taunusreiter TAUNUSREITER
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Neu 20. Dezember 2009
               update Jan. 2020

GPS für Geländereiter - Alternative zur Karte ?

Neue Bewertung eines "alten" Themas

Die technische Weiterentwicklung im Sektor der GPS Geräte und zugehörigen digitalen Karten zwingt uns die Thematik immer wieder neu zu bewerten. Kann das GPS für den Geländereiter die Karte ersetzen?

Vor ein paar Jahren schrieb ich an dieser Stelle einmal, GPS werde die Papierkarte nicht ersetzen können, da man auf die Geräte keine topografische Karten laden könnte - oder überhaupt Karten in ähnlicher Qualität. Das stimmt mittlerweile so nicht mehr. Karten bis zum Maßstab 1:25.000 existieren und können heruntergeladen, gekauft oder selbst erstellt werden - für  GPS-Smartphones oder GPS-Geräte. 

Zu den größten Herausforderungen des "Reitens nach Karte" zählt seit jeher die Königsdisziplin des Distanzreitens in der Tradition der militärischen Meldereiterei, wo man seinen Weg selbst im Trab und Galopp finden muss, jede Unterbrechung Zeit im Wettkampf kostet und daher höchst unerwünscht und zu vermeiden ist : Die unmarkierten Distanzritte. Hier können sich Mittel in ihrer Brauch- ebenso wie ihrer Unbrauchbarkeit beweisen. Und hier sieht man seit Jahren Reiter die auf moderne Technik setzen und auf Papierkarten verzichten - freilich nicht alle!
Dieser Text soll eine kleine Orientierungshilfe geben was heute mit GPS Technik am Pferd alles möglich ist, und wie vielschichtig das Thema ist.
GPS ist nicht etwa nur ein Synonym für Gerätetypen einer bestimmten Herstellerfirma.
Ebenso wie der routinierte Umgang mit der Karte, erfordert diese Technik vom Benutzer spezielles Know-How. "Einschalten und losreiten" genügt oder gelingt in den seltensten Fällen.
Zunächst ist einmal ein bißchen Begriffserklärung angebracht - ich werde versuchen das möglichst wenig trocken zu machen.

Screenshot
Screenshot: Topographische Karte - in meiner, bis 2015 benutzten  App Glopus (für Windows Mobile)

Frage: Was ist GPS, wie funktioniert es, und wie genau ist es?

Im Alltagssprachgebrauch wird GPS oft mit "Navigationsgerät der Firma Garmin" gleichgesetzt, das ist ebenso unvollständig oder unrichtig, als würde man alle Smartphones iPhone nennen. Genauer betrachtet ist GPS ein satellitengestütztes Positionserfassungssystem der US-amerikanischen Militärbehörden. Die auf Umlaufbahnen um die Erde kreisenden Satelliten senden feine Zeit- und Positionssignale, aus deren Abstand mit GPS-Empfängern ausgestattete Geräte (GPS-Geräte, Smartphones,...) ihre Position berechnen können. Anstatt von GPS sollte man besser von Globalen Satelliten Navigationssystemen reden (GNSS), denn es gibt noch weitere: Neben GPS-Navstar noch das russische GLONASS, das europäische Galileo und das chinesische Beidou. Die neuesten Geräte können meist mit unterschiedlichen Signalquellen arbeiten.

Die Genauigkeit der Positionsberechnung ist einerseits abhängig von der Qualität des Satellitenempfangs - Grundregel: je mehr Satelliten empfangen werden desto besser - wie auch der Signalstreuung durch den Betreiber der Satelliten, die nicht so präzis ist, wie technisch möglich wäre. Eine Genauigkeit besser als die bereitgestellten 5-50m kann mit den am Markt befindlichen Geräten nicht erzielt werden (außer GIS-Geräten für Vermessungsingenieure im deutlich vierstelligen Eurobereich). Die Eigentümer der Satelliten (außer im Falle Galileo sind dies die Militärbehörden) dürfen die Signale aus sicherheitspolitischem oder militärischem Kalkül jederzeit verändern oder aussetzen, und haben dies auch schon gemacht.
Diese Unsicherheit macht es erforderlich, auf allen Ritten wo der Verlust der Orientierung zu Gefahren für Pferde oder Menschen führen kann (z.B. bei Alpenüberquerungen abseits bekannter Wege) Karten als "Backup" mitzuführen.

Anders als bei früheren Geräten liefert die neuere Empfänger-Generation (seit ca. 2011/2012) auch in dichtem Laubwald noch zumindest "brauchbare" Signale. Seitdem hat sich die Empfangsleistung der Geräte leider nicht weiter verbessert. Hierzu wäre erforderlich, diese mit leistungsfähigeren, größeren Antennen zu bestücken. Der dazu notwendige Platz scheint in modernen Smartphones aber nicht zur Verfügung zu stehen, da man diesen lieber für noch leistungsfähigere Cameras, stärkere Akkus etc. verwendet.

Des weiteren ist nicht jeder in ein Gerät integrierte GPS Empfänger automatisch sofort einsatzbereit. Bei Geräten deren GPS Empfänger nicht häufig benutzt wird, muss erst die ungefähre Position der Satelliten geladen werden (s.g. "Quickfix"). Ohne Quickfix kann die Positionsbestimmung mehrere Viertelstunden lang dauern, "mit" dauert sie gewöhnlich 1-2 Minuten. Das Gerät sollte sich dabei unter freiem Himmel befinden und in seiner Position wenig gedreht werden. Ab einer Empfangszahl von 3-4 Satelliten ist der GPS-Empfang in der Regel möglich, ab 6 zuverlässig, mehr als 10-11 bringen kaum noch Vorteile hinsichtlich Positions-Genauigkeit.

Nicht wirklich mit "GPS" zu tun haben Geräte oder Apps die mit Mobiltelefonzellenortung arbeiten. Diese ist wesentlich ungenauer und setzt dementsprechend Empfang durch mehrere Mobilfunkmasten voraus, was im Gelände nur in seltensten Fällen gegeben ist. Ein ähnliches Problem in solchen Situationen entsteht, wenn der Positionsempfang zwar über GPS, aber der Kartenempfang über die Mobilfunkschnittstelle (Daten-Flatrate) erforderlich ist (siehe weiter unten unter "Online-Karten"). Die Netzabdeckung entlegener Gebiete, wo man üblicherweise reitet - aber auch Bäume fällt - und möglicherweise keinen Rettungsdienst erreicht - hat in den letzten 10 Jahren ebenfalls wenig Fortschritte gemacht oder sich sogar verschlechtert, und neue Mobilfunktechniken wie 5G arbeiten mit noch kleineren Reichweiten, es ist also eine weitere Verschlechterung des Mobilfunkempfangs in der Fläche absehbar.

Spezielle Begriffe die mit GPS zusammenhängen -- Was ist eine Route, was ist ein Track, was ist der Unterschied zwischen diesen?

Die Route ist das Ergebnis einer Streckenplanung.

Eine Route beschreibt den genauen Weg, den ich reiten will (oder laufen, radfahren, autofahren). Eine Route ausarbeiten kann ich auf Papierkarten, am PC mit Hilfe entsprechender Routenplanungs-Tools (z.B. MagicMaps oder Garmin Basecamp), Portal, oder entsprechend mächtigen Apps, bei denen Planer (z.B. GraphHopper) eingebaut sind. Übergreifende Planung erfordert große Bildschirme, also den PC.

Gängige Dateiformate für Routendarstellungen sind .gpx (Garmin), .kml (Google Earth), .ikt (MagicMaps), es gibt aber auch viele andere. Sie sind oft nicht kompatibel, können aber auf Plattformen wie gpsies hochgeladen und in ein für das eigene Gerät/App passende umgewandelt werden.
Die einzelnen Punkte einer Route nennt man Wegpunkte oder Waypoints (WPs).

Route, Track, WaypointsBildquelle: Wikipedia

Viele GPS-Geräte, besonders ältere, können aufgrund unzulänglichen Speichers nur mit einer geringen Zahl von Waypoints umgehen. Eine Wegführung über längere Strecken ist so nicht möglich. Aus dieser Zeit stammt noch die Definition einer "Route (im engeren Sinne)" als Anreihung von Abbiegungs-/ Richtungsänderungspunkten. Hierfür sind weniger Wegpunkte (mit Längen- und Breitenangaben) dafür aber Abbiegebefehle zusätzlich erforderlich. Eine solche Route eignet sich z.B. als Roadbook mit akustischen Ansagen ohne Karte - allerdings (eben wie ein Roadbook) nur solange man die Route nicht verliert, sich verfährt oder verreitet. Geschieht einem das, gibt es nur den Weg auf die Route zurück. Umplanen (wenn z.B. ein Weg sich als unpassierbar erweist) ist damit gänzlich unmöglich. Ich nenne diesen - bei den heutigen Geräten : Spezialfall - eine Abbiege-Route.

Jeder der schon einmal Routenplanung anhand einer (oder mehrerer) ausgefalteten Papierkarte gemacht hat, wird sofort erkennen, dass aufgrund der Kleinheit der typischen GPS-Displays diese Geräte hierfür nur mit den größten Schwierigkeiten geeignet sind...

Nun zum nächsten:

Ein Track ist ein durch ein GPS-Gerät abgemessener Weg.

Wenn ich eine Strecke reite (oder laufe oder fahre), das GPS-Tracking (oder -Logging) auf meinem Gerät vor dem Losgehen ein- und nach Abschluß wieder ausschalte, dann ist das Ergebnis keine Route sondern ein Track.
Ein Track unterscheidet sich deutlich von einer Route, und zwar auch (und in erster Linie) qualitativ :
Ein sorgfältige vorbereite Route ist - wenn es keine Abbiege-Route ist - so genau, wie das nach der verwendeten Kartengrundlage irgend möglich ist. Tracks sind dagegen immer mit Meß-Ungenauigkeiten der gemachten GPS-Poistionsbestimmungen behaftet. Diese betragen auch bei guten Bedingungen je Punkt 5-50m, bei schlechten Bedingungen oder unzureichender Bedienung des Geräts oft erheblich mehr.
Ein auf der Karte im Zoomlevel 17 angezeigter Track sieht aus, als wäre ein Betrunkener die Strecke gelaufen und hätte sich häufig nach rechts und links in den Wald verirrt. Das liegt an, teils unvermeidbaren, Unzulänglichkeiten der GPS Messung, und führt dazu, dass der Track fast immer länger ist als die tatsächliche Strecke, oft in sehr erheblichem Umfang. Wenn zwischendurch das Logging ausgesetzt hat, der Track also "Löcher" hat (was ebenfalls vorkommt), kann er allerdings auch einmal kürzer sein. Ein unkorrigierter Track gibt die gerittene Strecke also nur ungenau wieder.

Die Qualität des Tracks kann man in Kartenplanungsprogrammen oder auf GPS-Portalen wie gpsies beurteilen und auch korrigieren. Manchmal ist es auch nötig, Tracks zusammenzuführen, weil man z.B. beim Gerät Batterien oder Akkus wechseln und neu starten musste, oder das Gerät während einer längeren Pause zum Stromsparen ausgeschaltet war. Unkorrigierte und offensichtlich fehlerbehaftete Tracks nennt man auch "Roh-Tracks", solche die man qualitativ überarbeitet hat und die somit reitbuch- und dokumentationsfähig sind, korrigierte Tracks. Betrachtet man deren einzelne Wegpunkte genau auf einer Karte, lassen sie sich von Routen recht gut unterscheiden.

Die Tatsache, dass viele moderne Geräte oder GPS Portale Routen und Tracks teils im gleichen Dateiformat und ohne größere Unterscheidung speichern, trägt dazu bei dass Routen und Tracks heutzutage oft zusammengeworfen und die Unterschied nicht mehr verstanden werden. Eine manuell erzeugte Route, von einer Strecke die man bereist abgeritten hat, etwa ohne GPS, ist sowohl eine Route als auch ein Track...

Auch wenn einen das vielleicht "freut", viele KM geritten zu sein, oder man damit angeben kann, sollte man sich doch nicht der Illusion hingeben, dass ein Track jemals genauer sein könnte als die zugehörige Route. Schon teilweise in den 1850'er, spätestens 1900'er Jahren hatten topographische Karten eine Präzision erreicht, die eine Genauigkeit der Routenabmessung ermöglicht, die sich von heutigen nur im Bereichen von 1% unterscheidet, und im Bereich nicht perfekter technischer Reproduktion (ursprünglicher Druck, Scan, Verzeichnung, Projektionsfehler etc.) untergeht.

Frage dazu: Karten sind doch flach. Muss ich die Berge bei der Streckenlänge nicht berücksichtigen?? (- > Zur Antwort)

Track, Route, und jetzt auch noch POI's? 

Die benutzten Apps "kommen und gehen", aber Streckendateien und POI's (das sind: Sammlungen wichtiger Punkte) bleiben bestehen - hoffentlich auch über einen Systemwechsel hinweg -- und müssen demzufolge gepflegt werden. Eins der sinnvollsten Programme dazu ist RouteConverter. Von Vorteil ist auch, wenn solche Dateien mit einem simplen Texteditor gelesen oder verändert werden können (typisch im Format *.ASC oder *.TXT) und nicht im unübersichtlichen XML-Format vorliegen.

Für jede POI-"Kategorie" kann man eine eigene Datei anlegen. Jede Kategorie kann mit speziellen Symbolen/Icons in der Karte gekennzeichnet werden, und es wird auch übersichtlicher. Solange man aber nicht zuviele Punkte hat, kann man auch alles in eine Datei packen, und über die Beschreibungsfelder unterscheiden. Die Unübersichtlichkeit der Zuordnung kommt irgendwann von alleine...

Hier hebt man seine "Geheimtipps" auf, die man nicht auf Facebook veröffentlicht sehen will, damit der Platz nicht bald überlaufen ist. Mit wachsender Erfahrung nehmen sie an Umfang zu. Als Wander- oder Geländereiter sollte man alle wichtigen Ortsinformationen in POI-Dateien ablegen. POI's die ich konkret anreiten möchte, kann man in der App auch in eine "Zielliste" packen, wo dann die Entfernung (allerdings nur in Luftlinie) angezeigt wird.

Routingfähigkeit

Routingfähigkeit nennt man die automatische Zielführung, aus den Autonavigationsgeräten bekannt, mit Ansage bwz. Anzeigen von Abbiegungen. Dies ist technisch bedingt nur mit Vektorkarten möglich - nicht mit Rasterkarten. Routingprogramme gleichen üblicherweise leichte "Unkorrektheiten" in der Positionsbestimmung aus, rechnen also z.B. bei Tunneldurchfahrten noch eine Weile in der zuletzt festgestellten Geschwindigkeit weiter, und nehmen auch an (meist vernünftigerweise) dass das Auto nicht dicht neben, wie die ungenaue GPS-Messung angibt, sondern tatsächlich auf der Straße fährt - GPS Programme mit Rasterkarten können diese Intelligenz nicht aufbringen weil es ihnen prinzipiell "egal ist" ob der Bildschirm an der Stelle des Positionskreuzes einen Weg oder einen Wald anzeigt.

Sich im Wald anhand der vektorisierten Karte von der Routingsoftware leiten zu lassen (wie mit GARMIN und  TopoDeutschland 3.0 möglich) mutet in der Tat sehr komfortabel an - nur, was macht man, wenn der in der Karte ausgewiesene Weg gesperrt ist oder es ihn nicht mehr gibt?? -  Im Prinzip halte ich Routingfähigkeit bei einem Outdoor-Kartenapp für entbehrlich und will diese Eigenschaft hier auch nicht weiter vertiefen.

GPS-Gerät, Smartphone oder Tablet? 

Smartphone

Smartphones sind multifunktionale "All in One" Geräte : Mobiltelefon, Schreib- und Diktiergerät, Datenbank, Musikplayer mit Kopfhöreranschluss, Digicam, Webbrowser und Videoplayer. Bei den besseren ist auch ein GPS eingebaut - und deren Meßgenauigkeit ist, bei den neueren Geräten qualitativ absolut vergleichbar mit den GPS-Empfängern der reinen GPS-Geräte wie Garmin. Vermutlich stecken in allen Geräten die gleichen Empfänger drin. Für Kartendarstellung und Navigation wird spezielle Software benötigt, s.g. App's. Und zwar GPS-Kartenprogramme (Straßen-Navigationsprogramme sind hier falsch). Mittlerweile ist deren Anzahl bereits unübersichtlich. Die App's funktionieren nur auf einer bestimmten Plattform (also App's für Android nicht für iPhones oder auf dem Windows PC)

Früher war bei Smartphones für Kartenzwecke eine genügend großes Display (4" Bildschirmdiagonale) und eine Auflösung von mindestens 480x800 Pixeln (200 dpi) für GPS Zwecke wichtig. Heute sind die meisten Smartphones größer als man mit einer Hand bequem bedienen kann, und die Punktdichte ist meist so klein, dass die Anzeige nur mit jungen Augen noch gut erkennbar ist.

Ein wichtiges Manko ist, dass die meisten Smartphones nicht wasserdicht und nicht sonderlich stoßgeschützt sind. Man kann sie in Gummihüllen oder Plastikgehäusen transportieren - in denen die Sichtbarkeit der Displays, und die Bedienbarkeit der Geräte dann stark eingeschränkt ist, was nicht praxisgerecht ist. Ich trage meins in einem selbstgemachten Holster aus Sattelleder am Gürtel. Regnet es, habe ich die Jacke drüber, und nehme es immer nur kurz raus. Qualitativ hochwertige Geräte haben glatte Aussenseiten, Metallgehäuse und kratzerunempfindliche Glasdisplays, und sind nicht mehr so staubempfindlich wie die älteren Exemplare. Wenn sie herunterfallen, bekommen die Glasdisplays aber hässliche Sprünge, aber leben meistens weiter.

Alternativ kann man abgedichtete "rugged" Gehäuse kaufen, "Baustellen"-geeignet, die aber um einiges teurer sind (aufgrund weit niedrigerer Stückzahlen). Oftmals wird mit den Angaben (IP67 sollte es mindestens sein) auch Etikettenschwindel betrieben. Die wirklichen GIS-tauglichen "Profi" Geräte liegen preislich in ganz anderen Sphären (obwohl deren technische Leistungsdaten sich von High End Smartphones kaum wirklich unterscheiden) - hier kann man aber erwarten, dass man bekommt, was man bezahlt.
Zu den Tablets, die eine Abwandlung der Smartphones sind, komme ich weiter unten

Welche Größe?

Ich halte die Smartphones bis etwa 5 Zoll Bildschirmen für die geeignetsten um sie zu Pferd mitzunehmen. Man will sie in einer Hand halten und bedienen können, auch mal eine kurze Weile zusammen mit dem Zügel festhalten während man reitet und evtl. die nächste Abzweigung sucht. Mit den größeren Geräten wird das schon recht umständlich, weil man sie zwischen Handkante und ersten Fingergliedern schlecht festklemmen kann, sofern man nicht extrem lange Finger hat. Eine gewisse Kantigkeit der Form (aber nicht so scharf dass es zu Hautabschürfungen kommt) erleichtert das sichere Halten. Mir ist meins auf etlichen tausend KM eigentlich noch nie runtergefallen. Übertrieben flache Formen sehen nur chic aus und eignen sich für die, denen Design über alles geht, sind in der Handhabung eher nachteilig. Die "Knochen-Form" traditioneller GPS Geräte ist die an sich ergonomisch richtigste, geht allerdings auf Kosten der Bildschirmgröße. Sehr bequem und schnell ist das direkte Einschalten und Entspeeren mittels Fingerabdrucksensor - wenn er am Gerät richtig positioniert ist, d.h. auf der Rückseite im oberen Gehäusedrittel.

Screenshot
Screenshot von der GARMIN Kartendemo Website (Vektorkarte)

Befestigung am Sattel?

Von allen bislang gesehenen Ideen der Befestigung am Sattel halte ich nichts. Das dauernde Herunterschauen zum Sattel bringt eine gekrümmte und damit schlechte Reithaltung. Außerdem ist die Entfernung zum sicheren Erkennen der Displays noch zu groß. Hohe Halter sind unzweckmäßig wenn unter umgefallenen Bäumen durchgeführt, oder ein Stück durch verbuschtes Gelände oder mit tiefhängenden Zweigen geritten werden muss. Ein zusätzliches Sicherheitsrisiko im Fall eines Sturzes durch Festhängen ist immer gegeben.
Wenn Halter als erforderlich betrachtet werden, scheint das Gerät als solches zu groß oder zu unhandlich zu sein. Und was hat das Pferd vom GPS oder Smartphone, wenn es mit ihm wegläuft nachdem der Reiter stürzt, oder sich in der Pause selbständig macht? Das Gerät hat am Reiter zu sein!

Reines GPS-Gerät?

GARMIN, Markt- und Qualitätsführer bei den "traditionellen", ausschliesslichen GPS-Geräten setzt voll auf Vektorkarten und exklusiv zu nutzende (auf andere Geräteklassen nicht portierbare) Karten. Noch immer sind die Preise hier am höchsten, obwohl Garmin "nur" GPS und keinerlei Smartphone-Zusatzfunktionen bieten. Dafür aber ein stabiles Betriebssystem: Abstürze kommen in der Regel nicht vor. Die Displays sind allerdings viel kleiner und weniger hochauflösend als bei den Smartphones (3" Diagonale, 400x240 Auflösung). Das macht die Geräte für die Streckenplanung ungeeignet, weil viel weniger Gelände sich auf einem Bildschirm darstellen lässt. Auch von Garmin gibt es neuerdings Geräte in der beliebten Smartphone-Form mit größerem 4" Display (480x272 Auflösung), was immerhin schon ein Fortschritt ist, deren Batterien dann aber auch weniger lang durchhalten.
Vorteilhaft für den Einsatz im Gelände ist die generell robuste und regenwasserdichte (IPX7) Ausführung der GARMIN Geräte.
Das technische Handling der neueren Gerätegeneration mit Micro-SD-Kartenschacht hat sich sehr verbessert; auch hier kam der Druck vom Smartphone-Markt: SD-Karte mit der Topo Deutschland drauf einlegen, einschalten, fertig. Man muss nicht mehr mühsam Kartenausschnitte vom PC auf das Gerät herüberladen etc. Der Preis der Karten ist für das Gebotene absolut okay, besonders im Bundle mit einem neuen Gerät.
Was mir an den topografischen GARMIN-Karten nicht gefällt, ist die mangelhafte Unterscheidbarkeit  befestigter und unbefestigter Wege. Es gibt zuwenig Wegeklassen, und es fehlen die meisten kleinen Kartenelemente. Die neueren  Kartenversionen sehen der amtlichen topografischen (Papier- oder digitalen-) Karte nun zwar sehr ähnlich - wohl als Reaktion auf entsprechende Kritik der Benutzer - reichen in bezug auf Informationsdichte und Differenzierung an diese aber nicht heran. Je nach Region sind die OSM Karten auch bereits besser, was durch entsprechenden Druck der Kunden auch schon dazu geführt hat dass sich GARMIN gegenüber fremden (nämlich OSM) Karten nicht mehr so ausschliessend zeigt. Umgekehrt gilt aber, dass Garmin Karten sich nur auf Garmin Geräten verwenden lassen.
Weil die Qualität der, universeller zu verwendenden GPS-Smartphones und deren App's in den letzten 5-8 Jahren so zugenommen hat, hat es Garmin am Markt zunehmend schwer. Innovationen müssen her. Die Geräte in Smartphone Form, und die mit Pulsmessung, deuten die Richtung an wo es weitergeht.

Magic Maps
Screenshot von Magic Maps (Rasterkarte)
Die Screenshots sind alle vom PC - so groß bekommt man die Bilder leider nicht auf's GPS Gerät - höchstens aufs GPS Smartphone!

Nächste Frage: Online- oder Offline-Karten?

Weiter beim Thema Karten. Manche Smartphone App's verwenden nur Online-Karten, benötigen also pausenlos eine Internetverbindung, um diese nachzuladen (und wegen der Kosten, eine mobile Flatrate). Ist die Mobilfunkverbindung weg oder schlecht, habe ich auch keine Karte mehr (und meist auch keinen aktuellen Standort). Offline-Karten heißt demgegenüber, ich habe die Karten auf der Speicherkarte meines Smartphone dabei - muss sie aber vorher, d.h. zuhause irgendwann vor dem Ritt, herunterladen. Vorteil ist (je nach App) dass ich mir die Karten aussuchen kann. Offline ist hier also ausnahmsweise einmal besser als "online"...

Unabhängigkeit der Karten

GARMIN Geräte funktionieren nur mit GARMIN- oder anderen Karten im .img (Vektor-) Format. OpenSource Alternativen sind vorhanden (OpenStreetMap) und teils qualitativ schon recht gut, aber teilweise auch noch sehr lücken- und fehlerhaft
Smartphones können je nach GPS App auch mit eingescannten Karten betrieben werden, soweit diese korrekt kalibriert (d.h. georeferenziert) wurden. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, die Eckdaten (LON/LAT) der Karte sowie deren Projektion mitzuteilen. Bei der Kalibrierung gibt es Tendenzen zur Vereinheitlichung der Standards, bzw. Hilfsprogramme zur Umrechung von Kalibrierungsdaten, teilweise sogar für grössere Datenmengen in Batchverarbeitung. Dennoch bleibt die Kalibrierung selbstgescannter und heruntergeladener Karte eine häufig noch mühselige Angelegenheit. Mehr hierzu hier.
Es ist auch zu beachten dass die wenigsten Karten im Rohzustand Wanderweginformationen bereitstellen, wie sie heute auf Papierkarten fast Standard sind. Bei Wanderweginformationen handelt es sich im Prinzip um Streckendaten (GPX o.ä.) die von den Wanderclubs, aber auch von Plattformen wie LONVIA herunter geladen werden können.

Download von Karten

Wenn man nicht gleich ganze Länder oder Bundesländer im Maßstab 1:25.000 braucht, lassen sich viele Karten auch im Internet bei den Landesvermessungsämtern, oder freie Karten von OpenStreetMap (OSM) herunterladen. Bei OSM sind insbesondere die Karten für Wanderer (mit Wanderwegmarkierungen) und Radfahrer (mit detaillierten Höhenschichtenmodell) zu nennen.
In den letzten Jahren hat sich hier einiges getan, und insbesondere ein Standard für Karten und Kalibrierungsinformationen zum Einzelkarten-Download und zur Darstellung auf Webseiten entwickelt, nämlich WMS (Web Map Service). Selbst historische Karten werden über WMS von bestimmten Diensten angeboten, z.B. dem Landesvermessungsamt Bayern. Die meisten Landesvermessungsämter drücken sich aber darum, Karten kostenlos zum Download anzubieten, oder verstecken diese Angebote bestmöglich, weil man die Karten lieber als Papierausgabe verkauft. Politisch gibt es einen Streit darum, ob die kostenlose Bereitstellung von Geobasisdaten an die Bürger gewünscht ist oder nicht, oder auf welchem Niveau.

WMS Screenshot
Kartenausschnitt eines WMS Providers

Wanderreitkarte
Wanderreitkarte Zoom Level 15, ausschnittverkleinert. Dein reiterspezifischer Renderer für OSM-Geodaten.

Laufzeit der Akkus/ Batterien

Die Betriebszeit bei eingeschaltetem GPS liegt bei GARMIN Geräten bei 12-16 Std., dann müssen die Akkus ersetzt oder aufgeladen werden. Diese Geräte haben längere Laufzeiten als GPS-Smartphones, und funktionieren häufig mit handelsüblichen (Mignon-/AA-) Akkus. Wer ein Ladegerät mitnimmt und nur in Quartieren mit Steckdosen nächtigt, hat mit ihnen kaum ein Problem.
GPS-Smartphones haben, wie schon die älteren GPS-PDA's, einen höheren Stromverbrauch und sind oft nach 3-8 Std. GPS-Betrieb leer, d.h. hier reicht es oft nicht für einen Tagesritt. Beim Akkuwechsel wird der Track unterbrochen (man kann sie später wieder zusammenfügen), das Gerät muss neu gestartet werden. Das ist nicht das Problem, sondern eher, dass die Akkus bei den neueren Geräten oft nicht mehr herausnehmbar und wechselbar sind.
Es sind aber auch Smartphones am Markt verfügbar mit doppelt so großen Akkus wie üblich, etwa 5 Ah/ 5000 mAh. Damit kann man auch länger als einen Tag reiten. Ich habe über den Tag gemittelt, wobei ich 7 Std. zzgl. Pausen reite und das Gerät 14 Std. in Funktion ist, einen Verbrauch von ca. 3200-3500 mAh.
Es ist also meist erforderlich, den Smartphone-Akku unterwegs von Pufferbatterien nachzuladen (s.g. Powerbanks). Kleinere, billige Solarladegeräte, die man überall kaufen kann, sind Schrott und bringen bei weitem nicht genügend Leistung um ein Smartphone wieder aufzuladen oder auch nur betriebsbereit zu halten. Die zum Laden verwendete USB-Buchse des Smartphones ist bei einigen Geräten eine wahre Sollbruchstelle. Die neueren Steckertypen mit Verriegelungshäkchen wie USB Micro-B sind ein Fortschritt gegenüber älteren PDA Ladesteckern, USB-C sehe ich wieder eher kritisch. Generell verringert das Reiten mit eingestecktem USB-Kabel die Lebensdauer von Geräten und Kabeln drastisch und sollte vermieden werden.
Leider sind auch fast alle (Ersatz- oder Zusatz-) Akkus, die man am freien Markt bekommt, qualitativ wesentlich mieser als die Erstausstattung der Geräte, sonst würde man nicht mit "Originalqualität" Werbung machen (was leider nie stimmt). Aber auch wenn die vorab produzierten Originalakkus 5 Jahre im Lager gelegen haben und dann als Ersatz verkauft werden, taugen sie nicht mehr viel.

Solarladegeräte erfordern nach meiner Erfahrung mindestens 28 W (angegebene Prospekt-) Leistung, was dann etwa 18 W tatsächlich erreichbare Maximalleistung und 2-10 W im Praxisbetrieb üblicher Dauerleistung bei Sonnenschein entspricht. Mit einem vollen Ladestrom von 1.8 A und 5 V lädt man in einer Stunde Mittagspause in voller Sonne somit nur die Hälfte des Tagesbedarfs an Strom, und falls man das Handy direkt lädt, besteht schon die Gefahr der Überladung, mindestens aber von Ladeverlusten (Gerät wird warm). Doch meist will man bei schönem Wetter ja reiten und nicht Handys laden, und sobald der Himmel bedeckt ist (oder abends bei verringerter Sonne), bleibt nur sehr wenig Energie zum Laden übrig, und oft beansprucht bei schwachem Licht die Ladereglung des Solarmoduls das Handy derart (Ein- und Ausschalten der Ladung) dass dann entladen anstatt geladen wird. Wer unterwegs unabhängig sein will, dem sei daher die Anschaffung von 2 Powerbanks mit je 10 Ah Kapazität - per USB-Tester nachgemessen, nicht bloß vom Verkäufer behauptet - entspricht, wovon dann ca. 80% fürs Entladen (aufs Handy) zur Verfügung stehen. Bei der Anschaffung irgendeines dieser Geräte empfiehlt sich ein USB-Multimeter, da bei den Leistungsangaben unisono das Blaue vom Himmel heruntergelogen wird.

Benutzung bei Regenwetter

Die meisten hochwertigeren Smartphones wirken robust und scheinen auch leidlich benutzbar bei Regenwetter. Mit älteren Geräten war das anders, da wurden Bildschirme hysterisch und die Geräte stürzten ab sobald feine Regentröpfchen oder auch nur Nebel drauf kam, dann steckte man sie sogleich in die Innenjackentasche und behalf sich anderweitig.
Sie warnen auch nicht: "Hohe Feuchtigkeit - Bitte schalten sie Ihr Gerät ab und verstauen Sie es wasserdicht" sondern laufen einfach weiter. Die Quittung kommt dann, wenn man ein Gerät nach nur 3 Monaten einschickt, weil das Laden extrem verlangsamt ist und Schnell-Laden nicht mehr funktioniert. Es kommt dann prompt zurück als "unreparierbar aufgrund von Wasserschaden". Der eingebaute Feuchtigkeitssensor hat nur die Funktion, Garantieansprüche der Gerätekäufer abzuwehren (erlebt mit Motorola G7 Power).

Zuverlässigkeit der Geräte

Auf Smartphones kann man das GPS leider nicht einfach per Knopfdruck einschalten und dann funktioniert alles von alleine.
Man muss App's installieren, die benötigten Karten hochladen, etwas mit den Einstellungen herumspielen bis man seine Ansichten und Einstellungen so hat, wie man sie sich wünscht, und nicht zuviel Akku verbraucht wird, und jedes Mal, wenn man losreitet, die GPS App auf dem Smartphone (und das Logging) starten.
Es erfordert einen gewissen Aufwand bis so ein System im Zusammenspiel aller Komponenten befriedigend läuft. Und hat man es am Laufen, ist es einfacher sich mit gewissen Unzulänglichkeiten des Systems abzufinden, als ein neues einzurichten, dessen Unzulänglichkeiten sich erst später erweisen werden.
Die Stabilität älterer PDA's - insbesondere mit alten Windows Mobile Betriebssystemen bis WM5 war verglichen mit heutigen Android-Phones schlicht miserabel. Einfrieren, Abstürze oder allgemein langsame Performance gab es zuhauf. In "Experten" Foren wurde dann empfohlen das Gerät auf Werkseinstellung zurückzusetzen (hardreset) und danach das Herumbasteln am Gerät von neuem zu beginnen. Manche empfahlen einen hardreset jede Woche. Ich habe nie Hardresets an meinen Smartphone durchgeführt - mein Auto bekommt auch kein "Hardreset" wenn mal etwas spinnt - nur einmal habe ich das ROM mit Betriebssystem auf eine stabilere Version aktualisiert (am Windows Smartphone, ca. 2014). Und das hat dann dauerhaft geholfen. Außerdem soll man nicht ständig neue App's installieren die man eh nicht braucht. Das gilt auch für heutige Android Phones. Und man sollte die "Automatische Update" Funktion für die GPS-App ausschalten, insbesondere auf langen Ritten, am besten auch für alle anderen Apps. Sonst kann es unterwegs sehr unangenehme Überraschungen geben.
Wer nicht ein bisschen technisches Interesse an den Geräten hat, wird mit einem Garmin vermutlich glücklicher, bei dem man sich um all diese Themen nicht kümmern muss sondern nur ggf. neue Karten kauft, in das Gerät lädt, und es vor dem Losreiten einschaltet.


weiter mit GPS für Reiter (2): Meine Lösung.
Was sind POIs und wie verwendet man sie?
GPS-Logging. Spezielle Anforderungen an GPS Karten.
OpenStreetMap (OSM). Kann das GPS die Karte ersetzen?


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