Natascha, meine Russin...
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Natascha
        Dattenbachtal (2004)

NATASCHA (1993-2018) war eine Russenstute, und ihre Mutter Renarka stammte aus dem Staatsgestüt Kolchos SM Kirow in Rostow.
Sie hatte Budjonny- und Araberblut (den berühmten Topol, dem sie im Profil auch ein wenig ähnelte)
, aber keine Papiere. Ich kaufte sie aus dem Siegerland, von der Züchterin, sie gefiel mir viel besser als ihre Mutter, und ich hatte sie 23 Jahre. Sie war immer gesund und stark, dass ich dachte sie wird ganz sicher über 30. Und als sie mit 25 Jahren plötzlich krank wurde, nicht mehr fraß und starb, und niemand ihr helfen konnte, brach es mir das Herz.

Sie war nicht nur stark, sondern auch, typisch Russenpferd, recht eigensinnig, und eher zurückhaltend. Wir sind zusammen viel geritten, z.B. 2005 in den Hochvogesen, insgesamt über 40.000 km. Nach dem Tod von Alex und Ligeira 2011 wurde sie meine Herdenführerin, aber sie war es ungern. Im Winter nach dem Tod der beiden brachen die Pferde mehrmals aus und suchten die beiden anderen in Seelenberg beim Ponyhof, was Herrn Fedorov recht erboste. Sie dachte wohl ich hätte sie dorthin gebracht.

Sie war immer fein zu reiten, fleißig, oft sogar zu fleißig, aber gut regulierbar. Sie war das ideale Feierabendpferd und ging einen wunderbaren Canter, im Schritt und Trab eher unbequem. Aber ich habe es mir mit ihr oft zu leicht gemacht. Sie ging nicht wirklich in Anlehnung und lief mit steifem Hals. Ich hätte sie nicht schon mit 3 Jahren einreiten dürfen - dabei sah sie in dem Alter so stark und kräftig aus neben meiner kleinen Ligeira! Aber dann entwickelte sie Spat an den Hinterbeinen, später bekam sie einmal Verschlag, eine Vergiftung, auf einem Vorderbein Hufrehe, und lahmte oft an Huflederhautentzündung. Einmal rammte sie sich beim Führen über einen umgefallenen Baum auf dem Weg zur Weide einen 10 cm langen Ast in den Oberschenkel; ich stellte sie im dunklen auf die Koppel und bemerkte es erst am nächsten Morgen. Obwohl sie auf langen Ritten immer ihre Form behielt und nie abmagerte, litt sie oft an Durchfall. Das alles steckte sie weg. Auf Distanzritten war sie nicht einsetzbar. Sie hatte auch nicht die Lunge und das Herz von Ligeira, und war auf langer Strecke mit ihren starken Muskeln langsamer, trotz allem Trainings. Etwas ruhiger konnte man sie schön reiten. Meist mit Ligeira zusammen (Hand- und Reitpferd oft unterwegs gewechselt), später brachte sie dann Khorsheet das 1x1 bei. So kannte man uns, der Reiter der immer mit Handpferd unterwegs war. Sie war das Musterbeispiel eines braven Handpferds, immer Kopf an Kopf mit dem Reitpferd, solange der Weg es erlaubte, ohne je zu drängeln. In ihrem letzten Jahren blieb sie etwas schlanker, was ihrem alten Rehehuf besser bekam. Die meiste Zeit konnte sie wieder barhuf ohne Beschwerden auf der Koppel laufen.

Die größte Freude nachte sie mir in ihren letzten beiden Lebensjahren, als ich sie kaum noch ritt : Wie lieb und nachsichtig dieses so resolute Pferd mit unserer kleinen Cimia umging. Sie war wohl die Tochter für sie, die sie so gern gehabt hätte, aber bei mir nie bekommen durfte. Als Cimia zwei Jahre alt war, sah sie sogar fast genauso aus wie Natascha, die im gleichen Alter zu uns kam. Oft teilte sie die Reste ihres Futters mit ihr oder ließ es für sie stehen, was vorher nie vorgekommen war. Der Tierarzt meinte noch, die hat aber tolle Zähne für ihr Alter. Aber ich merkte, wie ihr Lebenswille schwand, der immer so stark gewesen war. Es kam mir so vor, als ob sie den Stab an Cimia abgeben wollte, und der Kreis des Lebens schloss sich. Sie starb zwischen den anderen: Cimia, Muyah, Khorsheet und Natascha - die vier Schimmelstuten. Sie war die erste, und sie ging als erste. Ich denke, dass Cimia, die mich oft an sie erinnert, den Stab von ihr weitertragen und sich ihrer "Oma" würdig erweisen wird... Und: Nein, es war kein schöner Tag als sie ging, sondern ein schlimmer, und ich hoffe, ich werde im Himmel Gelegenheit haben, mich dafür bei ihr zu entschuldigen.

Auf der Eierfarm, Winter
        1999
1999, auf der Eierfarm. Ein sagenhafter Schnee-Ritt, 50 km...

Natascha 2006
Natascha Winter 2006, mit 13 Jahren, ein prachtvolles starkes Pferd.

Natascha und Cimia
Mit Cimia, Frühling 2018.


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