taunusreiter TAUNUSREITER
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Update Nov. 2015
 


WANDERREITEN - die andere Krone der Reiterei

Frank Mechelhoff  -Wanderrittführer VFD

Dammersfelder Rhön ..Wanderreiten im Taunus und drum herum...




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Teil 4: SÄTTEL beim Wanderreiten


Das Thema Sättel hängt stark mit dem Thema "Reitweise" zusammen, das wie ich finde, in einem Buch übers Wanderreiten kein größeres Kapitel verdient, weil man das in speziellen und sehr guten Büchern nachlesen kann. Statt mich länger übers Western-, Englisch- oder Camarguereiten im Detail auszulassen (wozu ich mich gar nicht kompetent fühle) möchte ich nachher auf die Prinzipien der Hilfengebung beim Wanderreiten eingehen, die man aus jedem der genannten Stile verwirklichen kann. Jeder Reiter weiß dass es Sättel gibt, die eine bestimmte Reitweise mehr oder weniger nahelegen. Viele solcher Sättel haben bestimmte Vorzüge, die auch beim Wanderreiten zur Geltung kommen können. Ich gehe auch davon aus, dass der Wanderreitsattel auch der Alltagssattel ist. Das ist schon deshalb notwendig weil das Pferd an den Sattel soweit gewöhnt sein muss dass es keinen Druck gibt wenn er über mehrere Stunden, tagelang auf seinem Rücken liegt.

Allgemeine Anforderzungen an den Wanderreitsattel

Die Anforderungen an einen guten Wanderreitsattel sind: (Kriterienkatalog)
  1. Er muß eine gute Passform und große Auflagefläche zum Pferderücken hin haben, um nicht nur das Reitergewicht gut zu verteilen sondern auch das des Gepäcks
  2. Anpassbarkeit: Er muß sich bei Formänderungen des Pferdes (Wachstum, Training etc.) durch einen Sattler verhältnismässig leicht ändern lassen, evtl. auch durch den fachkundig gemachten Reiter selbst
  3. Flexibilität: Nach Möglichkeit soll nicht nur der Baum sondern auch die Trachten sich den Bewegungen des Pferdes anpassen, aber nur "leicht" ohne durchzubiegen oder zu scheuern. Dabei sollte man berücksichtigen dass die meisten Holzbäume und -trachten von sich aus eine gewisse Flexibilität mitbringen, auch wenn man sie nicht sieht. Das ist auch bei manchen Hartkunststoffen der Fall aber nicht bei allen. Hier stellt sich dann das Problem der Ermüdung ein was bei Stahl und Holz in geringerem Maß auftritt. In diesem Zusammenhang ist anzumerken dass es einen baumlosen Sattel der konventionell gebaute in der Anpassung übertrifft, noch nicht gibt und wahrscheinlich auch nicht geben kann
  4. die Materialien sollen keinen Wärmestau im Pferderücken verursachen (gute Wärmeleitfähigkeit) Dazu gehört die Forderung nach guter Belüftung des Wirbelsäulenbereichs
  5. Stabile Vorrichtungen zum sicheren Befestigen auch schweren Gepäcks müssen vorn und hinten vorhanden sein
  6. Es sollte ein erprobtes Gepäcksystem vorhanden sein dass auf diesen Sattel angepasst ist. Falls das nicht der Fall ist, oder das System dem Reiter nicht zusagt, sollen die Befestigungen so ausgeführt sein dass handelsübliche oder von einem Sattler gefertigte normale Ledertaschen leicht passend gemacht werden können
  7. Er soll einfach aufgebaut, robust, in Teilen austauschbar, witterungsbeständig, reparaturfreundlich (auch unterwegs) und leichtgewichtig sein
  8. Er soll eine gängige Reitweise unterstützen und den Reiter vom Sitz nahe ans Pferd bringen und bequem sein
  9.  Das Preis-/ Leistungsverhältnis soll stimmen.

Beim näheren Betrachten dieser Forderungen zeigt sich dass sich viele nur auf Kosten anderer realisieren lassen, was für den Interessenten eine schwierige Produktauswahl mit sich bringt, wobei er aber seine eigenen Kriterien anwenden, und die für sich und sein Pferd beste Lösung finden kann/muss

Armeesattel
              mit Gepäck

Geeignete Wanderreitsattel-Typen (Auswahl)

Um hier keine Werbung zu machen möchte ich einen Sattel vorstellen den es im Reitsporthandel schon lange nicht mehr gibt, obwohl er als Wandereitsattel in Deutschland den Referenzsattel darstellt mit dem sich alle anderen vergleichen lassen müssen: Der Deutsche Militärsattel, in riesigen Stückzahlen produziert, von Rekruten und Reitschülern gehasst, in der "schrecklichen pferdelosen Zeit" von 1955-1975 in Kammern verstaubt, von Wanderreitern für kleines Geld wiedergefunden, gepflegt und geliebt... und Vorbild für unzählige "neue" Wanderreitsättel aus Deutschland, Italien und selbst den USA.

Für ein anderes wichtiges Modellvorbild, heute aber veraltet, ist der Sattel der US-Kavallerie, der McClellan aufgeführt.

Deutscher Armeesattel (Modell 25)
Es handelt sich um einen modular auf rohhautbespanntem Holz-Stahlskelett aufgebauten großer Trachtensattel von 9.5kg Gewicht der in 5 Größen hergestellt wurde. 1 passt für Isländer, 2 für Araber, 3 für kleine und normale Warmblüter. Die Trachtenkissen sind wie Sitz und Sattelblätter abnehmbar, roßhaargepolstert und stoffbespannt

Für den heutigen Reiter ergibt sich nach obigem Kriterienkatalog folgende Bewertung:
  1. ++++ (wegen der einfachen, schlecht auf Gleichmässigkeit zu kontrollierende Füllung der Polster keine fünf)
  2. ++++ (einfach zu ändern, aber nicht jede gewünschte Form realisierbar)
  3.  ++ (Bauweise Holz-Stahl-Rohhaut: gering flexibel)
  4.  +++++ (stoffgepolsterte Sitzkissen wahrscheinlich beste Lösung, breiter Tunnel)
  5.  ++++ (sehr stabil, aber unterschiedliche Detaillösungen für Truppenteile und Umbauten existieren)
  6.  ++++ (das Gepäcksystem ist vorhanden und sehr gut, aber groß, schwer zu finden, und teuer)
  7.   +++ (ein 60 Jahre alter Sattel ist heute leider nicht mehr so robust wie zu Neuzeiten, dann hätte er 5 Sterne verdient, aber modular aufgebaut und leicht restaurierbar. Das Gewicht ist immer noch OK)
  8.   + (nicht die Stärke dieses Sattels)
  9.   +++ (es werden noch ganz gute Stücke gehandelt, die Schnäppchenpreise sind allerdings lange vorbei)
Einen unabhängig durchgeführten (nicht gesponsorten) Wanderreitsatteltest in Sinne eines Erfahrungsberichts und Gegenüberstellung finden Sie auch bei mir. Hier wird auf das Thema "Passform" näher eingegangen.

Wanderreitzäumung und Halfter

Zäumung und Zaumzeug

Die Devise ist, möglichst wenig Leder am Pferd, und Metall in Maul. Es ist gut wenn das Pferd noch ohne größere Behinderung damit fressen kann. Die Anzüge einer Kandare sollten recht kurz sein damit sie nicht schärfer als nötig ist oder irgendwo hängenbleiben und verkanten kann. Extrem kurze Anzüge sind auch zu vermeiden, weil von der Wirkung her zu "schnell" (kurzer Zügelzug= hohes Drehmoment) und unkontrollierbar. Es ist sehr gut wenn die Schenkel einer Kandare beweglich sind. Die Zungenfreiheit sollte zum Pferd passen. Zu einer Kandare gehört eine gute Kinnkette (am besten die deutschen mit breiten Gliedern die normalerweise keine Scheuerstellen verursachen).
Für nicht "kandarenreife" Pferde empfiehlt sich eine gute doppelt gebrochene Trense (KK Ausbildungsgebiß) die es heute in allen Breiten und Stärken zu kaufen gibt.
Als Kopfstück dient ein gutes Lederkopfstück mit Einohr- oder einfachem Stirnriemen ohne Kehlriemen. Beste Erfahrungen habe ich mit den spanischen Lederzaumzeugen - bloß die Schnallen rosten.
Als Zügel kann dasselbe Leder dienen oder auch eine Segelschotleine aus Baumwolle falls man die noch bekommt. Besonders Kandarenzügel sollen und dürfen schmal und fein, müssen aber trotzdem noch griffig sein. Etwas längere Zügel sind nützlich. Zierliche Messingkarabiner an beiden Enden, so kann man den Zügel auch "eben mal schnell" zum Anbinden ins Halfter oder Halsriemen klicken - natürlich nur für solche Reittiere die solch vertrauensvolle Behandlung zu schätzen wissen und nicht gleich anfangen Zugtests zu veranstalten...

Halfter/ Halsring

Wie beim Zaumzeug, sollte den ganzen Tag nichts am Pferdekpf sein was (bei evtl. schweisstreibender Arbeit) Scheuerstellen verursacht oder auch nur mehr als ein unvermeidbares Unwohlgefühl. Meine Pferde z.B. stehen auch nicht gern mit Halfter auf der Koppel - außer der Isländer, dem ist es egal. Man sollte das nehmen was individuell am besten vertragen wird. Ich habe eine sehr lange Zeit Strickhalfter bevorzugt weil sie weniger scheuern, finde aber mittlerweile im Reitsporthandel keine qualitativ hochwertige mehr. Für ein absolut anbindesicheres Pferd ist ein Knotenhalfter (Typ Parelli) eine ganz feine und edle Sache, aber als 100% hütesicher würde ich das nicht ansehen.
Zwar nicht hübsch aber praktisch, und auch von hautempfindlichen Pferden akzeptiert werden lederne Halsringe. Viele scheinen es der Anbindung am Kopf deutlich vorzuziehen. Man kann sie auch beim Reiten dranlassen. Knoten- und Nylonhalfter reiben leider oft unter Trensen. Die Idee eines "Marschhalfters" aus kombinierter Trensen-, Kandarenzäumung und Stallhalfter scheiterte wohl am Aufwand und der Fülle an (zu pflegenden, scheuerndem) Leder. Gut war die Idee an sich ja schon. Wem es auf Optik gar nicht ankommt, kann natürlich auch ein Tresengebiß in ein Halfter schnallen. Allerdings ist damit die Trensenführung kaum präzis einzustellen. Und die Schnallerei dürfte kaum schneller gehen als Auf- und Abtrensen eines kehlriemenlosen leichten Kopfstücks. Die Kopfstücke mit Kehlriemen kommen einer sicheren Quelle zufolge aus der Militärreiterei und wurden dort verwendet weil die Kelhlriemen es dem Pferd unmöglich machen das Kopfstück auszuziehen, wenn der zufußgehende Reiter es an den Zügeln hinterher zieht. So etwas soll man ja sowieso nicht machen; aber wenn man ein Kopfstück ohne Kehlriemen hat, sollte man das mit bedenken.
Vielleicht haben es diejenigen besser die gebißlos reiten. Allerdings verursachen gebißlose Zäume auch oft Scheuerstellen, besonders auf der Nase. Man kommt oft nicht umhin sie nicht so arg sensibel und damit hautschonend anwenden, denn STOP ist nun mal STOP!... Außerdem benötigen viele Pferde bei mehrstündigen Ritten einfach ein Gebiß um sie "über den Rücken" gehen zu lassen, wenn der erste Schwung verflogen ist. Ein ermüdetes Pferd ohne Gebiß welches sich auf die Hand legt ist eine Qual für den Reiter, und kann bald  Überlastungsschäden der Vorhand erleiden.
Ich habe im übrigen große Achtung vor Reitern die ihre Pferde in exzellenter Haltung über viele Stunden gebißlos reiten können, bezweifle aber dass es viele gibt die dazu in der Lage sind.

Sattel,
              Zaumzeug und Gepaeck

WANDERREITAUSRÜSTUNG

Nach den vorhin besprochenen Typen von Wanderritten ist vielleicht klar, dass es "die" optimale Ausrüstung eigentlich nicht geben kann, sondern immer nur eine am besten zum Typ des Wanderritts und der Reitweise des Reiters passende. Ich will auf dieser Seite eine spezielle für den Typ Biwakritt beschreiben, weil es mir als die anspruchsvollste, außergewöhnlichste und von dem was jedes Reitsportgeschäft bietet, am meisten unterschiedliche erscheint, und hier außerdem hier die Ausrüstung den Freiheitsgrad am meisten unterstützt, oder einfacher formuliert, die Ausrüstung zu den entscheidenden Faktoren dazugehört, was bei gewöhnlichen Ritten nicht der Fall ist.

Man kann falsch verstandenen Perfektionismus so weit treiben dass er die Aktivität behindert. Mir ist es auch schon passiert dass ich zwei Tage lang gepackt habe, weil ich erst alles zusammensuchen, manches noch säubern und reparieren, und einige Teile die fehlten oder defekt waren noch nachkaufen mußte. Nie wieder! Seitdem bemühe ich mich, bereits beim letzten Einpacken auf dem Ritt oder gleich nach Ankunft zuhause trotz Müdigkeit alles so vorzubereiten dass ich gleich wieder losreiten könnte. Fast alles ist in 60l-Alu-Kisten verpackt und muß nur ins Auto geladen werden und es kann sofort wieder losgehen - wenn's sein muss Freitagabend gleich nach der Arbeit!

Nötig und unnötig

Ich finde es oft amüsant nachzulesen was alles als Wanderreitausrüstung angeboten wird. Es gibt indes eine hervorragende Schule notwendige und nicht notwendige Teile zu trennen, und das ist die Praxis. Auf meinen Wanderritten wird nahezu jeder Ausrüstungsbestandteil täglich verwendet, sämtliche Taschen jeden Tag einmal leergeräumt. Die einzige Ausnahme von der Regel sind das Beschlagwerkzeug, die Apotheke und der Kleidersack. Auch hier ist eine sinnvolle Beschränkung angebracht: ein Pulli, eine Jacke reichen fast im ganzen Jahr. Unterwäsche und Socken kann man unterwegs an einem Rasttag auch einmal waschen (sich selbst ebenfalls)
Mit einem Troßfahrzeug  gilt diese Beschränkung natürlich nicht.
Es gibt noch einen weiteren Test. Es kommt vor dass man Dinge verliert oder im Quartier vergisst. Das muss noch nicht Zeichen von Alzheimer sein, wenn man bedenkt dass so eine Ausrüstungsliste 90-120 Positionen umfassen kann. Wenn man es aber erst nach einer halben Stunde Ritt bemerkt, und nicht selbst bereit ist zurückzulaufen und es zu holen - denn was kann das arme Pferd dafür dass es die Strecke dreimal gehen soll? - soll man es auf die Verlustliste des Wanderritts setzen und baldigst vergessen.
Bestes Mittel gegen vergessene Gegenstände ist keine Checkliste sondern eine strenge Ordnung beim Packen, immer dieselben Handgriffe - und gegen langes Suchen, kleine Dinge strikt zusammen mit großen aufzubewahren mit denen man sie gemeinsam braucht, und auch bei eiliger Benutzung nicht zu zerstreuen. In unordentlichen Bauernscheunen liegen die Hinterlassenschaften von so manchem Wanderritt...
Gegen Verlieren unterwegs (ebenfalls eine schwer ausrottbare Krankheit) hilft nur sorgfältiges, bombensicheres Packen und Blickkontrolle bei jedem Halt und Aufmerksamkeit aller Mitreiter. Ein vom Sattel auf den Weg gefallenes Seil müsste jedem nachfolgendem Reiter auffallen wie ein verlorenes Eisen.
Gegen beide Übel hilft noch Vermeiden von Außenverpackungen. Ich meine damit die Dinge die noch irgendwie "außen" befestigt werden müssen weil sie in die Satteltaschen nicht mehr hineingehen. Doch was will man machen wenn sie mit müssen? Und zu jedem Griff nach der Trinkflasche, Pulli oder Regenjacke anzuhalten und die Taschen zu öffnen ist ja auch nicht gerade praktisch. Auch mein Anbindeseil habe ich meist außen, auch weil es morgens meistens nass ist. Mit dem außen angebrachten Faltgrill stehe ich aber notorisch auf Kriegsfuß. OK, er ist ein kleines Stück "Luxus" und Lagerfeuerromantik wie die Blechtasse. Notwendig sind sie beide nicht... Für manch anderen mag die Machete diesen Zweck erfüllen. Sie ist immerhin nützlich Kokosnüsse zu spalten die man im Supermarkt bekommen hat, oder Brennholz fürs Lagerfeuer zuzubereiten. Besser wäre dazu allerdings eine einklappbare Säge. Die liegt bei mir allerdings im Auto...

Hufbeschlag

Heute ist es typischerweise nicht mehr möglich einen Wanderritt von mehr als 4-tägiger Dauer ohne Hufschutz zu machen. Trotzdem sollte man beim Pferd mit dem Beschlagen möglichst spät anfangen und im Training soviel wie möglich unbeschlagen reiten, vor allem (in Regionen mit häufigem Schneefall) über die Wintermonate. Das Wort der Alten vom Beschlag als einem "notwendigen Übel", das man auf ein notwendiges Maß beschränken sollte, gilt weiterhin und in jeder Hinsicht.
Der Hufbeschlag zum Wanderreiten muß vor allem leicht, haltbar und strapazierfähig sein, guten Griff bieten und wenig rutschen. Diese Anforderungen sind teilweise komplementär und es kann immer nur Kompromisse geben. Auch ist jedes Pferd unterschiedlich und verträgt nicht alle Arten Beschlag gleich gut.
Kunststoffe erfüllen die ersten Kriterien sehr gut, sind aber für Pferde ab 500kg und unregelmässigem Hufabrieb, oder solche die schon unbeschlagen schlecht gehen eher ungeeignet. Generell rutschen sie leicht, besonders auf Gras oder Felsboden (am schlimmsten wenn sie feucht sind).
Man muß wissen was für ein Geläuf einen auf dem Wanderritt erwartet, und den Beschlag entsprechend einrichten. Für lange Ritte auf anspruchsvollem Boden zur Sommerzeit, auch um felsige und gefährliche Passagen meistern zu können, sind mir Profileisen am liebsten die im Zehen- und Eckbereich zum Einschlagen von Widiastiften abgeflacht sind. Diese Beschläge sind haltbar, relativ leicht und gut rutschsicher. Deshalb sollte man auf Asphalt mit ihnen nicht traben. Genügt diese Art von Gleitschutz nicht, muss man zu (Einschraub-) Stollen greifen. Mit denen muss auf harten Böden noch vorsichtiger geritten werden. Auf kurzen Ritten in felsige Gegenden habe ich mit Alubeschläge (breite Stege, in der Zehe eingelassener Griff) excellente Erfahrungen gemacht. Jedoch ist die Lebensdauer nur halb so lang wie beim gleichbreiten Eisen-Eisen.
Bezüglich Hufeinlagen gibt es schon immer verschiedene Ansichten unter den Reitern. Heutzutage werden von Distanzreitern viel Kunststoffeinlagen mit Silikonfüllung verwendet, besonders wenn auf steinigem Boden geritten wird. Für den Wanderreiter dürfte dies unnötig sein, da er bei steinigem Boden langsamer reitet. Außerdem ist die Haltbarkeit über Wochen und viele KM fraglich, desgleichen das Gewicht und die Frage der Wärmeabführung, da die Hufsohle nicht mehr atmen kann. Besser dürften da wohl die traditionellen Lederplatten mit Wergfüllung sein, jedoch können sich auch hier Eisen lockern, die Füllung herausfallen, sich Steinchen festsetzen und Huflahmheit verursachen u.v.m. Ein guter Kompromiss scheinen die netzartigen Kunststoffplatten ohne jede Füllung sein. Hinreichend stabil für felsigen Boden sind sie. Ritte bis 700km Länge haben sie bei mir durchgehalten. Bei allen Einlagen ist zu beachten, dass ihre Verwendung aufs absolut notwendige reduziert werden muß, da sie die Hufsohle verweichlichen und auf lange Sicht druckempfindlich machen, was dem Prinzip des Trainings zuwiderläuft. Der Satz "Wenn einmal Platten, dann immer" bringt das auf die knappe Formel. Gerade so soll es ja nicht sein!
All diese Sonderbeschläge sind schwieriger herzustellen bzw. anzupassen als gewöhnliche, und nicht jeder Schmied hat das Material auf Lager. Daher ist es gut, sich schon früh mit seinem Schmied über das geplante Vorhaben zu besprechen, zumal er am besten beurteilen dürfte wie das betreffende Pferd zu beschlagen ist. Der angehende Wanderreiter ist übrigens bestens beraten jedes Mal beim Beschlagen seines Pferdes selbst aufzuhalten. Beim Beobachten und den hierbei sich ergebenden Gesprächen gibt es unendlich viel zu lernen. Er sollte ferner das Entfernen von Eisen, das Ersetzen eines Nagels sowie das Neubefestigen eines vorhandenen Eisens in die alten Löcher unter Anleitung üben, da er es früher oder später auf einem Wanderritt brauchen wird, und diese Arbeiten am besten und schnellsten sogleich bei Notwendigkeit verrichtet werden, und nicht erst das Pferd auf drei Hufeisen weiterreiten, bis evtl. ein regulärer Hufschmied gefunden ist.
Er sollte Notbeschlagswerkzeug mitnehmen, um diese Handgriffe ausführen zu können. Ich empfehle die SCHRÄDER-Zange oder die italienische TOT-ONE (kann der Hufschmied besorgen). Ich selbst bin jahrelang mit frischem Beschlag ohne jedes Werkzeug aufgebrochen. Ersteres ist sehr zu empfehlen - letzteres nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: irgendein Hammer und irgendeine Zange bekommt man immer geliehen, auch wenn es mit Spezialwerkzeug (auch dem Notbeschlagswerkzeug) wesentlich besser geht. Was man garantiert nirgendwo bekommt sind Hufnägel. Einmal (1996) verlor meine Stute Ligeira nach 320 von 400km ein Vordereisen. Ich musste mir Werkzeug leihen und richtete das verbogene Eisen auf einem Stein. Danach klopfte ich die schon sehr abgelaufenen, durch das Abtreten korkenzieherartig verbogenen Hufnägel gerade (!) und schlug das Eisen wieder auf, unter Verzicht auf die dicke Lederplatte, wodurch ich die erforderliche Freiheit zum Umnieten gewann. Das Eisen hielt zuhause noch 2 Wochen. Wiederholen möchte ich das Prozedere nicht, wenn ich es vermeiden kann. In der abgelegenen Region wo dies passierte hätte mich Herumtelefonieren und Warten auf den Hufschmied sicher einen Reisetag gekostet. Weiteres zum Thema Hufschutz und Hufbeschlag habe ich hier beschrieben.

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