, aber nach landwirtschaftlicher Bewertungsskala
nahezu wertlos sind.
Der Aufwand der Einzäunung solcher Flächen mit Wechselweide
(Elektrozaun) ist geländeabhängig und liegt bei etwa 4-8 Std. pro
Hektar (Auf- und Abbau). Im ganzen ein erheblicher Mehraufwand
gegenüber der üblichen Pferdehaltung, der nur teilweise dadurch
ausgeglichen wird dass i.d.R. das Kotabsammeln entfallen kann. Bei
sehr langgezogenen Flächen ist der Zaunbauaufwand bis zu 40%
höher. Kleinere Flächen als 0,75 ha (3 Morgen) lohnen i.a. den
Aufwand nicht, weil oft erhebliche Anteile minderwertiges Gras
bieten, feucht sind o.ä., diese aber auch mit gepflegt werden
sollten, weshalb es sinnvoll ist sie mit zu beweiden, ggf.
zusätzlich zu anderen Arbeiten. Nur neugepflanzte Bäume und
Sumpflöcher müssen ausgezäunt werden. Ansonsten ist es sinnvoll,
bereits dichtgewachsene Hecken als teilweise Einfriedung zu
verwenden, da die Pferde junge Triebe kurz halten und somit die
weitere Ausbreitung stoppen.
Im Allgemeinen ist eine Beweidungszeit von 2-3 Wochen
zweckmäßig, ggf. bei entsprechendem Nachwuchs eine zweite
Beweidungsphase nach mindestestens 2 Monaten Ruhepause. Eine
einmalige Beweidung pro Jahr von 2-3 Wochen stoppt die Sukzession
und hat ersichtliche Verbesserungen hinsichtlich Qualität und
Artenvielfalt des Grasbewuchs in ca. 5 Jahren zur Folge. Kürzere
Bewirtschaftungszeiten sind nicht lohnend wegen des manuellen
Anfangsaufwands (wie Absammeln von Müll, Kontrolle auf
eingewachsene Drähte usw.), und weil die Weide in den ersten
Jahren kaum schmackhaftes und gehaltvolles Futter bietet. Die
beste Pflegewirkung ist je nach Standort und Jahresklima
unterschiedlich: Auf Ödlandweiden ist dreimalige Beweidung mit
insgesamt 6 Wochen Dauer maximal empfohlen, d.h. ein Verhältnis
von Weidenutzung zu Ruhe von 1:8-9.
Am häufigsten wird der Fehler gemacht, die Pferde zu früh
abzutreiben, noch ehe das Land halbwegs gleichmäßig abgefressen
ist. Dieser Fehler, mehrfach wiederholt, führt dazu dass nützliche
Futterpflanzen bald völlig verdrängt und verschwunden sind, und
das Land gar nicht mehr als Pferdekoppel taugt, auch nicht für die
anspruchslosesten Ponys. Dem Land zuliebe soll man die
Pferde noch etwas länger stehen lassen. Hochblütige Exemplare oder
schlechte Futterverwerter brauchen dann schon mal Zufutter! Es
kann sichergestellt werden, dass ein solches Weideregime
keinerlei Überfettung der Weidetiere oder noch ernstere
Erkrankungen wie Kolik, Hufrehe u.dergl. verursacht!
Unerwünschte Pflanzen die nicht (oder nur in getrocknetem
Zustand) gefressen werden, sollte man gleich zu Beginn mit der
Sense mähen. Zusätzlich sind Büsche und Bäume zu beschneiden wenn
sie sehr ausgewachsen sind. Pferde sollen unter Bäumen
stehen und fressen können, die sie als Sonnen- und Regendschutz
auch sehr gern aufsuchen (meist lieber als jeden Stall oder
künstlichen Witterungsschutz). Für all diese Arbeiten sind die
üblichen in Baumärkten erhältlichen Geräte leider weitgehend
ungeeignet und zu schwach; "altmodische" Handarbeit ist gefragt,
deren Verrichtung außerdem viel umweltfreundlicher ist...
Beim o.g. Aufwand kommen noch regelmässige Kontrolle für Zaun und
Elektrogerät (1/2 Std./ ha und Woche) hinzu sowie die
Wasserversorgung, falls kein Bach vorhanden ist. Im Hinblick auf
den Arbeitsaufwand sind Bachlagen für Weide deshalb günstiger, im
Hinblick auf die Pferdegesundheit und Vermeiden von Bodenschäden
Gipfel- und Hanglagen (besonders Südhänge) jedoch vorteilhafter.
Zufahrt zu allen Weiden muß möglich sein ohne dass Schäden an den
(oft unbefestigten) Wegen entstehen, auch wenn bei feuchter
Witterung diese 2x täglich befahren werden. Rücksichtsvolle
Fahrweise und Allradfahrzeuge mit geeigneten Reifen verhüten
Schäden in der Grasnarbe auf Wegen und Weiden, die zu
Erosionsschäden führen können.
Für Winterweiden gelten verschärfte Regeln. Diese sind
oft Standweiden in der Zeit zwischen November bis Ende April und
benötigen dann 6 Monate Erholungszeit. Im Sommer kann gemäht
werden oder das überständige Gras wird stehengelassen und im Laufe
des Winters sukzessiv von den Pferden vertilgt, was definitiv Heu
einspart. Das Hervorscharren des alten Grases unter dem Schnee
geschieht auch bei reichlicher Fütterung. Abwechslung beim Fressen
ist naturgemäß für Pferde, ihnen sehr wichtig, und verhütet alle
Sorten Untugenden und Freßschäden wie Rindeschälen von Bäumen usw.
Die Winterweide muß groß genug sein damit keinerlei Trittschäden
in der Fläche auftreten (mind. 0,75ha/ Pferd), wenngleich sie sich
an Durchgängen, vor Unterständen/ Offenställen usw. nicht immer
vermeiden lassen. Sind die Flächen kleiner, so ist auch die
Belastung mit Ausscheidungen der Tiere zu stark um in der Ruhezeit
des Sommers wieder ausgeglichen zu werden. Dann droht
Phosphat-Überdüngung, Überhandnehmen minderwertiger Pflanzen und
Verwurmungsgefahr, und der Kot muß abgelesen werden. Für die sehr
extensiv genutzten Sommerweiden ist das unnötig solange keine
"Massentierhaltung" betrieben wird.
Der Sukzession (Entstehung von Buschland und Wald auf ehemals
landwirtschaftlich genutzen Flächen) kann mit der Beauftragung der
richtigen Pferdehalter, die nach einem naturnahen
Konzept wirtschaften, wirksam Einhalt geboten werden.
Waldentstehung ist fast stets mit erheblicher Wertminderung für
die Grundstücke verbunden, und dies unabhängig ob sie noch als
landwirtschaftliche Fläche im Grundbuch eingetragen sind. Hat man
als Grundbesitzer erst einmal dem Pflegevertrag mit der
Forstbehörde zugestimmt, hat man sich sozusagen selbst
enteignet -- bei nächster Gelegenheit wird von Behördenseite
reklamiert werden dass die Fläche "nur noch Wald" und somit fast
nichts mehr wert sei. Spekulationsträume von der Umwandlung
ehemals landwirtschaftlich genutzter, siedlungsnaher Flächen,
10-30 Jahre ungenutzt, ungepflegt und verwahrlost, in Bauland
sind dann flugs ausgeträumt. Stattdessen werden die Flächen
dann zur "Ausgleichsfläche" für irgendwelche Bauvorhaben
deklariert, wenn es hoch kommt billigst aufgekauft, weil man z.B.
irgendwo Windräder hinbauen will. Was solches Land noch wert ist,
kann man beim NABU Landesverband erfahren.
Bei der Vergabe der Pflegeverträge sollte darauf geachtet werden
wem man sie gibt. Erste Wahl dabei sind nicht diejenigen
Pferdehalter, die am meisten zu zahlen bereit sind, weil sie
händeringend Flächen benötigen, und daher alle anderen überbieten.
Häufig ist die Vorstellung der zu erzielenden Pachterträge irreal
(die Pachtpreise für Grünland sinken durch das Überangebot seit
Jahren und liegen z.B. in Hessen nur noch bei max. 80-90 €/ha).
Wer unbedingt das doppelte erlösen will, bekäme für ein typisches
Mittelgebirgs-Wiesengrundstück von 1.000qm dann zwar 9 € mehr pro
Jahr -- aber ob es wert ist, sich über die zermatschte,
zertrampelte Wiese zu ärgern? Nein, Pferde zertrampeln nicht
per se die Wiesen. Sie tun das nur dann, wenn sie zuwenig
Auslauf haben und in "Massentierhaltung" gehalten werden (s.o.).
Umgekehrt, ist es oft nicht möglich schon nach 1-2 Jahren einen
"Erfolg" zu sehen, dass die Wiesen wirklich viel gepflegter
aussehen. Sondern oft erst später. Der seriöse Pferdehalter wird
jedenfalls keinerlei Interesse an Flächen zeigen die jährlich
wechselnd je nach Lust und Laune des Eigentümers "meistbietend"
verhökert werden. Schon allein weil sich seine Pferde hier immer
wieder mit Parasiten und Würmern fremder Pferdebestände anstecken
werden, während es ihm auf Flächen, die er exclusiv
bewirtschaftet, gelingen kann, bestimmte Parasiten fast ganz
auszurotten. Allein die Kosten zusätzlich benötigter
medikamenteller Wurmkuren betragen ein Vielfaches der Pachten für
ein Stück, auf denen die Pferde vielleicht 3 Wochen stehen und
sich neu infizieren. Davon abgesehen dass medikamentelle Eingriffe
wie Wurmkuren auf das möglichste Maß zu vermindern Bestreben jedes
seriöen Pferdehalters ist.
Der manuelle Pflegeaufwand ist bei pferde- und bodengerechter Bewirtschaftung ohne Maschinen deutlich höher als beim einmaligen Mähen mit schweren Maschinen, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick sieht. In jedem Fall ist er gründlicher, schonender und der Landschaft angepasster. Die meisten "aktiven" Landwirte werden ablehnen solche Grundstücke zu befahren, teils wegen mangelnder Zugänglichkeit, teils aus realistischer Furcht vor Schäden an den Maschinen, deren Anschaffungswert das 50-fache der Fläche betragen kann. Die Flächen von denen hier die Rede ist, sind teils nie mit Traktoren befahren worden, teils liegt es mehr als 40 Jahre zurück, und geschah mit den damals noch wesentlich leichteren Traktoren. Wo sie es doch tun, typischerweise in der Biotopflege für die Forstämter, werden nur die leicht zugänglichen und dem oberflächlichen Betrachter "ins Auge fallenden" Stellen gepflegt, womit die meisten Auftraggeber zufrieden zu sein scheinen -- während routinierte equide Weidepfleger in jedes Gebüsch klettern um an schmackhafte Halme zu kommen, was die viel gründlichere und nachhaltigere Methode ist.
Das Pferd entstand in 70 Mio. Jahre dauernder Entwicklung als hochbeweglicher grasfressender Bewohner der Wald- und Grassteppe. Mit dem Huf hat die Natur eine einzigartige Spezialanpassung der reibungsarmen, und daher ökonomischen Bewegung über lange Strecken sowie zur Flucht vor Freßfeinden geschaffen. Das Verdauungssystem ist mit seinem kleinen Magen an die kontinuieriche Aufnahme kleiner Futtermengen angepasst, die auf langen Wanderungen nicht beschweren. Neugeborene Fohlen sind bereits nach wenigen Stunden fähig mit der Herde mitzuwandern. Der Bewegungsmechanismus ist auf Ausruhen im Stehen eingerichtet. "Wer nicht mitkommt, ist verloren" ist die eiserne Regel des Wildpferdelebens. Je nach Gegebenheiten der Umwelt, läuft das Wildpferd zwischen 10 und 65 km täglich. Diese sind in erster Linie bestimmt durch Verfügbarkeit und Nähe von Futterplätzen und Wasser (Brian Hampson, Christopher C. Pollitt : Improving the Foot Health of the Domestic Horse, The relevance of the feral horse foot model, 2011). Der Nutzen der schnellen Flucht ist nur ein Nebenprodukt und wird nur selten benötigt (wie die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Urpferderassen erheblich groß sind). Dennoch gibt es Spezialanpassungen der Blutzusammensetzung, Muskelzellen und Milz hierfür.
Bezüglich der Futteransprüche ist das Pferd recht flexibel im Vergleich zu Wiederkäuern da es auch Blätter frißt, aber es setzt energiearmes und zellulosereiches Futter nicht so gut um. Gegenüber anderen Pflanzenfressern ist das Pferd in der Lage Futterstellen aufzusuchen die viel weiter vom Wasser enfernt sind. Nur vom Kamel und manchen Antilopenarten wird das Pferd in dieser Fähigkeit übertroffen. Einen eindrucksvollen Beleg dass auch Abkömmlinge unserer heutigen Pferde in der Lage sind sich in ariden lebensfeindlichen Räumen durchzusetzen liefern die Namibpferde in der gleichnamigen Wüste Südwestafrikas.
Die hohe Beweglichkeit geht einher mit Sinnesstärke, Intelligenz, Reaktionsschnelligkeit, Unabhängigkeitsdrang, Herdentrieb und differenziertem Sozialverhalten, die von BLENDINGER, SCHÄFER u.a. beschrieben wurden. Diese noch immer bestehnden Eigenschaften und Eigenarten machen den Umgang mit dem Pferd erheblich anspruchsvoller als mit anderen domestizierten Tierarten.
Es gibt nicht das uniforme Hauspferd, wie es nicht das Ur- oder Wildpferd gab. Wildpferde gab es vor der Besiedlung durch den Menschen fast auf dem ganzen Erdball, und sie sahen überall unterschiedlich aus. Die Ursprünge unserer heutigen Hauspferde waren Spezialanpassungen an die jeweiligen Lebensräume. Die Anforderungen an die heutige Haltung sind daraus herzuleiten:
- Urpony ("Typ I" nach SPEED/EBHARDT/SCHÄFER)
Anpassung für regen- und saisonnal futterreiche Gebiete, gute
verfügbarkeit von Wasser, lange futterarme Zeiten im Winter
(deshalb Anfressen eine "Speckschicht"). Gesellig (auch größere
Herden bildend) und verträglich gegenüber Artgenossen und anderen
Tierarten, aber auch ängstlich. Eher standorttreu (kein großer
Wanderer)
- Urkaltblüter/ Waldtyp ("Typ II")
Anpassung an Wald- und Sumpfgebiete, Tundra und sehr kalte Winter.
Langsam und vorsichtig reagierend (Schrittpferd). Eher
Einzelgänger, Verhalten nicht so sozial wie Urpony, nicht so
ängstlich, aber sonst ähnlich.
- Steppenpferd/ Laufpferd ("Typ III")
Anpassung an wasser- und regenarme Gebiete mit spärlicher
Vegetation das ganze Jahr. Ballastarmer Körperbau, hohe
Lauffähigkeit und Springvermögen. Häufig Ramsnase. Verhalten eher
unduldsam und kämpferisch. Nur kleine Gruppen bildend. Ansätze von
Territorialverhalten.
- Urvollblüter ("Typ IV")
Anpassung an wasserarme Gebiete mit saisonal stark
unterschiedlicher Vegetation, hohes Wandervermögen
(Bewegungsdrang) und Fluchtfähigkeit, schnellstes
Reaktionsvermögen und Intelligenz. Familiäres Sozialverhalten.
Ob es möglicherweise auch mehr als vier Typen sind, spielt hier keine Rolle. Der Begriff "Typ" ist hier besser als "Rasse", was leicht von Artentheoretikern missverstanden wird. Pferdeexperten und Züchter hingegen reden vom "Typ" wenn sie ein bestimmtes Erscheinungsbild, oder mehr oder weniger klar umrissenes Zuchtziel definieren. Je nachdem welcher "Typ" beim jeweiligen Pferd vorherrscht, sind die Ansprüche an Haltung und Handhabung unterschiedlich (was die gemeinsame Haltung unterschiedlicher Typen unter bestimmten Umständen erschweren kann). Das Pferd ist nicht das Fluchttier oder das Fernwanderwild. Außerdem existieren, wie bei einem intelligenten, durch Lernen und Erfahrung geprägtenTier nicht anders zu erwarten, auch verhaltensmäßig große individuelle Unterschiede und Gewohnheiten.
Nichtsdestoweniger ist Bewegung das eigentliche Charakteristikum des Pferdes, das es ohne schädliche Folgen für körperliche und seelische Gesundheit auch unmöglich entbehren kann. Manche dieser Nachteile und Schäden werden dabei erst spät, häufig zu spät sichtbar. Z.B. beeinträchtigt Bewegungsmangel und Boxenstehen die Blutzirkulation in den unteren Gliedmaßen, da die Hufpumpe (das feine Gefäßsystem in der Huflederhaut) nur in Bewegung arbeiten kann. Es ist eminent dass abwechselnde Hochleistung und Stillstehen absolut unphysiologisch und schädlich ist, dagegen Bewegung und Weidegang die Erholung von Muskulatur und Reparatur von Microschäden sehr erleichtern. Somit ist klar dass alle Haltungsweisen bei denen die Pferde nicht täglich für mindestens 8 Std. auf die Weide kommen nicht artgerecht ist, weil die Grundbedürfnisse nach Bewegung und sozialen Kontakten nicht erfüllt sind.
Es ist auch nicht geklärt ob die als reiterliches Problem
bekannte "natürliche Schiefe" des Pferdes nicht eigentlich ein
Problem der Haltung im Stall oder anderweitig eng begrenzten Raums
ist, oder durch sie wesentlich verstärkt wird - mit der Folge dass
es gar nicht möglich ist dieses haltungsmässige Problem durch
reiterliche Mittel auszugleichen. Es stimmt zwar dass auch
Weidepferde eine Vorliebe für eine bestimmte Seite haben und
insofern "schief" sind, aber ausgeprägte Asymmetrien bis hin zum
Bau der Gliedmaßen und Hufe finden sich bei ihnen weniger, als bei
Stallpferden.
Die hohen Anforderungen an die Gesamtgrösse der Weideflächen wurden im Abschnitt über ökologische Aspekte bereits angesprochen. Ist nicht genug Fläche vorhanden, wird bei jeder ungünstigen Witterung aus Furcht vor Trittschäden die Bewegung der Pferde durch den Besitzer der Pferdehaltung mittels Wegsperren eingeschränkt, oft tagelang. Der Bewegungsdrang wird immer weiter aufgestaut, und findet, wenn die Pferde dann doch wieder auf die Koppel dürfen, übertriebene Entladungen, häufig gerade dann mit negativen Folgen von Bodenschäden und Verletzungen der Tiere.
Auch die Einzelkoppeln sollten ausreichend groß sei, da sie mehr sind als bloße Futterfläche. Sie sind auch Schlafplatz, Wegefläche und Spielfläche. Sie als Portionsweide abzuzäunen trägt dem Verhaltensbedürfnis nicht Rechnung. Eine Mindestgröße von 0,2 ha pro Pferd oder 6000 qm ist vorzusehen. Alles was kleiner ist trägt minimalen Bewegungsbedürfnissen nicht Rechnung.
Es ist aber sicherzustellen (z.B. durch entsprechende Arbeit)
dass die Pferde auf der Weide nicht verfetten. Magere oder (im
Hochsommer) ausgewachsene und überständige Weiden sorgen ebenfalls
dafür. Schwerfuttrige Pferde mögen allerdings selten langes Gras
und müssen zugefüttert werden. Die Futteraufnahme durch Stellen
auf abgefressene Weiden oder Maulkörbe zu regulieren ist nicht
artgerecht und führt zu Boden- und Vegetationsschäden, Koliken
durch die hervorgerufene Sandaufnahme, Frustration und
Verhaltensschäden.
Je größer die Koppeln sind, umso mehr Futter die Tiere haben, und
je besser natürliche Abgrenzungen wie Wald und Hecken
miteinbezogen werden können, desto weniger wichtig ist die Frage
der Ausführung des Zauns. Als Wechselweide ist Elektrozaun mit
Stahl- oder Kunststoffpfosten (ggf. Holz-Eckpfosten) zeitsparend
aufzubauen, zweckmässig und ausreichend sicher. Wo Vandalismus ein
Problem ist, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, und die
Einzäunung beschädigungssicherer sein. Jedoch kann keine
Einzäunung alle Fälle 100%-ig abdecken. Weidetiere brechen gerne
aus, insbesondere bei Pferden gibt es auch einen Wandertrieb, der
besonders im Frühjahr einsetzt. Dann ist es wichtig, die
individuellen Vorlieben der eigenen Pferde zu kennen. Einige
laufen weit und suchen bestimmte Orte auf, einige ziehen es vor
bloß in der Umgebung etwas Unruhe zu stiften. Im allgemeinen
ziehen und fliehen Pferde bergauf und suchen freie Flächen mit
guter Übersicht und Ausweichmöglichkeiten auf. Manche verstecken
sich auch recht gewitzt, weil sie zu spüren scheinen dass sie
etwas unerlaubtes tun. Auf dem Weg dahin bleiben sie am liebsten
auf breiten Wegen (und leider auch Straßen). Instinktiv ungern
begeben sie sich in dichten Wald, in Taleinschnitte oder
unübersichtliches Gelände.
Der Zaun soll ein Tabu sein (das Wort aus dem
Polynesischen bedeutet: unberührbar) - was bei Elektrozaun mit
ausreichend starken Geräten in der Regel gelingt, wenn die Wartung
diszipliniert eingehalten wird. Brechen die Pferde aber trotzdem
einmal aus (etwa infolge von Panik) sollte der Zaun keine
Verletzungen verursachen, d.h. als der "Klügere" nachgeben und die
Pferde durchlassen. Aus diesem Grund sind alle nicht-zerreißenden
Elektroseile und Bänder schädlich und haben schon Pferde so stark
verletzt dass sie unbrauchbar wurden. Wo Koppeln an stark
befahrenen Straßen stehen oder befürchtet wird dass Pferde auf
solche laufen, müssen die Zäune natürlich verstärkt (3 Reihen
E-Draht), massiver gebaut, und besonders diszipliniert gepflegt
und gewartet werden.
Die Zaunspannung sollte regulierbar, und nur so stark
eingestellt sein dass der Zaun Respekt einflößt. Wenn Pferde nach
Erhalten eines Schlags nicht Unbehagen und Schreck sondern Angst
und schockartige Symptome zeigen ist die Schlagstärke erheblich zu
hoch.
Im Sommer muss auf Sonnenschutz geachtet werden. Pferde auf
Koppeln ohne Bäume oder andere Unterstände unterzubringen ist im
Hochsommer eine Quälerei für die Tiere. Pferde die die Wahl haben
suchen bei großer Hitze Wälder und Gehölze auf, wo es am kühlsten
ist. Hier ist auch die Insektenplage meist geringer. Andernfalls
wird ein Ort mit leichtem Luftzug aufgesucht.
Daraus ergibt sich die Regel, die dicht mit Bäumen bestandenen,
höchstgelegensten und windigsten Weiden (auf denen das Gras i.d.R.
auch die längste Zeit zum Aufwuchs braucht) möglichst im
Hochsommer zu benutzen.
Der häufige Einwand dass die meisten Bremsen und Mücken sich im
Wald aufhalten, ist unrichtig. Sie sind da, wo sich häufig
Weidetiere befinden, besonders Rinder. Je mehr Vieh, desto mehr
Fliegen und stechende Insekten gibt es.
Generell in Mittelgebirgslagen (über 400 m Höhe) viel weniger
Insekten als in der Tiefebene. Bei Höhen von 600 m und mehr finden
sich kaum noch Kriebelmücken, und kaum ein Pferd entwickelt hier
Ekzem oder Allergien. Derartige Krankheiten sind deutliches
Zeichen, dass das Tier vom Menschen in ein Klima verbracht wurde,
für das die Natur es nicht vorgesehen hat (z.B. Isländer u.ä.
Nordlandponys ins norddeutsche Tiefland). Hier sind
Gesundheitsprobleme vorprogrammiert. Man sollte daher Pferde nicht
in vollkommen andere, sondern immer nur in ähnliche Klimagebiete,
wie im Ursprungsgebiet bringen (z.B. Isländer an die See oder in
die Berge).
In der Übergangszeit (besonders Oktober) können Stürme, Regen und
überraschende Kälteeinbrüche Pferde, deren Winterfell noch nicht
gewachsen ist (besonders die "südländischen" Typen III und IV)
stark belasten. Bei deutlichem Zittern benötigen sie halbtagsweise
Eindeckung (am besten Neuseelanddecken). Meist ist einige
Tage später das Fell genügend gewachsen. Im Winter macht dasselbe
oder noch schlimmeres Schlechtwetter ihnen nichts mehr aus.
Auch das Winterfell ist bei den unterschiedlichen Rassen
anders ausgeprägt, und zusätzlich gibt es noch Unterschiede
zwischen den Individuen. Das Winterfell der Nordland-Typen (Typ I
und II Pferde) ist durch sein langes Deckhaar und die Schweifhaube
besonders regentauglich, jedoch sind nach mehreren Stunden die
Pferde meist ebenfalls durchnässt. Mit langem Fell schwitzen sue
beim Reiten auch sehr stark, sind im Schritt insbesondere bei
feuchtkalter Witterung nicht wieder trocken zu bekommen, zu führen
oder selbst abzureiben. Wenn sie nicht trockengeföhnt werden,
können sie tagelang nass bleiben, was natürlich sehr schwächend
wirkt und Abwehrkraft und Gesundheit stark angreifen kann. Der
ständige durchnässte und angegriffene Zustand führt bei einigen
zur Fehlanpassung dass sie noch längeres Deckhaar entwickeln, oft
10 cm oder länger, und das Übel sich verschlimmert. Diesen Pferden
tut es dann besser wenn sie geschoren werden, und dafür gesorgt
wird dass sie nicht bis auf die Haut durchnässen. War nicht zu
vermeiden, dass sie durchnässt sind, sind Decken bei ihnen am
ehesten angebracht, sollten aber nicht länger als 3-4 Stunden
liegen bleiben, weil sonst die Thermoregulationsfähigkeit der Haut
nachlässt.
Im allgemeinen sagt man den araberartigen Pferden und Vollblütern
(Typ IV) ein bessere Kältetoleranz als den Laufpferden vom Typ III
nach, was daran liegt dass in ihrer Urheimat sich hohe mit sehr
tiefen Temperaturen abwechselten. Die Pferde entwickeln ein sehr
dichtes aber kurzes Fell dass bei Kälte aufgestellt wird wodurch
sie teddyhaft und wie "aufgeplustert" wirken. Außer bei starkem
Wind, was dann mit größerer Laufaktivität ausgeglichen wird, ist
das eine vorzügliche Isolierung. Araberpferde vertragen auch
kurzfristig starken Regen, weil es den in der Wüste ebenfalls gibt
- aber nicht für Dauer. Es muss schon äußerst kalt und nass und
das Tier sehr durchnässt und verfroren sein, damit ein Araberpferd
sich eine, auch leichte Regendecke willig auflegen lässt, ohne
Abneigung dagegen durch Augenrollen, Ohrenanlegen und Zähneblecken
auszudrücken. Auch wenn man als Besitzer bloß das beste für sein
Tier will, soll man darüber nachdenken ob das Tier es in diesem
Fall nicht besser weiß.
Im Winterhalbjahr (November - Ende April) benötigen draußen
gehaltene Pferde Unterstellmöglichkeiten gegen nasse Kälte. Insbesondere
länger andauernde Regenwetterperioden um 0-5 °C zehren sehr an den
Reserven und werden schnell ungesund wenn kein Unterstand zur
Verfügung steht der auch aufgesucht wird. Hier kann die gemeinsame
Haltung von Nordlandtypen (Typ I/ Typ II) mit Südlandpferden (Typ
III/ Typ IV) schwierig werden, besonders wenn erstere die
ranghöheren sind, und sie den Stall nicht aufsuchen weil ihnen die
Kälte weniger ausmacht. Manche sensiblen Südpferdetypen stellen
sich dann ebenfalls nicht unter, obwohl es ihnen ausgesprochen gut
täte. Unter solchen Umständen ist es angebracht, die Pferde im
Unterstand oder Offenstall zu füttern, während im Allgemeinen ein
räumliche Trennung von Fütterungs-, Ruhe-, Unterstell- und
Spielflächen artgemäß und daher anzustreben ist.
Selbstverständlich ist in der Winterhaltung die Arbeitsbelastung
der Witterung und Trocknungsmöglichkeit anzupassen. Dabei ist
trockene Kälte das geringste Problem (die Tatsache dass Pferden
dies nichts ausmacht erkennt man daran dass sich manche an einem
winterkalten sonnigen Tag in den Schatten stellen, wenn ihnen die
Sonne zuviel ist). Reiten sollte man in den Morgen- und
Vormittagsstunden damit die Pferde unter den Abschwittzdecken
trocken werden. Kann man dies nicht einrichten müssen die Pferde
zeitweilig eingestallt werden.
Die Winterweide und der Winterunterstand sollte wenn möglich an
einem Südhang liegen, der tagsüber möglichst lange, besonders am
Nachmitag, in der Sonne liegt, um diese möglichst gut
auszunnutzen. Natürlich sollte der Winterunterstand zu den
Hauptwindrichtungen geschlossen sein und Schutz bieten. Es ist
aber grundverkehrt, ihn deswegen an die tiefsten und nassesten
Stellen zu bauen. Sehr gut ist es aber, ihn im Wind- und
Regenschutz einer größeren Baumgruppe anzulegen. Im allgemeinen
wird aus vermenschlichender Sicht dem Schutz vor "Zugluft" zu hohe
Bedeutung beigemessen. Im Freien gibt es keine Zugluft. Gut von
Wind bestrichene Flächen trocknen auch nach Regenfällen viel
besser, und sind für die Pferde angenehmer als windarme, wo sich
zäher Nebel hält, der Pferde noch viel stärker als Menschen zu
Husten reizt.
Das Pferd ist ein reiner Pflanzenfresser mit einem hohen
Bedarf an unverdaulicher Rauhfaser und Ballaststoffen, dessen
kräftiger Kauapparat auch beschäftigt sein will, da es sich sonst
aus Langeweile unerwünschte und schädliche Verhaltensweisen
aneignet.
In erster Linie frisst es gern alle Sorten Gräser und ist darin
auch nicht anspruchsvoll. Es ist, ähnlich dem Schaf, ein Tier das
mit kargem Gras zufrieden ist und gedeiht, wie es z.B. an
trockenen Berghängen wächst. Es lässt sich auch an Fett- und
Talwiesen gewöhnen, aber oft nicht ohne schädliche Folgen.
Außer Gras und seine jahrtausendealte Konserve, das Heu, frisst es
auch gern Blätter und frische Baumtriebe. Es gibt Berichte aus
Kriegen, wonach Armeepferde mangels Nachschubs wochenlang mit
Ästen von frisch geschlagenen Birken und anderen Laubbäumen
ernährt wurden und dabei im vorzüglichen Futterzustand und
leistungsfähig blieben. Auch an Körnerfutter lässt es
sich leicht gewöhnen, und wo Menschen Pferde zur Arbeit
heranzogen, wird dies auch seit Jahrhunderten praktiziert, da ein
im Dienste des Menschen arbeitendes Pferd nicht mehr über genug
Zeit verfügt sich die erforderlichen Mengen Gras zu suchen, um die
verbrauchte Energie wieder aufzufüllen. Verglichen mit den
Arbeitspferden früherer Jahrhunderte, nutzen wir unsere Pferde
heute zeitlich nur noch gering bis mäßig. Und auch Gras steht
heute in viel größerem Umfang den Pferden als Weide zur Verfügung,
da die landwirtschaftliche Nutzung der Landesfläche längst nicht
mehr so intensiv ist wie vor 100 oder selbst noch 30 Jahren. Das
sind gute Nachrichten für eine naturgemäßere Haltung der Pferde.
Gut für sie ist auch, dass sie häufig auf die kargen Berghänge
"verbannt" sind, während die Schafe (nicht unbedingt zu deren
besserem Gedeihen) über möglichst viel fettes Gras der
Landwirtschaftsindustrie getrieben werden, um ein Maximum an
Subventionsgeldern einzustreichen. In der "guten alten Zeit" war
es umgekehrt, da kamen die Arbeitspferde auf die besten Wiesen,
und die Schafe mussten ihr Auskommen an den Berghängen fristen.
Bezüglich der Futter-Auswahl gibt es heutzutage ferner ein schon
verwirrendes Angebot an Fertigfuttermitteln, und die Werbung
suggeriert, dass wir unseren kostbaren Pferden maschinell
verarbeitetes Futter zuführen müssen, wenn sie etwas leisten
sollen.
Indessen sind die Ausgangsbestandteile solcher Mischfutter oft in
besserer Qualität und zu günstigeren Preisen einzeln,
unverarbeitet und frisch erhältlich. Und Mischfutter, das man
günstiger kaufen als guten Hafer, kann doch nur aus billigeren und
minderwertigeren Grundstoffen zusammengemixt sein, sonst würden
Hersteller und Handel ja nicht mehr dran verdienen.
Was bedeutet das für den Pferdehalter? -- Dass er gut daran tut,
sein Futter (Heu und Hafer) in der Region zu kaufen, und immer auf
Qualität zu achten bzw. seinen Lieferanten zu drängen. Qualität
hat immer auch ihren Preis. Insbesondere in der Heuproduktion
spielt Handarbeit und überhaupt menschliche Arbeit noch eine
wichtige Rolle. Der Bauer mit dem richtigen "Riecher" für gutes
Wetter hat auch dann noch gutes Heu, wenn es allen anderen
verregnet ist, und außerdem ist es noch eine körperlich
anstrengende Arbeit. Wer sein Heu im langsameren Tempo wendet, hat
staubfreieres als derjenige, der auf dem Schnelläufer-Traktor über
die Wiese jagt und Staubfahnen hinter sich herzieht, usw. -
Vor allem lässt sich naturgemäßes, nur aus den Ursprungsstoffen
bestehendes Futter auch gut qualitativ beurteilen, ohne ein
landwirtschaftliches Studium absolviert zu haben, ohne
Analyselabor, besser gesagt mit allen Analysemitteln, die uns die
Natur selbst mitgegeben hat : Gefühl, Gesicht, Geruch, Geschmack,
und Gehör! Denn gutes Heu erkennt man an Farbe, Konsistenz,
frischem aromatischem Geruch, und sogar seinem speziellen
Rascheln. Beim Hafer ist es ebenfalls die klare Farbe, Größe des
Korns, Geruch, süßer aromatischer Geschmack, und Geräusch beim
Schütten. Wer klug ist und voraus denkt, versucht wenn immer
möglich mit solchen selbst beurteilbaren, natürlichen
Futtermitteln auszukommen, hält die Beziehung zum lokalen
Lieferanten, zahlt dafür lieber einen kleinen Aufpreis, anstatt
später ein Vielfaches für den Tierarzt -- und meidet, solange es
sie noch gibt, alle anderen, wie Fertigfuttermischungen, Silage
u.a.
Nur ein naturgemäß ernährtes Pferd bietet Gewähr für volle
Gesundheit und Widerstandskraft, sowie Einsetzbarkeit im Dienste
des Menschen. Fehlerhaft ernährte Pferde werden mindestens
verweichlicht und unleistungsfähig, oft chronisch krank und
unbrauchbar, und bereiten ihrem Besitzer wenig Freude sondern nur
vermeidbare Kosten und nicht endenwollende Sorgen.
Was den Ort der Fütterung angeht, so ist unbedingt
sicherzustellen dass alle Pferde eines Bestands ihr
Futter ungestört und ohne Störung durch Ranghöhere aufnehmen
können. Der Grund warum sich viele Pferde hier so aggressiv
verhalten (was oberflächliche Beobachter von Hackordnung u.ä. fürs
Pferdeverhalten unrichtigen Begriffen sprechen lässt) ist, dass in
der Natur ursprünglich keine Situationen vorkommen, in denen das
Futter nur für wenige reicht, oder an einem Platz
konzentriert ist: entweder haben alle genug Gras, oder alle
haben zuwenig. Diesem Umstand ist durch ausreichende Zahl
und großzügige Dimensionierung der Futterplätze Rechnung zu
tragen.
Füttert man Heuhaufen vom Boden (nur in trockenen
Perioden, Plätze wechseln!) dann macht man die Haufen so groß dass
noch ein Pferd mehr fressen könnte, als insgesamt vorhanden sind.
Rundraufen müssen groß genug dimensioniert sein, dass sich
Rangniedere sich nicht durch Drohmimik der Ranghöheren
eingeschüchtert fühlen und den Futterplatz verlassen. Bei
Rundraufen sind die Aufbauplätze entweder zu pflastern und dann
auch regelmäßig zu reinigen, oder häufig zu wechseln (Versetzen
mit dem Traktor). Bei überdachten Rundraufen ist darauf zu achten,
dass das Regenwasser nicht auf die Pferde herunterläuft.
Die auffallende Unruhe, Aggressivität der ranghöheren und die Angst der rangniedrigen müsste genügen die jetzt häufig sichtbaren Systeme der schmalen Freßstände als fehlerhaft zu erkennen. Auch die Ausführung mit Abtrennungen, so dass sich benachbarte Pferde keinen Sichtkontakt haben, ist nicht artgemäß, da Pferde in der Natur nur fressen wenn sie eine gute Rundumsicht haben, und sicher sind dass keine (wirklichen oder vermeintlichen) Gefahren drohen. Gefressen wird in Angst und Unruhe nie, sondern stets nur in entspannter Stimmung.
Hochraufen zwingen das Pferd (besonders kleinere) zu einer unphysiologischen Fresshaltung und geben zu Rücken- und Augenentzündungen Veranlassung. Bodenfütterung in schmutzigen Ausläufen sorgt für unhygienische Futteraufnahme, Wurminfektionen, Unruhe beim Fressen und Futterverschwendung. Am vorteilhaftesten scheinen bodennahe Tiefraufen zu sein wobei Hineintreten und Festhängen zu verhüten sind. Die naturgemäße Trennung der Lebensbereiche „Fressen“- „Schlafen“- „Spielen“- „Schutzsuchen“- „Koten/Urinieren“ führt dazu, dass der Futterplatz normalerweise saubergehalten und nicht verunreinigt wird. Gutes Haltungsmanagement macht sich diese Tatsachen zunutze, und zwingt das Pferd nicht dazu, auf dem eigenen Klo zu fressen. Das dürfte dem Pferd selbst auch keineswegs angenehm sein, auch wenn es sich dazu nicht äußern kann. Es hat ja nicht die Wahl.
Was die computergestützten Fütterungsautomaten mit
Chip-Identifizierung des Pferdes angeht, so werden diese sicher
noch weiter vervollkommnet, preisgünstiger und sich noch stärker
durchsetzen als heutzutage. Ihre praktischen Vorteile
(individuelle, häufige Rationszuteilung) sind offenkundig. Zudem
fällt bei intelligentem Aufbau das Futterneidverhalten weg, das
auftritt wenn der Mensch mit den Futtereimern kommt. Negativ ist
freilich dabei das Wegfallen (bzw. Verminderung) dieser positiv
besetzten Kommunikationsbeziehung.
Als Wasserquellen der Pferdehaltung eignen sich sauberes Bach-
und Brunnen- sowie Wasserleitungswasser. Das zum Trinken
verwendete sollte möglichst frisch und kühl sein. Wasserfässer
sind regelmäßig zu kontrollieren und sollten nicht zu lange
stehen, damit das Wasser frisch bleibt. Die Niederdruckventile
müssen auch großen Durst in verhältnismäßig kurzer Zeit stillen,
und sind deshalb häufig zu reinigen.
Bäche dürfen als nur Tränken verwendet werden, wenn im Oberlauf
keine Verschmutzung durch Abwasser, Düngerrückstände o.ä. möglich
ist, und außerdem die Pferde die Bachufer nicht in größeren
Bereichen heruntertrampeln und beschädigen, oder das Wasser durch
Kot verunreinigen. Bei ausreichend großen Weiden geschieht dies
üblicherweise nicht; die Pferde wählen von selbst einen einzigen,
bestgeeignetsten Zugang, und halten diesen auch sauber.
Generell und als Grundregel sind alle Flächen auf Bergrücken oder
-flanken, wo man Tränkwasser mühsam hinbringen muss, als
Pferdeweide gesünder als die matschigen und nebligen Bachgründe,
und sollten daher vorgezogen werden. Doch die meisten Pferdehalter
sind zu faul um Wasser zu fahren, und bevorzugen deswegen die
Bachgründe. In manch tief eingeschnittenen, wenig sonnigen und
feuchten Bachtälern sind Husten und Dämpfigkeit der hier
zwangsweise gehaltenen Pferden jedoch fast sicher. Die Pferde
würden diese Plätze auf Dauer nie aufsuchen.
Das Trinkverhalten und die Trinkmenge sind dabei je nach
Witterung, Typ der Pferde und individueller Eigenheit im Höchstmaß
unterschiedlich. Besonders Ponys sind bei großer Hitze kaum von
der Wasserquelle wegzubewegen und trinken oft riesige Mengen. Bei
kühler Witterung und ausreichend feuchtem oder taunassen Gras
trinken andere Pferde wiederum oft tagelang gar nicht. Bei kalter,
frostiger Witterung scheint den meisten Pferden kaltes Wasser
wenig angenehm zu sein, sie trinken es dann sehr langsam und
eventuell auch insgesamt zu geringe Mengen. Hier kann auf 20-30°C
erwärmtes Wasser dann zusätzlich zum Trinken motivieren, was unter
allen anderen Bedingungen Pferden widerlich ist.
Bezüglich der Sauberkeit des Trinkwassers sind natürlich gehaltene
Pferde nicht wählerisch und sehr robust. Auch aus recht
schlammigen Pfützen wird unterwegs gern getrunken, während
hygienisch einwandfreie Brunnen oft abgelehnt werden. In der Natur
kann das meiste Wasser, an das das gewöhnte Pferd herangeht, auch
getrunken werden. Nur durch Zivilisationseinflüsse verunreinigtes
Wasser (Öl, Schmutz, Ruß etc.) ist zu meiden. Normale
Mittelgebirgsbäche sind dank der heutigen Klärung als Wasserquelle
unterwegs fast immer unproblematisch. Muss man den Pferden
Wasser in Tränkwagen oder Wasserkanistern zuführen, werden diese
natürlich an bekannt einwandfreien Brunnen oder Wasserleitungen
aufgefüllt.
Salzsteine und Salzlecken können für Tiere im reinen
Erhaltungsstoffwechsel bereitgestellt werden, ihre unbedingte
Notwendigkeit ist für sie letztlich nicht erwiesen.
Bei stärkere Arbeitsbelastung (Schwitzen der Tiere und demzufolge
Mineralienverlust) sind sie jedoch notwendig. Ansonsten ist auf
Gebirgsböden und großen Weideflächen, wie hier empfohlen,
ausreichende Versorgung im Regelfall gewährleistet, sofern die
Böden nicht bekannte Mineralstoffmängel aufweisen. Selenmangel
kommt relativ häufig vor (andererseits wirkt Selen im Übermaß
supplementiert schädlich!)
Salzsteine und Salzlecken werden fast immer aus Salzen mineralischer
Herkunft (Gestein) hergestellt, obwohl die Aufnahmefähigkeit
des Organismus für Mineralien pflanzlichen Ursprungs
(Pflanzenmehl) besser zu sein scheint. Diese existieren jedoch
fast nicht auf dem Markt, da zu teuer. Es gibt auch eine
Fütterungsschule, die die Fütterung einzelner reiner
Mineralien favorisiert. Vergiftungen sollen dabei angeblich nicht
vorkommen.
Bei Erdefressen u.ä. sollte jedenfalls immer an eine
Unterversorgung gedacht werden. Jedoch zeigen manche Pferde auch
ohne Mangel solche Verhaltensweisen.
Paddocks und Ausläufe sind Orte an denen viele Pferde kurzfristig
untergebracht werden können, und unterliegen höheren
Anforderungen bezgl. Einzäunung, Reinigung von Pferdeäpfeln usw.
Von allen Pferden kommen Nordlandponys vom Typ I (Exmoor,
Isländer, Fjordies) als einzige mit beengten Haltungsverhältnissen
in größeren Gruppen einigermaßen gut klar, was man aber auf keinen
Fall auf andere Typen und Südpferde ausdehnen sollte. Hier liegt
die ideale Gruppengröße bei 4-10 Pferden (entsprechend dem
natürlichen „Pferdefamilienclan“). SCHÄFER et al. haben darauf
hingewiesen dass insbesondere Typ-III-Pferde kämpferisch und
futterneidisch veranlagt sind. Unsere typischen Warmblutrassen
entsprechen überwiegend diesem Typ. Demzufolge gehören sie nicht
in enge Paddockhaltungen. Aber auch Isländer - die man einem
gängigen Reiter-Bonmot zufolge als einzige Pferderasse "stapeln
kann" -- viele auf Isländerhaltung spezialisierte Betriebe
machen hiervon regen und umsatzsteigernden Gebrauch! - können sich
auf zu engen Raum treten und böse Verletzungen zufügen.
Immer muss man berücksichtigen, wenn eine Herde nicht eng verwandt
sondern „zusammengewürfelt“ ist, wie typischerweise in den
Einstellhaltungen. Hier ist die individuelle Bindung untereinander
selbstverständlich viel geringer. Eine solche gefängnishofartige
Haltung ist ein nie endender Streß fürs Tier und keineswegs
artgerecht! Wer die Auffassung
vertritt „Wenn es Hunger genug hat, dann wird es sich schon
durchbeißen!“ sollte doch selbst seine Mahlzeiten mal für
einige Wochen in einer Arena zusammen mit Schläger-Typen
einnehmen. Bestimmt würde er oder sie nach kurzer Zeit sich mit
dem begnügen, was diese ihm oder ihr übrig ließen!
Solch schlechte Pferdehaltungen und Massenbetriebe sorgen für eine
negative Selektion der aggressiven und abweisenden
Verhaltensmuster, und damit der entsprechenden Charaktere.
Freundliche und vertrauensvolle Wesen werden pausen- und grundlos
traktiert und eingeschüchtert. Das Pferd ist von Natur aus
keine Hyäne oder Löwe, der um sein Futter kämpfen muss, und
tut dies normalerweise auch nicht. Abweichendes Verhalten ist
letztlich Ausdruck einer schweren Störung (ähnlich wie beim
Menschen).
Schlechtes Stallmanagement und unzureichende Einrichtungen können
Pferde neurotisch und verhaltensgestört machen!
Man sollte sich von der Vorstellung, und dem die Abwertung
implizierenden Begriff, des Pferdes als „Herdentier“
befreien - geselliges oder „Gruppen- und Familientier“ wäre
richtiger) -- bekanntlich gibt es auch große Unterschiede zwischen
einem geselligen und einem "Herdenmenschen"...
Hier wie anderswo gilt: Je feinfühliger und intelligenter ein
Pferd, desto mehr liebt und braucht es auch Freiheit,
Unabhängigkeit - und einen Platz wo es die Nähe der „anderen“ zwar
sieht, spürt, und hierdurch beruhigt wird, wo es sich aber
entspannen kann ohne behelligt zu werden.
Haltungs-Stress wirkt nicht nur psychisch belastend, sondern ist
auch schädlich für den Bewegungsapparat. Die Mängel der heute oft
anzutreffenden Offenstallhaltungen werden auch durch die
Pferdephysiotherapeutin Tanja Richter (Buchtitel:
Illusion
Pferdeosteopathie: Von ausgerenkten Wirbeln und anderen
Märchen) sehr kritisch beurteilt.
In der Natur sind Wechsel von Herdengruppen sehr selten und
sollten daher auf das unbedingt notwendige beschränkt werden.
„Stall-Hopping“ führt zu Beziehungs- und Bindungslosigkeit und
Verhaltensproblemen.
Normalerweise ist es trotzdem relativ problemlos möglich einzelne
Pferde zu integrieren. Dazu nimmt man ein ranghohes Tier vom
anderen Geschlecht aus der Gruppe heraus und stellt es (wenn
möglich in Sichtweite der anderen) mit dem Neuen für einige Tage
zusammen. Das ranghohe Tier muss das Kennenlernen fremder Pferde
bereits gewöhnt sein, und darf durchaus einen resoluten und
bestimmten Charakter haben, ohne dabei bösartig zu sein. Nach
kurzer Zeit ist die Rangfolge geklärt. Wenn nach einigen Tagen der
Neuling mit dem Ranghohen in die Gruppe gebracht wird, ist der
Neuling bereits nicht mehr ganz fremd, hat schon „Stallgeruch“
angenommen (der Begriff entstammt exakt diesem Zusammenhang!) und
wird nun vom Ranghohen gegen allzu starke Angriffe der anderen
beschützt werden.
Sehr häufig fehlt es Neulingen aber an Anpassungsverhalten,
besonders solchen die aus früheren Haltungen schon krankhaft
aggressiv oder neurotisch geworden sind, oder die nie gelernt
haben sich unterzuordnen. Diese werden dann noch lange Zeit von
den übrigen Gruppenmitgliedern verfolgt. Mitleidiges
Inschutznehmen seitens ihrer Besitzer schadet dem eher und
bestärkt sie in ihrem Verhalten. Auch ganze Gruppen zu integrieren
(ab 2 Pferden) kann scheitern, weil diese sich dann umso enger
zusammen schliessen und dann eine Parallelherde bilden - ein
Verhalten dass man in freier Wildbahn bei genügend Platz ebenfalls
sieht. Von großen Herden können sich auch Gruppen abspalten: Meist
gehen junge Wallache oder Hengst – oft mit ihren Stuten - „eigene
Wege“ die sich in sehr alten und eingefahrenen Herdenstrukturen
schlecht behaupten können. Ein dem Menschen („Wanderjahre“)
verwandtes Verhaltensmuster.
Aggressive Reaktionen und Futterneid sind nicht immer zu
vermeiden, wo Zusatzfutter vom Menschen verabreicht
wird, können aber als unerwünscht getadelt und allmählich
verringert werden. Aggression ist generell häufiger ein Ausdruck
von Schwäche, Neid, geringem Selbstwertgefühl oder Eifersucht,
anstatt von derem Gegenteil. Ganz ähnlich wie dies auch beim
Mensch so ist. Das Pferd, das zu solchem Verhalten neigt, muss
deshalb trotzdem liebevoll behandelt werden, und man muss ihm
zeigen dass kein Grund für eifersüchtiges Verhalten vorhanden ist.
Es käme wohl niemand im Ernst auf die Idee zu behaupten, dass
alle Menschen sich so verhalten würden, wie man dies an
Gefängnishäftlingen beobachten kann, seien sie in Einzel- oder
Gruppenzellen untergebracht. Hingegen sind eingesperrte Pferde
Objekte sogenannter "Pferdeethologen" (sie können ihnen ja nicht
wegrennen), und hier gemachte Beobachtungen - nicht bloß allein
zum Sozialverhalten, sondern auch zum Fressen, Saufen,
Bewegungsverhalten, sogenannten Untugenden,... - werden unzulässig
verallgemeinert und überall publiziert. Sie liefern jedoch nur
Aussagen, wie sich Pferde unter Stress verhalten können.
Man muss die Pferde artgemäß halten, bevor sich Aussagen über
normales oder abnormales Verhalten treffen lassen.
Artgemäße Haltung, die diesen Namen verdient, und eine dem
Training und den Fähigkeiten des Pferde-Individuums angepasste
Arbeitsbelastung können Verletzungen nicht ganz, aber Krankheiten
fast vollständig verhindern. „Gesund wie ein Pferd“ und
„Arbeitet wie ein Pferd“ waren einmal stehende Redewendungen
- die sich allesamt auf Pferde bezogen, die vom frühen Morgen bis
zum Abend im Geschirr oder unter dem Sattel
tätig waren! Wie weit haben wir uns heute hiervon entfernt,
sind Wissen, Nachdenken und gesunder Menschenverstand unter
Pferdehaltern geschwunden?
Heute wissen nur noch die wenigsten Reiter, wie man ein
Pferd im Umfang von 1-2 Stunden täglichen Reiten in Schritt
und Trabgesund gesund bewegt - d.h. ohne dass es beginnt zu
lahmen, abzumagern o.ä., was in den überkommenen Futtertabellen
als "geringe Arbeitsleistung" eingestuft war. Es überwiegen die
Pferde, die selbst diese 10 Stunden in der Woche nicht gehen, die
nichts oder fast nichts mehr "arbeiten" müssen,
mit Wohlstandskrankheiten, zu denen ich das Sommerekzem,
Juckreize und Allergien, die meisten Koliken,
teilweise die Hufrehe, Verfettung, Verhaltensstörungen
wie "Headshaking" und die "berühmten" Boxenuntugenden
zähle. Bei manchen davon ist sogar der Begriff neu, früher war ein
Kopfschläger einfach ein nicht in Anlehung und nicht am Schenkel
schlecht gerittenes Pferd, und die Verantwortung lag klar beim
Reiter. Und der Gipfel dieses Unwissens ist vielleicht, wenn
manche heute das Reiten als generell schädlich fürs Pferd erklären
-- weil sie nur kranke Pferde gesehen haben, und ein Pferd selbst
nicht mehr gesund reiten können!
Es gibt Einsteller-Ställe in denen (mit oder ohne Notwendigkeit)
Pferde kaum noch bewegt und geritten, und nur noch betüttelt und
verhätschelt werden, bis sie wirklich krank sind. Nicht das Erforderliche und
Gebotene bestimmt das Handeln rund ums Pferd, sondern Gruppenzwang
der PeerGroup. Einer solchen Haltung fehlt dann immer auch der
Willen, faule Kompromisse zu lasten der Pferde schlichtweg
abzulehnen. Aber es geht immer auch anders - nur manchmal
ist es für den Pferdebesitzer etwas unbequemer, vielleicht kostet
es auch ein wenig mehr, in der kurzfristigen Betrachtung.
Langfristig kosten gesunde und reitbare Pferde viel weniger Geld,
Ärger und Leid, als kranke und un- oder nur eingeschränkt
reitbare. Wie ein alter Pferdemann mir einst sagte, „Jeder hat
die Pferde die er verdient“. Zumindest auf lange Sicht
trifft das wohl zu.
Somit: Es gibt keinen anderen Weg zu gesunden, leistungsfähigen Pferden als über richtige Haltung, Krankheitsvorbeugung, sowie Vorsicht und Überlegung in allen Handhabungen und Arbeitsanforderungen durch den Menschen. Auch wenn all dies gegeben ist, ist man als Pferdehalter vor Schicksalsschlägen noch nicht gefeit, sie werden aber zunehmend selten. Von solchen Klienten braucht der Tierarzt zwar viele, um davon leben zu können, denn außer zum Impfen wird er fast nur zu seltenen Unfällen gerufen. Trotzdem freut er sich viel mehr über solche Pferde -- denn ihnen kann ja fast immer noch geholfen werden!
Das Verhalten artgerecht gehaltener Pferde ist absolut ruhig, ausgeglichen und harmoniebestimmt. Wenn sie nicht gerade spielen, geschieht selten spektakuläres. Aussenstehenden Beobachtern fällt hauptsächlich, auf wie ruhig, ausgeglichen und brav die Tiere sind. Dieses Verhalten ist absolut die Norm, und nicht durch Futterneid und "Hackordnung" geprägte Unruhe. Es genügt nicht, das Pferd in Ausläufe zu stellen anstatt in vergitterte Boxen, ebenso wie im Menschengefängnis eine Gruppenzelle noch nicht gleich besser ist wie eine Einzelzelle. Allein damit wird nichts besser, wenn die Pferde weiterhin auf zu geringer Fläche gehalten werden. Längst sind viele Weidehaltungen in vielfach kleinere, die Pferde ebenso wie Boxenhaltung stressende Offenstall- und Auslaufhaltungen verwandelt, dem Geldverdieninteresse der Anlagenbesitzer zuliebe. Aber es sind die Pferdebesitzer, die sich mit solchen Angeboten zufrieden geben. Ein Großteil der heute in Deutschland gehaltenen Pferde lebt damit noch immer in unzureichenden Haltungsformen.