TAUNUSREITER (c) Frank Mechelhoff 2005-2017 - Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig Verwendung der Bilder und Texten in eigenen Websites oder zu geschäftlichen Zwecken ohne meine schriftliche Genehmigung nicht gestattet (Hinweise zum Copyright) Erstellt 10. Dez. 2006 update Mai 2020 |
Der Armeesattel war in erster Linie das
Modell für die "Mannschaften".
Am empfehlenswertesten ist der letztgebaute Typ (Bild links), Armeesattel 25, unterscheidbar von seinem Vorgänger dadurch dass hier die unteren vorderen Packtaschenringe fest am Sattelblatt vernietet sind, statt im Baum verankert zu sein wie die oberen, und die Sattelkissen stoffbespannt sind. Sturzfedern sind bei keinem Modell vorhanden. |
Alle Armeesattelmodelle beruhen auf dem Prinzip des Bocksattels, der in allen Ländern mit berittenen Truppen, oft mit beweglichen Trachten gebaut wurde und damit schmalen wie breiten Pferden passte. Hier (links) ein spätes (noch gut erhaltenes) Deutsches Modell mit festen Trachten, geprägt: MNS RÖMER 1915 LEU-ULM AWM 1 15 . Der Sitz ist schmal, weit überm Pferd, und sieht nicht sonderlich bequem aus. Typisch auch die breiten Vordertrachten. Die Gepäckringe sind ganz anders als beim typischen Deutschen Armeesattel. |
Weil der Bocksatteltyp die reiterlichen
Hilfengebung nicht eben begünstigte (und der Verkürzung der
Wehrpflicht in Preußen auch für die Kavallerie von 3 auf 2
Jahre, in denen Reiter nicht mehr so gut ausgebildet
werden konnten) wurde der Bocksattel abgelöst durch
den Deutschen Armeesattel. Das erste Modell M89 (links), erkennbar an den dicken Filztrachten, ist heute kaum mehr zu empfehlen. Erstens haben diese Sättel Jahrzehnte täglichen Dienst mit zwei Kriegen hinter sich, und sind in einem Alter wo Leder auch bei bester Pflege einfach mürb wird. Zweitens sind die Steigbügelaufhängungen, verglichen mit den Nachfolgern und bezogen auf den tiefsten Punkt des Sitzes, weit vorn und verleiten zum Stuhlsitz - ein Fehler, der ungerechtfertigterweise von manch Halbwissenden auf alle Militärsattelmodelle übertragen wird. Der Sattelkopf (Vorderzwiesel) ist höher und weiter nach vorn gezogen als bei den späteren Modellen - unbeliebt bei Reitern beiderlei Geschlechts! Die Filzpolster sind, wenn man das Material hat, leichter anzufertigen als die Stoffkissen des Nachfolgers, und manche Modelle wurden nachträglich "zurückgerüstet". Bei diesem Sattel wurden offenbar die Packtaschenringe entfernt. |
Mantelsackträger (Mitte, rechts und links die Größenangaben) |
Besonders die älteren Modelle (und die für die Kavallerie hergestellten) haben noch an der breitesten Stelle des Sitzes eine massive hintere Öse zur Anbringung des Säbels oder Gewehrs - der lange Karabiner wurde am Sattel und am Reiter zugleich verschnallt! - und mein ältester Sattel (Zwischenmodell zwischen M89 und Typ 25) hat rechts und links je eine solche Öse, wodurch das Entfernen des Sitzleders sehr erschwert ist - wie ein Kenner mir sagte, zum Transport des Feldtelefons! Diese massiven Ösen sind heute nicht mehr unbedingt nützlich, stattdessen schaue man ob Packtaschenringe an den Trachten angebracht sind - sie sind bei den älteren Modellen oft noch nicht vorhanden (man kann sie aber leicht nachrüsten). Schwieriger ist es, wenn die hinteren Packtaschenschnallen entfernt wurden. Es sind doppelte Rollstegschnallen, beim Typ 25 mit einem sichernden Lederlätzchen versehen dass diese vom Klappern abhält. Wichtig ist noch, dass der Mantelsackträger (ganz hinten) vorhanden ist, der auch zur Schweifriemenbefestigung überaus nützlich ist. Die Zwischenmodelle kamen anb etwa 1915 auf und sind recht häufig, unterscheiden sich vielfach in Details voneinander. Manche sprechen vom "Modell 15" was militärhistorisch nicht korrekt ist weil es diese Bezeichnung offiziell nicht gab. Der Schnurensattelgurt (aus Eisengarn) kam etwa um 1936 auf. Vorher gab es nur Strähnengurte, die verschiebbare Stege haben. Diese wurden aber "aufgebraucht". Offiziell abgelegt wurde in den 1920'er Jahren das Armeevorderzeug (was unter dem Sitz zu befestigten war). Größenunterschiede zwischen den Modellen sind mir nicht aufgefallen, der Typ 25 ist also nicht etwa größer als das Modell 89. Es gibt immer Unterschiede von 1 - 2 cm. |
Sattelgröße 2 (schmal) |
Für Araber
empfehle ich die Größen 1 und 2 (leider eher selten).
Größenangaben sind hinten (zumeist im Baum und im Sitzleder)
eingeschlagen. Es gab die Größen 1 (Klein) bis 5 (schweres
Kaltblut). Die Größe 5 ist heute eigentlich kaum noch
verwendbar, 3 entspricht dem normalen Warmblut, passt aber
auch vielen Ponies. 4 war dem leichten Kaltblut angemessen
und passt vielleicht auch schweren Haflingern. Die Sattelgrößen unterscheiden sich in der Winkelung und im Trachtenabstand, jedoch nicht (!) in der Länge. Der 1er ist dabei nicht kürzer als die anderen. Unterschiede von wenigen cm hat es aber immer gegeben so dass Teile nicht immer austauschbar sind (aber oft). Tatsächliche Größenunterschiede ergeben sich oft durch die individuellen Polsterungen sowie dem unterschiedlichen Grad der "Durchbiegung" die der Baum im Laufe der Zeit erlebt hat. Ich habe einen 1er, und diverse 2er und 3er. Keins meiner Pferde kann nur mit dem Sattel einer Größe laufen. Auf Ligeira passten gar alle drei. |
Abbildungen aus dem "Leitfaden für den
Kavalleristen (1911/ 1912)". Die Zäumung auf Kandare mit
Unterlegtrense war (und blieb bis 1945) selbstverständlich.
Der Kavallerist war noch nicht recht im 20.Jahrhundert
angekommen, trug noch Lanze und Degen/ Säbel und glich einem
reitenden Waffenarsenal; das Pferd trug bis zu 125kg und der
Karabiner war so verschnallt, dass er im Bedarfsfall kaum
zugänglich war. Zur Degen- und Karabinerbefestigung - die
dem dichtgestaffelten, oder Reiten auf engen Raum, ohne
Behinderung der Kameraden, nicht eben zuträglich gewesen
sein müssen - dienten die massiven Krampen rechts
und links am Sattel die man an älteren Armeesätteln bis ca.
1920 noch häufig findet. Im 100.000-Mann Heer der Reichswehr-Zeit kam die Hinwendung zu einer modern bewaffneten, insbesondere im schwierigem Gelände voll beweglichen Kampftruppe, bis hin zu infanteristischen Ansätzen ("Die Kavallerie bewegt sich zu Pferd und kämpft zu Fuß"). Ironischerweise erwies sich die modernisierte Kavallerie, trotz aufkommender Motorisierung, im Zweiten Weltkrieg dann als schlagkräftiger und erfolgreicher wie 25 Jahre zuvor im Ersten. Anmerkung: Noch im Jahr 2001 gingen Bilder aus Afghanistan um die Welt, die nicht eben zierlich gebaute, bewaffnete amerikanische Aufklärer (Marines und Sondereinsatzkräfte) auf bepackten, schmalen hochblütigen Pferden im Gebirge zeigten. Es scheint also, dass selbst gegenwärtig eine hochtechnisierte Armee wie die amerikanische aus dem Einsatz von Kavellerie Nutzen ziehen kann, oder aber, dass Aufklärung vom Pferd aus in manchen Situationen oder in manchem Gelände der vom leichtgepanzerten Allradfahrzeug überlegen ist -- Für den echten Reiter nicht groß überraschend! |
Rolle vorne
(Regenponcho, leichte Windjacke, Fleecepulli) |
2,15 kg |
|
Vorderpacktasche Links
(Pferdetasche m. Hufeisenvortasche) |
3,6 kg |
|
Vorderpacktasche Rechts
(Reitertasche) |
3,9 kg |
|
Überwurf mit Vorsteckern |
o,5kg |
Gesamtgepäck vorne 10,15
kg |
Voller Lebensmittelvorrat 11,15 kg |
||
Mantelrolle (Schlafsack,
Ersatzkleidung, in Regenponcho) |
3,o kg |
|
Notbeschlagszange
(obenauf geschnallt) |
o,8 kg |
|
Grill (in Lederfutteral,
obenauf geschnallt) |
o,5 kg |
|
Seil mit Karabiner (ca.
20m, zum Anbinden über Nacht) |
1,5 kg |
|
Kleine Tasche (z.B.
Fliegenschutzspray, Aluspray..) |
o,5 kg |
|
5 Schnallriemen für
Mantelrolle (25mm) |
o,4 kg |
|
Wasserflasche 1l m.
Futteral (gefüllt) |
1,3 kg |
Gesamtgepäck hinten 8,0
kg |
Voller Futtersack
14,0 kg |
bdt , Solewa Lederwarenfabrik ,
München bmd , Max Müller , Nürnberg bmn , Böttche & Renner , Nürnberg bmo , Deuter , Augsburg bmd , Carl Kurtze , Pening i. Sa. cdg , Anwaerter & Buback AG , Stuttgart cfz , Landeslieferungsgenossenschaft d. Sattler-, Tapez.- u. Polsterhandwerks, Wien 1 cky , Landeslieferungsgenossenschaft d. Sattler ( usw. ) Nordmark , Hamburg clg , Enst Metzig , Liegnitz cqr , Sadina - Schell , Finkenwalde / Stettin cvb , Otto Sindel , Berlin cvc , Zeschke Nachfolger , Müllrose bei Frankfurt / Oder cvk , Breuning & Koch , Wuppertal - Elberfeld cwk , Fischer & Co , Wien cww , Carl Weiss , Braunschweig cxb , Moll , Goch - Rheinland czz , Carl Freudenberg , Weinheim a.d.B. dde , Robert Larsen , Berlin ddy , Gregor Angermann , Berlin dfq , Trutz , Coburg dkk , Offermann & Söhne , Bensberg dmb , Schröder KG , Ansbach dny , Bollmann & Co. , Tuttlingen dta , Waldhausen , Köln , Johann Fröhlich , Wien dvx , Ferdinant Stiegler , Mainz dvy , Landeslieferungsgenossenschaft pfälzer Sattler ( usw. ) , Speyer dxh , Landeslieferungsgenossenschaft für Sattler ( usw. ) , Stettin eqr , Passier & Sohn , Hannover esf , Landeslieferungsgenossenschaft der Sattler ( usw. ) , Reichenberg eff , Landeslieferungsgenossenschaft der Sattler ( usw. ) Würtemberg , Stuttgart evg , Max Oswald , Karlsruhe exv , Heinrich Vordemberge , Osnabrück eyp , wie oben |
fkv , Landeslieferungsgenossenschaft
der Sattler ( usw. ) Thüringen , Erfurt fkx , Gustav Sudbrack , Bielefeld fmn , Orthey , St. Marienberg , Westerwald fsy , Albin Scholle , Zeitz ftb , Landeslieferungsgenossenschaft ( usw. ) Baden , Karlsruhe-Hagsfeld ftq , Landeslieferungsgenossenschaft ( usw. ) Sachsen-Anhalt , Magdeburg ftt , Vereinigte Lederwarenfabrik Eugen Huber , München fuq , Cottbusser Lederwarenwerk Curt Vogel , Cottbus frz , Paul Klopfer , Berlin fys , Kampmann & Rahm , Wuppertal - Elberfeld gap , Ernst Angermann , Schlettau im Erzgebirge gaq , Otto Stephan , Mühlhausen im Erzgebirge gdm , Wiko Lederwarenfabrik , Brake bei Bielefeld gfg , Hepting & Co. , Stuttgard - Feuerbach gfh , Gustav Schiele , Loburg , Bezirk Magdeburg gig , Kaspar Roth , Altenburg in Thüringen gjl , Landeslieferungsgenossenschaft ( usw. ) Wuppertal - Barmen gkg , Roser GmbH. , Stuttgart - Feuerbach gmo , Kampmann & Rahm , Kaiserslautern gna , Gustav Buchmüller , Stuttgart goq , Landeslieferungsgenossenschaft ( usw. ) Schlesien , Breslau gpf , Carl Tesch , Berlin grz , Gebrüder Krüger , Breslau gtu , Landeslieferungsgenossenschaft ( usw. ) Südmark , Graz gut , Schürmann & Co. , Bielefeld gxc , Reinhold Adam , Oberursel im Taunus gxy , Gebrüder Klinger , Dresden - Löbtau gyd , Krumm AG. , Offenbach gyb , Wilhelm Bauer , Offenbach gzr , Wöhler & Co. , Wuppertal - Barmen |
1992 in Wiesbaden als "österreichischer
Offizierssattel" erworben, ohne nähere Informationen.
Ein klassischer Trachtensattel mit abnehmbaren Stoffpolstern
wie bei einem Armeesattel. Packtaschenbefestigungen für vorne und hinten. Gerade lange Sattelblätter ohne Pauschen wie bei einem Dressursattel. |
Schulterwinkel ca. 75°. Antiquarische Sättel
sind oft sehr schmal und passen kaum einem modernen Pferd.
Das gilt nicht für diesen, der keineswegs für einen
vollblütigen Schmächtling angefertigt wurde. Die
Polsterkissen sind heute ganz dünn geritten und bedürfen der
Sanierung. |
Auffälliger Mantelsackträger mit
Messing-Ummantelung. Habe den Sattel damals viel,
Distanzritte bis 110km, aber nie mit Gepäck geritten, da
eher für einen leichteren Reiter gemacht, als ich bin. Für
die Ritte mit Gepäck hatte ich immer meinen ersten M15. Der
Sitz ist hart und direkt aber keineswegs unbequem, besonders
in höheren Gangarten. Sitz und beide Sattelblätter sind zu einem Stück zusammengenäht, nach Abnehmen der zwei Lederlaschen abnehmbar und können, falls beim Ritt nassgeworden, so in die warme Stube mitgenommen werden -- sehr praktisch auf langen Patrouillenritten! |
Keine Stempelungen vorhanden. Besonders im
Sattelbaum dem deutschen Mannschaftssattel M15 (Vorgänger
vom M25) ähnlich, aber etwas schmäler und leichter,
entsprechend den etwas kleineren Menschen in Japan. Der
Sitzriemen ist Leder, nicht Rohhaut. Die Knebelhaken zur
hinteren Packtaschenbefestigung sind eigentümlich, und mit
den dazu passenden, (leider nicht mehr existierenden)
vermutlich eher kleinen Taschen sicher sehr funktionell. Man erkennt deutlich dass ein M15 als Muster vorlag, und man manche Sachen anders und sogar besser gemacht hat (z.B. die Sturzfedern). Auch die Gepäckringe sind eigentlich praktischer angebracht. Der Schnallring oben auf dem Vorderzwiesel, nützlich um die vorderen Taschen am Verrutschen zu hindern, wurde entfernt, denn zum Reiten ohne Taschen ist er eher störend, besonders falls man springen möchte oder muss...! Insgesamt ein Sattel der eher zum Langstreckenreiten gebaut ist. Der tiefste Punkt des Sitzes ist jedoch sehr weit hinten und begünstigt den Stuhlsitz. Bei manchen heute noch verkauften Western-Distanzsätteln ist dies immer noch so. |
Joachim Brand: Wanderreiten. Rittplanung, Ausrüstung, Training. BLV München 1985 | |
Paul Louis Johnson: Horses of the German Army in World War II, 240p, Schiffer Pub Ltd , 2006, ISBN: 0764324217 | |
Karl Georg Schumacher
(Lt. im Reiterregiment 15 , Paderborn): Der
Armeesattel 25, Durbach 2006, Selbstverlag |
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Arbeitskreis
Militärgeschichte, Newsletter Nr.2/2008 : Dirk Reitz,
Die Lanze - Wiederkehr eines Fossils im Zeitalter der
Millionenheere |