Ligeira, das beste Pferd der Welt...
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Im Galopp
Muskulös, kraftvoll, in ihrem ultrafeinen Sommerfell... Ligeira auf einer neuen Weide... Bild von 1992

Wudije, meine scheue Antilope mit dem blauen Haar
Wie hast Du den Speer in meiner Hand geliebt

und bist vorwärts gestürmt, den Feind zu zerschmettern

Gemeinsam waren wir nie allein und nie von Furcht erfüllt
Jetzt ist unser Weg mit dem Tau Deines Blutes benetzt

D
u weidest im Schatten des Todes
Der Donner Deiner Hufe ist erstorben

Doch ihr Widerhall ertönt in meinem Herzen

Unverzagte Freundin, Wudije...


(Der Krieger Rashid, in Carl Raswan: Trinker der Lüfte)

LIGEIRA war eine Fjord-Araber-Mischlingsstute und hat von beiden Elternteilen nur die besten Eigenschaften mitbekommen.
Ihre schöne Farbe und ihre Pony-Gesundheit hatte sie vom Fjordi, und wohl auch ihre zurückhaltende - fast schüchterne - und freundliche Art. Zu Menschen und vor allem zu anderen Pferden. Immer fraß sie am liebsten dicht neben ihren Freunden und niemals hätte sie ums Futter gestritten. Das war völlig unter ihrer Würde. Warum auch, es ist ja genug da für alle. Ich glaube, sie hat wirklich niemals ein anderes Pferd gebissen oder nach einem getreten. Wenn jemand unfreundlich zu ihr war, konnte sie wie ein Mensch in Ausdruck ihres Unverständnis den Kopf schütteln. Irgendwann merkte ich dann dass ihr nicht irgendetwas fehlt, Durchsetzungsvermögen z.B., sondern sie einfach das "normale" Pferdeverhalten zeigte, so wie es eigentlich sein soll. Und die vielen Beisser und Schläger sich aus Angst, Schwäche, mangelndem Selbstbewusstsein, oder schlicht Gier oder Hunger so verhalten... Und wir Menschen, die wir doch "viel mehr" sein sollten als Pferde, und auch gierig, neidisch, mißgünstig sind...?
Ihren Ehrgeiz beim Laufen und ihren Mut, den hatte sie vom Araber. Als Reitpferd war sie äußerst temperamentvoll. Fast alle sagten zu mir, verkauf das Pferd, sie ist unreitbar. Und hatten unrecht. Wichtiger waren mir jene paar, die mir Mut machten, und zwar umso überzeugender. Reiter zu denen ich aufschaute, Vorbilder, die ich, damals wie heute, keine Sekunde zaudere "Ritter" zu nennen (unabhängig von ihrem Geschlecht). Es dauerte 5 Jahre bis sie am langen Zügel galoppieren konnte ohne dabei schneller zu werden. Auf Trense ging sie erst nachdem sie mit der Kandare gründlich durchgeritten war. Am besten konnte man sie mit langsameren Pferden reiten. Da war sie beides: rücksichtsvoll und freundlich-motivierend. Aber wehe es war jemand dabei war der auch gern zügig ging, dann konnte der Ausritt schwierig werden! "Rennen" liess ich sie nie. Nur auf Distanzrennen, da durfte sie nach Belieben traben und galoppieren, und nie war sie so ruhig und lieb wie wenn es zu einem "Rennen" ging. Sie allzusehr zurückhalten, das durfte man auch nicht, sonst konnte sie wie eine Tigerin kämpfen und man bekam einen unglaublichen Streß im Sattel - wie ich das noch bei keinem Pferd erlebt habe, und ich bin bezogen auf blütige Pferde kein Anfänger und war es auch nicht als ich sie kaufte. Je besser sie im Training war, desto länger mussten die Ritte werden, sonst wurde sie auf den kürzeren Runden unausstehlich. Ihre schnellste Zeit auf der Grastälerpassage 1997, 4:38 Std. für 82km. 40km waren so lächerlich da brauchte man noch nicht mal Wasser. Auf besagtem Ritt wurde bei km 55, aber auch erst auf meine "Bitte", aus dem Galopp die Bremse reingehauen an einer größeren Pfütze...
Längere Strecken und Zweitagesritte kamen am besten. Insgesamt brachten wir es in 7 Jahren auf 1272km in, und wegen ihrer unerkannten Arthrose im linken Karpalgelenk, wegen der sie aber nie auf der Strecke lahmte, leider auch etliche aus der Wertung. Sie wäre mein Traumpferd für einen Hundertmeiler gewesen, sie hätte das Herz dazu gehabt. 1994 ritten wir die 110km Vogelsbergdepesche in knapp über 9 Stunden, bei schrecklicher Hitze. Hitze hat ihr nie etwas ausgemacht, sie war ein wahres Wüstenpferd und stellte sich viel seltener in den Schatten und pflegte seltener zu trinken als die anderen. Auf diesem Ritt war sie gegen Nachmittag noch so locker und so gut drauf, und wir ritten den Sieg, den sie sich auf diesem Ritt redlich verdient hatte, gemütlich nach Hause. Aber war das etwa irgendwie wichtig gegen das Gefühl, wie schön, wie leicht es gewesen wäre, an diesem Tag, mit diesem Pferd nochmal 50km in der Abendkühle zu reiten, um damit den Traum eines jeden Distanzreiters erfüllen zu können..?
Aber vielleicht ist es für uns Menschen nötig dass manche Träume unerfüllt bleiben. Am schönsten waren die gemeinsamen Wanderritte, den letzten und längsten (14 Tage) im Jahr 2000. Kaum zählbare unvergessliche Wochenendfahrten mit Hänger und Camping-Cruiser machten wir an die romantischsten und schwierigsten Stellen vom Mittelrheintal, Hunsrück, Eifel, Westerwald und Rhön. Das machte sie und mich glücklich und zufrieden.
Sie war die Führerin und Seele meiner kleinen Herde. In allem musste sie, bis zum letzten Tag, immer die Erste sein.
Viele Jahre lebte sie noch mit ihrer Arthrose und wurde beinahe ruhig. Jemand der mich fragte, warum ich das "arme hinkende Pferd" nicht einschläfere, fragte ich irgendwann zurück: "Und wenn Dein Opa ein steifes Bein hat, schläferst Du den dann auch ein?" Niemandem tat es mehr weh dieses Pferd so zu sehen wie mir, sieben Jahre lang jeden Tag. Aber es machte ihr immer noch Spaß den anderen ohne Halfter vorauszulaufen beim regelmäßigen Umkoppeln, und natürlich wusste sie schon immer wohin es ging. Egal ob am Schluss nur noch auf 3 1/2 Beinen, oder sie nahezu taub war und kaum mehr etwas sah - sie, die früher Adleraugen und Luchsohren gehabt hatte. Das merkte nur ich... Ihr wurde am meisten zugewiehert wenn sie mal weg war und dann wiederkam...
Unzählige Male hat sie unglaublichen Mut und Selbstsicherheit bewiesen, mit größter Feinfühligkeit gepaart. Ein Heißluftballon der in niedriger Höhe die Koppel überfliegt und Gas abbrennt, und es riecht schon als nahe sich ein Buschfeuer? Alle anderen Pferde bereit zur Flucht, und schauen was Ligeira macht - und die sagt: "Interessante Sache aber kein Grund zur Panik, hab ich schonmal irgendwo gesehen". Zwar konnte sie wegen ihrer Sensibilität vor Dingen erschrecken, die plötzlich in ihr Blickfeld gerieten (und hatte auch kleine liebenswerte Marotten wie ihre alberne Abneigung gegen Mondschatten) aber vor Dingen, die sie erkannte, und allen anderen Pferden Furcht einflössen, hatte sie niemals Angst. Sie hatte war ein echtes Kommandeurspferd, im falschen Jahrhundert geboren. Inmitten von Kanoneneinschlägen hätte sie Haltung bewahrt, und wäre für ihren Reiter in den Tod gegangen...

Auch hat sie mich gelehrt dass Elite und Adel innere Eigenschaften sind, keine äusserlichen, und nichts mit Rasse zu tun haben.... ja, es gibt einen Adel, bei Pferden gleichwie Menschen, und nur einen einzigen: mit Sitz im Kopfe - oder im Herzen...
Wer einem solchen Pferd als Reiter nicht Liebe und Achtung entgegenbringt, hat kein Herz, verdient die Bezeichung "Reiter" (Ritter, Cavalier) nicht, wird auch nie zu einem wirklichen Reiter werden. Jedem Reiter und jeder Reiterin guten Willens, egal welcher Disziplin, wünsche ich, auch nur einmal im Leben zu erfahren wie sich das anfühlt, zu spüren was wirkliches Reiten ist, und es nie zu vergessen: Wenn zwei Wesen eins werden, das Band (Tsaheylu) zu spüren... Wie belanglos ist dagegen jeder Sporterfolg, oder welche "Lektionen" ein Pferd alle kann?

Gleich geht's los...!

Falls Dir einer sagt es gäbe etwas perfekteres auf der Welt, als mit so einem Pferd auf einen Wanderritt zu gehen, so glaub ihm kein Wort...
Bestimmt hat er oder sie es bloß noch nicht erlebt..!

Gleich geht's los!
Gräfendorf/ Fränkische Saale, 7. Sept.'96 - Start zu einem zehntägigen Biwakritt ins Thüringische... am Fuße der RHÖN (zum Rittbericht)
Nach dem 8.
            Biwak!
..und am Morgen des letztes Ritt-Tages, nach dem 8. Biwak!
Sechs Tage später: 2. Platz in Trendelburg (73km) in Tempo 4, noch eineWoche später: Top Ten Wüstegarten, 87km
Kyffhäuser 1997
August 1997, Wanderritt durch ganz Thüringen, 16 Reittage, 12 Biwaks, 713,5km

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Reitererinnerung an Ligeira, aus zwei Jahrzehnten...
Bilder von Ligeira aus 2007
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