Westfaelischer Reiter
TAUNUSREITER
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NEU 11. März 2018 --
Update Mai 2019

Inhaltliche Fortsetzung der Ausarbeitung über Altstrassen und Chausseebau im Taunus

Taunus-Übergänge bei Oberursel und Homburg v.d.H. in der Mitte des 19. Jahrhunderts

Taunus-Übergänge 1870
Ravenstein Karte 1:100.000 (Umgebung von Frankfurt) 1861, berichtigt 1870. Die damaligen Hauptwege in das Gebiet hinter dem Feldberg. Kartenausschnitt wie das Original etwa nordöstlich ausgerichtet.
Gelb hinterlegter Weg= Elisabethenschneise mit Fortsetzung nach Reifenberg
Rosa
hinterlegter Weg= Arnoldshainer Pfad (Link: Weg als gpx Track bei gpsies)
Die Karte ist für die Zeit mustergültig detailliert und genau und zeigt mehr Wege als die Meßtischblätter 1:25.000 bzw. 1:20.000, die außerdem an den kleinteiligen Herrschaftsgrenzen endeten.
Klick auf die Karte zeigt die ganze Originalkarte (geschnitten und auf Leinen aufgezogen)

Historischer Kontext: Wirtschaftliche Lage der Taunusdörfer und Verkehrssituation in der Mitte des 19. Jh.

Die obige Hauptkarte zeigt die Situation bis zum Bau der Kanonenstraße. Das Gebiet des Taunus zwischen der Saalburg und Glashütten/Oberems war zu jener Zeit für Fuhrwerke unerreichbar.
Die heute zur Gemeinde Schmitten zählenden Taunusdörfer lebten in der Mitte des 19.Jh. von Kleinhandwerk und kleinstbäuerlicher Landwirtschaft, wobei die meisten Bauern sich höchstens eine Kuh leisten konnten. Obwohl zur Burg Reifenberg zur Zeit der Ritter bis ins ca. 17. Jahrhundert ein Gestüt gehörte (wohl im Umfang einer kleinen Pferdezucht für den lokalen Gebrauch, vermutlich an den Burghängen und Reifenberger Wiesen) gab es im ganzen Gemeindegebiet um 1883 nur noch vier Pferde - davon gehörte eins dem Doktor. Den Doktor gab es aber erst ab 1881, vorher war der nächste Arzt in Usingen und Königstein zu erreichen. Die Landwirtschaft war bescheiden; nur 30% des Bodens war überhaupt landwirtschaftlich nutzbar. 1878 zählte man in den fünf Dörfern bereits 1800 Obstbäume, es sollten später noch mehr werden. Im Feldbau angebaut wurden hauptsächlich Kartoffeln und Kohl, von denen man sich fast ausschließlich ernährte. Es gab viel Kinderarbeit (Filetstickerei und andere Stoffarbeiten). Im Sommer wurden im Wald Beeren gesammelt und auf den Markt in Oberursel gebracht und verkauft. Die Wege dorthin legte man zu Fuß zurück. Die Nagelschmiede gingen Freitag Nacht mit den in der Woche gefertigten Nägeln in einer Blechbütt über der Schulter denselben Weg, und in der Nacht von Samstag auf Sonntag (vor dem Kirchgang) mit hoffentlich verkauften Nägeln zurück. Die Preise der fertigen Nägel sanken wegen der industriell hergestellten Konkurrenz seit etwa 1840 fortwährend ins Bodenlose. Die Streuobstwiesen wurden nach Ende des Feldfruchtbaues noch ausgedehnt, aber ab Beginn des Baubooms der Nachkriegszeit und leider bis heute als Baugebiete verkauft, anstatt sie zu schützen wie gesetzlich vorgeschrieben (wie in noch schlimmerem Umfang im Vordertaunus). Heute sind davon nur noch kleine Reste vorhanden.
Die erste mit Wagen befahrbare Straße wurde ab 1876 von Oberusel nach Schmitten (durch die neue Preußische Regierung) gebaut. Hierfür mussten Arbeiter aus Italien angeworben werden; die Einheimischen hielten sich zurück, und militärische Gründe für den Hintergrund zum Straßenbau. Daher kam die überlieferte Straßenbezeichnung. Kanonen wurden indes nie über die Straße befördert, soweit bekannt. Von preußischen Artillerie- und Eisenbahn-Ingenieuren gezeichnet, hatte sie eine ganz gleichmäßige Steigung von 4,4% über damals 8,2km bis zum Sandplacken (von Schmitten aus betrug die Steigung gleichmäßig 4,8%). Es war also nicht, wie bei den von hessischen Straßenbaumeistern gebauten Straßen typisch, am "Ende der Straße" immer noch sehr viel Berg übrig, so dass der Weg steiler wurde je näher man an die Passhöhe kam. Damit war erstmals die Überquerung für Fuhrwerke möglich (bis hin zu den 40-Tonnern der Gegenwart mit Vollgas bergauf und bergab).  Für die Kleinindustrie der Weiltaldörfer kam die Kanonenstraße indes um 30-50 Jahre zu spät! (Quellen:  Gottlieb Schnapper-Arndt, Fünf Dorfgemeinden auf dem Hohen Taunus. Eine socialstatistische Untersuchung über Kleinbauernthum, Hausindustrie und Volksleben, Leipzig 1883)

Haas'sche Karte
      Frankfurt, vor 1806
Haas'sche Karte, Ausschnitt Frankfurt und Sachsenhausen, um 1800. Mit dem kompletten Festungsring, der ab 1806 geschleift wurde. Kartenblätter zusammengesetzt, georeferenziert und genordet (im MOBAC Viewer)

August Ravenstein, ein Frankfurter Kartograph, Verleger und Liebhaber des Taunus

August
              Ravenstein (Friedrich) August Ravenstein hatte 1833 im Alter von nur 24 Jahren die erste Umgebungskarte von Frankurt (Maßstab 1:75.000) gezeichnet und herausgegeben.
Vorher hatte es vom Frankfurter Gebiet die Haas'sche Karte (um 1800) gegeben, die zu ihrer Zeit sehr fortschrittlich war. Die nachfolgenden Ausgaben der Taunus-Karten (August Ravenstein vermass selbst bis 1877) wurden immer vollständiger, meßtisch-genauer und nach Norden weitreichender. Ab 1851 im Maßstab 1:100.000, die feingliedrige lithographierte Darstellung war sehr kunstvoll, und unterwegs nur für junge Augen gut lesbar, aber ein Vorbild für die vorher noch recht primitive preußische Kartographie.
Ab 1881 wurden seine Karten nochmals detaillierter, größer (1:50.000), nun vierfarbig als Farblithographie gedruckt (braun für Wald und Bergschraffen, grün für Wiese, blau für Gewässer, und schwarz für Siedlungen und Wege). Diese Karten waren den topographischen Meßtischblättern 1:25.000 Preußens in Detailreichtum, Darstellung und topographischer Präzision überlegen, und setzten für Jahrzehnte Standards. Das extrem enge Wegenetz im Taunus mag mit den guten und präzisen Karten von Ravenstein zusammenhängen, die wirklich jeden Pfad verzeichneten. Erst mit der (3.) Aufnahme von 1905 hatten die Preußen dem wirklich etwas entgegenzusetzen. Später (unter den Söhnen und Enkeln August Ravensteins) fielen die Wanderkarten gegen die topographischen Karten mehr und mehr zurück, dafür gab es nun auch Karten für Radfahrer, Automobilisten und Weltreisende.
Außer dass August Ravenstein mit anderen Frankfurter Bürgern den Taunus-Club gründete und die lateinische Bezeichnung für (vermutlich) unser Gebirge überhaupt bekannt machte (die Bewohner hatten keinen Namen dafür und nannten es bloß "die Höhe") war er besorgt um die soziale und medizinische Situation nicht nur der städtischen Jugend, für die er einen Turnverein gründete und Weitwanderungen (Von Frankfurt auf den Feldberg und zurück!) unternahm. Er nahm auch Anteil am sozialen Elend der Taunusdörfer, hatte als Kartograph die Notwendigkeit einer straßentechnischen Erschließung rasch erkannt, nachdem es bei verschiedenen Hungersnöten und Epedemien um 1847 herum unmöglich war Hilfslieferungen von Frankfurt aus in den Taunus zu bringen. Auch vorher hatte es oft schlimmes Elend gegeben, diesmal waren es erstmals Wanderfreunde aus Frankfurt, Humanisten und Bürgern des Mittelstands, die etwas dagegen tun wollten! Er begründete das Turnfest auf dem Feldberg und legte sich dazu insbesondere mit den landgräflich-hessischen Behörden an, denen die demokratisch-republikanische Gesinnung der Turner suspekt war, und einmal Soldaten schickten um die Turner vom Homburger Teil des Feldbergs (Brunhildenfels) zu vertreiben. Ein anderes Mal mussten die Turner auf den Fuchstanz ausweichen, der ebenfalls durch Ravenstein zu seinem Namen kam.


1823
hatte der Landgraf Friedrich VI. von Hessen-Homburg, während seine Untertanen die Straße zur Saalburg und weiter nach Usingen in Fronarbeit (also ohne finanzielle Beteiligung des Landgrafen) bauen mussten, eine "Elisabethenschneise" genannte Kunststraße von seinem Schloß nordwestlich zum Gothischen Haus und weiter bis zur Taunushöhe bauen lassen, wohl um sein Jagdhaus mit der Kutsche erreichen zu können - er war wohl gesundheitlich schon nicht mehr ganz auf der Höhe um noch reiten zu können (auf obiger Karte gelb unterlegt; östliche Hälfte). Wer indes je den Streckenabschnitt vom Landgrafenborn zum Klingenkopf zurückgelegt hat, wird ahnen dass diese Strecke höchstens in einem ganz leichten Jagdwagen unter größter Strapaze für Wagen, Geschirr und Pferde befahrbar gewesen sein kann - für Frachtfuhrwerke war sie völlig untauglich. Die "kerzengerade" Anlage des Weges ist hier fehlerhaft, und führt obendrein noch über fremdes, nämlich Darmstädter Territorium. Richtiger wäre gewesen, die Straße nach franzöischen Vorbildern kurvig anzulegen und in einer Schleife nach Süden zu verschwenken um die Spitzensteigung auszugleichen, wie der forstliche Fahrweg ab ca. 1905 dies tut. August Ravenstein, der regelmäßig hier hochgewandert kam, hat den Weg auf seiner Karte 1851 zum Klingenkopf nicht durchgängig gezeichnet; sicherlich aus gutem Grund. Auch auf der Tranchot-Müffling'schen Karte von Hessen-Homburg führt sie nur bis zur Darmstädter Grenze, und wurde vermutlich erst um 1860 herum, vielleicht nach Eroberung durch die Preußen, fertiggestellt. Das preußische Meßtischblatt "Homburg" zeichnet den Weg jedenfalls 1866 als Kunststraße bis kurz vor Reifenberg, von Ost nach West als Kammweg über den Sandplacken verlaufend.
Die heutige Straßenkreuzung Sandplacken ist mit ihren sanften Verschwenkungen ein Neubau der 1970er Jahre; davor führte die Reifenberger Straße (nicht historischer Name: Siegfriedstraße) fast an der Außenmauer des westlichen Gasthofs über die heutige Parkplatzfläche und mündete im scharfen Winkel in die Kanonenstraße. Die Straße zum Großen Feldberg wurde überhaupt erst in den 1930er Jahren gebaut, mit dem Feldbergrennen 1935 eingeweiht, das in den Jahren 1921-1934 zuvor kein Rund- sondern nur ein 8km langes "Start-Ziel-Bergrennen" von der Hohen Mark/Oberursel zum Sandplacken war. Davor gab es nur den "Alten Feldbergweg", gut auf der Ravensteinkarte 1885 zu sehen, den man noch heute vom Sandplacken aus wandert, bzw. links davon die eigentliche Altstraße, den leider seit ca. 30 Jahren ungepflegten und zugewachsenen parallel verlaufenden Hohlweg. Der Wanderweg ging auf diesem zumindest noch 1987 entlang, entsprechend einer bei mir noch vorhandenen amtlichen Karte. 1993 ritten wir auf ihm noch den "Handpferderitt um den Feldberg (35km)", eine Freizeitreiter-Prüfung, da war schon etwas schwierig passierbar.

Feldberggebiet_Ravensteinkarte_1881
Feldberggebiet der Ravensteinkarte 1881 (erste im Maßstab 1:50.000) mit der neugebauten Kanonenstraße, "Altem Feldbergweg" und "Neuem Feldberg-/ Fahrweg" der nicht ganz mit der 1935 fertiggestellten Autostraße identisch ist


Der typische Weg der Handwerker und Beerenverkäufer, die aus den Schmittener Taunusdörfern zum Markt in Oberursel mussten, war somit eher der, in der Ravensteinkarte 1881 Arnoldshainer Pfad genannte, in der oben abgebildeten Karte von 1870 (von mir rosa unterlegte) Weg, dessen Passhöhe zwischen Eichkopf und Klingenkopf (Rebhühner-Berg) mit ca. 635m außerdem 42m niedriger als der Elisabethenschneisen-Übergang, und 34m niedriger als der Sandplacken ist. Interessant an der Karte von 1870 ist noch, dass der heute gut bekannte Metzgerpfad, der typische Arbeitsweg von Fabrikarbeitern und -arbeiterinnen aus Anspach zu den Spinnereien der Hohemark, in dieser noch gar nicht eingetragen ist und vermutlich noch nicht vorhanden war. Dessen Passhöhe ist mit 600m nochmals niedriger, der Anstieg zu beiden Seiten aber empfindlich steiler.
Der Arnoldshainer Pfad beginnt an der Dorfkirche Arnoldshain (seit ca. 1100, eine der ältesten Kirchen des Taunus) und führt entlang des heutigen Rauheckswegs (Neubaugebiet) über die Höhe durch den Wald zur Lauterbach-Brücke am unteren Ende der Hegewiese, die bei Ravenstein 1885 noch Höhenwiese heisst. Dort biegt der Weg rechtwinklig ab, überquert die Kanonenstraße in einer engen Kurve (man kommt hier noch heute mit etwas Vorsicht hinüber) und steil hinauf zur heute noch existierenden Wegkreuzung am Sattel beim Weißeberg. Die Preußische Generalstabskarte 1:86.400 von 1828 zeigt diesen Weganschluß etwas anders, nämlich von Arnoldshain etwas tiefer den Sattelbach überquerend und entlang der Hegewiese bis zum (nicht namentlich genannten) Sandplacken. Der Weg ist heute zum Wandern die bessere Alternative und auch weniger steil.
Klingenkopf
      (Rebhünchesberg) Pass
Abb: Der Jahrhunderte alte Klingenkopfpass, der letzte Taunuspass im Zustand mit Naturwegen. Links der Limes und dahinter der Weg zum Sandplacken, Rechts hinab Richtung Arnoldshain u. Schmitten

Auf der ersten Ravensteinkarte im Maßstab 1:100.000 von 1851, die noch etwas weniger detailliert war, ist der Weg vom Klingenkopf nach Schmitten hinunter gezeichnet, wie heute noch immer durch den Taunusklub markiert (Taunusklub Route 45 "roter Querbalken"), weiter oben jetzt Akademieweg genannt wird und dann in den Weißen Weg übergeht. (rot markiert auf unterem Kartenausschnitt). Er steigt bis zur Passhöhe einigermaßen gleichmäßig an, und ist für Wanderer bequem, bevor es dann durch einen leichten Hohlweg hinunter geht. In Schmitten ist der Schellenbergweg 1851 und auch noch 1870 ohne Häuser gezeichnet, die Kanonenstraße existierte noch nicht einmal in Ansätzen.

Schellenbergweg
Erste Ravensteinkarte "Umgegend von Frankfurt" 1851 (Anklicken der Karte: Link auf die große Originalkarte, freundlich zur Verfügung gestellt von der Library of Congress, Washington, von mir zusammengesetzt und bearbeitet. Georeferenzierungsdatei hier)

Arnoldshainer Pfad
Abstieg in Richtung Oberursel (Hohlweg in gutem begehbaren Zustand)

Arnolshainer Pfad
Arnoldshainer Pfad in Richtung Klingenkopf, links ein nicht mehr passierbarer Parallelweg

Hohlwege wie diese stehen als Kulturdenkmäler unter Schutz, sind aber fast nur noch in alten, selten durchforsteten Waldbeständen zu finden, weil moderne Forstschlepper den Boden durchwühlen, platt bügeln und dabei historische Spuren unwiderbringlich zerstören. Viele wurden auch mit Schotter verfüllt um sie für Holztransport-LKW's befahrbar zu machen. Sie können heute nur noch in Resten dokumentiert werden. Willi Görich (1907-1991) hat viele Teile des Taunus-Gebiet, als die Waldarbeit noch mit Pferden verrichtet wurde, diesbezüglich sehr gut aufgenommen und muss dazu viel gewandert sein. Er konnte noch mehr dieser historischen Spuren sehen als wir heute. Seine Arbeiten wurden leider nicht fortgesetzt.

Bis ca. 1983 (Naturparkskarte) nahm auch der Wanderweg diesen Verlauf und wurde dann einen Parallelweg nach Westen verlegt. Hier gibt es heute noch etliche historischeWegrinnen, die der Wegeszug je nach Passierbarkeit, Windbruch u.ä. temporär genommen haben mag.

Arnoldshainer Pfad/ Querung
      Kaltes Wasser
Abb: Arnoldshainer Pfad, Querung "Kaltes Wasser"

Ich vermute wegen des hier steilen Nordhangs eher nicht, dass der Weg sich schon am Landgrafenberg mit dem Metzgerpfad getroffen hat, sondern er die Elisabethenschneise an der Homburger (Schutz-)Hütte quert. Ab hier läuft er mit dem Metzgerspfad zusammen talwärts. Während jener am Frankfurter Forsthaus zu den Spinnereien der Hohen Mark abzweigt, läuft der Arnolshainer Pfad weiter durchs Feld zwischen Oberursel und Oberstedten (heutige Neubausiedlung Oberstedten mit ganz anderer Straßenführung), überquert an einer heute immer noch vorhandenen kleinen Brücke (die aber heute nirgends mehr hinführt da die autobahnähnliche B455 den Weg abschneidet) den Dornbachgraben und trifft am Gelände der Leipziger Versicherungen die Oberstedter Straße, die heute nicht mehr nach Oberstedten führt. Der kürzeste Weg zwischen Arnoldshain und Oberursel betrug somit 12km (von Schmitten knapp 1km länger) und war je nach "menschlicher Beladung" in 2-3 - schweren - Wegstunden zu schaffen.

HessenHomburg-Karte von Stumpff
Abb.: Karte des landgräflich-hessischen Amtes Homburg von J.G.Stumpff, angegeben 1818 (eingezeichnet ist die 1828 gebaute Elisabethenschneise). Die Karte wurde vermutlich zu dessen Dokumentation erstellt und hat eine sehr hoher Qualität und Genauigkeit, was man erst nach der Kalibrierung erkennt, da kein Gradnetz mitgedruckt ist. Hier schon nach Norden ausgerichtet. Manche Namen und Bezeichnungen sind auf den heutigen Karten nicht mehr vorhanden. "Sandplacken" ist erstmals erwähnt. Die Karte ist sogar besser und detaillierter als die Tranchot-Müffling'sche Aufnahme.

Ravenstein Karte 1833
Karte von Ravenstein (1833), die in diesem Gebiet erkennbar von Stumpff abgekupfert und vereinfacht ist.

Tranchot-Müffling Karte
Tranchot-Müffling'sche Karte (Erweiterung nach Nassau u. Hessen), von mir kombinierte Blätter 94 und 95 (ca. 1828) mit guter Darstellung des Schellenbergwegs von Schmitten, im Weihersgrund-Quellgebiet endend. Die gelben Hervorhebungen sind von mir (gescannte und georeferenzierte Karte)

Um zuletzt noch einmal auf die Karte von 1870 und den Turner und Wanderer Ravenstein zurückzukommen, wird dieser auf seinen häufigen Feldbergwanderungen von Frankfurt vielleicht am besten von Oberursel südlich des Urselbachs, zwischen Altkönig und Weißer Mauer über den (keltisch-römischen) "Pflasterweg" zum Fuchstanz, und weiter über das Windeck zum Großen Feldberg gewandert sein, wobei er auch hier Darmstädter Gebiet zu durchqueren hatte. Eine durchgängige "Straße" oder auch nur einen durchgängig befahrbaren Weg über die Altehöfer Mauer, das zeigen Ravensteins Karten, gibt es hier noch weniger als zwischen Urselbach und Saalburgpass -- auch wenn die Großherzoglich-Hessische Karte 1823-1850 einen solchen Weg darstellt oder wahr haben will...

Screenshot LocusPro
Mittels der Werkzeuge MAPC2MAPC und MOBAC Smartphone-GPS-tauglich gemachte historische Karte. Weiteres dazu hier.

Weitere Quellen:

Ravensteinkarte von 1833. Maßstab 1:75.000, eigentlich ein bescheidener erster Versuch, dessen ausgeschmückte Gestaltung wohl über die zeitbedingten Mängel der Aufnahme hinwegtäuschen sollte. Vor allem von der Bad Homburger und Haas'schen Karten recht stark abgekupfert. Leider bloß ein lithographierter Nachdruck, der ursprüngliche Kupferstich (mit handkolorierten Grenzen) dürfte schärfer und weniger verkleckst sein.
Ravenstein 1833 ,
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Ravensteinkarte von 1851 (Topographische Karte des Frankfurter Gebietes mit der Umgegend bis Mainz, Idstein, Aschaffenburg u. Darmstadt), 1:100.000, hier ohne die Beikarte von Nauheim. Komplett neu aufgenommen, neu gestochen und gedruckt. Sehr stark verbessert gegenüber der Ausgabe von 1833, zudem in der Gestaltung viel sachlicher und ohne Schnörkel, dafür mit gewaltig erweitertem Kartengebiet
Ravensteinkarte
          1851 (zur großen Version doppelklicken)

Ravensteinkarte von 1870: Dieselbe Karte wie 1851, aber neu vermessen und neu gestochen, wiederum sehr viel genauer und detaillierter. Ein "Mehr" an Information ist auf Karten des Maßstabs 1:100.000 einfach nicht möglich. Diese Karte wurde in den folgenden 10 Jahren noch mehrfach verändert (neugebaute Straßen und Eisenbahnen eingefügt u.ä.) aber dann bloß noch lithographiert, was im Druckergebnis nicht so überzeugt. Hier mit der Beikarte "Umgegend von Nauheim", die nur lose angeklebt war und bei den aufgezogenen Karten wohl leicht verloren ging.
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Ravensteinkarte von 1884 vom Oestlichen Taunus, jetzt im Maßstab 1:50.000 und mit erweitertem Gebiet der Beikarte. Sehr schöner vierfarbiger Druck mit eindrucksvoller, sehr detaillierter Geländedarstellung, Höhenlinien und Wald in Braun, Wiesen in Grün. Höhere Qualität als die durch Preußen in den Vorjahren angefertigten Meßtischblätter 1:25.000, und auch viel mehr Wege eingezeichnet.
Ravensteinkarte 1884
        , Größere Version -> Klicken


Ravensteinkarte von 1891 (Oestlicher Taunus, ohne Beikarte um Nauheim), inhaltlich dieselbe Karte wie 1884 und gleiche Qualität der Aufnahme, aber mit dem zwischenzeitlich zum Standard gewordenen Wald in Grün anstatt Braun. Die Unterscheidbarkeit von Wald, Wiesen und Acker ist aufgrund der Drucktechnik damit leider schwächer geworden.
Ravensteinkarte von 1891, Größere Version ->
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Ravensteinkarte von 1926 mit Wanderwegen. Mit Wanderwegmarkierungen begann der Taunusclub erst recht spät. Vermutlich gab es darüber auch ernsthafte Debatten, denn Wandern nach Karte oder nach bloßer Markierung sind ja sehr unterschiedlich fordernde Tätigkeiten, und was macht man wenn plötzlich Markierung fehlt, oder an wen gehen Beschwerden wegen schlechter Markierung? Die Karte ist wiederum präziser als die Vorgänger und hat die noch sehr neue Geländeschummerung. Von der Stichqualität ist sie leider etwas bescheidener als die Vorgänger.
Ravenstein 1926 , große Version -> Doppelklicken

- Altstraßen im Taunus -