Durch SPESSART und RHÖN zum THÜRINGER WALD und
zurück
- August 2007 (382,4km in 8 Tagen)
Update 16.
Dez. 2007
Sonntag
12.8.2007: 28,7km +495m -393m
Abfahrt zum
Wanderritt um 11:30 – wir hatten vieles vorzubereiten,
insbesondere die Babybetreuung für unsere 18 Monate alte
Tochter. Andrea's Eltern sind
am Morgen mit Valeria nach München gefahren, nachdem wir am
Vortag alles gepackt haben. Ich überlege immer noch, welches
der geeignetste Startpunkt ist.
Wir wollen lieber reiten als eine lange Anfahrt mit dem
Hänger. Ob die „Birkenhainer“
noch in dem Zustand ist, wie ich sie in Erinnerung habe? Und
ob der geplante Rückweg über Hessische Rhön und das Orber Reisig wirklich schneller
zurückzulegen ist als der Weg über Schondratal
und die bayrische Hochrhön, die ich
erstmalig 1996 mit Ligeira geritten bin - bis heute als
einen meiner schönsten Wanderritte überhaupt in Erinnerung?
Anfahrt über gute Straßen mit wenig Verkehr, ca. 96km in Richtung Gelnhausen, Waldrode zum Wanderer-Parkplatz Hufeisen, mitten im Wald 500m östl. vom Hotel Hufeisenhof gelegen.
Ein super Startplatz:
ausreichend abgelegen, sicher, nur frequentiert von
Wanderern und anderern Erholungssuchenden, und ein idealer
Einstieg in unsere Strecke. Damit haben wir schon mal
Glück. Beim Packen des Pferdes verschwindet langsam meine
Unruhe, die sich über die ganze Vorbereitungsphase
aufgestaut hat. Daran nicht unbeteiligt sind auch die
freundlichen aufmunternden Worte der zahlreichen
Zuschauer. Bepacktes Reisen zu Pferd, das es so etwas
überhaupt noch gibt! Gleich geht es los! Die Pferde
bleiben davon unberührt, nehmen es einfach als gegeben
hin. Woher sollen sie wissen wohin es geht, und wielange?
Sie wissen nur dass es mal wieder auf Tour geht, und nach
dem Gepäck und der ganzen Geschäftigkeit zu urteilen, wohl
für mehrere Tage. Für Zahralein ist es erst der zweite
Wanderritt, aber sie verhält sich brav und routiniert wie
ihre Freundin Natascha neben ihr.
Endlich loszureiten -
ein unbeschreibliches Gefühl in der Magengegend. Alles
hinter sich lassen und doch die wichtigen Dinge des Lebens
alle dabeizuhaben - dieses Gefühl habe ich schon eine
Weile entbehrt! Nicht zu wissen wo man abends ankommen
wird - das ist etwas ganz anderes als ein Ritt zu festen
Zielen, oder wenn man mit Wagen und Hänger unterwegs ist
und jeden Abend ins Camp zurückkehrt. Eigentlich bin ich
die ganze Strecke im Geiste bereits durchgegangen,
tausende von Bildern von Rhön, Spessart und Thüringer Wald
in meinem Kopf. Ich freue mich wie wahnsinnig auf die
bekannten, schönen Streckenabschnitte, und die unbekannten
nicht minder. Andrea kennt die Rhön zu Pferd noch nicht,
so will ich ihr die schönsten Strecken zeigen. Hier und da
will ich neue Varianten ausprobieren, wenn mir an den
schon gerittenen nicht alles gefiel. Eine Strecke zu
verbessern weil man da vor 5-10 Jahren Verbesserungsbedarf
gesehen hat - ein perfektionistischer Traum, aber eben dem
dienen auch meine Wegbeschreibungen von den "besten
Fernwanderrouten". In erster Linie schreibe ich all
das ja für mich selber auf: Zur Steigerung meiner
Vorfreude vor dem Losreiten...
Andrea und ich
reiten beide mit Armeesätteln
Gr.2 und Vorderpacktaschen am Überwurf befestigt, mit
Schlafsack- und Kraftfutterrollen hinten, dazu jeder noch
eine Trinkflasche und ein Anbindeseil
am Pferd - meins ist 20m, Andrea's
etwa 12m lang. Wir haben etwa 9kg Gewicht vorn am Sattel;
hinten sind es mit Futter etwa 12kg, ohne Futter 5kg. Seil
und Trinkflasche werden abwechselnd vorn und hinten
angebracht, zum Gewichtsausgleich. Die Sättel liegen auf Woilachs;
ich entscheide mich - eingedenk einiger Druckprobleme in
letzter Zeit bei Natascha - wie manchmal in früherer Zeit
für einen doppelten Woilach -
was sich auch bewährt! Andreas Form der Bepackung bewährt
sich in den ersten Tagen nicht so - später mehr dazu!
Abritt um
14:00, also schon Nachmittag. Die ersten 5km harte Wege - wir versuchen einen
Parallelweg zum Hauptwanderweg, der im Gebüsch und Waldbruch
endet. Dann, die letzten 4km zum Dr. Karl-Kihn
Platz (km 10,6), wird die Birkenhainer
Straße zunehmend besser reitbar.
Kurz vor 16:00 Whs. Wiesbüttsee
(13km). Zeit für die erste Pause! Wir lassen uns ein
Weizenbier schmecken und essen eine Kleinigkeit - beim
Reiten wird sparsam gegessen anstatt geschlemmt. Um 16:50
weiter, über einen Hügel, dann an Flörsbach
vorüber. Ebenfalls gute Wege. Sonniges Wetter, nicht zu
warm, ca. 24°C und leichter Wind. Weiter die Birkenhainer Straße
(Markierung B und rotes Keltenkreuz) im Bogen um Lohrhaupten. Sehr trockene Gegend.
Wir wollen aber auch nicht mehr in ein Tal an einen Bach
reiten. Um 18:45 beenden wir den Ritt am Seekopf, nahe der
Bayrischen Schanz. Der Platz bietet schöne Aussicht, einen
schönen Abendhimmel, gutes Futter und einen rudimentären
Witterungsschutz unter langen Baumzweigen, aber kein Wasser.
Die Pferde sind nicht feucht vom Reiten, und haben unterwegs
regtelmäßig saufen können. Sie werden also heute nacht ohne
Wasser auskommen.
Zahra
verheddert sich trotz des nur 6m langen Stricks nach rund 1
Stunde einmal am Strick mit dem Hinterbein, rennt in Panik
los und muss halb am Boden liegend befreit werden - verletzt
sich dabei aber nicht. Nicht unbedingt ein guter Auftakt....
Am Morgen binden wir sie etwas länger an.
Die Gesamtstrecke auf Karte als GPX Track
13.8.
(Montag) 41 km +725m - 762m
Die Nacht ist
sternenklar, aber am frühen Morgen regnet es ca. 1-2
Stunden. Wir brechen um 7:50 auf. Kaffee gibt's keinen, die
Feldflaschen sind fast leer. Die Pferde freuen sich am
feuchten Gras. Wir führen ein Stück und sind nach 25 Min. an
der Bayrischen Schanz (km 3, uriges Wirtshaus mit Wiesen für
Paddocks; Di Ruhetag). Das
letzte Stück der Birkenhainer
bis hierher war sehr hart; von hier an sind die Wege wieder
sehr schön weich - teilweise etwas zu nass in diesem
feuchten August. Wir gehen deshalb vorwiegend Schritt.
Das Erlebnis gestern
abend ist für mich wie eine Warnung. Wir hatten eine
ähnliche Situation bereits im Mai in der Eifel, und ich
hätte gedacht dass Andrea in der Zwischenzeit mehr mit
Zahra daran gearbeitet hätte. Obwohl ich aus eigener
Erfahrung weiss, mit wieviel Mühe und Geduld es verbunden
ist, ein hochblütiges Pferd ans Laufseil zu gewöhnen. So etwas macht mir schon
Sorgen, weil eine Verletzung durch den Anbindestrick
sämtliche Planungen über den Haufen werfen, und den Ritt
beenden kann bevor er richtig begonnen hat.
Immerhin, als sie halb eingewickelt dalag, und ich ihr
beigesprungen bin um sie zu befreien, hat sie ruhig
gehalten, und gleich danach war sie freundlich und
zugewandt wie immer, hat sich trösten lassen,
war nicht abweisend oder schockiert - Mit Vertrauen und
Geduld ist alles möglich.
Natürlich frage ich mich
nun, ob ich dem jungen, noch wenig erfahrenen Pferd
vielleicht zuviel abzuverlange mit den Biwaks draußen.
Vielleicht wäre ein bequemer, ruhiger Ritt von einer
Wanderreitstation zur anderen doch besser. Dumm nur, dass
es auf unserer geplanten Route fast keine gibt. Und mit
unerfahrenen Pferden kann auch in Bauernquartieren eine
Menge schief gehen.
Sehr schöner
naturnaher Mischwald. Kilometerlang kein befestigter Weg zu
sehen. Dass es so etwas schönes noch gibt… Wir reiten über
die Richteiche; von dort aus geht es bergab ins Tal, der Weg
wird befestigt und wir führen hinab ins Sinntal.
Um 10:35
erreichen wir Burgsinn (km 15). Dann folgt ein steiler
Anstieg hinüber zur Herrmannseiche, wobei der Wanderweg
nicht genau da verläuft wo er eingetragen ist, was die
Orientierung etwas erschwert. Oben auf der Höhe feste Wege
zum Traben. Wir korrigieren den Kurs nordwärts. An der Erlenruh Brückenruine der "Reichsautobahn
Strecke 46". Um 11:55 erreichen wir den Schondrasteg und machen auf der
Wiese Rast (km 24), wo ich mit Ligeira
2000 übernachtet habe, in Hörweite eines rauschenden Baches.
Hier haben wir nun endlich Sonne, und können die heute morgen leicht feucht eingepackten
Sachen trocknen. So etwas ist wichtig; deshalb bleiben wir
auch etwas länger. Um 13:45 Weiterritt Richtung Heiligkreuz.
Kiesweg links im Tal, sehr gut reitbar
(Trab). Dann ein enges felsiges Taltstück
kurz vor Heckmühle. Weiter in Richtung Sippachsmühle:
Der Weg wird äußerst schmal, überall kleine Mäuerchen. Dann im abzweigenden Feuerbachtal weiter: Umgefallene
Bäume auf dem Weg, die schwierig zu umgehen sind.
Um 15:45
erreichen wir das Feuerbachmoor, das kleinste und tiefliegendste Hochmoor der Rhön.
(km 37; 15 Min. fressen lassen)
Die
unbefestigten Wege im Neuwirtshäuser Forst sind noch
sumpfiger und verwachsener als ich (von 1996) in Erinnerung
habe. Und so kommen wir nicht gut voran und müssen sogar zu
Fuß vorangehen. Zahra macht noch immer mustergültig gut mit.
Ich hatte mir
überlegt, noch bis zur Platzer
Kuppe weiter zu reiten, aber wir sind für heute, noch zu
Anfang des Rittes, lang genug unterwegs, und müde. Lieber
den Ritt langsam angehen und dann die Leistungen steigern,
als am Anfang zu weit geritten und dann Probleme bekommen.
Deswegen
beenden wir schon um 17:00 die Tagesetappe am Hegkopf,
südwestlich von Schönderling,
auf einer großen Wiese in etwas "hochsitzverseuchter"
Gegend. Wir braten uns zwei leckere Steaks, die seit dem
Start in den Satteltaschen liegen. Vor den Mücken rettet uns
das mitgenommene Autan – die
Pferde bekommen die Woilachs aufgelegt bis es
dunkel ist und die Insekten sich zum Schlafen hingelegt
haben.
14.8.07
(Dienstag) 57km +1480m -1341m
Start um 8:45,
gerade noch rechtzeitig: Alarm, Jäger im Revier! Bei
Schönderling geht's übers Feld,
zur Ziegelhütte und dann durch den Wald zur Autobahnunterfügrung (A7). Es ist
anfangs sonnig, aber dann bewölkt sich das Wetter ziemlich
rasch, und es wird etwas kühler.
Jenseits der
Autobahn auf dem Plateau und voll in deren Lärmpegel liegt
Singenrain, und weiter geht es hinab - alter Weg, leider
sehr mit Geäst zugeworfen zum Seifertshof
- 1996 mit Ligeira ging es hier
noch besser - tja, leider ist das 7 Jahre her. Von da über
einen asphaltierten Weg nach Geroda
(409m) und anschließend hinauf nach Platz. Hier beginnt der,
mir mittlerweile gut bekannte Aufstieg auf die Schwarzen
Berge. Den Brunnen an der Platzer
Kuppe (km 13) erreichen wir um 10:30 und lassen die Pferde
hier 10 Min. fressen. Am Biwakplatz im alten Steinbruch
reiten wir heute bloß vorbei, aber ich schenke ihm einen
liebevollen, ausführlichen Erkundungsblick - wer weiß, wann
ich ihn mal wieder benötige!
Ich wähle den
Weg östlich um die Schwarzen Berge herum, der
erfreulicherweise nicht mehr so hart ist wie bei meinem
allerersten Ritt durch die Bayrische Rhön 1988. Gegen Ende will ich den
Zwischenabstieg zum Jugendzeltplatz meiden und diesen auf
der Höhe umgehen, doch das mündet in eine ziemliche
Kletterei. Die hätten wir auf dem anderen Weg aber auch
gehabt. Durch das Basaltwerk, das die östlich gelegenen
Berge immer mehr auffrisst, geht es über eine völlig
veränderte Wegführung auf der Loipe zur Kissinger Hütte (km
20,3), wo wir zur besten Mittagszeit ankommen und von
11:30-12:35 Pause machen. Die Pferde werden vor der Hütte
auf der Wiese angebunden und haben gutes Gras zu fressen. In
der Hütte herrscht richtig gute Bergstimmung und wir
schreiben noch ein paar Postkarten. Ein toller Platz zum
Rasten, wie eh und je!
Nun geht es
hinab zum Guckaspaß - bergab
führen wir alles - und weiter entlang des Kreuzbergs über
schöne Wiesen gegenüber des Arnsbergs. Diesen Weg bin ich
sicher schon 8x geritten, wozu einen anderen ausprobieren wo
dieser so schön ist. Nach zwoeinhalb Tagen Ritt sind die
Essensvorräte leer, und daher beschließe ich - auch wenn wir
damit Himmeldunkberg und Gibitzenhöhe auslassen, aber da war
ich auch oft genug - den Abstieg nach Bischofsheim zu
machen, weil das der größte umliegende, einkaufsgeeignete
Ort ist. Auch das Kraftfutter ist alle und bevor wir die Hochrhön überqueren brauchen wir
unbedingt neues. Doch vorher machen wir einen kurzen
Abstecher zur Osterburg, die zu meiner Überraschung derzeit
komplett ausgegraben und renoviert wird, und nicht mehr so
zugewachsen dass kaum etwas zu erkennen ist wie auf einem
meiner früheren Besuche. Dazu hat man auch einen sehr hart
geschotterten Fahrweg hinauf angelegt. Der Abstieg dauert
ziemlich lange.
Das
wunderhübsche Bischofsheim mit seiner kleinen Altstadt
voller Fachwerkhäuser, immer einen Abstecher wert, erreichen
wir um 15:00 und sind dort ca. 30 Min. zugange - km 34,3 -
Supermarkt und Landhandel im östlichen Gewerbegebiet am
ehemaligen Bahnhof. Weniger als "einen Zentner" Futter
verkauft man uns ungern; doch leer ausgehen will man uns
nicht lassen.
Zum
Einkaufen trennen wir uns, und plötzlich veranstaltet
meine angeblich so coole und selbstbewusste Natascha ein
Riesen-Gewieher und Theater. Ich muß sie ganz kurz
festmachen, damit ich in den Laden gehen kann.
Aus der Stadt heraus ein langer Aufstieg zum Jagdschloß
Holzberg (km 40), wo wir noch mal Pause machen und eine Cola
trinken (16:25-16:45). Auch hier können die Pferde gut
fressen. Die Pferde machen noch einen fitten Eindruck, und
so können wir heute am 3. Tag schon etwas länger reiten. Es
geht über den Hauptkamm Höhen der Rhön, südllich herum zum Heidelstein. Es ist nun schön sonnig
und wärmer als heute morgen. Das Spätnachmittaglicht wirft
seine langen Schatten über das Gebirge. Auf der Langen Rhön
ist jetzt niemand mehr zu Fuß unterwegs, und wir finden im
hessischen Teil auch Gelegenheiten zum Traben und ruhigem
Galoppieren.
Wir verlassen
die Höhe am Eisbachgraben (52km), und ich will die
Grillanlage am ehemaligen Hof Pfeust
bei Leubach ansteuern, obwohl
wir es wohl auch noch zur Skiclubhütte hinter dem Ellenbogen
schaffen könnten. Daher geht es die Hochrhön
nahe dem "Rhönhof" hinab, und ich habe etwas Probleme den
Zielort zwischen lauter kleinen Waldstücken zu finden, weil
wir von der falschen Seite herankommen und die Straße nach Leubach uns keine Orientierung gibt.
Um 19:25
kommen wir an der Grillhütte an, wo bereits mehrere Familien
mit ihren Fahrzeugen campen. Es ist genügend Platz, dass es
auch noch für uns reicht, und die Leute sind sehr nett und
laden uns noch auf ein Gläschen Wein am Lagerfeuer ein.
Zahra nehmen wir dazu mit, und sie steht brav und geduldig
neben uns am Lagerfeuer. So ein tolles Pferd! Auch hier
finden die Pferde gutes Gras, und vor allem können wir sie
am großen Brunnen vollständig abwaschen und säubern. Da
stören uns die Mücken hier deutlich weniger. Der Platz liegt
auf etwa 580m Höhe.
15.8.07
(Mittwoch) 55km +951m -1192m
Heute sehr
trübes, schwüles Wetter
Um 7:50
starten wir in Richtung Leubach
und Frankenheim
Nachdem wir
gestern festgestellt hatten dass Zahra rechts eine leichte
Druckstelle an der Schulter hat, ist vorsichtiges Satteln
angesagt, und das Führen aller Bergabstrecken. Andrea lässt
das Vorderzeug weg; ich meine, dass es den Sattel nach vorn
zieht. Natascha hat ihre alte Gurtdruckstelle rechts die
wieder etwas Probleme macht (groß wie ein 2-Euro-Stück)
Vielleicht wäre es besser, mittags abzusatteln, wie ich das
früher mit Ligeira und Natascha
des öfteren gemacht habe, und die Mittagsrast regelmäßig auf
2 Std. auszudehnen. Aber das vertragen auch nicht alle
Pferde.
Nach 7,7km
erreichen wir um 9:00 das Eisenacher Haus auf dem
Ellenbogen, und machen am Aussichtspunkt einen kurzen Halt
(ca. 5 Min).
Ich habe mir
überlegt, den Rennsteig vom Süden her zur Hohen Sonne hin zu
reiten, und den Rückweg über Geisa
und die Hessische Rhön. Demzufolge müssen wir östlich von
Bad Salzungen über die Werra, und dazu empfiehlt sich ab
hier ein mehr östliche Streckenführung, mitten über die
gefürchtete Pleß und Hahnberg,
und an Kaltennordheim vorüber. So verlassen wir den
Rhönhauptkamm und machen uns an den langen Talabstieg nach Mittelsdorf,
zunächst geführt. Als wir wieder aufsteigen wollen gibt es
zwei kleine Regenschauer.
Bis
Mittelsdorf und weiter im Tal der Lotte kommt man gut voran:
wir nehmen den linken Talweg vorbei an der Lottenmühle.
Um 10:50
erreichen wir den Kaltennordheimer
See (km 18): die Sonne kommt wieder hervor und wir gehen
kurz ins Wasser, hauptsächlich um uns zu waschen. Aber ein
Haufen Mücken sind doch störend; außerdem hat Andrea ihren
Ersatzkleidungssack verloren, der das Badehandtuch enthielt.
Dieser fiel vorgestern unbemerkt aus ihrer Mantelsackrolle.
Nach 30 Min. reiten wir weiter.
Nun hinauf zur
Höhe (Rhön-Paulus-Weg) - schöner
Galoppweg.
Etwas
mühseliger geht es später im Wald voran, aber um 11:55
erreichen wir den Amönenhof -
km 22,6 - und machen in der Uhrtürmchenklause bescheidene
Mittagsrast bis 12:55. Die Küche hat an sich erst um 14:00
geöffnet.
Über den
Hahnberg geht es flott weiter zur Hutebuche,
in der dortigen Hütte pausieren ein paar Reiter aus Roßdorf.
Wir lassen unsere Pferde 10 Min. an der Buche fressen
(28,2km), und führen dann nach Roßdorf hinab, etwa 4km. Auf
der anderen Seite geht es hinauf zur Pleß.
Eine Anwohnerin will uns nicht den öffentlichen Weg durch
die alte Hohle weisen den vermutlich ihre Kinder am Hang in
einen Spielplatz verwandelt haben: " Da kommen Sie mit Ihren
Pferden nicht durch..!" Ich liebe
solche Leute die meine Pferde besser kennen als ich… (jaja, ich weiß, erste
Wanderreiter-Regel: Niemals einen Anwohner um den Weg
fragen)
Schöne
Sandwege auf dem Aufstieg, aber stellenweise mit tiefen
unpassierbaren Fahrspuren. Die Pleßspitze
umgehen wir dabei westlich und kommen gut vorwärts. Um 15:45
haben wir die Ruine des alten Pleßhauses
erreicht, direkt am Truppenübungsplatz gelegen, und lassen
dort die Pferde auf der dortigen großen Wiese 30 Min.
fressen (km 38,9). Eine Quelle hat dieser ideale Rastort
ebenfalls in der Nähe. Wenn wir es aber noch bis zur
Wartburg schaffen wollen müssen wir heute noch weiter. Und
so führen wir dann das lange asphaltierte Pleßsträßchen, immer entlang der
Grenze des Truppenübungsplatzes, weitere etwa 4km hinab, bis
zu einem kleinen Seitentälchen das nach Immelborn führt. Dort hören wir
Panzergeräusche vom Übungsplatz. Klingt nach ziemlich viel
PS… Immelborn erreichen wir um
17:30 (46,4km). Auf der Werrabrücke recht viel Verkehr. Im
Tal an der B62 schöne Badeseen an denen einiger Betrieb
herrscht, und die nicht unbedingt geeignet erscheinen eben
mal mit den Pferden baden zu gehen. Aber das Wetter sieht
auch eher nach Regen aus.
In Barchfeld zweigen wir von der B19 ab
- Eisenach ist schon ausgeschildert - hinauf zur Höhe, neugebaute, in meiner Karte nicht
verzeichnete Umgehungsstraße. Es ist sehr schwül heute abend und
wir schwämmen die Pferde an einer großen Rindertränke ab. Um
19:00 beenden wir den langen Tagesritt im Wiesental bei Schweina.
Natascha ist ziemlich müde. Noch ein kurzer Schauer geht
nieder aber zum Abendessen dann klarer Himmel. Wir braten
die letzten beiden mitgebrachten Steaks.
16.8.07
(Donnerstag) 55,9km +1292m -1257m
In der späten
Nacht regnet es ausgiebig ca. 2 Std. Am Morgen ist deswegen
das ganze Gepäck nass. Zahra muss anders bepackt werden
wegen des Schulterdrucks auf der rechten Seite, bekommt die
Vorderpacktaschen nach hinten, wie ich früher mit Ligeira geritten bin. Hoffentlich
gibt das jetzt keine Probleme im Nierenbereich. Das
Kraftfutter ist heute morgen
wieder aufgebraucht. Wir brechen verspätet auf: um Neun Uhr.
Der Weg hinauf
zur Thüringer Waldhöhe ist sehr steil und anstrengend, wie
schon befürchtet, zumal auch die Wege aus dem Schweinaer Grund herauf nicht so
verlaufen wie gedacht. Wir brauchen ca. 1 1/2 sd. bis zur
Wiese Triniusblick,
Rennsteig-km22 (km 6,5).
Beim
Nachsatteln oben am Berg entdeckt Andrea dass sie vergessen
haben muss die vordere rechte Riemenöse
nach vorne zu klappen beim Zusammenbau des Sattels nach dem
Reinigen. Nach unten geklappt, hat sie vermutlich den Druck
verursacht trotz des Polsterkissens und darunter liegenden Woilachs. Da haben wir den
Schuldigen für das Malheur. Nachdem der Fehler behoben ist
(und seit heute morgen die Packtaschen hinten liegen),
verschlimmert sich die Druckstelle zumindest nicht weiter.
Man muß doch immer aufpassen
beim Zusammenbau des
Militärsattels! Allerdings: ich habe den Fehler heute morgen beim Umbau des Gepäcks auch
nicht bemerkt...
Um 11:15
erreichen wir über viel feste
Wege, aber trotzdem mit einigen Trabmöglichkeiten die Hohe
Sonne (km 14,2 - 15 min. Rast) mit Blick auf die 4km
entfernt liegende Wartburg. Das alte verfallene Jugendstil-Whs. von 1900 steht noch,
allerdings sieht es nicht so aus als ob viel daran gemacht
wurde seitdem ich das letzte Mal hier war, vor 8 Jahren.
Besser sind
die Wege weiter westlich, zur Wilden Sau. Viel Bergauf-Bergab (wir führen nach wie
vor alle Bergabstrecken)
Um 12.30
erreichen wir Clausberg (km 22,3 heute; Rennsteig-km 6,7 von Hörschel) und bekommen dort nicht
nur 12kg Quetschhafer für zwei Euro sondern auch zwei
Kaffee.
Der Abstieg
über den Hütschhof zieht sich
länger hin (harter Fahrweg), nach Oberellen (schönes altes
Kleinbauerndorf). Leider kein Lädchen. Wir bräuchten neues
Brot. Bildschön der Weg hinauf aufs Feld, unter der alten
Kalibahn von Eisenach nach Gerstungen hindurch. Am Waldrand
(Hohe Balz) eine
"Sitzraufe" die ich noch von früher kenne - das ist der
liebevoll-despektierliche Begriff der Einheimischen für eine
überdachte Sitzgruppe, unter der sich sowohl bei stechender
Sonne wie bei tröpfelndem Regen angenehm verweilen lässt,
und von denen einige mir auch schon auf manchem Ritt als
Nachtquartier gedient haben - leider scheinen sie eine
Thüringer "Spezialität" zu sein - in Hessen, Bayern oder der
Pfalz kennt man sie nicht. Berüchtigt für jegliches Fehlen
von Unterständen und dergleichen ist ja bekanntermaßen die
bayrische Rhön.. Klar, da könnte sich ja "Gesindel"
niederlassen..
Auf der Hohen Balz jedenfalls machen wir von 14:10-15:30
Rast um unsere Sachen zu trocknen und die Pferde fessen zu lassen - km 29,1.
Danach schöner
Weg nach Wünschensuhl, gegen Ende bergab und geführt.
Wie 1998 in
der Gegenrichtung reite ich über Möllmeshof
und Josthof (Westernhof) nach Frauensee (schöne Wege im
Wald, Reitwege)
Ein toller
Galopp hinauf zur Höhe beim Möllersgrund.
Um 17:30 wieder kurze Pause (10 Min.) auf der sonnigen Höhe
beim Country Canyon bei
Kieselbach. Wir sind schon 44,7km geritten. Und nun geht's
steil hinab ins Werratal.
Bis Geisa wie ursprünglich geplant schaffen wir es heute auf
keinen Fall mehr, und wir brauchen noch frische
Lebensmittel. In Dorndorf, einem großen Dorf mit ehemaligem
Kalibetrieb finden wir nahe der Kreuzung B62/ B385 einen
kleinen Supermarkt wo ich sogar neuen Sherry bekomme, und –
nach meiner liebevollen Frage ob die DDR-Zeit nicht schon
vergangen sei – findet sich sogar das Personal bereit mich
aus der schon abgedeckten Fleischtheke zu bedienen. Die
Pferde können derweil gutes Gras am Rande des Parkplatzes
fressen (Pause von 18:10-18:30 - 48,6km).
Dann hinauf
über die Höhe von Martinroda
(einige neue Windräder) und auf der anderen Seite hinab
geführt ins Tal von Völkershausen, das wir als letzten Ort
heute durchqueren. Unweit davon, am Osthang des Oechsen - in Hörweite des in zwei
Schichten arbeitenden Schotterwerks – beenden wir um 19;45 den langen Tagesmarsch mit
schönem Blick auf das Baier-Massiv, und braten uns zwei
Steaks. Die Pferde stehen, etwas versteckt, am Rand einer
guten Futterwiese. Frisches Wasser gibt es hier allerdings
nicht, aber unsere Trinkflaschen sind noch gut gefüllt und
es gibt reichlich Taufall in der Nacht.
17.8.07
(Freitag) 50,3km +1430m -953m
Um 8:00 Abritt
nach dem obligatorischen Capuccino.
Strahlende
Sonne auf dem Weg nach Wölferbütt
und Masbach (und schönes
Panorama vom Baier).
Wir
liegen in der Planung zurück. Nur noch drei Tage Zeit
haben wir zu reiten, und die letzten Etappen waren lang
und anstrengend. Die Pferde zeigen es nicht, aber ich weiß
es. Ich schätze die letzten Tagesetappen auf 50km (die
Messungen später zeigen dass es noch mehr waren). Solche
Leistungen kann man nicht allzuoft hintereinander
erbringen. Der ganze Zeitplan macht mir Sorgen. Vielleicht
war es zuviel, den Aufstieg auf den Thüringer Wald zu
unternehmen. Vielleicht lagen wir bereits zu weit zurück.
Aber jetzt ist es zu spät darüber nachzudenken. Aber hier
geht es südwärts; jetzt wird es keine Schleifen und Umwege
mehr geben. Ich muß versuchen den besten und schnellsten
Weg zurück zu finden. Was mir daran Sorgen macht, ist,
dass ich durch die Hessische Rhön, die nun vor uns liegt,
noch nie einen passablen Weg von Nord nach Süd gefunden
habe. Sie ist einfach zu zerklüftet und man hat zuviel
verlorene Höhen. Dazu kommt, dass man die Dammersfelder
Rhön umgehen muss.
Aber es gefällt mir wie gut die Pferde laufen, wie sie
immer noch vorwärts streben. Zahra's hübsches Äussere
macht sie nicht zu einem Weichei. Ihr Drang nach vorwärts
ist unverändert. Ich glaube sie würde ihr Letztes geben,
vielleicht selbst dann wenn Natascha längst aufgegeben
hätte.
Trotzdem gefällt mir nicht, dass wir mit Blick auf die Uhr
reiten müssen. Ich habe es lieber wenn ich die Freiheit
habe zu bummeln, Abstecher zu Sehenswürdigkeiten rechts
und links der Route zu machen. Das haben wir jetzt nicht
mehr. Die Strecke ist sehr "straight"...
Die Landschaft
und die Wege sind schön, an manchen Stellen finden sich auch
hier die beliebten Sitzraufen.
Es ist bereits recht warm; der Pulli wird zum Gepäck
verschnürt.
Auf Geisa zu müssen wir ca. 2km Straße
reiten.
Wir reiten
quer durch die malerische Altstadt mit vielen baufälligen
Fachwerkhäusern, aber auch anderen die aufwendig renoviert
sind. An etlichen der Geschäftshäuser steht „Zu verkaufen“.
Geisa hat seine beste Zeit als
kleine Handels- und Salzumschlagsstadt zwischen Fulda und
Eisenach, am Übergang über die Ulster, lange hinter sich.
Dennoch immer einen Besuch wert. Gerade wird entlang der
alten Hauptstraße wieder Pflaster verlegt. Wir reiten quer
durch die Baustelle; gut dass der Fußweg schon fertig
gestellt ist.
Pause am
nördlichen Ortsende von Geisa,
an der überdachten Sitzstelle „Am Schlangenpfädchen“
(km 14) von 10:10-10:35.
Nun geht es
über waldige Hügellandschaft, über Bocksberg und
Rockenstuhl. Die Wege sind eher von der harten
Art. Dann geht es hinab nach Apfelbach, dem letzten Weiler
in Thüringen. Dahinter ein mächtiger Riegel von Bergen – auf
der Höhe verlief früher die DDR-Grenze. Ich versuche durch
Wiesenwege den ehemaligen Kolonnenweg entlang des
Todesstreifens mit seinen unschönen Betonplatten zu umgehen,
der hier steil zur Seelesberghöhe
emporklimmt. Beim Versuch eine Rinderkoppel zu umgehen die
über einen Weg eingezäunt ist, streift Zahra dabei den Zaun,
erschreckt sich, geht durch und wirft Andrea in einem
Stangenwaldstück ab. Zum Glück bekommen wir sie schnell
eingefangen und sie hat außer einem Kratzer an der Brust
keine größeren Verletzungen. Aber natürlich stehen Pferd und
Reiterin erstmal unter Schock.
Am Boxberg
(direkt hinter der Grenze zu Hessen) müssen wir uns deshalb
erstmal erholen: Pause von 12:25-12:55 (km 24,4)
Auf dem
nächsten Abschnitt müssen wir zweimal Umwege machen wegen
eingezäunter oder im Wald mit Holz verschütteter Wege: bei
Schwarzenborn und bei Eckweisbach. Wo Jäger und Bauern
abwechselnd die Wege okkupieren bleiben für den Wanderer zu
Fuß oder zu Pferd bloß noch Schotter und Asphalt
übrig.
Bei Steens
wollen wir an der hotelartig ausgebauten Lothar-Mai-Hütte
essen, aber leider gibt es kein Grashälmchen Futter am eigens angelegten Anbindeplatz,
stattdessen Betonplatten: So etwas motiviert uns nicht im
mindesten an dieser Lokalität eine Zeche zu machen, denn
schließlich tun ja die Pferde die Hauptarbeit und haben sich
auch ihr Futter verdient... (km 38)
Mittlerweile
ist es aber wieder kühler geworden, stark bewölkt, ich habe
wieder den Pulli angezogen und rechne darauf dass es dann
bald wieder wärmer werden muss bis man anfängt zu schwitzen…
In Anbetracht der Tatsache dass wir August haben und
eigentlich 8 Tage strahlendes Wetter vorhergesagt war, habe
ich auf die Mitnahme meiner FjällRäven-Jacke
verzichtet die sonst meine liebste Wahl bei unbeständigem
Wetter ist.
Hinter Danzwiesen machen wir an einer auf
einer kleinen Wiese gelegenen Schutzhütte 15:40-16:15 Rast
(km 41,5) - genau unterhalb, und mit schönem Blick auf die Milseburg.
Dann werden
wir doch noch belohnt und finden doch noch eine Wirtschaft
wo auch die Pferde nicht darben müssen: Am Grabenhöfchen,
direkt an der B458 auf dem Paß
vor Dipperz bei Poppenhausen -
km 44 - von 16:50-17:50. Wir essen dort ganz ausgezeichnet;
die Pferde werden an den Ästen einer großen Eiche angebunden
und freuen sich dass es schon wieder Gras gibt.
Weiter geht es
über den Weiherberg - schöne Aussicht - über das
hochgelegene Dorf Abtsrode und
dann steil hinauf zur Wasserkuppe auf einem Fußweg nahe dem
Skilift. Zahra legt sich ins Zeug wie wild, Natascha folgt,
etwas weiser, mit ein bisschen Abstand. Unterwegs gibt es
noch eine Quelle an der wir die Wasserflaschen bis zum Rand
auffüllen. Wir reiten noch zum Pferdskopf-Gipfel aber dort
ist ein Abstieg nicht möglich (alles eingezäunt). Das Wetter
sieht bereits wieder nach Schauern aus, wir sehen einen
schönen Regenbogen. Schließlich finden wir nahe dem
Pferdskopf um 19:20 eine winzigkleine Schutzhütte,
eigentlich ein besserer überdachter Unterstand, auf 860m
Höhe, mit gutem Gras davor und beschließen hier trotz des
etwas unebenen Geländes, Biwak zu machen. Sehr schöne
Aussicht zur Bayrischen Rhön hin und schöner Abendhimmel.
18.8.07
(Samstag) 50,6km +675m -1146m
Heute morgen scheint wieder freundlich die
Sonne und wir machen uns um 8:45 auf den Weg; die
Wasserkuppe hinab in Richtung Nordspessart und Bellingser Kreuz. Es ist bereits
sehr warm, aber wie in den vergangenen Tagen bewölkt es sich
zwischendurch und wird wieder kühler.
Trotz
des unschönen Erlebnisses mit dem Sturz gestern bin ich
heute morgen optimistisch. Das liegt nicht nur daran dass
wir es geschafft haben auf den höchsten Berg Hessens und
es jetzt bloß noch bergab geht, jedenfalls im Prinzip...
Die weitere Strecke erscheint mir jetzt überschaubar,
obwohl die Durchquerung des Fuldatals nun vor uns liegt.
Aber ich denke, ich habe die dafür bestmögliche Stelle
ausgesucht. Und danach kommen wir in ein Gebiet dass ich
aus den Fahrten früherer Jahre, zum Teil noch 2006 -
Abritt der "Strecke
46" - meine ganz gut zu kennen.
Wir steigen zu
Fuß hinab auf einem Weg der von mehreren Quellbächen
überquert wird, entlang von Rinderkoppeln zum Guckaisee und weiter zum Hof Güntersberg. Hier geht es nun
entlang des Rückens westwärts mit einem Strich Süd weiter.
Dabei hat man ein schönes Panorama über die nördlichen
Abschnitte der Hessenrhön bis
hin nach Fulda deren Hochhäuser man in der Ferne sieht. Auf
der Gegenseite sieht man die verbotenen Gipfel der Dammersfeldrhön.
Wir reiten
dicht an einem Ort und der Ebersburg vorbei. Ideales
Reitgelände und wir kommen sogar zum Galoppieren. Dann neigt
sich der Höhenzug zu Tal – ins noch junge Fuldatal mit
seinen stark befahrenen Straßen.
In Schmalnau - km 13,2 - haben wir über
500m Höhe verloren. In dem kleinen Ort gibt es unerwarteter
Weise ein Supermarkt wo wir – direkt neben der kleinen
Bahnstrecke – von 10:40-10:55 kurze Pause machen. Außerdem
existiert ein Landhandel wo wir Hafer kaufen – zum
„Pfundpreis“: für 12kg 7,50 Euro – man merkt dass wir wieder
im „Westen“ sind. Hier stelle ich auch fest dass ich meine
gute alte Albtasse verloren habe die ich, in Ermangelung
ausreichenden Stauraums in den engen Packtaschen zum
Armeesattel 25, immer außen am Gepäck anzuschnallen pflege
-- ein Lederriemchen ist zerrissen. Betrüblicherweise ist
nicht mehr genügend Zeit zurückzureiten um sie zu suchen *) - denn wir haben nur noch
diesen und den nächsten Tag zum Reiten und müssen ans
Vorankommen denken.
Durchs
Fuldatal über Thalau, Altenhof
und Uttrichshausen (A7
Autobahnbrücke) umgehen wir die Dammersfelder
Rhön weiträumig im Nodwesten.
Hier kommen wir gut voran.
Leider trifft
das nicht zu für den nördlich von Heubach liegenden Wald, in
dem buchstäblich nicht ein unbefestigter
Weg mehr exitstiert, auf deren
ehemaliger Fläche dutzende Hochsitze herumstehen. Dafür aber
unzählige Spuren von Waldfahrzeugen auf denen wir doch
irgendwie wieder ins freie Feld kommen.
Mit einigem
Zeitverlust erreichen wir die Grillhütte Heubach (Am
Frauenberg, GHWW - km 27,2) erst um 13:15 und machen hier
bis 14:30 Rast. Ich habe, vielleicht durch die ungewohnt
brennende Sonne, ziemliche Kopfschmerzen - aber der Schatten
hier, das frische Brunnenwasser oder vielleicht auch die
Kopfschmerztablette helfen ab. Weiter geht es asphaltierten
Fahrweg zu den Sparhöfen – dort zweigen
wir südwestlich ab, entlang der "Alten Weinstraße", ein
traurige Asphalt- und Basaltschotterpiste entlang einiger
Basaltwerke durchschönen Buchenwald. Immerhin, dieser
Straßenzug ist bereits historisch verbunden übers Orber Reisig mit der Birkenhainer Straße, mithin unserem
Ziel!
Besser gerät
zu reiten die Umgehung von Sterbfritz,
mit Blick auf Burg Schwarzenfels
(mir bekannt von der Rhönfahrt Strecke 46 vor zwei Jahren)
Letzte Pause
halten wir auf der Höhe am Weipertzberg
(GH bei km 43,1) 16:30-17:00
Weiter in
Richtung Bellingser Kreuz sind
die Wege äußerst hart und die weichen Wege von Jägern
verbaut und wir finden auf Anhieb auch keinen hübschen zum
Biwakieren geeigneten Platz. Erst die Schinnwiese, genau
unter dem NSG Ratzerod gelegen,
die wir um 18:20 erreichen, bietet eine schöne gut
nachgewachsene Wiese für unsere Pferde mit zwei kleinen
Bächen. Ich bin ganz froh dass wir eine Stunde früher als
die ganzen letzten Tage die Tagesetappe beenden können. Ewig
hätten wir das mit unseren Pferden nicht mehr weiter machen
können. So haben wir trotzdem einen zünftigen, gut
geeigneten Platz und braten an unserem letzten Abend draußen
bei mildem Wetter ein paar schöne Schwenksteaks.
19.8.07
(Sonntag) 43,9km +766m - 774m
Wir wollen
nun doch nicht wie ursprünglich geplant übers Orber Reisig, sondern ich
beschließe stattdessen durch den hübschen Jossgrund zu
reiten. Lange Wald-Höhenwege hatten wir auf dem Ritt zur
Genüge und ich bin es ein bisschen leid zwischen harten
Schotterwegen immer wieder zugeworfene und zerfahrene weiche Wege suchen zu
müssen die irgendein Jagdpächter hinter seinem Hochsitz
blockiert hat um Durchgangsverkehr abzuhalten. Die
Erfahrungen im Orber Reisig
waren auf den Erkundungsritten 2002-2003 nicht so, dass
flüssiges Reiten abseits der befestigten Hauptwege
möglich ist [Anm: Acht Jahre später habe ich
festgestellt dass dies nicht mehr stimmt und einen guten
bereitbaren Weg übers Orber Reisig
gefunden] 2015 Unten im Talgrund gibt es bequeme
Fuß- und Fahrwege wie ich mich noch aus ein oder zwei
Ritten der Zeit der Neunziger erinnern kann, wo man wird
hoffentlich am Rand reiten können.
Um 8:15
brechen wir auf. Das Wetter ist bedeckt.
Es macht mich immer traurig
wenn ich zum letzten Mal morgens die Sachen einpacke und
weiß dass es an die letzte Tagesetappe geht. Ich würde
gern noch weiter reiten, und glaube die Pferde könnten es
auch. Heute nacht hat sich Zahra zum ersten Mal am langen
Seil hingelegt. Auch bleibt sie im Unterschied zu unserem
Erlebnis am Anfang des Rittes, wenn sie mal in den Strick
tritt, jetzt schön still stehen bis Andrea kommt um sie zu
befreien. Andrea gibt auch besser darauf acht.
Es geht
zunächst in den Talgrund hinab und wir führen deshalb.
Auch weiter unten im Rohrbachgrund, gibt es ein paar
schöne Wiesen entfernt von befestigten Wegen auf denen
man gut übernachten könnte, wenn man nicht wie wir die
höher gelegenen Plätze bevorzugen würde.
Ab den
Rohrbachhöfen im Jossgrund asphaltierter Fahrweg, aber
man kann ganz gut am Rand reiten. Es geht durch Wiesen
und entlang von Rinderkoppeln.
Um Marjoß reiten wir außen herum,
auf sehr schönem Weg am Rande des NSG Kirschwiesen
entlang. Dann durchqueren wir die Ortschaft Mernes. In Mernes gibt es eine
Kirmes, aber Sonntag morgen ist so gut wie nichts los.
In Burgjoß erreichen wir den
Hauptort des Jossgrunds - 15,4km - und machen Pause an
der alten Wasserburg (heute Hessisches Forstamt) von
10:20-10:40. In der Sonne ist es eigentlich recht
gemütlich
Wir bleiben noch im Jossgrund bis Oberndorf – hier wird das Tal nun deutlich enger – dann verlassen wir diesen in Richtung Lettgenbrunn. Es geht gut bergauf, über schöne Wege, dann etwas hügelab nach Lettgenbrunn. Eine traumhaft dünnbesiedelte Gegend. Die Gegend um Lettgenbrunn gehört zu den schönsten Ecken des Spessart. Auch hier ist der Wald eingezäunt, müssen die Menschen wahrscheinlich schon immer, die gesäte Frucht gegen das Wild erbittert verteidigen. Ansonsten liefert der Wald Holz; es gibt ein kleines Sägewerk am Ort, an dem wir vorbeireiten. Und danach geht es wieder hinauf zum Eselsberg. Wir reiten einen Weg zu weit links und müssen prompt eine kleine Höhe wieder etwas hinab.
Es geht noch ein längeres Stück durch dichten Wald, dann
erreichen wir das offene Feld bei Flörsbach, und kommen
nahe der die Spessarthöhe nach Lohr übersteigende Straße
wieder auf die Strecke vom Hinweg, an die Birkenhainer Straße. Auf
gleichem Weg wie auf dem Hinweg wollen wir jetzt
zurück, und natürlich bemerken es auch die Pferde dass
wir auf dem Rückweg sind.
Den Wiesbüttsee mit seiner kleinen
Wirtschaft erreichen wir noch pünktlich zu Mittag, 13:00
- 30,9km. Wir essen noch etwas, aber heute hat die
Kneipe zuviel Betrieb und wir müssen länger warten. Das
Essen ist auch weniger gut als vor einer Woche. Erst um
14:25 geht es weiter. Aber wir haben es nicht mehr weit
bis nach Hause. Die Pferde haben längst gemerkt dass es
heimwärts geht und sind kaum zu bremsen. Zahra
galoppiert voraus mit lustig wehendem Schweif; Natascha
folgt etwas geruhsamer hintendrein, bis ich ihr Zeichen
gebe für schnellen Trab. Da überholt sie Zahra wieder
und die kommt ins Staunen: wie kann das sein dass
Natascha zwar langsamer galoppieren, aber schneller
traben kann als sie??
Um 16:00
sind wir wieder zurück am Startplatz Hufeisen, packen
ab, laden ein und fahren kurz darauf heim.
Ich bin
zufrieden. Alles hat super geklappt. Andrea hat Grund
auf ihr Pferd sehr, sehr stolz zu sein.