taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu Jan. 2020 - update Nov. 2023

Von den Alpen bis zum Meer - 1092 km in 27 Tagen  -- Juli 2019

Fortsetzung von Teil 1

Unterwegs

Vorbereitung : Die Strecke

Zur Idee für den Ritt kam mir 2016 über den Bericht über den Distanzritt „Hamburg-München“ (1976) im selten zu findenden Buch der damaligen Teilnehmerin Ursula Schmitt. Die Reiter mussten damals westlich um den Harz herumreiten, durch die Gegend von Salzgitter, und es gab viele Klagen über harte Wege und viel Asphalt. Weiter im Osten konnte man wegen der Stacheldrahtgrenze zur DDR nicht reiten. Das müsste heute viel angenehmer gehen, dachte ich mir.
Zunächst war meine Idee, die Strecke wie für einen Distanzritt auszuarbeiten, mit Tagesstrecken von 60 bis maximal 70 KM, aber auf bestmöglichem Geläuf. Meine Stute kann über mehrere Tage (ohne Gepäck) solche Tagesstrecken schaffen und bleibt dabei in glänzender Verfassung oder nimmt sogar zu. In Durchschnittstempo 6 - die besseren Wege im leichten Trab, die schlechteren im Schritt geführt. 6-7 Stunden Reitzeit am Tag, damit genügend Zeit für Fressen und Ruhe bleibt. Das kann, meine ich, fast jedes gute Pferd schaffen: Nicht zu schwer, gesund, trainiert, schlank, fitter Reiter, usw... vorausgesetzt.

Anstatt von Nord nach Süd wollte ich allerdings von Süd nach Nord reiten. Und dann : Anstatt in die Heide südlich von Hamburg, wo mir als Ortsunkundigem kein markantes Ziel einfällt, wäre die Strecke nicht viel weiter, wenn man an die Ostsee (Lübecker Bucht) ritte... „Von den Alpen hinab ans Meer“.

Diese Strecke hatte ich in 16 Tagesetappen aufgeteilt und mit 988,6 KM exakt vermessen:

Start Start Münchner Hütte/ Spitzingsee 0 km
1.
Römersiedlung Peiß 49
2.
Neukirchen östl. Erding 58
3.
Pöbenhausen 68
4.
Tiefenhüll 63
5.
Pommelsbrunn, Wüllersdorf 1 60
6.
Plankenfels 68
7.
Schnabrichsmühle 61
8.
Linda 66
9.
Eckartsberga 71
10.
Sotterhausen 52
11.
Königsauer See 54
12.
Bülstringen 70
13.
Hohenböddenstedt 69
14.
Darchau, Göpelhaus (Elbfähre) 68
15.
Knese, Dutzow, Gutshof-Ruine 60
16.
Brook, Ostsee (Klützer Winkel) 51

Nach den Planungen und Messungen erschienen mir dann die Streckenangaben der Distanzritte Hamburg-München (1976) wie auch vom Trabweg Elsaß – Nordsee 1991 nicht nachvollziehbar hoch, denn meine Strecke war geographisch um einiges länger und ich kam auf knapp unter 1.000 km - ohne Straßen und übermäßig harte Wege versteht sich (Verhältnis Luftline zu geplanter Streckenlänge 1:1.3). Auf den Distanzritten Hamburg-München wie dem langen Trabweg waren die Tagesetappen unregelmäßig und teils überlang, diktiert vom Mangel an Stationen für die Masse von Begleitfahrzeugen. Dies resultierte in übermäßigen Anstrengungen und Ausfällen. Viele Teilnehmer machten aus dem Ritt ein Straßenrennen, sei es aus Not (ausgewiesene Strecke unkontrolliert und unbereitbar) oder fehlgeleitetem Ehrgeiz. Keiner der Favoriten, allesamt erfahrene Mehrtagesreiter, schaffte die gesamte Strecke auch nur annähernd. Das Ergebnis des langen Trabwegs war warf daher kein gutes Licht auf den Sport - so sehr dass 30 Jahre lang niemand den Mut fand, einen ähnlich langen Ritt zu wiederholen.

Die Idee, diese Strecke in 16 Tagen zu reiten, finde ich dagegen immer noch gut. Ich denke, was mein Pferd mit Gepäck in 26 Tagen geschafft hat – der Abstecher nach Redefin ging einen Tag extra - könnten viele gute Pferde ohne Gepäck in 16 Tagen leisten. Schließlich halte ich meine Araberstute weder für ein Weltklassepferd noch mich für einen Weltklassereiter. Nichts könnte ferner liegen. Die Tagesstrecken auf 80 km zu verlängern (13 oder 14 statt 16 Tage) halte ich dagegen für nicht so gut, da dies ein erheblicher Anteil Pferde dann nicht mehr schaffen würden. Außerdem muss man sich auch 2 Wochen frei nehmen, kann aber bei 16 Tagen zwei Wochenenden ausnutzen.

Feldweg Börde

 

Streckenplanung

Vom Fuße der Alpen bis hinab zum Meer, einmal quer, oder vielmehr längs durch Deutschland, abseits der großen Verkehrsachsen, durch dünnbesiedeltes Gebiet und große Waldgebiete. Das war der Masterplan.

Wie aber plant man so etwas im Detail durch ?

Ich beginne mal damit, wie ich mit einer solchen Planung nicht anfange, und warum:

Wanderreitquartiere

Diese gibt es meist in bestimmten Regionen konzentriert. Wenn man einen Reiturlaub mit festem Quartier plant, oder einen kleinen Rundritt, ist das als Grundlage brauchbar, doch nicht bei einer so langen Strecke. Man wird dann leicht feststellen, auf wieviel hundert Kilometern sie ganz fehlen. Dagegen wird man unterwegs in dünnbesiedelten Regionen mit agrarischer Struktur oder Pferdehöfen auch immer eine Unterkunft finden - ob gelistet oder nicht - ob mit Bett und Dusche, oder nicht - man muss sich einfach überraschen lassen. Oder in den Mittelgebirgen einen Biwakplatz - was natürlich auch vorbereitet werden muss… Motto: Nichts im Leben muss so intensiv vorbereitet werden, wie die Absicht zu improvisieren!

Routingprogramm

Google oder Routingprogramme (oder Landkarte, Lineal und Bleistift) sind auch keine besonders gute Idee. Wer danach vorgeht, braucht eher 47 Tage als 16, und wird unterwegs an soviele Hindernisse und Schwierigkeiten geraten, dass sie nachher zwar viel erheiterndes zu erzählen haben, was aber im direkten Erleben wenig erheiternd war - für die Pferde auch nicht…

Vom Groben zum Feinen

Die Idee mit der Schulatlaskarte ist nicht ganz verkehrt, jedenfalls im Prinzip. Als nächstes muss man nämlich nach den Flüssen gucken. Stadt-, Industrie- und Gewerbegebiete, große Wind- und Solarparks, große Truppenübungsplätze (sofern noch in Betrieb, über die anderen kommt man schon mal heimlich drüber), Verkehrsknotenpunkte, aber auch öde Agrarsteppen, wo die Wege oft nur noch für Großtraktoren geeignet sind: Um all das gilt es, Bögen zu machen. Häufig genügen schon kleine. Man fängt natürlich nicht wirklich mit der Schulatlaskarte an, sondern eher einer feinmasstäbigen guten Autokarte 1:200.000 (früher die Generalkarte von Mairs), die auch noch Landschaftsstruktur und die wichtigsten Hauptwege zeigt, und muss dann immer feiner hineinzoomen. Oft plant man 50 KM weit und merkt dann: Nein, das wird keine schöne Strecke. 15 oder 30 KM weiter östlich geht es vielleicht besser. Und setzt neu an. Ich plane natürklich auch Sehenswürdigkeiten nahe an der Strecke mit ein, sowie eventuell für Mittagspausen geeignete Gasthöfe - die Verweildauer an solchen Plätzen richtet sich strikt danach, ob die Pferde hier auch was zu fressen finden. An trockene Anbindebalken werden die Pferde höchstens 15 Min. gestellt, denn sie leisten schließlich die Hauptarbeit und haben eher Pause nötig als der Reiter.

Wenn ich nicht mit einer festen Station rechnen kann, dann plane ich ab Nachmittag Streckenführung über bäuerliche Ansiedlungen wo man dann nach Quartier fragt. Dasselbe gilt für Kraftfutter. In vielen Regionen ist Hafer kaum verfügbar, aber das Wanderpferd hat flexibel zu sein, frisst auch Mais, Gerste, Haferflocken und Müsli, woran es natürlich schon zuhause gewöhnt wurde. Auch der Einkauf von Lebensmitteln für den Menschen muss heute vorab geplant werden weil es nicht mehr in jedem größeren Ort auch einen Markt gibt. Google Maps ist hier des Wanderreiters Freund.

Nach 27 Tagen Ritt habe ich gesagt : Ich bin durch ein dünnbesiedeltes Deutschland gekommen, wie ich es nicht glaubte, dass es so etwas Schönes noch gibt - voller ungestörter Natur, fast ohne große Straßen. Größere Siedlungen sah ich nur, wenn ich – alle vier Tage - zum Einkaufen in sie hineinritt. Die Berge Süddeutschlands, endlose Wälder, die Donau, 5m hoch auf Dämmen reitend in frischem Wind. Ich habe ein Norddeutschland wiedererlebt, wie ich es aus meiner Kindheit vor 50 Jahren kannte, in einem blechschalenen Kindersitz auf dem Fahrrad, hinter der Lenkstange vor meinem Großvater, über Sand- und Kieswege fahrend, durchs Venn, gemeinsam Lieder singend. Diesmal waren es die gespitzten Ohren des geliebten Pferdes vor mir, im leichten Canter über feste endlose Sandwege. Kiefernwälder, endlose Felder, Alleen, darüber den blauen Himmel mit buschigen Wolken. Nichts hat gestört. Es war perfekt.


Die Strecke im Detail

Der längste Streckenabschnitt verlief in Bayern, dann zwei Tage durch Thüringen, 4-5 Tage durch Sachsen-Anhalt, einen knappen Tag Niedersachsen, und 3 Tage Mecklenburg-Vorpommern. Wir umritten den Großraum München östlich im Ebersberger Forst. Das Gebiet um Kulmbach, sowie die gefältelten Höhen der Fränkischen Alb, Oberpfalz und Frankenwald, soweit sie nicht entlang unserer Reitrichtung von Süd nach Nord folgen. Main, Wilde Rodach und Rennsteig zeigen die Stelle an, wo die deutsche Hauptwasserscheide (mit 710 m Meereshöhe) am günstigsten zu queren ist. Die A9 nimmt die geographisch günstige Haupthöhe ein, und zwang mich vier Tage westlich von ihr zu reiten, immer außer Hör- und Sichtweite, über kleine Berge mit stetem Wechsel aus Feld und Wald, zweimal die Sächsische Saale überquerend, bis zum Hermsdorfer Kreuz, wo ich ganz nah an sie herankam.

Das Thüringer Becken mit endlosen Feldern und Windrädern galt es ebenso zu meiden, und dafür das abwechslungsreiche Hügelland zwischen Dorndorf, Camburg und Eckartsberga zu durchqueren. Die feste Ahnung vom Tor zwischen Nord- und Süddeutschland! - denn ab hier wird es deutlich flacher, und das Adlerauge schaut an den östlichen Hängen des Harz vorbei, ob schon das Meer erkennbar ist – und hinab zur Magdeburger Börde. Ab hier ist die Strecke flach bis zu den Dünenhügeln der Altmark. Über diese, und durch das Waldgebiet der Göhrde, geht es zur Elbe.

Da man große Aufgaben aufspalten soll bis sie klein und handhabbar werden, habe ich mehrere Routen angelegt, an denen ich arbeitete. Am Ende mache ich vier Viertel von etwa je 250 KM draus : Degernpoint, Abusinia, Holzberg, Plothen, Memleben, Großgermersleben, Solpke, Hohenzethen - Namen wie Leuchttürme, am Ende glaubt man fast dass man nun ohne Karte reiten kann weil man alles im Kopf hat. Ein paar kleine Modifikationen und Alternativen nehme ich noch mit und will hier spontan entscheiden. Irgendwann stelle ich fest, dass Landgestüt Redefin recht nah bei der Strecke liegt (einen Tagesritt zusätzlich). Dass man von dort gar nicht in nordwestliche Richtung weiterkommt, weil da zwei Truppenübungsplätze liegen und die Bundesbahn alle alten Bahnübergänge über die Bahnstrecke Hamburg – Berlin abgebaut hat, was nur die neuesten Karten zeigen, machte noch Extra-Aufwand und sei hier nur exemplarisch genannt.

Geplant habe ich die Strecke nur noch am PC : Mit dem Tourenportal gpsies (leider im Januar 2020 eingestellt), Openstreetmap Karten und Google Satellitenbildern einerseits, sowie mit dem Programm MOBAC, und topographischen Karten von ca. 2009 und den offiziellen, frei verfügbaren und aktuellen Topo-Karten von Bayern und Thüringen andererseits. Mit MOBAC habe ich mir auch die Karten für meine Navigationsapp LOCUS zurechtgeschnitten und (als sqlite-db) formatiert. Etwa 2 GB Speicher, größer sind die Rasterkarten nicht. Eine Ersatz –SD-Karte kommt selbstverständlich auch mit.

Feldweg Börde

Mit Karte oder GPS ?

Zum ersten Mal will ich einen Ritt länger als fünf Tage mit GPS-Smartphone statt mit Papierkarten reiten: 1000 geplante km Strecke in topographischen Karten, das gäbe einen entsetzlichen Papierstapel. Aber natürlich will ich meine gewohnten, detailreichen Karten (TK25) elektronisch dabei haben - kein Garmin-GPS, sondern Smartphone. Das Problem deren Akkuleistung im GPS-Betrieb. Meine bisherigen Geräte schafften immer nur 5-6 Stunden mit GPS, mein nun 3 Jahre alten 8“ Tablet (eigentlich dafür prädestiniert) jetzt noch weniger. Ein paar Wochen vor dem Ritt schaffe ich mir noch ein extrastarkes neues Handy an, ein Motorola G7 Power mit 5 Ah Akku. Es ist etwas groß, hat dafür ein 6“ Display, und hält 1,5-2 Reittage mit einer Akkuladung durch. Zum Wiederaufladen unterwegs setze ich auf ein 28 W Solarladeteil, ein Akkupack mit 24 Ah - alles nicht mehr als wüste Behauptungen, diese Leistungsangaben - und als wichtigstes ein Schnelladegerät für die Steckdose. Denn es stellt heraus, dass Steckdosen alle 2-3 Tage doch unabdingbar notwendig sind. Zur Sicherheit – und nach entsprechenden Enttäuschungen auf dem 3-Tage-Proberitt - habe ich dann doch alle Reitetappen (mit Ausnahme des Abstechers nach Redefin) mehrspaltg als pdf ausgedruckt mitgenommen - mein "Backup": 18 doppelseitig bedruckte Seiten papierähnlicher wasserfester Polyesterfolie (120 µm). Doch gar nicht soviel. Aber auch mit sehr wenig Kartenrand für Verritte und allfällige Umplanungen. Ich reite nach diesem immerhin zwei volle Tage, weil mir zwischendurch der Strom fehlt und die Powerbank für eine Weile den Betrieb einstellt. Nach dem Ritt funktioniert die Schnelladefunktion des Handy nicht mehr. Ich schicke es ein und bekomme es unrepariert wieder: Angeblich hat es einen Wasserschaden - ja, es war einmal im Gewitter an…

 

Die finale Planung

Start
Münchner Hütte (Spitzingsee)
0 km
1.
Maxlmühle, Mangfalltal
38
2.
Rasthaus B12
47
3.
Thenner Weiher
39
4.
Niederhinzinger Winterparadies
39,5
5.
Römerkastell Abusina/ Eining
38
6.
Holzberg Tiefenhüll (1. Viertel) 38
7.
Trautmannshofen
41,5
8.
Siglitzberg
38
9.
Plankenfels
45
10.
Oberdornlach
40
11.
Langenbach, Schwedenwache
40
12.
Plothen-Stockert
44
13.
Serba
41
14.
Eckartsberga Holländermühle (2. Viertel)
34
15.
Sonderlandeplatz Allstedt
40
16.
Talwiesen Eine, Goldene Brücke
37
17.
Kroppenstedt
44
18.
Kuhlager Bebertal
40
19.
Solpke
38,5
20.
Hohenböddenstedt
44
21.
Hohenzethen (3. Viertel)
43
22.
Brahlstorf
45
23.
Knese, Dutzow, Gutshof-Ruine
43
24.
Dassow
34
25.
Redewisch Meerparkplatz, Klützer Winkel
27


Die endgültige Streckenplanung sah 25 Tage vor - exakt 999,3 km ohne Umwege. Obwohl sie an Einkaufsmöglichkeiten vorbeiführte, war mir bewusst dass die gerittene Strecke 5-10% länger werden würde - hauptsächlich wegen Abzweigungen für Übernachtungsmöglichkeiten und Kraftfutter. Und natürlich verreitet man sich auch mal oder muss umkehren oder einen Umweg machen wegen zugefallener Wege. Die geplanten Tagesetappen waren unterschiedlich lang - je nach Gelände und möglichen Übernachtungsorten mit bäuerlicher Grundlage. Am Ende sollten die Etappen dann wieder kürzer werden. Dort wich ich ein einziges Mal ernsthaft vom Hauptplan ab, mit dem Ritt zum Langestüt Redefin, was einen Tag extra bedeutete. Auf dem Weg ans Meer wurde dann noch ein Tag "vertrödelt" sodass der Ritt insgesamt 27 Tage lang war. Ansonsten unterlief mir nur ein wesentlicher Planungsfehler: eine nicht fahrende Fähre über die Donau, die mir 10,4 km extra Weg aufzwang. Die dadurch bedingt längere Tagesetappe konnte ich am nächsten Tag ohne fühlbare Anstrengung wieder "im Plan" ausgleichen. Ansonsten konnte ich mehrmals der Versuchung gut wiederstehen, "weiter" zu reiten als vorgesehen, weil ich wusste dass die Abstände in den nächsten Tagen nicht mehr gestimmt und alles durcheinandergeworfen hätten. Lieber habe ich in solchen Fällen etwas getrödelt und extra Pausen auf gutem Gras gemacht. Überhaupt hatte ich oft mittags schon 2/3 - 3/4 der Strecke geschafft (was nicht nur bei Hitze im Sommer günstig ist). Einmal habe ich den Ritt 4 km "vor" dem geplanten Etappenort beendet weil sich ein ausgezeichneter Biwakplatz anbot (Frankenwarte), der viel geeigneter war als der ins Auge gefasste, wie ich am nächsten Morgen nach 1/2- stündigem Ritt feststellte. Da hätte ich am Abend vorher noch um einiges weiter reiten müssen. Insgesamt vier Mal war ich gezwungen über mein geplantes Etappenende hinauszureiten weil sich an den Plätzen kein Unterkunftsort anbot, oder niemand da war zum Fragen, was den Ritt für jeweils 2-5 km verlängerte (aber zeitlich kaum über 7:00 Std. Reitzeit hinaus). Am nächstfolgenden Tag glich ich dann jeweils mit kürzeren Etappen aus. Ansonsten war ich jeweils "im Plan" oder 1-2 km davor oder dahinter. Insgesamt bin ich sehr ungern von meinem Plan rechts oder links abgewichen; aufgrund nicht passierbarer Wege war dies nur ganz selten nötig. Geschotterte, hässliche Wege, die mich genötigt hätten einen Parallelweg zu suchen hatte ich keine! Waren sie wirklich einmal etwas unschön, ging ich zu Fuß nebenher.

Ich mache nun seit 40 Jahren Wanderritte, und dies war mein längster, und am gründlichsten und besten vorgeplanter, obwohl ich ausdrücklich von festgebuchten Quartieren absah - in erster Linie, weil ich meine Route immer als allererstes plane und dann nach Quartieren auf dieser suche - sondern alles spontan entschied. Seinen Plänen sollte man wo immer angängig penibel folgen und vor allem von der Versuchung absehen, schneller und länger zu reiten, denn das benötigt später extra Ruhe und stellt den Erfolg infrage. Auf meinem Ritt ins Fichtelgebirge und zurück (März-April 1988) war ich nach exakt 8 1/2 Tagen in Bamberg, genau wie vorgeplant - ich hatte den Plan damals nicht mitgenommen sondern zuhause gelassen und stellte die Übereinstimmung hinterher erstaunt fest. Auch die Fuhrleute des Mittelalters (die noch völlig ohne Karten zu reisen gezwungen waren) hielten sich genau an ihre Fahrtpläne und Itenerarien, die über Generationen gelernt und vererbt wurden. Diese enthielten immer genügend "Luft" für unvorhergesehenes - wie eine geschlossene Fähre. Ich bin natürlich auch schon nach fest gebuchten Quartieren geritten und habe erlebt, welch Chaos, Disharmonie und manchmal auch Überforderung entsteht, wenn sich kurzfristig herausstellt, dass aus irgendwelchen Gründen die Übernachtung dann nicht klappt. Hierfür genügend "Luft" einzuplanen ist eine schier unlösbare Aufgabe - es sei denn, man hat vielleicht ein Begleitfahrzeug mit Hänger mit...


Strecke auf Komoot
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Weiter mit Teil 3


An der Elbe


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