taunusreiter TAUNUSREITER
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  NEU  4. Juni 2005
/ Update Nov. 2019

Reiten und Orientierung mit der Karte

Unterwegs im Wald
Unterwegs im Hohen Vogelsberg 1986 (9 Tage/290km, Pony barhuf)

Wozu brauche ich als Reiter überhaupt eine Karte?  „Ich kann auch nach der Sonne reiten. Das ist mir viel zuviel Stress, da ständig draufzugucken - das lenkt mich vom Reiten ab. Die Wege die auf den Karten drauf sind, sind in der Natur eh oft nicht da.“ Solche Sätze hört man auch von erfahrenen Reitern - zeigen aber nur, dass sie mit der Karte nicht richtig umgehen.

Wozu soll die Karte dienen?  Um in einem Gelände, das man nicht ganz sicher kennt, den besten Weg zu finden. Oder den schnellsten. Oder den sichersten. Oder den schönsten, auf hufschonendem Geläuf. Oder den einzigen, den es gibt (oder man zu Pferd benutzen kann).

Die Karte hat also den Zweck, mich an ein Ziel oder über eine Strecke zu führen, die ich zu Pferd noch nicht absehen kann. Zum Beispiel ein langes Tal hinab. Ich kann probieren das Tal ohne Karte zu reiten, wenn es nur geradeaus geht. Aber vielleicht ist der Weg auf der anderen Talseite besser, und ich komme nicht hinüber weil ich keine Brücke finde. Oder der Weg endet an einer Straße. „Wären wir mal an der Brücke vor 2km auf die andere Seite herübergegangen..!“ - Das vorher zu erkennen, dazu nützt die Karte - wenn man sie richtig lernt zu benutzen.

Welche Karten zum Wanderreiten?

Es gibt Karten für so gut wie jeden Zweck, kaum aber für Reiter. Das ist auch nicht wirklich nötig. Die Ansprüche des Reiters an seine Karte sind denen des Wanderers sehr ähnlich. Der bestiefelte Wanderfreund liebt die gleichen Wege wie wir. Nur selten (vorwiegend in tief eingeschnittenen Flussnebentälern) tauchen Wege auf, dann als "Fußpfad" oder "Steg" markiert, die ein Wanderer noch, ein Reiter aber auch abgesessen nicht mehr bewältigen kann. Hingegen der Radfahrer hat andere Wünsche an den Weg als der Reiter (z.B. wenig Steigung, harter und glatter Untergrund), deshalb sind seine Karten für uns wenig brauchbar. Zumal das Reiten auf vielen Radwegen explizit verboten ist. Auf den Wanderwegen ist es meist erlaubt.

Die Karte unterscheidet sich von der Realität insofern, dass sie verkleinert, verallgemeinert, und zweidimensional abgebildet ist.

Verkleinert, d.h. die Realität ist in einem bestimmten Verhältnis (Maßstab) abgebildet. Maßstab 1:25.000 bedeutet 1cm auf der Karte entspricht 25.000cm (oder 250m) in der Natur. 1 Quadratkilometer Erdoberfläche ist auf einem Kartenkästchen von 4cm Länge und 4cm Breite abgebildet.

Verallgemeinert, d.h. nicht alle wichtigen Objekte können auf der Karte in der gewünschten Genauigkeit erfasst werden. Und zwar ist dies abhängig vom Komplexitätsgrad der Landschaft und dem Maßstab. Bei der Karte 1:50.000 ist ein Quadratkilometer Welt auf einer Fläche von 2cm mal 2cm abgebildet, d.h. einer viermal kleineren Fläche als bei der Karte 1:25.000. Ein Standard-Kartenblatt deckt einen Bereich von ca. 530 km² ab. Das ist gut wenn man auf einer Mehrtagestour nicht so viele Karten in der Tasche haben will, aber es ist klar dass nicht alle Objekte 4-mal kleiner eingezeichnet werden können, sonst wäre die Karte nicht mehr zu lesen. Welche topographischen Objekte überhaupt aufgeführt sind, steht in der Zeichenerklärung. Wird der Kartenmaßstab größer, müssen manche weglassen, oder generalisiert werden wie der Kartograph das nennt. Welche Informationen enthalten sind, hängt von den Vermessungsvorschriften und dem Kartenzweck ab. Häufig sind es aber gerade die für den Reiter wichtigen Dinge, wie kleine Brücken, weniger wichtige Wege usw., die schon in Karten ab 1:50.000 oft nicht mehr aufgeführt sind. Besonders in kleinräumigen Landschaften mit vielen Bergen, Bächen, Wegen, Ortschaften usw. In großräumigen Landschaften ist die Generalisierung meist weniger stark.

Die Karte ist ferner zweidimensional, d.h. die Realität ist auf eine glatte Fläche projiziert. Berge sind als Höhenschichtenlinien dargestellt. Man kann sich vorstellen die Berge sind dabei in gleichstarke Scheiben geschnitten, und die Schnittkanten markiert. Gebiete mit vielen und dicken Höhenlinien sind steil, solche mit wenigen oder nur gepunktet gezeichneten sind flach. Zusätzlich ist für wichtige topographische Punkte die Höhe in Normal-Null vermessen und angegeben (bei Ortschaften meist die der Kirche). Weil diese Art der Darstellung dem Ungeübten beim räumlichen Verständnis ziemliche Mühe macht, sind bestimmte Karten zusätzlich mit Schummerung versehen. Dabei sind an den Bergen Schatten eingezeichnet als würde eine tiefstehende Sonne die Landschaft plastisch ausleuchten. Es gibt aber auch Karten zu kaufen bei denen die Höhenlinien weggelassen wurden, und die sind im Gebirge ziemlich schlecht zu gebrauchen!
„Würde man die Schweiz ausrollen und flach walzen, wäre sie ein großes Land (Mark Twain)“

Welche Karten sind für den Reiter zu empfehlen?

Zur Übersicht und Grobplanung:

-    Generalkarte 1:200.000 (früherer Shell/Mair Generalkarte, dann Marco Polo Straßenkarte, jetzt ADAC Reiseatlas Deutschland) ist die detailreichste Autokarte, die sämtliche PKW-befahrbare Straßen umfasst, sogar manche befestigten Fahr- und Feldwege, und wichtige Höhen- und Wanderwege noch grob eingezeichnet sind. Die Gelände- und Walddarstellung erlaubt ein Abschätzen der Landschaft. Diese Karte ist daher die zur großen Übersicht und Grobplanung bestgeeignete.

Generalkarte
©  Generalkarte MAIR 2005 auf CD (Nachfolger Marco Polo Straßenkarte 1:200.000)

-    Topographische Übersichtskarte 1:200.000. Die Verallgemeinerung der TK50, jedoch ohne touristische Informationen und nur im Einzelblattschnitt erhältlich.

Zur Feinplanung und zum Reiten:

-    Topographische Karte 1:25.000 (TK25) werden in Mittelgebirgslandschaften bevorzugt, weil hier jeder Weg verzeichnet ist. Leider erfolgt die Aktualisierung dieser "amtlichen" Karten nur alle 5-15 Jahre und geschieht recht grob, daher sind bei dieser Karte teilweise auch Wege verzeichnet die in der Natur kaum noch sichtbar sind. Dafür sind aber nahezu alle unbefestigten Wege eingetragen, es ist daher die beste Karte für die "Barhufreiter". In schwierigen Geländeformen erlaubt die TK25 eine bessere Beurteilung, ob man auf den Wegen mit dem Pferd noch durchkommt. Historisch gab es sogar Meßtischblätter (in Bayern) die für "Pfade für Reiter geeignet" und "Pfade für Reiter ungeeignet" unterschiedliche Signaturen verwendeten. Im Normalblattschnitt gibt es die TK25 leider nicht mit Wanderwegen.
Herausgegeben werden sie von den Ämtern für Geobasisdaten der jeweiligen Bundesländer in leicht unterschiedlicher Form, mit dem unterschiedlichsten Aktualisierungsgrad (einige Bundesländer aktualisieren sie gar nicht mehr) und Herausgabeart. Einige stellen sie online und kostenfrei zur Verfügung, andere nicht. Auf den jeweiligen Webseiten sucht man sich dabei einen Wolf.
Die Nummerierungsschema der Karten ist bundeseinheitlich und existiert schon etwa 100 Jahre, trotzdem existiert kein bundesweites Übersichtstableau um vor dem Kauf der Karten deren Abgrenzungen genau sichtbar zu machen. Die Einzelblätter sind jeweils 6 geographische Minuten hoch und 10 Minuten breit, was in etwa 11 km x 11 km entspricht - die Karten sind alle unterschiedlich groß - und nach dem Hauptpunkt der alten Preußischen Landesvermessung Potsdam-Rauenberg skaliert bzw. geteilt.

1:25.000
Topographische Karte 1:25.000 © Hessisches Landesvermessungsamt

-    Topographische Karte 1:50.000 (TK50) sind eine Ableitung/Vereinfachung der TK25 (4 TK25 Blätter entsprechen 1 TK50-Blatt). Sie werden in flacheren Landschaften zum Reiten bevorzugt, und sind als Wanderwegausgabe oder Normalausgabe (ohne Wanderwege) von den Landesvermessungsämtern erhältlich, erstere Ausgabeform ist zu bevorzugen. Die TK50 erhalten zur Unterscheidung von der TK25 ein „L“ im Namen vorausgestellt, z.B. L5714 Limburg a.d.L. Bei Wanderritten kann man grob davon ausgehen dass man es gut schafft pro Tag eine Karte 1:50.000 der Länge nach zu durchreiten (ca. 24km Luftlinie), wenn man eine feste Richtung einschlägt und nicht größere sportliche Anforderungen stellt. Ist der Blattschnitt ungünstig, benötigt man allerdings mehr. Auch die TK50 kann Wege enthalten die nicht mehr vorhanden sind, und viele schön reitbare Wege sind bei ihr schon weggelassen.

1:50.000
Topographische Karte 1:50.000 © Hessisches Landesvermessungsamt

-    Spezialausgaben der TK mit Wanderwegen, basierend auf den TK25 und TK50 in Sonderblattschnitten. Da sie einen weiteren Bereich abdecken als die Normblätter mit ihrem oft ungünstigen Blattschnitt, und zusätzliche wertvolle Informationen touristischen oder kulturhistorischen Interesses enthalten, sind sie (für Gebiete wo es sie gibt) am empfehlenswertesten. Welche erhältlich sind, erfährt man bei den jeweiligen Landesvermessungsämtern (Buchhandel, Internet). Manche Karten dieser Art werden auch von Wandervereinen, Zweckverbänden, Gemeindeämtern usw. herausgegeben und sind in den Katalogen der Landesvermessung nicht geführt, obwohl sie auf demselben Kartenmaterial basieren

-    Andere Wanderkarten, die nicht auf TK beruhen. Diese sind am anderen Kartenbild erkennbar (häufig OpenStreetMap-basiert). Meist sind sie preiswerter, aber kaum je geeigneter. Oft fehlen für die Reiter reizvolle oder wichtige Wege.

-    Topographische Karten auf CD/DVD sind seit einigen Jahren, gesammelt nach Bundesländern oder Regionen relativ preisgünstig erhältlich, leider oft ohne Wanderwege. Eine Software zum Betrachten und Arbeiten mit den Karten ist meist vorhanden. Der Ausdruck ist meist nur in schwacher Qualität möglich, damit die Kunden möglichst auch die Papierkarten kaufen. Die Karten der Bundesländer sind meist untereinander unkompatibel.

Orientierung nach Karte/ Wie fängt man an?

Man beginnt mit dem Kauf einer Karte der heimatlichen Reit-Umgebung, am besten die genaueste Karte, nämlich 1:25.000. Die Karte wird zuerst genau am Schreibtisch studiert, wo kein Pferd die Konzentration ablenkt. Man sucht zunächst den Stall/ Hof, versucht wichtige Punkte wiederzufinden die man schon angeritten hat, Wege zu rekonstruieren. Dabei bedient man sich zweckmäßigerweise der Zeichenerklärung. Die besten Wege zum Reiten sind die unefestigten Feld- und Waldwege: In der TK25 mit zwei durchbrochenen Linien gezeichnet, in der TK50 mit einer durchgezogenen Linie (auf schwarzweißen Kartenkopien leicht mit Gewässern, Hochspannungsleitungen, oder Höhenlinien verwechselbar).
Man wird sich wundern welch „unscheinbare“ Objekte alle in der Karte verzeichnet sind, wie kleine Wegkreuze, Brunnenhäuschen, kleinste Brücken, einzeln stehende Gebäude und Scheunen usw. Je nachdem wie gut man seine Umgebung bereits kennt, macht man sich auf diese Weise mit der Karte vertraut. Man fängt am besten auch gleich damit an, Wege die man wiedererkannt hat mit Bleistift zu markieren. Ausgehend von einer bekannten Strecke, die man sicher kennt, kann man nun probieren eine Abzweigung zu einem unbekannten Ziel zu planen. Diese neu geplante Strecke kann man mit dem Lineal oder einem Kartenrädchen/ Kartenmesser (im Kartenhandel erhältlich) so exakt wie möglich ausmessen. Die Strecke sollte zunächst nicht länger sein, als man für gewöhnlich reitet. Man sollte es sich nicht zu schwer machen, also keine Straßenüberquerungen oder Gewebeanlagen, durch die man sonst auch nicht reiten würde. Auf Wanderritten kommt man manchmal nicht darum herum, aber wir wollen ja erst das Kartelesen lernen...

Nächster Schritt: Die Karte am Pferd

Jetzt haben wir die Karte am Pferd dabei. Weil es ziemlich umständlich ist, die Karte am Pferd immer wieder auf- und umzufalten (und sie dabei auch leicht Schaden nimmt, besonders bei schlechtem Wetter) haben wir sie gleich richtig gefaltet in eine Kartentasche aus durchsichtigem Vollkunststoff gesteckt die man in Wandergeschäften kaufen kann (z.B. Ortlieb-Kartentasche). Natürlich soll das Pferd beim Hantieren damit nicht nervös werden (besonders bei Wind). Es wird es mit der Zeit aber lernen.

Wie läuft’s? Das „Einnorden“ der Karte

Einnorden heißt, ich drehe die Karte vor mir so, wie die Landschaft vor mir ausgebreitet liegt. Der Weg geradeaus zwischen den Ohren meines Pferdes führt auch auf der Karte genau von mir weg. Die Karte halte ich jetzt wahrscheinlich etwas verdreht, aber so kann ich mir am besten das Bild von Karte und Landschaft in Übereinstimmung bringen. Wie in der Realität ist auf der Karte rechts rechts, und links ist links. Buchstaben und Schriften stehen jetzt womöglich schräg oder auf dem Kopf.
Nun ist es nützlich zu wissen dass die Oberseite der Karte (oder der Schriften) mir jetzt genau anzeigt, wo in der Natur Norden ist. Denn fast jede gute Karte (und alle topographischen) sind nach Norden ausgerichtet. Sind sie es ausnahmsweise nicht, muss eine Kompassrose mit der Nordrichtung auf die Karte aufgedruckt werden.

Bin ich schon etwas geübter im Kartelesen, muss ich die Karten nicht mehr an jedem Wegabzweig drehen und neu einnorden, um mir ein Bild von der Landschaft und meinem weiteren Weg zu machen. Ich norde die Karte sozusagen in meinem Kopf virtuell ein. Nur wenn ich stark nach Süden reite (also „die Karte herunter“) stecke ich die Karte umgedreht in die Kartentasche, um rechts und links bei Abbiegungen nicht zu verwechseln.

Orientierungspunkte verwenden

Das Geradeausreiten ist ja noch einfach. Die Probleme fangen immer an den Kreuzungen an. Wonach orientiere ich mich zuerst? Im Feld nach: Deutlich sichtbaren Objekten wie Gewässer und Berge, Straßenkreuzungen, Hochspannungsleitungen, Waldrändern und deren Verlauf, Wegzeichen wie Kreuze, einzeln liegende Häuser, Scheunen, Gehöfte, Mühlen, Hochhäuser oder Industrieanlagen, weithin sichtbare Punkte wie Burgen, Türme, Schornsteine usw. In der „Feinorientierung“ zusätzlich nach dem Kreuzen von Straßen, Fahrwegen, aber auch besondere Bodenformen, soweit sie in der Karte verzeichnet sind (Feld, Wiese und Weide, Hopfen und Gartenanpflanzungen, Ödland, Heide usw.)
Im Wald ist die Orientierung schwieriger wegen fehlender Aussicht. Die besten Karten unterscheiden nur nach Nadel- und Laubwald, und das ist nicht ausreichend, oder oft ungenau. Soweit Berge, Talverläufe sowie Bäche nicht erkennbar sind, bleibt nur, die Wegrichtungen und markante Wegkreuzungen selbst als Orientierungspunkte zu nehmen.

Pflicht: Überprüfen des richtigen Wegs

Solange ich noch Anfänger bin, muss ich immer wieder überprüfen ob ich noch richtig reite, indem ich die Karte mit der Realität vergleiche. Und auch der erfahrenste Rittführer wird sich noch verreiten. Der große Unterschied zum Anfänger ist, dass er/sie es nach wenigen 100m merkt, dass er nicht mehr da reitet wo er eigentlich wollte, und entweder sofort umkehrt, oder umdisponiert, häufig so geschickt dass seine Gruppe es gar nicht mitbekommt. Der Anfänger merkt es nicht, sondern reitet noch ein ganzes Stück weiter im Glauben die Karte ist unrichtig oder ungenau, oder „es könnte schon stimmen/ Mal sehen wo wir rauskommen“. Wenn er es dann endlich einsieht, ist er schon zu weit geritten und weiß nicht mehr wo er ist. Der Rittführer der sich auskennt, erkennt mit einem Blick auf die Karte ob er richtig ist oder nicht. Ist er über eine Abbiegung hinausgeritten, überprüft er vielleicht ob ein Parallelweg ohne bedeutenden Nachteil zum selben Ziel führt. Das ist meistens besser als umzukehren.

Besondere Schwierigkeiten

Dies kann z.B. ein langes Stück Weg sein auf dem wo Geländestellen fehlen, die genau identifiziert werden können, wie z.B. markante Kreuzungen, Bildstöcke, Straßenübergänge usw. – typischerweise im Wald. "Es sieht alles gleich aus". Hier muss man lernen abzuschätzen wieviel Meter man in einem bestimmten Zeitabschnitt zurücklegt.

Schritt:          ca. 6 km/h     in 5 Min.:  500 m         auf der TK25:  2 cm

Trab:             ca. 12 km/h   in 5 Min.:  1000 m        auf der TK25:  4 cm

Galopp:          ca. 20 km/h   in 1 Min.:  350 m         auf der TK25:  1,4 cm

Die genannten Geschwindigkeiten und Zeiten sind nur ein grober Anhalt: Man muß mit der Zeit lernen, die Geschwindigkeit seines Pferdes in den typischen „Arbeitsgängen“ abzuschätzen...

Eine andere Methode ist, Kreuzungen abzuzählen. Aber sehr oft kommt es vor, dass ein Querweg zugewachsen ist, man die Kreuzung nicht erkennt, oder sich verzählt. Dann ist es besser, man nimmt zusätzliche Kartendetails in die Kontrolle mit ein, wie z.B. Mulden im Gelände, Kurven des Weges, Winkel von Kreuzungen usw. Das benötigt schon ein klein wenig detektivischen Spürsinn, erhöht aber auch den Spaß!

Ein Hilfsmittel, das sehr nützlich ist um die Sicherheit der Orientierung zu erhöhen, und den Weg unter schwierigen Umständen zu finden, ist der Kompaß.
Außer in Gegenden, in denen alle Wege schachbrettartig angelegt sind, ist er eine große Hilfe.

Man könnte nun sagen, das ist alles technisch zu mühevoll und ablenkend, und man könne ja auch umkehren oder jemanden nach dem Weg fragen. Aber oft ist das auf einem längeren Ritt nicht möglich, und man will ja auch das Pferd nicht sinnlos ermüden. Das Pferd tut sein Bestes um den Reiter zu tragen (man hat es hoffentlich gut trainiert) - da sollte der Reiter auch sein bestes tun um den Ritt zu bestehen. Ein Gelände-, Wander- oder Distanzreiter der sich nicht zurechtfindet, bietet ein unsportliches Bild. Sein Pferd wird bald mürrisch und ungehorsam werden, und ob des vielen Haltens und Hin-und-her-Reitens an den Führungsqualitäten seines Reiters zweifeln, oder gar verzweifeln. Nicht anders geht es der Reitergruppe eines untüchtigen Rittführers.

Grobe Anhaltspunkte zur Auswahl des Weges

Ich suche immer den besten Weg, nicht den schnellsten. Sonst könnte ich ja Auto fahren. Der beste Weg für den Geländereiter ist der auf möglichst gutem Geläuf, der harmonisch mit der Landschaft verläuft, der noch flüssig zu reiten ist, und den ich reiten darf. Also ständiges Abbiegen und den-Weg-wechseln sollte man vermeiden. Jede Abbiegung erfordert Konzentration und kann Fehler verursachen. Außerdem ist der andere Weg vielleicht nicht in dem Zustand wie erhofft, oder auf der Karte angegeben: man muss Schritt reiten oder sogar umkehren. Ebenso vermeidet man allzu oft Berge zu überqueren und dann wieder Täler zu durchqueren, sondern reitet lieber einen kleinen Umweg und der Topographie angemessen, entlang der Täler und Wasserscheiden. Und dabei ist man bestrebt große Straßen und Ansiedlungen, besonders aber Industrie- und Gewerbegebiete usw. zu umgehen. Man wird häufig feststellen dass nahe solcher Gebiete Wege nicht mehr in gutem Zustand sind. Oder es gibt Reitverbote und andere unvorhergesehene, und nicht eingezeichnete Hindernisse. Dann muss man sich so gut es geht durchschlagen. In solche „Fallen“ zu laufen, kann auch dem erfahrensten Rittführer noch passieren. Aber mit zunehmender Erfahrung wird man lernen solche Problembereiche vorherzusehen. Insbesondere dort, wo die Karte schon vor 100 Jahren genauso aussah, lässt sich fast immer gut reiten.

Besondere „Highlights“, die Kür...

Wer eine unbekannte Strecke abreitet, sollte sich ein markantes Ziel, und möglichst auch schöne Zwischenziele und Pausenpunkte setzen, plus Alternativen für ungeplante Schwierigkeiten, Hindernisse oder Zwischenfälle. Geschichtlich oder kulturell interessante Punkte die an der Strecke liegen, darf man dabei nicht aussparen. Das macht den Ritt erholsam und zu einem einmaligen Erlebnis. Die Streckenführung soll harmonisch und logisch verlaufen. Sehr selten ist dies die kürzeste Strecke, oder liegt nahe der mit dem Lineal gezogenen Direktverbindung zwischen zwei Tageszielen. Eine solche Streckenplanung erfordert viel Vorbereitung und Erfahrung, und zeichnet den guten Wanderrittführer am meisten aus.


Anhang

Blattschnitte (Deutsche Bundesländer)

Web-Adressen der Landesvermessungsämter

Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen

Alternative OpenTopoMap

(c) Frank Mechelhoff

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Wer sich an meine Texte anlehnt oder sie kopiert, der möge mich auch zitieren. Das gehört zur Wissenschaftlichkeit, zur Höflichkeit und zum guten Ton, und gilt auch für die Kollegen von der Deutschen Wanderreitakademie bzw. der VFD. Danke.

weiter mit: Orientierung mit Karte und Kompaß

weiter mit: GPS - Ersatz für die Karte?

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