taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu Feb. 2020 (update Oktober 2020)

Teil 3 - Von den Alpen bis zum Meer - 1092 km in 27 Tagen  -- Juli 2019

Fortsetzung von Teil 2

Khorsheet in Redefin

Die Ausrüstung (Eine Woche vor dem Ritt)

Unter meinen vier bis fünf Militärsatteln suche ich die weichsten Polster und baue sie eine Woche vor dem Ritt an Khorsheets Sattel (Gr. 2) an. Ich verwende ihn normalerweise nicht als Alltagssattel, weil er bei meinen Pferden mit kurzem Rücken hinten das Haar an den Trachten leicht abscheuert. Um das möglichst zu verhindern lege ich ein Rentierfell unter. Das ist unterwegs etwas schwierig zu trocknen, aber im Sommer bei trockenem Wetter geht es eigentlich. Es ist schon etwas älter (die Rentierfelle halten bei mir bestenfalls ein Jahr regelmäßiges Reiten durch).

Nach Durchsicht meiner Woilachs kaufe ich kurz vor dem Ritt dann noch einen „neuen“ online, Typ Bundeswehr, etwas größer als mein letzter, gut gebrauchter Schweizer Woilach, und vom Zustand des Stoffs noch ganz hervorragend, trotz Aufnäher von 1964 (also älter als ich).

Als Satteltaschen schnalle ich hinten wie früher die nicht so großen Packtaschen 34 auf, und vorne sollen die vor ein paar Jahren bei ebay ersteigerten, leichteren Husaren-Vorderpacktaschen ihren ersten Dauereinsatz haben. Zu deren Befestigung am Armeesattel 25 (ohne Überwurf) nähe ich Durchführungsleder für Packriemen an, damit sie stramm sitzen ohne zu wackeln. Vor 3 Wochen hatten sie auf Muyah (Dreitagesritt im Rheingautaunus) ihre erste Bewährungsprobe bestanden ohne negativ aufzufallen. Die eine Tasche hat ein Mauseloch, da wird ein Lederflicken draufgenäht.

Länger überlege ich, ob ich ein Vorderzeug mitnehmen soll, entschließe mich doch dagegen, denn Khorsheet ist in bestem Futterzustand, hat gut Bauch, da rutscht kein Sattel nach hinten, und dünn reiten will ich sie nicht. Eher dürfte er nach vorn rutschen. Wichtiger erscheint mir deshalb der Schweifriemen, da es nur am ersten Tag für etwa 3 Stunden bergauf geht, wo ich vorhabe zu führen, aber danach geht es 4 Wochen tendenziell bergab -- und auf die Schultern rutschende Sättel sind insbesondere mit Gepäck unangenehm und geben zu Scheuerstellen hinter den Ellenbogen (Gurtlage) Veranlassung. Ich nehme unseren Biothane-Schweifriemen (mit einem kleinem Kunstfell-Schoner für den Hüfthöcker). Weil ich die Schweifrübe unterwegs immer etwas einöle und sorgfältig auf die richtige Länge achte, gibt es damit keinerlei Probleme.

Anders als auf früheren langen Ritten nehme ich heuer kein Hochseil mit, sondern erstmals einen Wanderreitpaddock mit klappbaren Stangen (meine Khorsheet bringt mich noch dazu, weich zu werden). Zwar steht sie ganz gut am Seil und neigt nicht zur Panik, aber wenn sie frei ist, läuft sie mehr herum, und meine Befürchtung ist, dass sie aus Sorge ins Seil zu treten zu viel herumsteht und nicht mehr genug frisst. Ich habe einfach das Gefühl, dass sie das Seil nicht gern hat. Sie ist an sich ein sehr verfressenes Pony, aber wie bei allen Arabern bringen geringe Unpässlichkeiten auch sie dazu das Fressen einzustellen, und auf einem so langen Ritt wäre das höchst ungünstig.
Speziell für diesen Ritt habe ich daher noch ein leichteres und kleineres mobiles Weidezaungerät bestellt (mein drittes in 30 Jahren), als wir sonst auf unseren Fahrten verwenden, Patura P10, das sich auch gut bewährt und nur 2 Monozellen braucht. Ich habe 7 zerlegbare Stäbe mit, und will nur 1 Band (10 mm) spannen, knapp 80 Meter, weil das Khorsheet vollauf genügt. Natürlich ohne Torgriffe: Das Band wird ordentlich gewickelt und aufgeschossen und dann in die Tasche geknüllt. Paddockmaterial und Gerät brauchen viel Platz: eine der beiden vorderen Packtaschen. 

Mein alter Futtersack hat nach 30 Jahren Dienst viele Löcher, außerdem war er eigentlich schon immer zu dick und zu kurz. Er wird durch einen neuen schmalen (von Zölzer, Größe SL) ersetzt. Ich reite mit leerem Sack los.

Halfter spare ich mir auch, stattdessen ist Khorsheets schöner Wollhalsriemen dabei. Untergelegte Halfter und zu dicke Kopfstücke sind im heißen Sommer eine Zumutung für die Pferde und Anlass zu Scheuerstellen im Gesicht. Meistens brauche ich sie nicht anzubinden, weil Khorsheet, wo sie was zu fressen hat, nie wegläuft, sondern halbkreisförmig alles abgrast. Wenn sie mal vor etwas erschrickt, was selten vorkommt, springt sie 3 Meter und bleibt dann stehen und guckt.
Für alle Fälle, Fiskars-Säge (30 cm) und eine gute Zaunpetze.
Kleinigkeiten: Titanlöffel und -Gabel statt dem üblichen Wehrmachtsbesteck (spart 100 g). Ansonsten Messer, Kompass, GPS-Smartphone, Mundharmonika am Mann. Hüfttasche mit Bargeld, 24 Ah Powerbank, Ladekabeln und eine Lumix Camera mit Leica Zoom. Viel besser als die Handy-Bilder sind die Aufnahmen allerdings nicht.

Unter die „Reiter-Tasche“ passt noch ein gefaltetes 28 W Solarlademodul fürs Smartphone (alles reine Phantasie, diese Angaben zu Ladeleistung). Sonst ganz die übliche Ausrüstung, wie ich sie seit 1996 bzw. 1988 auf allen längeren Ritten verwende.

 

Hufbeschlag

Am Samstag vor dem Start erneuere ich Khorsheets Hufbeschlag. 1000 km geplante Strecke, mit Abzweigungen – hauptsächlich zur Quartiersuche und zum Einkaufen – rechne ich insgesamt mit knapp 1100 km. Khorsheets normale Eisen haben schon 1000 km gehalten. Seitdem ich sie beschlage, läuft sie auf St. Croix Eventer Profileisen, und von den 14 Beschlägen (seit 2012) hat sie nicht einen einzigen verloren. Ich muss also nicht „experimentieren“ und kann unseren ganz „normalen“ Beschlag verwenden, mit zwei Seitenkappen und Vidiastiften in den Schenkeln – letztere fast ganz versenkt, weil ich von ihnen in den letzten Jahren bei ihr wieder ein Stück abgekommen bin. Hier sind sie aus Haltbarkeitsgründen aber doch erforderlich. Werkzeug kann daher aus Gewichtsgründen zuhause bleiben, nur Hufnägel nehme ich mit. Sollten die Eisen in Norddeutschland verschlissen sein, muss ich mir halt einen Schmied suchen, und dafür notfalls einen Tag dran geben. Vorab-Recherche im Internet erbringt keine tauglichen Adressen, bis auf den Schmied vom Landgestüt Redefin. - Am Ende ist zu sagen, der Beschlag hat vorzüglich gehalten und konnte nach dem Ritt noch zuhause zwei Wochen benutzt werden, insgesamt 1177 km. Nur die Zehen waren sehr dünngeschliffen. Ich hatte ihre - recht großen - Hufe aus Vorsicht nicht so stark kürzen wollen wie gewöhnlich und auch keine Zehenrichtung angebracht. Hätte ich an der Zehe noch einen Schutz aufgeschweisst, was man für sehr lange Ritte häufig empfiehlt, hätte sich der Beschlag vielleicht „schöner“ gehalten, aber die Gelenke wohl eher nicht. Mit Zehenrichtung wären vielleicht 1300-1400 km herauszuholen gewesen.


Das zeigt zweierlei: ihre beschlag- und gelenkschonende Laufweise, und das sehr gute Geläuf auf unserer Strecke.


Weil alle ihre Beschläge mit 4 Nägeln pro Eisen gut gehalten haben, mache ich sie auch diesmal so. Am letzten Tag bekomme ich allerdings noch Muffen, und am Morgen des Starts setze ich in alle Eisen einen 5. + 6. Nagel. Nötig waren sie wohl nicht.


Aus dem Ritt-Tagebuch (Teil 4)


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