taunusreiter TAUNUSREITER
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Update Juni 2017
 

WANDERREITEN - die andere Krone der Reiterei

Frank Mechelhoff  -Wanderrittführer VFD

Starkes und
      stabiles Zugfahrzeug, nicht zu schwerer moderner Hänger

Teil 2: SICHERER PFERDETRANSPORT

Gewöhnung an Hänger und Verladen

Auch wenn ich als angehender Wanderreiter (noch) keinen Pferdehänger besitze, ist es nur sinnvoll und nützlich, wenn mein Pferd ohne Widerstand oder Aufregung auf einen Hänger geht, wenn es denn sein muss - es kann, z.B. bei einer Tierarztbehandlung, sogar sein Leben davon abhängen. Es ist also sinnvoll das zu üben, soweit sich Gelegenheit dazu bietet. Nur leider sind die meisten Pferdebesitzer - häufig aus gutem Grund - wenig geneigt, ihre Hänger zu solchen Übungszwecken auszuleihen. Ein eingeschlagenes Rücklicht gehört noch zu den Kleinigkeiten, die dabei passieren können, und sehr oft erweist sich der Hänger noch als das stabilere von beiden. Also Vorsicht!
Merkwürdigerweise nehmen viele Pferde die Attitude ihrer hängerlosen Besitzer an, wonach diese Gefährte "eigentlich unnötig" seien und weigern sich standhaft sie zu betreten. Eine meiner Stuten stand vor jeder Verladung eine Minute still um über das Thema nachzudenken, und guckte mich dabei oft mitleiderregend an, als würde sie fragen "Können wir das nicht lieber laufen?". Gewiss können wir, jedenfalls oft. Strecken unter 30km transportiere ich aus alter Gewohnheit nur in Ausnahmefällen.
Das Üben und natürlich auch das "wirkliche" Verladen sollte in größter Ruhe und Entspannung geschehen. Wenn ich ein Pferd verlade versuche ich meinem Pferd gegenüber so zu wirken, als hätte ich bis auf das Verladen keine weiteren Pläne mehr für den Tag - und es sei völlig sicher, dass es innerhalb der nächsten 5 Minuten im Hänger ist. Die Wirkung einer solchen Haltung auf ein Pferd ist gar nicht gering zu schätzen. Jemand mit gegenteiligem Ausdruck und Körperhaltung ("das wird heute sowieso nichts...") wird sein Pferd tatsächlich nicht in den Hänger bekommen. Ich bin auch kein Freund vieler Hilfsmittel. "Weniger ist oft mehr" gilt auch beim Verladen. Ich benötige deshalb nur ein wirklich stabiles und einwandfreies Halfter, einen guten 5 Meter langen Führstrick aus einem Material das nicht in die Hand schneidet, oder beim schnellen Durchgleiten brennt (am besten ein gedrehtes Hanfseil von 16-20mm Stärke). Für manche Pferde halte ich ein Seil von 15 Metern, sowie einen spanischen Kappzaum (es geht auch eine Trense) in Reserve. Keine Longe, keine Besen. Und weder Zuschauer noch Helfer. Dafür Futtereimer und einen unerschöpflichen Vorrat an Brot oder Mohrrüben. Und ebensovel Geduld.
Ich respektiere, dass mein Pferd den Hänger als Zumutung und widerwärtige Einschränkung seines wichtigsten Gutes, seiner Bewegungsfreiheit, ansieht. Während der Fahrt werde ich vorne im Auto auf bequemen Polstern sitzen, habe vor mir die schöne weite Straße - mit Glück staufrei, Radio oder ausgesuchte Musik, kühle Luft... Es ist leise, vielleicht habe ich sogar einen kühlen Drink neben mir. Nichts davon hat während der Fahrt das Pferd, und es würde vermutlich auch auf andere Dinge wert legen: eine weite Wiese mit Gras und reichlich Platz allem unangenehmen auszuweichen, seine behuften Kameraden, ein nett plätschernder Bach, ein schattiger Baum usw. Selbstredend muss ich ihm die Fahrt so wenig unangenehm wie möglich machen, den Hänger mit dem besten Pferdekomfort wählen den ich mir leisten kann usw.
Damit ist es aber nicht genug: Ich muss es bitten und überzeugen, diese Freiheit (auf die es ein Recht hat) mir zuliebe für eine Weile aufzugeben. Haben wir ein gutes Verhältnis zueinander, werde ich es schaffen dass es nicht nur seine Furcht gegen den Hänger verliert - das dauert in der Regel nicht so lange - sondern auch seine Vorbehalte gegen das Eingesperrt- und Ausgeliefertsein - und das ist meistens der Hauptgrund nicht in den Hänger zu gehen (was manche ja auch richtig erkennen: "der hat eigentlich gar keine Angst!").
Ich lege keinen Wert darauf dass meine Pferde in den Hänger (oder sonst irgendwohin) gehen ohne nachzudenken oder zu stocken. Sie brauchen mir keinen Kadavergehorsam zeigen. Sie sollen sich mit dem Gedanken beschäftigen können - und bei Lebewesen die gedanklich nicht so flexibel sind wie manche (auch nicht alle!) Zweibeiner, die gern auf Gewohntem beharren, braucht das seine Zeit. Das lange Seil benötige ich nur bei Pferden die ihre Kraft einsetzen um sich unerlaubt weit vom Hänger zu entfernen, um sich dem Nachdenken über den Transport zu entziehen. Ich wende es immer nur 1x an, nie gleichzeitig mit dem Kappzaum, und nur in sicherer Umgebung.
Helfer kann man meist deswegen nicht wirklich brauchen, weil sie das Pferd ablenken, und auf Ideen kommen irgendetwas "tun" zu müssen, wie etwa mit einem Stöckchen von hinten nachzuhelfen dass das Pferd auf den Hänger geht, was bei schwierigen Pferden fast immer den gegenteiligen Effekt hat, bei gutmütigen und willigen aber eine zumindest überflüssige Einschüchterung ist. Wenn ich selber gebeten werde beim Verladen zu helfen, lasse ich mir deshalb genaueste Anweisungen geben, was ich wann tun soll. Ausnahmen hiervon sind Helfer die das Pferd besser kennen als der Verlader.

Sicherer Pferdetransport über längere Strecken

Beim Thema "Verladen" ist meines Erachtens auch ein Gedanke über Fahrtzeiten angebracht. Ich bin kein Berufskraftfahrer, fahre auch Pferde nicht übermäßig oft, was zur Folge hat, dass mich langsames vorausschauendes Fahren über mehrere Stunden ausgeprägt ermüdet, weshalb ich beim Fahren mit Hänger öfter Pausen machen muss als ohne, obwohl ich langsamer vorankomme als ohne. Den meisten Pferdebesitzern dürfte es kaum anders gehen. An jeder Tankstelle und an jedem Stop biete ich meinen Pferden deswegen Tränkwasser an. Ich habe immer einen gefüllten Wasserkanister dabei wenn ich Pferde transportiere - noch aus der lange zurückliegenden Zeit als mein Zugfahrzeug noch etwas schwächlich war und ich dem Motorkühler nicht recht vertrauen konnte... Das genügt aber nicht, weil die meisten Pferde im Hänger ihren Harn verhalten und deswegen nicht saufen wollen. Ich bin mir des Verladens meiner Pferde derart sicher, dass ich sie auch auf längeren Pausen, etwa ab drei oder vier Stunden Fahrt, auslade und fressen und urinieren lasse. Selbst dann wenn ich zwei von ihnen allein ohne Helfer fahre. Das Ausladen und fressen lassen ist auch auf vielen Autobahnparkplätzen möglich, die etwas mehr Fläche haben und von der Fahrbahn etwas abgesetzt liegen. Das kann man sogar mit einem kleinen Picknick verbinden, setzt aber absolut anbinde- und verladesichere sowie führige Pferde voraus(!), und soll niemanden zur Nachahmung nahe belebten Straßen veranlassen, der sich darin unsicher ist, sondern nur zeigen was Ziel der Ausbildung ist. Ich halte es jedoch vom Standpunkt der Pferdegesundheit noch für viel weniger nachahmenswert, Pferde ohne auszuladen 8-12 Stunden im Hänger stehen zu lassen, wie dies häufig genau mit den weniger verladesicheren Pferden gemacht wird, die man "froh ist endlich im Hänger zu haben".. Das Pferd ist ein Bewegungs-, kein Standtier. In der Box kann es wenigstens noch ein paar Schritte gehen. Ich weiß auch, dass viele ihre Strecken nach der Devise aufteilen "möglichst viel an einem Stück" -- aber dann müssen sich ihre Pferde auch länger von der Fahrt erholen und dürfen nicht sofort zu Leistungen herangezogen werden. Meine Pferde aber steigen, auf meine Art transportiert, am Zielort so entspannt aus, dass sie nach einer "Akkomodierung" von 1/2 Stunde am neuen Ort (grasen lassen am langen Strick) geritten werden können.
Solche Erziehung kann auch im Falle von Pannen und anderen Fällen nützlich sein: Mir ist schon ein Reifenplatzer auf einer gutbefahrenen, älteren Bundesstraße passiert, wo ich keinen sicheren Stand hatte, und ausladen musste um den Reifen sicher zu wechseln. Bevor ich riskiere, dass mein Hänger aufgrund einer Pferdebewegung im Inneren vom Wagenheber fällt, dabei beschädigt wird oder mich schwer verletzt, werde ich doch lieber mein Pferd ausladen, es in der Nähe anbinden, wo es vielleicht noch "Pause" machen, Baumzweige o.ä. fressen kann, und dann die Arbeit schnell und sicher zuende bringen.

Der Pferdehänger

Man kann auch immer von zuhause aus losreiten, dann braucht man überhaupt keinen Hänger und auch kein Zugfahrzeug. Das ist nicht das schlechteste! Schülern oder Studenten bleibt meist ohnhein nichts anderes übrig. Wenn man aber in seiner Umgebung alles abgeritten hat, kommt mit den Jahren der Wunsch nach einem eigenen Hänger auf, um lange Anmarschwege durch möglicherweise schon lange bekannte oder unattraktive Gegenden abzukürzen. Es muß gesagt werden, dass mit Benutzung von Hänger und Zugfahrzeug man meist einen erheblichen Teil an Flexibilität und Spontanität einbüßt, was schon oft dazu geführt hat, dass Reiter, seitdem sie so viel Equipment haben, gar nicht mehr zum Reiten kommen, weil die Umstände um einmal in die Gänge zu kommen viel zu groß werden! Denn oft kommen noch eine Reihe von Anschaffungen dazu, vordergründig, um das Hobby zu erleichtern (der Markt bietet ja soviel an!) - aber in Wahrheit wird es erschwert, weil vielzuviel Zeug zusammengekommen ist, was die Vorbereitung eines Wanderritts kompliziert und in die Länge zieht. Hier gilt der Satz, dass weniger mehr sein kann, und die Kunst der Selbstbeschränkung.

Es ist also an dieser Stelle überflüssig sich lang und breit über moderne Ausstattungsdetails des idealen Wanderritt-Pferdetransporters auszulassen, nur soviel:


 Toyota

Das Zug- und Troßfahrzeug

Hier gilt der lapidare Satz, dass das größte und hubraumstärkste Zugfahrzeug, das man sich leisten kann, am besten ist. Raum kann man kaum genug haben: Meist wird das Fahrzeug ja auch zum Versorgen der Pferde, Heranschaffen von Futter und ähnliche Aufgaben benötigt. Pickups, Geländewagen, Kleintransporter und -busse sind zurecht beliebt. Unter 100 PS Leistung wird das Ziehen mühselig, und 2l Hubraum beim Diesel, 1.6l beim Benziner sind das absolute Minimum. Darunter sind meist die Kupplungen unterdimensioniert und versagen schnell den Dienst. Dieselfahrzeuge galten früher als langlebig, was jedoch heutzutage wo aus 2l Hubraum selbst beim Diesel 120 und mehr PS herausgeholt werden, nicht mehr zutrifft. Zwar ist der Verbrauch dieser neuartigen Motoren unerhört sparsam (zumindest ohne Hänger) jedoch kosten sie mehr Steuern, Versicherung, und in den Großstädten droht das Feinstaub-Fahrverbot.
Benziner benötigen wegen ihres schlechteren Drehmoments mehr Leistung, um mit gleich starken Dieseln mitzuhalten. Schwache und hochgezüchtete Dieselmotoren neigen oft zu Erhitzung und thermischen Problemen wenn Hänger gezogen werden, und müssen mit Feingefühl bewegt werden. Benziner haben diese Probleme eher selten, fangen dafür im Hängebetrieb meist ungezügelt an zu saufen. Heutzutage die wirtschaftlichste und langlebigste Lösung dürften großvolumige, auf Gasbetrieb umgerüstete Benzinmotoren sein. Nachteil: der Platzbedarf der Gastanks.
Klassische Wohnmobile sind als Zugfahrzeug ungeeignet. Meist sind sie zu schwach motorisiert, das Heck ist nicht auf die Belastung beim Ziehen konstruiert und der lange hintere Überhang (Abstand Hinterrad-Anhängerkupplung) und das Übergewicht auf der Hinterachse bringt Unruhe und Unsicherheit ins Fahrwerk. Zudem fährt man sich leicht fest. Universell und am sichersten als Zug- und Troßfahrzeuge sind schwere Geländewagen, die hier ihre eigentliche Existenzberechtigung haben. Zu großer Luxus ist natürlich eher reisehemmend, denn diese Fahrzeuge stellt man kaum gerne 4 Tage auf einem abgelegenen Waldparkplatz ab, um einen Wanderritt durch die Umgebung zu machen. Es gilt also, wie überall, der Grundsatz einer gewissen vernünftigen Selbstbeschränkung.
Es wäre gut, wenn die von Kleintransportern abgeleiteten, praktischen Vans brauchbar wären, von denen es ein paar auch mit Allrad gibt. Aber leider haben diese nie ausreichend hohe Zuglasten, und zu kleine Motoren. Vielleicht hat ja einer der Hersteller mal ein Einsehen. Bis dahin sind wahrscheinlich die SUV (Sport Utility Vehicle) der beste Kompromiß zwischen Zugfahrzeugeignung, Betriebs- und Fahrzeugkosten sowie Alltagstauglichkeit und Fahrkomfort. 

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