Durch SPESSART und RHÖN zum THÜRINGER WALD und zurück

- August 2007 (382,4km in 8 Tagen)

(Texte und Bilder copyright Frank Mechelhoff)
Update 16. Dez. 2007

Wasserknuppe 


Sonntag 12.8.2007: 28,7km +495m -393m

Abfahrt zum Wanderritt um 11:30 – wir hatten vieles vorzubereiten, insbesondere die Babybetreuung für unsere 18 Monate alte Tochter. Andrea's Eltern sind am Morgen mit Valeria nach München gefahren, nachdem wir am Vortag alles gepackt haben. Ich überlege immer noch, welches der geeignetste Startpunkt ist. Wir wollen lieber reiten als eine lange Anfahrt mit dem Hänger. Ob die „Birkenhainer“ noch in dem Zustand ist, wie ich sie in Erinnerung habe? Und ob der geplante Rückweg über Hessische Rhön und das Orber Reisig wirklich schneller zurückzulegen ist als der Weg über Schondratal und die bayrische Hochrhön, die ich erstmalig 1996 mit Ligeira geritten bin - bis heute als einen meiner schönsten Wanderritte überhaupt in Erinnerung?

Anfahrt über gute Straßen mit wenig Verkehr, ca. 96km in Richtung Gelnhausen, Waldrode zum Wanderer-Parkplatz Hufeisen, mitten im Wald 500m östl. vom Hotel Hufeisenhof gelegen.

Ein super Startplatz: ausreichend abgelegen, sicher, nur frequentiert von Wanderern und anderern Erholungssuchenden, und ein idealer Einstieg in unsere Strecke. Damit haben wir schon mal Glück. Beim Packen des Pferdes verschwindet langsam meine Unruhe, die sich über die ganze Vorbereitungsphase aufgestaut hat. Daran nicht unbeteiligt sind auch die freundlichen aufmunternden Worte der zahlreichen Zuschauer. Bepacktes Reisen zu Pferd, das es so etwas überhaupt noch gibt! Gleich geht es los! Die Pferde bleiben davon unberührt, nehmen es einfach als gegeben hin. Woher sollen sie wissen wohin es geht, und wielange? Sie wissen nur dass es mal wieder auf Tour geht, und nach dem Gepäck und der ganzen Geschäftigkeit zu urteilen, wohl für mehrere Tage. Für Zahralein ist es erst der zweite Wanderritt, aber sie verhält sich brav und routiniert wie ihre Freundin Natascha neben ihr.
Endlich loszureiten - ein unbeschreibliches Gefühl in der Magengegend. Alles hinter sich lassen und doch die wichtigen Dinge des Lebens alle dabeizuhaben - dieses Gefühl habe ich schon eine Weile entbehrt! Nicht zu wissen wo man abends ankommen wird - das ist etwas ganz anderes als ein Ritt zu festen Zielen, oder wenn man mit Wagen und Hänger unterwegs ist und jeden Abend ins Camp zurückkehrt. Eigentlich bin ich die ganze Strecke im Geiste bereits durchgegangen, tausende von Bildern von Rhön, Spessart und Thüringer Wald in meinem Kopf. Ich freue mich wie wahnsinnig auf die bekannten, schönen Streckenabschnitte, und die unbekannten nicht minder. Andrea kennt die Rhön zu Pferd noch nicht, so will ich ihr die schönsten Strecken zeigen. Hier und da will ich neue Varianten ausprobieren, wenn mir an den schon gerittenen nicht alles gefiel. Eine Strecke zu verbessern weil man da vor 5-10 Jahren Verbesserungsbedarf gesehen hat - ein perfektionistischer Traum, aber eben dem dienen auch meine Wegbeschreibungen von den "besten Fernwanderrouten". In erster Linie schreibe ich all das ja für mich selber auf: Zur Steigerung meiner Vorfreude vor dem Losreiten...

Andrea und ich reiten beide mit Armeesätteln Gr.2 und Vorderpacktaschen am Überwurf befestigt, mit Schlafsack- und Kraftfutterrollen hinten, dazu jeder noch eine Trinkflasche und ein Anbindeseil am Pferd - meins ist 20m, Andrea's etwa 12m lang. Wir haben etwa 9kg Gewicht vorn am Sattel; hinten sind es mit Futter etwa 12kg, ohne Futter 5kg. Seil und Trinkflasche werden abwechselnd vorn und hinten angebracht, zum Gewichtsausgleich. Die Sättel liegen auf Woilachs; ich entscheide mich - eingedenk einiger Druckprobleme in letzter Zeit bei Natascha - wie manchmal in früherer Zeit für einen doppelten Woilach - was sich auch bewährt! Andreas Form der Bepackung bewährt sich in den ersten Tagen nicht so - später mehr dazu!

Abritt um 14:00, also schon Nachmittag. Die ersten 5km harte Wege - wir versuchen einen Parallelweg zum Hauptwanderweg, der im Gebüsch und Waldbruch endet. Dann, die letzten 4km zum Dr. Karl-Kihn Platz (km 10,6), wird die Birkenhainer Straße zunehmend besser reitbar. Kurz vor 16:00 Whs. Wiesbüttsee (13km). Zeit für die erste Pause! Wir lassen uns ein Weizenbier schmecken und essen eine Kleinigkeit - beim Reiten wird sparsam gegessen anstatt geschlemmt. Um 16:50 weiter, über einen Hügel, dann an Flörsbach vorüber. Ebenfalls gute Wege. Sonniges Wetter, nicht zu warm, ca. 24°C und leichter Wind. Weiter die Birkenhainer Straße (Markierung B und rotes Keltenkreuz) im Bogen um Lohrhaupten. Sehr trockene Gegend. Wir wollen aber auch nicht mehr in ein Tal an einen Bach reiten. Um 18:45 beenden wir den Ritt am Seekopf, nahe der Bayrischen Schanz. Der Platz bietet schöne Aussicht, einen schönen Abendhimmel, gutes Futter und einen rudimentären Witterungsschutz unter langen Baumzweigen, aber kein Wasser. Die Pferde sind nicht feucht vom Reiten, und haben unterwegs regtelmäßig saufen können. Sie werden also heute nacht ohne Wasser auskommen.

Zahra verheddert sich trotz des nur 6m langen Stricks nach rund 1 Stunde einmal am Strick mit dem Hinterbein, rennt in Panik los und muss halb am Boden liegend befreit werden - verletzt sich dabei aber nicht. Nicht unbedingt ein guter Auftakt.... Am Morgen binden wir sie etwas länger an.


Die Gesamtstrecke auf Karte als GPX Track

 

13.8. (Montag) 41 km +725m - 762m

Die Nacht ist sternenklar, aber am frühen Morgen regnet es ca. 1-2 Stunden. Wir brechen um 7:50 auf. Kaffee gibt's keinen, die Feldflaschen sind fast leer. Die Pferde freuen sich am feuchten Gras. Wir führen ein Stück und sind nach 25 Min. an der Bayrischen Schanz (km 3, uriges Wirtshaus mit Wiesen für Paddocks; Di Ruhetag). Das letzte Stück der Birkenhainer bis hierher war sehr hart; von hier an sind die Wege wieder sehr schön weich - teilweise etwas zu nass in diesem feuchten August. Wir gehen deshalb vorwiegend Schritt.
Das Erlebnis gestern abend ist für mich wie eine Warnung. Wir hatten eine ähnliche Situation bereits im Mai in der Eifel, und ich hätte gedacht dass Andrea in der Zwischenzeit mehr mit Zahra daran gearbeitet hätte.
Obwohl ich aus eigener Erfahrung weiss, mit wieviel Mühe und Geduld es verbunden ist, ein hochblütiges Pferd ans Laufseil zu gewöhnen. So etwas macht mir schon Sorgen, weil eine Verletzung durch den Anbindestrick sämtliche Planungen über den Haufen werfen, und den Ritt beenden kann bevor er richtig begonnen hat.
Immerhin, als sie halb eingewickelt dalag, und ich ihr beigesprungen bin um sie zu befreien, hat sie ruhig gehalten, und gleich danach war sie freundlich und zugewandt
wie immer, hat sich trösten lassen, war nicht abweisend oder schockiert - Mit Vertrauen und Geduld ist alles möglich.

Natürlich frage ich mich nun, ob ich dem jungen, noch wenig erfahrenen Pferd vielleicht zuviel abzuverlange mit den Biwaks draußen. Vielleicht wäre ein bequemer, ruhiger Ritt von einer Wanderreitstation zur anderen doch besser. Dumm nur, dass es auf unserer geplanten Route fast keine gibt. Und mit unerfahrenen Pferden kann auch in Bauernquartieren eine Menge schief gehen.

Sehr schöner naturnaher Mischwald. Kilometerlang kein befestigter Weg zu sehen. Dass es so etwas schönes noch gibt… Wir reiten über die Richteiche; von dort aus geht es bergab ins Tal, der Weg wird befestigt und wir führen hinab ins Sinntal.

Um 10:35 erreichen wir Burgsinn (km 15). Dann folgt ein steiler Anstieg hinüber zur Herrmannseiche, wobei der Wanderweg nicht genau da verläuft wo er eingetragen ist, was die Orientierung etwas erschwert. Oben auf der Höhe feste Wege zum Traben. Wir korrigieren den Kurs nordwärts. An der Erlenruh Brückenruine der "Reichsautobahn Strecke 46". Um 11:55 erreichen wir den Schondrasteg und machen auf der Wiese Rast (km 24), wo ich mit Ligeira 2000 übernachtet habe, in Hörweite eines rauschenden Baches. Hier haben wir nun endlich Sonne, und können die heute morgen leicht feucht eingepackten Sachen trocknen. So etwas ist wichtig; deshalb bleiben wir auch etwas länger. Um 13:45 Weiterritt Richtung Heiligkreuz. Kiesweg links im Tal, sehr gut reitbar (Trab). Dann ein enges felsiges Taltstück kurz vor Heckmühle. Weiter in Richtung Sippachsmühle: Der Weg wird äußerst schmal, überall kleine Mäuerchen. Dann im abzweigenden Feuerbachtal weiter: Umgefallene Bäume auf dem Weg, die schwierig zu umgehen sind.

Um 15:45 erreichen wir das Feuerbachmoor, das kleinste und tiefliegendste Hochmoor der Rhön. (km 37; 15 Min. fressen lassen)

Die unbefestigten Wege im Neuwirtshäuser Forst sind noch sumpfiger und verwachsener als ich (von 1996) in Erinnerung habe. Und so kommen wir nicht gut voran und müssen sogar zu Fuß vorangehen. Zahra macht noch immer mustergültig gut mit.

Ich hatte mir überlegt, noch bis zur Platzer Kuppe weiter zu reiten, aber wir sind für heute, noch zu Anfang des Rittes, lang genug unterwegs, und müde. Lieber den Ritt langsam angehen und dann die Leistungen steigern, als am Anfang zu weit geritten und dann Probleme bekommen.

Deswegen beenden wir schon um 17:00 die Tagesetappe am Hegkopf, südwestlich von Schönderling, auf einer großen Wiese in etwas "hochsitzverseuchter" Gegend. Wir braten uns zwei leckere Steaks, die seit dem Start in den Satteltaschen liegen. Vor den Mücken rettet uns das mitgenommene Autan – die Pferde bekommen die Woilachs aufgelegt bis es dunkel ist und die Insekten sich zum Schlafen hingelegt haben.

Alter Weg

 

14.8.07 (Dienstag)  57km +1480m -1341m

Start um 8:45, gerade noch rechtzeitig: Alarm, Jäger im Revier!  Bei Schönderling geht's übers Feld, zur Ziegelhütte und dann durch den Wald zur Autobahnunterfügrung (A7). Es ist anfangs sonnig, aber dann bewölkt sich das Wetter ziemlich rasch, und es wird etwas kühler.

Jenseits der Autobahn auf dem Plateau und voll in deren Lärmpegel liegt Singenrain, und weiter geht es hinab - alter Weg, leider sehr mit Geäst zugeworfen zum Seifertshof - 1996 mit Ligeira ging es hier noch besser - tja, leider ist das 7 Jahre her. Von da über einen asphaltierten Weg nach Geroda (409m) und anschließend hinauf nach Platz. Hier beginnt der, mir mittlerweile gut bekannte Aufstieg auf die Schwarzen Berge. Den Brunnen an der Platzer Kuppe (km 13) erreichen wir um 10:30 und lassen die Pferde hier 10 Min. fressen. Am Biwakplatz im alten Steinbruch reiten wir heute bloß vorbei, aber ich schenke ihm einen liebevollen, ausführlichen Erkundungsblick - wer weiß, wann ich ihn mal wieder benötige!

Ich wähle den Weg östlich um die Schwarzen Berge herum, der erfreulicherweise nicht mehr so hart ist wie bei meinem allerersten Ritt durch die Bayrische Rhön 1988. Gegen Ende will ich den Zwischenabstieg zum Jugendzeltplatz meiden und diesen auf der Höhe umgehen, doch das mündet in eine ziemliche Kletterei. Die hätten wir auf dem anderen Weg aber auch gehabt. Durch das Basaltwerk, das die östlich gelegenen Berge immer mehr auffrisst, geht es über eine völlig veränderte Wegführung auf der Loipe zur Kissinger Hütte (km 20,3), wo wir zur besten Mittagszeit ankommen und von 11:30-12:35 Pause machen. Die Pferde werden vor der Hütte auf der Wiese angebunden und haben gutes Gras zu fressen. In der Hütte herrscht richtig gute Bergstimmung und wir schreiben noch ein paar Postkarten. Ein toller Platz zum Rasten, wie eh und je!

Nun geht es hinab zum Guckaspaß - bergab führen wir alles - und weiter entlang des Kreuzbergs über schöne Wiesen gegenüber des Arnsbergs. Diesen Weg bin ich sicher schon 8x geritten, wozu einen anderen ausprobieren wo dieser so schön ist. Nach zwoeinhalb Tagen Ritt sind die Essensvorräte leer, und daher beschließe ich - auch wenn wir damit Himmeldunkberg und Gibitzenhöhe auslassen, aber da war ich auch oft genug - den Abstieg nach Bischofsheim zu machen, weil das der größte umliegende, einkaufsgeeignete Ort ist. Auch das Kraftfutter ist alle und bevor wir die Hochrhön überqueren brauchen wir unbedingt neues. Doch vorher machen wir einen kurzen Abstecher zur Osterburg, die zu meiner Überraschung derzeit komplett ausgegraben und renoviert wird, und nicht mehr so zugewachsen dass kaum etwas zu erkennen ist wie auf einem meiner früheren Besuche. Dazu hat man auch einen sehr hart geschotterten Fahrweg hinauf angelegt. Der Abstieg dauert ziemlich lange.

Das wunderhübsche Bischofsheim mit seiner kleinen Altstadt voller Fachwerkhäuser, immer einen Abstecher wert, erreichen wir um 15:00 und sind dort ca. 30 Min. zugange - km 34,3 - Supermarkt und Landhandel im östlichen Gewerbegebiet am ehemaligen Bahnhof. Weniger als "einen Zentner" Futter verkauft man uns ungern; doch leer ausgehen will man uns nicht lassen.
Zum Einkaufen trennen wir uns, und plötzlich veranstaltet meine angeblich so coole und selbstbewusste Natascha ein Riesen-Gewieher und Theater. Ich muß sie ganz kurz festmachen, damit ich in den Laden gehen kann.

Ross und
            Rhön


Aus der Stadt heraus ein langer Aufstieg zum Jagdschloß Holzberg (km 40), wo wir noch mal Pause machen und eine Cola trinken (16:25-16:45). Auch hier können die Pferde gut fressen. Die Pferde machen noch einen fitten Eindruck, und so können wir heute am 3. Tag schon etwas länger reiten. Es geht über den Hauptkamm Höhen der Rhön, südllich herum zum Heidelstein. Es ist nun schön sonnig und wärmer als heute morgen. Das Spätnachmittaglicht wirft seine langen Schatten über das Gebirge. Auf der Langen Rhön ist jetzt niemand mehr zu Fuß unterwegs, und wir finden im hessischen Teil auch Gelegenheiten zum Traben und ruhigem Galoppieren.

Wir verlassen die Höhe am Eisbachgraben (52km), und ich will die Grillanlage am ehemaligen Hof Pfeust bei Leubach ansteuern, obwohl wir es wohl auch noch zur Skiclubhütte hinter dem Ellenbogen schaffen könnten. Daher geht es die Hochrhön nahe dem "Rhönhof" hinab, und ich habe etwas Probleme den Zielort zwischen lauter kleinen Waldstücken zu finden, weil wir von der falschen Seite herankommen und die Straße nach Leubach uns keine Orientierung gibt.

Um 19:25 kommen wir an der Grillhütte an, wo bereits mehrere Familien mit ihren Fahrzeugen campen. Es ist genügend Platz, dass es auch noch für uns reicht, und die Leute sind sehr nett und laden uns noch auf ein Gläschen Wein am Lagerfeuer ein. Zahra nehmen wir dazu mit, und sie steht brav und geduldig neben uns am Lagerfeuer. So ein tolles Pferd! Auch hier finden die Pferde gutes Gras, und vor allem können wir sie am großen Brunnen vollständig abwaschen und säubern. Da stören uns die Mücken hier deutlich weniger. Der Platz liegt auf etwa 580m Höhe.

Pfeust

 

15.8.07 (Mittwoch) 55km  +951m -1192m

Heute sehr trübes, schwüles Wetter

Um 7:50 starten wir in Richtung Leubach und Frankenheim

Nachdem wir gestern festgestellt hatten dass Zahra rechts eine leichte Druckstelle an der Schulter hat, ist vorsichtiges Satteln angesagt, und das Führen aller Bergabstrecken. Andrea lässt das Vorderzeug weg; ich meine, dass es den Sattel nach vorn zieht. Natascha hat ihre alte Gurtdruckstelle rechts die wieder etwas Probleme macht (groß wie ein 2-Euro-Stück) Vielleicht wäre es besser, mittags abzusatteln, wie ich das früher mit Ligeira und Natascha des öfteren gemacht habe, und die Mittagsrast regelmäßig auf 2 Std. auszudehnen. Aber das vertragen auch nicht alle Pferde.

Nach 7,7km erreichen wir um 9:00 das Eisenacher Haus auf dem Ellenbogen, und machen am Aussichtspunkt einen kurzen Halt (ca. 5 Min).

Ich habe mir überlegt, den Rennsteig vom Süden her zur Hohen Sonne hin zu reiten, und den Rückweg über Geisa und die Hessische Rhön. Demzufolge müssen wir östlich von Bad Salzungen über die Werra, und dazu empfiehlt sich ab hier ein mehr östliche Streckenführung, mitten über die gefürchtete Pleß und Hahnberg, und an Kaltennordheim vorüber. So verlassen wir den Rhönhauptkamm und machen uns an den langen Talabstieg nach Mittelsdorf, zunächst geführt. Als wir wieder aufsteigen wollen gibt es zwei kleine Regenschauer.

Bis Mittelsdorf und weiter im Tal der Lotte kommt man gut voran: wir nehmen den linken Talweg vorbei an der Lottenmühle.

Um 10:50 erreichen wir den Kaltennordheimer See (km 18): die Sonne kommt wieder hervor und wir gehen kurz ins Wasser, hauptsächlich um uns zu waschen. Aber ein Haufen Mücken sind doch störend; außerdem hat Andrea ihren Ersatzkleidungssack verloren, der das Badehandtuch enthielt. Dieser fiel vorgestern unbemerkt aus ihrer Mantelsackrolle. Nach 30 Min. reiten wir weiter.

Nun hinauf zur Höhe (Rhön-Paulus-Weg) - schöner Galoppweg.


Rossberg

Etwas mühseliger geht es später im Wald voran, aber um 11:55 erreichen wir den Amönenhof - km 22,6 - und machen in der Uhrtürmchenklause bescheidene Mittagsrast bis 12:55. Die Küche hat an sich erst um 14:00 geöffnet.

Über den Hahnberg geht es flott weiter zur Hutebuche, in der dortigen Hütte pausieren ein paar Reiter aus Roßdorf. Wir lassen unsere Pferde 10 Min. an der Buche fressen (28,2km), und führen dann nach Roßdorf hinab, etwa 4km. Auf der anderen Seite geht es hinauf zur Pleß. Eine Anwohnerin will uns nicht den öffentlichen Weg durch die alte Hohle weisen den vermutlich ihre Kinder am Hang in einen Spielplatz verwandelt haben: " Da kommen Sie mit Ihren Pferden nicht durch..!" Ich liebe solche Leute die meine Pferde besser kennen als ich… (jaja, ich weiß, erste Wanderreiter-Regel: Niemals einen Anwohner um den Weg fragen)

Schöne Sandwege auf dem Aufstieg, aber stellenweise mit tiefen unpassierbaren Fahrspuren. Die Pleßspitze umgehen wir dabei westlich und kommen gut vorwärts. Um 15:45 haben wir die Ruine des alten Pleßhauses erreicht, direkt am Truppenübungsplatz gelegen, und lassen dort die Pferde auf der dortigen großen Wiese 30 Min. fressen (km 38,9). Eine Quelle hat dieser ideale Rastort ebenfalls in der Nähe. Wenn wir es aber noch bis zur Wartburg schaffen wollen müssen wir heute noch weiter. Und so führen wir dann das lange asphaltierte Pleßsträßchen, immer entlang der Grenze des Truppenübungsplatzes, weitere etwa 4km hinab, bis zu einem kleinen Seitentälchen das nach Immelborn führt. Dort hören wir Panzergeräusche vom Übungsplatz. Klingt nach ziemlich viel PS… Immelborn erreichen wir um 17:30 (46,4km). Auf der Werrabrücke recht viel Verkehr. Im Tal an der B62 schöne Badeseen an denen einiger Betrieb herrscht, und die nicht unbedingt geeignet erscheinen eben mal mit den Pferden baden zu gehen. Aber das Wetter sieht auch eher nach Regen aus.

In Barchfeld zweigen wir von der B19 ab - Eisenach ist schon ausgeschildert - hinauf zur Höhe, neugebaute, in meiner Karte nicht verzeichnete Umgehungsstraße. Es ist sehr schwül heute abend und wir schwämmen die Pferde an einer großen Rindertränke ab. Um 19:00 beenden wir den langen Tagesritt im Wiesental bei Schweina. Natascha ist ziemlich müde. Noch ein kurzer Schauer geht nieder aber zum Abendessen dann klarer Himmel. Wir braten die letzten beiden mitgebrachten Steaks.

Lottetal

 

16.8.07 (Donnerstag) 55,9km +1292m -1257m

In der späten Nacht regnet es ausgiebig ca. 2 Std. Am Morgen ist deswegen das ganze Gepäck nass. Zahra muss anders bepackt werden wegen des Schulterdrucks auf der rechten Seite, bekommt die Vorderpacktaschen nach hinten, wie ich früher mit Ligeira geritten bin. Hoffentlich gibt das jetzt keine Probleme im Nierenbereich. Das Kraftfutter ist heute morgen wieder aufgebraucht. Wir brechen verspätet auf: um Neun Uhr.

Der Weg hinauf zur Thüringer Waldhöhe ist sehr steil und anstrengend, wie schon befürchtet, zumal auch die Wege aus dem Schweinaer Grund herauf nicht so verlaufen wie gedacht. Wir brauchen ca. 1 1/2 sd. bis zur Wiese Triniusblick, Rennsteig-km22 (km 6,5).

Beim Nachsatteln oben am Berg entdeckt Andrea dass sie vergessen haben muss die vordere rechte Riemenöse nach vorne zu klappen beim Zusammenbau des Sattels nach dem Reinigen. Nach unten geklappt, hat sie vermutlich den Druck verursacht trotz des Polsterkissens und darunter liegenden Woilachs. Da haben wir den Schuldigen für das Malheur. Nachdem der Fehler behoben ist (und seit heute morgen die Packtaschen hinten liegen), verschlimmert sich die Druckstelle zumindest nicht weiter. Man muß doch immer aufpassen beim Zusammenbau des Militärsattels! Allerdings: ich habe den Fehler heute morgen beim Umbau des Gepäcks auch nicht bemerkt...

Um 11:15 erreichen wir über viel feste Wege, aber trotzdem mit einigen Trabmöglichkeiten die Hohe Sonne (km 14,2 - 15 min. Rast) mit Blick auf die 4km entfernt liegende Wartburg. Das alte verfallene Jugendstil-Whs. von 1900 steht noch, allerdings sieht es nicht so aus als ob viel daran gemacht wurde seitdem ich das letzte Mal hier war, vor 8 Jahren.

Besser sind die Wege weiter westlich, zur Wilden Sau. Viel Bergauf-Bergab (wir führen nach wie vor alle Bergabstrecken)

Um 12.30 erreichen wir Clausberg (km 22,3 heute; Rennsteig-km 6,7 von Hörschel) und bekommen dort nicht nur 12kg Quetschhafer für zwei Euro sondern auch zwei Kaffee.


Halt

Der Abstieg über den Hütschhof zieht sich länger hin (harter Fahrweg), nach Oberellen (schönes altes Kleinbauerndorf). Leider kein Lädchen. Wir bräuchten neues Brot. Bildschön der Weg hinauf aufs Feld, unter der alten Kalibahn von Eisenach nach Gerstungen hindurch. Am Waldrand (Hohe Balz) eine "Sitzraufe" die ich noch von früher kenne - das ist der liebevoll-despektierliche Begriff der Einheimischen für eine überdachte Sitzgruppe, unter der sich sowohl bei stechender Sonne wie bei tröpfelndem Regen angenehm verweilen lässt, und von denen einige mir auch schon auf manchem Ritt als Nachtquartier gedient haben - leider scheinen sie eine Thüringer "Spezialität" zu sein - in Hessen, Bayern oder der Pfalz kennt man sie nicht. Berüchtigt für jegliches Fehlen von Unterständen und dergleichen ist ja bekanntermaßen die bayrische Rhön.. Klar, da könnte sich ja "Gesindel" niederlassen..
Auf der Hohen Balz jedenfalls machen wir von 14:10-15:30 Rast um unsere Sachen zu trocknen und die Pferde fessen zu lassen - km 29,1.

Danach schöner Weg nach Wünschensuhl, gegen Ende bergab und geführt.

Wie 1998 in der Gegenrichtung reite ich über Möllmeshof und Josthof (Westernhof) nach Frauensee (schöne Wege im Wald, Reitwege)

Ein toller Galopp hinauf zur Höhe beim Möllersgrund. Um 17:30 wieder kurze Pause (10 Min.) auf der sonnigen Höhe beim Country Canyon bei Kieselbach. Wir sind schon 44,7km geritten. Und nun geht's steil hinab ins Werratal.

Bis Geisa wie ursprünglich geplant schaffen wir es heute auf keinen Fall mehr, und wir brauchen noch frische Lebensmittel. In Dorndorf, einem großen Dorf mit ehemaligem Kalibetrieb finden wir nahe der Kreuzung B62/ B385 einen kleinen Supermarkt wo ich sogar neuen Sherry bekomme, und – nach meiner liebevollen Frage ob die DDR-Zeit nicht schon vergangen sei – findet sich sogar das Personal bereit mich aus der schon abgedeckten Fleischtheke zu bedienen. Die Pferde können derweil gutes Gras am Rande des Parkplatzes fressen (Pause von 18:10-18:30 - 48,6km).

Dann hinauf über die Höhe von Martinroda (einige neue Windräder) und auf der anderen Seite hinab geführt ins Tal von Völkershausen, das wir als letzten Ort heute durchqueren. Unweit davon, am Osthang des Oechsen - in Hörweite des in zwei Schichten arbeitenden Schotterwerks – beenden wir um 19;45 den langen Tagesmarsch mit schönem Blick auf das Baier-Massiv, und braten uns zwei Steaks. Die Pferde stehen, etwas versteckt, am Rand einer guten Futterwiese. Frisches Wasser gibt es hier allerdings nicht, aber unsere Trinkflaschen sind noch gut gefüllt und es gibt reichlich Taufall in der Nacht.

Wasserknuppe

 

17.8.07 (Freitag)  50,3km +1430m -953m

Um 8:00 Abritt nach dem obligatorischen Capuccino.

Strahlende Sonne auf dem Weg nach Wölferbütt und Masbach (und schönes Panorama vom Baier).
Wir liegen in der Planung zurück. Nur noch drei Tage Zeit haben wir zu reiten, und die letzten Etappen waren lang und anstrengend. Die Pferde zeigen es nicht, aber ich weiß es. Ich schätze die letzten Tagesetappen auf 50km (die Messungen später zeigen dass es noch mehr waren). Solche Leistungen kann man nicht allzuoft hintereinander erbringen. Der ganze Zeitplan macht mir Sorgen. Vielleicht war es zuviel, den Aufstieg auf den Thüringer Wald zu unternehmen. Vielleicht lagen wir bereits zu weit zurück. Aber jetzt ist es zu spät darüber nachzudenken. Aber hier geht es südwärts; jetzt wird es keine Schleifen und Umwege mehr geben. Ich muß versuchen den besten und schnellsten Weg zurück zu finden. Was mir daran Sorgen macht, ist, dass ich durch die Hessische Rhön, die nun vor uns liegt, noch nie einen passablen Weg von Nord nach Süd gefunden habe. Sie ist einfach zu zerklüftet und man hat zuviel verlorene Höhen. Dazu kommt, dass man die Dammersfelder Rhön umgehen muss.
Aber es gefällt mir wie gut die Pferde laufen, wie sie immer noch vorwärts streben. Zahra's hübsches Äussere macht sie nicht zu einem Weichei. Ihr Drang nach vorwärts ist unverändert. Ich glaube sie würde ihr Letztes geben, vielleicht selbst dann wenn Natascha längst aufgegeben hätte.
Trotzdem gefällt mir nicht, dass wir mit Blick auf die Uhr reiten müssen. Ich habe es lieber wenn ich die Freiheit habe zu bummeln, Abstecher zu Sehenswürdigkeiten rechts und links der Route zu machen. Das haben wir jetzt nicht mehr. Die Strecke ist sehr "straight"...

Die Landschaft und die Wege sind schön, an manchen Stellen finden sich auch hier die beliebten Sitzraufen.
Es ist bereits recht warm; der Pulli wird zum Gepäck verschnürt.

Auf Geisa zu müssen wir ca. 2km Straße reiten.

Wir reiten quer durch die malerische Altstadt mit vielen baufälligen Fachwerkhäusern, aber auch anderen die aufwendig renoviert sind. An etlichen der Geschäftshäuser steht „Zu verkaufen“. Geisa hat seine beste Zeit als kleine Handels- und Salzumschlagsstadt zwischen Fulda und Eisenach, am Übergang über die Ulster, lange hinter sich. Dennoch immer einen Besuch wert. Gerade wird entlang der alten Hauptstraße wieder Pflaster verlegt. Wir reiten quer durch die Baustelle; gut dass der Fußweg schon fertig gestellt ist.

Pause am nördlichen Ortsende von Geisa, an der überdachten Sitzstelle „Am Schlangenpfädchen“ (km 14) von 10:10-10:35.

Nun geht es über waldige Hügellandschaft, über Bocksberg und Rockenstuhl. Die Wege sind eher von der  harten Art. Dann geht es hinab nach Apfelbach, dem letzten Weiler in Thüringen. Dahinter ein mächtiger Riegel von Bergen – auf der Höhe verlief früher die DDR-Grenze. Ich versuche durch Wiesenwege den ehemaligen Kolonnenweg entlang des Todesstreifens mit seinen unschönen Betonplatten zu umgehen, der hier steil zur Seelesberghöhe emporklimmt. Beim Versuch eine Rinderkoppel zu umgehen die über einen Weg eingezäunt ist, streift Zahra dabei den Zaun, erschreckt sich, geht durch und wirft Andrea in einem Stangenwaldstück ab. Zum Glück bekommen wir sie schnell eingefangen und sie hat außer einem Kratzer an der Brust keine größeren Verletzungen. Aber natürlich stehen Pferd und Reiterin erstmal unter Schock.

Am Boxberg (direkt hinter der Grenze zu Hessen) müssen wir uns deshalb erstmal erholen: Pause von 12:25-12:55 (km 24,4)

Auf dem nächsten Abschnitt müssen wir zweimal Umwege machen wegen eingezäunter oder im Wald mit Holz verschütteter Wege: bei Schwarzenborn und bei Eckweisbach. Wo Jäger und Bauern abwechselnd die Wege okkupieren bleiben für den Wanderer zu Fuß oder zu Pferd bloß noch Schotter und Asphalt übrig. 


Sitzraufe

Bei Steens wollen wir an der hotelartig ausgebauten Lothar-Mai-Hütte essen, aber leider gibt es kein Grashälmchen Futter am eigens angelegten Anbindeplatz, stattdessen Betonplatten: So etwas motiviert uns nicht im mindesten an dieser Lokalität eine Zeche zu machen, denn schließlich tun ja die Pferde die Hauptarbeit und haben sich auch ihr Futter verdient... (km 38)

Mittlerweile ist es aber wieder kühler geworden, stark bewölkt, ich habe wieder den Pulli angezogen und rechne darauf dass es dann bald wieder wärmer werden muss bis man anfängt zu schwitzen… In Anbetracht der Tatsache dass wir August haben und eigentlich 8 Tage strahlendes Wetter vorhergesagt war, habe ich auf die Mitnahme meiner FjällRäven-Jacke verzichtet die sonst meine liebste Wahl bei unbeständigem Wetter ist.  

Hinter Danzwiesen machen wir an einer auf einer kleinen Wiese gelegenen Schutzhütte 15:40-16:15 Rast (km 41,5) - genau unterhalb, und mit schönem Blick auf die Milseburg.

Dann werden wir doch noch belohnt und finden doch noch eine Wirtschaft wo auch die Pferde nicht darben müssen: Am Grabenhöfchen, direkt an der B458 auf dem Paß vor Dipperz bei Poppenhausen - km 44 - von 16:50-17:50. Wir essen dort ganz ausgezeichnet; die Pferde werden an den Ästen einer großen Eiche angebunden und freuen sich dass es schon wieder Gras gibt.

Weiter geht es über den Weiherberg - schöne Aussicht - über das hochgelegene Dorf Abtsrode und dann steil hinauf zur Wasserkuppe auf einem Fußweg nahe dem Skilift. Zahra legt sich ins Zeug wie wild, Natascha folgt, etwas weiser, mit ein bisschen Abstand. Unterwegs gibt es noch eine Quelle an der wir die Wasserflaschen bis zum Rand auffüllen. Wir reiten noch zum Pferdskopf-Gipfel aber dort ist ein Abstieg nicht möglich (alles eingezäunt). Das Wetter sieht bereits wieder nach Schauern aus, wir sehen einen schönen Regenbogen. Schließlich finden wir nahe dem Pferdskopf um 19:20 eine winzigkleine Schutzhütte, eigentlich ein besserer überdachter Unterstand, auf 860m Höhe, mit gutem Gras davor und beschließen hier trotz des etwas unebenen Geländes, Biwak zu machen. Sehr schöne Aussicht zur Bayrischen Rhön hin und schöner Abendhimmel.


Wasserknuppe

 

18.8.07 (Samstag)  50,6km +675m -1146m

Heute morgen scheint wieder freundlich die Sonne und wir machen uns um 8:45 auf den Weg; die Wasserkuppe hinab in Richtung Nordspessart und Bellingser Kreuz. Es ist bereits sehr warm, aber wie in den vergangenen Tagen bewölkt es sich zwischendurch und wird wieder kühler.
Trotz des unschönen Erlebnisses mit dem Sturz gestern bin ich heute morgen optimistisch. Das liegt nicht nur daran dass wir es geschafft haben auf den höchsten Berg Hessens und es jetzt bloß noch bergab geht, jedenfalls im Prinzip... Die weitere Strecke erscheint mir jetzt überschaubar, obwohl die Durchquerung des Fuldatals nun vor uns liegt. Aber ich denke, ich habe die dafür bestmögliche Stelle ausgesucht. Und danach kommen wir in ein Gebiet dass ich aus den Fahrten früherer Jahre, zum Teil noch 2006 - Abritt der "Strecke 46" - meine ganz gut zu kennen.

Wir steigen zu Fuß hinab auf einem Weg der von mehreren Quellbächen überquert wird, entlang von Rinderkoppeln zum Guckaisee und weiter zum Hof Güntersberg. Hier geht es nun entlang des Rückens westwärts mit einem Strich Süd weiter. Dabei hat man ein schönes Panorama über die nördlichen Abschnitte der Hessenrhön bis hin nach Fulda deren Hochhäuser man in der Ferne sieht. Auf der Gegenseite sieht man die verbotenen Gipfel der Dammersfeldrhön.

Wir reiten dicht an einem Ort und der Ebersburg vorbei. Ideales Reitgelände und wir kommen sogar zum Galoppieren. Dann neigt sich der Höhenzug zu Tal – ins noch junge Fuldatal mit seinen stark befahrenen Straßen.

In Schmalnau - km 13,2 - haben wir über 500m Höhe verloren. In dem kleinen Ort gibt es unerwarteter Weise ein Supermarkt wo wir – direkt neben der kleinen Bahnstrecke – von 10:40-10:55 kurze Pause machen. Außerdem existiert ein Landhandel wo wir Hafer kaufen – zum „Pfundpreis“: für 12kg 7,50 Euro – man merkt dass wir wieder im „Westen“ sind. Hier stelle ich auch fest dass ich meine gute alte Albtasse verloren habe die ich, in Ermangelung ausreichenden Stauraums in den engen Packtaschen zum Armeesattel 25, immer außen am Gepäck anzuschnallen pflege -- ein Lederriemchen ist zerrissen. Betrüblicherweise ist nicht mehr genügend Zeit zurückzureiten um sie zu suchen *) - denn wir haben nur noch diesen und den nächsten Tag zum Reiten und müssen ans Vorankommen denken.

Durchs Fuldatal über Thalau, Altenhof und Uttrichshausen (A7 Autobahnbrücke) umgehen wir die Dammersfelder Rhön weiträumig im Nodwesten. Hier kommen wir gut voran.


Pleßhaus

Leider trifft das nicht zu für den nördlich von Heubach liegenden Wald, in dem buchstäblich nicht ein unbefestigter Weg mehr exitstiert, auf deren ehemaliger Fläche dutzende Hochsitze herumstehen. Dafür aber unzählige Spuren von Waldfahrzeugen auf denen wir doch irgendwie wieder ins freie Feld kommen.

Mit einigem Zeitverlust erreichen wir die Grillhütte Heubach (Am Frauenberg, GHWW - km 27,2) erst um 13:15 und machen hier bis 14:30 Rast. Ich habe, vielleicht durch die ungewohnt brennende Sonne, ziemliche Kopfschmerzen - aber der Schatten hier, das frische Brunnenwasser oder vielleicht auch die Kopfschmerztablette helfen ab. Weiter geht es asphaltierten Fahrweg zu den Sparhöfen – dort  zweigen wir südwestlich ab, entlang der "Alten Weinstraße", ein traurige Asphalt- und Basaltschotterpiste entlang einiger Basaltwerke durchschönen Buchenwald. Immerhin, dieser Straßenzug ist bereits historisch verbunden übers Orber Reisig mit der Birkenhainer Straße, mithin unserem Ziel!

Besser gerät zu reiten die Umgehung von Sterbfritz, mit Blick auf Burg Schwarzenfels (mir bekannt von der Rhönfahrt Strecke 46 vor zwei Jahren)

Letzte Pause halten wir auf der Höhe am Weipertzberg (GH bei km 43,1) 16:30-17:00

Weiter in Richtung Bellingser Kreuz sind die Wege äußerst hart und die weichen Wege von Jägern verbaut und wir finden auf Anhieb auch keinen hübschen zum Biwakieren geeigneten Platz. Erst die Schinnwiese, genau unter dem NSG Ratzerod gelegen, die wir um 18:20 erreichen, bietet eine schöne gut nachgewachsene Wiese für unsere Pferde mit zwei kleinen Bächen. Ich bin ganz froh dass wir eine Stunde früher als die ganzen letzten Tage die Tagesetappe beenden können. Ewig hätten wir das mit unseren Pferden nicht mehr weiter machen können. So haben wir trotzdem einen zünftigen, gut geeigneten Platz und braten an unserem letzten Abend draußen bei mildem Wetter ein paar schöne Schwenksteaks.

Bremen

 

19.8.07 (Sonntag)  43,9km  +766m - 774m

Wir wollen nun doch nicht wie ursprünglich geplant übers Orber Reisig, sondern ich beschließe stattdessen durch den hübschen Jossgrund zu reiten. Lange Wald-Höhenwege hatten wir auf dem Ritt zur Genüge und ich bin es ein bisschen leid zwischen harten Schotterwegen immer wieder zugeworfene und zerfahrene weiche Wege suchen zu müssen die irgendein Jagdpächter hinter seinem Hochsitz blockiert hat um Durchgangsverkehr abzuhalten. Die Erfahrungen im Orber Reisig waren auf den Erkundungsritten 2002-2003 nicht so, dass flüssiges Reiten abseits der befestigten Hauptwege möglich ist [Anm: Acht Jahre später habe ich festgestellt dass dies nicht mehr stimmt und einen guten bereitbaren Weg übers Orber Reisig gefunden] 2015 Unten im Talgrund gibt es bequeme Fuß- und Fahrwege wie ich mich noch aus ein oder zwei Ritten der Zeit der Neunziger erinnern kann, wo man wird hoffentlich am Rand reiten können.

Um 8:15 brechen wir auf. Das Wetter ist bedeckt.

Es macht mich immer traurig wenn ich zum letzten Mal morgens die Sachen einpacke und weiß dass es an die letzte Tagesetappe geht. Ich würde gern noch weiter reiten, und glaube die Pferde könnten es auch. Heute nacht hat sich Zahra zum ersten Mal am langen Seil hingelegt. Auch bleibt sie im Unterschied zu unserem Erlebnis am Anfang des Rittes, wenn sie mal in den Strick tritt, jetzt schön still stehen bis Andrea kommt um sie zu befreien. Andrea gibt auch besser darauf acht.

Es geht zunächst in den Talgrund hinab und wir führen deshalb. Auch weiter unten im Rohrbachgrund, gibt es ein paar schöne Wiesen entfernt von befestigten Wegen auf denen man gut übernachten könnte, wenn man nicht wie wir die höher gelegenen Plätze bevorzugen würde.

Ab den Rohrbachhöfen im Jossgrund asphaltierter Fahrweg, aber man kann ganz gut am Rand reiten. Es geht durch Wiesen und entlang von Rinderkoppeln.

Um Marjoß reiten wir außen herum, auf sehr schönem Weg am Rande des NSG Kirschwiesen entlang. Dann durchqueren wir die Ortschaft Mernes. In Mernes gibt es eine Kirmes, aber Sonntag morgen ist so gut wie nichts los.

In Burgjoß erreichen wir den Hauptort des Jossgrunds - 15,4km - und machen Pause an der alten Wasserburg (heute Hessisches Forstamt) von 10:20-10:40. In der Sonne ist es eigentlich recht gemütlich

Wir bleiben noch im Jossgrund bis Oberndorf – hier wird das Tal nun deutlich enger – dann verlassen wir diesen in Richtung Lettgenbrunn. Es geht gut bergauf, über schöne Wege, dann etwas hügelab nach Lettgenbrunn. Eine traumhaft dünnbesiedelte Gegend. Die Gegend um  Lettgenbrunn gehört zu den schönsten Ecken des Spessart. Auch hier ist der Wald eingezäunt, müssen die Menschen wahrscheinlich schon immer, die gesäte Frucht gegen das Wild erbittert verteidigen. Ansonsten liefert der Wald Holz; es gibt ein kleines Sägewerk am Ort, an dem wir vorbeireiten. Und danach geht es wieder hinauf zum Eselsberg. Wir reiten einen Weg zu weit links und müssen prompt eine kleine Höhe wieder etwas hinab.


Es geht noch ein längeres Stück durch dichten Wald, dann erreichen wir das offene Feld bei Flörsbach, und kommen nahe der die Spessarthöhe nach Lohr übersteigende Straße wieder auf  die Strecke vom Hinweg, an die Birkenhainer Straße. Auf gleichem Weg  wie auf dem Hinweg wollen wir jetzt zurück, und natürlich bemerken es auch die Pferde dass wir auf dem Rückweg sind.

Den Wiesbüttsee mit seiner kleinen Wirtschaft erreichen wir noch pünktlich zu Mittag, 13:00 - 30,9km. Wir essen noch etwas, aber heute hat die Kneipe zuviel Betrieb und wir müssen länger warten. Das Essen ist auch weniger gut als vor einer Woche. Erst um 14:25 geht es weiter. Aber wir haben es nicht mehr weit bis nach Hause. Die Pferde haben längst gemerkt dass es heimwärts geht und sind kaum zu bremsen. Zahra galoppiert voraus mit lustig wehendem Schweif; Natascha folgt etwas geruhsamer hintendrein, bis ich ihr Zeichen gebe für schnellen Trab. Da überholt sie Zahra wieder und die kommt ins Staunen: wie kann das sein dass Natascha zwar langsamer galoppieren, aber schneller traben kann als sie??

Um 16:00 sind wir wieder zurück am Startplatz Hufeisen, packen ab, laden ein und fahren kurz darauf heim.
Ich bin zufrieden. Alles hat super geklappt. Andrea hat Grund auf ihr Pferd sehr, sehr stolz zu sein.

*) Die verlorene Albtasse kehrt auch zurück, dank meiner Verlustmeldung im "Fuldischen Landboten" und eines aufmerksamen und freundlichen Pilzsammlers! 

- zurück zur Seite "Wanderreiten" -


taunusreiter