Die verschienden
Arten des Wanderritts
Der Biwakritt, die Krone der Wanderreiterei
Grundsätzliches zum Biwak
Ich bin froh, dass im besten derzeit auf dem Markt
befindlichen Buch übers Wanderreiten (POSCHARNIGG, Werner: Das weite Land des
Wanderreitens. Trekking- Know-How zum Planen und
Losreiten, Bempflingen 2000) auch das Biwakieren
erwähnt ist. So befinde ich mich zumindest nicht in
schlechter Gesellschaft.
Für das Biwak sprechen
neben romantischen Gründen, des größeren Natur- und
Landschaftserlebnis, und der zum selbständigen Wanderreiten
passenden höheren Freiheitsgrad (wie schon erwähnt)
vor allem das
Praktische und die gute und risikoarme Pferdeunterbringung und
–fütterung.
„Unbequemlichkeit“ ist eine Frage guter Ausrüstung, und
betrifft nur den Menschen - Indes: Übernachtungen in alten
Bundeswehrschlafsäcken u.ä. sind nur zu ertragen, wenn
Jugend, Idealismus, Gesundheit und Leidensfähigkeit noch
sehr groß sind.
Ich habe eher selten auf Bauernhöfen mein Pferd guten
Gewissens auf fremden Koppeln untergebracht. Oft sind Zäune
schadhaft, es gibt scharfe und verletzungsträchtige
Fremdkörper, zuwenig Futter, benachbarte andere Weidetiere
u.ä. Ein NO-GO ist die Unterbringung mit fremden Pferden (es
sei denn, das eigene Reitpferd hätte einen sehr starken,
resoluten und abweisenden Charakter, und besteht nicht auf
Kennenlernen...). Wenn man nicht auf Biwakieren
eingestellt ist, wird manch schlechte Unterbringung
unterwegs unvermeidbar: wenn es nämlich dunkel wird, das
Pferd müde, und man nichts besseres findet. Schon allein aus
diesem Grund ist es gut, auf ein Biwak eingestellt zu
sein, selbst wenn man es denn vielleicht nicht macht,
und die Gelegenheit zu einem geeigneten Bauern- oder
Wanderreitquartier nutzt.
Bei Biwaks ist das anders. Üblicherweise ist die
Unterbringung des Pferdes sicher und überschaubar. Dennoch
gibt es ein paar Maßregeln zu beachten, beginnend bei der
Platzauswahl.
Man fängt damit an, in typisch bescheidener Manier einen
Platz auszuwählen, dem man schon ansieht dass niemand ihn
mehr so richtig schätzt, oder gar bewirtschaftet. Solche
gibt es im vermeintlich dichtbesiedelten Deutschland -
erstaunlicherweise - immer noch zu Genüge, vor allem in den
Mittelgebirgsregionen, und den Neuen Bundesländern. Und: Es
werden eher mehr, als weniger. Natürlich ist damit altes
Kulturland gemeint und keine Industriebrache. Plätze von
ehemaligen Schmelzen, Hämmern und Bergwerken sind allerdings
oft schwer erkennbar, und können auch belastet sein
(Schwermetalle und andere Gifte). Aber Futterwiesen und
gepflegte Viehweiden sind tabu.
Im Regelfall wählt man entweder ausgelassene hochgelegene
Talwiesen (bachaufwärts zu den ersten Siedlungen, mit
zweifelsfreiem Wasser) oder Heideflächen auf den Höhen zum
Biwak, bei denen ein geeigneter Bach nicht allzuweit
entfernt sein sollte. Falls nicht, sind die Pferde im
abgekühlten Zustand bis max. 1/2 Std. vor dem Einrücken ins
Lager satt zu tränken. Wenn sie dann morgens noch
taufrisches Gras haben, werden sie die ersten 2-4 Std. des
Rittes nicht durstig werden. Man sollte auch für Kraftfutter
gesorgt haben, da Gras als alleinige Energiequelle bei
mehrtägigen Ritten meist nicht hinreicht, und die Pferde das
Kraftfutter ja auch meist gewöhnt sind.
Waldlichtungen eignen sich selten, da meist als
Wildfütterung verwendet (oder zweckentfremdet). Ich habe
aber schon, eher notdürftig, auf großflächigen
Waldkreuzungen von unbefestigten Wegen mit reichlich grünem
Gras mein Camp aufgeschlagen - leider sind Kreuzungen von
mehr als einem grasbewachsenem Weg in den deutschen Forsten
schon eine Seltenheit von sensationellem Rang..!
Das wichtigste ist also, dass man niemand
wirtschaftlich schadet, und Futter fürs
Pferd. Das zweitwichtigste, dass man seine Ruhe
hat! Deshalb soll man Plätze meiden die an befestigten
Wegen liegen, sondern lieber etwas abseits. Was die unbefestigten
Wege angeht, lassen sich indianerartige Spurenlesekenntnisse
entwickeln, wie alt eventuell vorhandene Reifenspuren sein
dürften.
Als Lagerplatz verbieten sich vor allem nasse und
tiefgründige Böden, sowie Pferde die anstatt zu stehen und
zu fressen „unchristlichen Ackerbau“ betreiben - aus
Übermut, Mißfallen oder Mangelerscheinungen Bäume abschälen
(Zweige fressen ist erlaubt!) oder sich sonstwie unmöglich
verhalten.
Solche Pferde kann man auf einen Biwakritt nicht mitnehmen,
bis sie besser erzogen sind!
Hütesichere Pferdeunterbringung
Was die Pferdeunterbringung im Biwak angeht, so bin
ich entschieden gegen die heute beliebten
„Wanderreiterpaddocks“. Die eignen sich viel besser zum
Abportionieren auf Kulturgrün in Dorfnähe, wenn solches
erlaubt wurde, oder zum Auszäunen unsicherer Flächen auf
Bauernkoppeln. Im Biwak auf Ödland haben Zäune nichts zu
suchen und würden zurecht Argwohn erregen.
Stattdessen verwende ich Laufseile (wenn zwei Bäume in
ausreichendem Abstand vorhanden sind mit genügend Futter
dazwischen) oder ein Picket-Line (oder Picket).
Diese wird nur an einem Baum befestigt, kann zwischen 9 und
25 Meter lang sein, und wird etwa 2m hoch angebracht, damit
das Pferd beim Längerziehen des Seils beim Grasen dessen
Verlauf erkennen, und vermeiden kann hineinzutreten. Dieses
bedarf oft einiger Gewöhnung und Übung, kann aber auch von
sensiblen oder ängstlichen Pferden erlernt werden. Manche
intelligente und eher stätisch oder stur veranlagte
begreifen es sofort und verheddern sich nie. Welche die sich
verheddern müssen schon anfangs soviel Vertrauen zum
Menschen haben dass sie dann warten, wenn man aufspringt um
ihnen zu helfen.
Aus diesem Grund müssen Karabiner und Seil von guter
Materialqualität sein (nicht aus dem Baumarkt sondern vom
Bergsportgeschäft). Die Knoten und
das Aufwickeln des Seils gehören zum Wanderreiter-1x1.
Ein solches Seil hat den Vorteil, dass es 4x leichter
als ein Paddock ist, an Hütesicherheit um ein mehrfaches
überlegen, trotzdem mehr Fläche zum Grasen lässt, und man
leere Batterien oder technische Defekte nie fürchten muss.
Ein Seil kann auch noch zu vielen anderen Zwecken beim
Wanderritt praktisch verwendet werden, z.B. um in einer
Scheune oder Halle Behelfsabsperrungen für Boxen zu
errichten.
Rechtliches zum Biwak
Das Biwak hat den Charakter einer Notunterkunft.
Plätze wo man mit dem Auto hinfahren kann, oder sogar
Anhängergespanne oder Wohnmobile passen nicht zum Biwak, und
sorgen sofort und nachhaltigst für erboste und gegen
Wanderreiter eingestellte Jäger, Bauern, Grundbesitzer und
Naturfreunde. Wer ein Auto dabei hat, dem ist ja
schliesslich zuzumuten bis zum nächsten Gasthaus oder
Pferdehof zu fahren, er "muss" nicht draußen übernachten.
Zelten ist im allgemeinen mindestens in den
Naturparks (außer auf ausgewiesenen Zeltplätzen)
unstatthaft. Das einmalige Übernachten (=Biwak) auf
Wanderungen ist jedoch im Regelfall erlaubt und wird
heutzutage auch meistens toleriert, wenn auch nicht so frei
wie in Skandinavien wo es verbrieftes Recht ist. Aber auch
dort endet dieses Recht da, wo die Rechte anderer beginnen,
also Grundbesitzer geschädigt werden, z.B. wenn Pferde kurz
vor der Heuernte Gras abmähen oder verschmutzen, oder beim
Campen in Naturschutzgebieten (das Camp hier als
einmaliges Lager im Sinne von Biwak verstanden).
Im Sinne einer Biwakausrüstung
sollte man entweder die von den Alpinisten bekannten
Biwaksäcke verwenden (gibt es mit Goretex, ich habe meinen
schon fast 30 Jahre) oder ein sehr kleines, unauffälliges
Zelt (in gedeckten Farben wie sie aus Gründen der
schlechteren Sichtbarkeit im Notfall bei Alpinisten eher
nicht in Tradition stehen). Es gehört dazu, dass man sie
nicht mitten auf Wiesen aufstellt, sondern am
besten am Waldrand unter Bäumen, wo auch morgendlicher
Taufall oder Frost den Aufbruch am wenigsten verzögert. Beim
Biwak wird generell nicht "herumgegammelt" sondern man
schaut, dass man früh aufsteht und rasch wegkommt, bevor der
Bauer auf seinen Acker oder der Jäger ins Revier fährt.
Offenes Feuer, und anderes zum Verhalten im Biwak
Desgleichen ist Feuer in der Regel nicht möglich,
und wegen Waldbrandgefahr verboten, insbesondere im Sommer
und bei gutem Wetter, wo man ja am ehesten biwakieren
möchte. Als Wanderreiter hat man aber hoffentlich einen Spirituskocher
dabei, den einzigen Kocher den man sogar im Zelt
benutzen kann, um sich seine Mahlzeiten zu bereiten oder
Kaffee zu kochen, und ist nicht auf Feuer angewiesen.
Wenn ein Lagerfeuer gemacht wird, genügt ein kleines, das
anschliessend auf Pfadfinder-Art zu löschen ist, und dessen
Spuren beseitigt werden. Ist schon eine alte Feuerstelle
vorhanden, wird selbstverständlich diese benutzt, und nicht
2m daneben eine neue aufgemacht, wie man das leider so oft
sehen kann wo Menschen "wild" grillen.
Grundlegend ist das Pfadfinder-Prinzip, den Platz wie
vorgefunden zu verlassen - oder sogar möglichst noch
besser. Ich räume eigentlich immer erstmal auf, und
untersuche den Platz dabei auf mögliche Gefahrstellen fürs
Pferd wie eingewachsene Zaundrähte u.dergl. Die Harmonie des
Platzes und mein Auge beleidigende Dosen,
Flaschen, Papier u.ä. versuche ich mitzunehmen und
entsorge sie ordnungsgemäß, als Ausgleich und Dank an die
Natur. Man lärmt nicht, lässt in keinem Fall Hunde streunen,
durchstreift nicht das ganze Gelände wie ein Raubtier auf
Beutesuche.
Konsequenterweise, habe ich eine geheime Liste besonders
schöner und gut geeigneter Biwakplätze, die ich nach Jahren
gern mal wieder benutze, und solche Übernachtungen bei
geeignetem Wetter können zu echten Höhepunkten eines
Rittes werden. Ab und zu ist das allerdings nicht möglich:
So kam ich 2014 an den Hängen des Mittelrheins an einer,
heute völlig zugewachsenen, ehemaligen Obstbaumwiese vorbei,
und erinnerte mich schlagartig daran, an ebendieser Stelle
vor über zwanzig Jahren einmal mit meinen zwei Pferden und
gespannter Laufleine übernachtet zu haben. - Dass diese
Wiese und Obstbäume niemand mehr wirtschaftlich nutzte, war
mir damals aufgefallen. Die im Nachhinein festgestellte
Folge dessen, der landschaftliche Verfall, machte mich schon
etwas wehmütig.
Von der Idee, verschiedene Pferde an ein
Seil anzubinden halte ich nichts, weil das nur Verwicklungen
gibt. Jedenfalls nicht, wenn sie etwas fressen sollen dabei.
Um Pferde kurz anzubinden (ohne zu fressen) ist es
brauchbar. Aber, wie gesagt, dazu mache ich eigentlich sehr
ungern Pausen.
Das Laufseil zwischen zwei Bäumen, mit dem am
Karabiner gleitenden Anbindestrick war lange Jahre meine
Lieblingsunterbringung, hat aber zwei Nachteile: Erstens
gibt es nicht überall zwei Bäume in passendem Abstand, und
manche Pferde wickeln ihre Anbindestricke gern um die
Anbindebäume. Zweitens schaffen es (meist die gleichen)
Pferde in so ziemlich jeden Anbindestrick hineinzutreten und
sich zu verheddern. Das kann üble Situationen, und kleine,
hässliche, ausgesprochen schlecht heilende
Fesselverletzungen verursachen. Ich habe deswegen einmal ein
Pferd heimbringen müssen. So etwas ist sehr ärgerlich.
Jedenfalls habe ich irgendwann festgestellt, dass die Pferde
beim Picketseil (das nur an einer Stelle
festgeknotet ist), vorausgesetzt es ist nur lang
genug, besser lernen nicht hineinzutreten. Manche
achten sehr genau darauf, immer seitlich vom Seil zu gehen
und zu stehen, oder dieses nach Möglichkeit straff zu
halten. Deshalb ein dickes, helles Seil verwenden, das auch
bei Dunkelheit noch leidlich sichtbar ist, und dieses so
hoch wie möglich, nicht direkt am Baum sondern einem starken
flexiblen Ast anbinden. Bestimmte Pferde verheddern sich
nie, andere behalten trotz Intelligenz die Neigung zu
Panikanfällen lange bei, wenn ihr geheiligter Freiraum
plötzlich eingeengt wird. Das Pferd muß dann sehr viel
Vertrauen zum Menschen haben, damit es wartet bis der ihm
zur Hilfe kommt. Manche vermeiden aber auch sich am Seil
hinzulegen aus Furcht sich zu verheddern, oder legen sich
erst nach einigen Tagen. Das ist aber die gleiche Sorte die
sich auch in fremden Ställen ungern legt. Ohne Aufsicht
lassen darf man ein zur Nacht angebundenes Pferd nie, und
man wird beim schlafen tunlichst mit einem halben Ohr und
Auge wach bleiben.
Vorm Anbinden ans Picketseil sollte man sich den Boden
um Umkreis recht gründlich anschauen und ggf.
absuchen, denn um kleine Bäumchen und Büsche, alte
Pfostenstumpen und manche im hohen Gras verborgenen
Hindernisse werden die Seile von den Pferden gern
herumgewickelt. Bei der Gelegenheit "zeigt" man dem Pferd
den Aktionsspielraum mit dem Seil (und zwar während es noch
hell ist). Desgleichen sollten die Pferde nicht an
Futtersäcke und Ausrüstung herankommen, oder das Seil durch
heiße Reste des Lagerfeuers ziehen können, wodurch es
beschädigt würde.
Zwischenfrage/
FAQ: Wieviel KM kann man denn täglich so schaffen, auf
einem Biwakritt..?
(bzw. auf Wanderritten generell)

Hobbeln ?
In Büchern zum Thema immer wieder erwähnt wird das Hobbeln.
Ich hege den starken Verdacht, die wenigsten die es
beschreiben haben es wirklich ausprobiert. Es ist noch
einengender als Laufseil oder Picket, weil hier die Beengung
ständig ist. Für hochblütige und freiheitsliebende
Pferde ist es eine Quälerei, wenn für längere Zeit als eine
kurze Futterpause praktiziert. Dass die Berber oder Beduinen
ihre Pferde so halten, oder gehalten haben tut nichts zur
Sache. Denn erstens waren sie es vermutlich von klein auf
gewöhnt, zweitens war es durch Not bedingt (Angst
vor Diebstahl, keine anderen Unterbringungsmöglichkeiten),
und wird drittens heute selbst in diesen Ländern kaum noch
praktiziert. Will man Pferde über Nacht derartig sichern,
hindert man sie daran sich nach einem anstrengenden
Tagesritt körperlich völlig zu entspannen. Hinzu kommt, dass
Hobbles ein Pferd nicht wirklich hindern lange Strecken
damit zurückzulegen, wie ich 1986 und 1987 selbst mehrfach
erlebt habe. Einmal suchte ich einen halben Tag lang mein
Pony, das sich über Nacht mit Hobbles im unübersichtlichen
Gelände selbstständig gemacht hatte. An den Vorderbeinen
gehobbelt kann ein geschicktes Pferd Galopptempi entwickeln
wo ein Mensch kaum hinterher kommt. Ich habe ein einziges
Mal vor über 30 Jahren Hobbles wirklich erfolgreich verwendet
gesehen, um dem sehr selbstbewußten und unabhängigen
Islandpony Suana, dem Pony meiner Schwester, ein für allemal
das Weglaufen beim Einfangen abzugewöhnen. Suana trug die
Hobbles ca. 2 Wochen Tag und Nacht auf der etwa 30 ha.
großen Weide (natürlich täglich kontrolliert) und war
nachher von dieser Unart für immer kuriert. Ich will damit
nicht sagen, dass ich diese Methode für jedes Pferd
empfehlen würde. Hier waren die üblichen Mittel: Große
Geduld, Futter, und viele Helfer alle erfolglos geblieben.
Zudem war dies Pferd intelligent und geschickt genug, um
sowohl mit den Hobbles klarzukommen, als auch sie als Strafe
für sein Verhalten zu verstehen.
Sonstiges
Der Reiter sollte eine Karte dabei haben, in der die Naturschutzgebiete
eingetragen sind. In diesen zu biwakieren ist in der
Regel verboten (auch das Darin-Reiten abseits der
eingetragenen Wege), oft finden sich in deren Nähe aber
geeignete Flächen.
Viel mehr geeignet können Grillplätze sein, oder
alte Sportplätze (natürlich nicht auf Spielfeldern
oder -plätzen!), sofern diese nicht "zu gut" gepflegt und
sorgsam gemäht sind. Das wird auch von Jägern lieber
gesehen, da das Wild die Menschen an diesen Stellen bereits
gewohnt ist (und warum sollte man sich als Reiter die Jäger
ohne Notwendigkeit verärgern?). Man hält sich dann hier mit
den Pferden am Rand und entsorgt alle Pferdeäpfel sorgfältig
ins nächst große Dorngestrüpp. Auch wenn sie nach ein paar
Wochen von allein zerfallen würden, anders als Hundehaufen -
ganz einfach, weil es Leute gibt die sich an ihnen stören
könnten.
Überhaupt setze man einigen Ehrgeiz darin, nicht
aufzufallen, vor allem nicht negativ. Denn das würde
sich auch auf andere Reiter übertragen. Wer aber als Reiter
es schafft, auch als Naturfreund wahrgenommen
zu werden, anstatt nur als Benutzer eines vierbeinigen
Sportgeräts wie üblich, gewinnt sofort viele Sympathien
auch bei skeptisch eingestellten Menschen, die diese Art
mit Pferd zu reisen gleich als etwas ganz besonderes, und
intensives Naturerlebnis begreifen.
Bloss von manchen, sehr rückständigen Gebieten her kenne ich
es noch, dass Gras auch an Wegrändern, sorgfältigst als
Hasenfutter abgesichelt wird, und jedes Gras fressende Pferd
sofort altbäuerlichen Zorn herausfordert. Man sollte als
Reiter sich immer bewusst sein, oder bewusst machen, dass
bäuerliche Armut und Ausnutzen auch des kleinsten
landwirtschaftlichen Zuerwerbs ein naturnahes
Überlandreiten, wie wir es heute kennen, noch vor 100 Jahren
in unseren Breiten nicht erlaubte!
Ich habe auf Wanderritten über 200x biwakiert, und Ärger gab
es nie. Auf den meisten Plätzen bin ich allerdings auch
nicht bemerkt worden. Dort wo ich bemerkt worden bin, gab es
(aber auch nur selten) freundliche bis mahnende Worte von
einem Jäger, Förster oder Naturschützer, die ich mir
freundlich angehört und zu einem Kennenlern-Gespräch genutzt
habe. Man hat mir dann immer eine geruhsame Nacht und guten
Weiterritt gewünscht. Einmal wurde ich (im würzburgischen,
1988) als ich an einer per Asphaltweg erreichbaren
Grillhütte mit dem Pony übernachtete, in Sichtweite eines
Tennisclub-Restaurants, morgens vor dem Abreiten von der
Polizei auf meine Personalien kontrolliert - seitdem habe
ich solch gut erreichbare Plätze nach Möglichkeit
vermieden..!
-- Wenn ich daran denke wieviel Müll in der Zeit
(trotz bewussten Konsumverhaltens) ich produziert habe, oder
CO² und Abgase, um mit dem Auto zu Arbeit zu kommen
(trotzdem ich dafür einen sparsamen Kleinwagen benutze und
nicht etwa mein Pferde-Zugfahrzeug), bereitet mir das
wesentlich mehr Kopfzerbrechen, als alle Fußabdrücke die ich
selbst in zehn Leben zusammen in Naturschutzgebieten
zurücklassen könnte...
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