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TAUNUSREITER (c) Frank Mechelhoff 2005, 2009 - Kopien speichern nur zum privaten Gebrauch zulässig Verwendung von Bildern und Texten in anderen Websites oder zu geschäftlichen Zwecken ohne meine schriftliche Genehmigung nicht gestattet Kontakt: taunusreiter "at" yahoo.de Update 23. Aug. 2009 |
![]() Der Weg zum Distanz- und LangstreckenpferdVon der Grundausbildung zum Leistungstraining in kleinen Schritten(c) Frank MechelhoffBasis der Ausbildung zum Distanz- oder Wanderreitpferd ist eine umfassende Grundausbildung des Pferdes. Eine lange, systematische Vorbereitung des Pferdes ist Voraussetzung, damit es die verlangten Aufgaben ohne Schaden verrichten kann.Einseitige Trainingsmethoden gehen an der Sache vorbei, können bestenfalls kurzzeitige Erfolge bewirken und sind für Gesundheit und Psyche des Pferdes oft schädlich. Für alle hochblütigen Pferde (Araber, Vollblüter und hochblütige Kreuzungen) - vermeintlich leicht zu trainieren und sportlichen Erfolg versprechend - gilt dies ganz besonders. Nicht schematische Trainingspläne werden vom Ausbilder gefordert, sondern Wissen, Einfühlungsvermögen, Disziplin und Kreativität. GrundlagenEin gutes Distanzpferd muß zunächst einmal die Grundanforderungen erfüllen, die an jedes gute Reitpferd gestellt werden. Das ist das wichtigste, und nicht, daß es einer renommierten Zucht entstammt oder als "distanzgeeignet" angeboten wird. Die wichtigsten Eigenschaften sind:
Die Pferdebeurteilungslehre und mein Wissen (oder Vermutungen) über die Vorgeschichte des Pferdes geben mir einen Maßstab an die Hand, einzuschätzen, inwieweit das betrachtete Pferd in der Lage sein sollte, die geplanten Aufgaben erfüllen zu können. Zwar kann das Pferd, wie der Mensch auch, körperliche Mängel in Grenzen durch entsprechende Willensanstrengungen ausgleichen (die Araber liefern oft gute Beispiele dafür). Dies ist aber immer mit höherem körperlichen Einsatz und der Gefahr frühzeitigen Verschleißes verbunden. Man sollte sich dabei nicht von einzelnen, positiv ausgeprägten Merkmalen blenden lassen, sondern das Pferd als Ganzes betrachten. Exterieur-Anforderungen ("Muß"- Eigenschaften) für Distanz- und Langstreckenpferde sind :
Viel Zeit miteinander zu verbringen und Ziele langfristig zu verfolgen erfordern vom Reiter unerschöpfliche Geduld und Liebe zu seinem Pferd. Wenn Pferd und Reiter zusammenpassen und sich mögen, können sie viel mehr erreichen als andere, bei denen es nicht so stimmt. Haltung und AusrüstungEs kann nicht oft genug betont werden, daß gesunde Aufzucht und Haltung für ein Pferd, das Leistung bringen soll, unabdingbar sind. Kompromisse zu ungunsten der Gesundheit müssen unbedingt vermieden werden. Pferde benötigen im Sommer ausreichend Bewegungsanreiz bietende Weiden mit Baumschutz von Hektargröße, im Winter zusätzliche Überdachungen und ebenfalls Weide oder zumindest großzügige Ausläufe. Bequemlichkeit oder "Es geht nicht anders" ist kein Argument für unvollkommme Haltungsweisen.Nun ist artgerechte Pferdehaltung durchaus mit vertretbarem Zeitaufwand zu realisieren. Wer sein Pferd ernsthaft ausbilden oder trainieren will, benötigt den Großteil seiner verfügbaren Zeit zum eigentlichen Reiten und weniger zu gutgemeinten Nebentätigkeiten. Bei einem Pferd, dessen Leistung im Zurücklegen vieler KM im Gelände liegt, müssen Gangwerk und Hufzustand ständig höchsten Anforderungen genügen. Fast alle Pferde benötigen daher - gelegentlich, oder die überwiegende Zeit des Jahres - Hufbeschlag oder Hufschutz. Dabei können Hufeisen, Hufschuhe, Plastikbeschlag und andere Möglichkeiten in Betracht kommen. Für die Entscheidung, welcher Hufschutz geeignet und angebracht ist, benötige ich einen hervorragenden Hufschmied sowie viel eigenes Wissen. Einfache Antworten wie "Jedes Pferd kann ohne Eisen gehen" oder "Jedes Pferd braucht Hufeisen" befreien zwar den Menschen vom weiteren Nachdenken und sind daher beliebt - aber leider falsch. Von der weiteren Ausrüstung kann besonders der Sattel negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Pferdes haben. Daß manche Pferde sich mit durchgedrücktem Rücken und hochgeworfenem Hals hart auf den Zügel legen und ihrem Reiter davonstieben wollen, liegt nicht immer daran, daß sie gutes Pferdematerial zum Distanzreiten sind. Oft liegt es an unpassenden Sätteln. Man muß viele Sättel auf den Rücken eines Pferdes gelegt haben und das Pferd beim Reiten und Satteln genau beobachten, um einen wirklich gut passenden Sattel zu finden. Die Paßform jedes Sattels muß genauestens untersucht werden, egal ob er für das Distanz- oder Wanderreiten speziell konstruiert worden ist, oder die Werbung behauptet, er würde jedem Pferd passen. Ein Sattel, der dem Pferd 100-%-ig paßt, ist es aber auch wert, daß sich der Reiter an ihn gewöhnt. GrundausbildungDie Grundausbildung ist der wichtigste Abschnitt im Leben des gerittenen Pferdes. Jeder Fehler, der hier gemacht wird, kostet später - günstigstenfalls - ein vielfaches an Zeit, um wieder korrigiert zu werden, oder führt - ebenso häufig - zu negativen Veränderungen am Exterieur oder Schäden.Daher ist es nicht unproblematisch, bereits zugerittene Pferde zu kaufen, besonders wenn man schon erkennt, daß etwas mit ihnen falsch gelaufen ist. Nur wenn das Pferd eine gute Aufzucht und Haltung erlebte, keine Mängel in Exterieur, Temperament sowie eine makellose Gesundheit und keine Ängstlichkeit zeigt, sollte an einen Kauf überhaupt gedacht werden. Grundlage jeder Ausbildung und jeder Reitweise ist eine geklärte Rangordnung zwischen Pferd und Mensch. Das heißt, der Mensch beherrsche sein Pferd kraft seiner Vernunft, überlegenen Ruhe und Kreativität im Umgang und zuletzt seiner, dem Herdenverhalten der Pferde abgelauschten Körpersprache. Pferde, die sich leichter unterordnen und Vertrauen fassen (z.B. in Herden aufgewachsene), sind für die weitere Arbeit deutlich bevorteilt. Der Reiter und Ausbilder hüte sich davor, von seinem Pferd mehr zu fordern, als es zu leisten imstande ist, und damit psychisch zu überfordern. Immer darf er nur stufenweise etwas mehr verlangen. Gehorsam und Vertrauen des Pferdes werden die Belohnung für seine Geduld sein. Der Reiter halte sich von allen Reitweisen und Lehrern fern, die Pferde mit Gewalt, widernatürlichem Zwang, oder Hilfszügeln und Verschnürungen aller Art ausbilden wollen. Da ein perfekt ausgebildetes und aufgebautes Distanz- und Wanderreitpferd 10-15 Jahre zu nutzen ist, kann sich sein Reiter den unerhörten Luxus leisten, sich zur Ausbildung Zeit zu nehmen. Um Ausbilder, die rasch "sichtbare Erfolge" oder ein Pferd "in 4 Monaten zur Turnierreife" bringen müssen, macht er einen weiten Bogen. Allen ernsthaften Reitlehren (ob klassisch, iberisch, altkalifornisch oder "leichte" Reitweise) ist die Erkenntnis gemeinsam, daß mehrere Jahre zur Ausbildung eines perfekten Reitpferdes nötig sind. Nur an diesen Vorbildern kann ich mich als Besitzer oder Ausbilder orientieren. Welcher Reitweise von diesen ich dabei den Vorzug gebe, hängt nur von meinen eigenen Vorlieben und Plänen ab, und wofür mein Pferd sich individuell besonders eignet. Zwei Fehler sind zu vermeiden: Das Pferd stur nach Schema auszubilden, ohne sich Gedanken über den Sinn und Zweck der Übungen zu machen - andererseits aber auch, das Pferd völlig allein ohne Anleitung ausbilden zu wollen. Seit Jahrtausenden sind die Pferde, Menschen und Probleme beim Reiten dieselben, und es ist daher nicht nötig, "das Rad neu zu erfinden". Wer Reiten ernsthaft betreibt, wird immer für Anregungen offen sein und Neues lernen wollen, sei es von Reitlehrern, von gut reitenden Freunden oder aus den Werken der Reitkunst. Das ZielZiel jedes Trainings - egal ob für Distanzritte oder lange Wanderritte - ist es, das Pferd körperlich und psychisch an verlängerte, harte Arbeit und wechselhafte Anforderungen - Umgebung, Bodenverhältnisse, Klima, Futter usw. - zu gewöhnen.Es sind dies die Anforderungen, die den freilebenden Pferden einst in der Steppe begegneten. Nur hier konnten so wundervollen Lebewesen entstehen, wie es die Pferde sind. Wer meint, diese heute eingedeckt, ohne Leistungsabforderung in Ställen halten zu können, nimmt ihnen damit alle Kraft, Gesundheit und Härte. Ihnen diese ursprünglichen Anforderungen - vernünftig ergänzt und gesteuert - zu ersetzen, ist die einzige Pflicht des Reiters und Pferdehalters - die die Natur an ihn stellt. Jede Handhabung durch den Menschen, die nicht das kraftstrotzende, lebensfreudige Tier zum Ziele hat, das jedem (nur hypothetischen) Kampf in der Steppe gewachsen wäre, vergeht sich am Wesen des Pferdes. Für andere Sparten der Reiterei mag es dabei brauchbar bleiben, zum Reiten langer Strecken hingegen wird es untauglich ! Niemals darf das Pferd durch diese Arbeit Schäden erleiden, sondern es soll seine Gesundheit stets verbessern, und dabei an Schönheit, Kraft und Selbstvertrauen gewinnen. Das Basistraining / Die tägliche ArbeitWie kann ich diese Ziel erreichen ? Durch tägliche oder fast tägliche Arbeit mit dem Pferd, selbst wenn es auf nahezu unbegrenzten Weiden seinen Auslauf frei bestimmen kann.Tue soviele Dinge wie nur möglich mit dem Pferd. Ist es noch jung oder hat gerade erst seine Grundausbildung erfahren, so beginne ich z.B. 2 mal pro Woche - je nachdem, wieviel Neues es auch nervlich verkraftet - mit kleineren Ausflügen. Ich reite zu Freunden, inspiziere die Weiden, reite zur Reitstunde, zum Hufschmied oder erledige vielleicht sogar kleinere Einkäufe mit dem Pferd. Das Pferd soll diese Ausflüge als etwas erfreuliches, abwechslungsreiches erleben. Gut vorbereitet müssen sie schon sein, damit ihm dabei niemals etwas unangenehmes oder gar Schmerz widerfährt. Daneben ist gymnastizierende Arbeit notwendig, wofür zumindest zeitweilig ein Reitplatz unabdingbar sein. Habe ich an einem Tag in der Woche nur kurz Zeit, nehme ich das Pferd für eine Viertelstunde an die Longe oder in den Round Pen. Hier lernt das Pferd richtige Biegung, verstärktes Einsetzen der Hinterhand sowie, der Körpersprache des Ranghöheren zu folgen. Niemals darf die Longe dabei straff gespannt sein, noch darf das Pferd an der Longe einfach so herumtrotten, wie es häufig zu sehen ist. Obwohl diese Arbeit in spielerischer Weise abläuft, fordert sie die Konzentration des Pferdes und damit seine Psyche sehr stark. Stürmt mir das Pferd bei der Arbeit davon, macht sich im Rücken oder im Hals steif, legt sich hart auf den Zügel usw., ist noch weitere Arbeit zur Kräftigung des Rückens, der Hinterhand und der Lendenpartie erforderlich. Ein großer Fehler wäre es, in einem solchen Fall das Pferd mit Hilfszügeln geradezubiegen, oder solche Verspannungen als "arabertypische Haltung" o.ä. fehlzudeuten. Auch jeden negativen Verhaltensänderungen (z.B. Ängstlichkeit, Scheuen usw.) ist auf den Grund zu gehen. Eine Rückkehr zu früheren Ausbildungsphasen, evtl. zur Bodenarbeit, kann dann geboten sein. Wurde das Pferd 1 bis 1 1/2 Jahre auf diese Weise geritten, kann es schon stärker belastet werden. Ich unternehme die ersten längeren Ritte, zuerst ohne Gepäck mit einem erfahrenen Pferd als Begleitung, später auch allein und mit leichter Bepackung. Dem Pferd lernt so, ganz allmählich und ungezwungen, nacheinander alles, was ein gutes Gelände- oder Distanzpferd kennen muß : Angebunden zu stehen und sich zu benehmen, fremde Pferde, Straßenverkehr, in fremder Umgebung zu sein, sich dort zu entspannen und zu fressen, wechselnde Tempi und Landschaften, die Nacht im Paddock oder am Laufseil zu verbringen, sich verladen und fahren zu lassen und vieles mehr. Grundlegendes AufbautrainingEin solcherart gerittenes Pferd wird pro Jahr auf 100 - 200 Geländeritten zwischen 1500 und 3000 KM laufen, wovon jeder einzelne seine Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken gestärkt hat. Es hat den wichtigsten Teil seines Trainings bereits hinter sich ! Auch seine Psyche ist trainiert. Es wird sich nie mehr grundlos aufregen und in Panik geraten, noch seine Energie irgendwie sinnlos verschwenden, wie es z.B. viele hochblütige Pferde auf Distanzritten tun. An fremden Plätzen verweilen, fremde Pferdekameraden, Hängerfahren und Tierarztuntersuchungen werden für das so vorbereitete Pferd das normalste von der Welt sein.Was mache ich nun, wenn das Pferd bei täglicher Arbeit immer nur noch fitter wird und immer noch nach mehr Beschäftigung verlangt ? Denn irgendwann kommt für alle "Nicht-Profi-Reiter" der Punkt, an dem das tägliche Reiten zeitlich nicht länger ausgedehnt werden kann. Die beste Möglichkeit ist, lange Wanderritte mit dem Pferd zu unternehmen. Man beginnt mit verlängerten Wochenenden und steigert sich allmählich zu wochenlangen Urlaubsritten. Es ist die letzte und beste Art, sein Pferd noch besser kennen zu lernen, zu gymnastizieren und zu trainieren - für das Pferd, umherziehenderweise ähnlich zu leben wie seine Vorfahren in der Steppe - für den Reiter die beste Art, über den Kulturkreis zu lernen, in dem er lebt, und Alltag, Streß und Auswüchse der Zivilisation hinter sich zu lassen. Wessen Pferd so Tagesetappen von 40 bis 60 KM mit Leichtigkeit über viele Tage hintereinander bewältigt, kann sich glücklich schätzen, die andere Krone der Reiterei erreicht zu haben... Ein solches Pferd kann ohne weiteres Zusatztraining auch Distanzritte bis 80 KM, in langsamen Tempo (etwa Tempo 6 bis 7 = 6 oder 7 Minuten für 1 KM) gehen, und wird dabei immer in der Wertung ankommen. Wer auf Distanzritten mehr KM oder schneller reiten will, muß zusätzliches Leistungstraining betreiben. Solches Training, ohne ausreichendes Wissen, falsch oder einseitig betrieben, ist jedoch immer mit Gefahren der Schädigung, besonders der Beine, verbunden. Wer Leistungstraining zu früh betreibt, kann mit Beinschäden oder nervlichen Problemen (Das Pferd wird zum Rennen erzogen) sicher rechnen. Falsches Verständnis von Aufbautraining ist es deshalb, gerade mit jüngeren, sich anbietenden Pferden auf kürzeren Distanzritten (30-60 KM) schnelleres Tempo zu gehen in dem Glauben, es auf den Wettbewerben selbst trainieren zu können. Zu oft kann man fast rohe, unausgebildete Pferde sehen, die ihren Reitern immer nur mit Rückenproblemen davonstürmen. Gut trainiert und versorgt, kommen sie dennoch mit guten P/A-Werten, oft sogar in der Spitzengruppe an. Aber korrekt ausbildete und aufgebaute Pferde sind diesen immer überlegen und laufen länger an der Spitze mit ! Ausdauertraining - aber richtig !Man beginne mit einem nicht zu jungen Pferd (Grundausbildung plus mindestens ein Jahr oder 1500 KM Basistraining), führe das Training nicht einseitig, sondern reite maximal 3 mal pro Woche trainingsmäßig. Auf jeden Trainingstag muß ein Tag mit ruhiger Arbeit bzw. ein Ruhetag folgen.Wichtig bei einem Trainingsritt ist eine gute Vor- und Nachbehandlung. Also das Pferd unmittelbar vor dem Ritt nicht mehr füttern, zu Beginn gut warmreiten (mindestens 15 Minuten) und nach dem Ritt oder gegen Ende des Rittes trockenreiten. Nach dem Ritt das Pferd nie "abstellen". Die Beine dürfen kurz abgewaschen oder das Pferd in einen Bach gestellt werden. Mit langsamen Tempo beginnen, z.B. 15-KM-Ritte in Tempo 6. Trainingsstrecken mit gutem Geläuf sind wichtig, so daß man längere Abschnitte (anfangs etwa bis 10 Minuten) durchtraben kann. Unterwegs hält man nach schwierigen Abschnitten mehrmals an und mißt die P/A-Werte. Die Werte müssen nach wenigen Minuten auf 64/64 (beim hochblütigen Pferd 64/40) oder weniger fallen, sonst ist man zuvor zu schnell geritten. Bewältigt das Pferd die Strecke mühelos, so erhöhe ich zuerst die Streckenlänge (bis ca. 24 - 30 KM) bzw. den Schwierigkeitsgrad der Strecke (z.B. mehr Berge). Erst wenn es auch dies bewältigt, kann ich das Tempo erhöhen. Kreislauf, Herz, Lunge und Muskulatur sind beim geborenen Athleten Pferd verhältnismäßig schnell zu trainieren. Hierüber können mir Puls, Atem, Temperatur und Blutwerte verläßlich Auskunft geben. Das Problem sind Sehnen, Bänder, Gelenke und Knochen. Diese benötigen sehr viel länger, um sich anzupassen. Meßbare Parameter gibt es hier nicht. Schäden machen sich meist erst spät bemerkbar und benötigen dann meist lange Zeit zur Ausheilung bzw. heilen in manchen Fällen nie mehr vollständig. Es ist somit ein großer Fehler, beim Training des Pferdes nur auf die P/A-Werte zu achten. Das Pferd ist als Ganzes genau zu beobachten, auch nach dem Ritt auf der Weide. Wenn das Pferd...
Ein Nachteil seriösen Pferdetrainings jeder Reitsportdisziplin ist der enorme Zeitaufwand (der sich aber in keinem Fall verringern läßt). Eine Möglichkeit, die viele Distanzreiter anwenden ist, mit einer Reitbeteiligung ein Pferd gemeinsam zu trainieren. Wenn das Pferd vom Frühjahr bis zum Spätherbst auf diese Weise trainiert worden ist, sollte es - gute Veranlagung und athletische Substanz vorausgesetzt - in der Lage sein, im zweiten Sommer 40-KM-Trainingsritte leicht in Tempo 5 oder schneller zu absolvieren. Ein Idealbeispiel für die Ausbildung eines vierjährigen Pferdes zum Distanzpferd (Typ Araber, gutes Fundament, natürliche Aufzucht):
Auf Wettbewerben sollte das Pferd zunächst in langsamen Tempo (etwa bis Tempo 6) geritten werden. Schneller als Tempo 5 sollte es erst mit 8 Jahren auf Wettbewerben geritten werden. IntervalltrainingEinige Reiter meinen, daß sie Trainingsarbeit sparen können, indem sie vornehmlich Intervalltraining durchführen. Durch Intervalltraining kann ich das oben beschriebene Ausdauertraining jedoch nicht ersetzen. Intervalltraining bietet sich dann an, wenn die Leistungsfähigkeit von Herz-Kreislauf-System nach intensivem Ausdauertraining nicht mehr steigerungsfähig ist, oder um bestimmte Muskelgruppen aufzubauen. Sehnen und Gelenke müssen dazu bereits hart sein, denn sie werden bei dieser Trainingsform extrem belastet.Ein Großteil des Intervalltrainings läuft im anaeroben Bereich ab: Der Kreislauf arbeitet auf Hochtouren (Hohe Puls- und Atemwerte). Muskeln arbeiten unter Sauerstoffmangel bei Zuhilfenahme von Glucose als Energieträger, die zu Milchsäure (Lactat) verbrannt wird. Andere Muskelfasertypen als im Ausdauertraining werden benutzt (FT-Muskelfasern = "Fast-Twitch"). Der Bedarf an Grundstoffen steigt um das 20-fache, und starkes Schwitzen führt zu hohen Verlusten von Wasser und Mineralstoffen. Die entstehende Milchsäure kann zu Schäden an Muskeln und Gelenken bis hin zum Verschlag führen. Wenn schon Intervalltraining, dann ist es in abgemilderter Form ("Extensives Intervalltraining" schon wirkungsvoll genug: Dabei wird die aerobe Schwelle nur kurzzeitig überschritten (20 bis 60 Sekunden) Kurzum, Intervalltraining ist etwas für die Spezialisten unter den Distanztrainern und die wenigen absoluten Top-Pferde. Ohne großes Wissen um die physiologischen Zusammenhänge, tierärztliche Kontrolle, begleitende Blutuntersuchungen und Pulsmeßgeräten sollte man die Finger davon lasen. "Es kann leicht der Eindruck entstehen, daß Leistungstraining langweilig ist. Nun, vielleicht ist es so. Und das ist auch der Grund, weshalb nur die besten (und diszipliniertesten) Pferdeleute es schaffen können. Sie sind eingeweiht und wissen Bescheid." Beginne mit dem passenden Pferd. Rechne in Zeiträumen von 2 - 3 Jahren, und nimm Dir soviel Zeit zum Reiten wie Du kannst. Probleme und Schwierigkeiten als Chance zu lernen und Herausforderung zu erkennen, ist bereits die erste Stufe zu Horsemanship. Das ist alles, was letztlich zählt und Euch weiterbringt. Gib niemals auf. Es gibt in der Reitkunst keine ”Abkürzungen” - deshalb suche keinen Weg, ein gutes Distanz- und Langstreckenpferd in möglichst kurzer Zeit aufzubauen. Wenn Ihr es geschafft habt, wirst Du wissen, daß Euer Weg sich gelohnt hat... Oberursel/ Taunus, im August 1993 Frank Mechelhoff (dedicated to her) Epilog"When
your horse moves lightly through your training session, you may soon
reach the point to question yourself whether to increase distance or
speed, in order to increase fitness, or which to increase first. The
answer to that question is very basic and simple, so I will do my best
to make it clear: Always
increase distance first.
Increase distance first. Always increase endurance first..."
(gefunden in den 1990'ern, Palka oder M. Matthew-Smith und den Artikel für "Distanz Aktuell" übersetzt -- Inzwischen - Sommer 2009 - ist mir der Sinn dieser dreifachen Wiederholung noch viel klarer geworden) |