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Neu Feb. 2015

Wandern, Reiten und Radfahren auf dem "GRÜNEN BAND"?

Grenzweg Andenhausen
Abb.: Bei Andenhausen verläuft die ehemalige Grenze zur DDR auf dem Hauptkamm der Thüringischen Rhön. Im Westen Nadelwaldgehölze die alle erst 50-80 Jahre alt sind und im Zuge des s.g. "Rhönplans" gepflanzt wurden. Nach Osten hin bietet die Landschaft noch das ursprüngliche Bild. Grünland aufzuforsten hätte die Kontrolle des Grenzstreifens bloß erschwert. Im Vordergrund kann man Reste des alten Zonengrenzzauns sehen, hier noch lange als Viehzaun weitergenutzt. Über 10 Jahre nach dieser Aufnahme sind die Stacheldrähte fast überall entsorgt. Eine der wenigen Stellen wo der Kolonnenweg richtig schön ist.

Alle die vom "GRÜNEN BAND" gehört haben und hier entlang reiten wollen, muss ich (aber nur in einer Hinsicht) enttäuschen.

Es handelt sich um ein Ökoprojekt, nicht um einen Wanderweg. Auch wenn bisweilen der Eindruck entsteht, und von privaten Firmen, die gut damit verdient haben müssen, an allen möglichen
, nur per PKW erreichbaren Stellen teure Hinweistafeln aufgestellt wurden und sogar Wanderzeichen.
Wenn man nach diesen 2-15 Min. wandert, hören die Schilder auf, und der Weg verschwindet: Im Falle von Wald ist er versperrt, zugewachsen und dahinter stehen die Hochsitze - im Fall von Grünland, und der Weg ist als landwirtschaftlicher Verbindungsweg nicht weiter nützlich, als Kuhkoppel mit Stacheldraht eingezäunt. Fast immer ist es so, dass dabei die Bauernhöfe und Weiden im Westen liegen, und nach Osten hin "erweitert" wurde. Der Verdacht widerrechtlicher Aneignung und Absperrung liegt dann mehr als nahe. Das ist nach meiner Erfahrung fast überall an der Grenze von Hessen und Bayern zu Thüringen so.
Das "Grüne Band" entlangzuwandern ist somit voll "abenteuertauglich". Aber ob es die Art von Abenteuern ist die man erleben will, ist die Frage. Jedenfalls ist es nichts für Leute die von A nach B, oder irgendwann ankommen wollen.
Wer wandern will, macht das besser auf den traditionellen Wanderwegen der Wandervereine, die von ehrenamtlichen Helfern immer wieder abgewandert und nachmarkiert werden. Auch wenn deren Schilder und Webseiten viel unscheinbarer sind, und sie das Riesen-Geschäft mit den neumodischen "Erlebnispfaden" komplett verschlafen haben. Dafür pflegen sie die Wege aber nachhaltig, d.h. stellen nicht bloß teure Tafeln hin, machen Bilder, Presseberichte und Webseiten, und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen, zum nächsten Auftraggeber.
De facto gab es 1989 auf der westdeutschen Seite einen sehr schön bereitbaren Grenzweg : Der Grenzpfad den die westdeutsche Grenzpolizei regelmäßig abging. Auf Karten kaum dokumentiert und seit 1990 leider verschwunden.
Der ehemalige NVA Grenzweg (bekannt auch als "Kolonnenweg") mit seinen bekannten Betonplatten ist weit schlechter geeignet. Für Fahrradreifen und Pferdehufe sind die Schlitzplatten ungeeignet bis gefährlich. Vielerorts wurden sie entsorgt, oder geklaut. An den meisten Stellen liegen sie noch, teils unter tiefem Gestrüpp, oder in den Boden eingearbeitet. Da sie ohne Unterbau verlegt wurden, setzen moderne schwere Traktoren und Forstschlepper ihnen weit mehr zu wie die relativ leichten LKWs und Trabbis der Volksarmee. Eine gerade ebene Bahn, was besonders Radfahrer schätzen, bieten sie so nicht. In den Mittelgebirgen sind sie bestenfalls mit dem Mountainbike, und kaum mit Gepäck befahrbar. Der Kolonnenweg nimmt nicht die mindeste Rücksicht auf Steigungen, und führt die steilsten Hänge geradeaus hoch. Anders als jeder "normale" fahrzeuggeeignete Feld- und Waldweg.

Das Grenzland von Hessen, Bayern und Thüringen ist ein Refugium der Natur und bestens zu bewandern. Wer hier wandern, radfahren oder reiten will, tut gut daran sich bessere Wege zu suchen als den "Kolonnenweg", auch wenn er in den meisten Karten noch ausgewiesen ist, selbst dort wo er nicht mehr passierbar ist. Wir sind auf ihm erstmals 1990 geritten und immer stärker davon abgekommen, da sich sein Zustand (der abnehmenden bzw. sich geänderten Nutzung wegen) Jahr um Jahr verschlechterte.

Grünes Band

Dazu noch etwas:
1990 gab es mehr "Löcher" und Übergangsmöglichkeiten im "Grünen Band", also zwischen den Landesgrenzen der west- und ostdeutschen Bundesländer, als heute! Woran liegt das? Jäger und Naturschutz-Interessenvertreter haben dafür gesorgt, dass das Grüne Band heute zuwächst. Ja es geradezu zum Programm erhoben. Man braucht dafür nichts anderes zu machen als Wege abzusperren und unzugänglich zu machen. Für den Rest sorgt - Gott sei Dank ist das bei uns noch so - die Natur ganz von alleine. Stichwort Sukzession. Man braucht quasi nichts zu tun und kann sich dafür sogar feiern (lassen), getreu dem Motto "Am besten hat's die Forst-Partie; Es wächst der Wald auch ohne sie." (gefunden bei Peter Burchel/ Horst Stern)
Man hat uralte unbefestigte Ortsverbindungswege, die 1989/1990 mit Enthusiasmus wieder aufgemacht worden - und der Metallgitterzaun als erstes demontiert wurde - wieder zuwachsen lassen und verrammelt. Ein kulturloser Umgang mit unserem Erbe. Eigentlich wäre das Hochziehen einer Mauer der nächste Schritt, mit nur den nötigsten Öffnungen für Hauptstraßen und Autobahnen. Man kann sie diesmal dann unbewacht lassen. Längst ist die Neugier "was auf der anderen Seite ist" bei den Menschen in Ost und West in Desinteresse und Resignation übergegangen. Das hat viel mit enttäuschten Träumen von Freiheit zu tun. -- "Wir sind das Volk" wird ja schon wieder gerufen, aber diesmal von ganz anderen Leuten, mit ganz anderen Motiven als im Herbst 1989.... 

Naturschutz, wie man es besser nicht macht: Das NSG "Lange Rhön"

Soweit es die RHÖN betrifft, gab es leider schon immer eigensüchtige Schreibtischtäter, die sie zum Objekt ihrer Ziele der Macht missbrauchten. Den Bauern oder Bürger muss man zu seinem vermeintlich Besten zwingen, ist die  Geisteshaltung der Verwaltung mancherorts von damals bis heute. Von den Nazis aus Franken um Gauleiter Hellmuth, dessen "Rhönplan" von manchen immer noch als Beitrag zur "Kultivierung" verkauft wird, obwohl er einen großen Teil der Rhön mit Fichtenstangen bepflanzen liess, die bei Stürmen umfallen wie Streichhölzer (was er mit den Rhönbewohnern vorhatte, wird verschwiegen). In Hessen wurden diese Stangen jetzt zumindest an der Himmeldunke und der Hohen Hölle abgeholzt. In Bayern nicht. Dabei wurde hier besonders viel altes Huteland aufgeforstet.
Über die Birkhuhnfanatiker die im NSG Lange Rhön seit den 1970'er Jahren erst die Segelflieger vom Stirnberg vertrieben, mit Subventionsgeldern hier die breitesten Feldwege von ganz Bayern aufschütteten (und für Erholungssuchende absperrten), riesige Flächen aufkauften und der traditionellen Nutzung als Extensivweide entzogen. Heute würde man sie gerne wieder beweiden lassen - wenn sich denn Schäfer noch dazu bereitfänden. Die lassen ihre Schafe nämlich lieber im Tale weiden, wo sie leichter hinkommen, es Wasser gibt, sie weniger von halbwissenden Bürokraten gegängelt werden. Sie schützten das Birkhuhn zu Tode und müssen sie mittlerweile (allen Ernstes) aus Schweden einkaufen zwecks Auswilderung (Weiteres zum Thema hier). Ohne Birkhuhn müsste man das Groß-NSG zumachen weil der Schutzzweck wegfiele. Was nicht schlimm wäre, denn vor dem NSG Lange Rhön gab es dort auch schon andere, kleinere. Aber: nichts gelernt daraus; wenn restriktive Maßnahmen das Gegenteil des Bezweckten bewirken, muss man wohl noch restriktivere fahren. Erholungssuchende gängeln und aussperren, vorzugsweise Radfahrer und Reiter. Inzwischen breiten sich auf den Betreten-verboten!-Hochflächen Lupinen und andere Neophyten aus - "Schön wie das alles so blau blüht!", sagt der Naturfreund aus der Großstadt - zerstören die ursprüngliche Pflanzenwelt und nicht zuletzt auch die ökologische Nische der Birkhühner, denn das mag offene Flächen und kein halbmeterhohes Kraut. Dabei müssten die Verantwortlichen ihren Blick nur mal 5km weiter richten. Was sie natürlich nicht tun werden, denn sie haben ja den Naturschutz erfunden - Zur Hohen Geba, Himmeldunke und Kreuzberg: Ein Beweidungsmix mit Rindern, Schafen und Pferden. Und ohne 3m breite und für 40-Tonner geeignete Feldwege. Hier bewegt sich die grüne Politik des Biosphärenreservats zurückhaltend und vernünftig.

Mit der Zwangsökologisierung des "Grünen Bands" soll bloß die nächste grüne Sau durchs Dorf getrieben werden, und vielleicht hofft man so Stellen zu schaffen, für andere halbwissende Bürokraten. Zum Glück hat es immer Naturfreunde und Bauern gegeben, die Maßnahmen der "Obrigkeit" ins Leere laufen und sich nicht aussperren liessen. Da braucht der Rhöner seit jeher von niemand Nachhilfe.

Nur weil es von Luftbildern oder auf Google Earth klasse aussieht, hat niemand etwas davon. Ästhetik und Ökologie einer Landschaft sind nicht durch den Satellitenblick zu bestimmen, sondern nur durch den Menschen der sich ihr bescheiden am Boden, im Tempo des Fußgängers nähert. Reiten und Radfahren sind schon fast des Luxus zuviel!

Und ginge es darum, anstatt Jäger und Naturschutz-Bürokraten zu bedienen, an die Teilung Deutschland zu erinnern, haben lokale Initiativen längst viel besser vorgemacht, wie das geht. Und zwar klein und bescheiden, ohne Interessierten gleich den "Holzhammer" überzuziehen, einerlei ob den politischen oder ökologischen...


Info:
Rhönplan 1933 und Marschler-Plan (zum Einstieg)

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