taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu Juni 2022 - Update Nov. 2022

Teil 8 - Von den Alpen bis zum Meer - 1092 km in 27 Tagen  -- Juli 2019

Fortsetzung von Teil 7

Khorsheet in Redefin

Mi, 24. Juli (21. Tag): Weiter durch die Altmark, 3 Wochen unterwegs

Frühstück beim Bauern und seiner über 80-jährigen Mutter, einer pensionierten DDR-Krankenschwester und patenten Frau. Im breiten Hausflur des langflügeligen, nur eingeschossigen Bauernhauses, wohl erst zu Anfang des 20. Jh. gebaut, gibt es einen ins Mauerwerk eingelassenen stählernen Geldschrank! Die Mutter lacht, der ist schon lange leer. In der Anfangszeit des Hofs werden hier bestimmt 4-5 Knechte zusätzlich gelebt und gearbeitet haben. Dächer und allgemeine Bausubstanz des Hofes sind gut. Und alles voller Pferdebilder, hauptsächlich von Turnieren und Zuchtschauen der 1990’er Jahre. Danach ging es zuende mit dem „Edlen Warmblut“ der ausgegangenen DDR…

Bereits morgens ist es sehr warm. Um 8:45 breche ich auf – spät, aber das passt heute, denn meine Planung ist so eingerichtet, dass wir im letzten Drittel der Tour nicht mehr so lange und weite Tagesstrecken reiten und uns morgens nicht mehr beeilen brauchen.

Erste Pause hinter Dähre – mit Einkaufsmöglichkeit, aber ich brauche nichts - auf einer Wiese, 9:50-10:25, 7,4 km. Etwas weiter will ich über den Bach, die Dumme, muss aber feststellen, dass es statt der erwarteten Brücke nur noch einen ganz jämmerlichen, pferdeungeeigneten Blechsteg gibt. Deswegen muss ich bis Siedendolsleben auf der rechten Talseite bleiben und dann 1.5 km Umweg entlang der schmalen, wenig befahreren Straße. Es gibt hier wenig Wege von A nach B die keine Straßen sind; Feld- und Waldwege sind meist Sackgassen. Das hat mir schon die Streckenplanung schwierig gemacht.

Von 11:05-20 mache ich wieder Pause, vor dem Laukenberg.

Khorsheet in der Box

In Dahrendorf an einem alten Hof getränkt, der jetzt Ferienhaus ist. Gegenüber hat es einen Reitbetrieb, ohne dass Pferde zu sehen wären. Ein alter Grenzturm steht etwas entfernt im Feld, hier müssen wir wieder über die ehemalige innerdeutsche Grenze, das oftmals kaum durchdringliche „Grüne Band“ hat hier einen Feldweg-Übergang, ohne Asphalt oder Plattenweg. 9 Tage sind wir nun durch die neuen Bundesländer geritten, davon 6 Tage Sachsen-Anhalt und die Altmark, wo ich bis dato noch überhaupt nicht geritten war. Es hat sich nicht nur gelohnt, es war schlicht grandios. Um 12:00 bin ich in Niedersachsen (16,7 km), dem vierten Bundesland des Rittes mit dem restriktivsten Reitrecht meiner Tour. Störende Verbote bemerke ich aber keine, wie zuvor auch nicht.

Aber zunächst muss ich mal Straße reiten bzw. führen: durch Gielau und Schäpingen, dann über eine Bahn („Amerikalinie“), der alte direkte Überweg ist abgebaut und man muss 400m Umweg zu einer neueren Brücke machen.

Proitzer Mühle, ein Eventlokal: viele PKWs und Besucher bei einer Veranstaltung, klassische Musik erklingt aus gepflegten Räumlichkeiten. Auch Khorsheet lauscht, und wir reiten wie verzaubert weiter.

13:20-14:25 Wiese im Tal zwischen Loitze und Solkau, 25,5 km. Umgesattelt, etwas nach vorne und ein Loch kürzer. Khorsheet hatte noch kein Wasser heute! Dallahn 34,6 km, endlich getränkt und Pause auf schattiger Dorfwiese, 15:35-16:05. Auf guten, ruhigen Wegen durch Feld und Wald kommen wir zügig nach Polau, 39,0 km /39,6 km (16:45).

Hier bin ich schon am für heute geplanten Tagesziel, und weiter zu reiten würde nur den Plan durcheinander bringen. Am ersten großzügigen Ziegelhaus im Ort frage ich nach einer Wiese. Landwirtschaft hat man längst aufgegeben, aber ich bekomme eine freie Hinterhofwiese mit gutem Gras angeboten, in dieser Gegend und bei der herrschenden Trockenheit höchst selten, ich brauche nicht einmal Zaun setzen Eine herbeitelefonierte Freundin der Eigentümerin bringt noch Pferdemüsli mit dem Wagen, und die Gastgeberin spendiert eine Runde Radler. Khorsheet wird mit dem Gartenschlauch abgeduscht und wälzt sich erstmal ausgiebig bevor sie frisst, nachdem sie zwei Nächte in Boxen gestanden hat und sich nicht wälzen konnte. Ich rolle meinen Schlafsack am Wiesenrand aus. Es ist nach wie vor trocken.

Trab 1:19 Std. (16,73 km), Galopp 2:42 min (829 m)
8:45-16:46, Gesamtzeit 8:02 Std, Gesamtpause 2:40, Reitzeit 5:22 Std., + 387, - 354 Hm, 1,9%

Pferdeköpfe


Do, 25. Juli (22. Tag): Über die Göhrde zur Elbe

Um kurz vor 6 habe ich gefrühstückt und ist alles bereit zum Losreiten, da werde ich von der Hausherrin noch zum Kaffee eingeladen -- den ich leider ablehnen muss, denn wenn schon gesattelt ist will ich auch los. Die Eile im Aufbruch (6:05) erweist sich indes als verfehlt, da wir zur frühen Stunde massiv von Bremsen verfolgt werden, schlimmer als an allen Tagen zuvor wo wir später aufgebrochen sind. Wir müssen schnell traben, und auch das hilft kaum. Zu den Brautsteinen, zwei Menhiren im Wald. Der Stichweg dahin ist verwachsen. Khorsheet wird im langsamen Reittempo übelst zerstochen, gut dass sie so unempfindlich ist und kaum unruhig wird, aber aussehen tut sie nicht schön, überall blutig, und sie tut mir schlimm leid.

Schon nach 50 min sind wir im 7.4 km entfernten Hohenzethen, dem letzten Ort vor Göhrde und Elbe und Beginn des letzten Viertels meiner Streckenplanung. Sobald wir in der Sonne reiten, lässt endlich die Bremsenattacke nach. Puh!

Am Göhrde-Südrand sind die Wege entweder ziemlich hart, oder man muss sich durch Brombeeren schlagen. So geht das bis zu den alten Huteeichen im Breeser Grund. Eine einddrucksvolle Schafhut, hier mache ich relativ unbehelligt die erste Pause - 13,8 km, 7:55-8:25. Ab hier werden die Wege deutlich besser!

Nochmals Pause an einem grasbewachsenen Waldweg mit kleiner Orientierungspause, 17,7 km, 9:05-25. Der Wald ist brottrocken, und von den in der karte eingezeichneten "Feuerwachtürmen" finde ich bloß noch Trümmer vor. Wie sichert man sich heute vor Waldbrand?
9:45 Jagdschloss Göhrde, leicht verfallen, 19,8 km.

Ich rufe mit dem Handy im Landgestüt Redefin an, ob ich dort eine Nacht bleiben kann (das wäre morgen). Ich habe keine Sorge mehr, dass Khorsheet die Extrastrecke (etwa 35km) nicht schaffen würde, und wäre dann einen Tag später an der Ostsee. Andrea kann mich ohnehin erst am Dienstag abholen, das würde also gut passen. Und einen regelrechten Ruhetag will ich auch nicht mehr machen, dazu sind mir hier die Insekten zu aggressiv. Die erträgt man in Bewegung am besten. Auch bin ich bisher gut ohne Ruhetag  ausgekommen und reite jetzt ohnehin kürzer.

Fähre Tanja mit
        Pferd

Sehr gute Wege nach Leitstade, kleiner Waldbahnhof, hier fuhren die Atommüllendlagertransporte nach Wackersdorf und wurden von Protestierenden immer wieder aufgehalten. Etwas von der Protestfolklore ist noch sichtbar. Das Atommüllendlager wurde immerhin verhindert. Etwas dahinter im Wald versteckt altes Forsthaus, hier mache ich von10:45-55, Pause auf einem schattigen, grasbewachsenen Waldweg (25,5 km).
Weiter durch Wald, über Sammatz, erreiche ich, den Abstieg führend, kurz vor Mittag das Elbtal in Neu-Darchau. Von 12:00-55 Rast am Landhandel Daxner Mühle: 33,9 km, hier kaufe ich Hafer für 8,- und verfüttere gleich 2 kg an Ort und Stelle. Eine Nachbarin bringt einen Eimer mit Wasser und macht Handybilder für die Enkel. Im Edeka 2 Milch und 2 Brötchen als Imbiß, 13:05-20, in den Elbauen lasse ich Khorsheet fressen und beobachte mit meinem Pferd den Fährbetrieb; die Fähre ist nicht so groß wie befürchtet; es passen etwa 10 Autos drauf, sie hat aber einen wenig griffig ausschauenden Boden aus Stahlriffelblech. An der Elbe geht etwas Wind (Pause 13:25-40). Khorsheet setzt im Stehen den linken Vorderhuf etwas vor. Oha, da tut was weh? Vermutlich bloß ein Stich, denn es bleibt bei der einmaligen Beobachtung. Ich wollte auf der anderen Seite sowieso in der Nähe Quartier machen.

Dann gebe ich mir einen Ruck: Auf zur Fähre und über die Elbe! Sie hat sogar einen Namen, "Tanja". Khorsheet geht vorsichtig und steht während der Fahrt brav, wenn auch etwas angespannt und nicht sonderlich erfreut. Es ist ihre erste Fährfahrt. Die Strecke ist kurz und der Wasserstand der Elbe ist bereits niedrig. Auf der anderen Seite können wir ein Stück in den Elbauen reiten, auch Baden könnte man. An einem alten Grenzturm nochmals 20 Min. Pause. Das Landgestüt Redefin ruft mich auf dem Handy zurück: Ich kann morgen kommen und eine Box ist reserviert!

Reetdachhaus

Im alten Weiler Voykvey hinter dem Elbdeich klingele ich an einem der typischen alten Bauernhäuser – Hufeisen an der Tür – und bekomme Quartier auf der Hauswiese mit langem Gras (Schafweide). Dort schlage auch ich mein Lager auf. Das Pferd muss auf dem umfriedeten Grundstück bleiben, denn in der Nähe hätte es bereits Wolfsrisse bei Schafen gegeben, sagen mir meine Gastgeber. Sehr warm am Nachmittag (33 Grad) aber ich liege im Schatten unter einem Ahorn, und von der Elbe geht leichter Luftzug. Gleich benachbart ein Storchennest, man muss aufpassen nicht getroffen zu werden. Morgen soll es nicht mehr ganz so warm sein.

Ankunft 15:00 nach 38.6 km, also wieder nicht so weit. Weiter zu reiten hätte nicht gelohnt, denn Redefin ist nicht sehr weit von hier, bloß zu weit für heute.
Von 6:06-14:59 Gesamtzeit 8:53, Gesamtpause 2:37, reine Reitzeit 6:16 Std.
Trab 57:14 min (11,56 km), Galopp 5:37 min (1.88 km)
+ 408, - 478 Hm, 2,3%

Niedersachsenhaus

Fr, 25. Juli (23. Tag): Zum Landgestüt Redefin

Start um 7:15 nach dem Frühstück im Hause. Die Besitzerin und ihr Mann hatten fast 20 Jahre Pferde, jetzt nur noch Schafe und wollen das ihnen nun zu groß gewordene Haus verkaufen, für 150.000 Euro. Das erscheint mir nicht zuviel.

Man hat mich aufmerksam gemacht auf den schweren Waldbrand Anfang des Monats im ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen, durch den vorhatte zu durchqueren (über die Wüstung Quast). Doch 1200 der 6000 ha des Geländes, hauptsächlich Wald, sind vor erst wenigen Wochen abgebrannt. Es ist unklar, wieviel vom Gelände aktuell noch gesperrt ist, oder vor dem Brand auch schon gesperrt war, und ich habe die Befürchtung, dass Löschpanzer und anderes schwere Gerät, die berichtsweise zur Löschung eingesetzt wurden, das Gelände so verwüstet haben könnten, dass die alten Übungswege, auf denen ich hoffte den munitionsbelasteten Platz ohne größere Gefahr zu überqueren (und die man auf den Satellitenbildern sehen konnte), nun nicht mehr zu erkennen sind, bzw. Munition verschoben oder an die Oberfläche gebracht haben. Das Ganze erscheint nunmehr als zu gewagt und ich muss meine Planung umdisponieren. Den Platz südlich und östlich zu umrunden würde zuviel Extra-KM und Zeit kosten. Bleibt also nur der kürzere Weg nordöstlich herum. Dann muss ich aber 2-3 km nach Redefin zweimal reiten – habe dafür aber heute einen kurzen Weg. Im Norden von Redefin liegen Stadt und noch betriebener TrÜbPl Hagenow, und die ICE-Bahnstrecke Hamburg-Berlin mit nur noch sehr wenig erhalten gebliebenen Übergängen, was mir erst die TK50 gezeigt hat, die hier etwas neuer ist als meine alte „Outdooractive“ TK25 (Hauptkarte meines Wanderritts und etwa 10-15 Jahre alt). In Richtung Norden kommt man aus Redefin zu Pferd also schlecht heraus, man muss einen Haken nach Westen schlagen. Wir müssen also heute Richtung Nordosten, und morgen wieder nach Westen zurück.

Es geht am Morgen zum kleinen Ort Zeetze und durch die Zeetzer Heide. Der Hauptweg ist nach einer Weile unbefestigt und sehr schön zu reiten. Dann führe ich die ziemlich lange Straße bis Jessenitz. Es gibt weniger Bremsen als in den letzten Tagen.

Um 8:55 an der Straße ein Hinweisschild, dass wir nun in Mecklenburg- Vorpommern sind. Bis eben ritten wir im Amt Neuhaus, das seit 1993 zum Landkreis Lüneburg (Niedersachsen) gehört. Bis 1989 war jedoch die Elbe die Grenze, und Amt Neuhaus gehörte zur DDR, dann zum Landkreis Hagenau (Mecklenburg Vorpommern). Später gab eine Volksabstimmung, die zum Ergebnis führte das Bundesland zu wechseln, ein seltener Fall in Deutschland.
Um 9:30 im Jessenitzer Bach getränkt (14 km), dann ein guter Sandweg bis Lübtheen. Im LIDL des Marktfleckens 1 kg Mohrrüben, Vanillemilch und Landjägerwürste eingekauft, Pause von 9:50-10:10, 16,9 km.

Maurinetal

Lübtheen liegt ganz am Rand des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Durch ein Eckchen davon muss ich reiten und brauche hierbei die Säge um den Weg freizumachen. Munition-Warnschilder, wo eigentlich keine stehen sollten, weil wir nach Karte schon das Gelände hinter uns gelassen haben müssten.
Durch trockenen Wald, dann über eine Straße und Pause an alten Alleebäumen auf einem unbefestigten Weg nach Lübbendorf, 22 km, 11:15-45.  Schöne Sandalleen nach Redefin, wo ich trotz der Pause schon zur Mittagszeit, um 12:30 ankomme, die kürzeste Tagesetappe des Rittes – eigentlich ein halber Ruhetag. Aber wegen des gestern beobachteten Vorstellen des linken Vorderhufs auch willkommen und angebracht. Warm oder dick war nichts an dem Bein.
28.1 km/ 28.5 km.
7:18-12:29, insgesamt 5:11 Std., Pausen 51 min, reine Reitzeit 4:20 + 10 Wegminuten auf dem Gestüt
Trab 32:15 min (6,65 km), Galopp 1:16 min (391 m)
+ 182, -180 Hm, 1.3%

Im Verwaltungsbau (Inspektorhaus) bekomme ich gesagt, dass im „Stall 5“ für Khorsheet reserviert sei, und auch, wo er sich befindet. Sie hat einen ganzen Stalltrakt für sich, in der anderen Hälfte, in Hör- und zum Teil Sichtweite, stehen Kurspferde. Wie immer ist Khorsheet an den fremden Pferden gar nicht interessiert, wirkt beinahe arrogant. Die Box ist mit Schild markiert und mit frischem Stroh ausgelegt. Es ist ein sehr moderner, leicht gebauter Stall mit großen, hohen, luftigen, erstklassigen Boxen. Es gibt pro Stallhälfte (12 Boxen) eine eigene Waschbox, in der ich Khorsheet abspritze, und sogar ein Solarium. Das von oben befüllte Futtersilo ist frei zugänglich, was bei meinem kleinen Vielfraß auch wichtig ist. Vorher lasse ich sie sich auf einer der großen Koppeln wälzen, und habe dann drei Tage einen sehr aparten Schwarzschimmel, da die tiefschwarze Erde sich fast nicht ausbürsten lässt.

Jagdschloß Göhrde

Nachdem das Pferd untergebracht ist, gehe ich nochmal ins Büro um die Bezahlung zu regeln und frage nach dem Gästehaus - ein sehr schönes Zimmer mit nach außen ausstellbaren Holzfenstern - und vor allem großer Dusche, die ich erstmal ausgiebig benutze, auch ein paar Sachen wasche und zum Trocknen in die Sonne hänge. Alles zusammen kostet 71,- mein teuerster Stall, aber der Qualität angemessen, und wir hatten insgesamt wenig Gelegenheit um Geld auszugeben. Eine Wirtschaft gibt es allerdings nicht, immerhin im nahegelegenen Ort ein Tante-Emma-Lädchen, wohin ich mich am Abend noch auf den Weg mache um ein paar Lebensmittel zu holen. Auf dem Rückweg setze ich mich an der alten Wasserburgruine, dem ältesten Siedlungsrest Redefins, auf eine Bank und genieße die Abendsonne. Da fährt der Transporter des Hufschmieds von Redefin zügig und mit Staubwolke vorbei zum nächsten Termin. Ich bin zufrieden zu sehen, dass es hier einen gut beschäftigten Schmied gibt – und noch froher, dass Khorsheets Beschlag so gut hält und ich ihn nicht nötig habe. Obwohl ich ihn schon für alle Eventualitäten eingeplant hatte…

Zum Abendessen gibt’s vom frisch gekauften Brot. Im Gästehaus eine Gästeküche mit Kaffeeautomat (und gemahlenem Kaffee), Kühlschrank und Clubraum. Aber leider bin ich der einzige Gast hier, und es fehlen ein paar andere Reiter für einen kleinen Smalltalk. Zwar stehen einige Wohnmobile auf dem großen Gelände verstreut herum, in denen wohl die Besitzer der Kurspferde nächtigen, aber im Gästehaus bin ich der Einzige. Frühstück kann ich zu meiner üblichen Aufbruchszeit früh am Morgen auch nicht bekommen, aber dank meiner Vorräte und des guten Kühlschranks ist das nicht unbedingt nötig. Man bemüht sich zwar um mich, am späteren Vormittag sei eine Zusammenkunft wichtiger Leute mit dem zuständigen Minister, und da werde es ein Frühstück geben? Nein, die Chance dem Minister sein gut geführtes Landgestüt zu loben, muss ich ausschlagen - zu dieser Zeit will ich längst wieder im Sattel sein.

Sa, 27. Juli (24. Tag): Sudetal bis Camin

Aufbruch von Redefin um 7:25 mit prall gefülltem Futtersack (Quetschhafer).
Wir schauen uns den Bronzehengst auf dem Paradeplatz an. Khorsheet schaut, als wäre er lebendig, wie immer freundlich-interessiert, aber der guckt so bös mit angelegten Ohren und reagiert nicht auf ihre freundlichen Blicke, sie quiekt ihn schließlich an und schlägt mit dem Huf, dabei seine drohende Geste kopieren. Das kenne ich sonst gar nicht von meiner Friedfertigen.

Schönste Sandwege im Tal der Sude Richtung Westen, das ich gern ein Stück, etwa 2 km, zweimal reite. Was für eine herrliche Gegend. Pause an der Brücke mit 90-Grad-Abzweig nach Norden, ich lasse sie Gras fressen, 9,9 km 8:40-55

Melkof hohe Bahnbrücke, 17,8 km, altes Schloss/ Rittergut, und am Ortsausgang getränkt, ein Rentner holt einen Eimer Wasser aus der Küche. Seitdem die Bauern überall das Grundwasser anzapfen zur Bewässerung der Kartoffelfelder, erzählt er, seien die alten Brunnen der Häuser alle ausgetrocknet.
Durch den Wald anfangs kein Weg und etwas schwierig, dann besser zu finden und auch schöne Wege, wobei ich auch ein wenig froh bin, dass nichts zu sehr verwachsen ist, denn in Openstreetmap standen die Wege bislang alle nicht drin.

In Vellahn wie geplant einkaufen im Penny-Markt nahe der Straße, 24,4 km 11:05-11:30. Ich muss Butter und Leberwurst erneuern, beide sind durch die Hitze verdorben, der Kühlschrank von Redefin konnte sie nicht mehr retten. Seit gestern vermisse ich meinen Ortlieb-Wasserbeutel. Wahrscheinlich ist er aus der vorderen Packtasche gefallen. Er hatte keinen festen Platz und wurde immer irgendwo dazugestopft, war aber auch schon über 20 Jahre alt und ging an den Kanten zunehmend kaputt. Eigentlich erstaunlich, dass er bis zuletzt dichthielt, denn häufig musste er die letzten Kilometer vorm Biwak vollgefüllt am Pferd baumelnd mitmachen, ich bin dann meist abgestiegen. Bei einem alten, vielgenutzten und zugleich recht wichtigen Ausrüstungsgegenstand hängt man natürlich dran wenn's verloren geht, auch wenn es schon etwas kaputt war.

Pferdeköpfe 2

Am Wasserturm von Goldonbow (ältestes Herrenhaus Mecklenburg-Vorpommerns) mache ich länger Pause, denn es ist ein großartiger Platz zum Grasenlassen meiner Stute im Schatten. Auch die Besitzer des Gutes gesellen sich dazu, sind richtig freundlich,12:30-15:05. Ich bin schon fast 30 km geritten, und viel weiter brauchen wir heute nicht. Ein tolles Gefühl, die Tagesetappen mit solchem Elan und derartiger Mühelosigkeit zu reiten.

Vor Camin – dem für heute geplanten Etappenziel – liegen etliche alte Siedlerhöfe, größere Anwesen im Außenbereich, prädestiniert zum Fragen nach Quartier. Und da, ein Hufeisen im Stahltor. Nach Landwirtschaft sieht es hier nicht mehr aus, aber ein großer Garten mit vielem Gras, das im Gegensatz zu den kahlgeschorenen, vertrockneten landwirtschaftlichen Flächen üppig und saftig-grün ausschaut. In dieser Dürre muss man seine Quartiere nach ganz anderen Kriterien aussuchen. Ich klingele und frage nach Wasser. Eine junge Familie wohnt hier, und wie überall macht sich Khorsheet durch ihre liebe Art sofort Freunde. Nachdem ich sie eine Weile habe fressen lassen und gefragt werde, wo ich heute noch hin will, lautet meine Antwort „Och, eigentlich muss ich gar nicht weiter. Mein Pferd hat hier alles, was es braucht, und ich bin auch ganz anspruchslos“ und man hat uns gern als Überraschungsgast. Das Grundstück ist so groß, dass man eigentlich Schafe bräuchte, nicht bloß Gänse. Dank Khorsheet muss der Hausherr nun weniger Rasen mähen, und sie hat eine schöne Kleewiese. Einen Misthaufen für die Pferdeäppel gibt es selbstverständlich auch noch. Für solche Zwecke habe ich extra eine stabile Plastiktüte dabei, aber mit der Schaufel des Gastgebers geht es selbstverständlich besser.

Es kommen noch die Schwiegereltern vorbei, ich werde zum Grillen eingeladen, berichte manchen Schwank vom Ritt und trage meinen Teil zur guten Unterhaltung bei. Ich bekomme ein Gästebett und morgens Kaffee. Für Khorsheet genügt neben der guten Wiese der mitgebrachte Quetschhafer von Redefin, den ich auch nur zu zwei Dritteln, etwa 3,5 kg verfüttere, wieweit ihr auch die Wiese nach der Box gestern nacht lieber ist.
Heute haben wir 32.4 km Strecke gemacht -- 7:25-15:35 Ankunft, gesamt 8:10 Std., mit 3:20 Pausen, also nur 4:50 Std. Reitzeit.
Trab 1:00 Std. (12,59 km), Galopp 0:45 min (269 m)
Wieder eine ruhige Etappe. Aber mehr war nicht nötig, denn wir liegen fast auf den Kilometer genau im Plan.
+ 255, -226 Hm, 1.5%

An der lbe

So, 28.Juli (25. Tag): Schaalsee, ehemalige Grenze

Um 8:25 breche ich nach kurzem Frühstück mit der Familie auf, mit noch 1 kg Futterreserve von Redefin.
Über Straße durch Kogel, Überquerung der A24 und durch Kölzin (hier Pferde) bis Schaalmühle. Die Feld- und Waldwege enden alle an der vor nicht allzulanger Zeit neugebauten Autobahn, nur Straßen führen herüber. Ein echtes Manko für den Tourismus! Nach vielen Kilometern Asphalt kann ich die Straße verlassen, schöner Weg nach Banthin.

Vor Boissow im Wiesengrund erste Pause, 13,6 km, 10:45
Am Schalsee verlief früher die Grenze zum Westen. Es gab einen festen Fahrweg von dem nur noch Spuren erhalten sind. Zweimal muss ich Bäume wegsägen. Der Seeuferweg ist ein wenig enttäuschend, weil der Ausblick auf den See – zur DDR-Zeit als Spähweg sicher peinlich freigehalten – heute fast komplett zugewachsen ist, und noch weiter zuwächst. Das Fehlen von Landschaftspflege wird auch hier mit Naturschutz gerechtfertigt. Auf meinen alten Karten ist der Uferbereich auch vor 1945 frei gewesen und es wurde selbstverständlich bis ans Seeufer landwirtschaftlich genutzt. Heute ist das unwirtschaftlich, und selbst die guten Wiesen scheinen nur sehr selten beweidet und wirken heideartig ausgehagert.

An der Stintenburg, einer See-Halbinsel, gibt es in einem schicken, sehr gut besuchten Biergarten Kuchen und Radler (8 Euro – Preise wie in den Touristenzentren von Bayern), dazu einen Eimer Wasser für Khorsheet 12:45-13:05
Kurze Zeit danach noch mal Pause auf einer Löwenzahnwiese bei Lassahn, weil sie am Biergarten angebunden werden musste (13:20-40). Mehrere kleine Badestellen, wo aber überall Leute sind; dabei wäre ein Bad mit Pferd jetzt sehr willkommen.

Mir fallen am Schaalsee ungewöhnlich große braune Bremsen auf, die es nur hier zu geben scheint. Ansonsten haben Mücken meine Beine ziemlich zerstochen, durch die dünne Ersatz-Reithose (Pikeur älteren Jahrgangs mit Echtlederbesatz), die ich in Redefin angezogen habe, weil sie noch etwas sauberer aussah, und die ich jetzt wieder gegen die Cordreithose mit den „vielen abgerittenen Meilen“ tausche.

Allee in
        Norddeutschland

Die Umgehung von Lassahn durch die Wiesen, ausgespäht nach Google Satellitenbildern, klappt gut (Jägerfahrwege durchs Feld). Etwas später ist der reguläre Weg „vom 1.2.-15.7. gesperrt“; gut dass wir später dran sind. Allerdings die Naturschutzbehörde tut bzw. unterlässt alles, damit auch in der übrigen Zeit ihn möglichst niemand benutzen kann. Zwei ältere Herrschaften kommen mir entgegen, ihre schweren Fahrräder tragend! Da kann man direkt froh sein ein Pferd zu haben, das sich alleine durchs Gestrüpp durchschlagen kann, selbst wenn man den Weg hin und wieder freisägen muss.

Dutzow 32,7 km, Pause 15:10-50 - Gedenkstein fürs alte Gutshaus, das direkt an der Grenze lag und abgerissen wurde. Hier wäre schon mein für heute geplanter Etappenort, aber es ist hier nix los, und ich kann nicht in Erfahrung bringen wem die große Wiese mit der alten landwirtschaftlichen Halle gehört. Pferde oder Weidetiere sind nicht zu sehen, und mein Kraftfuttervorrat muss noch ergänzt werden. Also weiter im Plan, nach Groß- Thurow. Dort bekomme ich bei den einzigen Tierhaltern, Taubenzüchtern, Tränkwasser und erfahre, dass es im nächsten Ort Dechow Pferde gäbe -- das ich um 17:15 erreiche.
Am Ortseingang ein Haus mit kleinem Pferdestall, wo ich zuerst niemanden antreffe, aber dann zurückkomme und etwas warte. Da kommt die Besitzerin von einer Feier in der Nachbarschaft zurück und ist gleich freundlich. Ihre Wiese wäre frei, denn sie selbst reitet nicht mehr, und die Tochter hat ihr Reitpferd lieber in einen edlen Stall mit Halle in der nächsten Stadt eingestellt. Ich bekomme auch ein Bier, und der ungesprächige Nachbar macht sich nützlich und schafft Quetschhafer herbei, was wohl Aufwand erfordert und einige Zeit dauert, aber wir unterhalten uns inzwischen gut. Natürlich sind die meisten Pferde heutzutage im Sommer wenig bewegt und stehen meist nur auf Gras, ohne Hafer. Der Abend ist gerettet, da mein Pferd nicht von den letzten Resten von vorgestern leben muss. Obwohl das Gras auf der Weide sehr gut ist; sie hätte gewiss keine Not gelitten auf dieser Luxuswiese. Ich frage nach einem Wirtshaus am Ort? Fehlanzeige. Man kann ncht alles haben.

Also Abendessen beim Pferd auf der Wiese, Linsensuppe vom Kocher, eins der zwei Standardgerichte dieser Tour. Heute bin ich also wieder etwas länger als die letzten Tage geritten. Dafür liege ich nun wieder vor dem Plan und kann morgen kürzer reiten. Nur noch ca. 65 km Strecke bis zum Ziel! Angenehme trockene Nacht auf der Wiese ohne viel Mücken.
8:36 gesamt, 2:07 Std. Pausen (inkl. Sägen) 6:29 reine Reitzeit.,
38,8 km.
Trab 50:45 min (10,36 km), Galopp 3:15 min (1,14 km)
+ 207, -204 Hm, 1.1%

Am Schalsee

Mo, 29. Juli (26. Tag): Maurine-Tal bis Schönberg. Fast am Ziel.

Start nach 3 1/2 Kaffee auf der Wiese um 7:20. Als erstes führe ich mal Straße entlang, Richtung Carlow. Khorsheet ist ziemlich träge an der Hand nach der Morgenfütterung, weil sie erstmal verdauen muss. Wenn ich gleich los reite strengt sie sich besser an. Der Röggeliner See hüllt sich in Dunst, das andere Ufer ist nicht zu sehen. In Carlow gibt es gleich einen kleinen Edeka, sicher der frühere Konsum. Erste Pause von 8:40-9:00. Wir müssen ein letztes Mal einkaufen, das Brot ist nämlich alle.
Durchs Maurinetal - 11,9 km 9:50-10:00. Sehr schön, und ich bin froh mithilfe der Satellitenbilder ohne Versumpfung durchs Quellgebiet zu kommen; es gibt viele Gräben und feuchte Stellen, und in ein paar Jahren ist wahrscheinlich alles so zugewachsen dass man nicht mehr durchkommt. Khorsheet will hier keine Pause, es hat zuviel Stechzeug. Etwas weiter oben, wo etwas Wind geht, ist es besser: Pause 10:15-35, 13,2 km. Es ist leicht hügelig, offenbar alte Dünen.
Grün-Unterführung unter der A20, dafür ist 200 m weiter der alte Ortsverbindungsweg von Törpt nach Klein-Siemz abgeschnitten. Rehe und Wölfe sind wichtig, Touristen oder Bauern offenbar nicht, oder es gab keine Zuschüsse dafür.
Schöner See mit Badestelle im Ort, den wir ungeplant durchreiten. Zum Baden ist es mir aber nicht sonnig genug. Nach dem Ort bei 17,9 km, Pause 11:30-12:05 auf einer gut nachgewachsenen Wiese. Sonst wird das Futter hier oben auch langsam knapp. Vor Schönberg, dessen größten Teil wir am Stadtrand umgehen (und an einer Schafshaltung etwas Probleme mit dem Weg haben) tränke ich am Friedhof, Khorsheet wird an einem Torchen der kleinen schattigen Allee geparkt während ich mit der Gießkanne Wasser hole, 12:25 19,6 km.
Dann kurz durch die Altstadt: viel Pflaster, ich reite auf dem Gehsteig, dessen Steine mir etwas griffiger vorkommen als das glattgeschliffene Straßenpflaster. Nördlich der Stadt erstes scheußliche Windradgebiet seit der Altmark (6 stehen fertig in der Landschaft herum, 5 sind noch in Bau)
Dann den früheren Bahndamm nach Norden, der sich entgegen meiner Erwartung ganz angenehm reiten lässt, sogar Trab ist möglich. Kein neumodischer Asphaltfahrradweg, sondern fester Kies (der mir auch zum Radfahren auch lieber ist als Asphalt, von dem das Laub meist nicht abgefegt wird). Gegenüber Malzow auf einer Wiese, Pause von 13:20-14:15 25,6 km, ich fühle mich zum Einschlafen müde. Überraschend ruft Henning an, von seinem Bodensee Ritt, und wir unterhalten uns 20 Min. Sie sind mehrmals nass geworden und nur noch zu zweit, gestartet waren sie zu viert. Ich hatte im Norden offenbar besseres Wetter als sie im Süden. Sie wollen noch bis Freitag reiten, sind etwa halb so viele Kilometer unterwegs wie ich. Das Gespräch muntert mich ungemein auf.
Die letzten 2km vor Dassow schöne Schilfwiesen, Naturschutzgebiet und neue kleine Brücke über die Stepenitz. Das letzte Stück Bahndammweg Asphalt.
In Dassow schaue ich mir noch den Seegrund an, finde aber alles voller kleiner Schaf- oder Gänsewiesen. Kraftfutter und Wasser werde ich hier auch kaum finden da alles voller Neubauhäuser ist. Ich reite also Richtung Ortsausgang in der Hoffnung auf landwirtschaftliche Höfe. Nach der Karte sieht es fast so aus als gäbe es dort welche.
Bereits um 15:30 finde ich im früheren Bauern-/ jetzt eher Ferienort Dassow-Kaltenhof 32.2 km /33 km ein gutes Quartier, im letzten Bauernhof am Ort, mit echten Kühen, und freundlichen jüngeren Leuten. Khorsheet kommt in eine Außenbox, vorher lasse ich sie auf der abgefressenen Rinderweide sich wälzen. Bei dem drückend schwülen Wetter heute ist sie ungewohnt verschwitzt. Pferde gäbe es auch, die sind aber weiter entfernt auf Sommerweide. Ich bekomme angeboten ein Bad in der Wanne zu nehmen, was ich gern annehme, gebratene Würstchen zum Abendessen, und am Ende sogar eine frisch bezogene Matratze in den Stall gebracht - das ist mir in jüngeren Jahren nie passiert! Khorsheet kriegt ganzen Hafer und Pellets, frisst wohl 7-8 kg, und Heu dazu! Ich mache die Box nur mit dem Strick zu, damit Luft reinströmen kann. Wie schon vorher macht es Khorsheet nichts aus, allein im Stall zu stehen, hier liege ich ja gleich nebenan. Unser letztes Quartier unterwegs! Und nun regnet es endlich..!
7:20-15:29, 8:09 h Gesamtzeit, 2:39 Pausen, 5:30 Std. Reitzeit – kurze Etappe!
Trab 39:06 min (7,99 km), Galopp 1:45 min (575 m)
+ 260, - 300 Hm, 1.7%

Di, 30. Juli (27. Tag): Ans Meer (Klützer Winkel) – Letzter Tag.

Letzter Tag, kurz vor der Ostsee, Start 6:45
Auf Straße geführt bis Gut Wieschendorf, dort Pferdezäune und herumstehende Pferdehänger; offenbar eine größere Reitanlage.
Khorsheet muss wieder die erste halbe Stunde verdauen, läuft danach aber wie aufgezogen. Ein schöner alter Fahrweg mit vielen alten Bäumen, die Fahrspuren sind halb Sand, halb Pflastersteine, auf die man aufpassen muss, nach Feldhusen. Sichtbar ein Ferienort, mit edlen Anwesen, auf ein paar davon stehen sogar Pferde. Im Ort kann man nur an wenigen Stellen parken, zum Meer hin gar nicht.
Wir sind da, am Meer, es ist erst 8:10. Ziel erreicht (6,9 km).

Ostsee

Khorsheet ist nicht so begeistert vom großen Wasser, was vielleicht an den vielen Algen und deren penetranten Geruch liegen kann. Relativ nah in Sichtweite liegt das schleswig-holsteinische Timmendorfer Strand mit dem prägnanten Hotelturm aus den 1970’ern ("Seht her, wir im Westen!"), und wir reiten in die andere Richtung. Der Strand ist schmal und eher steinig, nix mit Strandgalopp.
Pause am Strand 8:55-9:10 11,2 km
Ein paar Schiffe in der Lübecker Bucht, die in Richtung Dänemark unterwegs sind.
Brook Meerparkplatz Pause 10:05-20 16 km. Parkscheine und 2,20m Barriere, weil anscheinend Wohnmobilisten hier immer einen billigen Urlaub machten. Aber mit dem Pferdehänger kommt man so auch nicht durch.
Weiter östlich Strand teils mit Geröll, und die Steilküste wird immer steiler und rückt ans Meer heran. Irgendwann steige ich ab wegen der Steinbrocken, und bin froh dass wir überhaupt durchkommen. Ans Baden ist nicht zu denken.
Oben auf der Steilküste verläuft ein asphaltierter Radweg, aber vom Strand aus gibt es kilometerlang keinen Aufgang. Ein Küstenschiff von der Polizei patroulliert ebenfalls, ich bin überzeugt dass sie uns ins Visier nehmen, aber sie dampfen weiter. Einige Zelte stehen halb versteckt herum; natürlich ist Camping am Strand verboten. Und hier ein größeres direkt am Wasser, mit Treibgut verziert. Einige Frauen die Musik machen, eine junge Meeresnymphe tanzt mit entblößten Brüsten. Würde ich nicht auf meiner Stute sitzen, die dem Treiben wenig abgewinnen kann, wäre ich jetzt wohl verzaubert.
Von viel handfesterer Natur ist die Steinbecker Strandnixe, eine gute Stunde weiter. Mit fester Regie führt sie einen kleinen Parkplatz mit Imbissbude und hat dabei nicht mal eine Schranke nötig. Pause 12:15 -14:00 25,6 km - ich esse ein Fischbrötchen und trinke ein Radler. Das Pferd grast auf dem bewachsenen Parkplatz und ist die Attraktion.
Noch ein wenig weiter reite ich oben an der Steilkünste (Fußweg) entlang, zum Golfcafé Redewisch 14:30-14:50  27,9 km, mit Ausflüglern vom nahen Ostseebad Boltenhagen, wo ich aber nicht mehr hin will, des Touristen- und Badebetriebs wegen. Reite daher wieder zurück zum Steinbecker Parkplatz, wo es etwas rustikaler ist. Ich entrichte meinen Obulus, 20 €- für den Standplatz über Nacht inklusive unseren LandCruiser, der noch nicht da ist: Andrea kommt um 19:00, hat Stau unterwegs. Zwischenzeitlich regnet es, alle verkrümeln sich, und die Wirtin will schon zumachen, bleibt dann aber doch, nachdem mit dem besseren Wetter auch wieder Gäste kommen. Als Andrea dann da ist, belohnen wir ihre Geduld und essen jeder noch ein Schnitzel.
Für Khorsheet baue ich ganz pro Forma und mit bloß einer Litze einen Paddock am Parkplatz auf. Es übernachten einige hier, die meisten nicht in regulären Wohnmobilen, so wie wir mit unserem Dachzelt. Khorsheet frisst kaum vom von zuhause mitgebrachten Heu, lieber das kurze Gras, und Hafer umso mehr.
6:45-15:18 Gesamt 8:33 Std., Pausen 2:40, Reitzeit 5:53 Std für 29.9 km/ 30,5 km.
Trab 13:30 min (2,24 km), kein Galopp.
+ 260, - 260 Hm, 1.6%

Wochenstatistik

43,4 km Durchschnitt erste Woche      6:52 Std.    (4.333 / 4.696 Hm)
41,3 km Durchschnitt zweite Woche    6:49 Std.    (5.822 / 6.101 Hm)
41,8 km Durchschnitt dritte Woche    6:20 Std.    (3.074 / 3.285 Hm)
33.3 km Durchschnitt vierte Woche    5:33 Std.    (1.494 / 1.568 Hm)

Ostsee

Mi, 31. Juli – 4 Wochen unterwegs, die Heimfahrt

Wir stehen um ca. 7:00 auf, frühstücken zu zweit, packen ruhig alles zusammen, gehen mit dem Pferd nochmal ans Meer. Andrea geht ins Wasser, aber der Strand ist zu steinig um richtig zu baden. Um 8:30 verlade ich und wir fahren los. Beim Packen ist es noch trocken, und als wir verladen beginnt es zu regnen. Insgesamt ziemliches Schauer-Wetter heute und nicht mehr so warm. Ich habe mir das Wetter für den Ritt also ziemlich gut ausgesucht. Der Regen ist in jedem Fall nötig.
Bis zur Autobahn sind die Straßen angenehm zu fahren, trotz Regen. Bei Schönberg kurz vor der Autobahn vollgetankt, dann ab in Richtung Lübeck und östlich um Hamburg herum. Kein starker Verkehr.
Erste Pause mit Ausladen am fast leeren A7-Parkplatz „Wolfsgrund“ bei Dorfmark nach ca. 230 km Fahrt, für ca. 20 Minuten. Wie immer ist mein liebes Pferd völlig anspruchslos, und tut so, als wäre der Autobahnparkplatz mit den dürren, wenigen Grashalmen der angenehmste Ort der Welt für solch eine Pause.
In der Lüneburger Heide verlassen wir wegen Stau für 25 km Autobahn und kommen auf der Umleitung leidlich gut voran. Es ist jetzt wieder sonnig.
Um ca. 14:00 verlassen wir zum Tanken und für eine Pause am Grillplatz Hedemünden wie geplant die Autobahn, nach 400 km Fahrt. Hier ist es wirklich nett, und ich hatte vorgesehen, hier eventuell zu übernachten. Aber es ist noch nicht spät, wir sind bisher gut vorangekommen; so lasse ich Khorsheet in der Sonne am langen Seil grasen und mache ein kurzes Nickerchen, während Khorsheet sich den Bauch vollschlägt.
Um 16:00 fahren wir gut erholt weiter, sind dann nur noch knapp 2 ¾ Stunden unterwegs und kommen eigentlich überall gut durch. Khorsheet muss heute also insgesamt 8 Std. im Hänger stehen (ca. 620 km insgesamt), was ihr nichts auszumachen scheint, zuzüglich der 2 Std. Pause. Zuhause lade ich sie bei den anderen Pferden im oberen Leistenbachtal aus. Muyah und Cimia freuen sich beide sehr, sie wiederzusehen. Im Hänger hatte sie ca. 2kg Hafer gefressen.
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Ohne jede Macke und Blessur bringe ich mein geliebtes Pferdchen vom vierwöchigen Ritt nach Hause. Nur das Fellchen im Bereich der hinteren Sattellage ist etwas kurz gescheuert, aber druckempfindlich ist sie nicht, und zuhause wächst es binnen 10 Tagen unsichtbar nach. Ein bisschen schlanker ist sie geworden, aber keineswegs abgemagert - ich selbst habe gut 5 kg abgenommen, auf 81 kg. Wir sind also beide etwas sportlicher geworden. Nach nur sieben Tagen wohlverdienter Weidepause reitet Valeria sie wieder, und vier Wochen später, am 24.8. reiten wir sie und Muyah 35 km zum Distanzritt in Steckenroth - 66 km ohne den kleinsten tadelnden Eintrag in der Checkkarte – und am nächsten Tag wieder zurück.

Steilküste Klützer
        Winkel

Übernachtungen:

Biwak am Haus (10x)
Freies Biwak (7x)
Paddock/ Gästezimmer (4x)
Box(Heu)/ Gästezimmer (3x)
Box (Heu)/ Stall (1x)
Garten (Heu)/ Hotel (1x)
---> 19x Hafer oder Kraftfutter beschafft (1x nur Haferflocken vom Supermarkt)


Link: Die Strecke auf Komoot (mit Korrekturen)
Die Strecke als GPX-Track (korrigiert)


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