VOGESEN Wanderritt September 2005  -Teil 2-
(c) (Photos und Texte)   Frank Mechelhoff                                           
NEU  05.01.2006

Fortsetzung von Teil 1

Staatsstrasse

3. Sept. 2005 (Sa) -46,5 km
Wieder breche ich um 8.30 auf und führe die ersten 10 Minuten. Was für ein herrlicher Weg - parallel zur D135. Solche Waldwege wie ich sie jetzt seit zwei Tagen in den Nordvogesen hatte, muß man in Hessen schon suchen. Die Franzosen die ja ein sehr feines Gespür für kulturelle Dinge haben, wissen wie wichtig gepflegte unbefestigte Wege für den Tourismus sind und halten sie einwandfrei instand. Viele wirken frisch abgezogen - tatsächlich sah ich vorgestern ein solches Fahrzeug auf einem Naturweg im Einsatz. Ausgefahrene und kaputte Wege hab ich noch nicht einen gesehen. Auch keinen einzigen Wildzaun. Den deutschen Forstbeamten sei eine "Bildungsreise" in die Nordvogesen dringend empfohlen.
9.30 erreiche ich la Petite-Pierre, einen schönen Urlaubsort mit vielen Hotels. Wir reiten durch die Altstadt und ich tränke Natascha am Brunnen vor der Burg. Der Ort liegt an einer steilen Anhöhe die zu allen Richtungen außer Norden, woher wir kamen, steil abfällt, und so muß ich zu Fuß nach Imstal hinab führen. Hier beginnt der "Réserve nationale de chasse et de faune sauvage de La Petite Pierre". Man siehgt noch die Sturmschäden der Jahre um 1990 wobei die Franzosen diese, wie auch meist bei uns, der Naturverjüngung überließen.
Der Weg über Johannistal zum Chateu de Hunebourg zieht sich lange hin. Es ist ausgebaut als Hotel - aber kaum Betrieb heute. Am alten Halsgraben lasse ich Natascha ausruhen vom Anstieg (10.55-11.15). Es beginnt nun richtig warm zu werden.
Durchs Maibächeltal Fußpfad hinauf zum Hoelzernen Brunnen (5 Min)
Chateau Herrenstein 12.15 10 Min - abgelegene Felsburg im dunklen Wald und fast zugewachsen mit kleinen Bäumchen, mit einem erhaltenen Gebäude mit Torbogen. Innen morsche Balken. Abstieg hinab ins Tal und schmale Brücke mit bloß einem Geländer über die Zinsel bei Moulin Schweyer.
Pfad über einen Sattel, steil hinauf und wieder hinab nach Ernolsheim - eigentlich unnötig verlorene Höhe. Nun mehrere Ortschaften bis Saverne: St-Jean-Saverne - hier tränke ich am Brunnen. Über Eckartswiller nach Saverne (Brücke Überden Marnekanal). Am oberen Ortsausgang lasse ich das Pferd kurz grasen (14.40-14.55)
Irgendwie scheine ich alle Supermärkte verpasst zu haben. Kann das sein? Naja, eigentlich fehlt nur Brot.
Um 15.40 erreiche ich Chateau le Haut-Barr
Pause bis 16.15 - ich trinke ein Bier in der Schloßschenke. Die Küche hat schon zu.
Dann wieder hinunter, am Osthang der Vogesen durchquere ich ein paar ehemalige Bauern- nun Feriendörfer. Haegen, St.Gall und schließlich Reinhardsmunster. Um 17.40 beende ich die heutige Tagesetappe auf einer großen Obstbaumwiese westlich von Hengwiller. Der erste Baum unter den ich mich legen will ist mir zu stark frequentiert von Bienen, so lege ich mein Lager nochmal um 50m um. Gleitschirmflieger nutzen die warmen Aufwinde die sich die Vogesen hochziehen. Le Donon ist bloß eine Tagesetappe entfernt.

Elasass

4. Sept 2005 (So) - 43 km
Um 8.50 breche ich auf. Nach einer Stunde, gequetschte Gerste bekommen in Birkenwald von einem Pferdebesitzer.
In den Wald ein befestigter Forstweg, dann Straße (gerade gesperrt, frisch asphaltiert) alles leicht bergauf nach Obersteigen - am Fuße der Hochvogesen. Es geht hinauf. Jetzt gilt es.
Pause am Mais. For. Rosskopf 11.00-11.15 (Kl. Auberge auch mit Pferden)
Das enge Tal mit einem rauschenden Bach reite ich bis ganz nach oben und bekomme schon einen Vorgeschmack auf die engen Pfeade die mir da blühen. Die letzten 200 Hm aus der letzten Siedlung Windsbourg zum Col du la Hoellenwasen (916m) führe ich - 12.15 ist die Höhe erreicht. Die Sonne brennt.
Es ist zwar auch Sandsteingebirge, aber noch zerklüfteter, noch felsiger, und auch trockener als die Nordvogesen. Fichten und andere Nadelbäume herrschen vor, während die Nordvogesen ein Mischwaldgebiet mit ausgesprochen hohem Laubwaldanteil ist. Sehr viele sind abgestorben oder krank - hangweise Baumfällungen - es ist teilweise ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Die Forststraßen sind meist hart befestigt - daneben gibt es die Pfade des Vogesenklubs ohne die man kaum zum Ziele kommt - aber die sind so steinig dass es mit Pferden ein Wagnis ist. Man bräuchte 1:25.000er Karten - auch nicht alle breiten Wege sind auf meinen 1:50.000 topografischen Karten des Vogesenklubs verzeichnet. Und die generalisiert auch sehr stark, was das Einschätzen des Geländes im Vorhinein außerordentlich erschwert.
Über Maison Forestière du Hengst, Grossmann (986m, sehr enger Felsenpfad, links 300m Abgrund!)
Ich komme ein Stück ab - ausgerechnet in diesen Höhenlagen ist die Markierung der Wanderwege ausgesprochen dürftig - jedenfalls verglichen mit der sehr guten die ich bisher gewöhnt war...
13.30-14.20 Baraque des Juifs, 927m. In meiner Karte ist die Hütte nicht verzeichnet; ich vermute mal sie liegt nahe dem Rocher de Mutzig (Col de Nanon).
Abstieg (roter Balken-WW) erst schöner Forstweg, dann sehr felsiger Pfad, gefährlich!
Dann wieder ganz gute Forstwege
Pause am Fuß des Col de Dunon, 16.00-17.00
Da es dort oben nichts für Pferde gibt (ein keltisch-gallischer Tempel) und der Aufstieg sehr steil - und auch sehr felsig - mache ich Natascha nahe dem parkplatz am langen Seil fest (es hat etwas Gras) und erkunde den Dunon allein. Ganz schön anstrengend, aber die Mühe wert!

Elsass

Nun geht der Weg gottlob wieder talwärts, befestigte Forststrasse, d.h. ich führe komplett. Irgendwie laufe ich heute mehr als ich reite!
Um 18.10 erreiche ich die Abri im Forêt de Schirmeck, die von einer Horde Jugendlicher besetzt ist. Es ist Sonntagabend; bestimmt bleiben die nicht ewig. Erstmal muß ich ohnehin das Pferd nochmal tränken und selber Wasser holen, wozu ein Abstecher von 500m genügt. Wunderbare Abendsonne über den les-Haut Chaumes - der nächsten Bergkette im Donon-Massiv. Mir waren die heutigen Pfade aber zu steil, und zu aufwendig. Morgen wähle ich eine einfachere Route nach Süden. Tagelang hintereinander möchte ich Natascha das nicht zumuten - wir würden auch zu lange Zeit brauchen.
Ein paar von den Jugendlichen kommen vorbei, von der Neugierde angezogen und streicheln mein Pferd. Einer der jungen Männer hat elsässischen Champagner dabei - das lasse ich mir doch gefallen. Sie reden französisch, ich deutsch - und wir verstehen uns bestens.. Und eine Stunde später laden mich wieder andere ein: drei Bongos, zwei Mundharmonikas, eine Gitarre am Lagerfeuer - und elsässisches Bier und Wein. Um 11.00 abends fahren auch sie und ich lege mich schlafen.

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5. Sept. 2005 (Mo) - 40 km
Herrlicher Sonnenaufgang - das verspricht ein heißer Tag zu werden! Die letzten Morgende waren immer bedeckt und die Sonne kämpfte sich erst später durch, gestern gar erst um halb elf...
Um 8.30 brechen wir auf. Es geht erstmal bergab nach Schirmeck-la Broque, wohin ich führe. Das Gehen macht mir wieder richtig Freude. Gut dass ich die Mundharmonika dabei habe.
Um 9.15 sind wir im Tal, und Natascha ist ganz animiert ob des vielen Verkehrs und mächtigen Treibens. Ein Umgehungstunnel ist im Bau, noch wälzen sich durch den alten Industrieort (alte Fabriken, viele kleine Arbeiterhäuschen) viele LKWs (N420). Aber ich hab keine Probleme einen Bäcker und einen Supermarkt zu finden. Die nächsten drei Tage bin ich versorgt.
Der Aufstieg von Rothau (340m) zum Col de la Perheux (699m) hat so seine Probleme. Der alte steile Fahrweg endet in einem eingezäunten Wiesenstück das Gemeindearbeiter gerade abmähen - Sackgasse. 500m wieder bergab, und dann auf einem neuen Forstweg (nicht eingezeichnet) kommen wir dann weiter. Auch der Wanderweg (rotes Kreuz) existiert hier nochmals. An einem Wendehammer wo der Fahrweg endet, finde ich Gras im Schatten und lasse das Pferd 15 Min. fressen (11.05-11.20)
Von oben schönes Panorama auf Wildersbach und den 1100m hohen al du Tour. Schöner Trabweg durch wildes Gras nach Belmont. Ich durchreite einige sehr gepflegte ehemalige Bauerndörfer - alte Sandsteinhäuser (meist um 1770-1920) - noch gut in schuß oder jüngst renoviert. Einfach toll.
Von Belmont geht es hinab ins Tal (630m) und wieder hoch nach Bellefosse (669m). Der breite Forstweg nach Ranrupt steigt auf 729m, man durchquert Fonrupt (bildschön) und dann geht es hinab nach Ranrupt (Hauptort m. Kirche), 530m.
Dann im Tal nach le Salcée - der Wanderweg blauer Punkt durchquert eine Ferme - eine alte Bäuerin hält einem Collie die Schnauze zu der bellen will...
Ein spitzkegliger Berg den man am Hang umgehen muß. Steil geht es wieder hoch nach Climont: zuerst ist der Weg recht angehm und schattig, doch zur Straße hin (D214) eklig steil. Ich führe wieder ein stück und lasse Natascha 10 min. fressen zur Erholung.
Ich habe über die kleinen Orte heute vormittag wieder die Haupthöhe erreicht ohne allzu starke Steigungen. Es ist auch Departementsgrenze des Elsass und ehemals deutsch-französische Grenze von 1871-1918. Aus dieser Zeit stehen auch noch Grenzsteine (D, F). Diese Grenze reite ich jetzt ein längeres Stück - zwei Tagesreisen werden es - entlang.
Am Col d'Urbeis mache ich endlich richtige Rast - abgesattelt - 14.30-16.20 - eine Abri mit Dachboden nahe der Straße - leider nicht viel Gras oder Schatten. Trotzdem frißt Natascha gut und so verlängere ich die Pause noch ein bißchen.
Weiter den Höhen- und alten Grenzweg (blauer Balken, GR531) in Richtung St.Marie-aux-Mines. Der Forstweg dicht unterhalb der Höhe macht eine 90°-Kehre nach der anderen ist aber als gerade Linie eingetragen. Außerdem steigt er manchmal ein langes Stück an und fällt dann wieder steil hinab dass ich absteigen muss, ohne einen Sattel erreicht zu haben - kurz, man ist viel länger unterwegs als erwartet. Ich trabe mehrmals.
Erst um kurz vor 6 komme ich an einen Sattel mit kleinen Talwiesen und einer Ferme die ich für Chaume de Lusse halte. Ich reite hinab und frage nach Wasser. Natascha hat seit Stunden nur ein paar Pfützen gehabt. Es ist aber Grand Sterpois, wie mich die junge, sehr nette Hausherrin aufklärt. Zimmer hat man leider nicht und auch keine Tiere außer der Hunde. Ich fragte nach, denn seit einer dreiviertelstunde grollt es bedrohlich und dunkle Wolken haben sich im Süden aufgetürmt. Ich will auf keinen Fall dorthin weiter wo man mit Sicherheit nass wird.
Aber mit dem Wasser kann ich auf die Höhe zurück - dort ist gutes Gras und ein ebener Platz. Um 17.55 beende ich den Ritt und baue flugs mein Ponchodach auf. Auf unserer Seite des Bergs hält sich noch etwas blauer Himmel. Ich behalte dann auch mein Glück und bekomme nur ein paar Tropfen ab während ich den Regen weiter südlich hören kann. Bereits um 20.30 lege ich mich schlafen. Die Nacht ist teilweise sternklar.

6. Sept. 2005 (Di) - 39 km
Nach 6 Tagen die erste leichte wunde Stelle: seitlich am Schweifriemen (ich habe ihn gestern nicht eingeölt) - keine Probleme bisher im Gurtbereich trotz (oder vielleicht eher wegen) des neuen schmalen Gurts. Auch die Beine sind OK (leicht schwammig verdickt das rechte Sprunggelenk schon länger aber ohne Änderung oder Schmerzanzeichen). Im Rücken rechts hinten nach 3/5 ist eine druckempfindliche Stelle, auch schon seit einigen Tagen. Sie ist eher besser geworden seitdem ich wieder mehr laufe. Insgesamt mache ich mir um den Rücken am meisten Sorge - auch weil sie recht dünn ist, was sie früher nie war. Könnte aber sein dass es auch daran liegt dass sie so gut läuft! Gestern habe ich bei den kleinen Regenschauern das Kodelpad draufgelassen und mit Deckengurt festgemacht. Auf dass der Rücken warm bleibt...
Um 8.25 reite ich los - einige ganz feine Regentropfen und noch Wolken - aber nach 35 Min. merke ich dass ich meinen Grill dessen Suche mich schon vorgestern morgen 20 Min gekostet hat vergessen habe festzumachen! Wir haben die ersten Berge schon hinter uns gehabt und die will ich meinem armen Pferd nicht zweimal zumuten - noch genug liegen vor uns ! Aufgeben will ich ihn auch nicht nachdem er mir soviele Jahre treu gedient hat. Ich gehe also allein, vielleicht merk ich es mir ja auf diese Weise. Hier ist eine Stelle wo Natascha Gras hat... Ich marschiere stramm, bin schneller zufuß als geritten. Nach einer Stunde sind wir wieder marschfertig!
Chaume de Lusse, kleiner Hof - im Elsass liegend, ist der alte Zufahrtsweg offenbar aus dem "alten" Frankreich - wie die das zwischen 1871-1918 wohl regelten?
Um 10.35 Col de St. Marie (kl. franz. Gefallenenfriedhof und deutscher Straßenstein "Staatsstrasse Nr. 3 von Schlettstadt nach Nancy, km 0, Bezirk Oberelsass" = Reichsgrenze

Elsass

Ich will versuchen den Tete du Violu (994m) zu umgehen weil es gleich wieder steil runter geht, aber die französischen Waldwege führen mich in die Irre.Auf die Wanderzeichen ist wenigstens halbwegs Verlass. Pause unter der Höhe 11.10-11.25
12.40 Col des Bonhomme (mehrere Gasthöfe - alter Grenzübergang)
Am Chaumes de Reichsberg (la Maze) gerate ich mit Natascha auf dem "blauer Dreieck" WW in ein Hochmoor! Zweimal versackt mein armes Pferd und muß sich freikämpfen - gottseidank verletzt sie sich nicht dabei bis auf eine kleine Schürfung am Vorderhuf. Felsen und Moor, eine wirklich gewöhnungsbedürftige Mischung! Nachdem das versorgt ist, muß ich erstmal den Modder abwischen. Das Pferd ist halb schwarz! Der Pfad vom Col du Louchbach entlang der alten Reichsgrenze ist fast urwaldartig zugefallen und ich mußte einem gefallenen Baumriesen ausweichen, aber kurz zuvor hatte ich noch Pferdespuren gesehen, die mich überzeugten dass der Weg gangbar ist!
Sehr schön dagegen der Weg über den Gazon de Fang (les Hautes Chaumes): ebene Hochheide mit Krüppelkiefern, erinnert mich an die Stelle des Dreiländerecks in der Rhön. Toller Blick auf den 300m tiefer liegenden Lac de Blanc, und den Lac des Truites ou du Forlet. Wir sind jetzt 1306m hoch. Steiniger Pfad, aber meist kann man etwas in die Heide ausweichen. Außer um den Gazon de Faite - toller Blick hinab ins Tal wo eine kleine Ferme liegt - wo der Bauer der die Weideflächen für seine Kühe nützt - sie tragen Glocken, das findet Natascha gar nicht komisch! - die Wegbreite von 5-6 auf 1-2m verringern will. Die Pfosten stehen schon. Anscheinend eine ubiquitäre Neigung... Das wird ein Gedrängel und üble Trittschäden geben nächsten Sommer! Bzw. dann kann es mit der Freiheit des Reitens auch schnell vorbei sein.

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Typisch Landwirte und Zäune (man beachte
Alt und Neu): Die Wege werden immer schmäler...!

Am Fuße des Gazon de Faite finde ich etwas Schatten -die Sonne ist wieder stark herausgekommen - und "richtiges" Gras nach Nataschas Geschmack. Sie frißt eine Stunde ohne abzusetzen, und ich mache Pause von 15.00-16.00 (ohne abzusatteln)
Auch der weitere Weg durch das "Réserve Naturelle Tanet-Gazon du Fang" ist sehr schön aber steinig! Und immer wieder diese Zaunpfosten die einen auf einen engen Pfad bannen wollen. Ob sie den dann asphaltieren wenn er kaputtgetreten ist? Anders als in der Rhön, die steilen Abhänge. Besonders schön der Blick ins Tal nach Seestaettle und zum Lac Vert, einem grünschimmernden Stausee.
Jedenfalls verstehe ich jetzt ein bißchen die Kriege die ums Elsass geführt wurden - das landschaftliche Gepräge ist tief "deutsch". Wobei vom Standpunkt des Wanderreiters, dieses Grenzland vielleicht besser zu bereisen ist da es wieder zu einem Land dazugehört - die vielen Grenzsteine die immer noch mit "D" und "F" markiert sind lassen das jedenfalls erahnen welche Schwierigkeiten damit verbunden sein könnten ohne Schengener Abkommen.
17.15 Col de la Schlucht. Hier beginnt das Réserve Naturelle Frankenthal-Missheimle (Le Hohneck)
Ich reite hinauf zur Ferme-Auberge les Trois Fours, doch man kann kein Getreide bekommen. Die Rinder die man hier hält kriegen keins. Na, wenn mein Pferd kein Hafer bekommt, dann brauch ich auch kein Zimmer bei dem schönen Wetter! Die arme Natascha...
Ich reite ein Stück zurück, wo ich auf der Höhe mit Blick auf beide Hohnecks und Ferme Schaefertal eine schöne kleine Wiese sah anscheinend nicht zum Hof dazugehört. Um 17.55 beende ich dort den Ritt. Noch ein Vidiastift aus den vorderen Eisen ist weg - es fehlen jetzt drei (alle vorne im Huf). Muß da vielleicht doch mal gehärteten Stahl draufschweißen. Die Felsen fordern ihren Tribut. Solange das alles ist!

Elsass
Nein, Reiten gehört hier nicht zu den verbotenen Dingen - aber ehrlich, möchten Sie als Fußgänger, wenn diese Zäune erst einmal komplett verkabelt sind, Gegenverkehr wie diesen haben ???

7. Sept. 2005 (Mi) -  35 km
Wir haben den 8. Tag des Wanderritts und reiten immer noch weiter südwärts!
Auf 1220m Höhe leichter Taufall, aber schon wieder warme Sonne um 8.50 beim Aufbruch, dass ich den Fleecepulli gleich wieder wegpacke.
La Hohneck 1/2 Std. später (1363m). Über Le Kastelberg (1350m) entlang der Reichsgrenze und dann um den Rainkopf herum. Blick auf Lac de Blanchemer und Étang de Machey - um diesen herum zum Col de Bramont, le Grand Verton, Col d'Oderen, Col de Bussang und Grand Ballon verläuft die alte Reichsgrenze jetzt weiter westwärts als unsere Strecke. Ich reite um die Gipfel des Rothenbachkopf und Batteriekopf herum, immer oberhalb der Straße Route des Crêtes (D430). Toller Talblick auf Wildenstein und Lac de Kruth. Die Heide der Chaumes in tollen Farben, Grün, Braun, Gelb, Blau und Lila - der Herbst beginnt hier früh...
11.00 Pause an einer "Abri Randoneurs" zwischen Batteriekopf und Col du Herrenberg (GHWP, auch anfahrbar, nur Wasser fehlt) mit kurzem Gras. Und auf einer Koppel mit Kühen zwei Fjordies - vielleicht die Pferde deren Hinterlassenschaften mir im Gelände schon zeigten dass ein Weg bereitbar war. Ich lasse Natascha 1/2 Std. fressen. Obwohl sie heute nacht keinen Hafer bekommen hatte, sieht sie gut aus - sie gefällt mir besser als am 3. Tag - aber ich will sie länger grasen lassen wenn wir gutes Gras hier oben finden...

Elsass

Während ein Bus abgefertigt wird - wahrscheinlich das Geschäft des Tages - bekomme ich vom Chef der Ferme-Auberge Hahnenbrunnen 8 kg gequetschte Gerste für 4 EUR - ein akzeptabler "Bergpreis", hier oben wird ja keinerlei Getreide angebaut - wovon 1kg gleich verfüttert wird - der Rest ist Nataschas Zweitagesration und ich trinke ein schönes kühles Elsässer Bier dazu - Pause 12.25 - 12.45.
Während der weiteren Strecke nach Süden die jetzt wieder auf um 1200 Hm fällt, sieht man immer häufiger normale Heuwiesen und die schönen gepunkteten Vogesenkühe.
Le Markstein - eine im Sommer etwas trist wirkende Ansammlung von Skihotels mit einer Sommerrodelbahn - und sogar zwei Warmblutpferden, die angedonnert kommen als ich vorbeireite. Natascha ist aber weniger von ihnen angetan als ich.
Im Süden sieht man das Tal der Thur und noch mehr Berge, die ich leider mangels Zeit diesmal auslassen muß: Thanner Hubel, Rossberg, Stiftkopf, Rimbachkopf, Tête des Perches und Ballon d'Alsace (alle zwischen 1055 und 1247m hoch). Ich bräuchte dazu noch 3 Tage mehr - am 18.9. ist Bundestagswahl - und ein Ende im Süden wäre auch gar nicht in Sicht... Für diesmal will ich die Vogesen über den Hartmannsweilerkopf verlassen - das bietet sich von der Streckenführung jetzt an -  und mich morgen auf den Rückweg machen - d.h. Nordkurs.
Pause an einem Waldweg an einer Abri du Randonneur mit Absatteln 14.25-15.35 Natascha hat nicht viel Hunger, beißt mich aber beim Wieder-Satteln in den Oberarm! Mit derart ausgeruhtem Pferd geht es an die Besteigung des höchsten Berg des Elsass, Le Grand Ballon (1424m). Um 16.15 sind wir oben, wie immer mußten wir ein paar Viehgatter passieren und Zäune auf- und wieder anknoten (ca. 10 mal) was besonders bei Stacheldraht robuste Hände verlangt.
Auf dem Gipfel (den man nur zu Fuß erreichen kann) ein sehr futuristisches Gebäude der französischen Telekom mit einem kleinen für Touristen geöffneten Umgang.
Leider haben sich starke Wolken gebildet, es ist diesig und ausgerechnet jetzt gehen zwei Gewitterschauer nieder, einmal oben auf dem Gipfel, der zweite beim Abstieg - ein Blitz schlägt krachend in der Nähe ein!
Dann muß ich ein ganzes Stück mit der Straße den Berg hinab - alles zu Fuß. Auf einem kleinen Sattel die hübsche Ferme du Ballon - hier tränke ich und hole Wasser für die Nacht. Ich übernachte am Firstacker (Sudelkopf) gegenüber einer kleinen Kapelle auf einer kleinen Wiese (17.40) auf etwa 1000m Höhe. Doch erstmal müssen die Rinder die sich hier herumtreiben wieder hinter Schloß und Riegel, sprich in ihre Koppel deren Zaun wohl jemand aufgemacht hat. Sowas macht Natascha auch nach einer langen Tagestour und mit Gepäck noch mit links. Nachdem auch das letzte Kälbchen wieder froh bei Mama ist, habe ich die Wiese wieder für mich und vor allem mein Pferd. Die Kühe sind aber nicht nachtragend und betrachten mein Pferd mit Sympathie während es frißt wo sie vorher standen.

Elsass

8. Sept. 2005 (Do)
Gegen Morgen stelle ich fest dass Natascha eine kleine Schwellung am Rücken hat: Hinten rechts, in der Nähe der Stelle die mir schon länger Sorge macht. Gestern quiekte sie auch beim Satteln, bzw. am nachmittag, machte sogar einen Bockspung... Es ist wohl besser wir setzen mal einen Tag aus. Schließlich ist das hier ein ganz guter Platz.
Wieder ist herrlichstes Wetter. Den Tag verbringe ich die Schwellung zu kühlen, ein paar Sachen zu waschen, an meinem Buch übers Wanderreiten weiter zu schreiben und am Abend setze ich noch eine Steppnaht im Trachtenkissen damit die Stelle nicht so gedrückt wird. Ich nähe mit einem Plastikfaden den ich aus der E-Zaun-Litze herausgetrennt habe ! Sonst habe ich immer eine Nähahle und Faden dabei, aber diesmal hab ich es vergessen. Hätte die Arbeit etwas erleichtert! Futter gebe ich ihr abends keins. Das Gras hier ist ausreichend und ich will keinen Verschlag riskieren.




Teil2: Nordkurs

Freitag, 9.9. - 43,5 km

Nach einem Ruhetag gestern am Sudelkopf (rd. 1000m) bin ich heute früh um 8.30 gestartet. Das Gras ist doch knapp geworden. Obwohl ich meinem Pferd keinen Hafer gegeben habe am Rastag.

Um 4.30 herum hatte es eine Stunde geregnet aber nun ist es wieder trocken, wenn auch leicht bewölkt. Dies ist jetzt der 9. Rittag...

Schwieriger Weg um den Molkenrain herum: Der GR5 macht seinem Namen alle Ehre und ist mal wieder äusserst schmal, steinig und ausgesetzt. Ich hätte es wissen müssen. Alle Versuche breitere Waldwege parallel zu reiten enden in Sackgassen oder unüberwindlichen Windbrüchen. Aber Natascha ist gut drauf und geht es bissig an und nicht so verzagt wie zuletzt oft.

Fortsetzung folgt -- please visit again..!

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