VOGESEN Wanderritt September 2005

(c) (Photos und Texte)   Frank Mechelhoff                                           NEU  28. Sept. 2005

vogesen
Die Strecke auf Karte & als GPS-Track hier

Elsaß Sommer 2005

Teil 1: Nach Süden

Der August war ziemlich verregnet - nach einem schönen Juni - und ich habe immer noch keinen neuen Job...! Am 23. beschlage ich mein Pferd neu und 4 Tage später wurde es endlich wieder etwas warm. Die Karten von Vogesen und Saverne liegen seit 3 Jahren in der Kartenkiste. Wann werde ich wieder soviel Zeit, und ein fittes Pferd haben? Bestimmt nicht so bald... der Entschluß mal wieder 10-14 Tage loszureiten, ist schnell gefasst und versetzt mich in Hochstimmung. Endlich mal wieder..! Andrea kann ja leider nicht mitkommen, ihre Stute Zahra hat ein Fohlen bei Fuß. Ligeira hat leider keins mehr bekommen - dafür tröste ich mich jetzt mit einem Wanderritt.
Die Spritpreise sind viel höher als in den letzten Jahren, Diesel kostet 1,11 bis 1.17 Euro. Das macht den Entschluß leicht, einen Ritt mit Satteltaschen zu machen. Die liegen unbenutzt seit 2 Jahren herum! Der Externsteineritt mit Isa 2003 war zwar einer der tollsten Ritte aller Zeiten, aber ich möchte gern ein paar Tage länger und weiter reiten. Und Natascha ist wirklich fit...
Am Montag  und Dienstag werden die letzten Vorbereitungen getroffen und in Ruhe gepackt. Abends gehen wir nochmal baden am See. Es ist tagsüber sehr warm, abends schon kühler. Jacke und Pulli müssen auf jeden Fall mit. Ich schätze das Gepäck wiegt:
  • 11kg Hinterpacktaschen
  • 5kg Schlafsackrolle mit Ersatzwäsche, Biwaksack und Isomatte
  • 8 kg Vorderpacktaschen
  • 6 kg Hafer
  • 1,5kg Trinkflasche
  • 1,5kg Fototasche (am Mann getragen)
34kg sind eine ganze Menge - wobei die Vorräte ja schnell abnehmen. Am ersten Tag darf man mit soviel Gepäck nur eine kurze Etappe reiten - diese Vorgehensweise hat sich über Jahre bewährt und werde ich auch diesmal einhalten.

Am Start

31. Aug. 2005 (Mi) - 18 km
Meine beiden anderen Pferde Alex und Ligeira werden noch auf eine frische Wiese umgekoppelt, wo sie ein volles Wasserfaß haben (Sommer/Waldweide).
Mittags fahren wir ab
207km Anfahrt nach Erlenbach/ Burg Berwartstein. Autobahn bis Hockenheim, dann Bundesstraße am Dom von Speyer vorbei, über Landau, Bad Bergzabern. Gute Straßen, ungestörte Fahrt von 2:45 Stunden, davon die letzte Stunde gute Landstraße.
An der Burg ist alles noch so wie ich es vor Jahren her kenne. Vor allem die Ödlandwiesen am Parkplatz. Dort mache ich erstmal Rast und füttere Natascha. Es ist wirklich sehr warm.
Um 16.15 breche ich auf - die ersten 10 Min. hinab ins Erlenbachtal führe ich. Dort ist ein Asphaltweg - gut zum Schrittgehen-Üben. Natascha geht sehr brav und wirklich fleißig.
Auf Niederschlettenbach zu wird der Weg weicher, aber im Lauterbachtal wieder asphaltiert (Radweg). Ich zweige aber schnell wieder ab in Richtung Nothweiler - ein hübsches schmales Tal das schon im Schatten liegt.
Ich umgehe den Ort im Feld und mache mich dann an den steilen Aufstieg zur Wegelnburg - ein schöner, aber ziemlich steiler Pfad. Sandsteinboden mit einigen Felsen.
Von der Burg ein herrliches Panorama, mehrere Bögen und Felskeller mit Schießscharten. Pferde können im Burggraben stehen und fressen. Hohe Mauer.
Leider habe ich nur 1/4 Std. Zeit zum Rasten, denn ich will noch weiter und hier oben gibt es kein Wasser.
Aber an der Grenze zu Frankreich 300m weiter ist ein (sparsam tröpfelnder) Brunnen. Ein Pärchen kommt mir entgegen - sicher wollen sie auf der Burg übernachten.

2

Ich führe hinab bis zum Forsthaus Fleckenstein - große Gastronomie an der daneben liegenden Burg mit gr. Parkplatz. Aber so spät ist schon nichts mehr los. Die Burg kostet Eintritt - wir reiten einmal außen herum. Dann führe ich ins Tal hinab, nach Hirschthal. Wieder kurz in Deutschland, denn in Frankreich gibt es hier oben nur Wald und Felsen, ich aber suche eine Übernachtungsstelle. Um 19.50 mache ich auf einer kleinen Anhöhe unweit eines kleinen Baches mein erstes Biwak. Um 20.30 wird es auch schon dunkel. Kurzer Anruf zuhause: Wir sind gestartet, alles klappt!

1. Sept. 2005 (Do) - 37 km
Wann habe ich den letzten Wanderritt im September gemacht? Ich glaube es war mit Ligeira durch Rhön und Thüringerwald, 1996 - neun Tage an die ich mich allzugern erinnere...
Ich breche um 8:20 auf. Nochmal durch Hirschthal zurück, bis zum alten Zollhaus (1927), dann steige ich zu Pferde und überschreite wieder die Grenze nach Frankreich.
Es geht gleich wieder steil hoch zur Frönsburg - sehr schöne Felsenburg mit tollem Panorama. Das Pferd binde ich etwas unterhalb an (kein Futter) - 45 Min Pause
Dann folge ich dem Wanderweg "roter Balken" zum Wasigenstein (gute Sandwege - wir traben ein paar kurze Stücke. Am Wasigenstein machen wir fast 50 Min. Halt. Die Burg (eigentlich sind es zwei) ist etwas kleiner. Davor gibt es eine große Zisterne (bloß Pferde-Wasser) und ein wenig Gras.
Der weitere Weg zum Zollstock vor Petersbächel ist ebenfalls weich. Dort wechsle ich auf den weiß-blauen Weg (Forstweg) Richtung Lützelhardt. Ich führe hinab ins Tal - einige querliegende Bäume. Und etliche Pferdespuren deuten auf eine gewisse Reitaktivität.
Burg Lützelhardt erreiche ich um 12.15. Der Himmel hat sich bedeckt und es ist leicht böig geworden. Natascha hat Gras zu fressen und ich kann sie aus einer Zisterne tränken - Pause bis 13.00.

3

Der Hauptwaldweg nach Neudoerfel ist ganz ausgezeichnet weich und gut zu traben. Ich treffe zwei Baumfäller bei der Mittagspause. Neudoerfel ist eine Feriensiedlung mit hübschen Häusern in einem eigenartigen Moortal. Am Grafenweiher ist der Übergang über den Schwarzbach verschwunden; ich komme in eine Sumpfwiese und muß umkehren. Bleibt nur der Umweg über Neunhoffen. Die Karte ist von 1991; auch vom Campingplatz keine Spur. Am Ortsende ein Bunker inmitten einer schönen schattigen Wiese. Mir ist zu warm.
Zwei Stunden Pause.
Die Satteldecken werden auf dem Bunker in der Sonne zum Trocknen gelegt; er ist sogar noch begehbar und gut erhalten!
Anschließend geht es auf schönen Sandwegen durch den Forét de Hanau - der Stolz der Forstverwaltung der sich in den großen Schildern kundtut, ist wahrlich berechtigt - so einen schönen gepflegten Mischwald sieht man wirklich selten. An einer Brücke tränke ich - kaum Quellen in dieser trockenen Sandsteingegend. Nahe des Wegs liegt Chateau Rothenbourg - die Treppe zum Anstieg sieht sehr steil und wenig pferdetauglich aus, und so lasse ich diese Ruine aus.
Dafür geht es weiter zum Erbsenweiher nahe der Notre-Dame des Bois (Kapelle). Hier bin ich vor 13 Jahren schon einmal auf dem Distanzritt Trabweg-West Elsass-Wasgau gewesen. Damals war Regenwetter. Wieder ein sehr schöner Weg zum Erbsfelsen - eigentlich eine ganze Kette von schmalen Sandsteinzacken - einer davon ist durchlöchert, genannt das Erbsenloch.
An den Burgen Falkenstein und Waldeck vorbei - Hinweisschild "gefährliche Burg - betreten verboten" - ich gehe natürlich trotzdem hoch (zu Fuß, Pferd waird angebunden) - zwei schöne Felsburgen oberhalb eines kleinen Weilers (Waldeck). Den Bergfried schau ich mir bloß von unten an. Kann schon sein dass er einsturzgefährdet ist (Risse).
Um 18.35 beende ich den ersten vollständigen Tagesritt am Étang de Hanau bei schönster Sonne und leichtem Wind auf einer schönen Wiese.

2. Sept. 2005 (Fr)  - 44 km
Um 8.25 beginnt der Tagesmarsch. Wunderbare Waldwege zum Maison Forestière Hochkopf, danach Pause 9.55-10.10 auf einem Waldweg mit Gras.
Étang d'Hasselfurt - ein kleiner schmaler Erholungssee mit Campingplatz und Kneipe.
Auf dem Weg nach Bitche kommt mir die auf der Karte noch nicht eingezeichnete Umgehungsstraße in die Quere, weswegen ein kleiner Umweg nötig ist, mit Bahnüberquerung. Dafür ist aber weniger Verkehr in der Stadt (es ist schon so genug).
Bitche - die Franzosen spreche es Bietsch aus - ist schon von weitem ein eindrucksvoller Anblick.
Festung aus dem 17. Jh. (Vauban, Festungsbaumeister Ludwig XIV.) Ich stelle Natascha unterhalb der Burg an ein paar Bäume. Ich schau mir die imposante Zitadelle an (die Grabenwehr am Kleinen Kopf - Vorderteil der Festung- wird gerade saniert) Tolle Führung durch die Kasematten. Man zahlt 7 EUR. Die Festung spielte ein wichtige Rolle 1870-71 (6 Monate von bayrischen Truppen belagert, unbesiegt!) und auch noch 1944 - Fluchtburg für die Bevölkerung der Stadt in der Deutschen (Ardennen-) Gegenoffensive gegen die Amerikaner.
Ich nehme den gleichen Weg zurück - ich decke mich vorher noch in einem der großen Supermärkte der Stadt ein - jetzt geht es nach Süden. An einem kleinen Hof frage ich zum ersten Mal nach Getreide - Fehlanzeige, keine Viehzucht mehr.
Sehr schöner Höhen-Waldweg nach Lemberg. Netter Ort, Gründerzeithäuser. Am jenseitigen Ausgang eine landwirtschaftliche Halle und einige Maschinen und Mähdrescher, hier bekomme ich meinen Kraftfutter-Vorrat aufgesfrischt (Hafer-Gerste-Gemisch). Natascha braucht diese Tour anscheinend etwas mehr Kraftfutter als sonst - sie ist für ihre Verhältnisse recht mager.
Auch das nachfolgende Goetzenbrueck (ich reite entlang der D37) ist ein langgezogener Ort mit typischen französischen Häusern Mitte - Ende des 19. Jahrhunderts. Östlich des Orts ein häßlicher Fernsehturm. Aber unser Kurs ist jetzt südwärts, entlang der Wasserscheide.
Pause oberhalb des Orts auf einer schattigen Wiese (15 Min)
Auf der Höhe über Meisenthal einzeln liegendes kleines Gehöft mit tollem Panoramablick, Gefallenendenkmal (2. WK) und Bunker.
Die Route Forestière de la Colonne ist nur anfangs schön und unbefestigt (etwa bis Höhe Abzwg. Soucht), dann befestigt und schattenlos. Natascha wird schludrig im Schritt, ich trabe deshalb ein längeres Stück. Dann geht es ein Stückweit zusammen mit einer Straße. Fast direkt am Straßenrand ein etwa 3,20m hoher Menhir (Menhir du Spitzstein)
Ich führe durch die Feriensiedlung von Puberg, durch eine Senke - der Höhenweg hat im Gelände kaum deutiches Profil - und in den alten Ortskern wo ich zu meiner Freude einen Brunnen finde. Natascha wird getränkt und gewaschen, und ich nehme mir 2l für die Nacht mit. Hinter Moderfeld (eine alte Kleinbauernsiedlung) finde ich ein nettes Plätzchen auf einer Obstbaumwiese, unweit der D935. Um 18.30 beenden wir den heutigen Ritt.

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Natascha ist so erfreut über die Äpfel dass sie ganz vergessen hat dass ich neuen Hafer habe. Ich brate mir in Butter die Schweinelende von dem hervorragenden Markt in Bitche und esse sie mit Brot. Was für ein Luxus..!

Fortsetzung (Teil 2)


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