Frühstück
mit dem jungen Hausherrn, ich muss ihm etwas Geld förmlich
aufdrängen, sie führen schließlich einen professionellen
Pferdebetrieb, er hatte gestern abend noch Pizza bestellt und
Bier spendiert. Das Pferd soll auch nicht für umsonst stehen,
und zusätzlich nehme ich noch eine Tagesration Hafer mit. Leider
vergesse ich das Mückenspray (0,5l-Flasche) einzupacken -
manchmal ist es in unübersichtlichen Ställen schwierig alle
Sachen beisammenzuhalten.
Aufbruch
frühstücksbedingt erst um 9:10. Das Wetter am Morgen ist grau,
und Regenwolken ziehen am Himmel. Aber es ist warm, ich kann
weiterhin im T-Shirt reiten, der Regenmantel bleibt am Sattel
verschnallt.
Heute
wollen wir vom Main über die Haupthöhe des Frankenwalds; es
steht ein anstrengender Tag an. Erster Aufstieg in Richtung
Veitlahm; die Wege sind eher fest mit ein paar unmotivierten
Reitverboten, alle nur in einer Richtung ausgeschildert und ohne
benutzbare Alternativen. Erste Pause 10:40-55 auf einer Wiese
zwischen Kirchleus und Unterdornlach, 8 km, viel Asphalt.
Ab
Leite endlich bessere Wege, wo man traben kann. Über den breiten
Kamm verliefen früher alte Straßen, es gibt gleich zwei „Hohe
Straßen“ auf meiner Karte. Wir versuchen aber einen etwas
kürzeren, dafür ruhigeren Weg zu nehmen, der einen Aufstieg mehr
hat. Es geht auf Losau zu, Hauptort unterhalb der Höhe, die
Straßenführung und der Übergang sind etwas abgeändert, fast
immer werden Überquerungen damit schwieriger für Reiter. Aber es
stehen wenigstens keine Zäune herum. Um 12:15 tränke ich am
Brunnen, lasse das Pferd ein paar Hälmchen fressen, halte
Ausschau ob es irgendwo ein Wirtshaus gibt, finde aber nichts.
Das Dorf liegt totenstill bis auf ein paar kläffende Hunde.
Geradeaus, steiler Aufstieg auf den Frankenwald, guter Boden für
Khorsheet, ich lasse mich am Schweif mitziehen (Tailing). Statt des
Mischwalds in den Tallagen weiter oben nun Bergnadelwald.
12:50-13:40
zweite Pause an einer Kleewiese östlich von Oberehesberg. Jetzt
kommt die Sonne heraus. Entlang der Höhe geht es gut weiter.
Durch den Kleinweiler Haid, kleine Wiesen, Pferdekoppeln und
zwei (arabische?) Pferde. Ins Rodachtal hinab geführt, harte
Wege. Ich nehme den „sicheren“ und längeren Hauptweg nach unten
ins Tal, um nicht am Ende des steil bergab führenden Pfads,
direkt vor der Wilden Rodach, an einem für Pferde unpassierbaren
Steg zu stehen. Im Tal ein Rad- und Spaziergängerweg, zuerst
sehr lauschig, mit zahlreichen Wasserstauungen aus der
Flößerzeit, und tatsächlich mehrere wacklige Holzstege, über die
wir gottlob nicht drüber müssen. Dann läuft direkt daneben die
laute Hauptstraße, die nach Hof führt. Wir müssen drüber, und
gleich wird's wieder steil.
Zweiter
Aufstieg heute, wieder Tailing.
Ich mache das nur selten, heute wegen der Steilheit des Geländes
aber gleich dreimal. Fast nur hartbefestigte oder
ausgewaschen-felsige Wege. Mittelschnaid, Dorf mit alten
„Sommerfrische“ - Touristenhäusern. Das Feuerwehrhaus neben der
Kirche hat an der Außenwand einen Wasserhahn; ich tränke das
Pferd und fülle meine Flasche auf.
16:20-40
dritte Pause im Wald, an einer kleinen Wiese. Schon 36,8 km nach
GPS, 715m, höchster Punkt jenseits der Alpen!
Aus
dem Wald heraus oberhalb von Geroldsgrün die ersehnte Hochebene,
einige Ferienhäuser und frühere Bauernhöfe. Nochmals getränkt
und Wasserbeutel für heute abend aufgefüllt vor der
Feriensiedlung Geroldsreuth an einem kleinen am Weg entlang
plätschernden Waldbach.
Um
17:40 beende ich den Ritt an einem markanten Aussichtsturm mit
Heide, der Frankenwarte, nach 42 km Strecke und 7:05 Std. Reitzeit.
Ich
muss in der Nachmittagssonne wieder mal eine kleine
Handwerksstunde einlegen und die Mittelverbindung der
Vordertaschen nachnähen. Anschließend führe ich Khorsheet zum
nahegelegenen Weiler zurück, zum Tränken an einem Haus. Auch
hier kein Gasthaus, der Ort ist auch viel zu klein. Zurück an
der Warte koche ich mir Linseneintopf.
Der Platz ist romantisch, die Abendsonne wirft lange Schatten,
das Gras ist eher karg und erinnert an Schafheide, aber
Khorsheet, die Anspruchslose, wirkt trotzdem glücklich und
zufrieden, dann bin ich es auch. Wir liegen etwa 4 km hinter dem Plan.
Um
7:55 reite ich los. Das Wetter ist bedeckt, noch warm.
Schwedenwache
war eigentlich der für gestern abend geplante Etappenort, ist
aber eine öde eingezäunte Rinderweide auf trockener zugiger
Höhe. Da hatten wir es auf der Frankenwarte viel besser und
romantischer. Der Bauer fährt mit dem Traktor einher. Wir halten
auf die ehemalige Zonengrenze zu, reiten über Wiesenwege,
umgehen drei hohe Windräder östlich. Gute Waldwege und ein paar
lauschige Waldwiesen, bevor es auf Schotter (Hauptfahrweg des
Forsts) in ein Zwischental geht - Thüringische
Muschwitz, Bundeslandsgrenze und älteres Hinweisschild „Grünes
Band“, 9:05, 9 km. Die Schilder hat man ja überall an die
festen Wege gestellt, einen durchgängigen Verbindungsweg (wie
das „Band“ suggeriert) gibt es nicht, bzw. nicht mehr. Es ist
ein neuerer Weg; die historischen Karten zeigen hier keinen
Übergang. Als nächstes kommen wir an den Rennsteig (bekannte
historische Straße und Höhenwanderweg), den wir heute aber nur
queren.
Auf
der Höhe umgehen wir Helmsgrün: Schöne Wege; an einer Wiese nach
15 km erste Pause (9:45-9:55), und vor Remptendorf nochmal von
11:15-25 (26,2 km). Durch die beiden Dörfer Heinersdorf und
Eliasbrunn: sehr schöne schiefergedeckte Häuser, wahrscheinlich
aufwendiger als die Kleinbauern sie früher hatten. Dann über
eine eingleisige Bahnstrecke am früheren, restlos abgebauten
Bahnhof zwischen zwei Dörfern, jetzt kein echter Übergang mehr,
und über den sich anschliessenden ehemaligen Truppenübungsplatz:
Keine Hinweisschilder, offenbar munitionsfreies Gelände - was
leider nicht überall so ist - und weiter durch die Heide entlang
der Hochspannungsleitungen.
Ich
habe mich beeilt, weil in Remptendorf ein kleiner Supermarkt
ist, der ab 12:30 schließt. Für Khorsheet gibt's nette Wiese
nebenan, da machen wir gleich Mittag (11:50-13:00), zumal schon
28 km geritten sind. Das Pferd bekommt noch frisch gekaufte
Haferflocken und Äpfel, ich genehmige mir eine Maß lokal
gebrautes, eisgekühltes Bier, erfahre von neugierigen Dörflern
allerlei von Pferdehöfen der Umgebung, und wir haben gute
Unterhaltung.
Der
Weg nach Karolinenfield ist Baustelle, dann Asphalt, dann
Schotter, durch den Wald ein kurzes Stück schön. Dort Gasthof
(wohl Ruhetag) und viele Kühe, und insgesamt sehr viel Schotter.
Weil der wirklich zum Kotzen ist zu laufen, und kein Zentimeter
Randstreifen gelassen wurde, ein Stück mit dem Pferd quer durch
eine abgefressene Weide : Steckpfahl hochgehoben, Pferd drunter
durch geführt, und Pfahl wieder festgetreten. So geht das in
Thüringen, alles kein Problem. Noch ein Grund also für festes
Schuhwerk beim Wanderreiten.
Hinab
zur Saale in Wahlsburg, dann steil bergauf, Straße. Vorbei an
allerlei "Datschen" aus der DDR-Zeit, eine alte Villa ist jetzt
"Katzenhotel"... Pause in Essbach, gegenüber großem
Genossenschaftsbetrieb, 38 km, 14:40-15:00. Gewaltige Traktoren
fahren ein und aus, wer hätte da Zeit einem Pferd Wasser oder
Futter zu bringen?
Nach
45,7 km am Plothenbach 16:15-30 nochmal fressen lassen, die
fünfte Pause heute. Wir trödeln jetzt offensichtlich, zehren vom
am Morgen herausgerittenen Vorsprung, denn weiter als unser für
heute geplanten Etappenort will ich nicht reiten, dann müsste
ich nämlich noch gleich 7 km weiter, und das wirft dann für die
folgenden Tage alles durcheinander. Es nützt aber auch nichts
schon um 15:00 anzukommen, weil dann noch niemand da ist, den
man nach Quartier fragen kann.
Im
Ort sehe ich gleich ein paar Kleinpferde auf der Weide. Auf
Nachfrage in einem großen Vierseithof bekomme ich rasch zu
hören, wem sie gehören, und eine mit Lattenzaun umgebene
Dorfwiese mit kurzem gutem Gras für Khorsheet von einer
Freizeitreiterin angeboten. Sie hat auch etwas Müsli fürs Pferd,
denn nach dem Biwak gestern ist mein Kraftfuttervorrat alle. Wo
es hier soviele Fischteiche gibt, gehe ich Fisch essen in einem
unweit gelegenen Restaurant, allerdings nicht Karpfen sondern
Zander. Etwas weiter entfernt liegt noch eine Reitanlage, die
einem Hufschmied zu gehören scheint. Aber mein Pferdchen hat’s
hier gut, und wir müssen keine Umwege machen. Die Gastgeberin
und ihr Freund kommen noch mit einer Flasche Wein vorbei, und
wir trinken im Sonnenuntergang auf die Pferde und ein langes
Leben. Ich will nicht mehr Umstände machen als nötig, und
übernachte beim Pferd auf der Wiese.
Für
Wiese, Pferdemüsli und noch etwas Fliegenmittel (kleine
Sprühflasche) will ich Geld dalassen, aber die Gastgeberin
weigert sich standhaft etwas anzunehmen. So danke ich einfach
nur freundlich.
Um
7:35 breche ich auf.
Wir
wollen auf der Wasserscheide zwischen Saale und Weißer Elster
nach Norden, über diese Höhe verläuft auch die A9. Seit
Betzenstein auf der Frankenalb sind wir westlich von ihr
geritten, das soll auch heute noch so bleiben, nur sind wir
näher heran. Oft in Sicht- aber kaum in Hörweite.
Zwischen
den Teichen führen schöne Wege, die aber in einem alten
Windbruch enden. Ich führe durchs Geäst, dann ein paar schöne
Wiesen (mit vielen Hochsitzen) und über eine stillgelegte
Bahnstrecke mit schon halb vermoderten Holzschwellen. Kein
wirklicher Durchgangsweg nach Norden. Über die L1077 wird es
besser. Vor Linda Koppeln mit vielen Pferden an der Windmühle.
Im Wald feste Wege, die einigermaßen gut zu traben sind. Auf
einer großen Wiese mit Rinderkoppeln ein schöner Rastplatz mit
„Pferdeparkplatz“: Erste Pause nach 10,7 km von 9:10-40.
Bei Traun verlasse ich die Waldhöhe. Schöne Aussicht hinab aufs
Orlatal und das silberne Band der A9 in 2 km Entfernung
Die
Straße ins Orlatal hinab, von Traun nach Kopitzsch führe ich 3
km. Kurz vor dem Ort begegnet mir ein Bäcker-Auto, das ich
armfuchteldn anhalte: zwei Apfelstückchen für mich, und ein Brot
für Khorsheet.
Die
nächste Anhöhe hinauf kann ich wieder traben. Bis zum Wald gut,
dann auf einem kurzen Stück Wege leicht verwachsen und schwer zu
finden. Dann wieder gute Wege.
Auf
einer etwas verwachsenen Wiese am Jägerdreieck (20,2 km) zweite
Pause von 11:25-45. Noch eine Weile entlang der Waldhöhe, dann
ins Tal bei Ottendorf, und gegenüber 100 Hm den Selig kurz und
steil hoch (geführt). Auf der Höhe langer Canter über schöne
Stoppelacker. Khorsheet ist von den Hügeln gar nicht angestrengt
und schwitzt kaum. Trotzdem Pause auf einer schönen Wiese, kurz
bevor es wieder in den Wald geht - 12:45-13:30 (27,8 km).
Unterquerung
der A4 nahe zwischen Teufelsbrücke und Hermsdorfer Kreuz. Die
„neue“ Teufelstalbrücke ist mir keinen Umweg wert. 1997 bin ich
in diesem Tal mit Ligeira und Natascha geritten, habe noch die
„alte“ architektonisch bedeutende Brücke von 1938 stehen sehen,
und im Nachbarort übernachtet. Der stattdessen jetzt gerittene
Weg ist sicher besser und weniger lärmig.
Schleifreisen
ist der nächste Ort: Unglaublich steile Ortsstraßen aus sehr
glattem, rutschigen Kopfsteinpflaster. Der Weg ins Tal verwirrt
mich etwas, ich suche ihn in der falschen Richtung und wundere
mich, warum da Häuser stehen. Ab und zu hat man einen echten
„Karten-Blackout“. Durch den ganzen Ort bis in den Zeitzgrund
führe ich. Dort harte Wege mit viel Stollenspuren,
wahrscheinlich vom Pferdebetrieb Janismühle.
In
einem dichten Waldgebiet westlich der A9 sind nur die
geschotterten Wege benutzbar. Viel unaufgearbeiteter Windbruch
liegt herum. An den „Drei grauen Ziegenböcken“ verkehrsreiche,
gefährliche (schmale) Straße, aber ringsherum sind alle Wege
zugewachsen. Das Lokal - historisches Straßenwirtshaus - hat,
wie zu lesen ist, geschlossen und wird offenbar renoviert.
Im
ersten Ort nördlich des Jenaer Holzlands war für heute Rittende
nach Plan. Der Ort erscheint mir nach der Karte kleinbäuerlich
geprägt, und so ist es auch. Gleich im ersten Hof frage ich nach
Quartier, denn auf der naheliegenden Wiese sehe ich
Paddock-Panele stehen. Diese sind allerdings für Kühe, nicht für
Pferde, klärt man mich auf. Der Nachbar hat zwei Kühe und ein
paar Schafe, und gibt mir sein Gartenhaus mit Wiese zum
Übernachten. Ein netter, gastfreundlicher Typ - Abendessen im nahen
Dorfgasthof, gut und günstig, nur 12,- inkl. zwei kleine Bier!
Das
Gartenhaus hat sogar Strom zum Aufladen der Powerbank! Früh am
Morgen - ich
bin bereits frisch rasiert und aufbruchfertig
- kommt der Gastgeber mit frischen Brötchen vorbei. Er hat noch
ein bisschen Wald, in den er heute früh zum Brennholzmachen
hinausfahren will. Khorsheet ist satt geworden und bekommt den
Rest Müsli im Futtersack verfüttert. -- Start 8:30
Alter
Ortsverbindungsweg nach Silberthal und Droschka. Sehr schöne
Wege und tolle Aussicht zum Kesselberg (Parkplatz/ Stellplatz
mit Wiese) und durchs Feld über den Goldberg. Wir traben.
Dann
sehr harte Wege im Wald bis zur Tautenburg Sternwarte, wobei wir
wahrscheinlich einen Weg zu früh abgebogen sind. Große
Ansammlung von Jägern sind mit SUV und Pickups unterwegs. Wir
biegen auf einen etwas zugewachsenen Weg ab, machen nach 12,6
gerittenen KM die erste Pause von 10:20-35 an der Torbuche im
Wald. Die Wege sind jetzt besser, und auf einem schönen
unbefestigten Weg (teils mit Hufspuren) geht’s durch Schafwiesen
hinab ins Saaletal, nach Dorndorf.
In
der Kleinstadt muss ich 600 m Umweg machen. Die alte, schmale
Stahlbogenbrücke (Carl-Alexander-Brücke
von 1892), über die ich vor 22 Jahren schon geritten bin,
und über die damals noch der gesamte Verkehr rollte, einspurig
und per Ampel geregelt, soweit ich mich erinnere, ist zwecks
Aufarbeitung gesperrt. Wir müssen zur neuen Brücke, und vor den
Schienen warten und einen Regionalzug passieren lassen. Aus dem
Ort hinauf steiler Weg; ich mache ein Foto mit der Burg von
Dornburg im Hintergrund an derselben Stelle wie 1997, und
Khorsheetchen steht sogar in gleichen Haltung wie vor 22 Jahren
meine gute unvergessene Ligeira..
Im
Feld gute Wege; zweite Pause auf einem Grasweg vor Hirschroda
20,3 km 11:55-12:20. Khorsheet hat nicht mehr Hunger.
Im verfluchten nächsten Ort wurde unglaublicherweise eine
Ortsstraße zugebaut und verzäunt, ein ganzer Innenortsblock zur
Sackgasse gemacht, deswegen habe ich im Ort 600 m Umweg auf
abschüssigem, schlechten glatten Pflaster.
Dafür
ist der nachfolgende Weg über die Höhe und durchs Windradgebiet
besser zu reiten als von mir befürchtet. Nach mehreren Tagen
muss ich wieder einkaufen, dazu einen kleinen Abstecher nach Bad
Sulza machen, und am Ortsanfang von Darnstedt die Bahn
überqueren. Im Tal gepflegter Radweg bis zum in den Talwiesen
ganz ländlich gelegenen Markt. Ich lasse Khorsheet frei grasen,
sie geht während ich im Markt bin ein paar dutzend Meter an die
nahe Ilm, weil sie anscheinend Durst hat. Es gibt aber, was mir
schon beim anreiten aufgefallen war, keinen Weg hinunter. Ein
paar Kinder wundern sich dass sie frei herumläuft und passen auf
sie auf. Dritte Pause von 13:45-14:25 30,5 km.
An
der Ortsausgangstraße leider keine Häuser wo man nach Wasser
fragen könnte. Über die nächste Höhe hinweg schöne Wege, Trab
und Canter bis zum nächsten Ort. Ich führe übers klirrende
Pflaster, als ein stämmiger Handwerksmeister aus einem Hof
tritt. Ich frage freundlich nach Wasser, und er fragt zurück, ob
das ein Vollblutaraber
ist. Er hatte auch mal welche, und fuhr sie sogar vor der
Kutsche. Jetzt hat er Haflinger für die Tochter. Im Nachbarhof
stehen sie. Ich bekomme Wasser und auch Schwarzhafer. Damit ist
jetzt fürs heutige Biwak alles parat. Ich will bloß noch etwa 4
km reiten. Ein paar ältere Leute zeigen mir den Weg Richtung
frühere LPG am Ortsausgang. Dann geht es noch zum Aussichtspunkt
Vier Linden, der sehr schön inmitten trockener Schafweiden liegt
(vierte Pause 16:05-25) wo ich mein Pferdchen nochmal fressen
lasse. Für eine Übernachtung ist das Gras hier indes zu karg.
Die "Schlacht von Jena und Auerstedt" fand hier statt, sie
endete katastrophal für die Preußen. Napoleon hatte einfach die
besser ausgebildeten Offiziere.
Nur
eine Viertelstunde weiter liegt die Holländermühle von
Eckartsberga, die ich um 16:55 nach 6:50 Std. Reitzeit und 38,6 km erreiche. Hier
ist das zweite Viertel meiner Streckenkarte zuende, und wir
haben somit, genau plangemäß, nicht nur die Hälfte der Strecke
geschafft, sondern auch "die Mitte Deutschlands" erreicht.
Das
Gras um die Mühle und die kleine Sitzraufe ist so trocken und
der Hafer so spelzig, dass Khorsheet 15 Liter Wasser extra
braucht, das ich mir mit der Gießkanne vom leerstehenden
Nachbarhaus hole.
1997
war ich auch hier, und musste mein 4-jähriges Packpferd Natascha
von hier heimbringen weil sie hinten lahmte. Der Restaurator der
Mühle, Schmied Peter Hähnert, erklärte mir damals Konstruktion
und Bau. Er weilt, wie ich erfuhr, seit einigen Jahren nicht
mehr unter den Lebenden. Das Stahlrad der Mühle wurde
zwischenzeitlich abgebaut. Es sei verschollen gewesen aber
mittlerweile wieder aufgetaucht, höre ich.
Plötzlich
rollen kleine Jeeps und SUV's aus allen Richtungen an, und
zünftig grünloden gekleidete Damen und Herren entsteigen diesen.
Die Jagdhornbläser vom Hegering geben sich ein Stelldichein, und
erfreuen die Besucher der Mühle mit einem Ständchen: Einen
älteren Herrn mit Zopf, der von alten DDR-Zeiten schwärmt, und
mir zur gemeinsamen Brotzeit eine Scheibe seines eben gekauften
Kräuterbrot abschneidet, seine Enkelin und mich. Khorsheet steht
an der Seite, grast und guckt dabei mit gespitzten Ohren dem
Treiben anscheinend beiläufig zu.
„Wird es denn nicht scheu, wenn wir anfangen zu blasen?“ fragen
die Jäger – „Wenn da die
richtigen Signale rauskommen, dann wird es strammstehen und
Haltung annehmen“ lautet neine Antwort, und genauso ist
es auch. Wir haben noch nette Unterhaltung; die Jäger lassen
Schnaps umgehen und ich hole den Sherry aus der Satteltasche.
Als
es schon dunkel ist, ich habe mittlerweile Paddock aufgebaut und
das Pferd sicher verstaut, kommt einer der Jäger wieder zurück,
der eigentlich ein Wildschwein schießen wollte, und fragt, ob er
mir seinen 10-Liter-Kanister, den er wohl fürs Händewaschen im
Auto hat, über Nacht fürs Pferd dalassen soll. Ich danke ich ihm
herzlich, und stelle ihn beim Aufbruch wie verlangt leer hinters
Gebüsch, und die „entliehene“ Gießkanne hinters Gartentor des
benachbarten Hauses.
Foto 1997, mit Ligeira als Reitpferd, und Packpferd Natascha