Manchmal
wehrte sie sich allerdings gegen diese, von mir gut
gemeinten, und wohl auch nötigen Zumutungen, und ich kann mich an viele Bocksprünge
und Pesaden erinnern. Die sie, wenn besonders in Zorn
geraten, als Kurbette oder Kruppade (mit abgedrückten
Hinterbeinen) auch noch steigern konnte. Allen die noch
nie auf einem Courbette springenden Pferd saßen, kann ich
sagen, wenn sich das Pferd aus der Pessade so vom Boden
abdrückt, dass man den Kopf plötzlich in 4m Höhe hat, dann
hofft man nur noch heil wieder runterzukommen. Zumal die
Pferde, wenn sie ordentlich in Rage sind, sich nicht immer
Gedanken machen, wo sie mit ihrem Sprung landen werden.
Sie machte ihre Sprünge aber auf eine Art, die sich vom
Sattel aus sicher und "professionell" anfühlte, so dass
ich nie fürchtete sie könnte die Balance verlieren, wie
man das ab und zu als Zuschauer tut, und die Luft anhält,
wenn Leute Pferde einfach bloss steigen lassen... Bei der
Pesade mit vorschriftsmäßig nebeneinanderstehenden
Hinterbeinen - ist das nicht der Fall, häufig bei Pferden
zu sehen die man steigen lässt, ohne dass sie vorher in
langwieriger Fleißarbeit gebogen und geradegerichtet
wurden, kann es zur Seite umkippen, was kaum weniger
verletzungsträchtig ist, als das bekannte
Nach-hinten-Überschlagen. Ligeira, die ihre Biegungsgymnastik und Schlangenlinien auf dem damals zum Glück vorhandenen Reitplatz, 2-3x die Woche, aber geradezu liebte (insbesondere ohne Zügelhilfen oder im Spiel "zeig Du mir Deine kleinsten Hilfen, und ich errate sie") sprang - vielleicht zum Glück - nur eine Handvoll Courbetten, und war, wenn sie zufrieden und entspannt lief, niemals zu derartigen Eskapaden willig. Deswegen konnte ich sie nicht weiter ausbilden, und unser Reiten wurde niemals irgendwie spektakulär. Sie sprang ihre Courbetten bloß im Zustand größtem Zorns, unter größter Spannung und durch mich gehemmten Vorwärtsdrang. Und wenn ich bezogen auf das klassische Reiten eine Grundüberzeugung habe - damals schon und heute noch stärker! - dann die, ein Pferd nie absichtlich in Zorn zu versetzen, oder in Spannung zu reiten, sei es mittels der Zügel oder durch andere Tricks. An der Stelle haben Freizeitreiter und Showreiter unterschiedliche Ziele - man muss einfach wissen was man will, und dann danach handeln. Die Spannung im Pferd muss man immer zu beseitigen trachten.- Man darf, allerdings, die Impulsion nutzen, die das Pferd selbst mitbringt, oder anbietet. Und diese sollte man dann, auch und gerade als Freizeitreiter, nutzen, um das Pferd wirklich zu reiten und nicht bloss zu langweilen! Impulsion und Spannung, das sind sehr unterschiedliche Dinge, auch wenn sie für den Betrachter oft ähnlich aussehen. In Spannung kann man ein Pferd nicht auf Dauer gesund reiten, und besonders im heutigen Dressursport sehen wir die Pferde in überwiegend extremer, ungesunder Spannung anstatt losgelassener Haltung gehend. Soviel nur dazu. Nicht nur das Talent zum 100-Meilen Distanzrenner schlummerte in ihr, sondern auch das zum Hohe-Schule-Pferd... |
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