taunusreiter TAUNUSREITER
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Update April 2019

Wenig bekannte ZITATE zur REITEREI

Anfang einer kleinen Sammlung - Wird erweitert und fortgesetzt !

Gustav Steinbrecht

Steinbrecht in STEINBRECHT, Gustav: Das Gymnasium des Pferdes (Georgi, 16. Aufl. 1995)

Der Deutsche Reitmeister Gustav STEINBRECHT, dem typischen Reiter (wenn überhaupt) eher als Fachmann für Dressur bekannt - und seine Meinung welches Geläuf ein Reiter zum Wohle seines Pferdes zu suchen habe

"Pflicht des verständigen Bereiters und jeden Pferdefreunds ist, stets das günstigste Reitgelände aufzusuchen. Man scheue keine Mühe und Arbeit (...) und setze sich auch gern der Gefahr der Pfändung aus, wenn man statt der harten, trockenen Chaussee (=Fahrweg) einen guten Feldweg benutzen kann.
Ein Reiter, der aus Gleichgültigkeit oder eigenen Bequemlichkeit sein Pferd auf schlechten Wegen unnütz ermüdet oder gar zu schanden reitet (...) ist kein echter Pferdefreund und verdient kein edles, gutgerittenes Pferd (d.h. überhaupt kein Pferd!) zu besteigen!"

Zur Rangfolge der reiterlichen Hilfen (Treibende und verhaltende Hilfen):
"'Vorwärts ist die Losung in der Reitkunst, wie im ganzen Weltall. Es müssen daher daher dem Reiter mehr Mittel zum Vorwärtstreiben, als zum Verhalten zu Gebote stehen (S.19)"

Zum Thema: "GUTE HAND"
"Wir hören oft behaupten, daß jemand nicht besonders reite, aber eine sehr gute Hand habe, oder umgekehrt, daß er ein sehr guter Reiter sei, aber einen Fehler besitze, nämlich eine zu harte Hand. Dies ist ein offenbarer Widerspruch, denn wer als Reiter eine wirklich gute Hand besitzt, ist ein Meister der Reitkunst, wenn er auch durch seine Haltung und sein Benehmen zu Pferde dem Laien auch so sehr als mangelhafter Reiter erscheinen mag, wohingegen ein Reiter mit einer wirklich schlechten Hand niemals im wahren Sinne des Wortes ein Reiter sein kann, mag er auch durch Festigkeit des Sitzes, Schneid und Eleganz der Erscheinung noch so sehr bestechen, weil sein Fehler nur aus Mangel an Gefühl und Verständnis für das Pferd hervorgehen kann (S.21)"

Über alle Sorten von Hilfszügeln (ausgenommen am Kappzaum):
"Alle toten Vorrichtungen und Hilfszügel, also solche, die durch Festhalten oder -schnallen eine gleichförmige Wirkung äußern, schaden ohne Ausnahme mehr als sie nützen, da sie sämtlich das Maul des Pferdes verderben, denn die Einwirkungen durch das Gebiß können nur von der lebenden und feinfühlenden Hand des Reiters richtig abgewogen werden. (S.91)"

Zum Endzweck der Pferdeausbildung:
"Es ist ein kleineres Verdienst, ein gut gebautes, junges Pferd zu einem vorzüglichen Kampagne- oder Schulpferd (=Gebrauchs-/Freizeitreitpferd oder Dressurpferd) heranzubilden, als ein schwachses, unregelmäßig geformtes, wenn auch nur bedingt, brauchbar zu machen (...)
Was die Natur dem Pferde versagt hat, kann der Reiter ihm mit aller Geschicklichkeit nicht geben, und dies vergessen so viele und begehen infolge davon, oder weil sie aus Mangel an Erfahrung ihre Pferde verkennen, so grobe Fehler. Es ist oft sehr schwer, begabte Pferde von wirklich mangelhaften zu unterscheiden (...)"
"Es ist daher mehr Grund vorhanden, über Mangel an verständigen und geschickten Reitern, als über die Pferde Klage zu führen (S.57f)"
"Wenn man viele Reiter sieht, deren Pferde zwar alles mögliche gehen, aber durch totes Maul und schlaffe Bewegungen einen so traurigen, lebensmüden Eindruck machen, so liegt das nur daran, daß den armen Tieren durch unvernünftige Überbürdung das Herz gebrochen ist, und jeder Freund des edlen Pferdes wird weit mehr denjenigen Reitern Anerkennung zollen, deren Pferde nur natürliche Gänge, dabei aber Kraft und Eifer zeigen, sowie ein freundliches, munteres Gesicht machen (S. 235)"
"Der Reiter sei daher bemüht, sich durch Belehrung und namentlich durch Selbstübung eine sichere Beurteilung des rohen Pferdes vermittelst des Auges und des Gefühls anzueignen, damit er sich nicht im Alter mit Bedauern den Vorwurf machen muß, manch gutes Pferd ruiniert und sich oder anderen dadurch großen Verlust zugefügt zu haben, der Sünde nicht zu gedenken, die darin liegt, ein so nützliches und edles Geschöpf zwecklos zu verkrüppeln (S.59)"

Über Pferderassen:

"In unserem Trakehner Gestütspferd besitzen wir (...) nächst
(=nach) dem Araber, das beste Gebrauchsreitpferd der Welt  (S.57)"

Über Widersetzlichkeiten und den Charakter des Pferdes
"Das edle Pferd ist ein kluges und mutiges Geschöpf, das sich gegen absichtliche Tyrannei oft bis zur Aufopferung seiner Gesundheit und Kräfte verteidigt, dagegen dem gerechten Herrn ein treuer Freund und Diener ist, dem es willig beides opfert, wenn die Umstände es verlangen (S.77)"

Welche sonstigen Voraussetzungen muß ein guter Reiter charakterlich mitbringen, um Pferde gut zu korrigieren oder auszubilden ?
"Wer wirklich ein Meister der Reitkunst werden will, muß deshalb neben vielen anderen guten Gaben auch vor allem so veranlagt sein, daß ihm schon die Bekämpfung von Schwierigkeiten an sich Vergnügen macht und seine Stimmung dadurch nicht nur nicht getrübt, sondern sogar gehoben wird. (!)"
"Üble Laune, Verbissenheit, Ungeduld, mangelnde Selbstbeherrschung machen jeden wirklichen Fortschritt in der Dressur (=Pferdeausbildung) unmöglich"
"Fortschritte macht Dein Pferd nur, wenn Du auf gutem Fuße mit ihm stehst. Selbst wenn Du seine schlechten Neigungen, sein natürliches Widerstreben bekämpfst, muß Dein Umgang mit ihm stets von einer wohlwollenden Gemütlichkeit angehaucht sein (S.225)"



Steinbrecht zur PFERDEAUSBILDUNG ALLGEMEIN

Anreiten:
"Zunächst handelt es sich darum, die Schubkraft und damit die Gehlust des Pferdes in seiner natürlichen Richtung entwickeln. Jedes rohe Pferd wird unter dem Reiter verhaltener und gebundener treten als an der Hand... Diese künstliche Anspannung der Muskeln (..) hindert die freie Bewegung der Glieder, ist aber nichtsdestoweniger die Folge eines instinktmäßig befolgten Naturgesetzes. Wie der Lastträger die schwere Last nicht mit durchgebogenem, sondern mit gekrümmten Rücken ohne Gefahr für seine Gesundheit tragen kann, weil eine gewölbte Stütze besser trägt als eine gerade, so wird das Pferd die ungewohnte Last zunächst mit krummen Rücken aufnehmen, bis sie ihm durch Übung und Gewohnheit keine Last mehr ist (S. 69)"

Die "künstliche Richtung des Pferdes" (meint: Dressur-Grundschulung)  (S. 72)
"Unter diesem Vorwärtsreiten verstehe ich nicht ein Vorwärtsreiten in möglichst eiligen und gestreckten Gängen, sondern vielmehr die Sorge des Reiters, bei allen Übungen die Schubkraft der Hinterbeine in Tätigkeit zu erhalten, dergestalt, daß nicht nur bei den Lektionen auf der Stelle, sondern sogar bei Rückwärtsbewegungen das Vorwärts, nämlich das Bestreben die Last vorwärts zu bewegen, in Wirksamkeit bleibt. Man befähige das Pferd daher durch Übung, seine Schubkraft durch Belastung bis zum Äußersten zu beschränken, man unterdrücke sie niemals durch Überlastung...
Durch außer-acht-lassen dieser beiden goldenen Regeln aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit entstehen bei der Dressur alle Fehler, die das Pferd widersetzlich machen und oft sogar zugrunde richten. Der Anhänger der natürlichen Richtung, der sein Pferd meist in freien Gangarten und auf geraden Linien gebraucht, fehlt selten gegen diese Regeln... Der Bereiter (Dressurreiter, FM) dagegen hat in dieser Beziehung von vornherein eine schwere Aufgabe, da er sein Pferd in einem begrenzten Raum (der Bahn, FM) arbeitet und fortwährend zum Wenden, also zum künstlichen Vorrichten der Vorhand gezwungen ist...
Der Reiter soll .. nicht mit der Hand die Hinterhand zu belasten suchen, sondern durch vortreibende Hilfen die Hinterbeine veranlassen, mehr unter die Gewichtsmasse zu treten und sich dadurch zu belasten... Gegen diese Regel wird vielfach gefehlt, namentlich von allen Reitern, die wegen zu steifer Körperhaltung tote Schenkel haben und deshalb stets geneigt sind, diesen Mangel durch verdoppelte Tätigkeit der Hand zu ersetzen. Indem bei ihnen die nicht genügend angeregten Hinterschenkel nicht weit genug unter die Last treten, um dadurch wirklich gebogen zu werden (!), hat die Tätigkeit ihrer Hand weiter keinen Erfolg, als daß sie dadurch den Gang ihres Pferdes stören und sich damit des einzigen Mittels zur Erreichen des angestrebten Zieles berauben, denn die Schubkraft kann nicht geregelt werden, wenn keine vorhanden ist, und das Pferd kann nicht richtig gehen lernen wenn es nicht geht. (!) (S.75)"

Rücken
"Man biege daher das weiche, von Natur mit schlaffer Muskulatur ausgestattete Pferd nur in freien oder jedenfalls sehr entschlossenen Gangarten, damit es infolge der hierdurch erzeugten Anspannung der Streckmuskeln gehindert wird, seiner natürlichen Neigung zum Verbiegen zu folgen. Umgekehrt wird man das von Natur aus straffe und sich infolgedessen steifende Pferd im freien Gang erst dann beherrschen können, wenn es gelungen ist, durch seitliche Biegearbeit in gemäßigten Gangarten und Tempos die das Steifen verursachende Spannung der Muskeln zu beseitigen. (S.81)...
Bevor der Reiter jedoch an irgendeine Bearbeitung des Rückgrats denken kann, muß das Pferd die durch die ungewohnte Belastung hervorgerufene Spannung im Rücken aufgegeben haben, was sich dadurch bemerkbar macht, daß es unter dem Reiter seine natürlichen Gang wiederfindet. Die Spannung kann sich verschieden äußern, und zwar darin, daß das Pferd den Rücken dabei entweder einzieht oder krampfhaft aufwölbt, was beides (!) eine richtige Rückentätigkeit verhindert. Die erste Erscheinung wird sich namentlich bei solchen Pferden zeigen, die einen sehr langen Rücken haben, wohingegen die umgekehrte Bauart meist die entgegengesetzte Erscheinung, den zu stark aufgewölbten Rücken zur Folge hat. (S.113)...
Die richtige, wohl begründete Rippenbiegung erkennt der Reiter sogleich an seinem sicheren, bequemen Sitz mit leichtem, natürlichen Hang nach innen, den ihm das Pferd durch die Abspannung (!) seiner Muskeln von selbst geben muß.. Die Annehmlichkeiten im Sitz entspringen aus dem durch richtige Rippenbiegung stets bedingten elastischen Arbeiten des inwendigen Hinterbeines, das dadurch mehr
unter die Gewichtsmasse geschoben wird...
Ist das Rückgrat des Pferdes durch seitliche Biegearbeit gelöst und biegsam gemacht worden und der Reiter dadurch imstande, sich das Pferd jederzeit geradegerichtet zu halten, so wird damit auch die zwanglos federnde Tätigkeit des Rückens wesentlich gefördert sein. Der von den Hinterbeinen erzeugte Schwung kann nunmehr ungehindert durch Rücken und Hals hindurch bis zu Genick und Maul
gelangen und veranlaßt das Pferd, das Genick herzugeben und am Gebiß zu kauen. Damit werden Vorder- und Hinterhand in Verbindung gebracht und der Reiter ist nunmehr in der Lage, sowohl durch lebhafte Schenkelhilfen die Hinterbeine zu kraftvollen Abfedern zu bringen und den dadurch erhöhten Schwung durch Rücken und Hals nach vorne fluten zu lassen, als auch wieder durch Arrets und Zurückverlegen seines Gewichts einen Teil jenes Schwunges durch den ganzen Pferdekörper hindurch nach rückwärts zurückzuleiten und dadurch nicht nur die federnde Tätigkeit des Rückens, sondern auch der Hinterbeine zu steigern (!). (S.117f)
Wir finden Pferde mit tiefem Rücken und langer Lende, die in ihren Leistungen gegen gut gebaute nicht zurückstehen, weil sie durch Energie oder besondere Vorzüge ihrer Hanke jene Mängel ausgleichen, sofern (!) der Reiter es nur versteht, die schwachen Teile zu schonen und die stärkeren dafür mehr arbeiten zu lassen.. Den richtigen Maßstab für die Beschaffenheit des Rückens gibt uns nur die Ausdauer, mit der er höhere Gewichte zu tragen und fortzubewegen vermag (!)...
Aus diesen Gründen ist es für den Bereiter besonders wichtig, die wahre Beschaffenheit des Rückens zu ermitteln und dadurch die Richtung der Vorhand, seinen eigenen Sitz und das Tempo der Gangarten richtig zu wählen (!)... S.119f
Der Rückenzwang ist häufig die Ursache, daß unerfahrene Reiter ihre Pferde falsch beurteilen und daher auch falsch arbeiten. Sie halten oft dem weichen und schwachen Rücken, wenn sie durch ihn tüchtig aus dem Sattel geprellt werden, solange er durch die Spannung der Muskeln gewölbt ist, für kräftig und belasten ihn zu stark... (S.122)
Ein weicher Rücken kann durch kräftige Hinterschenkel teilweise unschädlich gemacht werden - ein starrer Rücken wird, wenn er mit einer kräftigen Hinterhand verbunden ist, gleichzeitig mit dieser biegsam werden, in Verbindung mit schwachen Hanken aber wird er unbezwingbar sein, da er diese eher zugrunde richtet als nachgibt. (S.123)... "
(Gegen die - heute wieder sehr landläufige - Vorstellung, das Pferd müsse zum "Aufwölben" des Rücken bewegt werden wendet sich noch stärker Spohr und bezeichnet dies in der "Logischen Reitkunst" ausdrücklich als Irrtum. Mit aufgewölbtem Rücken kann das Pferd in Schritt und Trab nicht vorwärts gehen. Vielmehr findet ein wechselndes Auf- und Abspannen des rechten und linken
Rückenmuskels statt, das im Interesse der vollen Hergabe des Rückens gleichermaßen und nicht einseitig gefördert werden muss)

Schwäche
"Groß ..können die Hindernisse sein. die dem Bereiter  duch mangelhaften Bau dieser Gliedmaßen entgegentreten. Sie entspringen entweder aus mangelhafter Winkelstellung, aus mangelhaftem Verhältnis der einzelnen Teile untereinander, oder aus Schwäche.
Ist die Schwäche Folge einer im Allgemeinen schlaffen Textur des gesamten Organismus, so vermag die menschliche Kunst nichts dagegen zu tun, denn sie kann aus einem Feldstein keinen Diamanten schaffen. Ist sie aber nur Folge der Jugend, der schlechten Ernährung oder der Untätigkeit, so vermag eine allmähliche, wohl abgemessene Übung unendlich viel dagegen. Sind die Hinterschenkel in der Bildung ihrer Knochen und Gelenke offenbar zu schwach im Verhältnis zum übrigen Körper, so gehört ein solches Pferd ins Geschirr
(=darf nicht geritten werden)... (S. 125) "

Sprunggelenk:
"So weise es die Natur auch für seine Tätigkeit gebaut hat, so leidet es unter dem Reiter bei falschem Gebrauch doch am meisten..
Dies erklärt sich sehr leicht dadurch, daß es bei allen stärkeren Biegungen und Anstrengungen des Hinterschenkels die Arbeir allein zu leisten hat, wenn die oberen, stärkeren Gelenken nicht zur richtigen Mitwirkung angehalten werden. Die Reiter, die der natürlichen Richtung huldigen, werden daher (..) bei ungünstiger Winkelung die Sprunggelenke der Hinterbeie zugrunde richten,  wenn sie ihre
Pferde zuviel galoppieren und springen lassen. Die Anhänger der künstlichen Richtung werden ebenfalls vor allem das Sprunggelenk schädigen, sofern sie durch vorzeitige Belastung oder Überlastung der Hinterhand bei ihrer Arbeit Fehler machen.. (S.130)"

Anmerkungen zum Steinbrecht
Steinbrecht hat sein Buch nicht selbst (fertig) geschrieben. Die zweite (schlechtere) Hälfte stammt von Paul Plinzner, der auch die zeitgenössische Kritik hierfür abbekommen hat. Später haben noch H.v.Heydebreck und viele andere an dem Buch herumgedoktert, immer nach der Devise "Vorne halten, hinten treiben" den Wortlaut geändert, und Anmerkungen verfasst. Ich denke dass Steinbrecht dies so nicht gewollt hätte. Man muss es mit viel Vorbehalt (und am besten die unkommentierte Originalausgabe von 1885) lesen. 


Peter Spohr

Peter Spohr

PETER SPOHR (Oberst der Artillerie a.D.) ist in manchen Dingen mit Steinbrecht - dessen Anweisungen im I. Teil des Buches (wahrscheinlich von ihm selbst geschrieben) zum Sitz und zur Hilfengebung im heutigen Zeitalter der "Kraftreiterei" als ungewohnt milde, einfühlsam und sensibel gelten -  nicht einverstanden, und kritisiert ihn (bzw. Plinzner) als Erfinder der "unbedingten Beizäumung" und des Von-Vorne-nach-Hinten-Reitens. Nicht einmal für den Soldaten, dessen kurze Dienstzeit kein langwieriges Reitenlernen und keine ausgefeilte Dressur zulässt, sei diese Methode zu gebrauchen. Fest auf dem Boden der preußischen Reitinstruktion stehend, hat er dennoch zu unzähligen Detailfragen eine eigene, stets gut begründete Meinung.

Über das "Prinzip der Übereinstimmung der Hifen" und "Aussetzen der Hilfen" (Zügel ohne Bein, Bein ohne Zügel) (Logik der Reitkunst, Teil II, S.24)
Ein völlig durch- und gehorsamgerittenes Pferd muss auf Zügel- und Schnenkel-Hilfen bei passivem Verhalten des Reiters im Sitz, es muss auf Zügel- und Gesäss-Hilfen bei passiven Schenkeln, ja es muss ohne Zügel auf Sitz- und Schenkel-Hilfen allein gehen und sich tummeln lassen.
Die höchsten Leistungen sowohl in Bezug auf Schnelligkeit, wie auf Kürze der Bewegungen (Tummeln auf der Stelle) wird allerdings auch das bestgerittene Pferd nur auf die in sich übereinstimmenden Hilfen von Zügeln, Sitz und Schenkeln hergeben."


Über den Sitz des Reiters in der Ausbildung und Korrektur des Pferdes (
Logik, Teil III, S.50)
„Wesentlich ist beim Zureiten und Korrigieren des Pferdes, dass der Reiter auch durch die Art seiner Sattelbelastung alle Leistungen des Pferdes erleichtert und unterstützt. Wenn daher bei einem annähernd normal gebauten Pferde die gleichmäßige Belastung des Sitzdreiecks bei den Gängen auf gerader Linie genügt, so muß z.B. bei überbauten oder lendenschwachen Pferden das Gewicht vorwiegend auf die Spalte (Spitze des Sitzdreiecks) verlegt werden, um die Tragfähigkeit der Hinterhand und das Untersetzen der Hinterbeine zu erleichtern. (...) Daher ergibt sich dass auch beim normal gebauten Pferde ein leicht vornübergebeugter Spaltsitz dann am Platze ist, wenn es vorzugsweise im Untertreten und im Hankengebrauch geübt werden soll. Die Hankengelenke vorzugsweise oder gar von Hause aus durch starkes Niedersitzen auf die Gesäßknochen biegen zu wollen ist ein großer Fehler

Über die Funktion der Bauchmuskeln und deren Zusammenspiel mit den Rückenmuskeln (Logik, I. S.34)
„Überhaupt sind die Bauchmuskeln als Antagonisten (d.h. Gegenspieler) der Rückenstrecker anzusehen, indem sie durch ihre Zusammenziehung den Rücken aufwölben und das Untersetzen der Hinterbeine befördern, während sie bei Streckbewegungen des Rückens  und der Hinterbeine (d.h. einen Bewegungsmoment später) nachlassen müssen." [meine Hervorhebung und Erläuterung in ()]

Über das "Aufwölben des Rückens" (Logik I, S.53)
„Es muss aber hierbei betont werden, dass bei allen Gangarten, wo das Untertreten und Abschieben der Hinterbeine abwechselnd erfolgt, also bei allen Schritt- und Trabarten (worunter Spohr auch Piaffe, Passage u.ä. Gänge zusammenfasst), die infolge des Untersetzens eintretende Aufwölbung und Verkürzung der einen Rücken- und Rippenseite mit der Streckung, Dehnung und Senkung der andern Seite zusammentrifft. Die Rückenwirbelsäule verbleibt daher, auf beiden Seiten in entgegengesetzter, bei regelmässigen Gängen sich völlig ausgleichender Weise beeinflusst, in ihrer geraden Hauptrichtung.
Abweichungen von dieser können nur durch ungleichen Muskelgebrauch eintreten. Die Rückenwirbelsäule kann nach oben gewölbt werden, wenn die Streckbewegung, sie kann nach unten durchgedrückt werden, wenn das Unterschieben mangelhaft erolgt (...)"
sowie Logik II, S.22 (Über die Sitzhilfen)
„Auf den Irrtum, im Schritt und Trabe, wo doch immer nur ein Hinterbein im Untertreten, das andere im Abschieben begriffen ist, von einer Aufwölbung des Rückens im Ganzen, also auch der Rückenwirbelbrücke(=säule) zu reden, habe ich im  Teil I, S.48-54 aufmerksam gemacht und nachgewiesen, dass die Rückenwirbelbrücke dabei gerade gerichtet bleibt. Auch ist dort (S.83) ausgeführt, dass nur im Galopp von einem Auf- und Abwölbens des gesamten Rückens (...) die Rede sein kann."
[Hervorhebungen des Autors im Original gesperrt und Fettdruck, meine Erläuterung in ()]

Über die Intelligenz beim Pferd (Logik III, S.5)
Das Pferd ist ein geistig hochstehendes Tier, dessen Intelligenz sich umso mehr entwickelt, je mehr der Mensch es seines Umgangs würdigt. Wenn man bei uns des Pferdes Intelligenz meist als die des Hundes nachstehend erachtet, so ist das lediglich eine Folge des Umstandes, dass wir das Pferd in den Stall verwiesen haben und diesen verhältnismässig selten besuchen, während der Hund mit uns die Stube teilt und in dem Grad intelligenter wird, je mehr er infolgedessen auch eines intimeren Verkehrs von seinem Herrn gewürdigt wird.
Wo das Pferd, wie bei den nomadisierenden Arabern, mit seinem Herrn und dessen Familie im selben Zelt zusammenwohnt, Tag und Nacht mit ihnen verkehrt, zeigt es genau die geistige Aufgewecktheit des Haushundes."


"Was man nicht erklären kann, das sehe ich als Nonsens an"

weiteres zu Peter Spohr


Über den allgemeinen Umgang mit dem Pferd, über "Dominanz" und "Respekt"
(Logik III) :

Nur wer des Pferdes bester Freund ist, wird es auch zu seinem besten Freunde machen können.
Praktisch ergeben sich dazu einige wichtige Regeln:



WILHELM BLENDINGER

(praktischer Tierarzt, Reiter und Pferdeverhaltensforscher)

Blendinger auf "Botellita XX"

Über den "Adel" beim Pferd
"Ein anderes, hieraus abzuleitendes Prädikat des Edlen ist der Fleiß. Auch die beste körperliche Veranlagung ist wenig wert, wenn sie mit Trägheit verbunden ist. Schnelligkeit nützt nicht viel, wenn sie nur mühsam aus einem Lebewesen herausgeholt werden kann, wenn sie nicht willig angeboten wird. Das faule Tier kann niemals als edel gelten, selbst wenn es mit Sporn und Peitsche getrieben große Schnelligkeit entwickeln sollte. Fleiß und guter Wille gehören demnach zum Begriff des Edlen. Aus diesem Grund muß mancher fleißige, unermüdliche Kaltblüter für edler gelten als ein fauler Warmblüter"


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