taunusreiter TAUNUSREITER
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Update 29. Jan. 2012
 


WANDERREITEN - die andere Krone der Reiterei

Frank Mechelhoff  -Wanderrittführer VFD

Ligeira am Start!




<- Link zum Besten Wanderreitpferd von allen...
              









Was Wanderreiten für mich bedeutet...

VORAUSSETZUNGEN UND VORBEREITUNG DES PFERDES

Beim Thema Wanderreiten will ich mit dem wichtigsten weiter machen, nämlich dem Pferd.
Ohne Pferd kein Wanderritt, und kein Wanderreiter. Viele fühlen sich zu dieser Reitdisziplin hingezogen, aus Liebe zur Natur, Freude draußen und unterwegs zu sein, weil sie entdeckt haben dass mit dem Pferd eine einzigartige Fortbewegung möglich ist. Auch weil Wanderreiten so entspannend und gemütlich und frei von Siegenwollen und Ehrgeiz ist.
Von allen Seiten, besonders aber ihren Reiterkollegen abends nach dem Ritt, bekommen sie dann zu hören "Was, soweit bist Du heute geritten? Schafft ein Pferd das überhaupt?"
Diese Frage bleibt vom Anfang bis zum Ende unsere Sorge. Alles was wir tun können ist so genau wie möglich hinzuschauen, hinzuzulernen. Wenn das Pferd nachher munter und gesund aussieht, gibt es erst mal keinen Grund warum die Antwort nicht lauten sollte: "Na klar, sieht man doch!"
Trotzdem ist man anfangs natürlich unsicher, und will vor allen Dingen wissen ob man nicht eigentlich ein Pferd zum Wanderreiten braucht, das völlig anders ist als das eigene. Die Berichte der längsten Ritten, die von Reitern gewagt und durchgeführt wurden, sind jedoch in einem einig: nämlich in der Verschiedenheit von Reitern wie Pferden -- bei ähnlichen hohen, teils unglaublich klingenden Leistungen.

Versteht man unter geeignet so etwas wie leistungsfähig, dürfte klar sein dass es Pferderassen und -Individuen gibt, die auf einem Wanderritt mehr leisten können als andere. Die Frage ist, wie sich diese Leistung bemisst, ob nach Kilometern und Stunden, oder auch dem Aufwand und der Betreuung, um diese Leistung sicherzustellen. Wenn nur nach Kilometern, dann kann die Antwort auch unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob jemand 30, 50, 200, oder 1000 und noch mehr KM reiten will.
Nun ist Leistungsfähigkeit auch eine Sache des Trainings, wozu wir später noch kommen werden. Wenn sich ein Reiter fürs Wanderreiten interessiert, wird er oder sie kaum von Null anfangen. Höchstwahrscheinlich hat er bereits ein tüchtiges Geländepferd, und in seiner Umgebung alles interessante abgeritten, so dass er sich für weiter entfernte Ziele zu interessieren beginnt. Das ist der "klassische" Weg wie man zum Wanderreiten kommt. Es spricht alles dafür mit dem Pferd anzufangen dass man bereits hat. Ob das eine Pferd mit seinem Reiter 25, das andere 80km täglich bewältigt, ist nicht das entscheidende. Vielleicht eine Frage der persönlichen Zielsetzung aber nicht der Eignung schlechthin. Vielleicht hat der, der 25km schafft, längeren Urlaub und mehr Zeit. Und vielleicht kommt sein Pferd gesund ans Ziel, weil er sich besser vorbereitet hat, und der andere nicht. Vielleicht ist es aber auch umgekehrt. Wir können nur versuchen, die Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen dass der Ritt ein Erfolg wird. Kein einzelner bietet eine Garantie. Aber es gibt viele K.O.-Kriterien von denen jeder einzelne einen Erfolg zunichte machen kann, unabhängig von anderen, positiven Faktoren. Wir müssen diese K.O.-Kriterien erkennen und vermeiden, und die Dinge an denen wir arbeiten können, verbessern, um unsere Chancen zu erhöhen.

Körperbau

Die grundsätzliche Beurteilung des Pferdes für bestimmte Leistungen geht seit Alters her vom Körperbau aus, deshalb will ich mit ihm beginnen. Ideal sind alle harmonisch gebauten Pferde im mittleren Stockmaß von 1,35 bis 1,60. Weder schwere, noch sehr magere Typen versprechen hohe Ausdauer. Das gut bemuskelte Mittelmaß ist am besten geeignet. Es gibt also viele prinzipiell geeignete Rassen. Ponies, Warmblüter, Kaltblüter (im Reittyp) wie kleine Vollblüter.

Vorteilhaft ist ein gut ausgeprägter Widerrist. Er gibt dem Sattel Halt und ist meist mit einer guten Schulter verbunden, bietet Ansatzpunkte für ausgeprägte Muskeln. Überhaupt ist eine gute Sattellage von entscheidender Bedeutung. Eine tiefe muskulöse Brust deutet auf ein starkes Herz und gute Lungen hin. Leicht nach außen gedrehte Ellenbogen, die mindestens zwei Finger Luft zur Gurtlage lassen bedeuten eine stabile Vorhand und machen nie Probleme mit Gurtdruck, sollen aber nicht mit bodenenger Stellung kombiniert sein. Etwas bodenweite Stellung vorn ist in der Kombination eher vorteilhaft und macht trittsicher.

Die hinteren Sprunggelenke sollten nicht zu steil gewinkelt sein, da dies Spat begünstigen kann. Allerdings wird das andere Extrem, schwache Säbelbeine noch viel weniger leisten, auch wenn sie noch so tief unter den Körper gestellt und Gewicht tragen. Eine breite Kruppe und kräftig bemuskelte Oberschenkel sind empfehlenswert, dürfen dabei nicht plump geformt sein oder in der Bewegung schwerfällig wirken. Es ist besser das Pferd "steht über viel Boden" als dass die Hufe eng gestellt sind, sonst sind Streifverletzungen nicht vermeidbar. Für ein Wanderreitpferd ist dies etwas sehr lästiges, und wenn das Pferd es nicht im Laufe der Zeit lernt, auch ohne Streifleder Verletzungen zu vermeiden, dies zu geschwollenen Fesseln oder ähnlichem Ungemach führt, macht dies das Pferd zum Wanderreiten untauglich. Von der Seite betrachtet, soll die Kruppe sollte nicht gerade, eher etwas abfallend sein, weil das die Gewichtsübernahme und Beugung der Hanken begünstigt. Hierzu ist es optimal wenn die Abstände zwischen Hüfthöcker, Sitzbeinhöcker und Kniescheibe ein gleichseitiges Dreieck bilden.

Wenn der Widerrist stark und gut ausgeprägt ist, muß der Rücken entgegen häufiger Ansicht nur gerade und straff, aber nicht stark bemuskelt sein. Pferde mit zu kräftigen Rückenmuskeln neigen eher dazu, diese festzuhalten und unter dem Reiter zu versteifen, zu Verspannungen, unbequemen Gang und reiterlichen Problemen als leicht bemuskelte, die den Rücken leichter hergeben und auch bequemer zu reiten sind. Satteldruck tritt bei ihnen jedenfalls seltener auf, als bei den "stark" aussehenden, mit breiten Muskelwülsten versehenen Rücken.

Pferde mit größeren Abweichungen vom "Idealbild" müssen nicht ungeeignet sein, haben es aber schwerer mit anderen, besser gebauten mitzuhalten oder müssen dies mit anderen (körperlichen oder charakterlichen) Vorzügen ausgleichen - was zum Teil geht, aber nicht uneingeschränkt möglich ist. An den Charakterisierungen zeigt sich folgendes:
Erstens sind sie recht wenig speziell - gute Pferde nach diesen Kriterien kann man in so gut wie allen Rassen finden. Zweitens sind sie größtenteils schwer - und bewertbar, und vom Beurteiler abhängig. Auf Zuchtschauen zeigt sich dass selbst erfahrene Richter sich uneins sein können was z.B. ein harmonischer Bau oder eine gutgebaute Kruppe ist. Im Ganzen sind das keine schlechten Nachrichten für den angehenden Wanderreiter, der ein Pferd hat, was bereits gewisse ermutigende Leistungen gezeigt hat, und gesundheitlich nicht negativ aufgefallen ist -- auch dann, wenn es vielleicht keine Preise wegen seines guten Gebäudes gewonnen hat...

Geschlecht

Dass Hengste nicht ausgeprägt praktische Wanderreitpferde sind, weil sie unterwegs immer spezielle Betreuung und Unterbringung bedürfen, dürfte den meisten einleuchten. Dennoch gibt es Reiter die das auf sich nehmen; sie werden ihre Gründe dafür haben. Und wenn ihre Pferde nicht andere gefährden, was zum Glück selten vorkommt, sollte man dies akzeptieren. Wallache sind ausgeglichenere Charaktere und eignen sich für Einsteiger am besten. Jedoch ist nicht zu leugnen dass sie in Punkto Biss, Initiative und Ausdauer mit Hengsten oder Stuten nicht mithalten können. Stuten sind in Bezug auf lineare Schnelligkeit und Kraft Hengsten leicht unterlegen, übertreffen diese jedoch an Ausdauer, besonders in Extremausdauer. Im Bereich menschlicher Extremausdauer (z.B. Langstreckenschwimmen und 100km-Läufen) sind auch Frauen besser als Männer, was kaum bekannt ist. Letzteres ist wichtiger als reine Kraftleistung bei Wander- wie auch bei Distanzpferden. In der Regel sind Stuten mutiger als Wallache und scheuen weniger (und wenn, dann meist nicht aus Misstrauen oder Feigheit, also echten charakterlichen Mängeln, sondern eher um ihre Reiter zu prüfen, aus Überempfindlichkeit oder um sich ein wenig wichtig zu machen). Stuten gelten darüber hinaus als launisch, jedoch wird dies von Stutenreitern auch abgestritten. Es scheint auch eine Frage von Erziehung und Gewöhnung zu sein. Gut erzogene Stuten machen normalerweise ebenso wenig Schwierigkeiten, weder gegenüber dem Reiter noch anderen Pferden, wie entsprechende Wallache. Stuten im Training und Sporteinsatz werden auch nicht ausgeprägt oder lästigwerdend rossig - einige verlieren besonders in den Ausdauerdisziplinen zeitweilig fast völlig ihre Rossigkeit - und sind fast ebenso konstant leistungsbereit wie Wallache - und jedenfalls weit weniger äußeren Einflüssen und Ablenkungen unterlegen als Hengste. Kein Zufall ist es wahrscheinlich, wenn männliche Reiter häufig weiblichen , Reiterinnen dagegen mit männlichen Pferden zurechtkommen - was wohl an der harmonischen Verbindung von Gegensätzen liegt.


Weiter...?

In meinem demnächst erscheinenden Buch!

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