Natascha,
meine Russin...
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NATASCHA (1993-2018) war eine
Russenstute, und ihre Mutter Renarka stammte aus dem
Staatsgestüt Kolchos SM Kirow in Rostow.
Sie hatte Budjonny- und Araberblut (den berühmten Topol, dem sie
im Profil auch ein wenig ähnelte), aber keine Papiere. Ich
kaufte sie aus dem Siegerland, von der Züchterin, sie gefiel mir
viel besser als ihre Mutter, und ich hatte sie 23 Jahre. Sie war
immer gesund und stark, dass ich dachte sie wird ganz sicher über
30. Und als sie mit 25 Jahren plötzlich krank wurde, nicht mehr
fraß und starb, und niemand ihr helfen konnte, brach es mir das
Herz.
Sie war nicht nur stark, sondern auch, typisch Russenpferd, recht
eigensinnig, und eher zurückhaltend. Wir sind zusammen viel
geritten, z.B. 2005 in den
Hochvogesen, insgesamt über 40.000 km. Nach dem Tod von Alex
und Ligeira 2011 wurde sie meine Herdenführerin, aber sie war es
ungern. Im Winter nach dem Tod der beiden brachen die Pferde
mehrmals aus und suchten die beiden anderen in Seelenberg beim
Ponyhof, was Herrn Fedorov recht erboste. Sie dachte wohl ich
hätte sie dorthin gebracht.
Sie war immer fein zu reiten, fleißig, oft sogar zu fleißig,
aber gut regulierbar. Sie war das ideale Feierabendpferd und ging
einen wunderbaren Canter, im Schritt und Trab eher unbequem. Aber
ich habe es mir mit ihr oft zu leicht gemacht. Sie ging nicht
wirklich in Anlehnung und lief mit steifem Hals. Ich hätte sie
nicht schon mit 3 Jahren einreiten dürfen - dabei sah sie in dem
Alter so stark und kräftig aus neben meiner kleinen Ligeira! Aber
dann entwickelte sie Spat an den Hinterbeinen, später bekam sie
einmal Verschlag, eine Vergiftung, auf einem Vorderbein Hufrehe,
und lahmte oft an Huflederhautentzündung. Einmal rammte sie sich
beim Führen über einen umgefallenen Baum auf dem Weg zur Weide
einen 10 cm langen Ast in den Oberschenkel; ich stellte sie im
dunklen auf die Koppel und bemerkte es erst am nächsten Morgen.
Obwohl sie auf langen Ritten immer ihre Form behielt und nie
abmagerte, litt sie oft an Durchfall. Das alles steckte sie weg.
Auf Distanzritten war sie nicht einsetzbar. Sie hatte auch nicht
die Lunge und das Herz von Ligeira, und war auf langer Strecke mit
ihren starken Muskeln langsamer, trotz allem Trainings. Etwas
ruhiger konnte man sie schön reiten. Meist mit Ligeira zusammen
(Hand- und Reitpferd oft unterwegs gewechselt), später brachte sie
dann Khorsheet das 1x1 bei. So kannte man uns, der Reiter der
immer mit Handpferd unterwegs war. Als Handpferd lief sie immer
brav Kopf an Kopf mit dem Reitpferd, solange der Weg es erlaubte,
ohne je zu drängeln. In ihrem letzten Jahren blieb sie schlanker,
was ihrem alten Rehehuf besser bekam. Die meiste Zeit konnte sie
wieder barhuf ohne Beschwerden auf der Koppel laufen.
Die größte Freude nachte sie mir in ihren letzten beiden
Lebensjahren, als ich sie kaum noch ritt : Wie lieb und
nachsichtig dieses so resolute Pferd mit unserer kleinen Cimia
umging. Sie war wohl die Tochter für sie, die sie so gern gehabt
hätte, aber bei mir nie bekommen durfte. Als Cimia zwei Jahre alt
war, sah sie sogar fast genauso aus wie Natascha, die im gleichen
Alter zu uns kam. Oft teilte sie die Reste ihres Futters mit ihr
oder ließ es für sie stehen, was vorher nie vorgekommen war. Der
Tierarzt meinte noch, die hat aber tolle Zähne für ihr Alter. Aber
ich merkte, wie ihr Lebenswille schwand, der immer so stark
gewesen war. Es kam mir so vor, als ob sie den Stab an Cimia
abgeben wollte, und der Kreis des Lebens schloss sich. Sie starb
zwischen den anderen: Cimia, Muyah, Khorsheet und Natascha - die
vier Schimmelstuten. Sie war die erste, und sie ging als erste.
Und ich hoffe, aber ich bin auch überzeugt davon, dass Cimia den
Stab von ihr weitertragen und sich ihrer "Oma" würdig erweisen
wird...

1999, auf der Eierfarm. Ein sagenhafter Schnee-Ritt, 50 km...

Natascha Winter 2006

Mit Cimia, Frühling 2018.
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